killer country / Die Rache-Trilogie Bd.2
thriller. Deutsche Erstausgabe
Cool, böse, abgebrüht - Die Rache-Trilogie geht weiter ...
Die Reichen und Schönen auf Südafrikas gefährlichen Straßen zu schützen - das ist der Job von Mace Bishop und Pylon Buso. Zwei frühere...
Die Reichen und Schönen auf Südafrikas gefährlichen Straßen zu schützen - das ist der Job von Mace Bishop und Pylon Buso. Zwei frühere...
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Produktinformationen zu „killer country / Die Rache-Trilogie Bd.2 “
Cool, böse, abgebrüht - Die Rache-Trilogie geht weiter ...
Die Reichen und Schönen auf Südafrikas gefährlichen Straßen zu schützen - das ist der Job von Mace Bishop und Pylon Buso. Zwei frühere Waffenschmuggler, die aus der Angst anderer Profit schlagen. Und die vor allem hoffen, dass ihre düstere Vergangenheit sie nicht einholt. Doch dann steigen sie in einen dubiosen Grundstückshandel ein, um Geld zu waschen. Und plötzlich sind ihnen zwei Männer auf den Fersen: ein korrupter Politiker und ein Auftragskiller. Und Mace muss einen zwielichtigen Geschäftsmann in Berlin treffen. Ihr Leben und das ihrer Familien gerät aus den Fugen. Und hinter allem scheint eine alte Bekannte zu stecken: Die Anwältin Sheemina February hat eine Rechnung mit den beiden offen ...
Klappentext zu „killer country / Die Rache-Trilogie Bd.2 “
Cool, böse, abgebrüht - Die Rache-Trilogie geht weiter ...Die Reichen und Schönen auf Südafrikas gefährlichen Straßen zu schützen - das ist der Job von Mace Bishop und Pylon Buso. Zwei frühere Waffenschmuggler, die aus der Angst anderer Profit schlagen. Und die vor allem hoffen, dass ihre düstere Vergangenheit sie nicht einholt. Doch dann steigen sie in einen dubiosen Grundstückshandel ein, um Geld zu waschen. Und plötzlich sind ihnen zwei Männer auf den Fersen: ein korrupter Politiker und ein Auftragskiller. Und Mace muss einen zwielichtigen Geschäftsmann in Berlin treffen. Ihr Leben und das ihrer Familien gerät aus den Fugen. Und hinter allem scheint eine alte Bekannte zu stecken: Die Anwältin Sheemina February hat eine Rechnung mit den beiden offen ...
Großformatiges Paperback. Klappenbroschur
Lese-Probe zu „killer country / Die Rache-Trilogie Bd.2 “
Killer Country von Mike Nicol Freitag
1
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Pollsmoor Prison, sechs Uhr morgens. Der Gefängnisaufseher runzelte die Stirn. Kein Vogelgesang. Keine Kakophonie. Da lauerte was. Man musste kein Prophet sein, um das zu wissen. Dummerweise hatte er gerade ein anständiges Frühstück verdrückt - ein paar dicke Scheiben Speck, zwei Eier, eine gebratene Tomate, eine gebratene Banane, in Fett herausgebackenen Toast. Der einzige Vorteil der Frühschicht: so ein Frühstück. Wenn der alte Kochkünstler Dienst hatte. Der alte Kochkünstler, der lebenslang saß, nur noch ein Auge hatte und dem Strick bloß entkommen war, weil damals das Erhängen gerade abgeschafft wurde. Alles dieser neuen Verfassung wegen. Der alte Kochkünstler, der besser hätte baumeln sollen für das viele Leid, das er anderen bereitet hatte. Andererseits brachte er ein verdammt gutes Frühstück zustande, der Sack.
»Hörst du das?«, fragte der Aufseher den Neuling, der ihm zugeteilt worden war. Ein junger Mann, hatte gerade mal seit einem halben Jahr die Ausbildung hinter sich. »Da stimmt etwas nicht.«
Der Neuling sah ihn an, ohne dass es in seinen Augen auch nur andeutungsweise geflackert hätte. Tote braune Augen. Schien überhaupt nicht zu kapieren, wovon der andere sprach.
»Fühlst du es?«
Der junge Mann schüttelte den Kopf.
Noch ehe der Aufseher die Sichtluke der dicken Stahltür öffnete, war ihm klar, dass es große Schwierigkeiten geben würde. Er warf einen Blick in den Korridor. Der war so leer, wie er sein sollte. Der alte Koch musste Bescheid gewusst haben. Und der Mistkerl hatte kein Wort gesagt, hatte ihn nicht gewarnt.
Er sperrte die Tür auf und ließ sie den jungen Aufseher langsam aufziehen. Vor ihnen zwei Gitter, dahinter der Korridor.
»Hörst du das?«
»Nein.«
»Die Stille. Wenn man nichts hört, ist die Kacke am Dampfen. «
Die Frage war nur, in welcher Zelle. Fünf Zellen auf dem Korridor. Konnte in jeder sein. Oder in allen fünf. Man musste zuerst einen Blick durch die Gucklöcher werfen. Ließ ihn noch immer in Schweiß ausbrechen, diese Art von Situation. Es konnte schließlich sein, dass sie einen Massenausbruch planten und schreiend mit Messern, Pistolen oder Schraubenziehern auf ihn losgingen. Ganz gleich, was man auch unternahm - solche Dinge wurden hereingeschmuggelt. Zwei Wochen zuvor hatten sie eine geladene Neun-Millimeter entdeckt. Tief im Gefängnis, im Hochsicherheitstrakt. Wie war sie dorthin gekommen? Vermutlich durch verdammte Zauberkunst.
»Sperr die Gittertüren ab«, befahl er dem jungen Kerl.
Eigentlich sollte er Verstärkung holen. Aber darauf gab er nichts. Sonst glaubte der Junge am Ende noch, dass er Angst hatte. Er hörte die Türen ins Schloss fallen. Zog seinen Revolver. Wenn sich diese Wilden auf ihn stürzten, würde er fünf auf einmal niederstrecken.
»Was hast du vor?«, fragte der Junge.
Er warf ihm einen Blick zu. Wie alt er wohl sein mochte? Achtzehn? Neunzehn? Vermutlich kam er aus einem Dorf.
Keiner dieser Problemfälle aus dem Township. Dafür war er zu höflich. Willkommen im Drecksloch, China. Er sah, wie der Junge nervös an seinem Waffenhalfter herumfummelte. »Bleib hinter mir. Okay? Wenn ich schieße, schießt du auch.«
»Warum sind die so still?«
»Das werden wir gleich wissen.«
Er trat vor die erste Tür und hob die Luke des Spions zunächst einmal nur an, um festzustellen, ob das Glas zerbrochen war. Das Letzte, was man in einer solchen Situation gebrauchen konnte, war es, sein Auge an das Loch zu pressen, und irgendein verdammter Scheißkerl rammte einem eine Speiche hinein. So etwas war einmal passiert, und dabei wurde auch gleich das Gehirn des Aufsehers durchbohrt. Der arme Mann. Er hatte bereits mit den Engeln gesungen, als er auf dem Boden aufgeschlagen war.
Vorsichtig lugte er in die erste Zelle. Die Männer standen nicht aufrecht da, sondern lagen auf ihren Pritschen, als wären sie Sommerurlauber. Er schlug mit dem Kolben der Waffe gegen die Metalltür. Brüllte in Afrikaans. »Aufstehen! Aufstehen! « Beobachtete, wie sie sich erhoben, alle achtundzwanzig in einem Raum, der für zehn gedacht war. Hässliche, tätowierte, dürre Bandenmitglieder. Konnten einem einen Nagel zwischen die Rippen rammen, während man sie bloß um eine Zigarette anhaute.
Das Guckloch hatte eine Fischaugenlinse. Soweit er das den zusammengerollten Schlafsäcken auf dem Boden nach beurteilen konnte, versuchten sie ihn nicht hineinzulocken, um achtundzwanzig geschärfte Metallstücke in seinen Körper zu bohren.
»Bleibt so!«, rief er und ging zur nächsten Tür. Dieselbe Prozedur mit dem Guckloch. Diesmal dreißig Idioten, die ihn an grinsten. Er trat zur Seite, um dem jungen Aufseher Platz zu machen. »Willst du mal einen Blick reinwerfen? Schau sie dir genau an. Wenn du irgendwas Komisches bemerkst, gibst du mir Bescheid.«
»Wie was?«
»Wenn du's siehst, wirst du's wissen.«
Unter seinen Achseln war es feucht. Der Geschmack von Speck in seinem Rachen. Trocken. Rau. Diese Art von Situation brachte das Frühstück des alten Kochs wieder nach oben.
Sein Kollege sagte: »Ich seh nichts.«
»Gut«, erwiderte er. »Nummer drei.« Er schlug mit der Pistole an die Metalltür. »Ihr bleibt, wo ihr seid. Kapiert?«
Keine Antwort. Alle hielten die Klappe. Warteten.
Der Aufseher schaute sich in Zelle drei um und danach in den letzten zwei. Dort standen die Männer aufrecht da und blickten zur Tür. Einige gelangweilt, einige grinsend, einige wackelten mit ihren Zungen in seine Richtung, als sie sahen, wie sein Auge das Loch verdunkelte. Langsam wanderte er zu Zelle drei zurück. Fragte sich, wie er das handhaben sollte. Verstärkung rufen? Oder einfach hineingehen?
»Was ist?«, fragte der andere.
