Die Rückkehr der Elfen
Bewegend, bezaubernd, begeisternd
Nach dem Sieg über die Orks schließen Menschen und Zwerge einen Freundschaftspakt. Doch der Frieden ist nur von kurzer Dauer, denn die Orks sinnen auf Rache - glauben sie doch, dass ihre drei entflohenen...
Nach dem Sieg über die Orks schließen Menschen und Zwerge einen Freundschaftspakt. Doch der Frieden ist nur von kurzer Dauer, denn die Orks sinnen auf Rache - glauben sie doch, dass ihre drei entflohenen...
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Produktinformationen zu „Die Rückkehr der Elfen “
Bewegend, bezaubernd, begeisternd
Nach dem Sieg über die Orks schließen Menschen und Zwerge einen Freundschaftspakt. Doch der Frieden ist nur von kurzer Dauer, denn die Orks sinnen auf Rache - glauben sie doch, dass ihre drei entflohenen Prinzessinen entführt worden seien. Ein Krieg ist unvermeidbar, und so nehmen die Menschen unter Rosalbas Führung erneut den Kampf gegen die Orks auf. Als Rosalbas Sohn Joss in der Schlacht getötet wird, kennt die Wut der Menschen keine Gnade mehr - und treibt sie zu einem furiosen Sieg! Währenddessen verliebt sich die Elfen-Tochter Erbrow ausgerechnet in einen Ork-Prinzen ... Ist ihre Liebe stark genug, die alte Feindschaft zwischen Menschen, Orks und Elfen endlich zu überwinden?
Nach dem Sieg über die Orks schließen Menschen und Zwerge einen Freundschaftspakt. Doch der Frieden ist nur von kurzer Dauer, denn die Orks sinnen auf Rache - glauben sie doch, dass ihre drei entflohenen Prinzessinen entführt worden seien. Ein Krieg ist unvermeidbar, und so nehmen die Menschen unter Rosalbas Führung erneut den Kampf gegen die Orks auf. Als Rosalbas Sohn Joss in der Schlacht getötet wird, kennt die Wut der Menschen keine Gnade mehr - und treibt sie zu einem furiosen Sieg! Währenddessen verliebt sich die Elfen-Tochter Erbrow ausgerechnet in einen Ork-Prinzen ... Ist ihre Liebe stark genug, die alte Feindschaft zwischen Menschen, Orks und Elfen endlich zu überwinden?
Klappentext zu „Die Rückkehr der Elfen “
Nach dem Sieg über die Orks schließen Menschen und Zwerge einen Freundschaftspakt. Doch der Frieden ist nur von kurzer Dauer, denn die Orks sinnen auf Rache - glauben sie doch, dass ihre drei entflohenen Prinzessinen entführt worden seien. Ein Krieg ist unvermeidbar, und so nehmen die Menschen unter Rosalbas Führung erneut den Kampf gegen die Orks auf. Als Rosalbas Sohn Joss in der Schlacht getötet wird, kennt die Wut der Menschen keine Gnade mehr - und treibt sie zu einem furiosen Sieg! Währenddessen verliebt sich die Elfen-Tochter Erbrow ausgerechnet in einen Ork-Prinzen ... Ist ihre Liebe stark genug, die alte Feindschaft zwischen Menschen, Orks und Elfen endlich zu überwinden?
"Das Buch ist etwas ganz Besonderes, es berührt und geht zu Herzen. Bestens zu empfehlen für alle, vom Kind bis zum Erwachsenen, die fantastische Erzählungen mögen." -- literature.de
Lese-Probe zu „Die Rückkehr der Elfen “
Die Rückkehr der Elfen von Silvana DeMariKapitel 1
... Drei Viertel Mensch und ein Viertel Elf ...
... mehr
Sonder war ein ausgefallener und unbequemer Name. Man dachte dabei an Sonderling. Das Verflixte bei ausgefallenen Namen, die Anlass zu Witzen geben, ist: Keiner bedenkt, dass denselben Witz ein anderer auch schon gemacht hat. Oder ein paar Dutzend andere. Oder Hunderte andere. »Sonder, der Sonderling«, das kam allen in den Sinn.
»He Sonder, was ist deiner Mutter denn auf den Kopf gefallen, als sie deinen Namen ausgesucht hat?«, war einer der gebräuchlichsten Witze. »Haben sie dich gesehen und dann den Namen beschlossen?«, war der dritthäufigste Witz, zusammen mit der Frage: »Kannst du die Silbe -ling nicht aussprechen?«
Sonder war der Name des ersten Elfenkönigs der Stadt Daligar gewesen, desjenigen, der ein Schwert und eine Krone geschmiedet hatte, auf denen Efeuranken aus Gold und blauem Email ineinander verflochten waren. Das war vor Jahrhunderten gewesen, zur Zeit, als die Elfen mächtig waren.
