Die Rebellen von Irland
Der englische Prediger Simeon Pincher kommt 1597 nach Irland und lehrt am neu gegründeten Trinity College von Dublin. Als er sich den Landsitz eines irischen Katholiken aneignen will, trifft er auf den erbitterten...
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Der englische Prediger Simeon Pincher kommt 1597 nach Irland und lehrt am neu gegründeten Trinity College von Dublin. Als er sich den Landsitz eines irischen Katholiken aneignen will, trifft er auf den erbitterten Widerstand der Anwaltsfamilie Walsh, deren Schicksal in den folgenden Jahrzehnten gravierenden Veränderungen unterworfen ist. Die Liebesabenteuer der eigenwilligen und leidenschaftlichen Anne stellen den Zusammenhalt dieser Familie auf eine harte Probe.
Ende des 18. Jahrhunderts haben es die Walshs geschafft: Sie sind einflussreiche Geschäftsleute mit Sitz im irischen Parlament. Auf ihrem großen Gutsbesitz empfangen sie den amerikanischen Freiheitskämpfer Benjamin Franklin, dessen Besuch die Iren dazu inspiriert, sich größere Unabhängigkeit von England zu erstreiten.
Neben Benjamin Franklin lernen wir zahlreiche große Gestalten der Geschichte von ihren menschlich-allzumenschlichen Seiten her kennen: den englischen König Karl I., den exzentrischen Pfarrer, Schriftsteller und Hypochonder Jonathan Swift, den Dichter Yeats oder Arthur Guinness, den Erfinder des gleichnamigen Biers. Fiktion und historische Realität verschmelzen so zu einem unwiderstehlichen Epos, nach dessen Lektüre wir Dublin und Irland mit neuen Augen sehen.
Kein anderer Autor vermag es, die Abenteuer, Liebesgeschichten und politischen Kämpfe von Familien über mehrere Generationen hinweg so eindringlich und packend darzustellen wie Edward Rutherfurd. In seinem neuen Epos, das auf Anhieb die englischen und amerikanischen Bestsellerlisten stürmte, spannt er einen farbenprächtigen Erzählbogen, der von Cromwells blutiger Niederschlagung der Katholiken-Aufstände über die Hungersnot 1741 bis zum irischen Unabhängigkeitskampf im Jahre 1922 reicht.
Ende des 18. Jahrhunderts haben es die Walshs geschafft: Sie sind einflussreiche Geschtsleute mit Sitz im irischen Parlament. Auf ihrem gron Gutsbesitz empfangen sie den amerikanischen Freiheitskpfer Benjamin Franklin, dessen Besuch die Iren dazu inspiriert, sich grere Unabhgigkeit von England zu erstreiten.
Neben Benjamin Franklin lernen wir zahlreiche gro Gestalten der Geschichte von ihren menschlich-allzumenschlichen Seiten her kennen: den englischen Kig Karl I., den exzentrischen Pfarrer, Schriftsteller und Hypochonder Jonathan Swift, den Dichter Yeats oder Arthur Guinness, den Erfinder des gleichnamigen Biers. Fiktion und historische Realit verschmelzen so zu einem unwiderstehlichen Epos, nach dessen Lekte wir Dublin und Irland mit neuen Augen sehen.
Kein anderer Autor vermag es, die Abenteuer, Liebesgeschichten und politischen Kpfe von Familien er mehrere Generationen hinweg so eindringlich und packend darzustellen wie Edward Rutherfurd. In seinem neuen Epos, das auf Anhieb die englischen und amerikanischen Bestsellerlisten stmte, spannt er einen farbenprhtigen Erzlbogen, der von Cromwells blutiger Niederschlagung der Katholiken-Aufstde er die Hungersnot 1741 bis zum irischen Unabhgigkeitskampf im Jahre 1922 reicht.
Die Rebellen von Irland von Edward Rutherfurd
LESEPROBE
PLANTATION
* 1597 *
DoktorSimeon Pincher war auf Irland ausgezeichnetvorbereitet.
Der große,hagere Mann, dessen strenge, schwarze Augen sein blasses Gesicht noch fahlererscheinen ließen, war erst Ende zwanzig, wurde aber bereits kahl. Er war wiegeschaffen dafür, von einer Kanzel zu predigen. PinchersBildung war umfassend: Er hatte am Emmanuel College in Oxford studiert, wo ernun auch erfolgreich lehrte. Als man ihm jedoch eine Position im neugegründeten Trinity College in Dublin anbot,akzeptierte er sie umgehend. Und zwar mit einem Eifer, der seine neuenGastgeber erstaunte.
