Die EGO-AG
Der Handwerksbetrieb an der Ecke hat Teuro-Preise. Die Deutsche Telekom schickt "aus Versehen" überhöhte Rechnungen. Der...
Der Handwerksbetrieb an der Ecke hat Teuro-Preise. Die Deutsche Telekom schickt "aus Versehen" überhöhte Rechnungen. Der Barcode vom Wein zeigt an der Supermarktkasse einen höheren Preis als am Regal. Vorstände gönnen sich eine zweistellige Gehaltserhöhung, während Mitarbeiter entlassen werden. Nur wer die Methoden und Machenschaften einer betrügerischen Wirtschaft kennt, kann darin überleben. Deshalb nimmt sich Günter Ogger nach den "Nieten in Nadelstreifen" die neuen Egoisten vor. Er verrät Tricks und Täuschungsmanöver der Betrüger-Ökonomie, öffnet den Konsumenten die Augen und zeigt sowohl die Ursachen als auch die fatalen Folgen von Profit um jeden Preis.
Der Handwerksbetrieb an der Ecke hat Teuro-Preise. Die Deutsche Telekom schickt "aus Versehen" überhöhte Rechnungen. Der Barcode vom Wein zeigt an der Supermarktkasse einen höheren Preis als am Regal. Vorstände gönnen sich eine zweistellige Gehaltserhöhung, während Mitarbeiter entlassen werden. Nur wer die Methoden und Machenschaften einer betrügerischen Wirtschaft kennt, kann darin überleben. Deshalb nimmt sich Günter Ogger nach den "Nieten in Nadelstreifen" die neuen Egoisten vor. Er verrät Tricks und Täuschungsmanöver der Betrüger-Ökonomie, öffnet den Konsumenten die Augen und zeigt sowohl die Ursachen als auch die fatalen Folgen von Profit um jeden Preis.
Die Ego-AG von Günter Ogger
LESEPROBE
Wenn der Kanzler und seine Partei vor den WahlenSteuererhöhungen für tabu erklären und sich wenige Tage danach nicht mehr anihr Versprechen erinnern, dann ist das natürlich keine »Steuerlüge«, sondernausgleichende Gerechtigkeit in schwierigen Zeiten.
Wenn die Deutsche Telekom tausenden Kunden immer wieder überhöhte Rechnungenins Haus schickt, dann handelt es sich dabei selbstverständlich um »einVersehen«.
Wenn Gastronomen und Hoteliers, Einzelhändler und Handwerker die Einführung desEuro zu unverschämten Preiserhöhungen nutzen, dann können das logischerweisestets nur einzelne »schwarze Schafe« sein, die das Ansehen ihrer Zunftschädigen.
Wenn kopfstarke Strukturvertriebe im Verein mit gewissenlosen Bankernhunderttausenden Bundesbürgern Schrott-Immobilien zu völlig überzogenen Preisenandrehen, dann handeln sie selbstverständlich nur »marktgerecht«.
Wenn Chirurgen gebrauchte Herzklappen implantieren und dafür den Neupreisberechnen und Hunderte ihrer Kollegen bei den Krankenkassen Leistungenabrechnen, die sie nie erbracht haben, dann beklagen wir allenfalls das»mangelnde Kostenbewusstein im Gesundheitswesen«.
Wenn der Frankfurter Oberstaatsanwalt Wolfgang Schaupensteiner Dutzende Beamteund Angestellte in den Baubehörden von »Mainhattan« der Korruption überführt,dann ist das auch nur wieder ein ganz normaler »Reinigungsprozess« innerhalbeines ansonsten hervorragend funktionierenden öffentlichen Dienstes.
Wenn die Vorstände von Konzernen wie DaimlerChrysler, Deutsche Bank oderDeutsche Telekom ihre ohnehin üppigen Millionengehälter zweistellig aufbessern,während sie das Vermögen der Aktionäre ruinieren und tausende Mitarbeiter aufdie Straße setzen, dann sprechen wir vornehm von der Notwendigkeit einer»wettbewerbsfähigen Vergütungsstruktur«.
Der schnelle Deal, das krumme Geschäft...
Wir haben uns daran gewöhnt, die täglichen Meldungen aus Politik und Wirtschaftmit den Augen eines Kindes zu betrachten, das Lesen lernte, als die Welt nochin Ordnung war. Unser Wahrnehmungsapparat stammt aus einer Zeit, als man nochzwischen Gut und Böse unterschied; einer Zeit, die zwar auch Ungerechtigkeiten,Neid und Zwietracht kannte, in der aber jeder sein gerechtes Auskommen fand.
