Die Pferdeflüsterin antwortet
Andrea Kutsch ist die einzige Pferdeflüsterin in ganz Europa. In diesem Buch hat sie ihr immenses Wissen über Pferde in einem Band gesammelt. Sie weiß: Erfolg ist nur mit der Natur und nie gegen sie möglich.
"Ein Muss...
Andrea Kutsch ist die einzige Pferdeflüsterin in ganz Europa. In diesem Buch hat sie ihr immenses Wissen über Pferde in einem Band gesammelt. Sie weiß: Erfolg ist nur mit der Natur und nie gegen sie möglich.
"Ein Muss für alle Pferdefreunde!"
Westfälisches Volksblatt
Die Pferdeflüsterin antwortet von Andrea Kutsch
LESEPROBE
Wer hateigentlich den Begriff »Pferdeflüstern« aufgebracht? Sind Sie damiteinverstanden?
Die Medienhaben mich zur Pferdeflüsterin gemacht. Zunächst habe ich mich gegen denBegriff gewehrt, ihn aber mit der Zeit doch akzeptiert - und mittlerweileidentifiziere ich mich zeitweise sogar gern damit.
Natürlicherinnert die Bezeichnung »Pferdeflüsterer « oder »Pferdeflüsterin« immer an denFilm von Robert Redford, mit dessen Darstellung des Pferdeflüsterers ichpersönlich nicht einverstanden bin. Das Wort »Flüstern« kann ich in diesemZusammenhang jedoch akzeptieren, denn es macht deutlich, dass man mit demanderen Lebewesen sehr ruhig, leise und behutsam umgeht. In der Realität jedochsetze ich, wenn ich mit Pferden »flüstere«, kaum jemals Worte ein, sondernBlickkontakt und Körpersprache. Diese Art der Kommunikation bewirkt, dass manmit seinem Gegenüber sehr besonnen umgeht. Und sehr leise.
Eigentlichjedoch bezeichne ich mich als Pferdetrainerin, die in der Form des Trainingsimmer versucht, so nah wie möglich an der Natur zu arbeiten. Das bedeutet, dassman Kompetenz über natürliche Spielregeln gewinnen und sich Kenntnisse aneignenmuss, die unterscheiden helfen zwischen konditionierten, also erlerntenVerhaltensweisen, die man umtrainieren kann, und instinktiven Verhaltensweisen,also angeborenen, die man kaum umtrainieren kann. Mit diesen muss man versuchenzu kooperieren und sie in positivem Sinne einzusetzen.
Welchekörperlichen und geistigen Voraussetzungen sollte man für den Beruf desPferdeflüsterers mitbringen?
WichtigsteVoraussetzungen für diesen Beruf sind Offenheit, Einfühlungsvermögen und dieFähigkeit, konsequent und auch streng zu sein - mit dem Pferd ebenso wie mitsich selbst. Mangelnde Konsequenz ist im Umgang mit dem Pferd ebenso schädlichwie die Anwendung von Gewalt. Unerlässlich ist außerdem eine gute körperlicheKondition.
Wer sichüberlegt, diesen Weg einzuschlagen, sollte auch bedenken, dass dasPferdeflüstern bei aller Sanftheit im Umgang mit Pferden doch auch ein sehrharter Beruf ist. Ähnlich wie ein Tierpfleger, ein Pferdewirt oder ein Tierarztist auch eine »Pferdeflüsterin« immer im Dienst, Tag und Nacht, bei jedemWetter, und kennt Wörter wie Urlaub oder Feiertage meist nur vom Hörensagen.
ReagierenPferde auf »Pferdeflüsterinnen« anders als auf »Pferdeflüsterer«?
Frauenstehen Fluchttieren in gewisser Weise näher als Männer. Da Frauen und Kinderüber vergleichsweise geringe körperliche Kraft verfügen, neigen sie dazu, Konflikteanders als durch körperliche Gewalt zu lösen - nämlich durch Kommunikation.Dementsprechend verstehen sich Mädchen und Pferde in vielen Fällen besser alsJungs und Pferde, vor allem in den ersten jungen Jahren des gegenseitigenKräftemessens. Ein wichtiger Aspekt ist auch die Erziehung von Kindern undJugendlichen. Mit einem Mädchen bleibt eine Mutter häufiger an einer Weidestehen und zeigt ihm bereits entsprechende Für sorge zu Pferden wie Füttern undAchtsamkeit. Bei einem Jungen hingegen wird frühzeitig oftmals eher ein Baggeroder Kran Beachtung finden als das Kaninchen, das es zu versorgen gilt.