»Schau es dir an«, sagte er. Wies auf das Guckloch. »Mach schon, Junge. Schau es dir selber an.«
Er tat es. Wich zurück, etwas in seiner Sprache murmelnd. Auf einmal aschfahl.
Der Aufseher packte den jungen Mann an der Schulter. »War 'ne harte Nacht da drin, was?« Er hielt wieder das Auge ans Loch. Die Gefangenen in zwei Reihen. Dreizehn auf einer Seite, zwölf auf der anderen. Auf dem Boden zwischen ihnen eine Wolldecke. Unter der Wolldecke ein Körper. Ein dunkler Fleck in Höhe der Brust.
Er sagte: »Ich werde jetzt die Tür öffnen. Okay? Dann gehe ich da rein. Verstanden? Du bleibst hier draußen und behältst sie im Auge. Wenn sie etwas machen - irgendetwas -, dann schießt du. Okay?«
Der Neuling nickte.
»Sag ja.«
Der junge Aufseher schluckte. »Ja, Sir.«
»Okay, Boykie. Also los.«
Er sperrte die Tür auf. Die Gefangenen starrten ihn an. Er befahl ihnen, sich zur Wand umzudrehen, mit den Händen über dem Kopf. Sie gehorchten. Ließen sich Zeit, wackelten mit den Hintern, zeigten, was sie von ihm hielten. Aber sie gehorchten. Wie er es angenommen hatte. Hier ging es nicht um einen Ausbruch. Hier ging es um einen Auftrag. Oder eine Mutprobe für ein neues Bandenmitglied.
Er sammelte Speichel in seinem Mund, um die Trockenheit seines Rachens loszuwerden. »Wenn sich einer bewegt, ist er tot. Kapiert?«
Langsam ging er zu der Wolldecke, die über den Toten ausgebreitet war. Hob eine Ecke hoch. Für einen Moment begriff er nicht, was er genau sah. Dann verstand er. Einen blutigen Halsstumpf. Die Brust geöffnet wie eine Schachtel, das Herz herausgerissen. Er fragte sich, ob der Kerl zu diesem Zeitpunkt noch am Leben gewesen war. Fragte sich, wie viele es gegessen hatten. Den Kopf fand er in der Kloschüssel. Genau so platziert, dass ihn das Gesicht anstarrte. Die blauen Augen weit aufgerissen.
2
Sheemina February klopfte mit einem Leuchtstift auf die gelb markierten Kontoauszüge. Ihr Esstisch war von Auszügen übersät. Sie blickte zum Horizont hinüber. Da draußen gab es nichts, was die Linie zwischen Meer und Himmel unterbrach. Sie lächelte. Sah das Spiegelbild ihres Lächelns im Fenster. Blieb verhalten. Dachte: Ja, ja. Es gibt also verschiedene Möglichkeiten.
Was sie zum Lächeln brachte und was ihr an Obed Chochos Bankauszügen gefiel, waren die hohen Einzahlungen. Immer wieder hunderttausend auf einmal. An beliebigen Tagen. Meistens elektronisch. Zwei Barbeträge, was auf einen Insider hindeutete. Wäre typisch für Obed Chocho, einen Insider an der Hand zu haben. Einen Mann oder eine Frau. Wahrscheinlich eine Frau. Frauen waren sein Stil.
Zweifellos war Obed Chocho ein sehr reicher Mann. Gab auch viel aus. Lebte auf großem Fuß. Aber das wusste sie. Man musste sich nur seine Autos ansehen und die Klunker an der hinreißenden Lindiwe Chocho, um das zu wissen.
Das einzige Hindernis für Obed Chocho, seinen Lifestyle voll und ganz herzuzeigen, war das Gefängnis. Weshalb er sie engagiert hatte. »Ich habe gehört, Sie sollen eine erstklassige Anwältin sein«, hatte er gesagt. »Wirklich top. Beweisen Sie es mir. Vertreten Sie mich.« Sie ließ sich anheuern. Organisierte ihrerseits einen Insider in der Bank - einen Mann, denn Männer waren ihr Stil -, der ihr Obed Chochos Kontoauszüge besorgte. Nur so wusste sie, womit sie es zu tun hatte. Bis auf den letzten Cent.
Sheemina February hatte es mit der Art von Geld zu tun, die ihr gefiel. Genauer gesagt, hatte sie es mit der Art von Aufträgen zu tun, die ihr gefielen.
Sie nahm ihr Handy und ging auf den Balkon hinaus, um ein paar Anrufe zu tätigen. Der Balkon lag im Schatten. Hier war es kühl. Im März verging der halbe Vormittag, ehe die Sonne die vordere Seite des Apartmentblocks erreichte. Sie strich mit ihrer steifen linken Hand, vernarbt und gefoltert, über das feuchte Chromgeländer. Die Feuchtigkeit auf ihrer Haut hatte etwas Beruhigendes. Sie starrte die verstümmelten Finger an, die Verfärbung der Haut, das Glitzern der Wassertropfen in ihrer Handfläche. Ganz gleich, wie sehr sie sich auch anstrengte, ihre Finger wollten sich nicht schließen. Ebenso wenig strecken. Nur leicht zucken konnten sie. Aber sonst nichts. Sie blieben wie Klauen.
Sie suchte eine Nummer heraus, die sich nun auf dem Display zeigte. Drückte die grüne Taste. Lauschte dem Klingeln am anderen Ende der Leitung. Vor ihr der stille Ozean, durchsetzt von weißen Möwen. Zuvor hatte sie beobachtet, wie sich die Vögel auf einen Schwarm kleiner Fische gestürzt hatten. Ein wahnsinniges Töten. Jetzt war nichts mehr davon zu erahnen. Friedlich und ruhig.
»Spitz«, sagte sie, als abgehoben wurde. »Stehen Sie zur Verfügung? «
»Wer spricht da?«, antwortete der Mann mit einem seltsamen deutschen Akzent. Brachte Sheemina February zum Lächeln. Sie blickte auf die Felsen hinunter. Es herrschte Ebbe. Seetang und Dinge, die das Meer angeschwemmt hatte, trockneten auf den Muschelbänken. Alles war ruhig.
»Nicht wichtig«, erwiderte sie. »Sie bekommen Ihr übliches Honorar plus Provision. Auf Anweisung eines Mannes namens Obed Chocho. Klingelt es da bei Ihnen?«
Spitz bejahte.
»Gut. Er hat von Ihnen gehört. Er kennt Ihre Arbeit. Deshalb die Provision.«
»Wie viele Aufträge wird es geben?« »Zwei.« »Das geht in Ordnung.« Wieder lächelte sie. »Sie stehen also zur Verfügung.« Statt auf Englisch zu antworten, sagte er auf Deutsch: »Ja,
ja.«
»Wollen Sie die Details wissen?«
»Noch nicht.«
»Das sehen wir auch so«, erwiderte sie.
Sheemina February erklärte, er solle um sechzehn Uhr vor der Polizeiinspektion in Meadowlands sein. »Sie sind in Johannesburg? «, fragte sie. »In Melrose Arch, wenn ich richtig informiert bin? Sie nehmen also ein Taxi nach Soweto. Tut mir leid, falls das für Sie Unannehmlichkeiten bedeutet.«
»Geht in Ordnung«, sagte er.
»Nehmen Sie eine Tasche mit den nötigen Utensilien für eine Nacht mit. Sie werden einen Mann namens Manga treffen. Schwarz wie Sie. Er wird sich um den Transport und die Waffe kümmern.«
»Sie muss das richtige Kaliber haben.«
»Ich bin informiert«, erklärte sie.
Als Nächstes rief sie Manga an und vereinbarte alles Weitere mit ihm. Sagte: »Keine dummen Sachen, okay, Manga? Bring ihn einfach nur zu der Farm nach Colesberg. Dort soll er seinen Job erledigen. Und misch dich nicht ein.«
»Was glauben Sie, was ich bin?«, fragte Manga. »Ich kann so einen Job auch erledigen. Das hab ich schon gemacht. Den anderen brauchen Sie nicht.«
»Na klar«, erwiderte Sheemina February und bemühte sich nicht einmal, ihr Lachen zu unterdrücken.
Manga sagte: »Lachen Sie mich nicht aus.«
»Du bist ein witziger Typ«, sagte sie. Überlegte. »Okay, Manga. Da gibt es etwas, was du tun kannst. Während du in Colesberg bist.« Sie erklärte ihm, worum es sich handelte, und nannte ihm eine Adresse. »Interessiert?«
»Kein Problem«, sagte Manga.
Sie legte auf. Ließ das Handy in die Tasche ihres Kimono gleiten und dachte nicht mehr daran, welche Anweisungen sie gerade gegeben hatte. Schließlich war das der Wunsch ihres Klienten. Sie drehte sich zu ihrer Wohnung um und betrachtete erneut ihr Spiegelbild im Fenster. So manche Models würden sie um ihr Aussehen, ihre Figur beneiden. Sie lächelte. Blickte durch sich hindurch in ihr Apartment. Weiße Sofas, weiße Flokatiteppiche, weiße Wände. Sie lehnte sich an das Balkongeländer und bewunderte den makellosen Komfort des Zimmers. Hier war sie allein. Hier war noch nie ein anderer gewesen. Hier schmiedete sie ihre Pläne.
