Der siebzehnte Engel
Roman
Buenos Aires Stadt des Tango, des Todes und der Korruption. Hier ist niemand, was er zu sein vorgibt. Comisario Fortunato steht vor der Pensionierung, als er den Mord an einem
US-Schriftsteller aufklären soll. Doch kein Mensch scheint an der...
US-Schriftsteller aufklären soll. Doch kein Mensch scheint an der...
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Produktinformationen zu „Der siebzehnte Engel “
Buenos Aires Stadt des Tango, des Todes und der Korruption. Hier ist niemand, was er zu sein vorgibt. Comisario Fortunato steht vor der Pensionierung, als er den Mord an einem
US-Schriftsteller aufklären soll. Doch kein Mensch scheint an der Aufklärung wirklich interessiert. Dabei weiß der Comisario längst, wer der Mörder ist. Was er nicht weiß: Warum und von wem er zu der Tat getrieben wurde... »Ein starker, beunruhigender Roman. Fortunato ist eine unvergessliche Figur ein im Kern anständiger Mensch, der von widersprüchlichen Gefühlen zerrissen wird.« (Sunday Telegraph)
US-Schriftsteller aufklären soll. Doch kein Mensch scheint an der Aufklärung wirklich interessiert. Dabei weiß der Comisario längst, wer der Mörder ist. Was er nicht weiß: Warum und von wem er zu der Tat getrieben wurde... »Ein starker, beunruhigender Roman. Fortunato ist eine unvergessliche Figur ein im Kern anständiger Mensch, der von widersprüchlichen Gefühlen zerrissen wird.« (Sunday Telegraph)
Lese-Probe zu „Der siebzehnte Engel “
Roger Waterburys Leiche war im vergangenen Oktober in einem qualmenden Ford Falcon am Stadtrand von Buenos Aires gefunden worden, im Wagen verstreut sechs Bodypacks Kokainhydrochlorid, im Schädel des Toten ein 9-Millimeter-Projektil. So fingen solche Geschichten oft an, und so hörten sie meistens auch gleich wieder auf. Da es sich bei dem Opfer aber diesmal um einen Nordamerikaner handelte, entwickelte sich sein gewaltsames Ende bei den Gesprächen zwischen der Botschaft der USA und dem argentinischen Justizministerium nach und nach zum Dauerthema. Den ganzen gnadenlos heißen argentinischen Sommer hindurch hatten sich die Politiker die Angelegenheit wie einen Fußball hin und her geschoben, bis es darüber Herbst geworden war. Jetzt schickten die Gringos einen ihrer eigenen Leute herunter, um Ermittlungen anzustellen, und Comisario Fortunato von der Buenos Aires Brigada de Investigaciones sollte ihm dabei die nötige Hilfe und Unterstützung zukommen lassen.Fortunato seufzte tief, zündete die Votivkerze für seine Frau an und stellte sie behutsam auf die Fensterbank. Er warf einen Blick auf seine Uhr. Die Untergangsstimmung, die er seit Marcelas Tod vor drei Wochen kaum noch abschütteln konnte, überfiel ihn aufs Neue, verstärkt heute noch durch die monotone Wolkendecke, die wie eine drakonische Strafmaßnahme über der Stadt hing. Er klopfte sich ein paar Flocken Zigarettenasche von seinem Sportsakko und griff nach den Autoschlüsseln.
Der Auftrag deprimierte ihn. Er wusste, dass die Ermittlung bloße Augenwischerei war, ein politisches Beschwichtigungsmanöver, abgesegnet von seinem Vorgesetzten. Er wusste, dass man ihn nur aus einem einzigen Grund mit dem Fall betraut hatte: damit er den Mörder eben nicht fand. Das wusste er deshalb so genau, weil er selbst derjenige gewesen war, der Waterbury die tödliche Kugel in die Schläfe gejagt hatte.
