Die atlantische Mauer
Roman
Am Anfang der atlantischen Mauer steht eine Frau: aufgewachsen in Dresden, Ausbildung zur Krankenschwester in Berlin, Arbeit in der Psychiatrie, dann Jahre mit wechselnden Jobs. Als sich in der Nach-Wendezeit alle ihre Pläne zerschlagen, ringt sie sich...
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Produktinformationen zu „Die atlantische Mauer “
Klappentext zu „Die atlantische Mauer “
Am Anfang der atlantischen Mauer steht eine Frau: aufgewachsen in Dresden, Ausbildung zur Krankenschwester in Berlin, Arbeit in der Psychiatrie, dann Jahre mit wechselnden Jobs. Als sich in der Nach-Wendezeit alle ihre Pläne zerschlagen, ringt sie sich zu einer radikalen Entscheidung durch und versucht, in New York eine neue Existenz zu beginnen. Reinhard Jirgl erzählt in dichter Sprache und packenden Bildern eine verstörende Geschichte von Scheitern und Aufbruch.
Lese-Probe zu „Die atlantische Mauer “
"Dieser Raum muss sowas wie ein Sammelbecken für alle Rausgefischten vom gesamten Kennedy Airport gewesen sein. Danach verteilte Man die 1zelfälle auf verschiedene Bürokabinen in den Tiefen der Airport-Gebäude...Auf dieser Seite der Schranke aber, unter all den übrigen, hilflos umherstehenden Reisenden, die beobachten müssen, wie ihre Pässe hin&her gereicht - abgelegt - wieder aufgenommen und wieder rumgereicht werden, alles mit derselben Lakonie&Pikiertheit, liegt so etwas wie eine eiserne Luft, eine Luft wie sie glühenden Blechen entströmt, beizend & rot - das Atmen, als müßte man Eisenspäne schlucken.....-Es dauerte bei mir weit über einehalbe Stunde, bevor überhaupt Jemand das Wort direkt an mich richtete. Ein dicker schwarzer Officer wars schließlich, der mich herrisch mit kurzknappem Fingerschnips an den Tresen heranwinkte. Sofort beginnt er das Verhör mit einem Schwall aus genuscheltem Amerikanisch, wobei er abwechselnd mit meinem Pass & den gefundenen Bewerbungsformularen w ie mit Fliegenklatschen wedelt -; ich versuch, ihm zu folgen, zu antworten, der tut so als hört er meine Antworten nicht, verstünde überdies nichts von dem was ich sage. Er legt grinsend seine Hand muschelförmig ans Ohr -. Dann, 1 ums andere Mal, als hätte er grad erst=!jetzt mein Barbaren-Englisch verstehen können, hätte dank seiner überragenden Intelligenz aus meinem Kauderwelsch&Geredekleinholz die brauchbaren Scheite rausgezogen, wandte er sich breit grinsend an seinen Nachbarn & wiederkäute meine Antworten, als hätt ich nen dreckigen Witz gemacht. Die beiden amüsierten sich bestens. Das trieb=Der eine hübsche Weile so - ich versuchte sehr lange mitzuhalten -, dann platzte mir der Kragen : Ich knall die Faust auf den Tresen, brüll ihn an, dass ich einen Dolmetscher verlange. -Juu spiekinglisch wärri well, antwortet der Kerl breit grinsend, -batt juufgattu änser !mie. Ich zurück: Entweder Dolmetscher od ich sage !kein Wort mehr. Darauf schraubt der dicke
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schwarze Schrank von sein em Stuhl sich in die Höhe, holt tief Luft als wolle er den ganzen Saal einatmen & brüllt - beinahe akzent!frei - durch den weiten Raum:
-S-PRICKT HIER YEMAND !DOITSCH.....
