Die geheimen Stunden der Nacht
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An einem Montagmorgen erhält Georg von Heuken die Nachricht vom zweiten Herzinfarkt seines Vaters, des Großverlegers Reinhard von Heuken. Damit beginnt für ihn, den ältesten Sohn einer alten rheinischen Unternehmer-Dynastie, der Kampf um die Nachfolge und das Erbe des Vaters, der im Krankenhaus liegt und sich an den laufenden Geschäften nicht mehr beteiligen kann.
Zum einen hat er es dabei mit seiner Schwester und einem jüngeren Bruder zu tun, die ebenfalls als Verleger im Familienunternehmen tätig sind, zum anderen mit einem gefeierten Autor, einer Agentin, einem Lektor und einem Biographen des Vaters, die den Kampf um die Nachfolge allesamt argwöhnisch verfolgen und mit ihren jeweils eigenen Mitteln versuchen, auf sein Ergebnis Einfluss zu nehmen. Schritt für Schritt arbeitet von Heuken daran, Terrain zu gewinnen, während er unmerklich immer mehr den Wegen und dem Zauber seines übermächtigen Vaters folgt, der in den letzten Jahren vor dem Infarkt ein verborgen gehaltenes nächtliches Zweitleben in einer Suite des Kölner Dom-Hotels führte. Um die Rätsel dieser geheimen Stunden zu erkunden, quartiert sich von Heuken in der Suite ein und entdeckt in sich allmählich Fertigkeiten und Leidenschaften, von denen er sich zuvor nicht einmal hätte träumen lassen, dass sie in ihm schlummern könnten.
Hanns-Josef Ortheils neuer großer Roman ist nicht nur ein weit ausholender, virtuos in die Vergangenheit zurückblendender Familienroman, sondern auch das faszinierend aktuelle Panorama unserer Gesellschaft zu Beginn des 21.
An einem Montagmorgen erhält Georg von Heuken die Nachricht vom zweiten Herzinfarkt seines Vaters, des Großverlegers Reinhard von Heuken. Damit beginnt für ihn, den ältesten Sohn einer alten rheinischen Unternehmer-Dynastie, der Kampf um die Nachfolge und das Erbe des Vaters, der im Krankenhaus liegt und sich an den laufenden Geschäften nicht mehr beteiligen kann.
Zum einen hat er es dabei mit seiner Schwester und einem jüngeren Bruder zu tun, die ebenfalls als Verleger im Familienunternehmen tätig sind, zum anderen mit einem gefeierten Autor, einer Agentin, einem Lektor und einem Biographen des Vaters, die den Kampf um die Nachfolge allesamt argwöhnisch verfolgen und mit ihren jeweils eigenen Mitteln versuchen, auf sein Ergebnis Einfluss zu nehmen. Schritt für Schritt arbeitet von Heuken daran, Terrain zu gewinnen, während er unmerklich immer mehr den Wegen und dem Zauber seines übermächtigen Vaters folgt, der in den letzten Jahren vor dem Infarkt ein verborgen gehaltenes nächtliches Zweitleben in einer Suite des Kölner Dom-Hotels führte. Um die Rätsel dieser geheimen Stunden zu erkunden, quartiert sich von Heuken in der Suite ein und entdeckt in sich allmählich Fertigkeiten und Leidenschaften, von denen er sich zuvor nicht einmal hätte träumen lassen, dass sie in ihm schlummern könnten.Hanns-Josef Ortheils neuer großer Roman ist nicht nur ein weit ausholender, virtuos in die Vergangenheit zurückblendender Familienroman, sondern auch das faszinierend aktuelle Panorama unserer Gesellschaft zu Beginn des 21. Jahrhunderts, vor dessen Hintergrund und im Verborgenen der neue Verleger auch in eine Liebesgeschichte hineingezogen wird - zu seinem großen Glück.
