Die Namen der Sehnsucht
Gedichte. Ausgezeichnet mit dem Christoph-Martin-Wieland-Übersetzerpreis 2009. Türk.-Dtsch.
(Sprache: Deutsch, Türkisch)
Das Werk von Nâzim Hikmet ist ein Meilenstein der modernen türkischen Literatur. Zu seinen Lebzeiten galt er als poetischer Popstar, dessen Texte zu Liedern, Parolen und geflügelten Worten wurden. Seine Gedichte sind zugleich Erlebnis und Dokumentation des...
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Produktinformationen zu „Die Namen der Sehnsucht “
Das Werk von Nâzim Hikmet ist ein Meilenstein der modernen türkischen Literatur. Zu seinen Lebzeiten galt er als poetischer Popstar, dessen Texte zu Liedern, Parolen und geflügelten Worten wurden. Seine Gedichte sind zugleich Erlebnis und Dokumentation des 20. Jahrhunderts. Die Neuübersetzung von Gisela Kraft erschließt endlich auch die existentielle Dimension dieses außergewöhnlichen Lyrikers. Ihre Auswahl ist eine Reise zu den Lebensstationen Hikmets: vom zarten Debüt des Elfjährigen aus Istanbul bis hin zur ironischen Skepsis im Moskauer Exil. Sie vollzieht seinen künstlerischen Werdegang nach und zeigt den Dichter in allen seinen Wandlungen: als Liebenden und Freund, als Kämpfer und Agitator, als Romantiker und avantgardistischen Sprachspieler. Hikmets Ton ist mal zweifelnd, verzweifelnd, mal maßlos mutig, mal lakonisch komisch - aber immer voll poetischer Intensität.
Klappentext zu „Die Namen der Sehnsucht “
Das Werk von Nzim Hikmet ist ein Meilenstein der modernen türkischen Literatur. Schon zu seinen Lebzeiten galt er als Star-Poet, dessen Texte zu Liedern, Parolen und geflügelten Worten wurden. Seine Gedichte sind zugleich Erlebnis und Dokumentation des 20. Jahrhunderts. Die Neuübersetzung von Gisela Kraft erschließt endlich auch die existentielle Dimension dieses außergewöhnlichen Lyrikers. Ihre Auswahl ist eine Reise zu den Lebensstationen Hikmets: vom zarten Debüt des Elfjährigen aus Istanbul bis hin zur ironischen Skepsis im Moskauer Exil. Sie vollzieht seinen künstlerischen Werdegang nach und zeigt den Dichter in allen seinen Wandlungen: als Liebenden und Freund, als Kämpfer und Agitator, als Romantiker und avantgardistischen Sprachspieler. Hikmets Ton ist mal zweifelnd, verzweifelnd, mal maßlos mutig, mal lakonisch komisch - aber immer voll poetischer Intensität.
Lese-Probe zu „Die Namen der Sehnsucht “
Die Namen der Sehnsucht von Nazim HikmetLESEPROBE
ICH KAM UND ICH GEHE WIEDER
Nâz m Hikmet in seinem und in unserem Jahrhundert
Vorbemerkung
Als Nâz m, Sohn des Hikmet, sich nach dem Ende des Osmanischen Reiches gemeinsam mit allen türkischen Staatsbürgern einen Nachnamen zulegen mußte, wählte er den Namen des Vaters. Bei seinen türkischen Lesern und Liebhabern indessen heißt er noch heute Nâz m – verordneter Familienname beiseite. Nâz m Hikmet pflegen ihn neben Literaturkundlern vor allem seine Gegner zu nennen. Bei Aussprache des Namens ist an ihrer Mimik abzulesen, was sie von ihm halten. Jene wiederum, die Nâz m sagen, schämen sich nicht einer gewissen Zärtlichkeit für den Poeten. Das hat im Orient nichts Anrüchiges.
Ehrenrettung
Viel Zuneigung, viel Haß – viel Licht, viel Schatten. Jene, die Nâz m sagen und sich selbst für Poeten halten – und wer im Dichterland Türkei hielte sich nicht für einen Poeten –, ahmen ihn nach. Das ist nicht nur naheliegend. Im Orient gehört es zum guten Ton. Es gibt dort nicht die Sünde des Plagiats. Im Gegenteil: Vom Meister abschreiben heißt ihm huldigen. Auf diese Weise haben Verse mittelalterlicher Herkunft sich über Jahrhunderte unter verschiedenen Verfassernamen nahezu original erhalten, zur Verzweiflung der Quellenforscher. Die Interviewfrage »Welche Vorbilder haben Sie?« muß einem Dichter nicht gestellt werden, denn die Antwort tritt in seinen Texten offen zutage. Und wer sich das Zitieren versagt, der imitiert doch wenigstens: Rhythmus, Wortwahl, Zeilenfall. Die Methode dient nicht allein Unbegabten dazu, Talent vorzutäuschen. Auch bedeutende Lyriker haben, zumindest zeitweise, der Handschrift des Meisters vor der eigenen den Vorrang gegeben.
So kam es zu der paradox anmutenden Situation, daß in
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der türkischen Lyrik des 20. Jahrhunderts – einer Epoche der wechselnden Stile und miteinander in Widerstreit tretenden Schulen – nach dem Auftritt des »Superdichters« sich Stillstand verbreitete. Die Epigonen lösten einander ab bis ins dritte Glied.
