Die Erfolgsmasche
Roman
Sonja ist frustriert. Ihre Kolumne über ihr Leben als alleinerziehende Mutter wurde einfach gestrichen. Sonjas Kampfansage: Sie erfindet sich einfach neu - als Mann! Als Sebastian schreibt sie ab jetzt neue Kolumnen. Das geht solange gut, bis alle Sebastian kennenlernen wollen.
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Produktinformationen zu „Die Erfolgsmasche “
Sonja ist frustriert. Ihre Kolumne über ihr Leben als alleinerziehende Mutter wurde einfach gestrichen. Sonjas Kampfansage: Sie erfindet sich einfach neu - als Mann! Als Sebastian schreibt sie ab jetzt neue Kolumnen. Das geht solange gut, bis alle Sebastian kennenlernen wollen.
Klappentext zu „Die Erfolgsmasche “
Männer können alles Frauen können s besserWas tun, wenn man als alleinerziehende Mutter erfolgreich Geschichten schrieb, die plötzlich keiner mehr lesen will? Man wird zum Mann. Auf dem Papier. Und macht aus dem, was Frauen jeden Tag selbstverständlich tun, ein spannendes Ereignis. Eine Erfolgsmasche
Sonja ist außer sich. Ihre Kolumne über ihr Leben als alleinerziehende Mutter gibt es nicht mehr. Aus und vorbei, ohne Erklärung! Und die neue Chefredakteurin, die kein Interesse mehr an Sonjas Geschichten hat, ist nicht zu sprechen. Doch Not macht bekanntlich erfinderisch: Weil sie sich und ihre Kinder ernähren muss, erfindet Sonja sich einfach neu. Sie wird zum Mann auf dem Papier. Als Sebastian Richter schreibt sie nun über das turbulente Leben eines alleinerziehenden Vaters und schickt die Storys an ihre Zeitschrift mit Erfolg. Die Leserinnen sind begeistert. Schon bald erobert der treusorgende Vater die Herzen der Frauen. Das geht so lange gut, bis alle Sebastian Richter kennenlernen wollen. Verzweifelt sucht Sonja nach einem Mann, den sie eigentlich nur erfunden hat, und verstrickt sich immer mehr in Lügen bis der wahre Sebastian Richter plötzlich vor ihrer Tür steht
Ein wunderbar komischer Roman über Notlügen, große Gefühle und ziemlich viel Glück.
"Ein pointenreiches Werk, in dem sich große Gefühle, Notlügen und viele wundersame Dinge zu einem heiteren Liebesroman vereinen. (...) Eine 'Tootsie'-Komödie mit guten Einfällen und witzigen Pointen." -- Hamburger Abendblatt
Lese-Probe zu „Die Erfolgsmasche “
Die Erfolgsmasche von Hera Lind1
Nebenan unter der Dachrinne klebt ein altes verlassenes Vogelnest.
Letzten Sommer wohnte darin eine Taubenfamilie. Die Taubenmutter war genauso alleinerziehend wie ich. Sie stolzierte hektisch gurrend auf und ab und brachte Futter, während die Küken sich im Nest laut tschilpend zusammendrängten und gierig ihre Schnäbel aufsperrten. War die Taubenmutter ausgeflogen, war richtig was los in der Dachrinne! Da flogen bei den dicken, flauschigen Küken buchstäblich die Fetzen. Genau wie bei uns.
Jetzt ist die Dachrinne verlassen und vereist. Was wohl aus der Taubenfamilie geworden ist? Ob aus den Küken anständige, rechtschaffene Tauben geworden sind? Ob die Mutter an einem Nervenzusammenbruch verendet ist?
Mein Blick wandert wieder zu meinem neuen Computer. An dem arbeite ich, um meine Kinder satt zu kriegen. Und in dem ist der Wurm drin. Denn mein soeben verfasster Text ist unauffindbar verschwunden. Los! Gib mir meinen schönen Text wieder! Ich hacke wütend auf die Tastatur ein.