Diese Zeit, wir ahnen es, ist passé. Ob aus Gewohnheit oder aus Sentimentalitätaber halten wir an der Fiktion fest, dass es, allen Krisen zum Trotz, imErwerbsleben eben doch gerecht zugehe. Dass jeder den seinen Talenten undFähigkeiten entsprechenden Platz finde, wenn er sich nur hinreichendqualifizierte und anstrengte.
Weil wir davon ausgehen, dass die Wirtschaft alles in allem ganz in Ordnungsei, filtern wir den Jahr für Jahr anschwellenden Strom schlechter Nachrichtenso lange, bis er sich in einer Vielzahl handlicher »Einzelfälle« auflöst.Beharrlich weigern wir uns, zur Kenntnis zu nehmen, dass schon die schiereMenge der Bestechungs- und Betrugs-Skandale ausreicht, den Gesamtzustand desWirtschaftsgeschehens infrage zu stellen. Vernünftigerweise müsste man nämlichunterstellen, dass die bekannt gewordenen Fälle ohnehin nur die Spitze einesEisbergs bilden, denn aufgedeckt wurden sie in der Regel ja mehr oder wenigerzufällig.
Aber weil die Verursacher all dieser Pleiten-, Pech- und Pannen-Fälle so vielegute Gründe für ihr Versagen anführen, haben wir es längst aufgegeben, sie zurRechenschaft zu ziehen. Wer will heute noch an die geheimen Spender desAltkanzlers Helmut Kohl erinnert werden, wen interessieren die Leuna-Akten, wendie Schuldigen der BSE- und Nitrofen-Skandale, wen die Urheber all der anderenAffären, mit denen uns die Medien täglich überfüttern? Ja, wir interessierenuns im Grunde nicht mal mehr für die Ursachen des jämmerlichen Zustands unseresGemeinwesens, solange er uns nicht persönlich trifft. Wir haben uns einlullenlassen von der gut geölten Propagandamaschinerie der Parteien und Ministerien,der Unternehmen und Verbände und übersehen den tief greifenden Wandel, den dasWirtschaftsleben in den letzten Jahren durchgemacht hat.
Das Gift im Öko-Weizen, die Steuerflucht der Konzerne, der Betrug an der Börse,die gefälschten Bilanzen, der Spendensumpf in der Kölner SPD, dieflächendeckende Korruption, die endlose Pleitewelle - all das nehmen wir nur amRande wahr, als zwar bedauerliche, aber unvermeidliche Betriebsunfälle einer imKern gesunden Wettbewerbsgesellschaft. Ein Irrtum, wie sich noch zeigen wird.
In Wahrheit nämlich ist die Kriminalisierung unseres Wirtschafts- undPolit-Systems schon so weit fortgeschritten, dass korrektes Verhalten bereitsals Ausnahme gelten darf. Unaufhaltsam hat sich die soziale MarktwirtschaftLudwig Erhards weiterentwickelt zur höchst unsozialen Machtwirtschaft. Jedernimmt, was er kriegen kann, und behält, was er geben sollte. Hier herrscht keinfairer und offener Wettbewerb, sondern das Diktat der Dunkelmänner und dasRecht des Stärkeren. Nicht mehr der Austausch reeller Waren undDienstleistungen ist das Ziel des ökonomischen Prozesses, sondern dieleistungslose Bereicherung. Der schnelle Deal, das krumme Geschäft, der großeReibach - das ist es, wovon mittlerweile allzu viele Unternehmer und Managerträumen.
Galt früher die Gründung eines eigenen Unternehmens, der Aufbau einer Kanzleioder Praxis oder wenigstens die Karriere in einem renommierten Konzern alshöchstes aller Berufsziele, so haben jetzt der millionenschwere Börsencoup, dasschnelle Provisionsgeschäft, der elegante Steuerbetrug den größeren Reiz.
Beschleunigt wurde der Verfall der Sitten vom Siegeszug des amerikanischenTurbokapitalismus. Wall Street war zu Beginn der 90er-Jahre angetreten, dieWirtschaft zu reformieren. Gebieterisch forderten Banken und Pensionsfonds,Sparer und Investoren höhere Renditen für ihr Kapital, und um ihre Interessendurchzusetzen, schlossen sie einen verhängnisvollen Pakt mit den angestelltenManagern der Publikumsgesellschaften: Wenn sie den Aktienkurs in die Höhetrieben, so versprachen sie den Firmenlenkern, dürften diese teilhaben amgroßen Geldsegen.
