Die Liebe des Highlanders / Highlander-Serie Bd.4
Eine ungewöhnliche Begegnung, in mehrfacher Hinsicht, denn der Fremde behauptet, Drustan MacKeltar zu sein, ein schottischer Edler des 16. Jahrhunderts, den es mittels magischer Kräfte in die Zukunft verschlagen hat. Gwen ist fasziniert von seiner Ausstrahlung und verliebt sich in Drustan. Sie folgt ihm zurück in seine Welt - doch kriegerische Zeiten, Heimtücke und Verrat warten auf die beiden und Gwen benötigt all ihren Mut und ihren Glauben an die Liebe, um die Gefahren zu überstehen.
LESEPROBEProlog
Schottische Highlands
1518
»MacKeltar ist ein gefährlicherMann, Nevin.«
»Was geht dir diesmal im Kopfherum, Mutter?« Nevin
sah aus dem Fenster undbeobachtete, wie sich das von der
frühen Morgensonne beschieneneGras unter ihrer Hütte im
Wind bewegte. Besseta, seineMutter, war Hellseherin, und
wäre er so dumm, sich umzudrehenund ihrem Blick zu begegnen,
würde sie das als Ermutigungdeuten und ihn wieder
in eine verwirrende Unterhaltungüber Voraussagen verwickeln.
Der Verstand seiner Mutter war niebesonders scharf
gewesen; nun wurde er mit jedemTag trüber, war von unheilvollen
Fantasien umnebelt.
»Meine Eibenstöcke haben michgewarnt, dass der Laird
eine ernste Gefahr für dichdarstellt.«
»Der Laird? Drustan MacKeltar?«Nevin sah erschrocken
über die Schulter. Seine Muttersaß am Tisch neben dem
Herd, straffte den Oberkörper undwarf sich in die Brust, weil
sie endlich die Aufmerksamkeitihres Sohnes gewonnen hatte.
Jetzt habe ich es doch getan,dachte er und seufzte im Stillen.
So sicher, wie sich seine langeRobe hin und wieder in
Dornen verfing, wurde er jetzt inein Gespräch verstrickt,
und es war große Raffinessevonnöten, sich daraus zu befreien,
ohne dass der uralte Streitausbrach.
Besseta Alexander hatte so vielesin ihrem Leben verlo-
ren, dass sie sich eisern an dasklammerte, was ihr noch geblieben
war - an Nevin. Er unterdrückteden Wunsch, die
Tür aufzureißen und in die klareRuhe des Highland-Morgens
zu fliehen; er wusste, dass seineMutter ihn bei der
nächsten Gelegenheit erneut in dieEcke treiben würde.
Er sagte sanft: »Drustan MacKeltarist nicht gefährlich für
mich. Er ist ein nobler Laird, undes ist eine große Ehre für
mich, dass man mich zumgeistlichen Führer seines Clans erwählt
hat.«
Besseta schüttelte den Kopf; ihreLippen bebten. Ein
Speicheltropfen schäumte in ihremMundwinkel. »Du hast
den beschränkten Blick einesPriesters. Du kannst nicht sehen,
was ich sehe. Es ist wirklichschrecklich, Nevin.«
Er schenkte ihr seinberuhigendstes Lächeln, eines, mit
dem er trotz seiner Jugend diegequälten Herzen zahlloser
Sünder beschwichtigen konnte.»Möchtest du nicht aufhören,
mein Schicksal mit Hilfe deinerEibenstöcke und Runen
vorherzusagen? Jedes Mal, wenn icheine neue Anstellung
bekomme, bemühst du deinenZauber.«
»Was für eine Mutter wäre ich,wenn ich kein Interesse
an deiner Zukunft hätte?«, riefsie.