Diegeheimen Stunden der Nacht von Hanns-JosefOrtheil
LESEPROBE
FLOATING
GEORG VON HEUKEN verläßt sein Haus kurz nach neun, es ist ein herbstlicherMontag, Wochenbeginn also, einer dieser Tage, an denen es auf seine Anwesenheitankommt, mittags gegen zwölf zum Beispiel während der großen Konferenz mit denLektoren des Verlages, den von Heuken seit erst zwei Jahren leitet. Auf dem Wegzur Garage schaut er kurz hinunter zum Rhein, das Haus liegt kaum zweihundertMeter vom Ufer entfernt in Rodenkirchen, einem südlichen Stadtteil von Köln. JedenMorgen scheint das bekannte Bild für einen kurzen Vertrautheits-Momentstillzustehen: der graublaue Fluß-Fries mit dem Wellenrelief, der milchigeDunst des anderen Ufers mit seinen fleckigen Wiesen, wo längst die Jogger vonihren herumeilenden Hunden eingekreist werden.
Der Rhein hier bei Köln mit dem dicht gestaffelten Parcours der Brücken und dendarunter hergleitenden Schiffen ist eines der frühsten Kindheitsbilder, das vonHeukens Leben begleitet, nicht weit von diesem Ufer, im nobleren Stadtteil Marienburg,wurde er vor zweiundfünfzig Jahren geboren, manchmal verbindet das Rheinbildsich mit einem schwachen Ölgeruch, der vom Ufer heraufflackert, dann sind dieSzenen der Kindheit plötzlich da: barfuß mit den Geschwistern am schimmerndenUfer, die Hosen hochgekrempelt, ein scharfes Sonnenätzen im Nacken und dasweiße Unterhemd, das ein Windzug manchmal kurz aufbläht.
Heute morgen aber ist keine Zeit für sentimentale Schübe, von Heuken schautwieder zu Boden, wie er es oft tut bei diesen wenigen ersten Schritten amMorgen ins Freie, am liebsten wäre er unsichtbar zu dieser Uhrzeit oderhöchstens ein blasser Schatten, dem ein paar stumme Helfer alle Handgriffeabnehmen. Das Tor der Garage springt langsam und schwerfällig auf, von Heukenduckt sich und drängt sich leicht gebückt in den kühlen, etwas zu niedrigenBau, wo der neue rote Mazda RX mit seinen schwarzroten glänzenden Ledersesselnnur auf ihn wartet, er steht da wie ein exotisches fettes Insekt, das insolchen Standboxen auf ideale Weise gedeiht und bei Sonnenlicht ausrastet. VierTüren, vier Sitze - das war der Kompromiß, auf den von Heuken sich gerade nocheingelassen hatte, dafür ist der Wagen für seinen Geschmack immer nochSportwagen genug, auf den Punkt getrimmt und mit einem leicht arrogantenDesign, durchaus also etwas für Fahrer, die ihre Runden auch einmal alleindrehen wollen.
Er startet den Wagen und läßt ihn aus der Garage rollen, er glaubt förmlich zuspüren, wie scharf dieses Auto darauf ist, loszubrausen, und wie es sich denndoch zurückhält, um fast lautlos auf die schmale Straße vor seinem Haus zugleiten. Neun Uhr vier, denkt von Heuken, exakt in der Zeit, in seinem Büroschaltet Joana jetzt das Schreibtisch-Licht ein und stimmt es mit dem Dimmer abauf das mulmige Dunkel des Herbstes. Der Glaspalast des Konzerns, der aussieht,als habe man einen gewaltigen Haufen glänzender Gelatine mitten in eine wüsteLeere gestellt, liegt im Kölner Norden, vom frühen Morgen an bekommen dieMitarbeiter die Veränderungen des Wetters bis in jedes Detail mit, das istlästig und kostet nur Zeit, insgeheim war von Heuken immer gegen solcheangeblich radikalen Extravaganzen, Pa aber war davon begeistert, Pa mit seinemkoreanischen Star-Architekten, der ihm etwas von Transparenz und Klarheitvorgeschwärmt hatte, jetzt war es zu spät, und Transparenz und Klarheit warennichts anderes als lächerlich gewordene Begriffe eines asiatischen Snobs, dernicht einmal an das Kölner Wetter gedacht hatte.
Kölsch Wetter, denkt von Heuken und bläst etwas kühle Luft gegen dasLederlenkrad des roten Mazda, Wolken, die sich gerade noch über denRheinbrücken halten, die Blätter der Uferalleen eindicken und sich mit einemPlatzregen in den Fluß sacken lassen, und dazu jede halbe Stunde ein taumeligerWind aus einer anderen Richtung. Er hält das Lenkrad mit beiden Händen undbiegt in den dichten Verkehr ein, der direkt am Rhein entlang nach Nordenfließt, er überlegt kurz, ob er das Radio einschalten soll, dann aber spürt er,wie er fast von allein tiefer hineinsackt in den schräggestellten, bequemenSitz, wie er abtaucht und dem Wagen die Fahrt überläßt.