Jetzt war diese Zeit vorbei. Ein paar Jahrhunderte waren grau und farblos ins Land gegangen, und dann, nach Verfolgungen über Verfolgungen war auch die Epoche zu Ende gegangen, da überhaupt Elfen am Leben waren. Übrig geblieben waren nur ein paar verstreute Mischlinge, halb Elf, halb Mensch, oder drei Viertel Mensch und ein Viertel Elf, wie Sonder. Unter den Mischlingen hatten sich die Frauen die größten magischen Kräfte bewahrt. Häufig wurden sie Hexen genannt und waren gute Heilerinnen, nicht nur weil sie sich mit Kräutern auskannten, sondern weil ihr Geist eine Harmonie zu schaffen wusste, die den Verletzten oder Kranken half, Ruhe zu finden. Wie die Elfen selbst besaßen ihre Mischlingstöchter die Gabe, Hitze zu erzeugen, sodass sie durch die bloße Macht des Willens Feuer entfachen oder löschen konnten. Mit seinem Viertel Elfenanteil hatte Sonder etliches an Kenntnissen und Fähigkeiten des untergegangenen Volkes mitbekommen, und obwohl er ein Mann war, besaß er einige Kräfte, nichts Besonderes, die Fähigkeit, den Wundheilungsprozess etwas zu beschleunigen und ein bisschen Macht über das Feuer.
Aus der Vergangenheit der Elfen bewahrte er ein paar Dinge bei sich auf, Bücher, eine Flöte, einen Bogen, eine Art flache Pfanne, Münzen, ein Siegel, seinen königlichen Namen »Sonder, der Sonderling«. Sein Name brachte Spott und Häme über ihn, es lag jedoch auch eine Erinnerung an einstige Größe darin. »Wie eine Eichel in einem Rucksack aus gutem Leder, klein, abgetragen, glatt, aber mit einem prächtigen alten Goldfaden gesteppt. Sie kann zugrunde gehen oder es kann eine Eiche daraus werden«, sagte sein Großvater, der diesen Namen für ihn ausgesucht hatte, ohne dass seinen ätherischen Geist je die Überlegung gestreift hätte, zu wie unendlich viel Spott der Name Anlass geben könnte. Allerdings erlaubte der Name Sonder auch, sehr schnell zwischen Bösartigen und Gutmütigen zu unterscheiden und zu erkennen, wer sich noch Erinnerungen an die alte Größe bewahrt hatte und damit von seiner Art war.
»Sonder! Ein königlicher Name!«, flüsterte gelegentlich wer, und da wusste Sonder, dass er in Gesellschaft eines Mitbruders war, eines vom Leben und den Menschen, vielleicht sogar von Gott Verfluchten, eines anderen, der sich in der schwierigen Kunst, mit Elfenblut in den Adern zu überleben, übte.
Sonder hatte seine frühe und seine späte Kindheit sowie den ersten Teil seiner Jugend bei einem Wespennest von so ungeheuren Ausmaßen gewohnt, dass es legendär wurde, das größte Wespennest seit Anbeginn der Welt. Sein Großvater lebte dort, seitdem er sechshundert oder vielleicht siebenhundert Jahre alt war. Was das Alter seines Großvaters betraf, kam Sonder durcheinander, das Alter von Unsterblichen bringt man leicht durcheinander, man musste in Epochen rechnen und nicht in wenigen Jahrzehnten, wie bei den unglückseligen und barbarischen Menschen. Das Jahrhundert, bevor er sich in der Grotte einrichtete, hatte der Großvater mit einem Rudel Wölfen auf den Bergen zusammengelebt, demselben Rudel, das ihm dann auch in die Grotte gefolgt war, um dort zu überwintern.
Als der Großvater in die Grotte zog, brachte er Bücher und Pergament mit, Federn, Tinte, Laute, Harfe und Flöte. Jahrzehnt um Jahrzehnt hatte der Großvater in schön geordneten Reihen Kopfsalat und Kürbis angepflanzt, hatte Mais- und Weizenfelder sowie einen Weingarten angelegt und hatte hier Jahrhundert um Jahrhundert gelebt, während vielleicht von ferne Stimmen zu ihm gedrungen sein mochten von brennenden Elfendörfern und von Elfen, die starben, da ihre Unsterblichkeit sie wohl vor Alter und Gebrechlichkeit schützte, nicht aber vor Haumessern, Sensen und Feuer. Die barbarischen Menschen verwendeten ihre wenigen Jahrzehnte Leben darauf, die gebildeten und feinsinnigen Unsterblichen abzuschlachten, und die ließen dies mit noblem Gleichmut geschehen. Unterdessen hatte der Großvater Laute gespielt, Lieder komponiert, Bücher geschrieben und Beobachtungen über den Lauf der Sterne angestellt.
