Die Drachenkämpferin - Im Land des Windes
Für Abenteuer-Fans ab 14 Jahren!
Für Abenteuer-Fans ab 14 Jahren!
In einer faszinierenden Welt voller Magie und Abenteuer, bevölkert von Nymphen, Monstern und Drachen, kämpft die Halbelfe Nihal gegen die Macht des Bösen. Ein wunderbar bildhaftes und rasant erzähltes Fantasy-Epos, das den Leser von der ersten bis zur letzten Seite fesselt.
Sie hat violette Augen, nachtblaue Haare und spitze Ohren. Seit ihrer Geburt weiß sie, dass sie eine Kriegerin ist. Sie träumt davon, den Drachenrittern anzugehören und die Fammin zu schlagen, ein Monstervolk, das der Tyrann erschaffen hat, um ihre Welt zu zerstören. Nihal, die bei den Menschen aufwuchs, ist die letzte Überlebende der Halbelfen, einem Volk, das der Tyrann bereits ausgerottet hat. Nihal trägt den Schmerz ihres Volkes in sich, das sie nie kennen gelernt hat, von dem sie aber in ihren Träumen angefleht wird, Vergeltung zu üben. Nur zwei Verbündete stehen ihr zur Seite: der junge Magier Sennar und ihr unfehlbares Schwert aus schwarzem Kristall. Wird es Nihal gelingen, das Schicksal einer Welt abzuwenden, die vom Untergang bedroht ist?
"Die literarische Entdeckung des Jahres." -- Il Giornale di Vicenza
"Ein Roman, den der Leser nicht mehr aus der Hand legen wird." -- Fantasy Magazine
Die Drachenkämpferin von Licia Troisi
LESEPROBE
Salazar
Die Sonne überflutetedie Ebene. Es war ein besonders milder Herbst, das Gras war noch saftig grünund wogte sanft gegen die Stadtmauern wie ein Meer an einem ruhigen Tag.
Nihal saß auf derTerrasse oben auf dem Turm und genoss den Morgenwind. Von diesem höchsten PunktSalazars aus bot sich der beste Blick über die Ebene, die sich, so weit dasAuge reichte, bis zum Horizont zog. Aus dieser endlosen Weite ragte die Stadtauf, mit ihren nicht weniger als fünfzig Ebenen von Häusern, Werkstätten undStällen. Ein einziger, riesengroßer Turm, der eine kleine Metropole vonfünfzehntausend Menschen fasste, die zusammengedrängt in seineneintausendzweihundert Ellen Höhe lebten.
Nihal liebte es,allein dort oben zu sitzen, während der Wind in ihren langen Haaren spielte.Dann hockte sie mit übereinander geschlagenen Beinen auf einem Stein, hatte dieAugen geschlossen und ihr hölzernes Schwert wie ein echter Krieger neben sichgelegt.
Dort oben konnte siezur Ruhe kommen, konnte sich ganz auf sich selbst konzentrieren, auf ihreverborgensten Gedanken, auf jene vage Wehmut, die sie manchmal umfing, aufjenes leise Murmeln, das sie hin und wieder aus den Tiefen ihrer Seeleaufsteigen spürte.
Doch heute war keinsolcher Tag. Nein, es war ein Tag der Schlacht, und wie ein Feldherr, den eszum Kampf drängt, ließ Nihal heute den Blick über die Ebene schweifen.
Sie waren vielleichtein Dutzend Jugendliche, alle älter als zehn Jahre. Unter lauter Jungen war siedas einzige Mädchen. Alle saßen, nur sie stand in ihrer Mitte. Sie war derAnführer: ein schmächtiges, schlankes Mädchen, mit lebhaften violetten Augen,fließendem, blau glänzendem Haar und auffallend spitz zulaufenden Ohren. Wennman sie so ansah, mochte man sie nicht für stark halten, doch alle hingen anihren Lippen.
»Heute kämpfen wir umdie verlassenen Häuser. Die Fammin haben sich dort eingenistet und spielen sichals die großen Herren auf. Aber sie wissen nichts von uns und erwarten unsnicht: Wir können sie also überraschen und mit der Kraft unserer Schwerter ausihren Löchern vertreiben.« Die Jungen lauschten aufmerksam. »Und wie sieht deinSchlachtplan aus?«, fragte der dickste von ihnen.