Das war nicht nur der Beginn einer beispiellosen Börsenhausse, sondern auch derAnfang dessen, was wir als »Globalisierung« oder »Turbokapitalismus« fürchten.Der »Spiegel« verstieg sich in einer Titelgeschichte gar zu demromantischverklärenden Begriff »Raubtier-Kapitalismus«. Inzwischen wissen wir,dass es sich eher um eine Betrüger-Ökonomie handelt. Der Turboantrieb deramerikanischen Volkswirtschaft
bestand zu einem großen Teil aus falschen Zahlen, und die Raubtiere entpupptensich als gewöhnliche Kriminelle.
Bevor der Schwindel aufflog, verbreitete die vorgebliche »Shareholder Revolt«jedoch Angst und Schrecken. Überall auf dem Globus kopierten dieWirtschaftsbosse das amerikanische Erfolgsmodell. Die Firmen organisierten sichneu, sortierten ihr Portefeuille, entließen massenhaft Personal und versuchtenmit aller Gewalt die Renditen zu steigern. »Ich kenne nur ein Ziel: Profit,Profit, Profit«, verkündete im fernen Deutschland Daimler-Benz-Vorsteher JürgenSchrempp, und sein Managerkollege Jürgen Dormann fand nichts dabei, um diesesZiels willen den hundertjährigen Chemiekonzern Hoechst zu zerschlagen.
An der Börse freilich stiegen die Kurse noch schneller als die Gewinne derUnternehmen, und so baute sich allmählich eine gewaltige Spekulationsblase auf.Die Geldgier der Börsianer wie der Manager pervertierte die ursprünglichvernünftige Absicht, das Produktivkapital so effizient wie möglich einzusetzen.Statt langfristiger Unternehmensziele verfolgten die mit lukrativenAktienoptionen geköderten Firmenchefs letztlich nur noch das eine Ziel:möglichst schnell selbst reich zu werden. Und was den Figuren an der Spitzerecht war, das konnte der Masse der Besserverdienenden nur billig sein. Dasleicht verdiente Geld machte aus risikoscheuen Sparern in den USA wie in Europaein Heer gieriger Spekulanten. Wenn man mit ein paar Aktien oder Fondsanteilenbinnen weniger Monate mehr verdienen konnte als mit seinem Job in einem ganzenJahr, dann verlor jede ernsthafte Tätigkeit ihren Reiz.
Noch wurden die Spätfolgen des Aktienwahns nicht hinreichend untersucht, dochkann kaum bezweifelt werden, dass sie gravierend sind. Millionen Arbeitnehmer,in den USA wie mittlerweile auch in Deutschland, machten immer größere Teileihrer Altersversorgung abhängig vom Börsenglück. Was ist dieberühmt-berüchtigte »Riester-Rente« anderes als der missglückte Versuch, diestaatliche Rentenversicherung durch erhoffte Kursgewinne zu entlasten?
Das Geld ist weg, geblieben ist die Gier
Verhängnisvoller noch dürften sich die psychischen Schäden der Superhausseauswirken. Die Yuppie-Generation, mit ein wenig antrainiertem Wissen um dieBedienung digitaler Geräte ausgestattet, beanspruchte qua Geburt das Recht aufewig währenden Wohlstand, und einige Zeit sah es tatsächlich so aus, als ob dieso genannte »New Economy« die ehernen Gesetze von Soll und Haben außer Kraftgesetzt hätte. Dotcom-Firmen mit nicht viel mehr als einer geklautenGeschäftsidee im Gepäck waren, kaum gegründet, an der Börse plötzlichMilliarden wert, und alle, Manager, Mitarbeiter und Aktionäre, fanden dies ganzselbstverständlich. Die Mühsal konventionellen Geldverdienens, etwa durch soetwas Altmodisches wie echte Arbeit, kannten viele der schnellreichenGlücksritter allenfalls durch die Erzählungen ihrer Eltern.
Der künstlich aufgeblähte Reichtum des Aktionärsvolks indes verflüchtigte sichdurch den Zusammenbruch der Kurse genauso schnell wieder, wie er entstandenwar. Allein in den USA verloren die Aktionäre über 5000 Milliarden Dollar, anden deutschen Börsen lösten sich etwa 1200 Milliarden DM oder 600 MilliardenEuro in nichts auf.