Das Haus - das Wort Höhle wäre vielleicht passender -, wo Sonder aufgewachsen war und sein Großvater seit Jahrhunderten lebte, war also die Grotte mit dem größten Wespennest, das es seit Anbeginn der Zeiten gegeben hat. Es war ein einziges, riesiges Nest, mit seinen wellenförmig angelegten Zellen hing es im Eingang zu einer weit verzweigten und unwirtlichen Höhle, die einsam und abgelegen in einem winzigen, engen und unbewohnten Tal lag. Die Höhle war voller Stalagtiten und Stalagmiten, eisig, feucht und riesig. Das Wespennest wurde langsam größer. Bei seiner Entstehung war es winzig und fast unsichtbar gewesen, das war der Sommer, in dem die Stadt Daligar den Orks in die Hände fiel, und wuchs dann beständig, Jahr für Jahr. Es war mehr als faustgroß, als Sire Arduin die Menschenwelt zurückeroberte und die Orks hinter ihre Grenzen zurückdrängte, so groß wie zwei nebeneinander gelegte Hände, als das erste Dekret gegen die Elfen erlassen wurde, das sie von allen öffentlichen Ämtern ausschloss. Die ganze Vorhöhle nahm es bereits ein, als das zweite Dekret unterzeichnet wurde, welches den Elfen auferlegte, sämtliche Waffen abzugeben. Von diesem Zeitpunkt an war der Großvater offiziell ein Gesetzesbrecher. Er besaß zwei Bögen, der kostbarere war mit Efeuranken in Gold und blauem Email geschmückt, der zweite war schlichter, eine Waffe zum Üben und nur einfach mit Silber verziert. Als das dritte Dekret erlassen wurde, welches die Elfen in bestimmte elende und umzäunte Dörfer sperrte, die sogenannten Elfenplätze, wo sie vor Hunger oder Strapazen umkommen konnten, ohne dass jemand es sah, war das Wespennest schon so groß und so grauenhaft gefährlich, dass es eine Armee hätte aufhalten können.
Es handelte sich um eine seltene Wespenart ältesten Ursprungs, auf Elfisch hießen sie Armiren, das bedeutet die Schlaflosen, wegen ihrer Fähigkeit, ununterbrochen aktiv zu sein, selbst in den Nachtstunden. Das Summen und die Gefahr waren beständig präsent, vom Frühling bis in den Herbst, bei Tageslicht und beim Schein der Sterne.
Die Wespen machten den Menschen Angst.
Jeder ihrer Stiche war überaus schmerzhaft und hinterließ eine große Wunde, die eher an ein Brandmal erinnerte als an einen Insektenstich. Ein Angriff des ganzen Schwarms war mit Sicherheit tödlich, und das war kein schöner Tod.
Das Zusammenleben mit den Wespen in der Grotte war ein Abkommen zwischen Gleichberechtigten.
Die Wespen beschützten den Großvater, dessen Geist die vollkommene Kontrolle über das Feuer besaß, ihrem einzigen möglichen Feind. Es war vorgekommen, dass sich ein Fellhändler auf der Jagd nach Tieren oder irgendein Kopfgeldjäger auf der Suche nach Elfen hierher verirrte und auf die Grotte mit ihrem enormen Gebrumm stieß. Der Garten, der Obstgarten, die Mais- und Bohnenfelder waren von einer natürlichen Palisade aus senkrechten Felsen verborgen und wurden nur sichtbar, wenn man sich der Grotte näherte, sich ihr zu nähern, war aber unmöglich. Nachdem sie den Versuch, den Ort mit Brandpfeilen oder Fackeln zu säubern, mit den schmerzhaftesten Stichen gebüßt hatten und alle entsetzt von diesem verhexten und verfluchten Ort geflohen waren, verfolgt von Millionen Flügelpaaren, gaben alle auf, und das Tal mit seiner Grotte fiel dem Vergessen anheim, war auf keiner Landkarte eingezeichnet und kam in keiner Erzählung vor.
Der Großvater und die Armiren teilten sich dieselbe Grotte, und damit waren sie der letzte lebende Elf und die größte Ansammlung von Wespen in der Menschenwelt.
