Die Fahrt der Beagle
Tagebuch mit Erforschungen der Naturgeschichte und Geologie der Länder, die auf der Fahrt von HMS Beagle unter dem Komando von Kapitän Robert Fitzroy, RN, besucht wurden. Einl. v. Daniel Kehlmann
Charles Darwin war 22 Jahre alt, als er sich am 27. Dezember 1831 auf der HMS Beagle einschiffte und zu einer Forschungsreise rund um die Welt aufbrach. Nach fünf Jahren kehrte er zurück - im Kopf die Grundzüge der Evolutionstheorie, der bedeutsamsten Idee der abendländischen Kultur.
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Produktinformationen zu „Die Fahrt der Beagle “
Klappentext zu „Die Fahrt der Beagle “
Charles Darwin war 22 Jahre alt, als er sich am 27. Dezember 1831 auf der HMS Beagle einschiffte und zu einer Forschungsreise rund um die Welt aufbrach. Nach fünf Jahren kehrte er zurück - im Kopf die Grundzüge der Evolutionstheorie, der bedeutsamsten Idee der abendländischen Kultur.
Lese-Probe zu „Die Fahrt der Beagle “
Die Fahrt der Beagle von Charles Darwin1. Kapitel
St. Jago – Kapverdische Inseln
Porto Praya – Ribeira Grande – atmosphärischer Staub mit Infusorien – Lebensweise einer Seeschnecke und eines Tintenfischs – St. Paul's Rocks, nichtvulkanisch – eigentümliche Inkrustationen – Insekten die ersten Ansiedler auf Inseln – Fernando Noronha – Bahia — blank geschliffene Felsen – Lebensweise eines Diodon – pelagische Confervae und Infusorien – Ursachen verfärbter See
Ihrer Majestät Schiff Beagle, eine Brigg mit zehn Kanonen unter dem Kommando Kapitän Fitz Roys, lief am 27. Dezember 1831 von Devonport aus, nachdem sie von schweren Südweststürmen zweimal zurückgeworfen worden war. Ziel der Expedition war es, die Vermessung von Patagonien und Feuerland, die unter Kapitän King von 1826 bis 1830 begonnen worden war, abzuschließen – die Küsten Chiles, Perus und einiger Inseln im Pazifik zu vermessen – und eine Reihe chronometrischer Messungen um die ganze Welt durchzuführen. Am 6. Januar erreichten wir Teneriffa, wo uns indes aus Furcht, wir schleppten die Cholera ein, die Landung untersagt wurde; am folgenden Morgen sahen wir die Sonne über den zackigen Konturen der Großen Kanarischen Insel aufgehen und unversehens den Gipfel von Teneriffa erleuchten, während die tiefer gelegenen Landstriche in Schäfchenwolken gehüllt waren. Dies war der erste von vielen herrlichen Tagen, die unvergessen bleiben sollten. Am 16. Januar 1832 gingen wir vor Porto Praya auf St. Jago vor Anker, der Hauptinsel des Kapverdischen Archipels.
Die Umgebung von Porto Praya bietet von See her ein trostloses Bild. Die vulkanischen Feuer einer vergangenen Zeit sowie die sengende Hitze einer tropischen Sonne haben das Erdreich an den meisten Stellen
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für jede Vegetation untauglich gemacht. Das Land erhebt sich in aufeinander folgenden Stufen Tafelland, durchsetzt von einigen abgestutzten konischen Hügeln, und der Horizont wird von einer unregelmäßigen Kette erhabenerer Berge eingefasst. Die Landschaft ist, durch die diesige Atmosphäre dieses Klimas betrachtet, von hohem Reiz, wenn denn ein Mensch, der frisch von See kommt und der soeben zum ersten Mal durch einen Kokosnusshain spaziert ist, überhaupt etwas anderes als sein eigenes Glück beurteilen kann. Das Eiland würde allgemein wohl als recht reizlos angesehen, doch für jemand, der lediglich an eine englische Landschaft gewöhnt ist, besitzt die neuartige Ansicht eines gänzlich unfruchtbaren Landes eine Erhabenheit, die mehr Vegetation verderben könnte. Kaum ein grünes Blatt lässt sich über weite Flächen der Lavafelder entdecken; dennoch verstehen es Ziegenherden wie auch einige Kühe, sich am Leben zu halten. Es regnet sehr selten, doch während einer kurzen Periode im Jahr gießt es in Strömen, und unmittelbar darauf sprießt aus jedem Spalt eine leichte Vegetation. Diese verdorrt schnell, und von solchem natürlich gebildeten Heu ernähren sich die Tiere. Als die Insel entdeckt wurde, war die unmittelbare Umgebung von Porto Praya mit Bäumen bestanden, deren rücksichtslose Zerstörung hier wie auf St. Helena und auch auf manchen der Kanarischen Inseln zu einer nahezu vollständigen Unfruchtbarkeit geführt hat. Die breiten, flachen Täler, wovon viele nur während weniger Tage in der Saison als Wasserlauf dienen, sind mit Buschwerk aus blattlosen Sträuchern bedeckt. Nur wenige Lebewesen bewohnen diese Täler. Der häufigste Vogel ist ein Eisvogel (Alcedo iagoensis), der zahm auf den Zweigen der Rizinusölpflanze hockt und sich von dort auf Heuschrecken und Eidechsen stürzt. Er trägt ein buntes Gefieder, das aber nicht so schön ist wie das der europäischen Art: In Flug, Gebaren und seinem Lebensraum, welcher gemeinhin das trockenste Tal ist, bestehen ebenfalls große Unterschiede.
