Die Kathedrale des Meeres
Ein fulminanter Mittelalterroman, der in Spanien bereits die Bestenlisten gestürmt hat und an den Roman ''Die Säulen der Erde'' erinnert.
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Ein fulminanter Mittelalterroman, der in Spanien bereits die Bestenlisten gestürmt hat und an den Roman ''Die Säulen der Erde'' erinnert.
Spanien, 14. Jahrhundert: Während die Landbevölkerung unter den Feudalherren und unter der Pest leidet, floriert das reiche Barcelona. Die Stadt plant, die größte Kathedrale zu errichten, die das Land je gesehen hat: Santa Maria del Mar. Der 14-jährige Arnau spürt jedoch am eigenen Leib, wie hart die Arbeit an diesem Bauwerk ist. Zusammen mit vielen anderen schleppt er riesige Felsblöcke vom Montjuic zum Hafen hinunter. Doch von einem mittellosen Steinträger macht Arnau seinen Weg zu einem der angesehensten Bürger der Stadt. Was ihm jedoch bald zum Verhängnis wird. Er wird Opfer einer Intrige und sein Leben schwebt in höchster Gefahr.
Dort erlebt der junge Arnau den Bau von Santa María del Mar, einer riesigen Kirche, die vom Volk für das Volk gebaut wird. Im Schatten des mächtigen Bauwerks erfährt er, welch schweres Los die Arbeit dort ist: Mit den anderen Steinträgern schleppt der Vierzehnjährige die riesigen Felsblöcke vom Montjuïc bis hinunter an den Hafen. Doch während sich die Kathedrale des Meeres in den Himmel reckt, wirft sie auch dunkle Schatten auf das Leben der Menschen. Das Volk leidet unter der Willkür des Adels, die Pest lauert vor den Toren. Und Arnaus Aufstieg zu einem der angesehensten Bürger der Stadt droht ihm zum Verhängnis zu werden: Er wird Opfer einer Intrige, und sein Leben gerät in höchste Gefahr.
Die Kathedrale des Meeres von Ildefonso Falcones
LESEPROBE
Zu seinenFüßen lag die Stadt.
»Sieh nur, Arnau«, sagte Bernat zu dem Kind,das friedlich an seine Brust geschmiegt schlief. »Barcelona. Dort werden wirfrei sein.«
Seit seinerFlucht mit Arnau hatte Bernatimmerzu an diese Stadt gedacht, die große Hoffnung aller Unfreien. Bernat hatte von ihr gehört, wenn sie das Land des Herrnbestellten, die Mauern der Burg ausbesserten oder irgendeine andere Arbeit fürden Herrn de Bellera verrichteten. Immer auf der Hut,um nicht von dem Verwalter oder den Soldaten gehört zu werden, hatte das Getuschellediglich Neugier in Bernat geweckt. Er war glücklichauf seinem Land und hätte niemals seinen Vater im Stich gelassen. Er hätte auchnicht mit ihm flüchten können. Aber nachdem er sein Land verloren hatte undnachts in der Höhle den Schlaf seines Sohnes bewachte, hatten diese WorteGestalt angenommen, bis sie von den Wänden der Höhle widerhallten.
»Wenn manes schafft, ein Jahr und einen Tag dort zu leben, ohne von seinem Grundherrnentdeckt zu werden«, erinnerte er sich, »erhält man die Bürgerschaft und istfrei.« Damals hatten alle Leibeigenen geschwiegen. Bernat hatte sie angesehen. Einige hatten mit finstererMiene die Lippen zusammengepresst, andere hatten den Kopf geschüttelt, und wiederandere hatten gelächelt und in den Himmel geblickt.