Der Großvater besaß die Fähigkeit, die Wespen mit seinem Willen zu beeinflussen. Er kontrollierte vollkommen deren Bewegungen, das Nest war ein einziger Organismus, der seinem Willen unterstand. Er war auch imstande, diejenigen, die bei ihm lebten, zu schützen, in seinen letzten Lebensjahren zum Beispiel den Enkel. Nur im Wachen allerdings. Wenn ihm die Augen zufielen, müde vom Betrachten so vieler Sterne und vom Verfassen so vieler Gedichte und sein Geist in die wirren Gefilde des Traums eintrat, dann wurden die Wespen wieder das was sie waren: winzige und gefährliche Tiere, imstande jedem, der ihnen gegenüber eine ungeschickte Bewegung machte, eine schmerzhafte Wunde zuzufügen. Den Großvater stachen sie nie, auch wenn er schlief nicht, aber die anderen Höhlenbewohner waren vor ihnen nicht sicher.
Im Winter, wenn die Wespen endlich starben, hinweggerafft vom eisigen Wind, kamen von den verschneiten Bergen herab die Wölfe. Der Großvater hatte vor Jahrhunderten mit den Wölfen zusammengelebt, und der Bündnispakt lebte durch die Generationen weiter. Unter dem Schnee begraben, wurde das Tal vollends unzugänglich, aber in dem unwahrscheinlichen Fall, dass ein Mensch die Schneemassen überwinden sollte, die das Tal abschlossen, würde er auf die Wölfe stoßen. Aufgenommen in der Höhle, wo sie bis zum Frühjahr überwintern wollten, wenn die winzigen Wespenlarven zum Leben erwachten, schützten die Wölfe sie vor den Menschen. Auch mit ihrem Geist war der Großvater in Verbindung, und da der Wolfsgeist größer und stärker ist als der der Wespen, ein denkender Geist, blieb die Freundschaft bestehen, auch wenn der Großvater in den Schlaf hinüberglitt. Wölfe waren eben immer Wölfe, gefährlich und reizbar, aber auf sie war Verlass.
Als Sonder auf die Welt kam, war der Großvater tausenddreihundert Jahre alt. Tausendzweihundert Jahre hatte er mit Grübelei über die Möglichkeit einer Vaterschaft zugebracht, und es war das Schicksal gewesen, das die Zeit des Grübelns beendete und ihn zur Entscheidung zwang. Der Großvater war gegen Ende des Goldenen Zeitalters geboren, und in seinen tausendzweihundert Jahren Leben hatte er Gelegenheit, die Jahre des Niedergangs zu beobachten, die übergingen ins Desaster, was aber noch nicht das Schlimmste war, denn dann versank alles in der Katastrophe. In dem Augenblick, als seine Entscheidung endlich fiel, waren die Elfen ausgelöscht, von Männern mit Schwert, Hippe und Axt ausgerottet bis auf den letzten, die Frauen und Kinder eingesperrt in dem, was die Elfenplätze gewesen waren, öden Steinwüsten mit einem Zaun rundherum, bewacht von Bewaffneten, dazu verdammt, Hungers zu sterben.
Als einer der letzten Überlebenden hatte der Großvater sich notgedrungen mit einem Menschenwesen eingelassen, einer armen Schäferin, gehetzt von einer Patrouille Orks, die in Malevent über die Grenzen gekommen waren. Sie war in seiner Höhle gelandet und dort geblieben, weil sie nicht wusste, wohin sonst sie gehen sollte. Die Wespen hatten sie vor den Orks geschützt, und der Geist des Großvaters vor den Wespen, und die kleine Schäferin war geblieben. Sie hatte im Großvater einen besonders schönen und ausnehmend freundlichen jungen Mann gesehen, und dass sie mit einem Elfen zusammenlebte, war ihr erst klar geworden, als die Tochter, die sie bekommen hatten, zu krabbeln anfing. Das Mädchen kontrollierte den Geist der Wespen nicht sehr, unkoordiniert und nur im Wachen. Es war ein Mädchen. Ein kleines Mädchen, grausam, unschuldig und arglos wie alle kleinen Kinder, aber nicht ebenso ohnmächtig. Der erste Zorn gegenüber der eigenen Mutter, die beschlossen hatte, sie zu entwöhnen, weil sie sie für zu groß hielt, um weiterhin gestillt zu werden, war in handfeste Aggression ausgeartet, das Mädchen hatte die Wespen losgelassen. Nur für einen Augenblick, beim ersten Schrei der Mutter hatte das Mädchen aufgehört, und am Ende folgten Tränen der Reue, sicher, aber der Frau war klar geworden, dass das Zusammenleben beunruhigende und unerträgliche Züge annehmen könnte. Sie musste sich gefragt haben, was wohl bei der ersten Ohrfeige oder dem ersten Tadel geschehen würde.