Einmal ritten zwei der Offiziere und ich nach Ribeira Grande, einem Dorf wenige Meilen östlich von Porto Praya. Bis wir das Tal von St. Martin erreichten, bot das Land sein übliches mattbraunes Erscheinungsbild; dort jedoch bringt ein sehr kleines Wasserrinnsal einen höchst erfrischenden Rand üppiger Vegetation hervor. Im Laufe einer Stunde gelangten wir nach Ribeira Grande, wo uns der AnbIick einer großen Festungsruine und einer Kathedrale überraschte. Diese kleine Stadt war, bevor ihr Hafen verlandete, der Hauptort der Insel; heute bietet sie ein melancholisches, aber sehr pittoreskes Erscheinungsbild. Nachdem wir uns als Führer eines schwarzen Padre und als Dolmetscher eines Spaniers versichert hatten, der im Spanischen Unabhängigkeitskrieg gedient hatte, besuchten wir eine Ansammlung von Gebäuden, deren bedeutendstes eine alte Kirche war. Hier sind die Gouverneure und Oberbefehlshaber der Inseln begraben. Manche Grabsteine waren mit Daten aus dem sechzehnten Jahrhundert versehen. Die heraldischen Verzierungen waren das Einzige an diesem abgeschiedenen Ort, das uns an Europa erinnerte. Die Kirche oder Kapelle bildete eine Seite eines Vierecks, in dessen Mitte eine große Gruppe Bananenbäume wuchs. An einer weiteren Seite war ein Spital, das ungefähr ein Dutzend erbärmlich aussehender Insassen beherbergte.
Wir kehrten zurück zur Vênda, um das Abendessen einzunehmen. Eine beträchtliche Zahl von Männern, Frauen und Kindern, allesamt schwarz wie Pech, versammelten sich, um uns dabei zuzusehen. Unsere Gefährten waren außerordentlich lustig, und alles, was wir sagten oder taten, wurde von ihrem herzlichen Gelächter begleitet. Bevor wir die Stadt verließen, besichtigten wir noch die Kathedrale. Sie wirkt nicht so prachtvoll wie die kleinere Kirche, rühmt sich aber einer kleinen Orgel, die wunderliche, unharmonische Schreie ausstieß. Wir überreichten dem schwarzen Priester ein paar Shilling, und der Spanier sagte, ihm den Kopf tätschelnd, mit beträchtlicher Freimütigkeit, er finde, seine Farbe bilde keinen großen Unterschied. Sodann kehrten wir, so schnell es unsere Ponys zuließen, nach Porto Praya zurück.
Ein andermal ritten wir zu dem kleinen Dorf St. Domingo, das nahe dem Mittelpunkt der Insel gelegen war. Auf einer kleinen Ebene, die wir überquerten, wuchsen ein paar verkümmerte Akazien; ihre Spitzen waren von dem steten Passat auf eigentümliche Weise gebeugt worden – einige sogar im rechten Winkel zum Stamm. Die Richtung der Zweige zeigte exakt nach Nordnordost und Südsüdwest, wodurch diese natürlichen Wetterfahnen die vorherrschende Richtung der Gewalt des Passats anzeigen. Unser Fortkommen hatte auf dem kargen Erdreich so wenig Eindruck hinterlassen, dass wir hier unseren Weg verfehlten und jenen nach Fuentes nahmen. Das merkten wir erst, als wir dort anlangten, und danach waren wir froh über unseren Irrtum. Fuentes ist ein hübsches Dorf mit einem kleinen Bach, und alles schien gut zu gedeihen, freilich bis auf das, was dies doch am ehesten sollte – seine Einwohnerschaft. Die schwarzen Kinder, vollkommen nackt, boten einen ganz elenden Anblick; sie trugen Bündel Feuerholz, halb so groß wie der eigene Körper.