Sie musste sich duschen, anziehen, eine Tasche packen. Heute Abend würde sie diese Einsamkeit gegen ihr Townhouse eintauschen. Das Meer gegen die Rauheit der Stadt - die Sirenen, die Hafenlichter, den dunkel präsenten Berg, dessen Ausläufer die belebten Straßen umgaben, als würden sie eines Tages die menschlichen Insekten zerquetschen, die es sich dort gemütlich gemacht hatten. Morgen würde sie mit der hinreißenden Lindiwe Chocho frühstücken und erfahren, wann die Dame schlief. Jetzt, da der Ball ins Rollen gekommen war, gab es kein Zurück. Es fehlte nur noch eine einzige weitere Figur auf dem Spielbrett: Mace Bishop. Der Mann, der ihre Hand zertrümmert hatte. Der Mann, der sie zur Strafe in die Lager Angolas geschickt hatte. Der sie ihren Vergewaltigern ausgeliefert hatte. Der Mann, dem sie Rosen schickte. Dessen Bild sie in einer Plastikhülle in ihrer Handtasche aufbewahrte.
Mace Bishop in einer schwarzen Speedo am Rand eines Schwimmbeckens kurz vor dem Hineinspringen. Ein Foto, das sie vom anderen Ende des Beckens aus aufgenommen hatte. Wenige Tage, nachdem er den Mann umgebracht hatte, dem sie den Auftrag erteilt hatte, ihn zu töten. Sie holte das Bild aus der Tasche. Zog es aus seiner Hülle und strich mit dem Finger über die Oberfläche. Der Glanz leicht verschmiert.
Sie stellte sich vor, wie sie ihn rasierte. Mit einem der mörderischen Rasiermesser aus ihrer Sammlung. Jener Sammlung, die an der Wand hing und aus Messern bestand, die berühmte Männer rasiert hatten. Sie malte sich aus, wie Mace in einem Badedas-Schaumbad lag. Wie sie zu ihm trat, sich hinkniete, um sein Gesicht einzuseifen, wie sie das Gel in Schaum verwandelte, den Schaum über seinen Stoppeln verteilte, unter seinem Kinn, auf seiner Oberlippe. Ihre Caffè-latte-Hand auf seiner weißen Haut. Wie sie das Messer aus Sheffield-Stahl mit dem Elfen- beingriff abzog. Mit der Klinge auf der linken Wange in einem schrägen Winkel vom Ohr bis zum Kinn strich. Den Schaum wegschnippte. Dasselbe mit der rechten Wange tat. Kein Kratzer, kein Reißen an den Härchen. Eine perfekte Rasur. Sie stellte sich vor, wie sie vorsichtig die Stoppeln auf der Oberlippe entfernte. Dann sanft seinen Kopf zurückzog und vom Adamsapfel aus zur weichen Kehle unter seinem Kinn hoch rasierte. Wie Mace Bishop dalag, die Augen geschlossen, die Gesichtszüge entspannt. Die Hand ausstreckte, um ihre Brüste zu liebkosen.
Die Verblüffung auf seiner Miene, wenn sie ihm den Hals durchtrennte.
Mit dem Saum ihres Kimonos säuberte Sheemina February die Fotografie. Steckte sie in die Plastikhülle. Schob diese in ihre Tasche zurück. Irgendwann würde die Zeit kommen, solche Fantasien zu verwirklichen.
Eine Stunde später verließ sie das Apartment - eine elegante Frau in einem grauen Leinenkostüm, Sonnenbrille in den Haaren, Aktenkoffer in ihrer rechten Hand, die linke in einem schwarzen Lederhandschuh.
3
Spitz stellte vor der Polizeiinspektion Meadowlands seine Reisetasche ab und zündete sich eine Zigarette an. Starrte auf den Polizeitransporter, aus dem einige Polizisten drei blutende Männer herauszerrten. Die Männer waren zu betrunken und fertig, um sich zu beschweren. Ein paar Fahrer vom Taxistand in der Nähe machten sich über die Polizisten lustig, aber ihre Spötteleien blieben unbeantwortet.
Spitz blies den Rauch aus dem Mundwinkel und klopfte die Asche von der Zigarette. Er sah sich nach einem Platz im Schatten um. Der Bürgersteig war leer, eine breite Fläche vor der Polizeiinspektion ohne irgendetwas. Keine Pflanzen außer dem Unkraut, das sich in den Sicherheitszaun hinter ihm gewunden hatte. Unter seinen Achseln sammelte sich Schweiß. Es war ziemlich unwahrscheinlich, dass ein Gewitter den Nachmittag abkühlen lassen würde.
Er könnte ein großes Stella vertragen. Am liebsten bei JB's in Melrose Arch. Ein sanfter Kal-Cahoone-Song im Hintergrund. Eine Kellnerin würde zwischen den Tischen umherlaufen und ihren Gästen das Gefühl geben, dass die Welt in Ordnung war.
Spitz warf einen Blick auf die Uhr. Der Kerl hatte sich bereits fünf Minuten verspätet. Er mochte es nicht, wenn jemand unpünktlich war.
Seiner Erfahrung nach bedeutete Unpünktlichkeit, dass man erwischt worden war, gefoltert wurde, jeden Moment tot sein konnte. Er trat die Zigarette aus. Jemand, der nicht pünktlich war, achtete zudem nicht auf Kleinigkeiten. Bei dieser Art von Unternehmung, die sie hier planten, war das jedoch äußerst wichtig.
Er wusste, dass der Mann, auf den er wartete, in einen Raubüberfall auf der Autobahn verwickelt gewesen war. Einen Raubüberfall, dem die Leute sogar einen Namen gegeben hatten: der Überfall an der Atholl-Ausfahrt. Für eine solche Sache brauchte man ein gutes Auge. Fünf Autos, zwanzig Mann. Zwei weitere Autos, um die Fahrbahn zu blockieren. Dafür war genaues Timing nötig. Den Geldtransporter öffnen, die Kisten packen, zehn insgesamt, zwei pro Wagen. Alles in allem neun Millionen. Auch die Anzahl der Toten hatte Spitz beeindruckt: drei Sicherheitsleute, ein Kamerad. Zwei weitere Kameraden nicht mehr einsatzfähig. Nie mehr.
Das war einer der Gründe, warum er nie in diese Art Geschäft eingestiegen war. Die Statistik sprach gegen dich. Vielleicht gab es mehr Geld - das schon. Aber du wurdest auch getötet, angeschossen oder verhaftet.
Spitz kannte niemanden, der durch Überfälle auf Geldtransporter reich geworden wäre. Jedenfalls keine aktiven Räuber. Er kannte zahlreiche große Akteure, die mit Geld aus Banküberfällen, Autorauben, faulen Regierungsverträgen, zwielichtigen Geschäften und betrügerischen Erschließungen von Bauland handelten. Solche Leute wurden stetig reicher, indem sie ihr Vermögen aufteilten. Ein oder zwei waren in zwölf Jahren sogar reicher geworden als die Oppenheimers in einem Jahrhundert.
Er zündete eine weitere Zigarette an und sog daran. Die meisten von ihnen waren Arschlöcher. Arschlöcher wie Obed Chocho. Nur dass der Deal mit Chocho diese Provision beinhaltete. Das war neu. Ein Ansporn. Einer, der Spitz zusagte. »Er hat von Ihnen gehört«, hatte die Frau gesagt. »Er kennt Ihre Arbeit. Deshalb die Provision.« Spitz warf erneut einen Blick auf seine Armbanduhr. Der Mann hätte seit zehn Minuten da sein sollen.
Eine Stimme hinter ihm fragte auf Englisch: »Yo, Captain, warte ich auf Sie?«
Spitz drehte sich um. Er mochte keine Überraschungen. Sah einen Zulu-Burschen, der ihn angrinste.
Manga bemerkte Spitz sofort - in seinen gebügelten Chinos und Budapestern vor der Polizeiinspektion. Schick, gediegen. Neue Tasche neben ihm. Er beobachtete, wie Spitz den Fahrgästen zuschaute, die aus einem Taxi stiegen, einen Blick auf seine Armbanduhr warf, seine Zigarette austrat. Der Kerl nahm ihn überhaupt nicht wahr. Manga im Township-Look. Kein Unterschied zwischen ihm und irgendeinem Brother von der Straße. Spitz achtete nicht auf ihn. Der große Spitz-the- Trigger.
Was Manga wissen wollte: warum Spitz? Als ihn die Frau anrief, von dem Job und von Spitz als Partner erzählte, hatte er protestiert: »Nein! Kommt nicht in Frage. Wer braucht schon diesen Spitz?«
»Du«, war ihm erklärt worden. Weil es sich um keinen Knall-Peng-Auftrag handle, bei dem er die AK auf Automatik stellen und einfach losfeuern könne. Es gehe um Genauigkeit. Rein, jeweils ein Schuss, raus.
»Ich kann so einen Job auch erledigen«, hatte Manga erwidert. »Das hab ich schon gemacht.«
Die Frau am anderen Ende der Leitung hatte gelacht.
Einmal hatte er so etwas tatsächlich schon gemacht. Nur einmal. Ein Attentat, für das er vorher drei Ladungen Hongkong- Rocks und eine gute Ladung Brandy benötigt hatte. Acht Kugeln für die Hinrichtung. Das Ganze sah dann eher nach einem Massaker aus, weniger nach einem Mord an einer Person. Mehr Blut an den Wänden und der Decke als in einem Schlachthaus. Blutspritzer im Schlafzimmer, im Gang, im Wohnzimmer und in der Küche. Weil alles offen war, hatte er gemeint. Nein, hatte man ihm erklärt, weil du es im Schlafzimmer falsch angegangen bist. Der Mann liegt mit seiner Frau im Bett, du beugst dich über sie, und trotzdem brauchst du allein für den Mann fünf Kugeln. Drei für die Frau. Und die Frau stirbt erst draußen. Deshalb brauchen wir Spitz. Keine zertrümmerten Möbel, keine zerbrochenen Vasen. Niemand, der auch nur auf die Idee käme zu entwischen. Bleib lieber bei deinen Raubüberfällen auf der Autobahn, hatte sie Manga geraten.