Damals, vielleicht verärgert über die Lüge, mit Sicherheit aufgebracht über die Wespen, die einmal in der Nacht über sie oder das Mädchen herfielen, hatte die Frau ihr Kind gepackt und war gegangen. »Ein Mädchen, das so etwas kann, wächst nicht gut auf ... Ich will eine Nacht durchschlafen können ohne Weinen ... Ich will, dass sie eine Großmutter, Vettern, Nachbarn hat, ich will, dass sie normal ist, ich gehe zurück zu meiner Mutter. Ich werde sagen, dass ich einen Jäger getroffen habe, der jetzt tot ist, so stellt keiner mehr Fragen. Ich will nicht, dass meine Tochter bei den Wespen lebt. Ich will nicht, dass sie bei einem Vater lebt, der in dreihundert Jahre noch am Leben ist und jünger aussieht als sie ...«, hatte sie zum Großvater gesagt, mit Bedauern, dem allergrößten Bedauern, sicher, er erinnerte sich Wort für Wort an ihre Rede, aber sie hatte nicht dazu geführt, dass er die Grotte verließ und ihr folgte.
Übersetzung: Barbara Kleiner
© 2010 der deutschsprachigen Ausgabe cbj, München
Sonder war ein ausgefallener und unbequemer Name. Man dachte dabei an Sonderling. Das Verflixte bei ausgefallenen Namen, die Anlass zu Witzen geben, ist: Keiner bedenkt, dass denselben Witz ein anderer auch schon gemacht hat. Oder ein paar Dutzend andere. Oder Hunderte andere. »Sonder, der Sonderling«, das kam allen in den Sinn.
»He Sonder, was ist deiner Mutter denn auf den Kopf gefallen, als sie deinen Namen ausgesucht hat?«, war einer der gebräuchlichsten Witze. »Haben sie dich gesehen und dann den Namen beschlossen?«, war der dritthäufigste Witz, zusammen mit der Frage: »Kannst du die Silbe -ling nicht aussprechen?«
Sonder war der Name des ersten Elfenkönigs der Stadt Daligar gewesen, desjenigen, der ein Schwert und eine Krone geschmiedet hatte, auf denen Efeuranken aus Gold und blauem Email ineinander verflochten waren. Das war vor Jahrhunderten gewesen, zur Zeit, als die Elfen mächtig waren.
Jetzt war diese Zeit vorbei. Ein paar Jahrhunderte waren grau und farblos ins Land gegangen, und dann, nach Verfolgungen über Verfolgungen war auch die Epoche zu Ende gegangen, da überhaupt Elfen am Leben waren. Übrig geblieben waren nur ein paar verstreute Mischlinge, halb Elf, halb Mensch, oder drei Viertel Mensch und ein Viertel Elf, wie Sonder. Unter den Mischlingen hatten sich die Frauen die größten magischen Kräfte bewahrt. Häufig wurden sie Hexen genannt und waren gute Heilerinnen, nicht nur weil sie sich mit Kräutern auskannten, sondern weil ihr Geist eine Harmonie zu schaffen wusste, die den Verletzten oder Kranken half, Ruhe zu finden. Wie die Elfen selbst besaßen ihre Mischlingstöchter die Gabe, Hitze zu erzeugen, sodass sie durch die bloße Macht des Willens Feuer entfachen oder löschen konnten. Mit seinem Viertel Elfenanteil hatte Sonder etliches an Kenntnissen und Fähigkeiten des untergegangenen Volkes mitbekommen, und obwohl er ein Mann war, besaß er einige Kräfte, nichts Besonderes, die Fähigkeit, den Wundheilungsprozess etwas zu beschleunigen und ein bisschen Macht über das Feuer.
Aus der Vergangenheit der Elfen bewahrte er ein paar Dinge bei sich auf, Bücher, eine Flöte, einen Bogen, eine Art flache Pfanne, Münzen, ein Siegel, seinen königlichen Namen »Sonder, der Sonderling«. Sein Name brachte Spott und Häme über ihn, es lag jedoch auch eine Erinnerung an einstige Größe darin. »Wie eine Eichel in einem Rucksack aus gutem Leder, klein, abgetragen, glatt, aber mit einem prächtigen alten Goldfaden gesteppt. Sie kann zugrunde gehen oder es kann eine Eiche daraus werden«, sagte sein Großvater, der diesen Namen für ihn ausgesucht hatte, ohne dass seinen ätherischen Geist je die Überlegung gestreift hätte, zu wie unendlich viel Spott der Name Anlass geben könnte. Allerdings erlaubte der Name Sonder auch, sehr schnell zwischen Bösartigen und Gutmütigen zu unterscheiden und zu erkennen, wer sich noch Erinnerungen an die alte Größe bewahrt hatte und damit von seiner Art war.