Nevin warf eine blonde Haarsträhnenach hinten, ging zu
ihr und küsste sie auf dierunzligeWange. Dann verschob er
mit der Hand die Eibenstöcke aufdem Tisch und brachte das
mysteriöse Muster durcheinander.»Ich bin ein geweihter
Priester, ein Mann Gottes. Unddennoch sitzt du hier und
betreibst Hellseherei.« Er nahmihre Hand und tätschelte sie
besänftigend. »Du musst den altenGlauben aufgeben. Wie
kann ich Gottes Wort erfolgreichbei den Dorfbewohnern
verkünden, wenn meine eigene,geliebte Mutter heidnische
Rituale durchführt?«, neckte ersie.
Besseta entriss ihm ihre Hand undsammelte die Stöcke
ein. »Das sind weit mehr als einfacheStöcke. Ich bitte dich,
ihnen den gebührenden Respekt zuerweisen. Dem Laird
muss Einhalt geboten werden.«
»Was sagen dir deine Stöcke? Waswird mir der Laird antun?
« Die Neugier siegte über seineEntschlossenheit, dieser
Unterhaltung so schnell wiemöglich ein Ende zu setzen. Er
konnte ihre finsterenVorstellungen nicht vertreiben, wenn
er nicht wusste, wie dieseHirngespinste aussahen.
»Er wird sich bald eine Fraunehmen, die dir ein Leid antut.
Ich glaube, sie wird dich töten.«
Nevin öffnete den Mund und schlossihn wieder, wie eine
ans Ufer gespülte Forelle. Ihm warklar, dass sich hinter ihren
unheilvollen Voraussagen nicht dieWahrheit verbarg;
doch das bestärkte ihn nur inseinen Befürchtungen, dass ihr
der zarte Faden, der sie mit derWirklichkeit verband, aus der
Hand glitt. »Warum sollte michjemand töten wollen? Ich
bin ein Priester.«
»Ich kann den Grund dafür nichterkennen. Vielleicht
findet die neue Lady Gefallen andir, und daraus erwächst
nichts Gutes.«
»Jetzt bildest du dir wirklichverrückte Dinge ein. Gefallen
an mir, wenn sie Drustan MacKeltarzum Mann hat?«
Besseta sah ihn flüchtig an undwandte den Blick sofort
wieder ab. »Du bist ein hübscherJunge, Nevin«, log sie mit
mütterlicher Selbstsicherheit.
Nevin lachte. Von Bessetas fünfSöhnen war er der Einzige
mit einer schmächtigen Gestalt,feinen Gliedmaßen und einer
inneren Ruhe, die Gott guteDienste leistete, König und
Vaterland hingegen nicht. Erwusste, wie er aussah. Er war
nicht - wie Drustan MacKeltar -für Kriege, Eroberungen und
die Verführung von Frauengeschaffen, und er hatte seine körperlichen Mängel
längst akzeptiert. Gott hatteetwas vor mit
ihm, und mochte ein geistlichesZiel anderen auch unbedeutend
erscheinen, für Nevin Alexanderwar es mehr als genug.
»Räum diese Stöcke weg, Mutter.Ich möchte von diesem
Unsinn nichts mehr hören. Dubrauchst dir meinetwegen
keine Sorgen zu machen. Gott wachtüber mich « Er hielt
inne. Das, was er beinahehinzugefügt hätte, hätte aufs Neue
eine uralte, lange Debatteausgelöst.
Besseta kniff die Augen leichtzusammen. »Ah ja. Dein
Gott hat sicherlich auch über allmeine anderen Söhne gewacht,
nicht wahr?«
Ihre Bitterkeit war mit Händen zugreifen und machte
ihm das Herz schwer. Bei dereigenen Mutter hatte er von all
seinen Schäfchen sicherlich amgründlichsten versagt. »Darf
ich dich daran erinnern, dass erbis vor kurzem auch dein
Gott war, als man mir dieseStellung zusicherte und du dich
so sehr über meine Beförderunggefreut hast?«, erwiderte
Nevin leichthin. »Mutter, du wirstMacKeltar nichts antun.«
Besseta glättete ihr struppigesgraues Haar und legte den
Kopf zurück. »Musst du nichtjemandem die Beichte abnehmen,
Nevin?«
»Du darfst unsere Stellung hiernicht aufs Spiel setzen,
Mutter«, sagte er leise. »Wirhaben ein solides Dach über
dem Kopf, leben mitten unteranständigen Leuten, und ich
hoffe, dass dies ein dauerhaftesZuhause für uns wird. Gib mir
deinWort.«
Besseta starrte stur zur Decke undschwieg.