Das Geld ist weg, geblieben aber sind die Gier und die unerträglicheLeichtigkeit des Scheins. Getrieben von den Verlusten an der Börse wie von denForderungen der Investoren, lässt die Geschäftswelt jetzt alle Hemmungenfahren. Niemand will sich mehr mit den vier bis fünf Prozent Kapitalrendite zufriedengeben, die in früheren Jahren das Normalmaß bildeten. Gefordert werden heutezwölf, fünfzehn oder gar zwanzig Prozent, netto natürlich, je nach Branche undBetriebsgröße. Doch die Industrie hat ihre Rationalisierungsreservenausgeschöpft, der Handel hat sich zu immer größeren Einheitenzusammengeschlossen, das Dienstleistungsgewerbe die Kosten gekappt. Auf legalemWeg sind weitere Steigerungen, zumindest in den hoch entwickeltenIndustrieländern, kaum noch zu erzielen.
Heiße Luft und gefälschte Zahlen
Da die erhofften Gewinne sich nicht real einstellen wollen, wird kräftignachgeholfen. Die Rezepte gleichen sich diesseits wie jenseits des Atlantiks:Konkurrenten werden aufgekauft, plattgemacht oder mit Prozessen überzogen, undwo das nicht hilft, spricht man Mondpreise ab. Auftraggeber werden geschmiert,Kunden mit Rabatten geködert. Die Qualität der Produkte lässt nach, stattechten Nutzen verkauft man Image und Verpackung. Gleichzeitig gaukelt man denAktionären Gewinne vor, die in Wahrheit Verluste sind, zeigt Vermögenswerteher, die eigentlich Schulden genannt werden müssen, und bedient sich nachKräften aus der Firmenkasse.
Kaum einer Bilanz ist mehr zu trauen, kein Geschäftsbericht mehr ernst zunehmen. Nicht nur in den USA, auch bei uns wird getäuscht und gelogen, dasssich die Balken biegen. Seit dem Zusammenbruch des Enron-Konzerns in Texas, dermit Öl, Gas und Strom handelte, sind die Anleger überall auf dem Globus inAlarmstimmung. Denn statt riesiger Vermögenswerte und ständig steigender Gewinneenthielt die Bilanz des sechstgrößten US-Unternehmens in Wahrheit nicht vielmehr als heiße Luft und gefälschte Zahlen. Doch Enron war nur der Anfang. BeiWorldcom, der zweitgrößten amerikanischen Telefongesellschaft, wurden nach demRausschmiss des Firmengründers Bernie Ebbers Fehlbuchungen von fast vierMilliarden Dollar entdeckt, bevor der Konzern unter der Last eines gigantischenSchuldenberges zusammenbrach.
Nach und nach kam heraus, dass sich auch weltbekannte Konzerne wie GeneralElectric, IBM, Microsoft, Tyco, Global Crossing und Xerox der Künste allzukreativer Buchhalter bedienten, um Gewinne vorzuzeigen, die sie gar nichterzielt hatten. Abgrundtiefer Pessimismus machte sich breit, nachdem derbritische Wirtschaftswissenschaftler Andrew Smithers nachweisen konnte, dassnahezu alle großen US-Unternehmen schon im Jahr 2000 um rund 20 Prozent zu hoheGewinne ausgewiesen hatten.
Die Anleger mussten lernen, dass Wirtschaftsprüfer mit den Firmen, von denensie mit der Prüfung ihrer Bilanzen beauftragt werden, unter einer Decke steckenund dass ihre Testate im Ernstfall nicht viel wert sind. Eine der größtenPrüfungsgesellschaften der Welt, Arthur Andersen, wurde sogar dabei erwischtals sie mithalf, kompromittierende Unterlagen des Enron-Konzerns verschwindenzu lassen.
Auch deutsche Konzerne verstehen wohl etwas von diesem Geschäft. In Verdachtgerieten, neben zahlreichen am Neuen Markt gelisteten Aktiengesellschaften,sogar Dax-Werte wie der Heidelberger Finanzdienstleister MLP, der Frankfurter AnlagenbauerMG Technologies und das Hamburger Immobilien-Beteiligungs-Unternehmen WCM.Schön, dass die überaus elastischen Bilanzierungsregeln der Amerikanermittlerweile in der Heimat Eugen Schmalenbachs, des Altmeisters derBetriebswirtschaft, so viele Anhänger gefunden haben. Am Neuen Markt waren dieUS-Regeln (im Fachjargon GAAP: Generally Accepted Accounting Principles) sogarPflicht, und nicht wenige der an Frankfurter Zockerbörse notierten Firmennutzten ihren Freiraum nach Kräften.