»Sonder! Ein königlicher Name!«, flüsterte gelegentlich wer, und da wusste Sonder, dass er in Gesellschaft eines Mitbruders war, eines vom Leben und den Menschen, vielleicht sogar von Gott Verfluchten, eines anderen, der sich in der schwierigen Kunst, mit Elfenblut in den Adern zu überleben, übte.
Sonder hatte seine frühe und seine späte Kindheit sowie den ersten Teil seiner Jugend bei einem Wespennest von so ungeheuren Ausmaßen gewohnt, dass es legendär wurde, das größte Wespennest seit Anbeginn der Welt. Sein Großvater lebte dort, seitdem er sechshundert oder vielleicht siebenhundert Jahre alt war. Was das Alter seines Großvaters betraf, kam Sonder durcheinander, das Alter von Unsterblichen bringt man leicht durcheinander, man musste in Epochen rechnen und nicht in wenigen Jahrzehnten, wie bei den unglückseligen und barbarischen Menschen. Das Jahrhundert, bevor er sich in der Grotte einrichtete, hatte der Großvater mit einem Rudel Wölfen auf den Bergen zusammengelebt, demselben Rudel, das ihm dann auch in die Grotte gefolgt war, um dort zu überwintern.
Als der Großvater in die Grotte zog, brachte er Bücher und Pergament mit, Federn, Tinte, Laute, Harfe und Flöte. Jahrzehnt um Jahrzehnt hatte der Großvater in schön geordneten Reihen Kopfsalat und Kürbis angepflanzt, hatte Mais- und Weizenfelder sowie einen Weingarten angelegt und hatte hier Jahrhundert um Jahrhundert gelebt, während vielleicht von ferne Stimmen zu ihm gedrungen sein mochten von brennenden Elfendörfern und von Elfen, die starben, da ihre Unsterblichkeit sie wohl vor Alter und Gebrechlichkeit schützte, nicht aber vor Haumessern, Sensen und Feuer. Die barbarischen Menschen verwendeten ihre wenigen Jahrzehnte Leben darauf, die gebildeten und feinsinnigen Unsterblichen abzuschlachten, und die ließen dies mit noblem Gleichmut geschehen. Unterdessen hatte der Großvater Laute gespielt, Lieder komponiert, Bücher geschrieben und Beobachtungen über den Lauf der Sterne angestellt.
Das Haus - das Wort Höhle wäre vielleicht passender -, wo Sonder aufgewachsen war und sein Großvater seit Jahrhunderten lebte, war also die Grotte mit dem größten Wespennest, das es seit Anbeginn der Zeiten gegeben hat. Es war ein einziges, riesiges Nest, mit seinen wellenförmig angelegten Zellen hing es im Eingang zu einer weit verzweigten und unwirtlichen Höhle, die einsam und abgelegen in einem winzigen, engen und unbewohnten Tal lag. Die Höhle war voller Stalagtiten und Stalagmiten, eisig, feucht und riesig. Das Wespennest wurde langsam größer. Bei seiner Entstehung war es winzig und fast unsichtbar gewesen, das war der Sommer, in dem die Stadt Daligar den Orks in die Hände fiel, und wuchs dann beständig, Jahr für Jahr. Es war mehr als faustgroß, als Sire Arduin die Menschenwelt zurückeroberte und die Orks hinter ihre Grenzen zurückdrängte, so groß wie zwei nebeneinander gelegte Hände, als das erste Dekret gegen die Elfen erlassen wurde, das sie von allen öffentlichen Ämtern ausschloss. Die ganze Vorhöhle nahm es bereits ein, als das zweite Dekret unterzeichnet wurde, welches den Elfen auferlegte, sämtliche Waffen abzugeben. Von diesem Zeitpunkt an war der Großvater offiziell ein Gesetzesbrecher. Er besaß zwei Bögen, der kostbarere war mit Efeuranken in Gold und blauem Email geschmückt, der zweite war schlichter, eine Waffe zum Üben und nur einfach mit Silber verziert. Als das dritte Dekret erlassen wurde, welches die Elfen in bestimmte elende und umzäunte Dörfer sperrte, die sogenannten Elfenplätze, wo sie vor Hunger oder Strapazen umkommen konnten, ohne dass jemand es sah, war das Wespennest schon so groß und so grauenhaft gefährlich, dass es eine Armee hätte aufhalten können.
Es handelte sich um eine seltene Wespenart ältesten Ursprungs, auf Elfisch hießen sie Armiren, das bedeutet die Schlaflosen, wegen ihrer Fähigkeit, ununterbrochen aktiv zu sein, selbst in den Nachtstunden. Das Summen und die Gefahr waren beständig präsent, vom Frühling bis in den Herbst, bei Tageslicht und beim Schein der Sterne.