Wie die Taube auf den Wurm.
Dieses Teil namens »Äppel« will mich einfach nur in den Wahnsinn treiben! Aber meinen früheren Lebensabschnittsgefährten Jochen würde es sicherlich schwer beeindrucken.
Mich verwirren die vielen bunten Symbole, die da unten am Bildschirmrand herumtanzen und mit mir spielen wollen.
Aber ich will nicht spielen. Ich will meine Kolumnen schrei ben. Das ist mein Job. Das ist mein Wurm. Hatte ich früher Probleme mit der Technik, hat Jochen mich immer ausgelacht: »Mensch, Sonja! Das kann doch jeder mit einem normalen IQ!« Tja. Danke, Jochen. Bei einem »normalen Intelligenzquotienten« habe ich offensichtlich nicht »Hier!« geschrien. Da hielt ich mich lieber in der Abteilung »Lebensfreude« und »Optimismus« auf. »Naivität« und
... mehr
»Gutgläubigkeit« gab’s gratis obendrauf, und bei »Fantasie« habe ich den Ausgang fast gar nicht mehr gefunden. Während Jochen sich gleich dreimal in der Schlange »Überdurchschnittliche Intelligenz« vorgedrängelt hat, habe ich offensichtlich rein gar nichts kapiert. Sein Computerwissen und seine Technikvernarrtheit haben ihm allerdings jegliches Gespür für die Schönheit des wahren Lebens genommen. Bei »Lebenslust« und »Humor« gingen gerade die Rollgitter runter, als er endlich mit seinen Tüten voller »Logisches Denken « angerannt kam. Er schützt sich und seine verschüttete Seele genau wie seine vielen Apparate mit Alarmanlagen, kleinen Kameras und Virus-Schutz-Programmen, die sich allerdings gern gegenseitig austricksen und lahmlegen. Und merkt dabei gar nicht, wie das wirkliche Leben an ihm vorbeizieht, ohne ihn mitzunehmen.
Dasselbe habe ich übrigens auch gemacht. Ich bin irgendwann auch an ihm vorbeigezogen, ohne ihn mitzunehmen.
Jetzt lebe ich schon seit Jahren in einer Mietwohnung im vierten Stock, mitten in der traumhaften Altstadt Salzburgs, und fühle mich so frei und glücklich wie in meiner Studentenzeit, als ich hier am Mozarteum einen Sommerkurs absolvierte. Mittlerweile habe ich, wie gesagt, Kinder, halte die Klappe und schreibe Kolumnen. Für ein nettes deutsches Hausfrauenblatt. Ich weiß, es gibt Tolleres. Aber ich ernähre meine Familie damit. Genau wie die Taubenmutter im letzten Sommer auf dem Nachbardach kämpfe ich tapfer um unser täglich Brot.
Mein ältester Sohn Alex steht gerade kurz vor dem Abitur, was ihn nicht daran hindert, jede Nacht auszufliegen und erst am nächsten Morgen wieder heimzukommen. Er genießt das Leben, ist ein fantastischer Golfer und Skifahrer, höchst beliebt bei der Damenwelt und konsumiert neben seinem hochprozentigen Lernstoff auch noch viel hochprozentigen Alkohol. Offensichtlich bekommt er beides in seinem Kopf unter, denn sein Notendurchschnitt liegt bei Einskommairgendwas. Er will Golfer, Skispringer oder Gynäkologe werden.
Meine vierzehnjährige Tochter Greta besucht das Gymnasium mit dem Schwerpunkt bildende Kunst. Sie hat mir einen Klon von sich angeschleppt: ihre beste Freundin Toni, die genauso aussieht, sich genauso anzieht und sich genauso benimmt wie Greta, nämlich pubertär. Und das ist eine echte Herausforderung für mich: zwei Mädels, die mir die Wimperntusche klauen, in meinen Pumps herumstöckeln und sich stundenlang im Badezimmer einschließen. Sie haben rund um die Uhr ihr Handy am Ohr und gurren ununterbrochen vor sich hin. Oft denke ich naiv, sie sprechen mit mir, aber sie sprechen mit ihrem Handy.
