Die Psychologin
Roman
Anya Molokov ist Kinderpsychologin. Keine leichte Aufgabe für eine Frau, die ihre eigene Tochter unter mysteriösen Umständen verloren hat. Ihr Trauma erwacht zu neuem Leben, als Anya dem hochbegabten Alex begegnet. Denn der Zehnjährige sieht Dinge, die...
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Produktinformationen zu „Die Psychologin “
Klappentext zu „Die Psychologin “
Anya Molokov ist Kinderpsychologin. Keine leichte Aufgabe für eine Frau, die ihre eigene Tochter unter mysteriösen Umständen verloren hat. Ihr Trauma erwacht zu neuem Leben, als Anya dem hochbegabten Alex begegnet. Denn der Zehnjährige sieht Dinge, die sonst niemand sehen kann. Und er kennt Geheimnisse von ihr, die sie niemandem je anvertraute. Je enger das Band zwischen den beiden wird, desto entschlossener ist Anya, Alex seinen Dämonen zu entreißen egal, um welchen Preis ...
Lese-Probe zu „Die Psychologin “
Für Phoenix, meinen geliebten Sohn
"Es wäre anders, wenn die Dämonen wirklich existierten; aber wir wissen ja, sie sind selbst wie die Götter Schöpfungen der Seelenkräfte des Menschen."
Sigmund Freud, Totem und Tabu
"Die schönste List des Teufels ist es, uns zu überzeugen, dass es ihn nicht gibt."
Charles Baudelaire, Der freigebige Spieler
1
EIN FREUND
Alex
Wenn ich sage, ich habe einen Dämon, gucken die Leute mich komisch an.
"Oder meinst du, du hast mit Dämonen zu kämpfen?", fragen sie. "So wie bei Drogenabhängigkeit, oder wenn man glaubt, man müsste seinen Vater erstechen?" Nein, sage ich dann. Mein Dämon heißt Ruen, er ist ungefähr eins siebenundfünfzig groß, und er mag Mozart, Tischtennis und Brotpudding.
Vor fünf Jahren, fünf Monaten und sechs Tagen habe ich Ruen und seine Freunde zum ersten Mal gesehen. Das war an dem Morgen, als Mum gesagt hatte, Dad sei weg, und ich war in der Schule. Im Klassenzimmer, in der Ecke neben dem Bild von der Titanic, das wir gemalt hatten, tauchten ein paar total sonderbare Wesen auf. Manche sahen fast aus wie Menschen, aber ich wusste, dass sie weder Lehrer noch Eltern von Mitschülern waren, denn ein paar hatten Wolfsgesichter, dabei aber Arme und Beine wie Menschen. Eine Frau hatte Arme, Beine und Ohren, die überhaupt nicht zusammenpassten, so als hätten sie mal zu verschiedenen Leuten gehört und als hätte jemand sie dann neu zusammengebastelt, so wie Frankenstein. Ein Arm war ganz haarig und hatte dicke Muskeln, und der andere war so dünn wie ein Mädchenarm. Sie haben mir Angst gemacht, und da habe ich angefangen zu weinen, ich war ja erst fünf.
Miss Holland kam an mein Pult und fragte, was los sei. Ich habe ihr von den Monstern in der Ecke erzählt. Da hat sie ganz langsam ihre Brille ins Haar hochgeschoben, und dann hat sie mich gefragt, ob es mir nicht gut gehe.
Ich habe wieder zu den Monstern rübergeguckt. Eins musste ich immerzu ansehen, es hatte kein Gesicht, sondern nur ein riesiges rotes Horn auf
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der Stirn, wie ein Nashorn, aber eben rot. Es hatte einen Körper wie ein Mann, aber ganz mit Fell bewachsen, und die schwarze Hose wurde von Hosenträgern aus Stacheldraht oben gehalten, von denen tropfte Blut runter. Es hatte eine lange Stange in der Hand, mit einer Metallkugel obendrauf, die hatte rundherum Stacheln, wie ein Igel. Das Monster hielt den Zeigefinger dahin, wo seine Lippen hätten sein müssen, wenn es welche gehabt hätte, und da hörte ich in meinem Kopf eine Stimme. Sie klang sehr leise und trotzdem rau, genau wie die von meinem Dad: "Ich bin dein Freund, Alex. "
Und da hatte ich gar keine Angst mehr, denn am allermeisten auf der Welt wünschte ich mir einen Freund.