-Keine Antwort. Nach ner Weile ist 1 Flughafenangestellter zur Stelle, 1 kleiner zurückhaltender, grauhaariger Mann, der (wie er sich gleich vorstellte) nach Dem-Krieg aus Jugoslawien geflohen war, dann in Deutschland gelebt & mit einer Österreicherin verheiratet sei. Der (sagte sie) -trug seine Lebens=Geschichte mit solcher Selbstverständlichkeit offen u jedem zur Ansicht wie andere ihre Identitätskarten am Revers. Der Mann versucht zwischen mir u: dem Officer zu vermitteln. Sie redeten lange & schnell - der Dolmetscher gestikulierte, mich schienen sie allmählich zu vergessen. Das war wie auf ner Theaterprobe zum Steinernen Gast: Alles, was der Dolmetscher redete & tat - der seit langem schon weder den Officer mir, noch mich dem Officer übersetzte, schien den dicken Schwarzen stets nur zu 1-&-derselben Folge von Be wegungen - abwechselnd das Fliegenklatschen mit meinem Paß & dem Formular - & zu immer demselben Satzstereotyp zu bringen: -Schies kamm ässe tuerist batt schiesgadde saint kaantreckt tu öörn hier in NJUU JOOK JUNAI TITT STEHTS OFF ÄMMERIKKA - (wobei er New York und United States of America derart prononcierte, als wäre die Tatsache, daß New York in den Vereinigten Staaten liege, die merkwürdigste & daher die betonenswerteste Feststellung seiner Replik). Das schweißtreibende Tun des armen Dolmetschers, sagte sie, -der sich offensichtlich als mein Anwalt verstand, war gradeso als mühte sich ein Mechaniker eifrig aber vergebens um einen kaputten Automaten. Mir !langtes: Ich beginne lauter und lauter zu reden - !schreie, so daß jeder gefangene Fisch in dem großen Sammelbecken hören kann, daß ich 1 gültiges Visum, sogar die Aufenthaltsgenehmigung bekommen habe - (der Dolmetscher übersetzt jetzt beinahe bittend & wedelt, mich zu beschwic
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-Keine Antwort. Nach ner Weile ist 1 Flughafenangestellter zur Stelle, 1 kleiner zurückhaltender, grauhaariger Mann, der (wie er sich gleich vorstellte) nach Dem-Krieg aus Jugoslawien geflohen war, dann in Deutschland gelebt & mit einer Österreicherin verheiratet sei. Der (sagte sie) -trug seine Lebens=Geschichte mit solcher Selbstverständlichkeit offen u jedem zur Ansicht wie andere ihre Identitätskarten am Revers. Der Mann versucht zwischen mir u: dem Officer zu vermitteln. Sie redeten lange & schnell - der Dolmetscher gestikulierte, mich schienen sie allmählich zu vergessen. Das war wie auf ner Theaterprobe zum Steinernen Gast: Alles, was der Dolmetscher redete & tat - der seit langem schon weder den Officer mir, noch mich dem Officer übersetzte, schien den dicken Schwarzen stets nur zu 1-&-derselben Folge von Be wegungen - abwechselnd das Fliegenklatschen mit meinem Paß & dem Formular - & zu immer demselben Satzstereotyp zu bringen: -Schies kamm ässe tuerist batt schiesgadde saint kaantreckt tu öörn hier in NJUU JOOK JUNAI TITT STEHTS OFF ÄMMERIKKA - (wobei er New York und United States of America derart prononcierte, als wäre die Tatsache, daß New York in den Vereinigten Staaten liege, die merkwürdigste & daher die betonenswerteste Feststellung seiner Replik). Das schweißtreibende Tun des armen Dolmetschers, sagte sie, -der sich offensichtlich als mein Anwalt verstand, war gradeso als mühte sich ein Mechaniker eifrig aber vergebens um einen kaputten Automaten. Mir !langtes: Ich beginne lauter und lauter zu reden - !schreie, so daß jeder gefangene Fisch in dem großen Sammelbecken hören kann, daß ich 1 gültiges Visum, sogar die Aufenthaltsgenehmigung bekommen habe - (der Dolmetscher übersetzt jetzt beinahe bittend & wedelt, mich zu beschwic
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Autoren-Porträt von Reinhard Jirgl
Reinhard Jirgl, geboren 1953 in Berlin, wo er auch heute lebt. Für sein Werk erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, u.a. den Alfred-Döblin-Preis, den Marburger Literaturpreis, den Joseph-Breitbach-Preis, den Stadtschreiber-Preis von Bergen und den Georg Büchner-Preis 2010. Bei Hanser erschienen zuletzt Abtrünnig (Roman aus der nervösen Zeit, 2006), Land und Beute (Aufsätze, 2008), Die Stille (Roman, 2009), Mutter Vater Roman (Neuausgabe, 2012), Nichts von euch auf Erden (Roman, 2013) und 2016 der Roman Oben das Feuer, unten der Berg.Mit Beginn des Jahres 2017 hat Reinhard Jirgl sich vollständig aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Er verzichtet auf Lesungen sowie andere Auftritte, desgleichen auf jede Publikation seiner auch weiterhin entstehenden Manuskripte. Alle neu geschriebenen Texte verbleiben in Privatbesitz.
