Die Händlerin von Babylon
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Die Händlerin von Babylon von Suzanne Frank
LESEPROBE
»Feuer!Feuer!«
Cheftu sahQualmwolken von der Stadtmauer in den Himmel aufsteigen. Kein guter Tag füreinen Brand; nach dem Regen gestern Abend würde der Kalkstein springen undplatzen, wenn er sich unter der Hitze ausdehnte. Vermeiden ließ sich diese Gefahrnicht; in Jerusalem waren alle Häuser aus Kalkstein erbaut.
Auch sein Haus war aus Kalkstein erbaut.
Grau standdie Rauchsäule vor dem frühlingshaften Nachmittagshimmel. Als wollte sie vonder äußeren Stadtmauer aus die Brust des Himmels durchbohren. Offenbar befandsich der Brandherd an der äußeren Stadtmauer.
Sein Haus befand sich an der äußeren Stadtmauer.
Cheftuschritt weiter aus. Dazu hatte er ohnehin allen Anlass; Chloe wäre außer sichvor Freude, dass sie endlich die Stadt verlassen würden. Cheftu war soeben zumBotschafter in Ägypten ernannt worden. Er erklomm den höchsten Punkt seinesWeges. Von hier aus konnte er auf die Felder schauen. Heute waren alle draußen,um die terrassierten Talhänge zu bepflanzen.
Auf dem Weg zu seinem Haus hinab bog er um eine weitere Ecke.
»Ist jemand drin?«, hörte er die Stimme einer besorgten Nachbarin.
»Er arbeitet für den König. Sie ist gewöhnlich daheim. Sieist nur seine Ehefrau, musst du wissen. Das arme Ding kann ihm keine Kinderschenken.«
Er arbeitete für den König; Chloe war gewöhnlichdaheim. Seine Frau konnte keine Kinder bekommen.
Die letzten Stufen paarweise nehmend, hastete Cheftu wieder hügelan,um eine weitere Ecke, quer über den Hof, noch weiter hinauf und wieder um dieEcke.
Die Holztür war rauchgeschwärzt.
Seine Holztür war rauchgeschwärzt.
» Chloe! «, brüllte er. Das Gewand vor sein Gesichtgepresst, trat Cheftu die Tür ein. Die Hitze durchglühte seine Sandale. »Holt Wasser!«, brüllte er die beiden alten Weiber an. Dann stürzte er ins Haus.
Sofort verlor er in der grauen Hitze die Orientierung; wowar die Küche? Das Schlafpodest? » Chloe? «, rief er. » Chloe! « Eine Bö fegte vomhinteren Fenster aus durch den Gang und fachte das Feuer weiter an. Cheftu ließsich auf Hände und Knie fallen, um nach seiner Frau zu tasten. Kalksteinplatzte und das Brüllen des Feuers steigerte sich weiter. Die Hitze versengteihm die Haut. Er roch verbranntes Haar. »Chloe«, hustete er.
Ein Arm.
Ein lebloser Arm.
Er schüttelte sie; ihre Haut war schorfig und mit Blasen bedeckt.Schwarzer Qualm schlängelte sich durchs Fenster hinaus. Hinter ihm knistertendie Flammen. Er lud Chloes Körper auf Schulter und Rücken und eilte geduckt undhustend zum Fenster. Dort ließ er sie auf den schmalen Weg hinter dem Hausfallen und kletterte ihr hinterher.
Die Nachbarn besprengten ihre Häuser mit Wasser.
Cheftu hustete, rang würgend nach Luft und spuckte schließlichschwarzen Schleim auf den weißen Stein. Dann drehte er sich um und untersuchteChloe. Sein medizinisch geschulter Blick kam schnell zu einem umfassendenUrteil: Verbrennungen auf 70 Prozent der Körperoberfläche. Eine blutverklebteKopfwunde, die rote Flecken auf dem Stein hinterließ.
Er wickelte die Überreste seines Schurzes um ihren Kopf,doch das änderte nichts an den Tatsachen. Sie würde sterben, und zwar bald.
Ihr Brustkorb hob und senkte sich unregelmäßig. Nichts anihr war vom Feuer verschont geblieben, kein Fleck, der nicht nässte, der nichtverkohlt, verbrannt oder blutig war.
Der erste Kalksteinblock explodierte; scharfkantige Scherbensirrten durch die Luft. Chloes Leib mit seinem Rücken abschirmend, schleifteCheftu ihn hinter einen Sims. Er konnte ihr nicht mehr helfen. Niemand außerdem Allmächtigen konnte ihr noch helfen. Er sah zum Himmel auf. Einwunderschöner Tag; wie konnte so ein Tag Chloes Todestag sein?
Golden schien die Sonne an diesem Tag der Frühjahrs-Tagundnachtgleiche,an diesem 23. März von oben auf das ummauerte Jerusalem. Die zumTempelbau ausersehene Fläche mit den Kavernen -
»Eine Möglichkeit gibt es noch, Cherie«, flüsterte er seinerbewusstlosen Gemahlin zu. »Eine Möglichkeit, dich zu retten, wenn Gott sichgnädig zeigt.« Er hob sie auf, eilte im Laufschritt an der äußeren Mauerentlang und dann den Fußweg hoch, den Hügel hinauf, dem Plateau zu, immerweiter nach oben. Gott entgegen.
Stoffwände schirmten das Gelände ab, und ein goldbeschlagenesTabernakel zierte die Mitte des Plateaus auf der Hügelkuppe. Bestimmt warenPriester in der Nähe, doch die kannten sich hier nicht so gut aus wie Cheftu.Der Eingang zu dem Tunnelsystem unter dem Tempelberg lag hinter einer hölzernenFalltür verborgen, aber Cheftu fand die Luke. Öffnete sie und klettertemitsamt Chloe hinab.
Über ihm knallte die Falltür zu.
Und schloss ihn in den Katakomben ein. (...)
© Verlagsgruppe Random House GmbH
Übersetzung: Christoph Göhler
Autoren-Portätvon Suzanne Frank
Suzanne Frank arbeitete als Journalistin für Tageszeitungenund Zeitschriften und in der Modebranche, bis sie auf ihren zahlreichen Reisendurch Europa und Ägypten die Inspiration für ihr großes Zeitreisen-Quartettbekam, das auf Anhieb zu einem großen internationalen Erfolg wurde. Wenn sienicht an der Universität unterrichtet, widmet sie sich dem Schreiben undveröffentlicht unter ihrem Pseudonym Chloe Green auch romantischeKriminalromane. Von Suzanne Franks bei Blanvalet erschienenen Romanen wurdenüber 600.000 Exemplare verkauft. Die Inspiration für ihr Zeitreise-Quartett,das auf Anhieb zu einem großen internationalen Erfolg wurde, sammelte sie aufihren zahlreichen Reisen durch Europa und Ägypten. Zusammen mit Diana Gabaldongehört Suzanne Frank zu den "Königinnen der Zeitreise". Suzanne Franklebt in Texas.
- Autor: Suzanne Frank
- 2005, 2. Aufl., 509 Seiten, Maße: 11,5 x 18,3 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Christoph Göhler
- Verlag: Blanvalet
- ISBN-10: 3442361745
- ISBN-13: 9783442361748
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