Die Wespen machten den Menschen Angst.
Jeder ihrer Stiche war überaus schmerzhaft und hinterließ eine große Wunde, die eher an ein Brandmal erinnerte als an einen Insektenstich. Ein Angriff des ganzen Schwarms war mit Sicherheit tödlich, und das war kein schöner Tod.
Das Zusammenleben mit den Wespen in der Grotte war ein Abkommen zwischen Gleichberechtigten.
Die Wespen beschützten den Großvater, dessen Geist die vollkommene Kontrolle über das Feuer besaß, ihrem einzigen möglichen Feind. Es war vorgekommen, dass sich ein Fellhändler auf der Jagd nach Tieren oder irgendein Kopfgeldjäger auf der Suche nach Elfen hierher verirrte und auf die Grotte mit ihrem enormen Gebrumm stieß. Der Garten, der Obstgarten, die Mais- und Bohnenfelder waren von einer natürlichen Palisade aus senkrechten Felsen verborgen und wurden nur sichtbar, wenn man sich der Grotte näherte, sich ihr zu nähern, war aber unmöglich. Nachdem sie den Versuch, den Ort mit Brandpfeilen oder Fackeln zu säubern, mit den schmerzhaftesten Stichen gebüßt hatten und alle entsetzt von diesem verhexten und verfluchten Ort geflohen waren, verfolgt von Millionen Flügelpaaren, gaben alle auf, und das Tal mit seiner Grotte fiel dem Vergessen anheim, war auf keiner Landkarte eingezeichnet und kam in keiner Erzählung vor.
Der Großvater und die Armiren teilten sich dieselbe Grotte, und damit waren sie der letzte lebende Elf und die größte Ansammlung von Wespen in der Menschenwelt.
Der Großvater besaß die Fähigkeit, die Wespen mit seinem Willen zu beeinflussen. Er kontrollierte vollkommen deren Bewegungen, das Nest war ein einziger Organismus, der seinem Willen unterstand. Er war auch imstande, diejenigen, die bei ihm lebten, zu schützen, in seinen letzten Lebensjahren zum Beispiel den Enkel. Nur im Wachen allerdings. Wenn ihm die Augen zufielen, müde vom Betrachten so vieler Sterne und vom Verfassen so vieler Gedichte und sein Geist in die wirren Gefilde des Traums eintrat, dann wurden die Wespen wieder das was sie waren: winzige und gefährliche Tiere, imstande jedem, der ihnen gegenüber eine ungeschickte Bewegung machte, eine schmerzhafte Wunde zuzufügen. Den Großvater stachen sie nie, auch wenn er schlief nicht, aber die anderen Höhlenbewohner waren vor ihnen nicht sicher.
Im Winter, wenn die Wespen endlich starben, hinweggerafft vom eisigen Wind, kamen von den verschneiten Bergen herab die Wölfe. Der Großvater hatte vor Jahrhunderten mit den Wölfen zusammengelebt, und der Bündnispakt lebte durch die Generationen weiter. Unter dem Schnee begraben, wurde das Tal vollends unzugänglich, aber in dem unwahrscheinlichen Fall, dass ein Mensch die Schneemassen überwinden sollte, die das Tal abschlossen, würde er auf die Wölfe stoßen. Aufgenommen in der Höhle, wo sie bis zum Frühjahr überwintern wollten, wenn die winzigen Wespenlarven zum Leben erwachten, schützten die Wölfe sie vor den Menschen. Auch mit ihrem Geist war der Großvater in Verbindung, und da der Wolfsgeist größer und stärker ist als der der Wespen, ein denkender Geist, blieb die Freundschaft bestehen, auch wenn der Großvater in den Schlaf hinüberglitt. Wölfe waren eben immer Wölfe, gefährlich und reizbar, aber auf sie war Verlass.
Als Sonder auf die Welt kam, war der Großvater tausenddreihundert Jahre alt. Tausendzweihundert Jahre hatte er mit Grübelei über die Möglichkeit einer Vaterschaft zugebracht, und es war das Schicksal gewesen, das die Zeit des Grübelns beendete und ihn zur Entscheidung zwang. Der Großvater war gegen Ende des Goldenen Zeitalters geboren, und in seinen tausendzweihundert Jahren Leben hatte er Gelegenheit, die Jahre des Niedergangs zu beobachten, die übergingen ins Desaster, was aber noch nicht das Schlimmste war, denn dann versank alles in der Katastrophe. In dem Augenblick, als seine Entscheidung endlich fiel, waren die Elfen ausgelöscht, von Männern mit Schwert, Hippe und Axt ausgerottet bis auf den letzten, die Frauen und Kinder eingesperrt in dem, was die Elfenplätze gewesen waren, öden Steinwüsten mit einem Zaun rundherum, bewacht von Bewaffneten, dazu verdammt, Hungers zu sterben.