Bei Fuentes sahen wir eine große Schar Perlhühner – wohl fünfzig bis sechzig an der Zahl. Sie waren äußerst misstrauisch, sodass wir uns ihnen nicht nähern konnten. Sie mieden uns gleich Rebhühnern an einem Regentag im September; sie liefen mit hochgerecktem Kopf dahin, und ging man ihnen nach, flatterten sie gleich los.
Die Szenerie von St. Domingo ist, anders als das überwiegend düstere Gepräge der übrigen Insel, von einer gänzlich unerwarteten Schönheit. Das Dorf liegt in einer Talsohle und ist umgrenzt von hohen, zerklüfteten Wänden geschichteter Lava. Die schwarzen Felsbrocken stellen einen ganz auffallenden Kontrast zu der leuchtend grünen Vegetation dar, welche den Ufern eines kleinen, klaren Wasserlaufs folgt. Es war gerade ein großer Festtag, und das Dorf war voller Menschen. Auf unserer Rückkehr überholten wir eine Gruppe von ungefähr zwanzig jungen schwarzen Mädchen, die in ausgezeichnetem Geschmack gekleidet waren; ihre schwarze Haut und das schneeweiße Leinen kontrastierten mit ihren bunten Turbanen und breiten Umhängetüchern. Als wir näher kamen, drehten sie sich alle unvermittelt um, bedeckten den Pfad mit ihren Tüchern und sungen mit tiefer Inbrunst ein wildes Lied, wobei sie mit den Händen den Takt auf den Beinen schlugen. Wir warfen ihnen ein paar Vintéms zu, die mit kreischendem Lachen angenommen wurden, und als wir weiterzogen, verdoppelten sie den Lärm ihres Lieds.
A n einem Morgen war der Blick ungewöhnlich klar; die fernen Berge wurden mit den schärfsten Konturen auf eine schwere Wand dunkelblauer Wolken projiziert. Dem Augenschein folgend wie auch ähnlichen Fällen in England nahm ich an, die Luft sei mit Feuchtigkeit gesättigt. Dann aber stellte sich das genaue Gegenteil heraus. Das Hygrometer zeigte einen Unterschied von 16,4° zwischen der Lufttemperatur und dem Punkt, an dem sich Tau absetzte. Dieser Unterschied betrug nahezu das Doppelte dessen, was ich an den vorangegangenen Morgen beobachtet hatte. Dieser ungewöhnliche Grad an atmosphärischer Trockenheit wurde von fortgesetzten Blitzen begleitet. Ist es nicht ungewöhnlich, bei einer solchen Wetterlage ein derart bemerkenswertes Maß an Lufttransparenz anzutreffen?
Im Allgemeinen ist die Atmosphäre diesig, was durch das Herabsinken von äußerst feinem Staub verursacht wird, der auch die astronomischen Instrumente leicht beschädigt hatte. Am Morgen, bevor wir vor Porto Praya ankerten, sammelte ich ein kleines Päckchen dieses braun gefärbten feinen Staubes, der offenbar von der Gaze der Wetterfahne an der Mastspitze aus dem Wind gefiltert worden war. Auch hatte mir Mr. Lyell vier Päckchen Staub gegeben, der einige hundert Meilen nördlich dieser Inseln auf ein Fahrzeug gefallen war. Professor Ehrenberg' hat ermittelt, dass dieser Staub zu großen Teilen aus Infusorien mit kieselhaltigen Schilden und aus kieselhaltigem Pflanzengewebe besteht. In den fünf Päckchen, die ich ihm schickte, hat er nicht weniger als siebenundsechzig verschiedene organische Formen bestimmt! Die Infusorien sind, mit Ausnahme zweier im Meer lebender Spezies, allesamt Süßwasserbewohner. Ich habe nicht weniger als fünfzehn Berichte gefunden, wonach Staub auf Fahrzeuge weit draußen auf dem Atlantik gefallen ist. Aufgrund der Windrichtung, wenn er jeweils gefallen ist, und danach, dass er immer nur in den Monaten gefallen ist, wenn der Hamattan, wie man weiß, Staubwolken weit in die Atmosphäre hinauf trägt, können wir schließen, dass alles aus Afrika kommt. Allerdings ist es ganz eigentümlich, dass Professor Ehrenberg, obgleich er zahlreiche auf Afrika beschränkte Arten von Infusorien kennt, keine davon in dem Staub fand, den ich ihm geschickt habe: Vielmehr fand er darin zwei Arten, die ihm bis dato nur als in Südamerika lebend bekannt waren.