Anfangs hieß es noch: »Mama, darf die Toni heute bei uns übernachten?«, und ich sagte stets gütig nickend: »Aber ja, liebe Kinder! Wenn es euch Freude macht und Tonis Mama nichts dagegen hat.« Tonis Mama hatte nichts dagegen. Jedenfalls nicht in den letzten zwei Jahren. Manchmal frage ich
mich, ob es Tonis Mama überhaupt gibt. Greta steckte mir einmal, die Eltern hätten Stress und wären total verspannt. Sie würden sich scheiden lassen und die arme Toni schlagen, und da wollte ich nicht weiter in das Kind dringen.
Irgendwann blieb Toni einfach. Ich wasche ihre Wäsche mit und füttere sie durch. Und wenn ich mir die Dachrinne da drüben so anschaue, frage ich mich, ob eines der Taubenkinder vielleicht ein Kuckuckskind war. Wir haben uns alle an Toni gewöhnt, sie gehört einfach zur Familie. Auch wenn sie so gut wie nie mit mir redet. Vielleicht ist sie einfach nur schüchtern.
Ihre Eltern vertrauen mir offensichtlich blind und glauben, dass ich mit ihrer Tochter alles richtig mache. Wie man heutzutage als Mutter alles richtig macht, erfährt man rein theoretisch aus Erziehungsratgebern. Aber meiner Erfahrung nach lauten die Spielregeln für Mütter von heute einfach nur:
Klappe halten, einkaufen, aufräumen und nicht nerven.
Meine beiden Kinder und das Kuckuckskind sind jedenfalls zufrieden, zumindest ist mir nichts Gegenteiliges bekannt. Toni taumelt morgens genauso grußlos und verschlafen an mir vorbei wie meine eigene Tochter. Auch sie vergisst absichtlich das Pausenbrot, lässt sich lustlos zur Schule fahren und knallt wortlos die Autotür hinter sich zu, wenn wir dort angekommen sind. Nach dem Unterricht wirft sie übellaunig ihre Schultasche auf die Küchenbank, verschlingt ihr Mittagessen und äußert sich unflätig über ihre Lehrer und Lehrerinnen – genau wie Greta. Dann aber entspannen sich die runden Mädchengesichter unter ihrer Schminke. Die zahnspangenbewehrten Münder fangen an zu lästern und natürlich zu telefonieren. Man denkt, das Kind führt eine Gabel zum Mund, aber es ist das Handy. Bald danach füllt sich unsere Küche mit einheitlich gekleideten Jugendlichen – die Jungs mit halb heruntergerutschter Hose, die nur ein Drittel ihres bunten Slips verdeckt. Vermutlich jene Jungs, mit denen vorher am Handy noch wild konferiert wurde.
Es scheint sich irgendwie herumgesprochen zu haben, dass Gretas Mama zwar eine Deutsche, aber irgendwie »cool« ist, dass ihr Kühlschrank immer voll ist und man in ihrer zentral gelegenen Wohnung prima abhängen kann. Bei uns geht es zu wie im Taubenschlag. Unwillkürlich muss ich lächeln, als ich wieder aus dem Fenster schaue.
Bis auf meinen nicht vorhandenen Sinn für Technik und meine chaotische Art und Weise, den Alltag zu bewältigen, komme ich eigentlich gut zurecht. Der Österreicher würde die Gesamtsituation mit einer einzigen Silbe beschreiben:
»Passt.«
Die Kinder reden zwar nicht mit mir, aber ich habe das Gefühl, dass sie glücklich sind. Sie sind hier in Salzburg aufgewachsen und sprechen die hiesige Mundart. Miteinander.
