Die geheime Stunde
Bestsellerautorin Luanne Rice kombiniert meisterhaft nervenaufreibende Spannung mit gefühlvoll-romantischer Stimmung. ...
- Lastschrift, Kreditkarte, Paypal, Rechnung
- Kostenlose Rücksendung
Bestsellerautorin Luanne Rice kombiniert meisterhaft nervenaufreibende Spannung mit gefühlvoll-romantischer Stimmung.
Der Anwalt John O'Rourke ist Vater zweier Kinder und Witwer. Sein Ruf im Ort ist nicht der beste und die Leute schneiden ihn, weil er einen Frauenmörder verteidigt. Doch John hängt an seinem Job. Er vergräbt sich in seine Arbeit und will von der Liebe nichts mehr wissen. Da taucht plötzlich die junge, charmante Kate in der Stadt auf und erobert sein Herz und das seiner Kinder im Sturm. Er ahnt noch nicht, was Kate wirklich zu ihm geführt hat: Kates Schwester wird vermisst.
Die geheime Stunde von Luanna Rice
LESEPROBE
In der Küche herrschte Stille. Die Kinderbemühten sich nach besten Kräften, ihr Scherflein beizutragen. AmFrühstückstisch sitzend, mit dem Rücken zu der kleinen Bucht, versuchte John O'Rourke, sich auf den Schriftsatz zu konzentrieren, an demer die ganze Nacht gearbeitet hatte. Maggie strich Butter auf eine ScheibeToast und schob sie ihm über den Tisch zu. Er nahm sie mit einem dankbarenKopfnicken entgegen. Teddy war in die Sportseiten der Zeitung vertieft,runzelte die Stirn angesichts der Ergebnisse, als hätten seine Mannschaftenohne Ausnahme verloren. Brainer, der Hund, lag unterdem Tisch und knurrte selig, während er an einem alten Tennisball kaute.
»Dad«, meldete sichMaggie zu Wort. »Was ist?« »Hast du schon zu Endegelesen?« »Noch nicht ganz.« »Hat es mit Merrill zu tun?«
John lieg sich Zeit mitder Antwort, aber sein Magen verkrampfte sich. Er überlegte, was seineelfjährige Tochter über Greg Merrill wissen mochte,seinen zeitaufwändigsten Mandanten, den Wellenbrecher-Mörder, Star imTodestrakt von Connecticut und Thema Nummer eins in sämtlichen Bars undGerichtssälen weit und breit. John wollte, dass die Leute darüber redeten; daswar Teil seiner Verteidigungsstrategie. Aber er wollte nicht, dass seineTochter die schaurigen Einzelheiten erfuhr. »Ja, Liebes«, antwortete er undließ den Schriftsatz sinken. »Wird er hingerichtet, Dad?«
»Das weiß ich nicht, Maggie. Ich werdeversuchen, es zu verhindern.« »Aber er verdient es«,warf Teddy ein. »Er hat die Mädchen umgebracht.«
»Jeder muss so lange als unschuldig gelten, bisseine Schuld erwiesen ist«, belehrte ihn Maggie.
»Er hat es selbst zugegeben.«Teddy ließ die Sportseiten sinken. »Er hat ein Geständnis abgelegt.« Mit vierzehn war er groß und stark für sein Alter. SeineAugen blickten zu ernst, sein Lächeln war nur noch ein Schatten des Strahlens,das vor dem Tod seiner Mutter sein Gesicht erhellt hatte. John, der ihmgegenüber an dem geräumigen Eichentisch saß, fand, dass er einen ausgezeichnetenStaatsanwalt abgeben würde.
»Stimmt«, räumte John ein. »Er hat schlimmeDinge getan - Mädchen ermordet, Familien zerstört. Deshalb verdient er dieStrafe, die über ihn verhängt wurde. Das sagt jeder, Dad.«
Draußen ging ein Wind, und das Herbstlaubrieselte von den Bäumen hinab. John starrte seinen Schriftsatz an. Er dachte andas Geständnis, den Urteilsspruch - Tod durch Giftspritze - und die Monate, dieGreg Merrill bereits im Todestrakt verbracht hatte;und er dachte an seine derzeitige Strategie - dem Obersten Gerichtshof vonConnecticut überzeugend darzulegen, dass der Fall Merrillneu aufgerollt werden sollte.
»Familien zerstört?«,fragte Maggie. »Ja. « Teddy warf seiner Schwester einen raschen Blick zu. »Aberkeine Bange, Maggie. Er sitzt jetzt hinter Schloss und Riegel. Er kann niemandmehr gefährlich werden. Die Öffentlichkeit will, dass es dabei bleibt, deshalbhat unser Telefon mitten in der Nacht zehnmal geklingelt - obwohl wir eineGeheimnummer haben. Du solltest hören, wie die Leute hinter unserem Rückentuscheln. Sie wollen, dass du die Verteidigung niederlegst, Dad.
»Schon gut«, erwiderte John leise. »Aber das istsein Beruf! « Maggies Augen füllten sich mit Tränen. »Warum gibt man ihm unduns die Schuld daran, dass er nur seine Arbeit verrichtet?«
»Es ist nicht deine Schuld, Mags.« John sah in ihre seelenvollen Augen. »Aber in diesem Landhat jeder Mensch gewisse Rechte.«
Sie antwortete nicht, doch sie nickte.
John atmete langsam ein und aus. Das war seineHeimatstadt, aber er bekam die Empörung seiner Freunde, Nachbarn undWildfremder gleichermaßen zu spüren. Am schlimmsten war für ihn, dass seineKinder darunter leiden mussten.