»Ich werdesofort kommen, um Gottes Werk zu tun«, hatte er ihnen geschrieben. Und gegendiese Antwort ließ sich nun wirklich nichts einwenden.
Es war abernicht allein rein missionarischer Eifer, der ihn nach Irland trieb. Schon vorseiner Abreise hatte Simeon Pincher sich ausführlichüber die Einheimischen kundig gemacht. Er wusste beispielsweise, dass die»wilden Iren«, wie man die ursprünglichen Einwohner Irlands in Englandinzwischen nannte, primitiver als Tiere lebten, und dass man ihnen nicht trauendurfte. Denn sie waren Katholiken.
DerGelehrte brachte allerdings noch eine andere Voraussetzung mit, die ihn für einLeben in Irland hervorragend qualifizierte. Er glaubte fest daran, dass dieIren ein minderwertiges Volk waren, das Gott - neben anderen Völkern natürlich -seit Anbeginn der Zeit dazu verdammt hatte, im ewigen Höllenfeuer zu schmoren.Doktor Simeon Pincher war nämlich Calvinist.
Um zubegreifen, wie der Doktor die schwierige Lehre des großen protestantischenReformators deutete, musste man sich nur eine seiner Predigten anhören. Bereitsin jungen Jahren galt er als mitreißender Kanzelredner, der für seinedrastischen Worte gerühmt wurde.
»Die Logikdes Herrn«, verkündete er gern, »ist genau so vollkommen wie seine Liebe. Undweil Gott uns in seiner unendlichen Güte die Gabe der Vernunft geschenkt hat,dürfen wir seine Ziele erkennen.« Doktor Pincher lehnte sich an diesem Punkt meist leicht nach vorn,um sich der Aufmerksamkeit seiner Zuhörer zu versichern, und erklärte dann:
»Bedenketdies: Es ist unbestreitbar, dass Gott, der Quell allen Wissens, in seinerunendlichen Weisheit von allem Kenntnis hat. Von der Vergangenheit, derGegenwart und all dem, was kommen wird. Und daher ist gewiss, dass er ganz genauweiß, wer am Tage des Jüngsten Gerichts gerettet werden soll, und wer in dietiefsten Tiefen der Hölle gestoßen wird. Er hat alles von Anfang anvorbestimmt. Obwohl er uns in seiner Barmherzigkeit unser Schicksal nichtoffenbart hat, sind einige für den Himmel auserwählt, und andere für die Höllebestimmt. Diejenigen, die dazu bestimmt sind, errettet zu werden, nennen wirdie Auserwählten. Alle anderen, die bereits von Anbeginn der Zeit an verdammtwaren, werden untergehen.« Er fixierte seine Zuhörermit grimmigem Blick und donnerte: »Und darum sollt ihr euch stets fragen: Waserwartet mich?«
JohannesCalvins Prädestinationslehre war in ihrer unerbittlichen Logik nur schwer zuwiderlegen. Es stand außer Zweifel, dass Calvin ein tief religiöser undwohlmeinender Mann gewesen war. Seine Anhänger strebten danach, sich der Liebezu weihen, die in den Evangelien gelehrt wurde, und ein ehrliches, arbeitsamesund wohltätiges Leben zu leben. Aber für Calvins Kritiker barg seine Form derReligion auch Risiken, denn ihre praktische Ausübung verlangte unverhältnismäßigeStrenge. Calvin war von Frankreich in die Schweiz ausgewandert und hatte 1541seine Kirche in Genf eingerichtet. Die Kirchenordnung, nach der seine Gemeindelebte, war strenger als die der Lutheraner, und Calvin forderte, dass der Staatihre Einhaltung durch Gesetze erzwingen sollte. Die Gemeindemitglieder, diesich diesem strikten moralischen Regime unterworfen hatten - und jeden Nachbarnbei den Behörden denunzierten, falls er sein Leben nicht ganz nach Gottes Gesetzausrichtete -, strebten nicht nur danach, einen Platz im Himmel zu erlangen.Sie wollten auch auf Erden sich selbst und der Welt beweisen, dass sietatsächlich zu jenen prädestinierten Erwählten gehörten, die ohnehin bereitsdazu bestimmt waren, das Paradies zu schauen.