Mit mir sprechen sie, falls überhaupt, hochdeutsch. Nicht aus Rücksicht, sondern um mir eindeutig zu verstehen zu geben, dass ich nicht dazugehöre. Ich werde geduldet, mehr nicht. Ich selbst stamme aus einem der finstersten deutschen Spießerflecken – sagen wir vage aus der Nähe von Paderborn (Gott erschuf in seinem Zorn …) – und schäme mich immer noch meiner peinlich-platten Touristensprache, wenn ich hier einkaufen gehe. Am härtesten trifft es mich, wenn ich mich beim Metzger Erlach in der Linzer Gasse extra bemühe und »zwanzig Deka Faschiertes« bestelle, gefolgt von »geh hearst, gib ma no a Sackerl«, und die Verkäuferin mir dann beim Überreichen der Tüte (!) noch einen schönen Urlaub wünscht. Nach solchen Erlebnissen trolle ich mich frustriert unters Dach, wo ich mir und meinen Kindern ein Nest gebaut habe, und hacke wieder auf meiner Computertastatur herum.
Doch dieser angebissene Apfel macht mir klar: Mein IQ ist eindeutig unterdurchschnittlich. Wahrscheinlich sollte ich mehr Äpfel essen. Ungeduldig irre ich mit der Maus über den Bildschirm und fühle mich von dem Äppel veräppelt. Er will mir einfach nicht gehorchen.
Männer wie Jochen würden sich vor Begeisterung über den riesigen Flachbildschirm, in dem die gesamte Technik untergebracht ist, gar nicht mehr einkriegen. Der Begriff »flach« ist irgendwie total wichtig für Männer. Jedenfalls wenn es um Bildschirme geht. Oder um Handys. Die können gar nicht platt genug sein. Bei Frauen ist das natürlich wieder etwas ganz anderes. Werde eine aus den Männern schlau!
»Tief liegen« ist ja auch sehr wichtig. Aber nur bei Autos.
Oder »Sound«. Wenn ein Auto so richtig aufheult, sind Männer begeistert. Macht eine Frau das gleiche Geräusch, packen sie ihre Sachen und hauen ab.
Meinen Alten hatte ich so gut im Griff. Den Computer, meine ich. Jochen überhaupt nicht. Aber darüber will ich mich jetzt nicht mehr ärgern. Mein ganzes Ärger-Potenzial ist schon verbraucht. Es ist für diesen ungehorsamen, frechen Computer draufgegangen.
Copyright © 2009 by Diana Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Dasselbe habe ich übrigens auch gemacht. Ich bin irgendwann auch an ihm vorbeigezogen, ohne ihn mitzunehmen.
Jetzt lebe ich schon seit Jahren in einer Mietwohnung im vierten Stock, mitten in der traumhaften Altstadt Salzburgs, und fühle mich so frei und glücklich wie in meiner Studentenzeit, als ich hier am Mozarteum einen Sommerkurs absolvierte. Mittlerweile habe ich, wie gesagt, Kinder, halte die Klappe und schreibe Kolumnen. Für ein nettes deutsches Hausfrauenblatt. Ich weiß, es gibt Tolleres. Aber ich ernähre meine Familie damit. Genau wie die Taubenmutter im letzten Sommer auf dem Nachbardach kämpfe ich tapfer um unser täglich Brot.
Mein ältester Sohn Alex steht gerade kurz vor dem Abitur, was ihn nicht daran hindert, jede Nacht auszufliegen und erst am nächsten Morgen wieder heimzukommen. Er genießt das Leben, ist ein fantastischer Golfer und Skifahrer, höchst beliebt bei der Damenwelt und konsumiert neben seinem hochprozentigen Lernstoff auch noch viel hochprozentigen Alkohol. Offensichtlich bekommt er beides in seinem Kopf unter, denn sein Notendurchschnitt liegt bei Einskommairgendwas. Er will Golfer, Skispringer oder Gynäkologe werden.