Als einer der letzten Überlebenden hatte der Großvater sich notgedrungen mit einem Menschenwesen eingelassen, einer armen Schäferin, gehetzt von einer Patrouille Orks, die in Malevent über die Grenzen gekommen waren. Sie war in seiner Höhle gelandet und dort geblieben, weil sie nicht wusste, wohin sonst sie gehen sollte. Die Wespen hatten sie vor den Orks geschützt, und der Geist des Großvaters vor den Wespen, und die kleine Schäferin war geblieben. Sie hatte im Großvater einen besonders schönen und ausnehmend freundlichen jungen Mann gesehen, und dass sie mit einem Elfen zusammenlebte, war ihr erst klar geworden, als die Tochter, die sie bekommen hatten, zu krabbeln anfing. Das Mädchen kontrollierte den Geist der Wespen nicht sehr, unkoordiniert und nur im Wachen. Es war ein Mädchen. Ein kleines Mädchen, grausam, unschuldig und arglos wie alle kleinen Kinder, aber nicht ebenso ohnmächtig. Der erste Zorn gegenüber der eigenen Mutter, die beschlossen hatte, sie zu entwöhnen, weil sie sie für zu groß hielt, um weiterhin gestillt zu werden, war in handfeste Aggression ausgeartet, das Mädchen hatte die Wespen losgelassen. Nur für einen Augenblick, beim ersten Schrei der Mutter hatte das Mädchen aufgehört, und am Ende folgten Tränen der Reue, sicher, aber der Frau war klar geworden, dass das Zusammenleben beunruhigende und unerträgliche Züge annehmen könnte. Sie musste sich gefragt haben, was wohl bei der ersten Ohrfeige oder dem ersten Tadel geschehen würde.
Damals, vielleicht verärgert über die Lüge, mit Sicherheit aufgebracht über die Wespen, die einmal in der Nacht über sie oder das Mädchen herfielen, hatte die Frau ihr Kind gepackt und war gegangen. »Ein Mädchen, das so etwas kann, wächst nicht gut auf ... Ich will eine Nacht durchschlafen können ohne Weinen ... Ich will, dass sie eine Großmutter, Vettern, Nachbarn hat, ich will, dass sie normal ist, ich gehe zurück zu meiner Mutter. Ich werde sagen, dass ich einen Jäger getroffen habe, der jetzt tot ist, so stellt keiner mehr Fragen. Ich will nicht, dass meine Tochter bei den Wespen lebt. Ich will nicht, dass sie bei einem Vater lebt, der in dreihundert Jahre noch am Leben ist und jünger aussieht als sie ...«, hatte sie zum Großvater gesagt, mit Bedauern, dem allergrößten Bedauern, sicher, er erinnerte sich Wort für Wort an ihre Rede, aber sie hatte nicht dazu geführt, dass er die Grotte verließ und ihr folgte.
Übersetzung: Barbara Kleiner
© 2010 der deutschsprachigen Ausgabe cbj, München
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Autoren-Porträt von Silvana De Mari
Silvana De Mari lebt mit ihrer Familie und einem riesigen Hund in der Nähe von Turin. Sie arbeitete als Ärztin in Italien und Afrika, bevor sie sich zur Psychotherapeutin ausbilden ließ. Nachdem sie schon kürzere Texte in Zeitschriften veröffentlicht hatte, landete sie mit ihrem ersten Kinderbuch einen sensationellen weltweiten Bestseller-Erfolg.Barbara Kleiner, promovierte Germanistin und Romanistin aus München, Jahrgang 1952. Sie erhält den Übersetzerpreis der Kulturstiftung NRW für ihre Übertragung von Ippolito Nievos Werk "Bekenntnisse eines Italieners" (Manesse Verlag, 2005) aus dem Italienischen ins Deutsche. Gleichzeitig wird das Gesamtwerk der Übersetzerin ausgezeichnet. Die Kunststiftung NRW verleiht den renommierten Preis, der mit 25.000 zu den höchstdotierten Auszeichnungen für literarische Übersetzer im deutschsprachigen Raum gehört, in Zusammenarbeit mit dem Europäischen Übersetzer-Kollegium Straelen.
Bibliographische Angaben
- Autor: Silvana De Mari
- Altersempfehlung: 11 - 13 Jahre
- 2010, 475 Seiten, Maße: 14 x 22 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzung: Kleiner, Barbara
- Übersetzer: Barbara Kleiner
- Verlag: cbj
- ISBN-10: 357013945X
- ISBN-13: 9783570139455
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