SowohlPferde als auch Menschen verfügen über angeborene Aktions- und Reaktionsweisen- kurz gesagt, über Instinkte. Ich bin davon überzeugt, dass Männer instinktivkörperliche Kraft eher einsetzen als Frauen. Dennoch kann man nicht pauschalsagen, dass Männer härter mit Pferden umgehen; ich finde es jedoch auffällig,dass Frauen dank ihres Einfühlungsvermögens und ihrerKommunikationsbereitschaft häufig schneller und effizienter ans Ziel gelangenals Männer.
Stoßen Siebeim Pferdeflüstern auch mal auf »taube« Pferdeohren?
DasKommunikationssystem des Pferdes existiert über viele Millionen Jahre undfindet sehr erfolgreichen Einsatz in der Interaktion. Pferde sind angewiesenauf Stärke durch Anzahl und setzen eine sehr effektive soziale Interaktionwirksam ein. Das bedeutet, dass Pferde auf der ganzen Welt mit einemeinheitlichen System agieren. Das Arbeiten mit »Equus«, der von Monty Robertssogenannten Sprache der Pferde, erfordert kein Gehör, sondern nur ein gutesAuge. Pferde sind assoziative Denker: Sie nehmen Informationen in Bildern aufund speichern diese ab. Wenn man einem Pferd das richtige Bild bietet, erhältman von ihm eine entsprechende Information beziehungsweise Reaktion.
VieleMerkmale weisen darauf hin, dass ein Pferd nicht strategisch denken, sich alsoauch nicht verstellen kann. Wenn man dem Pferd einen Wunsch korrekt und aufeine verständliche Weise mitteilt, wird es diesen Wunsch erfüllen, indem es diegeforderte Reaktion zeigt. Pferde haben nur zwei Ziele im Leben: dieFortpflanzung und das Überleben. Wer das berücksichtigt, wird stets auf willigeund kooperative Pferdeohren treffen. Das Wichtigste ist, dass man dieInformation in einer für das Pferd verständlichen Sprache übermittelt - amsinnvollsten in »Equus«.
KönnenBücher wie Der Pferdeflüsterer von Nicholas Evans und der gleichnamige Film mitRobert Redford oder andere Bücher und Filme Ihrer Ansicht nach dazu beitragen,die Welt pferdefreundlicher zu machen?
Der Filmhat sicher dazu beigetragen, eine Entwicklung hin zum gewaltfreien Umgang mitPferden in die Wege zu leiten. Dennoch kommt dieser Film nicht ohneGewaltanwendung aus. Am Ende des Films wurde das Pferd gefesselt, und dasMädchen setzte sich zur brutalen Demonstration menschlicher Dominanz auf dasgefesselte Tier.
DieseDarstellung findet nicht meine Zustimmung, da genau solche Szenen diejenigen sind,für deren Ausräumung ich mein Leben verwende. Ich wünsche mir von Herzen, dassdiese Bilder bald der Vergangenheit angehören und aus der Realität der Reitereiund dem Umgang mit Pferden langfristig verschwinden. Ich finde, dass dergesamte Film letztlich nichts anderes darstellt als eine Aufarbeitung desamerikanischen Cowboy-Mythos, mit einer Liebesgeschichte garniert.
Unmittelbarnachdem der Film in den USA in die Kinos kam, wurde er - auch von mir - heftigdiskutiert. Es war wohl nicht möglich gewesen, Robert Redford dieseSchlussszene auszureden.
©Verlagsgruppe Lübbe
- Autor: Andrea Kutsch
- 2007, 205 Seiten, Maße: 12 x 19,1 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Bastei Lübbe
- ISBN-10: 3785723121
- ISBN-13: 9783785723128
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