Wer wie Nâz m zu schreiben versucht, tut überdies kund, daß er ein Linker ist. Mit der Folge, daß er ebenso selten wie Nâz m von Nicht-Linken gelesen wird. Aus dem Blickwinkel des 21. Jahrhunderts zeigt sich nachgerade, daß Zuneigung den größeren Schatten warf als der Haß. War Nâz m, der Kommunist, doch zu Lebzeiten aufgrund seiner Weltanschauung und seines Schicksals zu einer der Kultfiguren des Weltkommunismus avanciert. Dieser erlosch – nicht als Ideal, aber als Diktaturform – mit der Jahrtausendwende, und seine Lichtgestalten mit ihm. Insofern mag manchem das Ansinnen, Nâz m, den Dichter, aus der Asche des Ruhms, des Irrtums und Untergangs noch einmal auszugraben, müßig erscheinen.
Dennoch erscheint ein Akt der Ehrenrettung überfällig. Lebende Poeten sind sie dem großen Kollegen schuldig, mehr noch, dem Kulturgut Poesie als (mit Novalis’ Worten) Selbstbewußtsein des Universums. Nicht die Lösung eines Dichterlebensrätsels soll angesagt sein, kein Austausch von Kommentaren, sondern schlicht Neuentdeckung. Nâz m Hikmet von heute tritt uns als ein anderer entgegen als jener von gestern. Was auch die Leserschaft verändert. Die achtbar-abgetakelte türkische Linke links liegenlassend, spricht Nâz ms Lyrik zum aufgeschlossenen Weltbürger. Soviel jedenfalls sei für dieses Mal zugesichert. Vielleicht besteht Unsterblichkeit darin, daß jede Epoche einmal geschaffene Kunst auf neue Weise ihrer Gegenwart einfügt.
Gedichte
ICH LIEBE DICH, wie ich Brot
in Salz tunke und verzehre,
wie ich in der Nacht, vom Fieber geweckt,
den Mund an den Wasserhahn presse und trinke,
wie ich ein rätselhaftes, schweres Postpaket
öffne, argwöhnisch und fröhlich,
ich liebe dich, wie wenn ich zum ersten Mal
im Flugzeug das Meer überquere,
wie etwas, das sich in mir rührt, wenn weich
der Abend über Istanbul hereinsinkt,
ich liebe dich, wie ich sage: Danke – wir leben.
27. August 1960
Ausgew., nachgedichtet u. mit e. Nachw. v. Gisela Kraft
© Ammann Verlag
Wer wie Nâz m zu schreiben versucht, tut überdies kund, daß er ein Linker ist. Mit der Folge, daß er ebenso selten wie Nâz m von Nicht-Linken gelesen wird. Aus dem Blickwinkel des 21. Jahrhunderts zeigt sich nachgerade, daß Zuneigung den größeren Schatten warf als der Haß. War Nâz m, der Kommunist, doch zu Lebzeiten aufgrund seiner Weltanschauung und seines Schicksals zu einer der Kultfiguren des Weltkommunismus avanciert. Dieser erlosch – nicht als Ideal, aber als Diktaturform – mit der Jahrtausendwende, und seine Lichtgestalten mit ihm. Insofern mag manchem das Ansinnen, Nâz m, den Dichter, aus der Asche des Ruhms, des Irrtums und Untergangs noch einmal auszugraben, müßig erscheinen.
Dennoch erscheint ein Akt der Ehrenrettung überfällig. Lebende Poeten sind sie dem großen Kollegen schuldig, mehr noch, dem Kulturgut Poesie als (mit Novalis’ Worten) Selbstbewußtsein des Universums. Nicht die Lösung eines Dichterlebensrätsels soll angesagt sein, kein Austausch von Kommentaren, sondern schlicht Neuentdeckung. Nâz m Hikmet von heute tritt uns als ein anderer entgegen als jener von gestern. Was auch die Leserschaft verändert. Die achtbar-abgetakelte türkische Linke links liegenlassend, spricht Nâz ms Lyrik zum aufgeschlossenen Weltbürger. Soviel jedenfalls sei für dieses Mal zugesichert. Vielleicht besteht Unsterblichkeit darin, daß jede Epoche einmal geschaffene Kunst auf neue Weise ihrer Gegenwart einfügt.
Gedichte
ICH LIEBE DICH, wie ich Brot
in Salz tunke und verzehre,
wie ich in der Nacht, vom Fieber geweckt,
den Mund an den Wasserhahn presse und trinke,
wie ich ein rätselhaftes, schweres Postpaket
öffne, argwöhnisch und fröhlich,
ich liebe dich, wie wenn ich zum ersten Mal
im Flugzeug das Meer überquere,
wie etwas, das sich in mir rührt, wenn weich
der Abend über Istanbul hereinsinkt,
ich liebe dich, wie ich sage: Danke – wir leben.
27. August 1960
Ausgew., nachgedichtet u. mit e. Nachw. v. Gisela Kraft
© Ammann Verlag
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Autoren-Porträt von Nazim Hikmet
Nzim Hikmet wurde 1902 in Saloniki geboren und wuchs in der kosmopolitischen Atmosphäre Istanbuls auf. Zeitlebens blieb der politisch engagierte Dichter in seiner Heimat verfolgt. Sechzehn Jahre verbrachte er im Gefängnis, zwölf Jahre lebte er im Exil. Er starb 1963 in Moskau. Sein Publikationsverbot wurde in der Türkei erst 1965 aufgehoben.
Bibliographische Angaben
- Autor: Nazim Hikmet
- 2008, 354 Seiten, Maße: 11,4 x 24 cm, Türkisch/Deutsch
- Übersetzer: Gisela Kraft
- Verlag: Ammann
- ISBN-10: 325010440X
- ISBN-13: 9783250104407
Sprache:
Deutsch, Türkisch
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