Die Nebel von Avalon
Es ist Morgaine, die Hohepriesterin des Nebelreichs Avalon und Schwester von Artus, die hier die wahre Geschichte von ihrem königlichen Bruder erzählt, von den Rittern seiner Tafelrunde, allen voran Lancelot, und von den Mysterien diesseits und jenseits...
Es ist Morgaine, die Hohepriesterin des Nebelreichs Avalon und Schwester von Artus, die hier die wahre Geschichte von ihrem königlichen Bruder erzählt, von den Rittern seiner Tafelrunde, allen voran Lancelot, und von den Mysterien diesseits und jenseits dieser Welt.
Wohl zum ersten Mal erzählt eine Frau diese wundersame Geschichte, zeigt die christlich stilisierten Heldengestalten in einem neuen Licht und erinnert daran, dass einst Frauen die Macht in den Händen hielten: Sie lenken im Verborgenen das Geschick ihrer Zeit und setzen den König der Legenden auf den Thron, geben ihm das heilige Schwert Excalibur, mit dem er die Sachsen für immer vertreibt.
Aber es geht um mehr bei diesem Kampf auf Leben und Tod. Rituale, Magie, visionäre Einsichten, Versagen und Größe fordern die Menschen heraus, die um den richtigen Weg des Glaubens und des Lebens ringen. In der Enthüllung des Mysteriums vom Heiligen Gral erfüllt sich das Schicksal von König Artus und seinen Rittern. Es ist Höhepunkt und Abstieg zugleich, denn Avalon, die Insel der Apfelbäume, die alte Welt der Naturreligion, versinkt unwiederbringlich in den Nebeln der Zeit.
Aber es geht um mehr bei diesem Kampf auf Leben und Tod. Rituale, Magie, visionäre Einsichten, Versagen und Größe fordern die Menschen heraus, die um den richtigen Weg des Glaubens und des Lebens ringen. In der Enthüllung des Mysteriums vom Heiligen Gral erfüllt sich das Schicksal von König Artus und seinen Rittern. Es ist Höhepunktund Abstieg zugleich, denn Avalon, die Insel der Apfelbäume, die alte Welt der Naturreligion, versinkt unwiederbringlich in den Nebeln der Zeit.
Die Nebel vonAvalon vonMarion Zimmer Bradley
LESEPROBE
PROLOG
Morgaine erzählt...
Zu meiner Zeit hat man mir viele Namen gegeben: Schwester,Geliebte, Priesterin, weise Frau und Königin. Jetzt bin ich wirklich eine weiseFrau geworden. Und vielleicht kommt eine Zeit, in der es wichtig ist, daß alldiese Dinge bekannt werden. Aber ich glaube, die nüchterne Wahrheit wird sein,daß die Christen das letzte Wort haben. Denn die Welt der Feen entschwindetimmer weiter, treibt ab von der Welt, in der die Christen herrschen. Christusist nicht mein Feind, aber seine Priester, die die Große Göttin einen bösenGeist nennen. Sie leugnen, daß die Macht über diese Welt einmal in ihren Händenlag. Wenn überhaupt, so sagen sie, kam ihre Macht vom Teufel. Oder sie kleidensie in das blaue Gewand der Maria aus Nazareth - die auf ihre Weise tatsächlichauch Macht besaß - und behaupten, sie sei immer eine Jungfrau gewesen. Aber waskann eine Jungfrau von Leid und Mühsal der Menschen wissen?
Jetzt, nachdem die Welt sich verändert hat und Artus - meinBruder, mein Geliebter, der König, der war und der König, der sein wird - totist (das einfache Volk sagt, er schläft) und auf der Heiligen Insel Avalonruht, soll die Geschichte erzählt werden. Die Welt soll erfahren, wie es war,ehe die Priester des Weißen Christus in das Land kamen und alles unter ihrenHeiligen und Legenden begruben. Wie ich gesagt habe, die Welt selbst hat sichverändert. Es gab eine Zeit, in der ein Reisender, wenn er den Willen besaß undauch nur einige der Geheimnisse kannte, mit seinem Boot auf den Sommerseehinausfahren konnte und nicht im Glastonbury der Mönche ankam, sondern auf derHeiligen Insel Avalon. Damals trieben die Pforten zwischen den Welten in denNebeln und waren in beide Richtungen offen - wie der Reisende es dachte undwollte. Es ist das große Geheimnis, das in unserer Zeit jeder Wissende kannte:Die Menschen schaffen die Welt, die uns umgibt, durch das, was sie denken,jeden Tag neu.
Die Priester glauben, dies verkleinere die Macht ihres Gottes, derdie Welt ein für allemal unveränderlich geschaffen hat, und haben die Toregeschlossen (die nur in der Vorstellung der Menschen Tore waren). Heute führtder Weg nur noch zur Insel der Mönche, die sie mit dem Läuten ihrerKirchenglocken schützen. So vertreiben sie alle Gedanken an eine andere Welt,die in der Dunkelheit liegt. Sie sagen sogar, daß jene Welt - wenn es sieüberhaupt gibt - dem Teufel gehört und daß die Pforten zur Hölle führen -vielleicht sei diese Welt sogar die Hölle selbst, behaupten sie ...