»Wir marschieren ingeschlossenen Reihen bis zum Stockwerk über den Werkstätten hinunter, nehmendie Abkürzung durch die Gänge hinter der Stadtmauer und landen direkt bei ihremVersteck und können ihnen in den Rücken fallen. Wenn wir uns nicht verraten,wird das ein Kinderspiel. Ich marschiere voran, die anderen des Stoßtruppsfolgen mir.« Einige der Jungen nickten überzeugt. »Dann kommen dieBogenschützen«, und drei Knaben mit Schleudern in der Hand hoben die Waffen undzeigten, dass sie verstanden hatten, »und zum Schluss die Fußsoldaten. Seid ihrbereit?« Ein Chor begeisterter Ja-Rufe erhob sich. »Dann auf!« Nihal reckte ihrSchwert und ließ sich geschwind, gefolgt vom Rest der Bande, durch die Falltürhinab, die von der Terrasse in den Turm führte. Dicht hintereinander stürmtensie im Marschschritt durch die Gänge, die den inneren Ring Salazars umliefen,unter den amüsierten, häufiger aber sorgenvollen Blicken der EinwohnerSalazars, die nur allzu gut wussten, wie Nihals legendäre Schlachten häufigendeten. »Guten Morgen, General.«
Nihal drehte sich um.Das Wesen, das sie angesprochen hatte, war ungefähr so groß wie sie, leichtuntersetzt und trug einen dichten Bart, der fast sein ganzes Gesicht verdeckte.Es war ein Gnom, der jetzt eine komische Verbeugung vollführte. Nihal ließ ihreMänner anhalten und verbeugte sich ebenfalls. »Auch dir einen guten Morgen.« »Nun,mal wieder auf Feindesjagd?« »Ja, natürlich. Wir müssen doch die Fammin aus demTurm vertreiben.« »Gewiss, gewiss Doch würde ich an deiner Stelle, in diesengefährlichen Zeiten heutzutage, den bewussten Namen nicht so leichtfertigaussprechen. Selbst nicht im Spiel.« »Wir haben aber keine Angst!«, rief einJunge aus dem Hintergrund. Und Nihal lächelte kühn. »Eben, wir haben keineAngst. Und wovor auch? Die Fammin sind hier doch allen verhasst, und zudem istdas Land des Windes immer noch frei.« Der Gnom kicherte und zwinkerte ihr zu.»Wie du meinst, General. Dann viel Glück in der Schlacht.«
Rasch, aber imGleichschritt wie richtige Soldaten passierten sie die verschiedenen Ebenen derTurmstadt, vorbei an Häusern, Läden und Werkstätten, im Chaos der Völker und Sprachen,die in Salazar zu Hause waren. Sie durchliefen die ringförmig angelegten Flurejedes Stockwerks, während die Sonne sie in regelmäßigen Abständen durch dieFensterbögen küsste, die sich zu den Gemüsegärten in der Mitte tief unter ihnenöffneten. Die Turmstädte im Land des Windes waren nämlich alle um einen breitenzentralen Schacht herum errichtet, der zwei Aufgaben erfüllte: Zum einen ließer auch von innen Tageslicht in die Stadt hinein, und zum anderen schuf erjenes offene Feld in der Mitte, das in verschiedenste kleine Obst- undGemüsegärten unterteilt war. Irgendwann bog Nihal sicheren Schritts in eineschmale Gasse ein und stieß gleich darauf eine alte vermoderte Tür auf. Dahinterherrschte tiefste Finsternis.