Meine vierzehnjährige Tochter Greta besucht das Gymnasium mit dem Schwerpunkt bildende Kunst. Sie hat mir einen Klon von sich angeschleppt: ihre beste Freundin Toni, die genauso aussieht, sich genauso anzieht und sich genauso benimmt wie Greta, nämlich pubertär. Und das ist eine echte Herausforderung für mich: zwei Mädels, die mir die Wimperntusche klauen, in meinen Pumps herumstöckeln und sich stundenlang im Badezimmer einschließen. Sie haben rund um die Uhr ihr Handy am Ohr und gurren ununterbrochen vor sich hin. Oft denke ich naiv, sie sprechen mit mir, aber sie sprechen mit ihrem Handy.
Anfangs hieß es noch: »Mama, darf die Toni heute bei uns übernachten?«, und ich sagte stets gütig nickend: »Aber ja, liebe Kinder! Wenn es euch Freude macht und Tonis Mama nichts dagegen hat.« Tonis Mama hatte nichts dagegen. Jedenfalls nicht in den letzten zwei Jahren. Manchmal frage ich
mich, ob es Tonis Mama überhaupt gibt. Greta steckte mir einmal, die Eltern hätten Stress und wären total verspannt. Sie würden sich scheiden lassen und die arme Toni schlagen, und da wollte ich nicht weiter in das Kind dringen.
Irgendwann blieb Toni einfach. Ich wasche ihre Wäsche mit und füttere sie durch. Und wenn ich mir die Dachrinne da drüben so anschaue, frage ich mich, ob eines der Taubenkinder vielleicht ein Kuckuckskind war. Wir haben uns alle an Toni gewöhnt, sie gehört einfach zur Familie. Auch wenn sie so gut wie nie mit mir redet. Vielleicht ist sie einfach nur schüchtern.
Ihre Eltern vertrauen mir offensichtlich blind und glauben, dass ich mit ihrer Tochter alles richtig mache. Wie man heutzutage als Mutter alles richtig macht, erfährt man rein theoretisch aus Erziehungsratgebern. Aber meiner Erfahrung nach lauten die Spielregeln für Mütter von heute einfach nur:
Klappe halten, einkaufen, aufräumen und nicht nerven.
Meine beiden Kinder und das Kuckuckskind sind jedenfalls zufrieden, zumindest ist mir nichts Gegenteiliges bekannt. Toni taumelt morgens genauso grußlos und verschlafen an mir vorbei wie meine eigene Tochter. Auch sie vergisst absichtlich das Pausenbrot, lässt sich lustlos zur Schule fahren und knallt wortlos die Autotür hinter sich zu, wenn wir dort angekommen sind. Nach dem Unterricht wirft sie übellaunig ihre Schultasche auf die Küchenbank, verschlingt ihr Mittagessen und äußert sich unflätig über ihre Lehrer und Lehrerinnen – genau wie Greta. Dann aber entspannen sich die runden Mädchengesichter unter ihrer Schminke. Die zahnspangenbewehrten Münder fangen an zu lästern und natürlich zu telefonieren. Man denkt, das Kind führt eine Gabel zum Mund, aber es ist das Handy. Bald danach füllt sich unsere Küche mit einheitlich gekleideten Jugendlichen – die Jungs mit halb heruntergerutschter Hose, die nur ein Drittel ihres bunten Slips verdeckt. Vermutlich jene Jungs, mit denen vorher am Handy noch wild konferiert wurde.
Es scheint sich irgendwie herumgesprochen zu haben, dass Gretas Mama zwar eine Deutsche, aber irgendwie »cool« ist, dass ihr Kühlschrank immer voll ist und man in ihrer zentral gelegenen Wohnung prima abhängen kann. Bei uns geht es zu wie im Taubenschlag. Unwillkürlich muss ich lächeln, als ich wieder aus dem Fenster schaue.