Comisario Miguel Fortunato hatte das Gesicht eines müden, geschlagenen Engels, eines Mannes, der auf der Rennbahn zu oft aufs
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falsche Pferd gesetzt hat und seiner Lügen überdrüssig war. Ein breites, weiches Gesicht mit stoppeligen Wangen, aus dem alles menschliche Leid zu sprechen schien, beherrscht von einem buschigen, traurig herabhängenden Schnurrbart. Seine großen dunklen Augen strahlten eine tiefe Melancholie aus, genau wie seine sanfte, höfliche Stimme, und meistens genügten ein Blick und wenige Worte, um noch die verzweifeltste oder unvernünftigste Seele zu trösten. Wegen seiner frommen Miene wurde er im Dezernat oft herangezogen, wenn es um besonders heikle Probleme ging: Er nahm die Angehörigen in Empfang, die einen Toten identifizieren mussten, und strich vom Bestattungsunternehmer, den er ihnen empfahl, zehn Prozent Provision ein. Er erläuterte den Geschäftsleuten im Viertel die Vorteile, sich gegen ein entsprechendes Entgelt des außerdienstlichen Schutzes durch die Polizei zu versichern. Während er auf der Karriereleiter Sprosse um Sprosse nach oben stieg, war Fortunato bei dem Spiel "guter Bulle, böser Bulle" zwangsläufig die Rolle des Guten zugefallen, und genau so sah er sich auch selbst: als guten Polizisten, als Freund und Helfer. Nach Jahrzehnten im Dienst war sein welliges, einstmals kastanienbraunes Haar stahlgrau geworden, und seine Züge hatten einen hypnotisierenden Ausdruck fast religiösen Ernstes angenommen. Es war ein Gesicht, das zur Beichte einlud, genau wie das der trauernden Muttergottes.
Fortunate öffnete das Garagentor und blickte nachdenklich die Straße auf und ab. Ein Nachbar unterhielt sich mit seinen beiden halbwüchsigen Söhnen, aber als er zu ihnen hinübersah, verstummten sie sofort. Er setzte den Wagen, einen neueren Fiat Uno mit gefälschten Papieren und einem getürkten Kaufvertrag, an den er über Polizeikontakte herangekommen war, zurück auf den Bürgersteig, machte das Blechtor wieder zu und fuhr los. Zu beiden Seiten pressten sich die Fronten der kleinen Häuschen von Villa Luzuriaga dicht an dicht an ihm vorbei, die Fenster vergittert, die Mauern mit Glasscherben gespickt.
Fortunato wäre lieber zu Hause geblieben. Er dachte nicht gern an den Waterbury-Mord. Es war nicht seine Art, sich zu beklagen, aber dieser Fall war ein harter Brocken, an dem er sich leicht die Zähne ausbeißen konnte. Einen Tag nach der Tat war bei Marcela Krebs festgestellt worden, wenige Monate später war sie gestorben. Für Fortunato waren die beiden Ereignisse untrennbar miteinander verknüpft. Er war kein abergläubischer Mensch, und mit Ideen wie Karma oder Schicksal konnte er nicht viel anfangen, aber für ihn als Polizisten, als Kripobeamten ließen sämtliche Beweise, die ihm vorlagen, nur den einen Schluss zu, dass sie ein und denselben Fall betrafen: den Fall Miguel Fortunato.
Niemand konnte sich erinnern, wie lange es das La Gloria schon gab. Neben einem unverputzten Backsteinbau, in dem eine illegale Autowerkstatt betrieben wurde, gestrandet in den heruntergekommenen Außenbezirken von San Justo hatte das Lokal die Jahrzehnte fast unverändert überdauert, auch wenn die Zeit und der Qualm unzähliger Zigaretten auf der dunklen Holzvertäfelung ihre Spuren hinterlassen hatten. Unter einem Foto der argentinischen Fußballnationalmannschaft von 1978 rumpelte ein altersschwacher Kühlschrank aus Holz vor sich hin. Die Decke verlor sich in einer Höhe von sieben Metern über den grün gestrichenen Wänden. Es roch nach Staub und Bohnerwachs. Aus den Lautsprechern träufelten die Anfangsakkorde von "Tabaco". Fortunatos Vorgesetzter Leon Bianco mochte das Lokal, weil hier rund um die Uhr ein Tango-Sender lief und er in seiner Freizeit auch gern selbst einmal einen Tango zum Besten gab. Daher auch sein Spitzname: El Tangmro.