»Und manmuss nur in der Stadt leben?«, hatte ein Junge dasSchweigen gebrochen. Er war einer von denen, die davon geträumt hatten, dieFesseln zu zerreißen, die sie an ihr Land ketteten. »Weshalb kann man inBarcelona die Freiheit erhalten?«
Der Ältestehatte ihm bedächtig geantwortet: »Ja, mehr ist nicht nötig. Man muss nur eineZeitlang dort leben.«
Der Jungehatte ihn mit leuchtenden Augen gebeten, weiterzuerzählen. »Barcelona ist sehrreich. Viele Jahre lang, von Jaime dem Eroberer bis zu Pedro dem Großen, habendie Könige von der Stadt Geld für ihre Kriege und für ihren Hof gefordert. Inall diesen Jahren haben die Bürger Barcelonas dieses Geld bezahlt, dafür jedochbesondere Privilegien verlangt. Schließlich schrieb Pedro der Große dieseRechte während des Krieges gegen Sizilien in einem Kodex fest.«Der Alte hatte gestockt. »Recognoverunt proceres heißt er, glaube ich. Dort steht geschrieben, dasswir die Freiheit erwerben können. Barcelona braucht Arbeiter, freie Arbeiter.«
Am nächstenTag war der Junge nicht zu der vom Herrn festgesetzten Zeit erschienen. Undauch nicht am darauffolgenden Tag. Sein Vater aberhatte schweigend weitergearbeitet. Nach drei Monaten hatte man den Jungen,angetrieben von Peitschenhieben, in Ketten zurückgebracht. Doch alle glaubten,einen Funken Stolz in seinen Augen erkennen zu können.
Von denHöhen der Sierra de Collserola, auf der altenRömerstraße, die Ampurias mit Tarragona verband, sah Bernat der Freiheit entgegen . . . und erblickte das Meer!Er hatte es noch nie zuvor gesehen, hatte sich diese gewaltige Wasserfläche,die kein Ende zu haben schien, nicht einmal ausmalen können. Er wusste, dass esauf der anderen Seite dieses Meeres katalanische Besitzungen gab, das erzähltendie Händler, aber vorstellen konnte er sich das nicht so recht. Zum ersten Mal saher etwas, das kein Ende zu haben schien. »Hinter diesen Bergen.« - »Auf deranderen Seite des Flusses.« Immer hatte er Fremden, die nach dem Weg fragten,einen solchen Punkt benennen können . . . Er blickte zum Horizont, der mit demWasser verschwamm. So schaute er eine Weile in die Ferne, während er Arnaus Köpfchen streichelte, über die weichen, lockigenHaare, die ihm während der Zeit in den Bergen gewachsen waren.
Dann sah erdorthin, wo das Meer auf Land traf. Fünf Schiffe ankerten vor der kleinen InselMaians. Bis zu diesem Tag hatte Bernatlediglich Zeichnungen von Schiffen gesehen. Zu seiner Rechten erhob sich derBerg Montjuïc, der ebenfalls vom Meer umspült wurde. Zuseinen Füßen erstreckten sich Felder und Ebenen, bis hin zu den Stadtmauern vonBarcelona. Innerhalb der Mauern befanden sich Hunderte von Häusern. Einigeduckten sich f lach zwischen die Nachbarbauten, andere waren von majestätischerPracht: Paläste, Kirchen, Klöster . . . Bernat fragtesich, wie viele Leute dort leben mochten. Die Stadt schien ihm wie einBienenstock. Außer zum Meer hin war sie an allen Seiten von Mauern umgeben, undjenseits der Mauern nur noch Felder. Vierzigtausend Menschen lebten hier, hatteer gehört.
»Wie sollman uns unter vierzigtausend Menschen finden?«, murmelteer und sah Arnau an. »Du wirst frei sein, mein Sohn.«
Dortkonnten sie untertauchen. Er würde nach seiner Schwester suchen. Doch Bernat wusste, dass er zuerst durch die Stadttore musste. Undwenn Llorenç de Belleraseine Beschreibung ausgegeben hatte? Das Muttermal . . . In den drei Nächten,die er von den Bergen bis hierher gebraucht hatte, hatte er darübernachgedacht. Er setzte sich auf den Boden und ergriff einen Hasen, den er mitder Armbrust erlegt hatte. Er schnitt ihm die Kehle durch und ließ das Blut aufseine Handfläche tropfen, in der er ein kleines Häuf lein Sand hielt. Ervermischte das Blut mit dem Sand, und als die Mischung zu trocknen begann,strich er sie über sein rechtes Auge. Dann steckte er den Hasen in den Sack.
