Montazami, Y: Der schönste Tag
Behruz ist ein marxistischer Intellektueller, der als "echter Revolutionär" nicht für seinen Lebensunterhalt arbeitet, sondern sich seiner Dissertation über Karl Marx widmet. In der Pariser Wohnung finden politische Flüchtlinge aus dem Iran - vom radikalen...
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Produktinformationen zu „Montazami, Y: Der schönste Tag “
Klappentext zu „Montazami, Y: Der schönste Tag “
Behruz ist ein marxistischer Intellektueller, der als "echter Revolutionär" nicht für seinen Lebensunterhalt arbeitet, sondern sich seiner Dissertation über Karl Marx widmet. In der Pariser Wohnung finden politische Flüchtlinge aus dem Iran - vom radikalen Linken bis zur bourgeoisen Ehefrau eines hohen Militärs - eine Bleibe. Behruz' Reisen in seine Heimat skizzieren ein Portrait der Geschichte des Landes von der Herrschaft des Schahs bis zur islamischen Revolution und der Zeit bis zu seinem Tod im Jahr 2006. Nach der Trennung von seiner Frau Zarah kehrt Behruz in den Iran zurück und sieht sich konfrontiert mit dem Schicksal seiner ehemaligen Genossen. Schwerkrank kommt er wieder nach Paris, wo Yassaman ihn in seiner letzten Zeit begleitet.In ihrem autobiografischen Debütroman erzählt Yassaman Montazami in klarer, gefühlvoller Sprache von dem Leben ihres charismatischen Vaters Behruz und ihrer eigenen Kindheit in einem exzentrischen Umfeld.
Lese-Probe zu „Montazami, Y: Der schönste Tag “
In den Anfangstagen des Sommers 2006 reiste mein Vater von Teheran nach Paris, um seinen in Kürze ablaufenden Aufenthaltstitel für Frankreich verlängern zu lassen. Angesichts meiner Verwunderung über einen Schritt, dessen Sinn sich mir nicht erschloss, da mein Vater sechs Jahre zuvor endgültig in den Iran zurückgekehrt war, hatte er mir erklärt, dass dieses Dokument zehn Jahre gültig sein und ihm folglich behördliche Scherereien ersparen würde, weil er nicht jedes Mal ein Visum beantragen müsse, wenn er uns, meinen Bruder und mich, besuchen kommen wolle. Er versetzte sich in die Zukunft. Nicht wissend, dass er keine mehr hatte.Als ich am Tag vor seiner Ankunft auf der Couch meines Psychoanalytikers lag, entfuhr mir ein merkwürdiger Satz, der auch mich erstaunte, weil er gar nicht aus meinem Munde gekommen schien: Bald stirbt jemand. Ein paar Minuten verstrichen, während ich mich fragte, wem die Stunde wohl bald schlagen würde, und plötzlich hörte ich mich sagen: Damit ist mein Vater gemeint. Da die Sitzung auf ihr Ende zuging, verabschiedete ich mich mit diesen Worten von meinem Psychoanalytiker. Der Ferien wegen würden wir uns erst in einigen Wochen wieder sehen.
Tags darauf, mein Vater war erst wenige Stunden zuvor bei meiner Mutter zuhause eingetroffen, rief sie mich an und teilte mir mit: Behruz gehts nicht gut. Er hatte heftige Leibschmerzen. Der Arzt hatte ihm kurz zuvor zwar Beruhigungsmittel verordnet, jedoch auch zu gründlichen Untersuchungen geraten. Komm schnell!, bat mich meine Mutter noch.
In dem Augenblick, in dem ich auf den Klingelknopf drückte, war ich mir sicher: Ein einziger Blick würde mir genügen, um zu erkennen, ob mein Vater leben oder sterben würde. So wie die Hellseher und Wahrsager der Antike in den dampfenden Eingeweiden von Opfertieren lasen, würde ich dieses Omen von seinen Gesichtszügen ablesen.
Meine Mutter öffnete mir und bat mich wortlos herein. Ich folgte ihr in das Zimmer, in dem mein Vater lag. Tatsächlich genügte mir ein
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Blick, um zu sehen, dass er dem Tod geweiht war. Der Schmerz hatte sein Gesicht bis zur Unkenntlichkeit verzerrt. Dennoch begrüßte ich meinen Vater ungezwungen, mit schriller Stimme, deren gespielte Unbekümmertheit mich beschämte. Mein Vater richtete sich auf und lächelte mich an. Ich trat an sein Bett und wir schlossen einander in die Arme. Dann, instinktiv wohl, küsste ich ihn auf die Stirn, schien mich schon jetzt von ihm zu verabschieden.
Zwei Monate später ruhte seine Asche auf dem Grund einer Urne im Kolumbarium des Friedhofs Père Lachaise.
Mein Vater ist tot, waren meine ersten Worte beim nächsten Treffen mit meinem Psychoanalytiker.
Zwei Monate später ruhte seine Asche auf dem Grund einer Urne im Kolumbarium des Friedhofs Père Lachaise.
Mein Vater ist tot, waren meine ersten Worte beim nächsten Treffen mit meinem Psychoanalytiker.
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Autoren-Porträt von Yassaman Montazami
Jutta Himmelreich, geb. 1957, ist als Literaturübersetzerin, Dolmetscherin und Autorin in den Sprachen Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch und Farsi tätig und seit 1990 als Diplomatin im Dienste der Weltliteratur im Einsatz. Sie legt den Schwerpunkt ihrer Arbeit auf die Förderung und Verbreitung von Literatur aus Afrika, Asien und Lateinamerika.
Bibliographische Angaben
- Autor: Yassaman Montazami
- 2013, 1. Aufl., 143 Seiten, mit Abbildungen, Maße: 12,1 x 19 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Übersetzung: Himmelreich, Jutta; Illustration: Dautier, Ina
- Übersetzer: Jutta Himmelreich
- Verlag: Sujet Verlag
- ISBN-10: 3944201183
- ISBN-13: 9783944201184
Rezension zu „Montazami, Y: Der schönste Tag “
geradlinig und bewegend (Madame)Ein echtes Lese-Glückserlebnis (Témoignage chrétien)
Das Portrait eines vergangenen Iran, einer gestürzten Bourgeoisie, einer verlorenen Generation (Critiques Littéraire)
Kommentar zu "Montazami, Y: Der schönste Tag"
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