Bald warenauch in anderen Teilen Europas calvinistische Gemeinden entstanden. Schon dieschottischen Presbyterianer waren dafür berüchtigt, dass sie sich streng undeinigermaßen freudlos an die Prädestinationslehre hielten, aber die anglikanischeKirche von England und ihre irische Schwesterkirche trugen mittlerweile auchcalvinistische Züge. »Nur die von Gott Erwählten sind Teil der Kirche«,verkündeten ihre Prediger.
Aber warjedes Gemeindemitglied ein Auserwählter, der ins Paradies eingehen würde? Das ließesich nicht mit Sicherheit sagen, räumten die Calvinisten ein. Jeder moralischeLapsus konnte als Anzeichen für die ewige Verdammnis gelten. Und selbst beigottesfürchtigem, frommem Lebenswandel blieb immer noch eine großeUnsicherheit. Doktor Pincher hatte dies in einerseiner besten Predigten treffend ausgedrückt:
»Niemandkennt sein Schicksal. Wir gleichen Männern, die auf dem Eis eines zugefrorenenFlusses wandeln. Wie Narren verschließen wir die Augen davor, dass das Eisjederzeit nachgeben und brechen kann. Dann stürzen wir in die eisigen Fluten -unter denen, noch tiefer verborgen, die brennenden Feuer der Hölle lodern. Seidalso nicht stolz darauf, dass ihr den Gesetzen des Evangeliums folgt, sondernerinnert euch daran, dass wir alle elende Sünder sind.Seid demütig. Denn dies ist die göttliche Falle, und aus ihr gibt es keinEntrinnen. Alles ist vorherbestimmt. Gottes vollendeter Wille wird sich niemalsändern.« Woraufhin Doktor Pincherseine verzweifelte Gemeinde ansah und laut ausrief: »Aber ich bitte euch, verzagtnicht! Auch wenn ihr, falls Gott es so bestimmt hat, der ewigen Verdammnis anheimfallen werdet. Denn ihr dürft niemals vergessen, dassuns auch auf dem schwersten Wege die Hoffnung immer begleiten muss.«
Gab es einesolche Hoffnung vielleicht auch für jene, die nicht der calvinistischenGemeinde angehörten? Das schien zweifelhaft. Besonders für diejenigen, die demkatholischen Glauben anhingen, sah die Zukunft ziemlich düster aus. Denn siegaben sich dem Aberglauben hin und verehrten die Heiligen als Götzen - was inder heiligen Schrift ausdrücklich verboten wurde. Und hatten sie nicht dieGelegenheit erhalten, sich von ihren Fehlern loszusagen? Für Doktor Pincher stand fest, dass alle Anhänger des römischenPapstes direkt zur Hölle fahren würden. Und die alteingesessenen Iren, deren schlechterCharakter hinlänglich bekannt war, befanden sich wahrscheinlich schon auf Erdenin den Klauen des Teufels. Sie gehörten in die tiefsten Abgründe der Hölle,genau wie die heidnischen Geister, von denen es auf der Insel nur so wimmelte. SolcheGedanken stärkten Doktor Pinchers Entschlossenheit, währender das Meer in Richtung Dublin überquerte.
Durfte erselbst seinem Schicksal gelassen entgegensehen? War sich Simeon Pincher in den verborgenstenWinkeln seines Herzens ganz sicher, dass er selbst zu den Erwählten gehörte? Ermusste es einfach hoffen. Natürlich gab es auch in seinem Leben gewisse Sündenoder zumindest Fehltritte. Es war schließlich das Los eines jeden Menschen, zusündigen. Aber wer bereute, konnte immer noch gerettet werden. Und falls er inseinem eigenen Leben wirklich gesündigt haben sollte, dann bereute er das austiefstem Herzen. Und sein Lebenswandel und der Eifer, mit dem dieser Gelehrtedem Herrn diente, bewiesen doch sicherlich - wie er hoffte und glaubte -, dasser tatsächlich nicht der Geringste unter den Auserwählten war.
© HeyneVerlag
Übersetzung:Reiner Pfleiderer, Wolfram Ströle u. Violeta Topalova
- Autor: Edward Rutherfurd
- 2007, 989 Seiten, Maße: 13 x 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Pfleiderer, Reiner; Ströle, Wolfram; Topalova, Violeta
- Übersetzer: Reiner Pfleiderer, Wolfram Ströle, Violeta Topalova
- Verlag: Heyne
- ISBN-10: 3453470826
- ISBN-13: 9783453470828
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