»Sieh mich an, Mutter. Du musstmir versprechen,
Drustan MacKeltar kein Leidanzutun.«
Da er sich weigerte, seineForderung zurückzunehmen
oder seinen Blick von ihr zuwenden, zuckte sie schließlich
die Achseln und nickte.
»Ich krümme MacKeltar kein Haar,Nevin. Und jetzt sieh
zu, dass du von hierverschwindest«, setzte sie schroff hinzu.
»Auch eine alte Frau hatschließlich zu tun.«
Zufrieden, weil seine Mutter denLaird nicht mehr mit ihrem
heidnischen Unsinn belästigenwürde, brach Nevin zur
Burg auf. Gebe Gott, dass seineMutter bis zum Abendessen
ihre neuesten Hirngespinstevergessen hatte.
In den folgenden Tagen versuchteBesseta Nevin klar zu machen,
in welcher Gefahr er schwebte -aber vergeblich. Er
schalt sie sanft, wies sie wenigersanft zurecht und bekam jenen
traurigen Zug um den Mund, den siegar nicht gerne sah.
Er verkündete nämlich: MeineMutter wird verrückt.
Die Verzweiflung drang ihr bis insMark, und sie wusste,
dass es an ihr war, etwas zuunternehmen. Auf keinen Fall
wollte sie auch ihren letzten Sohnverlieren. Es war nicht
richtig, dass eine Mutter all ihreKinder überlebte, und
eigentlich hatte erst ihrVertrauen darauf, dass Gott ihre
Söhne beschützt, sie in diesesElend gestürzt. Sie weigerte
sich zu glauben, dass sie dieGabe, die Zukunft vorauszusehen,
nur hatte, um sich bei Gefahrtatenlos zurückzulehnen
und die Dinge geschehen zu lassen.
Als kurz nach ihrer erschreckendenVision eine Sippe
umherziehender Zigeuner in dasDorf Balanoch kam, fasste
Besseta einen Entschluss.
Es brauchte Zeit, mit denrichtigen Leuten zu verhandeln;
allerdings konnte sie nichtbehaupten, dass die Menschen,
mit denen sie die Vereinbarung zutreffen hatte, anständig
waren. Besseta mochte die Lage derEibenstöcke deuten können,
aber ihre simplen Weissagungenwaren nichts im Vergleich
zu den Vorgehensweisen der wildenZigeuner, die
durch die Highlands zogen; sieverkauften zusätzlich zu ihren
gewöhnlichen Waren geheimnisvolleTinkturen und Zaubersprüche.
Am schlimmsten war, dass BessetaNevin die kostbare
goldverzierte Bibel, die er nur anhohen Festtagen benutzte,
hatte stehlen müssen, um dieDienste zu entgelten,
die sie von dem fahrenden Volkverlangte. Nevin würde es
das Herz brechen, wenn er zuWeihnachten den Verlust bemerkte.
Aber er würde am Leben sein.
© Ullstein Verlag
Übersetzung: Ursula Walther
Karen Marie Moning ist nicht nur in den USA eine Bestseller-Autorin. Auch in Deutschland hat sie sich mit ihrer FEVER-Saga um ihre Heldin MacKayla eine riesige Fangemeinde geschaffen. Karen Marie Moning verbringt eine Hälfte des Jahres in den Bergen Georgias, die andere an den Stränden Floridas.
- Autor: Karen Marie Moning
- 2008, 7. Aufl., 448 Seiten, Maße: 11,6 x 18 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Walther, Ursula
- Verlag: Ullstein TB
- ISBN-10: 3548256856
- ISBN-13: 9783548256856
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