Bis auf meinen nicht vorhandenen Sinn für Technik und meine chaotische Art und Weise, den Alltag zu bewältigen, komme ich eigentlich gut zurecht. Der Österreicher würde die Gesamtsituation mit einer einzigen Silbe beschreiben:
»Passt.«
Die Kinder reden zwar nicht mit mir, aber ich habe das Gefühl, dass sie glücklich sind. Sie sind hier in Salzburg aufgewachsen und sprechen die hiesige Mundart. Miteinander.
Mit mir sprechen sie, falls überhaupt, hochdeutsch. Nicht aus Rücksicht, sondern um mir eindeutig zu verstehen zu geben, dass ich nicht dazugehöre. Ich werde geduldet, mehr nicht. Ich selbst stamme aus einem der finstersten deutschen Spießerflecken – sagen wir vage aus der Nähe von Paderborn (Gott erschuf in seinem Zorn …) – und schäme mich immer noch meiner peinlich-platten Touristensprache, wenn ich hier einkaufen gehe. Am härtesten trifft es mich, wenn ich mich beim Metzger Erlach in der Linzer Gasse extra bemühe und »zwanzig Deka Faschiertes« bestelle, gefolgt von »geh hearst, gib ma no a Sackerl«, und die Verkäuferin mir dann beim Überreichen der Tüte (!) noch einen schönen Urlaub wünscht. Nach solchen Erlebnissen trolle ich mich frustriert unters Dach, wo ich mir und meinen Kindern ein Nest gebaut habe, und hacke wieder auf meiner Computertastatur herum.
Doch dieser angebissene Apfel macht mir klar: Mein IQ ist eindeutig unterdurchschnittlich. Wahrscheinlich sollte ich mehr Äpfel essen. Ungeduldig irre ich mit der Maus über den Bildschirm und fühle mich von dem Äppel veräppelt. Er will mir einfach nicht gehorchen.
Männer wie Jochen würden sich vor Begeisterung über den riesigen Flachbildschirm, in dem die gesamte Technik untergebracht ist, gar nicht mehr einkriegen. Der Begriff »flach« ist irgendwie total wichtig für Männer. Jedenfalls wenn es um Bildschirme geht. Oder um Handys. Die können gar nicht platt genug sein. Bei Frauen ist das natürlich wieder etwas ganz anderes. Werde eine aus den Männern schlau!
»Tief liegen« ist ja auch sehr wichtig. Aber nur bei Autos.
Oder »Sound«. Wenn ein Auto so richtig aufheult, sind Männer begeistert. Macht eine Frau das gleiche Geräusch, packen sie ihre Sachen und hauen ab.
Meinen Alten hatte ich so gut im Griff. Den Computer, meine ich. Jochen überhaupt nicht. Aber darüber will ich mich jetzt nicht mehr ärgern. Mein ganzes Ärger-Potenzial ist schon verbraucht. Es ist für diesen ungehorsamen, frechen Computer draufgegangen.
Copyright © 2009 by Diana Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
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Autoren-Porträt von Hera Lind
Hera Lind, geboren 1957, ist eine erfolgreiche Romanautorin. Nach dem Studium der Germanistik, Musik und Theologie arbeitete sie hauptberuflich als Sängerin, bevor ihr gleich mit ihrem ersten Roman, "Ein Mann für jede Tonart", ein sensationeller Bestseller gelang. Weitere große Erfolge folgten, die allesamt auch verfilmt wurden. Ein weiterer Beweis für ihre Vielseitigkeit sind zwei eigene Fernsehshows. Hera Lind ist Mutter von vier Kindern und lebt mit ihrer Familie in Salzburg.
Bibliographische Angaben
- Autor: Hera Lind
- 2009, 336 Seiten, Maße: 14,5 x 22 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Diana
- ISBN-10: 3453290739
- ISBN-13: 9783453290730
Rezension zu „Die Erfolgsmasche “
"Ein pointenreiches Werk, in dem sich große Gefühle, Notlügen und viele wundersame Dinge zu einem heiteren Liebesroman vereinen. (...) Eine 'Tootsie'-Komödie mit guten Einfällen und witzigen Pointen."
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