Der schreckliche Anfang
Violet, Klaus und Sunny kommen in das düstere Haus von Graf Olaf, einem entfernten Verwandten. Doch dieser entpuppt sich bald als ekliges Scheusal und einer der sechs schlimmsten Bösewichter der Welt. Zusammen mit seinen Kumpanen heckt er einen perfiden...
Violet, Klaus und Sunny kommen in das düstere Haus von Graf Olaf, einem entfernten Verwandten. Doch dieser entpuppt sich bald als ekliges Scheusal und einer der sechs schlimmsten Bösewichter der Welt. Zusammen mit seinen Kumpanen heckt er einen perfiden Plan aus. Kann er sich das Vermögen der Kinder unter den Nagel reißen?
Diese fantastische Geschichte wurde bezaubernd und opulent verfilmt mit Jim Carrey, Jude Law, Meryl Steep u.v.a.!
''Lemony Snicket ist Amerikas Antwort auf Joanne K. Rowling und Harry Potter''
Buchreport
Lemony Snicket ist das Pseudonym eines angesehenen amerikanischen Autors, der in New York lebt. Seine wahre Identität ist ebenso geheimnisvoll wie das abenteuerliche Leben seiner drei Helden.
Derschreckliche Anfang von Lemony Snicket
LESEPROBE
Wenn du gern Geschichten mit einem Happy End liest, solltest dulieber
zu einem anderen Buch greifen. In diesem gibt es kein Happy End,auch
keinen glücklichen Anfang und nur wenig Erfreuliches mittendrin.Das
liegt einfach daran, dass sich im Leben der drei Baudelaire-Kinder
wenig Erfreuliches zugetragen hat. Violet, Klaus und Sunny warenklug,
charmant und einfallsreich, sie sahen reizend aus, aber sie hatten
äußerst wenig Glück. Im Gegenteil: Fast alles, was ihnen zustieß,
strotzte nur so vor Unheil, Elend und Verzweiflung. Es tut mirLeid,
das sagen zu müssen, aber so war es nun einmal.
Ihr Unglück begann eines Tages an der Kahlen Küste. Die dreiBaudelaire-Kinder
lebten mit ihren Eltern in einer riesigen Villa mitten in einerdreckigen
und geschäftigen Stadt, und gelegentlich erlaubten ihnen dieEltern,
ganz allein mit einer rachitischen Straßenbahn - das Wort»rachitisch«
bedeutet hier, wie du wahrscheinlich weißt, »wackelig« oder »kurz
davor zusammenzubrechen« - ans Meer zu fahren, wo sie eine ArtFerientag
verbringen durften, wenn sie nur rechtzeitig zum Abendessen nachHause
kämen. Der Vormittag, von dem hier die Rede sein soll, war grauund
wolkenverhangen, was die Baudelaire-Kinder aber kein bisschenstörte.
An heißen und sonnigen Tagen war die Kahle Küste von Touristenübervölkert,
und es war unmöglich, einen guten Platz zu finden, wo man seineDecke
ausbreiten konnte. An grauen und wolkenbedeckten Tagen hatten die
Baudelaire-Kinder dagegen den Strand ganz für sich und konntentun,
was sie wollten.
Violet Baudelaire, die Älteste, ließ gern Steine übers Wasserhüpfen.
Wie die meisten Vierzehnjährigen war sie Rechtshänderin. Daherhüpften
die Steine viel weiter über das trübe Wasser, wenn Violet dierechte,
als wenn sie die linke Hand nahm. Während sie Steine hüpfen ließ,
blickte sie zum Horizont hinaus und dachte über eine Erfindungnach,
die sie machen wollte. Jeder, der Violet gut kannte, konnte sehen,
dass sie angestrengt nachdachte, denn sie hatte ihr langes Haarmit
einem Band zusammengebunden, um es aus den Augen zu halten. Violet
war genial darin, merkwürdige Geräte zu erfinden und zu bauen.Darum
gingen ihr häufig Bilder von Flaschenzügen, Hebeln und Zahnrädern
durch den Kopf, und sie wollte davon nicht durch so etwasNebensächliches
wie ihre Haare abgelenkt werden. An diesem Vormittag grübelte sie
darüber nach, wie sie eine Maschine konstruieren könnte, die einen
Stein wieder zurückholte, den man ins Meer hatte hüpfen lassen.
Klaus Baudelaire, das mittlere der Kinder und der einzige Junge,hatte
Spaß daran, Tiere in den Wassertümpeln zu untersuchen, die beiEbbe
zurückgeblieben waren. Er war etwas über zwölf Jahre alt und trug
eine Brille, was ihn intelligent aussehen ließ. Er war aber auchintelligent.