Manga hatte das eigentlich auch für das Beste gehalten. Man erledigte den Job, bekam das Geld und ließ es in einer Shebeen so richtig krachen. Bis ihm erklärt worden war, wie dieser Auftragsmord entlohnt wurde: mit einem Honorar plus Provision. Allein für ihn als Fahrer. Für nichts weiter. Bring ihn dorthin, lass ihn seinen Auftrag erledigen. Wir vertrauen dir, Manga.
Was bedeutete, dass sie Spitz nicht vertrauten. Sie hatten noch nie mit Spitz zusammengearbeitet. Zwar kannten sie seinen Ruf, aber ihn persönlich kannten sie nicht. Vielleicht würde Mr Spitz bald gar nicht mehr auf ihrer Gehaltsliste stehen. So sahen jedenfalls Mangas Schlussfolgerungen aus, wenn er auf sein Bauchgefühl hörte und sich das vor Augen hielt, was er von Obed Chochos Leuten wusste.
Er persönlich hatte kein Problem mit Spitz-the-Trigger. Er persönlich verstand sich mit jedem. Nichts dabei. Man zischte ein paar Bier, erzählte ein paar Geschichten aus dem Krieg, und schon war man Brüder. Allerdings hätte er persönlich diesen Auftrag lieber mit jemandem erledigt, den er kannte, und er legte auch keinen gesteigerten Wert darauf, Spitz-the-Trigger kennenzulernen.
Ein Mann mit einem Schuhfetischismus! He, wena, worüber sollte man mit einem Schuhmann reden?
Manga betrachtete seine Adidas-Schuhe. Er stand im Innenhof der Polizei vor dem Sicherheitszaun direkt hinter Spitz. Der wartete in seinen polierten Budapestern, auf deren glänzender Oberfläche sich roter Staub gesammelt hatte. Was wollte er mit so schicken Schuhen in Soweto? In einem Taxi wurden sie verkratzt und auf der Straße ruiniert. So etwas eignete sich für ein Einkaufszentrum in Sandton, aber dort, wo sie hinfuhren, waren Budapester nicht das Richtige. Wo sie hinfuhren, brauchte man leichte, schmale Schuhe. Streetstyle.
Manga bemerkte die breiten Schultern, das Hemd, das unten von der Taxifahrt zerknittert war. Die ordentlichen kurzen Dreadlocks. Die Haltung, die so wirkte, als könnte er zerbrechen, wenn er sich bewegte. Das war der Mann, von dem es hieß, er habe für hohe Tiere gemordet. Manga fuhr mit der Zunge über seine Zähne. Er schob die Finger seiner linken Hand in das Drahtgeflecht des Zauns und sagte: »Yo, Captain, warte ich auf Sie?«
Spitz drehte sich um, wobei er Mangas Grinsen nicht erwiderte. Stattdessen klopfte er mit dem Finger auf seine Armbanduhr. »Ich warte. Seit zehn Minuten.«
»Ich war hier«, erwiderte Manga. Er ließ den Zaun los und wies mit dem Daumen auf die Eingangstür zur Inspektion. »Der Mann, den wir treffen, ist drinnen.«
Der Sergeant brachte sie auf ein Gelände hinter der Polizeiinspektion. Dort standen etwa fünfzig Autos, etliche mit Totalschaden. An einer Seite zwei Reihen intakter Fahrzeuge, meistens neue 3er-BMWs, ein paar Audis, Subarus, einige sportliche VW Golfs - die Art von Autos, die in null Komma nichts auf hundert beschleunigten. Es hätte auch der Vorplatz eines Autohändlers in einem nördlichen Vorort sein können.
»Ich habe euch Zeit gespart«, erklärte der Sergeant. »Ich habe bereits einen ausgewählt.« Er zeigte auf einen marineblauen BMW in der Reihe, die dem Gatter am nächsten stand. Ein 3er, neuestes Modell. »Der da. Er ist schnell, er ist sauber. Bin ihn schon gefahren. Wollt ihr ihn testen? Kilometerstand fünfundfünfzig. Scheckheftgepflegt.«
»Wie sieht's mit Blutspritzern aus?« Spitz stellte seine Reisetasche ab und holte ein Päckchen mit Mentholzigaretten aus der Brusttasche.
»Total gereinigt«, erklärte der Sergeant, ohne Spitz anzusehen. »War sowieso ein sauberer Überfall. Da gab's kein Blut. Garantiert nicht.«
»Nummernschilder sind noch die alten?«, wollte Manga wissen.
Spitz zündete eine Zigarette an, ohne den beiden eine anzubieten.
»Klar.« Der Sergeant grinste. Ihm fehlte ein Backenzahn. Rechts oben. »Bei unserem Verwaltungsrückstand braucht es eine Woche, ehe wir den Wagen aufgenommen haben. Euer Urlaub dauert doch genau eine Woche, né? Bis dahin wird die Karre nicht vermisst. Ist nie hier gewesen. Aber in einer Woche, da ist sie heißes Eisen.«
Spitz blies Rauch aus, der einen Moment lang in der Luft hing.
Manga sagte: »Lassen Sie mich mal hören.«
»Der Schlüssel steckt.« Der Sergeant öffnete die Tür, und Manga glitt hinein. Meinte zu Spitz: »Ist das in Ordnung?«
Spitz zuckte mit den Achseln. »Ich komme gern mit.«
Die Erwiderung des Sergeant ging im Aufheulen des Motors unter. Als Manga in den Leerlauf schaltete, meinte der Sergeant: »Das Auto ist perfekt.« Er schlug mit der flachen Hand auf das Dach. »Echt scharf. Garantiert.«
Manga schaltete den Motor aus und schwang die Beine aus dem BMW. »Und wie sieht's mit dem Subaru aus, Captain? Wenn ich die Wahl zwischen einem BMW und einem Subaru habe, nehme ich immer den Subaru.«
»Kein Problem«, erwiderte der Sergeant. »In diesen zwei Reihen könnt ihr jeden haben. Ihr Freund will einen ohne Blut. Die kann ich euch zeigen. Dann trefft ihr eine Entscheidung. Das sind alles gute Autos. Alle. Aber wenn ihr mich fragt: Mit dem BMW fahrt ihr am besten.« Wieder schlug er auf das Dach. »Darum wurde ich gebeten. Ich sollte einen guten Wagen für euch raussuchen. Also hab ich einen rausgesucht. Außerdem ist das einer für uns. Zwei Gentlemen in so einem Schlitten, das fällt nicht auf. In einem Subaru sieht das komisch aus. Weiße und Coloureds fahren Subarus.«
»Subarus sind besser«, entgegnete Manga. Er wählte ein Fahrzeug aus, das zwei Wagen entfernt von ihnen stand.
»Das hatte viel Blut«, gab der Sergeant zu bedenken.
Manga schaute sich das Innere des Autos an. »Sieht aber nicht danach aus.«
»Jetzt kann man das nicht mehr erkennen. Aber so war es. Das Loch im Beifahrersitz, das ist vom Einschlag einer Kugel. Fünfundvierziger-Kaliber, Hohlspitzgeschoss. Mehr muss ich wohl kaum sagen.«
»Bei dem da ...«, sagte Spitz und stieß leicht gegen das Hinterrad des BMW. Dann hob er seine Tasche hoch. »Könnten Sie da den Kofferraum öffnen?«
Der Sergeant eilte grinsend um das Auto. »Da habe ich ein Geschenk verstaut.«
Manga stand noch immer neben dem Subaru und machte Anstalten, etwas zu sagen, hielt dann aber inne. Keine Diskussionen, hatte man ihm eingeschärft. Halt dich an ihn. Tu, was er will. Manga schlug die Wagentür zu. Spitz blickte auf. Der Sergeant hingegen war zu sehr damit beschäftigt, den Inhalt des Kofferraums zu bewundern, als dass er Mangas Reaktion bemerkt hätte.
Auf einem Handtuch lag eine kleinkalibrige Ruger mit Schalldämpfer. Glänzend. Wie neu. Daneben befand sich eine Schachtel mit .22-lfB-Patronen.
»Das ist doch, was Sie wollten?«
Spitz nickte.
»Ich habe sie bereits geölt.«
Spitz nickte wieder.
Manga trat zu ihnen. »Captain, das ist ein Spielzeug.«
»Das ist eine sehr leichte Waffe«, entgegnete der Sergeant.
»Genau«, sagte Spitz. »Solche benutze ich.« Er fasste in den Kofferraum und wickelte die Pistole in das Handtuch, ehe er die Schachtel mit Munition in seine Tasche schob. »Und sie taucht nirgendwo auf?«
»Sie wurde gestohlen«, erwiderte der Sergeant. »Aber nie als gestohlen gemeldet. Ist auch nicht registriert. Was sollen wir also damit anfangen? Eines Tages werfen wir sie in den Schmelzofen, was die Anti-Waffen-Typen glücklich machen wird. Wir haben Berge von Waffen, die auf diesen Tag warten. Diese Pistole vermisst niemand.«
Spitz stellte seine Reisetasche in den Kofferraum und holte einen iPod mit Kopfhörern heraus. »Haben Sie auch eine Tasche?«, fragte er Manga.
