Der über Leichen geht

Über sieben Millionen Menschen haben allein in Deutschland die »Körperwelten«-Ausstellungen des Gunther von Hagens besucht, rund um den Globus zogen sie 14 Millionen Besucher an. Hunderttausende Kataloge sind dabei verkauft worden, in denen der Erfinder der Plastination sein angeblich rein aufklärerisches Anliegen erläutert und auf die Freiwilligkeit seiner Körperspender verweist. Doch bis heute ist der Medienstar und Multimillionär kritischen Fragen nach der konkreten Herkunft seiner präparierten Leichen immer wieder ausgewichen. Stammen die Körper, die in seiner Fabrik im chinesischen Dalian verarbeitet werden, von Hinrichtungen in Gefangenenlagern? Wieso landet ein Toter aus Nowosibirsk nicht in seinem Grab, sondern gegen die Interessen der Familie bei von Hagens Firma in Heidelberg? Über zwei Jahre sind die Autoren den Spuren des schillerndsten deutschen Nachkriegswissenschaftlers um die halbe Welt gefolgt und haben seine bizarre Geschichte recherchiert. Es ist das abenteuerliche Leben eines Mannes, der in der DDR aufgewachsen und in der Bundesrepublik vom kleinen Anatomiehelfer der Heidelberger Uni zum internationalen Geschäftemacher aufgestiegen ist. Aus Gesprächen mit ehemaligen Mitarbeitern des engsten Führungsstabes, mit Angehörigen von verschwundenen Toten, mit Wissenschaftlern und Justizbeamten sowie durch die Auswertung Hunderter interner Dokumente ist es den Autoren gelungen, erstmals einen umfassenden Einblick in das dubiose Millionenunternehmen zu liefern.