Der tierische Struwwelpeter

Erwin Grosche, geb. 1955 in Anröchte bei Berge. Der Kleinkünstler, Schauspieler und Autor schreibt unter anderem Geschichten und Lieder für 'Die Sendung mit der Maus'. Erwin Grosche lebt mit seiner Familie in Paderborn.Sara Ball wurde 1944 in München geboren. Zeichnen und Malen hat sie sich selbst beigebracht. Bevor sie sich dem Bilderbuch zuwandte, absolvierte sie eine Lehre als Schaufenstergestalterin. Schon 1961 erschien ihr erstes Bilderbuch. Von 1962 bis 1970 arbeitete Sara Ball als wissenschaftliche Zeichnerin an der Prähistorischen Staatssammlung und beim Landesamt für Denkmalspflege in München. Seit 1971 ist sie freischaffende Künstlerin und hat seitdem mehr als 100 Kinderbücher illustriert.Hoffmann, Heinrich, geb. 13.06.1809 Frankfurt am Main; gest. 20.9.1894 Frankfurt am Main Der Sohn eines Architekten und städtischen Bauinspektors studierte Medizin in Heidelberg und Halle. Nach der Promotion (1833) und einem Fortbildungsaufenthalt in Paris errichtete er 1835 eine Praxis in Frankfurt/M. und wurde Leicheninspektor in Sachsenhausen. Von 1844-51 war er Anatomiedozent am Senckenbergischen Institut. In dieser Zeit beteiligte er sich an einer Armenklinik und wirkte an der Gründung eines 'Ärztlichen Vereins' mit; 1848 saß er als bürgerlicher Liberaler im Frankfurter 'Vorparlament'. Von 1851-88 war er als leitender Arzt in der 'Anstalt für Irre und Epileptische' tätig; er erwarb sich beachtliche Verdienste um die Entwicklung der Jugendpsychiatrie.

Gabriele Hoffmann, Harry & Pooh 2007/2008"Der ""Struwwelpeter"" hat eine umfangreiche Rezeptionsgeschichte erfahren. Eine lange Geschichte von vermeintlichen Richtigstellungen, Nachahmungen, Parodien bis hin zum Anti-Struwwelpeter. Sogar einen zum Löwen mutierten Struwwelpeter gab es schon, Aber nicht einen solch schönen und witzigen, der zudem gar nicht der schwarzen Pädagogik, sondern viel mehr der unterhaltsam-ironischen Reformideen des Struwwelpeter-Erfinders Heinrich Hoffmann gerecht wird. ""Pfui"" muss also niemand mehr rufen, denn der krallige Löwe stellt uns eher die Frage: Wohin nur mit meiner Mähne. So genial werden die einzelnen Figuren von Sara Ball in Tiere ausgetauscht, dass man meinen könnte: So und nicht anders muss es sein! Den bösen Friederich etwa als Bären darzustellen leuchtet unmittelbar ein, denn um genau diese bärige Mischung aus übermütiger Tapsigkeit und bissiger Wut geht es hier. Für Kinder ist das viel einleuchtender als ein um sich schlagender Junge. Die Bären-Interpretation kommt hier von der Grafikerin Sara Ball; den schwarzen Buben hat dagegen ebenso genial schon der Textautor Erwin Grosche zum schwarzen Schaf gemacht. Na, und welches Tier hat die besten Daumen zum Lutschen? Genau, ein Frosch. Und auch beim Zappelphilipp muss man eigentlich gar nicht lange überlegen: Das kann natürlich nur ein kleines Äffchen sein. Die Bildkompositionen von Heinrich Hoffmann hat Sara Ball so überpointiert beibehalten, dass Betrachter, die das Buch gedankenlos durchblättern, den Unterschied erst gar nicht merken. Nur ganz kleine Details sind verändert, und natürlich die Gesichter, und schon ist alle unangenehme Moralinsäuerlichkeit verflogen; denn Tiere galten schon in den alten Fabeln als die besseren Figuren, uns allzu menschliche Schwächen einleuchtend vorzuführen. Grosches Umdichtung verändert am Text von Hoffmann sehr viel