»Wir holen sie auf dem Weg ab.« Manga zeigte auf das Tor. »In Meadowlands. Nur die Straße hinunter.«
Spitz schlug den Deckel des Kofferraums zu. »Sie waren hilfreich «, bedankt er sich bei dem Sergeant.
Dieser grinste und offenbarte erneut die Zahnlücke. »Scharf, echt scharf. Sie haben eine Woche Zeit. Fahren Sie vorsichtig.«
Übersetzung: Mechthild Barth
© der deutschsprachigen Ausgabe 2012 by btb Verlag in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München
Pollsmoor Prison, sechs Uhr morgens. Der Gefängnisaufseher runzelte die Stirn. Kein Vogelgesang. Keine Kakophonie. Da lauerte was. Man musste kein Prophet sein, um das zu wissen. Dummerweise hatte er gerade ein anständiges Frühstück verdrückt - ein paar dicke Scheiben Speck, zwei Eier, eine gebratene Tomate, eine gebratene Banane, in Fett herausgebackenen Toast. Der einzige Vorteil der Frühschicht: so ein Frühstück. Wenn der alte Kochkünstler Dienst hatte. Der alte Kochkünstler, der lebenslang saß, nur noch ein Auge hatte und dem Strick bloß entkommen war, weil damals das Erhängen gerade abgeschafft wurde. Alles dieser neuen Verfassung wegen. Der alte Kochkünstler, der besser hätte baumeln sollen für das viele Leid, das er anderen bereitet hatte. Andererseits brachte er ein verdammt gutes Frühstück zustande, der Sack.
»Hörst du das?«, fragte der Aufseher den Neuling, der ihm zugeteilt worden war. Ein junger Mann, hatte gerade mal seit einem halben Jahr die Ausbildung hinter sich. »Da stimmt etwas nicht.«
Der Neuling sah ihn an, ohne dass es in seinen Augen auch nur andeutungsweise geflackert hätte. Tote braune Augen. Schien überhaupt nicht zu kapieren, wovon der andere sprach.
»Fühlst du es?«
Der junge Mann schüttelte den Kopf.
Noch ehe der Aufseher die Sichtluke der dicken Stahltür öffnete, war ihm klar, dass es große Schwierigkeiten geben würde. Er warf einen Blick in den Korridor. Der war so leer, wie er sein sollte. Der alte Koch musste Bescheid gewusst haben. Und der Mistkerl hatte kein Wort gesagt, hatte ihn nicht gewarnt.
Er sperrte die Tür auf und ließ sie den jungen Aufseher langsam aufziehen. Vor ihnen zwei Gitter, dahinter der Korridor.
»Hörst du das?«
»Nein.«
»Die Stille. Wenn man nichts hört, ist die Kacke am Dampfen. «
Die Frage war nur, in welcher Zelle. Fünf Zellen auf dem Korridor. Konnte in jeder sein. Oder in allen fünf. Man musste zuerst einen Blick durch die Gucklöcher werfen. Ließ ihn noch immer in Schweiß ausbrechen, diese Art von Situation. Es konnte schließlich sein, dass sie einen Massenausbruch planten und schreiend mit Messern, Pistolen oder Schraubenziehern auf ihn losgingen. Ganz gleich, was man auch unternahm - solche Dinge wurden hereingeschmuggelt. Zwei Wochen zuvor hatten sie eine geladene Neun-Millimeter entdeckt. Tief im Gefängnis, im Hochsicherheitstrakt. Wie war sie dorthin gekommen? Vermutlich durch verdammte Zauberkunst.
»Sperr die Gittertüren ab«, befahl er dem jungen Kerl.
Eigentlich sollte er Verstärkung holen. Aber darauf gab er nichts. Sonst glaubte der Junge am Ende noch, dass er Angst hatte. Er hörte die Türen ins Schloss fallen. Zog seinen Revolver. Wenn sich diese Wilden auf ihn stürzten, würde er fünf auf einmal niederstrecken.
»Was hast du vor?«, fragte der Junge.
Er warf ihm einen Blick zu. Wie alt er wohl sein mochte? Achtzehn? Neunzehn? Vermutlich kam er aus einem Dorf.
Keiner dieser Problemfälle aus dem Township. Dafür war er zu höflich. Willkommen im Drecksloch, China. Er sah, wie der Junge nervös an seinem Waffenhalfter herumfummelte. »Bleib hinter mir. Okay? Wenn ich schieße, schießt du auch.«
»Warum sind die so still?«
»Das werden wir gleich wissen.«
Er trat vor die erste Tür und hob die Luke des Spions zunächst einmal nur an, um festzustellen, ob das Glas zerbrochen war. Das Letzte, was man in einer solchen Situation gebrauchen konnte, war es, sein Auge an das Loch zu pressen, und irgendein verdammter Scheißkerl rammte einem eine Speiche hinein. So etwas war einmal passiert, und dabei wurde auch gleich das Gehirn des Aufsehers durchbohrt. Der arme Mann. Er hatte bereits mit den Engeln gesungen, als er auf dem Boden aufgeschlagen war.
Vorsichtig lugte er in die erste Zelle. Die Männer standen nicht aufrecht da, sondern lagen auf ihren Pritschen, als wären sie Sommerurlauber. Er schlug mit dem Kolben der Waffe gegen die Metalltür. Brüllte in Afrikaans. »Aufstehen! Aufstehen! « Beobachtete, wie sie sich erhoben, alle achtundzwanzig in einem Raum, der für zehn gedacht war. Hässliche, tätowierte, dürre Bandenmitglieder. Konnten einem einen Nagel zwischen die Rippen rammen, während man sie bloß um eine Zigarette anhaute.
Das Guckloch hatte eine Fischaugenlinse. Soweit er das den zusammengerollten Schlafsäcken auf dem Boden nach beurteilen konnte, versuchten sie ihn nicht hineinzulocken, um achtundzwanzig geschärfte Metallstücke in seinen Körper zu bohren.
»Bleibt so!«, rief er und ging zur nächsten Tür. Dieselbe Prozedur mit dem Guckloch. Diesmal dreißig Idioten, die ihn an grinsten. Er trat zur Seite, um dem jungen Aufseher Platz zu machen. »Willst du mal einen Blick reinwerfen? Schau sie dir genau an. Wenn du irgendwas Komisches bemerkst, gibst du mir Bescheid.«
»Wie was?«
»Wenn du's siehst, wirst du's wissen.«
Unter seinen Achseln war es feucht. Der Geschmack von Speck in seinem Rachen. Trocken. Rau. Diese Art von Situation brachte das Frühstück des alten Kochs wieder nach oben.
Sein Kollege sagte: »Ich seh nichts.«
»Gut«, erwiderte er. »Nummer drei.« Er schlug mit der Pistole an die Metalltür. »Ihr bleibt, wo ihr seid. Kapiert?«
Keine Antwort. Alle hielten die Klappe. Warteten.
Der Aufseher schaute sich in Zelle drei um und danach in den letzten zwei. Dort standen die Männer aufrecht da und blickten zur Tür. Einige gelangweilt, einige grinsend, einige wackelten mit ihren Zungen in seine Richtung, als sie sahen, wie sein Auge das Loch verdunkelte. Langsam wanderte er zu Zelle drei zurück. Fragte sich, wie er das handhaben sollte. Verstärkung rufen? Oder einfach hineingehen?
»Was ist?«, fragte der andere.
»Schau es dir an«, sagte er. Wies auf das Guckloch. »Mach schon, Junge. Schau es dir selber an.«
Er tat es. Wich zurück, etwas in seiner Sprache murmelnd. Auf einmal aschfahl.
Der Aufseher packte den jungen Mann an der Schulter. »War 'ne harte Nacht da drin, was?« Er hielt wieder das Auge ans Loch. Die Gefangenen in zwei Reihen. Dreizehn auf einer Seite, zwölf auf der anderen. Auf dem Boden zwischen ihnen eine Wolldecke. Unter der Wolldecke ein Körper. Ein dunkler Fleck in Höhe der Brust.
Er sagte: »Ich werde jetzt die Tür öffnen. Okay? Dann gehe ich da rein. Verstanden? Du bleibst hier draußen und behältst sie im Auge. Wenn sie etwas machen - irgendetwas -, dann schießt du. Okay?«
Der Neuling nickte.
»Sag ja.«
Der junge Aufseher schluckte. »Ja, Sir.«
»Okay, Boykie. Also los.«
Er sperrte die Tür auf. Die Gefangenen starrten ihn an. Er befahl ihnen, sich zur Wand umzudrehen, mit den Händen über dem Kopf. Sie gehorchten. Ließen sich Zeit, wackelten mit den Hintern, zeigten, was sie von ihm hielten. Aber sie gehorchten. Wie er es angenommen hatte. Hier ging es nicht um einen Ausbruch. Hier ging es um einen Auftrag. Oder eine Mutprobe für ein neues Bandenmitglied.
