Diderots Schatten

Was hat man den französischen Aufklärern nicht alles vorgeworfen! Platt seien sie, mechanistisch, unduldsam: so lautet das platte, mechanistische, unduldsame Verdikt ihrer Gegner. Zumindest einer von ihnen hat alle diese Angriffe mit der größten Bravour überstanden: Denis Diderot. Sein Werk wirft einen langen Schatten; auch am Ende des Jahrtausends hat es seinen Reiz und seine Aktualität nicht eingebüßt. Keiner seiner Zeitgenossen war mannigfaltiger, ahnungsvoller, weiter entfernt von jedem Dogmatismus. Gerade in der Inkonsequenz, in der Fähigkeit, sich und andere zu überraschen, liegt seine Stärke. Hans Magnus Enzensberger hat sich dreißig Jahre lang mit diesem Autor beschäftigt. Nun legt er das Ergebnis seiner Arbeit vor: ein Buch von, mit, neben, über Diderot. Entstanden ist ein ziemlich einmaliges Patchwork von Übertragung, Paraphrase, Fortsetzung, Imitation und Kommentar - alles in allem: eine kritische Huldigung. "Jakob und sein Herr" wird dabei zum Radio-Roman, die Novellezum szenischen Dialog, der Essay zur Mystifikation; das Fragment tritt als Komödie auf die Bühne, und aus dem autobiographischen Material entwickelt sich ein imaginäres Interview.