Später habe ich rausgekriegt, dass Ruen in verschiedenen Gestalten erscheint, und das war die, die ich Hornkopf nenne. Total unheimlich, besonders, wenn man Ruen zum ersten Mal so sieht. Zum Glück kommt er nicht so oft als Hornkopf.
Miss Holland fragte mich, was ich da anstarre, weil ich immer noch die Monster anglotzte. Ich überlegte, ob sie vielleicht Geister waren, denn manche sahen wie Schatten aus. Beim Gedanken daran ging mein Mund auf, und ich merkte, wie etwas herauskommen wollte, aber bevor das Geräusch zu laut wurde, hörte ich wieder die Stimme von meinem Dad in meinem Kopf: "Ganz ruhig, Alex. Wir sind keine Monster. Wir sind deine Freunde. Möchtest du denn nicht, dass wir deine Freunde sind ? "
Ich schaute Miss Holland an und antwortete: "Mir geht s gut", und da lächelte sie, sagte "okay" und ging zurück an ihr Pult. Aber sie drehte sich immer wieder zu mir um, und ihr Gesicht war voller Sorge.
Eine Sekunde später war das Monster, das mit mir geredet hatte, plötzlich neben mir und sagte, sein Name sei Ruen. Es sagte auch, ich sollte mich lieber hinsetzen, sonst würde Miss Holland mich zu jemandem schicken, der Psychiater heißt, und mit dem müsste ich dann reden. Und das würde überhaupt keinen Spaß machen, erklärte Ruen
Und da hatte ich gar keine Angst mehr, denn am allermeisten auf der Welt wünschte ich mir einen Freund.
Später habe ich rausgekriegt, dass Ruen in verschiedenen Gestalten erscheint, und das war die, die ich Hornkopf nenne. Total unheimlich, besonders, wenn man Ruen zum ersten Mal so sieht. Zum Glück kommt er nicht so oft als Hornkopf.
Miss Holland fragte mich, was ich da anstarre, weil ich immer noch die Monster anglotzte. Ich überlegte, ob sie vielleicht Geister waren, denn manche sahen wie Schatten aus. Beim Gedanken daran ging mein Mund auf, und ich merkte, wie etwas herauskommen wollte, aber bevor das Geräusch zu laut wurde, hörte ich wieder die Stimme von meinem Dad in meinem Kopf: "Ganz ruhig, Alex. Wir sind keine Monster. Wir sind deine Freunde. Möchtest du denn nicht, dass wir deine Freunde sind ? "
Ich schaute Miss Holland an und antwortete: "Mir geht s gut", und da lächelte sie, sagte "okay" und ging zurück an ihr Pult. Aber sie drehte sich immer wieder zu mir um, und ihr Gesicht war voller Sorge.
Eine Sekunde später war das Monster, das mit mir geredet hatte, plötzlich neben mir und sagte, sein Name sei Ruen. Es sagte auch, ich sollte mich lieber hinsetzen, sonst würde Miss Holland mich zu jemandem schicken, der Psychiater heißt, und mit dem müsste ich dann reden. Und das würde überhaupt keinen Spaß machen, erklärte Ruen
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Autoren-Porträt von Carolyn Jess-Cooke
Carolyn Jess-Cooke wurde 1978 in Belfast geboren, studierte Literatur und Filmwissen-schaften und ist Autorin von Gedichten und mehreren Sachbüchern zu den Themen Film und Shakespeare. Für ihre Lyrik wurde sie mit zahlreichen Literaturpreisen bedacht. Nach Tätigkeiten als Klavierlehrerin, Fotografin und Dozentin für Filmgeschichte unterrichtet sie derzeit Creative Writing an der Northumbria University, einer der großen jüngeren Universitäten in Nordengland. Sie ist verheiratet und hat drei Kinder. Ihr Romandebüt »Tagebuch eines Engels« wurde über Nacht zum Welterfolg. »Die Psychologin« ist ihr zweiter Roman.
Bibliographische Angaben
- Autor: Carolyn Jess-Cooke
- 2012, 384 Seiten, Maße: 12 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Sabine Schulte
- Verlag: Piper
- ISBN-10: 3492259537
- ISBN-13: 9783492259538
- Erscheinungsdatum: 12.11.2012
Rezension zu „Die Psychologin “
"Spannendes Lesevergnügen", Lahn-Dill-Anzeiger, 24.02.2013
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