© Fischer Verlag
Übersetzung: Eike Schönfeld
Einmal ritten zwei der Offiziere und ich nach Ribeira Grande, einem Dorf wenige Meilen östlich von Porto Praya. Bis wir das Tal von St. Martin erreichten, bot das Land sein übliches mattbraunes Erscheinungsbild; dort jedoch bringt ein sehr kleines Wasserrinnsal einen höchst erfrischenden Rand üppiger Vegetation hervor. Im Laufe einer Stunde gelangten wir nach Ribeira Grande, wo uns der AnbIick einer großen Festungsruine und einer Kathedrale überraschte. Diese kleine Stadt war, bevor ihr Hafen verlandete, der Hauptort der Insel; heute bietet sie ein melancholisches, aber sehr pittoreskes Erscheinungsbild. Nachdem wir uns als Führer eines schwarzen Padre und als Dolmetscher eines Spaniers versichert hatten, der im Spanischen Unabhängigkeitskrieg gedient hatte, besuchten wir eine Ansammlung von Gebäuden, deren bedeutendstes eine alte Kirche war. Hier sind die Gouverneure und Oberbefehlshaber der Inseln begraben. Manche Grabsteine waren mit Daten aus dem sechzehnten Jahrhundert versehen. Die heraldischen Verzierungen waren das Einzige an diesem abgeschiedenen Ort, das uns an Europa erinnerte. Die Kirche oder Kapelle bildete eine Seite eines Vierecks, in dessen Mitte eine große Gruppe Bananenbäume wuchs. An einer weiteren Seite war ein Spital, das ungefähr ein Dutzend erbärmlich aussehender Insassen beherbergte.
Wir kehrten zurück zur Vênda, um das Abendessen einzunehmen. Eine beträchtliche Zahl von Männern, Frauen und Kindern, allesamt schwarz wie Pech, versammelten sich, um uns dabei zuzusehen. Unsere Gefährten waren außerordentlich lustig, und alles, was wir sagten oder taten, wurde von ihrem herzlichen Gelächter begleitet. Bevor wir die Stadt verließen, besichtigten wir noch die Kathedrale. Sie wirkt nicht so prachtvoll wie die kleinere Kirche, rühmt sich aber einer kleinen Orgel, die wunderliche, unharmonische Schreie ausstieß. Wir überreichten dem schwarzen Priester ein paar Shilling, und der Spanier sagte, ihm den Kopf tätschelnd, mit beträchtlicher Freimütigkeit, er finde, seine Farbe bilde keinen großen Unterschied. Sodann kehrten wir, so schnell es unsere Ponys zuließen, nach Porto Praya zurück.
Ein andermal ritten wir zu dem kleinen Dorf St. Domingo, das nahe dem Mittelpunkt der Insel gelegen war. Auf einer kleinen Ebene, die wir überquerten, wuchsen ein paar verkümmerte Akazien; ihre Spitzen waren von dem steten Passat auf eigentümliche Weise gebeugt worden – einige sogar im rechten Winkel zum Stamm. Die Richtung der Zweige zeigte exakt nach Nordnordost und Südsüdwest, wodurch diese natürlichen Wetterfahnen die vorherrschende Richtung der Gewalt des Passats anzeigen. Unser Fortkommen hatte auf dem kargen Erdreich so wenig Eindruck hinterlassen, dass wir hier unseren Weg verfehlten und jenen nach Fuentes nahmen. Das merkten wir erst, als wir dort anlangten, und danach waren wir froh über unseren Irrtum. Fuentes ist ein hübsches Dorf mit einem kleinen Bach, und alles schien gut zu gedeihen, freilich bis auf das, was dies doch am ehesten sollte – seine Einwohnerschaft. Die schwarzen Kinder, vollkommen nackt, boten einen ganz elenden Anblick; sie trugen Bündel Feuerholz, halb so groß wie der eigene Körper.
Bei Fuentes sahen wir eine große Schar Perlhühner – wohl fünfzig bis sechzig an der Zahl. Sie waren äußerst misstrauisch, sodass wir uns ihnen nicht nähern konnten. Sie mieden uns gleich Rebhühnern an einem Regentag im September; sie liefen mit hochgerecktem Kopf dahin, und ging man ihnen nach, flatterten sie gleich los.