Gleich beim Eingang saßen vier alte Männer beim Kartenspielen, vor sich auf dem Tisch leere Bierflaschen und kleine Häufchen aus getrockneten Kidney-Bohnen. Sie sahen hoch, als Fortunato hereinkam. "Miguelito!", sagte einer von ihnen."Na, was macht die Kunst, alter Knabe?" Fortunato begrüßte ihn mit einem Kuss auf die Wange, sagte den Mitsp
Fortunate öffnete das Garagentor und blickte nachdenklich die Straße auf und ab. Ein Nachbar unterhielt sich mit seinen beiden halbwüchsigen Söhnen, aber als er zu ihnen hinübersah, verstummten sie sofort. Er setzte den Wagen, einen neueren Fiat Uno mit gefälschten Papieren und einem getürkten Kaufvertrag, an den er über Polizeikontakte herangekommen war, zurück auf den Bürgersteig, machte das Blechtor wieder zu und fuhr los. Zu beiden Seiten pressten sich die Fronten der kleinen Häuschen von Villa Luzuriaga dicht an dicht an ihm vorbei, die Fenster vergittert, die Mauern mit Glasscherben gespickt.
Fortunato wäre lieber zu Hause geblieben. Er dachte nicht gern an den Waterbury-Mord. Es war nicht seine Art, sich zu beklagen, aber dieser Fall war ein harter Brocken, an dem er sich leicht die Zähne ausbeißen konnte. Einen Tag nach der Tat war bei Marcela Krebs festgestellt worden, wenige Monate später war sie gestorben. Für Fortunato waren die beiden Ereignisse untrennbar miteinander verknüpft. Er war kein abergläubischer Mensch, und mit Ideen wie Karma oder Schicksal konnte er nicht viel anfangen, aber für ihn als Polizisten, als Kripobeamten ließen sämtliche Beweise, die ihm vorlagen, nur den einen Schluss zu, dass sie ein und denselben Fall betrafen: den Fall Miguel Fortunato.
Niemand konnte sich erinnern, wie lange es das La Gloria schon gab. Neben einem unverputzten Backsteinbau, in dem eine illegale Autowerkstatt betrieben wurde, gestrandet in den heruntergekommenen Außenbezirken von San Justo hatte das Lokal die Jahrzehnte fast unverändert überdauert, auch wenn die Zeit und der Qualm unzähliger Zigaretten auf der dunklen Holzvertäfelung ihre Spuren hinterlassen hatten. Unter einem Foto der argentinischen Fußballnationalmannschaft von 1978 rumpelte ein altersschwacher Kühlschrank aus Holz vor sich hin. Die Decke verlor sich in einer Höhe von sieben Metern über den grün gestrichenen Wänden. Es roch nach Staub und Bohnerwachs. Aus den Lautsprechern träufelten die Anfangsakkorde von "Tabaco". Fortunatos Vorgesetzter Leon Bianco mochte das Lokal, weil hier rund um die Uhr ein Tango-Sender lief und er in seiner Freizeit auch gern selbst einmal einen Tango zum Besten gab. Daher auch sein Spitzname: El Tangmro.
Gleich beim Eingang saßen vier alte Männer beim Kartenspielen, vor sich auf dem Tisch leere Bierflaschen und kleine Häufchen aus getrockneten Kidney-Bohnen. Sie sahen hoch, als Fortunato hereinkam. "Miguelito!", sagte einer von ihnen."Na, was macht die Kunst, alter Knabe?" Fortunato begrüßte ihn mit einem Kuss auf die Wange, sagte den Mitsp
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Autoren-Porträt von Stuart Archer Cohen
Regina Rawlinson, geboren 1957 in Bochum, studierte Anglistik, Amerikanistik und Germanistik sowie Literarisches Übersetzen aus dem Englischen. Seit 1988 übersetzt sie englische Belletristik ins Deutsche, u. a. Peter Carey, John le Carré und Lauren Weisberger. Sie ist Lehrbeauftragte für Literarisches Übersetzen an der LMU München und Vorsitzende des Münchner Übersetzer-Forums e.V .. Sie erhielt mehrere Arbeitsstipendien des Deutschen Übersetzerfonds e.V. , unter anderem für Zurück auf Glück von Patricia Marx. 2011 wurde ihr zudem das Arbeitsstipendium des Freistaates Bayern für literarische Übersetzerinnen und Übersetzer gewährt. Regina Rawlinson lebt in München.
Bibliographische Angaben
- Autor: Stuart Archer Cohen
- 2008, 1, 413 Seiten, Maße: 14,5 x 22 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzung: Rawlinson, Regina
- Übersetzer: Regina Rawlinson
- Verlag: MANHATTAN
- ISBN-10: 3442546303
- ISBN-13: 9783442546305
Rezension zu „Der siebzehnte Engel “
"Komplex, intelligent, aufregend. Stuart Archer Cohen verdient für sein Talent und seinen Ehrgeiz die Bestnote."
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