Als ermerkte, dass die Paste getrocknet war und er das Auge nicht mehr öffnen konnte,begann er den Abstieg zum Stadttor Santa Anna im nördlichen Teil der westlichenStadtmauer. Die Leute bildeten eine Schlange auf dem Weg, um in die Stadt zugelangen. Bernat schloss sich ihnen an, wobei erleicht die Füße nachzog, während er unablässig das Kind streichelte, dasmittlerweile wach war. Ein barfüßiger Bauer, der sich unter einem großen SackRüben beugte, wandte sich zu ihm um. Bernat lächelteihm zu.
»Lepra!«, schrie der Bauer, ließ den Sack fallen und sprang miteinem Satz vom Weg.
Bernatsah, wie die ganze Schlange bis hin zum Stadttor sich auflöste und zu beidenSeiten in den Straßengraben zurückwich. Sie rückten von ihm ab und ließenGegenstände und Lebensmittel, mehrere Karren und einige Maultiere vor demStadttor zurück. Und mittendrin tappten schreiend die Blinden umher, die vordem Stadttor Santa Anna um Almosen bettelten.
Arnaubegann zu weinen, und Bernat sah, wie die Soldatenihre Schwerter zogen und die Tore schlossen.
»Geh zumSiechenhaus!«, schrie im jemand von Ferne zu. »Es istkeine Lepra!«, protestierte Bernat.»Ich habe mir einen Ast ins Auge gestoßen. Seht her!« Bernat hob die Hände und bewegte sie. Dann setzte er Arnau ab und begann sich zu entkleiden. »Seht her!«, sagte er noch einmal und zeigte seinen kräftigen,unversehrten, makellosen Körper, ohne eine Schwäre oder eine offene Stelle. »Sehther! Ich bin nur ein Bauer, aber ich brauche einen Arzt, der mein Auge heilt,andernfalls kann ich nicht mehr arbeiten.«
Einer derSoldaten näherte sich ihm. Der Hauptmann musste ihm einen Stoß in den Rückengeben. Einige Schritte vor Bernat blieb er stehen undmusterte ihn.
»Dreh dichum«, wies er ihn an, während er eine kreisende Bewegung mit dem Finger machte.
Bernatgehorchte. Der Soldat wandte sich an den Hauptmann und schüttelte den Kopf. VomTor deuteten sie mit dem Schwert auf Arnau, der zu Bernats Füßen saß.
»Und dasKind?«
Bernatbückte sich, um seinen Sohn hochzunehmen. Er entkleidete ihn, wobei er ihn mitder rechten Körperseite an seine Brust drückte, packte ihn am Kopf und hieltihn so vor sich, um ihn zu zeigen; mit den Finger verdeckte er das Muttermal.
Der Soldatschüttelte erneut den Kopf, während er zum Tor hinübersah.»Du solltest die Wunde verbinden, Bauer«, sagte er. »Andernfalls wirst dukeinen Schritt in der Stadt machen können.«
Die Leutekehrten auf den Weg zurück. Das Stadttor Santa Anna wurde wieder geöffnet, undder Bauer mit den Rüben schulterte seinen Sack, ohne Bernateines Blickes zu würdigen.
Als Bernat das Stadttor durchquerte, hatte er sich ein Hemdchenvon Arnau über die Wunde gebunden. Die Soldaten sahenihm hinterher, aber wie sollte er nun keine Aufmerksamkeit erregen, da sein halbesGesicht von einem Hemd bedeckt war? Er ließ das KollegiatSanta Anna zur Linken liegen und ging hinter den Leuten her, die in die Stadtströmten. Den Kopf hielt er gesenkt. Die Bauern begannen sich in der Stadt zuzerstreuen; die nackten Füße, die Riemenschuhe und die Strohsandalenverschwanden, und Bernat sah plötzlich ein Paar Beinevor sich, die in feuerroten seidenen Strümpfen steckten. Diese wiederum endetenin grünen Schuhen aus feinem Stoff, die eng an den Füßen anlagen und in zweiSpitzen ausliefen, die so lang waren, dass sie mit einem goldenen Kettchen anden Knöcheln festgebunden waren.
© ScherzVerlag
Übersetzung:Lisa Grüneisen
- Autor: Ildefonso Falcones
- 2007, 2, 656 Seiten, Maße: 15,2 x 23,6 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzer: Lisa Grüneisen
- Verlag: FISCHER Scherz
- ISBN-10: 3502100977
- ISBN-13: 9783502100973
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