Er sammelte Speichel in seinem Mund, um die Trockenheit seines Rachens loszuwerden. »Wenn sich einer bewegt, ist er tot. Kapiert?«
Langsam ging er zu der Wolldecke, die über den Toten ausgebreitet war. Hob eine Ecke hoch. Für einen Moment begriff er nicht, was er genau sah. Dann verstand er. Einen blutigen Halsstumpf. Die Brust geöffnet wie eine Schachtel, das Herz herausgerissen. Er fragte sich, ob der Kerl zu diesem Zeitpunkt noch am Leben gewesen war. Fragte sich, wie viele es gegessen hatten. Den Kopf fand er in der Kloschüssel. Genau so platziert, dass ihn das Gesicht anstarrte. Die blauen Augen weit aufgerissen.
2
Sheemina February klopfte mit einem Leuchtstift auf die gelb markierten Kontoauszüge. Ihr Esstisch war von Auszügen übersät. Sie blickte zum Horizont hinüber. Da draußen gab es nichts, was die Linie zwischen Meer und Himmel unterbrach. Sie lächelte. Sah das Spiegelbild ihres Lächelns im Fenster. Blieb verhalten. Dachte: Ja, ja. Es gibt also verschiedene Möglichkeiten.
Was sie zum Lächeln brachte und was ihr an Obed Chochos Bankauszügen gefiel, waren die hohen Einzahlungen. Immer wieder hunderttausend auf einmal. An beliebigen Tagen. Meistens elektronisch. Zwei Barbeträge, was auf einen Insider hindeutete. Wäre typisch für Obed Chocho, einen Insider an der Hand zu haben. Einen Mann oder eine Frau. Wahrscheinlich eine Frau. Frauen waren sein Stil.
Zweifellos war Obed Chocho ein sehr reicher Mann. Gab auch viel aus. Lebte auf großem Fuß. Aber das wusste sie. Man musste sich nur seine Autos ansehen und die Klunker an der hinreißenden Lindiwe Chocho, um das zu wissen.
Das einzige Hindernis für Obed Chocho, seinen Lifestyle voll und ganz herzuzeigen, war das Gefängnis. Weshalb er sie engagiert hatte. »Ich habe gehört, Sie sollen eine erstklassige Anwältin sein«, hatte er gesagt. »Wirklich top. Beweisen Sie es mir. Vertreten Sie mich.« Sie ließ sich anheuern. Organisierte ihrerseits einen Insider in der Bank - einen Mann, denn Männer waren ihr Stil -, der ihr Obed Chochos Kontoauszüge besorgte. Nur so wusste sie, womit sie es zu tun hatte. Bis auf den letzten Cent.
Sheemina February hatte es mit der Art von Geld zu tun, die ihr gefiel. Genauer gesagt, hatte sie es mit der Art von Aufträgen zu tun, die ihr gefielen.
Sie nahm ihr Handy und ging auf den Balkon hinaus, um ein paar Anrufe zu tätigen. Der Balkon lag im Schatten. Hier war es kühl. Im März verging der halbe Vormittag, ehe die Sonne die vordere Seite des Apartmentblocks erreichte. Sie strich mit ihrer steifen linken Hand, vernarbt und gefoltert, über das feuchte Chromgeländer. Die Feuchtigkeit auf ihrer Haut hatte etwas Beruhigendes. Sie starrte die verstümmelten Finger an, die Verfärbung der Haut, das Glitzern der Wassertropfen in ihrer Handfläche. Ganz gleich, wie sehr sie sich auch anstrengte, ihre Finger wollten sich nicht schließen. Ebenso wenig strecken. Nur leicht zucken konnten sie. Aber sonst nichts. Sie blieben wie Klauen.
Sie suchte eine Nummer heraus, die sich nun auf dem Display zeigte. Drückte die grüne Taste. Lauschte dem Klingeln am anderen Ende der Leitung. Vor ihr der stille Ozean, durchsetzt von weißen Möwen. Zuvor hatte sie beobachtet, wie sich die Vögel auf einen Schwarm kleiner Fische gestürzt hatten. Ein wahnsinniges Töten. Jetzt war nichts mehr davon zu erahnen. Friedlich und ruhig.
»Spitz«, sagte sie, als abgehoben wurde. »Stehen Sie zur Verfügung? «
»Wer spricht da?«, antwortete der Mann mit einem seltsamen deutschen Akzent. Brachte Sheemina February zum Lächeln. Sie blickte auf die Felsen hinunter. Es herrschte Ebbe. Seetang und Dinge, die das Meer angeschwemmt hatte, trockneten auf den Muschelbänken. Alles war ruhig.
»Nicht wichtig«, erwiderte sie. »Sie bekommen Ihr übliches Honorar plus Provision. Auf Anweisung eines Mannes namens Obed Chocho. Klingelt es da bei Ihnen?«
Spitz bejahte.
»Gut. Er hat von Ihnen gehört. Er kennt Ihre Arbeit. Deshalb die Provision.«
»Wie viele Aufträge wird es geben?« »Zwei.« »Das geht in Ordnung.« Wieder lächelte sie. »Sie stehen also zur Verfügung.« Statt auf Englisch zu antworten, sagte er auf Deutsch: »Ja,
ja.«
»Wollen Sie die Details wissen?«
»Noch nicht.«
»Das sehen wir auch so«, erwiderte sie.
Sheemina February erklärte, er solle um sechzehn Uhr vor der Polizeiinspektion in Meadowlands sein. »Sie sind in Johannesburg? «, fragte sie. »In Melrose Arch, wenn ich richtig informiert bin? Sie nehmen also ein Taxi nach Soweto. Tut mir leid, falls das für Sie Unannehmlichkeiten bedeutet.«
»Geht in Ordnung«, sagte er.
»Nehmen Sie eine Tasche mit den nötigen Utensilien für eine Nacht mit. Sie werden einen Mann namens Manga treffen. Schwarz wie Sie. Er wird sich um den Transport und die Waffe kümmern.«
»Sie muss das richtige Kaliber haben.«
»Ich bin informiert«, erklärte sie.
Als Nächstes rief sie Manga an und vereinbarte alles Weitere mit ihm. Sagte: »Keine dummen Sachen, okay, Manga? Bring ihn einfach nur zu der Farm nach Colesberg. Dort soll er seinen Job erledigen. Und misch dich nicht ein.«
»Was glauben Sie, was ich bin?«, fragte Manga. »Ich kann so einen Job auch erledigen. Das hab ich schon gemacht. Den anderen brauchen Sie nicht.«
»Na klar«, erwiderte Sheemina February und bemühte sich nicht einmal, ihr Lachen zu unterdrücken.
Manga sagte: »Lachen Sie mich nicht aus.«
»Du bist ein witziger Typ«, sagte sie. Überlegte. »Okay, Manga. Da gibt es etwas, was du tun kannst. Während du in Colesberg bist.« Sie erklärte ihm, worum es sich handelte, und nannte ihm eine Adresse. »Interessiert?«
»Kein Problem«, sagte Manga.
Sie legte auf. Ließ das Handy in die Tasche ihres Kimono gleiten und dachte nicht mehr daran, welche Anweisungen sie gerade gegeben hatte. Schließlich war das der Wunsch ihres Klienten. Sie drehte sich zu ihrer Wohnung um und betrachtete erneut ihr Spiegelbild im Fenster. So manche Models würden sie um ihr Aussehen, ihre Figur beneiden. Sie lächelte. Blickte durch sich hindurch in ihr Apartment. Weiße Sofas, weiße Flokatiteppiche, weiße Wände. Sie lehnte sich an das Balkongeländer und bewunderte den makellosen Komfort des Zimmers. Hier war sie allein. Hier war noch nie ein anderer gewesen. Hier schmiedete sie ihre Pläne.
Sie musste sich duschen, anziehen, eine Tasche packen. Heute Abend würde sie diese Einsamkeit gegen ihr Townhouse eintauschen. Das Meer gegen die Rauheit der Stadt - die Sirenen, die Hafenlichter, den dunkel präsenten Berg, dessen Ausläufer die belebten Straßen umgaben, als würden sie eines Tages die menschlichen Insekten zerquetschen, die es sich dort gemütlich gemacht hatten. Morgen würde sie mit der hinreißenden Lindiwe Chocho frühstücken und erfahren, wann die Dame schlief. Jetzt, da der Ball ins Rollen gekommen war, gab es kein Zurück. Es fehlte nur noch eine einzige weitere Figur auf dem Spielbrett: Mace Bishop. Der Mann, der ihre Hand zertrümmert hatte. Der Mann, der sie zur Strafe in die Lager Angolas geschickt hatte. Der sie ihren Vergewaltigern ausgeliefert hatte. Der Mann, dem sie Rosen schickte. Dessen Bild sie in einer Plastikhülle in ihrer Handtasche aufbewahrte.
Mace Bishop in einer schwarzen Speedo am Rand eines Schwimmbeckens kurz vor dem Hineinspringen. Ein Foto, das sie vom anderen Ende des Beckens aus aufgenommen hatte. Wenige Tage, nachdem er den Mann umgebracht hatte, dem sie den Auftrag erteilt hatte, ihn zu töten. Sie holte das Bild aus der Tasche. Zog es aus seiner Hülle und strich mit dem Finger über die Oberfläche. Der Glanz leicht verschmiert.