Die Szenerie von St. Domingo ist, anders als das überwiegend düstere Gepräge der übrigen Insel, von einer gänzlich unerwarteten Schönheit. Das Dorf liegt in einer Talsohle und ist umgrenzt von hohen, zerklüfteten Wänden geschichteter Lava. Die schwarzen Felsbrocken stellen einen ganz auffallenden Kontrast zu der leuchtend grünen Vegetation dar, welche den Ufern eines kleinen, klaren Wasserlaufs folgt. Es war gerade ein großer Festtag, und das Dorf war voller Menschen. Auf unserer Rückkehr überholten wir eine Gruppe von ungefähr zwanzig jungen schwarzen Mädchen, die in ausgezeichnetem Geschmack gekleidet waren; ihre schwarze Haut und das schneeweiße Leinen kontrastierten mit ihren bunten Turbanen und breiten Umhängetüchern. Als wir näher kamen, drehten sie sich alle unvermittelt um, bedeckten den Pfad mit ihren Tüchern und sungen mit tiefer Inbrunst ein wildes Lied, wobei sie mit den Händen den Takt auf den Beinen schlugen. Wir warfen ihnen ein paar Vintéms zu, die mit kreischendem Lachen angenommen wurden, und als wir weiterzogen, verdoppelten sie den Lärm ihres Lieds.
A n einem Morgen war der Blick ungewöhnlich klar; die fernen Berge wurden mit den schärfsten Konturen auf eine schwere Wand dunkelblauer Wolken projiziert. Dem Augenschein folgend wie auch ähnlichen Fällen in England nahm ich an, die Luft sei mit Feuchtigkeit gesättigt. Dann aber stellte sich das genaue Gegenteil heraus. Das Hygrometer zeigte einen Unterschied von 16,4° zwischen der Lufttemperatur und dem Punkt, an dem sich Tau absetzte. Dieser Unterschied betrug nahezu das Doppelte dessen, was ich an den vorangegangenen Morgen beobachtet hatte. Dieser ungewöhnliche Grad an atmosphärischer Trockenheit wurde von fortgesetzten Blitzen begleitet. Ist es nicht ungewöhnlich, bei einer solchen Wetterlage ein derart bemerkenswertes Maß an Lufttransparenz anzutreffen?
Im Allgemeinen ist die Atmosphäre diesig, was durch das Herabsinken von äußerst feinem Staub verursacht wird, der auch die astronomischen Instrumente leicht beschädigt hatte. Am Morgen, bevor wir vor Porto Praya ankerten, sammelte ich ein kleines Päckchen dieses braun gefärbten feinen Staubes, der offenbar von der Gaze der Wetterfahne an der Mastspitze aus dem Wind gefiltert worden war. Auch hatte mir Mr. Lyell vier Päckchen Staub gegeben, der einige hundert Meilen nördlich dieser Inseln auf ein Fahrzeug gefallen war. Professor Ehrenberg' hat ermittelt, dass dieser Staub zu großen Teilen aus Infusorien mit kieselhaltigen Schilden und aus kieselhaltigem Pflanzengewebe besteht. In den fünf Päckchen, die ich ihm schickte, hat er nicht weniger als siebenundsechzig verschiedene organische Formen bestimmt! Die Infusorien sind, mit Ausnahme zweier im Meer lebender Spezies, allesamt Süßwasserbewohner. Ich habe nicht weniger als fünfzehn Berichte gefunden, wonach Staub auf Fahrzeuge weit draußen auf dem Atlantik gefallen ist. Aufgrund der Windrichtung, wenn er jeweils gefallen ist, und danach, dass er immer nur in den Monaten gefallen ist, wenn der Hamattan, wie man weiß, Staubwolken weit in die Atmosphäre hinauf trägt, können wir schließen, dass alles aus Afrika kommt. Allerdings ist es ganz eigentümlich, dass Professor Ehrenberg, obgleich er zahlreiche auf Afrika beschränkte Arten von Infusorien kennt, keine davon in dem Staub fand, den ich ihm geschickt habe: Vielmehr fand er darin zwei Arten, die ihm bis dato nur als in Südamerika lebend bekannt waren.
© Fischer Verlag
Übersetzung: Eike Schönfeld
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Autoren-Porträt von Charles R. Darwin
Charles R. Darwin, geb. 1809 in Shrewsbury, England geboren, studierte u.a. Medizin und Theologie; sein sein eigentliches Interesse aber galt der Geologie und Biologie. Im Jahre 1831 ging er von Plymouth aus auf eine Weltreise, die die Weichen für sein ganzes weiteres Leben und Schaffen stellte. Charles Darwin starb 1882.
Bibliographische Angaben
- Autor: Charles R. Darwin
- 2008, 4. Aufl., 688 Seiten, mit Abbildungen, Maße: 12,6 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: FISCHER Taschenbuch
- ISBN-10: 3596175895
- ISBN-13: 9783596175895
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