Bibliographische Angaben
- Autor: Reinhard Jirgl
- 2000, 449 Seiten, Maße: 13,7 x 20,8 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: HANSER
- ISBN-10: 3446198466
- ISBN-13: 9783446198463
- Erscheinungsdatum: 14.02.2000
Rezension zu „Die atlantische Mauer “
"Solche Schriftsteller braucht das Land." Martin Lüdke, Die Zeit, 23.03.00"Hohe Literatur, besessene Prosa, monströs, grandios. Dichtung einer großen Einsamkeit." Hans Georg Soldat, Berliner Morgenpost, 12.03.00
"Virtuose, rhythmischer, anspielungsreicher, komplexer und zugleich eindringlicher ist in deutscher Sprache seit Johnsons "Jahrstagen" nicht mehr geschrieben worden. Jirgl bringt das Zauberkunststück fertig, zugleich hochartistisch und ungemein packend zu formulieren." Jochen Hörisch, Neue Zürcher Zeitung, 08.04.00
"Jirgl ist ein Virtuose, ein Formulierungskünstler abseits aller Sprachschablonen, der wahre Wort- und Lautgemälde entwirft." Peter Walther, Die Tageszeitung, 23.03.2000
"Jirgl erzählt mit düsterer Schönheit von der allem Menschlichen innewohnenden Zerstörung." Jörg Plath, Der Tagesspiegel, 11./12.06.00
"Jirgl ist und bleibt ein hochkarätiger Prosaist, wenn er in seiner von Joyce und Arno Schmidt inspirierten Schreibweise semantische Vielschichtigkeit herstellt und zugleich durch phonetisch akzentuierende Zeichensetzung am Text die Emphase der gesprochenen, leidenschaftlich hervorgestoßenen Suada sichtbar macht." Eberhard Falcke, Süddeutsche Zeitung, 12./13.02.00
Pressezitat
"Solche Schriftsteller braucht das Land." Martin Lüdke, Die Zeit, 23.03.00"Hohe Literatur, besessene Prosa, monströs, grandios. Dichtung einer großen Einsamkeit." Hans Georg Soldat, Berliner Morgenpost, 12.03.00
"Virtuose, rhythmischer, anspielungsreicher, komplexer und zugleich eindringlicher ist in deutscher Sprache seit Johnsons "Jahrstagen" nicht mehr geschrieben worden. Jirgl bringt das Zauberkunststück fertig, zugleich hochartistisch und ungemein packend zu formulieren." Jochen Hörisch, Neue Zürcher Zeitung, 08.04.00
"Jirgl ist ein Virtuose, ein Formulierungskünstler abseits aller Sprachschablonen, der wahre Wort- und Lautgemälde entwirft." Peter Walther, Die Tageszeitung, 23.03.2000
"Jirgl erzählt mit düsterer Schönheit von der allem Menschlichen innewohnenden Zerstörung." Jörg Plath, Der Tagesspiegel, 11./12.06.00
"Jirgl ist und bleibt ein hochkarätiger Prosaist, wenn er in seiner von Joyce und Arno Schmidt inspirierten Schreibweise semantische Vielschichtigkeit herstellt und zugleich durch phonetisch akzentuierende Zeichensetzung am Text die Emphase der gesprochenen, leidenschaftlich hervorgestoßenen Suada sichtbar macht." Eberhard Falcke, Süddeutsche Zeitung, 12./13.02.00
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