Sie stellte sich vor, wie sie ihn rasierte. Mit einem der mörderischen Rasiermesser aus ihrer Sammlung. Jener Sammlung, die an der Wand hing und aus Messern bestand, die berühmte Männer rasiert hatten. Sie malte sich aus, wie Mace in einem Badedas-Schaumbad lag. Wie sie zu ihm trat, sich hinkniete, um sein Gesicht einzuseifen, wie sie das Gel in Schaum verwandelte, den Schaum über seinen Stoppeln verteilte, unter seinem Kinn, auf seiner Oberlippe. Ihre Caffè-latte-Hand auf seiner weißen Haut. Wie sie das Messer aus Sheffield-Stahl mit dem Elfen- beingriff abzog. Mit der Klinge auf der linken Wange in einem schrägen Winkel vom Ohr bis zum Kinn strich. Den Schaum wegschnippte. Dasselbe mit der rechten Wange tat. Kein Kratzer, kein Reißen an den Härchen. Eine perfekte Rasur. Sie stellte sich vor, wie sie vorsichtig die Stoppeln auf der Oberlippe entfernte. Dann sanft seinen Kopf zurückzog und vom Adamsapfel aus zur weichen Kehle unter seinem Kinn hoch rasierte. Wie Mace Bishop dalag, die Augen geschlossen, die Gesichtszüge entspannt. Die Hand ausstreckte, um ihre Brüste zu liebkosen.
Die Verblüffung auf seiner Miene, wenn sie ihm den Hals durchtrennte.
Mit dem Saum ihres Kimonos säuberte Sheemina February die Fotografie. Steckte sie in die Plastikhülle. Schob diese in ihre Tasche zurück. Irgendwann würde die Zeit kommen, solche Fantasien zu verwirklichen.
Eine Stunde später verließ sie das Apartment - eine elegante Frau in einem grauen Leinenkostüm, Sonnenbrille in den Haaren, Aktenkoffer in ihrer rechten Hand, die linke in einem schwarzen Lederhandschuh.
3
Spitz stellte vor der Polizeiinspektion Meadowlands seine Reisetasche ab und zündete sich eine Zigarette an. Starrte auf den Polizeitransporter, aus dem einige Polizisten drei blutende Männer herauszerrten. Die Männer waren zu betrunken und fertig, um sich zu beschweren. Ein paar Fahrer vom Taxistand in der Nähe machten sich über die Polizisten lustig, aber ihre Spötteleien blieben unbeantwortet.
Spitz blies den Rauch aus dem Mundwinkel und klopfte die Asche von der Zigarette. Er sah sich nach einem Platz im Schatten um. Der Bürgersteig war leer, eine breite Fläche vor der Polizeiinspektion ohne irgendetwas. Keine Pflanzen außer dem Unkraut, das sich in den Sicherheitszaun hinter ihm gewunden hatte. Unter seinen Achseln sammelte sich Schweiß. Es war ziemlich unwahrscheinlich, dass ein Gewitter den Nachmittag abkühlen lassen würde.
Er könnte ein großes Stella vertragen. Am liebsten bei JB's in Melrose Arch. Ein sanfter Kal-Cahoone-Song im Hintergrund. Eine Kellnerin würde zwischen den Tischen umherlaufen und ihren Gästen das Gefühl geben, dass die Welt in Ordnung war.
Spitz warf einen Blick auf die Uhr. Der Kerl hatte sich bereits fünf Minuten verspätet. Er mochte es nicht, wenn jemand unpünktlich war.
Seiner Erfahrung nach bedeutete Unpünktlichkeit, dass man erwischt worden war, gefoltert wurde, jeden Moment tot sein konnte. Er trat die Zigarette aus. Jemand, der nicht pünktlich war, achtete zudem nicht auf Kleinigkeiten. Bei dieser Art von Unternehmung, die sie hier planten, war das jedoch äußerst wichtig.
Er wusste, dass der Mann, auf den er wartete, in einen Raubüberfall auf der Autobahn verwickelt gewesen war. Einen Raubüberfall, dem die Leute sogar einen Namen gegeben hatten: der Überfall an der Atholl-Ausfahrt. Für eine solche Sache brauchte man ein gutes Auge. Fünf Autos, zwanzig Mann. Zwei weitere Autos, um die Fahrbahn zu blockieren. Dafür war genaues Timing nötig. Den Geldtransporter öffnen, die Kisten packen, zehn insgesamt, zwei pro Wagen. Alles in allem neun Millionen. Auch die Anzahl der Toten hatte Spitz beeindruckt: drei Sicherheitsleute, ein Kamerad. Zwei weitere Kameraden nicht mehr einsatzfähig. Nie mehr.
Das war einer der Gründe, warum er nie in diese Art Geschäft eingestiegen war. Die Statistik sprach gegen dich. Vielleicht gab es mehr Geld - das schon. Aber du wurdest auch getötet, angeschossen oder verhaftet.
Spitz kannte niemanden, der durch Überfälle auf Geldtransporter reich geworden wäre. Jedenfalls keine aktiven Räuber. Er kannte zahlreiche große Akteure, die mit Geld aus Banküberfällen, Autorauben, faulen Regierungsverträgen, zwielichtigen Geschäften und betrügerischen Erschließungen von Bauland handelten. Solche Leute wurden stetig reicher, indem sie ihr Vermögen aufteilten. Ein oder zwei waren in zwölf Jahren sogar reicher geworden als die Oppenheimers in einem Jahrhundert.
Er zündete eine weitere Zigarette an und sog daran. Die meisten von ihnen waren Arschlöcher. Arschlöcher wie Obed Chocho. Nur dass der Deal mit Chocho diese Provision beinhaltete. Das war neu. Ein Ansporn. Einer, der Spitz zusagte. »Er hat von Ihnen gehört«, hatte die Frau gesagt. »Er kennt Ihre Arbeit. Deshalb die Provision.« Spitz warf erneut einen Blick auf seine Armbanduhr. Der Mann hätte seit zehn Minuten da sein sollen.
Eine Stimme hinter ihm fragte auf Englisch: »Yo, Captain, warte ich auf Sie?«
Spitz drehte sich um. Er mochte keine Überraschungen. Sah einen Zulu-Burschen, der ihn angrinste.
Manga bemerkte Spitz sofort - in seinen gebügelten Chinos und Budapestern vor der Polizeiinspektion. Schick, gediegen. Neue Tasche neben ihm. Er beobachtete, wie Spitz den Fahrgästen zuschaute, die aus einem Taxi stiegen, einen Blick auf seine Armbanduhr warf, seine Zigarette austrat. Der Kerl nahm ihn überhaupt nicht wahr. Manga im Township-Look. Kein Unterschied zwischen ihm und irgendeinem Brother von der Straße. Spitz achtete nicht auf ihn. Der große Spitz-the- Trigger.
Was Manga wissen wollte: warum Spitz? Als ihn die Frau anrief, von dem Job und von Spitz als Partner erzählte, hatte er protestiert: »Nein! Kommt nicht in Frage. Wer braucht schon diesen Spitz?«
»Du«, war ihm erklärt worden. Weil es sich um keinen Knall-Peng-Auftrag handle, bei dem er die AK auf Automatik stellen und einfach losfeuern könne. Es gehe um Genauigkeit. Rein, jeweils ein Schuss, raus.
»Ich kann so einen Job auch erledigen«, hatte Manga erwidert. »Das hab ich schon gemacht.«
Die Frau am anderen Ende der Leitung hatte gelacht.
Einmal hatte er so etwas tatsächlich schon gemacht. Nur einmal. Ein Attentat, für das er vorher drei Ladungen Hongkong- Rocks und eine gute Ladung Brandy benötigt hatte. Acht Kugeln für die Hinrichtung. Das Ganze sah dann eher nach einem Massaker aus, weniger nach einem Mord an einer Person. Mehr Blut an den Wänden und der Decke als in einem Schlachthaus. Blutspritzer im Schlafzimmer, im Gang, im Wohnzimmer und in der Küche. Weil alles offen war, hatte er gemeint. Nein, hatte man ihm erklärt, weil du es im Schlafzimmer falsch angegangen bist. Der Mann liegt mit seiner Frau im Bett, du beugst dich über sie, und trotzdem brauchst du allein für den Mann fünf Kugeln. Drei für die Frau. Und die Frau stirbt erst draußen. Deshalb brauchen wir Spitz. Keine zertrümmerten Möbel, keine zerbrochenen Vasen. Niemand, der auch nur auf die Idee käme zu entwischen. Bleib lieber bei deinen Raubüberfällen auf der Autobahn, hatte sie Manga geraten.
Manga hatte das eigentlich auch für das Beste gehalten. Man erledigte den Job, bekam das Geld und ließ es in einer Shebeen so richtig krachen. Bis ihm erklärt worden war, wie dieser Auftragsmord entlohnt wurde: mit einem Honorar plus Provision. Allein für ihn als Fahrer. Für nichts weiter. Bring ihn dorthin, lass ihn seinen Auftrag erledigen. Wir vertrauen dir, Manga.
Was bedeutete, dass sie Spitz nicht vertrauten. Sie hatten noch nie mit Spitz zusammengearbeitet. Zwar kannten sie seinen Ruf, aber ihn persönlich kannten sie nicht. Vielleicht würde Mr Spitz bald gar nicht mehr auf ihrer Gehaltsliste stehen. So sahen jedenfalls Mangas Schlussfolgerungen aus, wenn er auf sein Bauchgefühl hörte und sich das vor Augen hielt, was er von Obed Chochos Leuten wusste.
Er persönlich hatte kein Problem mit Spitz-the-Trigger. Er persönlich verstand sich mit jedem. Nichts dabei. Man zischte ein paar Bier, erzählte ein paar Geschichten aus dem Krieg, und schon war man Brüder. Allerdings hätte er persönlich diesen Auftrag lieber mit jemandem erledigt, den er kannte, und er legte auch keinen gesteigerten Wert darauf, Spitz-the-Trigger kennenzulernen.