Ich weiß nicht, was ihr Gott möglicherweise geschaffen oder nichtgeschaffen hat. Entgegen der Geschichten, die verbreitet werden, wußte ich nieviel über ihre Priester. Ich habe auch nie das schwarze Gewand ihrerSklavinnen, der Nonnen, getragen. Wenn man an König Artus' Hof in Camelot esvorzog, mich für eine Nonne zu halten (denn ich trug immer die dunklen Gewänderder Großen Mutter in ihrer Erscheinung als weise Frau), so habe ich den Irrtumnie aufgeklärt. Gegen Ende von Artus' Herrschaft wäre es sogar gefährlich gewesen,dies zu tun. Klugerweise beugte ich das Haupt, wie meine Große MeisterinViviane, die Herrin vom See, es niemals getan hätte. Einst war sie - abgesehenvon mir - König Artus' beste Freundin und wurde dann seine größte Feindin -auch das abgesehen von mir.
Aber der Kampf ist vorbei. Als Artus im Sterben lag, konnte ichihm nicht mehr als meinem Feind und dem Gegner meiner Göttin gegenübertreten,sondern nur noch als dem Bruder und als einem Sterbenden, der die Hilfe derMutter braucht - denn dahin gelangen am Ende alle Menschen. Das wissen selbstdie Priester mit ihrer ewig jungfräulichen Maria in dem blauen Gewand - auchsie wird für die Kirchenmänner in der Stunde des Todes zur Mutter der Welt. Undso hielt ich schließlich Artus' Kopf in meinem Schoß. Er sah in mir weder dieSchwester noch die Geliebte, auch nicht die Feindin, sondern nur die weiseFrau, die Priesterin, die Herrin vom See. Er ruhte an der Brust der GroßenMutter, von der er bei seiner Geburt kam und zu der er am Ende wie alleMenschen zurückkehren mußte. Vielleicht bereute er unsere Feindschaft, als ichdie Barke lenkte, die ihn davontrug - dieses Mal nicht zu der Insel der Mönche,sondern zu der wahrhaft Heiligen Insel in der dunklen Welt hinter unserer Welt- zur Insel Avalon, wohin außer mir nur noch wenige gelangen können.
Im Verlauf dieser Geschichte spreche ich manchmal von Dingen, diesich ereigneten, als ich zu jung war, um sie zu begreifen, oder von Dingen, diesich nicht in meiner Anwesenheit ereigneten. Der Hörer wird sich vielleichtentsetzt abwenden und sagen: Das ist ihre Magie! Aber ich habe schon immer dieGabe des Gesichts besessen und konnte sehen, was Männer und Frauen dachten. Sowar ich ihnen allen die ganze Zeit über nahe. Deshalb wurde mir manchmal aufdie eine oder andere Weise alles bekannt, was sie dachten, und ich kann dieseGeschichte von Anfang bis Ende erzählen.
Eines Tages werden auch die Priester sie erzählen. Vielleichtliegt die Wahrheit zwischen beiden Geschichten und wird durch siehindurchschimmern.
Denn das wissen die Priester mit ihrem Einen Gott und der EinenWahrheit nicht: Die eine wahre Geschichte gibt es nie und nimmer. Die Wahrheithat viele Gesichter, und die Wahrheit ist wie der alte Weg nach Avalon: Eshängt von deinem Willen und deinen Gedanken ab, wohin der Weg dich führt. Eshängt von dir ab, ob du am Ende die Heilige Insel der Ewigkeit erreichst, oderob du bei den Mönchen mit ihren Glocken, ihrem Tod, ihrem Teufel, ihrer Hölleund ihrer Verdammnis ankommst ... aber vielleicht bin ich ihnen gegenüber auchungerecht. Selbst die Herrin vom See, die das Gewand eines Christuspriestershaßte wie eine giftige Schlange - und das aus gutem Grund -, tadelte micheinmal, weil ich schlecht über ihren Gott gesprochen hatte.
»Denn alle Götter sind ein Gott«, sagte sie damals zu mir, wie siees bereits oft getan hatte, und wie ich viele Male zu meinenPriesterschülerinnen gesagt habe, und wie jede Priesterin, die nach mir kommt,sagen wird. »Und alle Göttinnen sind eine Göttin, und es gibt nur einen Gott,mit dem alles begann. Jeder Mensch hat das Recht auf seine eigene Wahrheit undauf den Gott, der durch sie spricht. « Und so windet sich die Wahrheitvielleicht irgendwo zwischen dem Weg nach Glastonbury, der Insel der Priester,und dem Weg nach Avalon, das für immer in den Nebeln des Sommersees verlorenist. Aber dies ist meine Wahrheit. Ich bin Morgaine, und ich erzähle euch dieseDinge ... ich, Morgaine, die in späteren Zeiten Morgan le Fay genannt wurde -die Fee Morgana.
Übersetzung: Manfred Ohl und Hans Sartorius
Autoren-Porträt von Marion Zimmer Bradley
MarionZimmer Bradley, 1930 in Albany im Bundesstaat New York geboren, hat als Autorinvon Die Nebel von Avalon, Die Wälder vonAlbion und Die Herrin von Avalon Weltruhmerlangt. In über fünfzehnjähriger Arbeit schuf sie einen modernenUnterhaltungsklassiker, ein Geschichtspanorama, Lieblingslektüre fürGenerationen von Lesern. Diese Romane wurden auch beim deutschen Publikum einüberwältigender Erfolg. Marion Zimmer Bradley starb am 25. September 1999 inihrem kalifornischen Wohnort Berkeley.
- Autor: Marion Zimmer Bradley
- 2005, 1103 Seiten, Maße: 14,3 x 22 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzung: Ohl, Manfred; Sartorius, Hans
- Verlag: Weltbild Lager
- ISBN-10: 3898971074
- ISBN-13: 9783898971072
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