Die Kinder, Marie und Johannes, sind längst in der Schule, Marie ist fünfzehnund Johannes kaum ein Jahr jünger, morgens bekommt er nicht viel von ihnen mit,sie frühstücken unten in der Küche, wo ihnen das englische Hausmädchen, dessenNamen er immer wieder vergißt, etwas hinstellt. Wenn sie das Haus verlassen,hört man die schwere Tür ins Schloß schlagen, dann schnarren die beiden Mofaskurz auf, selbst bei diesem Sauwetter fahren die Kinder damit zur Schule, miteingezogenen Köpfen, regungslos in sich zusammengekrümmt, als verstopfe ihnendas britische Frühstück, das sie wegen ihrer Begeisterung für irgendwelchePop-Gruppen von der Insel jeden Morgen in sich hineinschaufeln, den Magen.
Clara aber sitzt jetzt noch unten im Erkerzimmer, wo sie gegen acht meistzusammen frühstücken, sie durchblättert die Zeitungen und die Trend-Journale,von denen alle paar Tage welche ins Haus flattern, für einen kurzen Momentsieht er sie hinter der breiten Glasfront in ihrem Korbsessel sitzen, derbreite Gürtel des Bademantels hängt längst schlaff zu beiden Seiten herab, seitsie Fünfzig geworden ist, läßt sie sich ein wenig gehen, Georg von Heuken hatdie kleinen Signale müder Resignation genau bemerkt, aber natürlich hat er sienie erwähnt, sie sprechen darüber nicht, sie geben sich Mühe, weiterzusammenzuhalten, erst recht jetzt, wo von Heuken den Verlag endlich fuhrt, andessen Spitze er seit mehr als zehn Jahren hatte stehen wollen.
Caspar & Cuypers hat der alte von Heuken Mitte der fünfziger Jahre gekauft,damals war es ein, wie man so sagt, alteingesessener Kölner Verlag ohne Erben,Pa hat sich mit seinem Duzfreund Walter Caspar angeblich im Früh am Dom währendeines langen Mittagessens geeinigt, noch heute erzählt er davon, vonRheinischem Sauerbraten und sechzehn Kölsch, von vier holländischen Zigarrenund acht Klaren, niemand konnte damals mit Pa mithalten und erst recht nichtWalter Caspar, der noch an seinen Kriegsverletzungen laborierte, während Pabereits zu einer Inkarnation des Wirtschaftswunders geworden war, ein junger,zielstrebiger Mann um die Dreißig mit einem ausgeprägten kaufmännischenInstinkt, der begonnen hatte, sich eine Unternehmensgruppe zusammenzukaufen.
Caspar & Cuypers also ..., mit seinen mehr als zehn Lektoren und hundertMitarbeitern ist er inzwischen ein Traditionsverlag der Heuken-Gruppe,Belletristik und Sachbuch, Reisebücher, nicht zu vergessen die nach wie vorflorierende Abteilung Kunst & Fotografie, Caspar & Cuypers ist einhoher Gewinnposten in der Bilanz, aber wenn man diesen Verlag leitet, ist mannoch lange nicht an der Spitze des Konzerns angelangt, zu dem noch sechsweitere Verlage, vier Zeitungen, mehrere Zeitschriften und ein Buchclubgehören. Die Konzernleitung hat der alte von Heuken noch nicht aus der Handgegeben, seit Jahren werden Gespräche geführt, Planungen angestellt,Umstrukturierungen sind angeblich notwendig, bis jetzt ist aber nichtsGreifbares dabei heraus gekommen, außer mehreren eintägigen Treffen des Altenmit seinen drei Kindern, Georg ist der älteste, aber es gibt auch nochChristoph und Ursula, auch diese beiden leiten jeweils einen Verlag, zum Glücknicht hier in Köln, sondern in Stuttgart und Frankfurt.
© Luchterhand Literaturverlag
- Autor: Hanns-Josef Ortheil
- 2005, 1, 381 Seiten, Maße: 14 x 22 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Luchterhand Literaturverlag
- ISBN-10: 3630871747
- ISBN-13: 9783630871745
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