Ein Mann mit einem Schuhfetischismus! He, wena, worüber sollte man mit einem Schuhmann reden?
Manga betrachtete seine Adidas-Schuhe. Er stand im Innenhof der Polizei vor dem Sicherheitszaun direkt hinter Spitz. Der wartete in seinen polierten Budapestern, auf deren glänzender Oberfläche sich roter Staub gesammelt hatte. Was wollte er mit so schicken Schuhen in Soweto? In einem Taxi wurden sie verkratzt und auf der Straße ruiniert. So etwas eignete sich für ein Einkaufszentrum in Sandton, aber dort, wo sie hinfuhren, waren Budapester nicht das Richtige. Wo sie hinfuhren, brauchte man leichte, schmale Schuhe. Streetstyle.
Manga bemerkte die breiten Schultern, das Hemd, das unten von der Taxifahrt zerknittert war. Die ordentlichen kurzen Dreadlocks. Die Haltung, die so wirkte, als könnte er zerbrechen, wenn er sich bewegte. Das war der Mann, von dem es hieß, er habe für hohe Tiere gemordet. Manga fuhr mit der Zunge über seine Zähne. Er schob die Finger seiner linken Hand in das Drahtgeflecht des Zauns und sagte: »Yo, Captain, warte ich auf Sie?«
Spitz drehte sich um, wobei er Mangas Grinsen nicht erwiderte. Stattdessen klopfte er mit dem Finger auf seine Armbanduhr. »Ich warte. Seit zehn Minuten.«
»Ich war hier«, erwiderte Manga. Er ließ den Zaun los und wies mit dem Daumen auf die Eingangstür zur Inspektion. »Der Mann, den wir treffen, ist drinnen.«
Der Sergeant brachte sie auf ein Gelände hinter der Polizeiinspektion. Dort standen etwa fünfzig Autos, etliche mit Totalschaden. An einer Seite zwei Reihen intakter Fahrzeuge, meistens neue 3er-BMWs, ein paar Audis, Subarus, einige sportliche VW Golfs - die Art von Autos, die in null Komma nichts auf hundert beschleunigten. Es hätte auch der Vorplatz eines Autohändlers in einem nördlichen Vorort sein können.
»Ich habe euch Zeit gespart«, erklärte der Sergeant. »Ich habe bereits einen ausgewählt.« Er zeigte auf einen marineblauen BMW in der Reihe, die dem Gatter am nächsten stand. Ein 3er, neuestes Modell. »Der da. Er ist schnell, er ist sauber. Bin ihn schon gefahren. Wollt ihr ihn testen? Kilometerstand fünfundfünfzig. Scheckheftgepflegt.«
»Wie sieht's mit Blutspritzern aus?« Spitz stellte seine Reisetasche ab und holte ein Päckchen mit Mentholzigaretten aus der Brusttasche.
»Total gereinigt«, erklärte der Sergeant, ohne Spitz anzusehen. »War sowieso ein sauberer Überfall. Da gab's kein Blut. Garantiert nicht.«
»Nummernschilder sind noch die alten?«, wollte Manga wissen.
Spitz zündete eine Zigarette an, ohne den beiden eine anzubieten.
»Klar.« Der Sergeant grinste. Ihm fehlte ein Backenzahn. Rechts oben. »Bei unserem Verwaltungsrückstand braucht es eine Woche, ehe wir den Wagen aufgenommen haben. Euer Urlaub dauert doch genau eine Woche, né? Bis dahin wird die Karre nicht vermisst. Ist nie hier gewesen. Aber in einer Woche, da ist sie heißes Eisen.«
Spitz blies Rauch aus, der einen Moment lang in der Luft hing.
Manga sagte: »Lassen Sie mich mal hören.«
»Der Schlüssel steckt.« Der Sergeant öffnete die Tür, und Manga glitt hinein. Meinte zu Spitz: »Ist das in Ordnung?«
Spitz zuckte mit den Achseln. »Ich komme gern mit.«
Die Erwiderung des Sergeant ging im Aufheulen des Motors unter. Als Manga in den Leerlauf schaltete, meinte der Sergeant: »Das Auto ist perfekt.« Er schlug mit der flachen Hand auf das Dach. »Echt scharf. Garantiert.«
Manga schaltete den Motor aus und schwang die Beine aus dem BMW. »Und wie sieht's mit dem Subaru aus, Captain? Wenn ich die Wahl zwischen einem BMW und einem Subaru habe, nehme ich immer den Subaru.«
»Kein Problem«, erwiderte der Sergeant. »In diesen zwei Reihen könnt ihr jeden haben. Ihr Freund will einen ohne Blut. Die kann ich euch zeigen. Dann trefft ihr eine Entscheidung. Das sind alles gute Autos. Alle. Aber wenn ihr mich fragt: Mit dem BMW fahrt ihr am besten.« Wieder schlug er auf das Dach. »Darum wurde ich gebeten. Ich sollte einen guten Wagen für euch raussuchen. Also hab ich einen rausgesucht. Außerdem ist das einer für uns. Zwei Gentlemen in so einem Schlitten, das fällt nicht auf. In einem Subaru sieht das komisch aus. Weiße und Coloureds fahren Subarus.«
»Subarus sind besser«, entgegnete Manga. Er wählte ein Fahrzeug aus, das zwei Wagen entfernt von ihnen stand.
»Das hatte viel Blut«, gab der Sergeant zu bedenken.
Manga schaute sich das Innere des Autos an. »Sieht aber nicht danach aus.«
»Jetzt kann man das nicht mehr erkennen. Aber so war es. Das Loch im Beifahrersitz, das ist vom Einschlag einer Kugel. Fünfundvierziger-Kaliber, Hohlspitzgeschoss. Mehr muss ich wohl kaum sagen.«
»Bei dem da ...«, sagte Spitz und stieß leicht gegen das Hinterrad des BMW. Dann hob er seine Tasche hoch. »Könnten Sie da den Kofferraum öffnen?«
Der Sergeant eilte grinsend um das Auto. »Da habe ich ein Geschenk verstaut.«
Manga stand noch immer neben dem Subaru und machte Anstalten, etwas zu sagen, hielt dann aber inne. Keine Diskussionen, hatte man ihm eingeschärft. Halt dich an ihn. Tu, was er will. Manga schlug die Wagentür zu. Spitz blickte auf. Der Sergeant hingegen war zu sehr damit beschäftigt, den Inhalt des Kofferraums zu bewundern, als dass er Mangas Reaktion bemerkt hätte.
Auf einem Handtuch lag eine kleinkalibrige Ruger mit Schalldämpfer. Glänzend. Wie neu. Daneben befand sich eine Schachtel mit .22-lfB-Patronen.
»Das ist doch, was Sie wollten?«
Spitz nickte.
»Ich habe sie bereits geölt.«
Spitz nickte wieder.
Manga trat zu ihnen. »Captain, das ist ein Spielzeug.«
»Das ist eine sehr leichte Waffe«, entgegnete der Sergeant.
»Genau«, sagte Spitz. »Solche benutze ich.« Er fasste in den Kofferraum und wickelte die Pistole in das Handtuch, ehe er die Schachtel mit Munition in seine Tasche schob. »Und sie taucht nirgendwo auf?«
»Sie wurde gestohlen«, erwiderte der Sergeant. »Aber nie als gestohlen gemeldet. Ist auch nicht registriert. Was sollen wir also damit anfangen? Eines Tages werfen wir sie in den Schmelzofen, was die Anti-Waffen-Typen glücklich machen wird. Wir haben Berge von Waffen, die auf diesen Tag warten. Diese Pistole vermisst niemand.«
Spitz stellte seine Reisetasche in den Kofferraum und holte einen iPod mit Kopfhörern heraus. »Haben Sie auch eine Tasche?«, fragte er Manga.
»Wir holen sie auf dem Weg ab.« Manga zeigte auf das Tor. »In Meadowlands. Nur die Straße hinunter.«
Spitz schlug den Deckel des Kofferraums zu. »Sie waren hilfreich «, bedankt er sich bei dem Sergeant.
Dieser grinste und offenbarte erneut die Zahnlücke. »Scharf, echt scharf. Sie haben eine Woche Zeit. Fahren Sie vorsichtig.«
Übersetzung: Mechthild Barth
© der deutschsprachigen Ausgabe 2012 by btb Verlag in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München
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Autoren-Porträt von Mike Nicol
Mike Nicol lebt als Autor, Journalist und Herausgeber in Kapstadt, wo er geboren wurde, und betreibt eine eigene Schreibschule. Er ist der preisgekrönte Autor international gefeierter Kriminalromane. Die Rechte an seiner erfolgreichen Rache-Trilogie wurde von einer deutschen Filmfirma gekauft.
Bibliographische Angaben
- Autor: Mike Nicol
- 2012, Deutsche Erstausgabe, 512 Seiten, Maße: 13,5 x 21,5 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Meredith Barth
- Verlag: BTB
- ISBN-10:
- ISBN-13: 2100000146512
- Erscheinungsdatum: 15.11.2012
Rezension zu „killer country / Die Rache-Trilogie Bd.2 “
»Der neue Star des südafrikanischen Krimis!«
Pressezitat
»Nach Deon Meyer und Malla Nunn können wir nun Mike Nicol entdecken als Autor aus Südafrika - mit Weltformat.« Tobias Gohlis, Die Zeit
Kommentar zu "killer country / Die Rache-Trilogie Bd.2"
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