»Da wären wir.« DasMädchen setzte eine feierliche Miene auf. »Also, keine Angst und tapfer voran,wie immer. Unsere große Aufgabe duldet keine Schwachheiten.« Die anderennickten ernst und folgten ihr dann in geduckter Haltung in den Stollen hinein. Eswar so dunkel, dass man die Hand nicht vor den Augen erkennen konnte, und dieLuft war stickig und abgestanden. Doch nach einer Weile gewöhnten sie sich andie Finsternis und konnten die Treppe mit den feuchten, wackeligen Stufen ausmachen,die sich im Dunkeln verlor. »Es wird ja wohl hoffentlich heute niemand sonsthier durchkommen? Ich hab gehört, dass die Stadtmauer auf der Westseite Rissehat, die repariert werden sollen «, flüsterte einer der Jungen. »Die warenschon hier«, antwortete Nihal. »Ein guter Anführer bedenkt auch solche Dinge.Nun aber Schluss mit dem Gerede, konzentriert euch auf eure Aufgabe!« In demhohlen Gang hallten ihre Schritte noch eine Weile nach, vermischten sich mitdem Stimmengewirr jenseits der Stadtmauern. Dann noch eine letzte Biegung, undNihal hob die Hand.
»Halt! Wir sind da«,zischte sie, schwer atmend. So fühlte sie sich immer kurz vor einem Angriff:Dann hämmerte ihr Herz in der Brust, und das Blut pochte in ihren Schläfen. Sieliebte dieses Gefühl, eine Mischung aus Furcht und dem Verlangen, sich in denKampf zu stürzen. Ihre Finger tasteten die Wand entlang, bis sie auf eineHolztür stießen. Sie legte das Ohr daran. Die Quadersteine waren sehr dick,aber durch das Holz konnte sie die Stimmen von Jungen auf der anderen Seitewahrnehmen. »Immer wir. Ich bin es jedenfalls leid, immer ein Fammin zu sein.« »Dasmusst du mir nicht erzählen. Beim letzten Mal hat Nihal mich völlig fertiggemacht.« »Und mir hat sie einen Zahn ausgeschlagen « »Als Barod noch Anführerwar, haben wir uns wenigstens abgewechselt.«
»Mag sein. Aber beiNihal macht es viel mehr Spaß. Zum Teufel, wenn wir kämpfen, habe ich dasGefühl, das ist alles echt! Dann fühle ich mich wie, wie ein richtigerSoldat!« »Auf alle Fälle ist sie die Beste, und da ist es nur recht, dass siedas Kommando hat.« Nihal löste sich von der Wand und zog geräuschlos ihr Schwertaus der Scheide. Einen Augenblick wartete sie noch, holte dann aus, trat dieTür auf und stürzte sich mit ihrem Trupp hinein. Der Raum war groß und vollerStaub, wie Vorhänge hingen die Spinnweben vor den Fenstern. Er gehörte zu einemHaus reicher Leute, das aber, wie alle Gebäude auf dieser Ebene der Stadt,verlassen war. Die sechs Jungen, die, mit hölzernen Streitäxten bewaffnet, aufdem Boden gesessen hatten, sprangen überrascht auf, und der Kampf begann. Wieeine Furie stürzte sich Nihal mit Macht auf die Feinde. Hin und her flog ihrSchwert, und schon bald trieb sie an der Spitze ihres Trupps die Gegner vorsich her durchs ganze Haus, von Raum zu Raum, bis zum äußeren Gang. Die Jungenmit den Holzäxten hatten eindeutig das Nachsehen. Hier und da hörte man schonein wehleidiges »Aua, aua«, wenn sich ein Kämpfer einen gar zu heftigen Hiebeinfing. »Rückzug«, rief der Anführer der Fammin. Wer noch konnte, rannte zurTreppe. »Ihnen nach«, brüllte Nihal und wollte den Flüchtenden nachsetzen. Docheiner ihrer Soldaten hielt sie am Arm fest. »Nicht runter zu den Läden.Erwischt mich mein Vater noch mal, wenn wir dort was anstellen, schlägt er michwindelweich.« Nihal machte sich los. »Was sollen wir denn anstellen? Wirverfolgen sie doch nur, und dann kürzen wir ab durch die Felder.« »Oje, vomRegen in die Traufe «, murmelte der Junge, aber es blieb ihm nichts weiterübrig, als seinem Anführer zu folgen.
© Wilhelm HeyneVerlag, München 2006
Übersetzung: BrunoGenzler
- Autor: Licia Troisi
- 2006, 382 Seiten, Maße: 14,5 x 22 cm, Leinen, Deutsch
- Übersetzung: Genzler, Bruno
- Übersetzer: Bruno Genzler
- Verlag: Heyne
- ISBN-10: 3453530284
- ISBN-13: 9783453530287
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