Als springender Punkt im Fall Merrill hatte sich stets die Frage erwiesen, ob er zumZeitpunkt der Taten voll zurechnungsfähig und somit schuldfähig gewesen war;John plante, die Verteidigung auf der Beweisführung aufzubauen, dass Greg untereiner schwerwiegenden mentalen Störung litt, die seine physische Fähigkeitbeeinträchtigte, sein Verhalten zu kontrollieren. Die erste Amtshandlung als Merrills Pflichtverteidiger hatte darin bestanden, einender führenden Psychiater des Landes zu engagieren - um seinen Mandanten zuuntersuchen und die Verteidigung mit seinem Gutachten zu untermauern. Johnsundankbare Arbeit würde, wie er hoffte, damit enden, dass Merrillin der Revision zu mehrfach lebenslänglich verurteilt würde, ohne dieMöglichkeit, jemals wieder auf freien Fuß gesetzt zu werden. Teddy beobachteteseinen Vater, die grünen Augen verdunkelt von Ernst und Kummer. Maggieblinzelte, ihre blauen Augen - von der gleichen Farbe wie Theresas - wurden voneinem zerfransten Pony eingerahmt, den John am Vorabend gekürzt hatte. Dasverschnittene Haar seiner Tochter war beschämend und der trübe Blick seinesSohnes eine Ermahnung, die nicht schlimmer, aufrichtiger und verdienter seinkönnte. Seit dem plötzlichen Tod seiner Mutter war Teddy der selbst ernannteBeschützer aller Frauen dieser Welt.
»Das ist doch schließlich dein Beruf, Dad, oder?«, fragte Maggie mitzusammengekniffenen Augen. »Die Rechte jedes Menschen zu schützen.
»Es wird Zeit, ihr müsst zur Schule.«
»Ich bin fertig«, sagte Maggie, mit einem Malniedergeschlagen. John musterte ihre Kleidung: grüne Leggins, blauer Rock, einaltes Fußballtrikot von Teddy. »Ah«, stöhnte John und verfluchte insgeheim dasletzte Kindermädchen, das gekündigt hatte, aber noch mehr sich selbst, weil erein derart unbequemer Arbeitgeber war. Er hatte die Arbeitsvermittlungsagenturangerufen, und es hieß, man werde einige neue Kandidatinnen zu einemBewerbungsgespräch vorbeischicken, aber mit seiner Vorgeschichte und seinenÜberstunden würde er sie wahrscheinlich überfordern und spätestens bis Halloween vergrault haben. Vielleicht sollte er doch mitder ganzen Familie in das Haus seines Vaters ziehen, damit Maevesie unter ihre Fittiche nahm.
»Gefällt dir nicht, was ich anhabe? «, fragteMaggie stirnrunzelnd und blickte an sich herab.
»Du siehst großartig aus«, versicherte Teddy,der Johns warnenden Blick auffing. »Du wirst das hübscheste Mädchen in derganzen Klasse sein.«
»Findest du? Daddachte, ich sei noch nicht angezogen ... »Maggie, du siehst wirklich hübsch aus.« John schob die Papiere beiseite und zog sie auf seinenSchoß.
Sie schmiegte sich in seine Arme, immer nochbereit, jede Gelegenheit zum Kuscheln wahrzunehmen. John schloss die Augen,fühlte sich selber trostbedürftig. Sie roch nach Milch und Schweiß, und esversetzte ihm einen Stich, als ihm bewusst wurde, dass er vergessen hatte, sienach dem Haareschneiden daran zu erinnern, ein Bad zunehmen. »Ich bin nicht hübsch«, flüsterte sie an seinem Hals. »Mommy war hübsch. Ich bin ein Wildfang; an mir ist einJunge verloren gegangen. Jungen können nicht hübsch sein. Sie sind. Der Friedewurde durch das Splittern von Glas unterbrochen. Irgendetwas flog durch dasKüchenfenster, schlidderte über den Tisch, kippte Milch, Schalen und Müsli umund krachte an die gegenüberliegende Wand. John warf sich über Maggie, schütztesie mit seinem Körper, während viereckige, dreieckige und winzige Glassplitterauf sie herabregneten. Seine Tochter schrie vor Angst auf, und er hörte, wie erTeddy zubrüllte, sich unter dem Tisch in Deckung zu bringen.
Alsder Scherbenhagel endete, kam der erste Laut von Brainer,der bellend zwischen dem zerbrochenen Fenster und der Haustür hin- und herrannte. Eine große Welle brandete draußen gegen dieFelsen; das Geräusch, nicht mehr von der Fensterscheibe gedämpft, warerschreckend laut. Maggie begann zu schluchzen - wimmernd zunächst, dann mitwachsender Erregung. Teddy kroch unter dem Tisch hervor, stieß mit dem FußGlasscherben beiseite und hastete durch den Raum.
© Knaur Verlag
Übersetzung:Ursula Bischoff
Autorenporträt von Luanne Rice
LuanneRice hat in den USA zahlreiche Romane veröffentlicht und gilt
dort alsBestsellerautorin. In Deutschland erschienen von ihr "Wo das
Meer denHimmel umarmt", "Wo die Sterne zu Hause sind", "Wo Träume
im Windverwehen", "Was allein das Herz erkennt", "Schilf imSommerwind",
"Sternstundeder Liebe" etc. Sie stammt aus Connecticut und lebt heute
mit ihremMann in New York City.
- Autor: Luanne Rice
- 2006, 1, 462 Seiten, Maße: 13 x 19 cm, Geb. mit Su.
- Verlag: Weltbild
- ISBN-10: 3828978479
- ISBN-13: 9783828978478
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
---|
Schreiben Sie einen Kommentar zu "Die geheime Stunde".
Kommentar verfassen