Als bisheriger Rekordhalter in Sachen Bilanzfälschung gilt Bodo Schnabel. Der -zu sieben Jahren Gefängis verurteilte - Gründer des bayerischenTelematik-Anbieters Comroad AG brachte das Kunststück fertig, eine wirklichvirtuelle Firma zu kreieren. Siebenundneunzig Prozent seiner behauptetenUmsätze standen nur auf dem Papier.
Der Saarbrücker Betriebswirtschafts-Professor Karlheinz Küting hält dieBilanzen der meisten Aktiengesellschaften für unsolide. Echt sind nur dieSummen, die die Gründer und Großaktionäre, Vorstände und Geschäftsführerabzugreifen pflegen. Während sie ihren Belegschaften Sparappelle verkünden undmit den Gewerkschaften verbissen um Zehntelprozente feilschen, bedienen sichDeutschlands Topmanager mit beiden Händen so kräftig aus der Firmenkasse, dasssogar das gewiss nicht missgünstige »Manager Magazin« angewidert einen
»Sittenverfall« diagnostizierte. Wie anders soll man etwa das Verhalten derTelekom-Vorstände bewerten, die sich fürs Geschäftsjahr 2001, in dem sie 3,5Milliarden Euro Verlust einfuhren und nebenbei das Aktionärsvermögenruinierten, flotte 50 Prozent Zuschlag genehmigten? Oder jenes desVorstandssprechers der Deutschen Bank, der elf Millionen Euro für einGeschäftsjahr einsteckte, in dem Gewinn und Aktienkurs um 20 Prozenteingebrochen waren? Mit leistungsgerechter Bezahlung hat das gewiss wenig zutun, eher mit einer unverfrorenen Selbstbedienung.
Wer immer die Möglichkeit bekommt, anderer Leute Geld zu verwalten, überInvestitionen zu entscheiden, Finanzströme zu lenken, der denkt heutzutageoffenbar kaum noch an das Wohl der ihm anvertrauten Gelder, sondern vor alleman das eigene. So empfahlen die Investmentbanker und Analysten von MerrillLynch, einem der größten Vermögensverwalter der Welt, ihren Kunden auch solcheAktien wärmstens zum Kauf, die sie selbst für »Schrottpapiere« oder gar»Scheiße« hielten und deshalb dringend loswerden wollten. Nicht viel andershielt es die Deutsche Bank, die an jenem Tag, an dem sie (gegen eine horrendeProvision) im Auftrag eines asiatischen Großkunden über 40 MillionenTelekom-Aktien auf den Markt warf und damit den Kurs verwässerte, Millionen vonKleinanlegern dringend zum Kauf des rapide an Wert verlierenden Papiers riet.
Das System lahmt wie ein alter Gaul
Kaum ein Tag vergeht, an dem nicht ein neuer Betrugs- oder Korruptionsfallauffliegt. Dies freilich als Beleg für ein gut funktionierendes Rechtssystem zuwerten, hieße die Zustände in der real existierenden Wirtschaft zu verkennen.Ans Licht kommt nur, was entweder die Geschädigten der Justiz offenbaren oderwas irgendwelchen Nutznießern in den Kram passt. Erst wenn ein »begründeterAnfangsverdacht« vorliegt, das heißt wenn handfeste Beweise in Form vonDokumenten oder eidesstattlichen Versicherungen von Zeugen auftauchen, könnendie Staatsanwälte aktiv werden und Büros durchsuchen, Akten beschlagnahmen undZeugen vernehmen. So war es bei der Berliner Bankgesellschaft und beimbadischen Phantombohrer Flowtex, bei der Kölner Müllverbrennungsanlage wie beidem westfälischen Springreiter und Pferdehändler Hugo Simon.
© Goldmann Verlag
Autoren-Porträt von Günter Ogger
GünterOgger, Jahrgang 1941, ist einer der bekanntesten deutschenWirtschaftsjournalisten. Er arbeitete als Redakteur beim Wirtschaftsmagazin Capital,ehe er sich als Autor selbständig machte. Seine Titel Nieten in Nadelstreifen,Das Kartell der Kassierer, König Kunde und Absahnen undabhauen sind Bestseller, die sich Millionen Mal verkauften.
- Autor: Günter Ogger
- 2003, 320 Seiten, Maße: 14,7 x 22,1 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: C. Bertelsmann
- ISBN-10: 3570006638
- ISBN-13: 9783570006634
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