Die Baudelaire-Eltern hatten eine eindrucksvolle Bibliothek inihrer
Villa, einen Raum, angefüllt mit Tausenden von Büchern zu fastjedem
Thema. Da Klaus erst zwölf war, hatte er natürlich noch nicht alle
Bücher in dieser Bibliothek gelesen, aber doch eine ganze Reihe,und
er hatte aus seiner Lektüre eine Fülle von Informationen behalten.
Er wusste, wie man einen Alligator von einem Krokodilunterscheidet.
Er wusste, wer Julius Caesar umgebracht hat. Und er wusste eineMenge
über die winzigen, schleimigen Tiere, die an der Kahlen Küste zufinden
waren und die er jetzt gerade beobachtete.
Sunny Baudelaire, die Jüngste, hatte die Angewohnheit, in Sachenzu
beißen. Sie war noch ein Kleinkind und winzig für ihr Alter, kaum
größer als ein Stiefel. Was ihr an Körpergröße fehlte, machte sie
jedoch wett durch die Größe und Schärfe ihrer vier Zähne. Sunnywar
in dem Alter, in dem man überwiegend in einer Folge unverständlicher
Kreischlaute spricht. Wenn sie nicht gerade die wenigen richtigen
Wörter in ihrem Wortschatz wie »Flasche«, »Mami« und »beißen«benutzte,
hatten die meisten Menschen Schwierigkeiten zu verstehen, was sie
sagen wollte. An diesem Vormittag wiederholte sie zum Beispielimmer
wieder »Gack«, was vermutlich bedeutete: »Seht nur, diegeheimnisvolle
Gestalt, die aus dem Nebel auftaucht!«
Ganz richtig, in der Ferne konnte man auf dem dunstigen Strand der
Kahlen Küste eine große Gestalt ausmachen, die auf dieBaudelaire-Kinder
zustrebte. Sunny hatte sie schon eine Zeit lang kreischendangestarrt,
als Klaus von der stachligen Krabbe, die er beobachtete,aufblickte
und sie ebenfalls sah. Er langte zu Violet hinüber, berührte sieam
Arm und riss sie aus ihren Erfinderüberlegungen heraus.
»Schau dir das an«, sagte Klaus und zeigte auf die Gestalt. Siekam
näher, und die Kinder konnten schon ein paar Einzelheitenerkennen.
Sie hatte in etwa die Größe eines Erwachsenen, nur der Kopf warunförmig
und ziemlich eckig.
»Wofür hältst du das?«, fragte Violet.
»Ich weiß nicht«, sagte Klaus und kniff die Augen zusammen, »aberes
scheint sich geradewegs auf uns zuzubewegen.«
»Wir sind allein am Strand«, sagte Violet ein wenig ängstlich. »Es
gibt sonst niemanden, auf den es sich zubewegen könnte.« Siefühlte
den flachen, glatten Stein in der linken Hand, den sie gerade soweit
wie möglich hüpfen lassen wollte. Sie hatte den plötzlichenEinfall,
ihn auf die Gestalt zu werfen, weil sie so Furcht erregend wirkte.
»Sie scheint nur so schrecklich«, sagte Klaus, als könnte er dieGedanken
seiner Schwester lesen, »weil es so neblig ist.«
So war es. Als die Gestalt bei ihnen war, stellten sie zu ihrerErleichterung
fest, dass es ganz und gar nichts Fürchterliches war, sondernjemand,
den sie kannten: Mr. Poe. Er war ein Freund von Mr. und Mrs.Baudelaire,
den die Kinder häufig bei Einladungen zum Abendessen getroffenhatten.
Was die Kinder an ihren Eltern wirklich schätzten, war, dass sieihre
Kinder nicht wegschickten, wenn sie Besuch hatten, sondern ihnengestatteten,
bei den Erwachsenen am Tisch zu bleiben und sich an den Gesprächen
zu beteiligen, solange sie nur beim Abräumen halfen. Die Kindererinnerten
sich an Mr. Poe, weil er immer erkältet war und sich bei Tischständig
entschuldigte, um ins Nebenzimmer zu gehen und sich auszuhusten.
© Goldmann Verlag
Übersetzung: Klaus Weimann
- Autor: Lemony Snicket
- 2004, 8. Aufl., 166 Seiten, mit Abbildungen, Maße: 13 x 19,3 cm, Gebunden, Deutsch
- Aus d. Amerikan. v. Klaus Weimann
- Übersetzer: Klaus Weimann
- Verlag: MANHATTAN
- ISBN-10: 344254579X
- ISBN-13: 9783442545797
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
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