Die Rückkehr des Tanzlehrers, Sonderausgabe
Der Tatort bietet ein grausiges Szenario: blutige Fußspuren, angeordnet im Tangoschritt!
Bei seinen...
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Der Tatort bietet ein grausiges Szenario: blutige Fußspuren, angeordnet im Tangoschritt!
Bei seinen Untersuchungen stößt Lindmann auf die Nazi-Vergangenheit Molins.
Der hochkarätige Krimi von Mankell in einer ebenso hochkarätigen Verfilmung mit Stars wie Tobias Moretti, Maximilian Schell, Veronica Ferres u.a.
Während Lindman versucht, mit sich und seiner Krankheit ins Reine zu kommen, scheut er kein Risiko und ist den Ermittlungen der Kollegen am Ort immer eine Nasenlänge voraus. Er entdeckt, dass Herbert Molin ein ehemaliger SS-Mann war, der 1942 als Freiwilliger aufseiten Hitlers in den Krieg zog und seiner politischen Überzeugung offenbar bis zum Lebensende treu blieb. Und er findet wenig später ein weiteres schlimm zugerichtetes Mordopfer vor, Molins Nachbarn, einen pensionierten Geiger. War hier wirklich zweimal derselbe Täter am Werk? Was hat der Musiker mit Molins faschistischen Ansichten zu tun? Und was ist mit den beiden Frauen, der alten und der jungen, die so schön ist, dass Lindman alle Vorsicht vergisst?
Die Rückkehr des Tanzlehrers von HenningMankell
LESEPROBE
Es war zwanzig Minuten vor zehn, als Giuseppe auf den Hofvon Herbert Molins Haus einbog. Es war kein Polizeiwagen vor Ort, aber dieAbsperrbänder waren noch da. Giuseppe stieg aus. Wind war aufgekommen. DasRauschen des Waldes lag wie ein dumpfer Ton über dem Herbstmorgen. Giuseppestand vollkommen still und sah sich langsam um. Die Männer der Spurensicherunghatten genau an der Stelle, an der er angehalten hatte, eine Wagenspurentdeckt. Reifenabdrücke, die nicht zu Molins altem Volvo gehörten. Jedesmal, wennGiuseppe an einen Tatort kam, versuchte er sich vorzustellen, was vor sichgegangen war. Wer war aus dem fremden Wagen gestiegen? Und wann? Es mußte inder Nacht gewesen sein. Der Gerichtsmediziner hatte den exakten Todeszeitpunktnoch nicht feststellen können. Er hatte jedoch in seinem vorläufigen Berichtanklingen lassen, daß die Mißhandlungen lange gedauert haben dürften. Wie vielePeitschenschläge Molin genau getroffen hatten, ließ sich nicht feststellen,aber er konnte mit Unterbrechungen viele Stunden lang geschlagen worden sein.Im Kopf ging Giuseppe aufs neue die Gedanken durch, die ihn schon während derFahrt von Östersund beschäftigt hatten. Die Wut und die Rachsucht.
Der einsame Täter.
Alles gut geplant.
Kein Totschlag im Affekt.
Sein Handy klingelte. Er fuhr zusammen. Er hatte sich immer noch nicht darangewöhnt, daß er auch tief im Wald erreichbar war.
Er nahm das Handy aus der Jackentasche und meldete sich. "Giuseppe."
Schon oft hatte er seine Mutter dafür verflucht, daß sie ihn nach einemitalienischen Schmalzsänger benannt hatte, den sie in ihrer Jugend an einemSommerabend im Volkspark von Östersund gehört hatte. Während seiner Schulzeitwar er ständig deswegen gehänselt worden, und jedesmal, wenn ihn jemand anriefund er seinen Namen nannte, entstand ein Zögern am anderen Ende der Leitung.
"Giuseppe Larsson?"
"Das bin ich."
Er lauschte. Der Mann, der anrief, stellte sich als Stefan Lindman vor und warPolizist. Er rief aus Borås an.
Stefan Lindman erzählte, daß er mit Molin zusammengearbeitet habe und sichfrage, was eigentlich passiert sei. Giuseppe bat, zurückrufen zu dürfen. Es warvorgekommen, daß Journalisten sich als Polizisten ausgegeben hatten, und diesesRisiko wollte er nicht eingehen. Stefan Lindman verstand. Giuseppe fand nichtszu schreiben und malte die Nummer mit der Schuhspitze in den Sand. Er wählte,und Lindman meldete sich. Es konnte natürlich immer noch ein Journalist sein.Genaugenommen hätte Giuseppe das Polizeipräsidium in Borås anrufen und fragenmüssen, ob dort ein Polizist namens Stefan Lindman arbeitete. Die Wortwahl desMannes und seine Art sich auszudrücken überzeugten ihn jedoch, und er versuchteauf Lindmans Fragen zu antworten. Aber es war schwer am Telefon. Außerdem warder Empfang schlecht. Aus der Entfernung hörte er, daß der Lieferwagen derSpurensicherung sich näherte.
"Ich habe deine Nummer", sagte Giuseppe, "und du kannst michspäter wieder über dieses Telefon oder im Polizeipräsidium in Östersunderreichen. Aber kannst du mir noch etwas sagen? Hat Herbert Molin sich jemalsbedroht gefühlt? Alles kann wichtig sein. Unsere Ermittlung steht noch aufziemlich schwachen Füßen. Keine Zeugen. Kein Motiv. Kein konkreterAnhaltspunkt. Die Kompaßnadel dreht sich."
Er lauschte schweigend. Der Wagen der Spurensicherung fuhr auf den Hof.Giuseppe beendete das Gespräch und zog die Telefonnummer noch einmal deutlichnach.
Der Polizist aus Borås hatte etwas Wichtiges gesagt. Herbert Molin hatte Angstgehabt. Er hatte nie eine Erklärung für seine Angst gegeben, aber Lindman warseiner Sache sicher. Molin hatte eine ständige Angst mit sich herumgeschleppt.
Es waren zwei Männer von der Spurensicherung gekommen. Beide jung. Giuseppearbeitete gern mit ihnen zusammen. Sie waren sehr energisch und gingen effektivund sorgfältig vor. Sie betraten gemeinsam das Haus, in dem die beiden dieUntersuchungen fortführen sollten. Giuseppe ging vorsichtig auf Zehenspitzenumher und betrachtete das Blut, das sich auf dem Fußboden und an den Wändenbefand. Während die Kriminaltechniker ihre Overalls anzogen, versuchteGiuseppe, sich noch einmal in das, was eigentlich passiert war,hineinzuversetzen.
Der äußere Verlauf war ihm jetzt klar. Zuerst hatte der Täter den Hund getötet.Danach hatte er die Fenster zerstört und Tränengas ins Haus geschossen. Nichtdie Tränengaspatronen hatten die Fensterscheiben zerschlagen. Auf dem Hofplatzhatten sie eine Reihe von Patronenhülsen gefunden, die aus einem Jagdgewehrabgegeben worden waren. Der Mann, der sich dort draußen befunden hatte, war methodischvorgegangen. Als das Ganze begonnen hatte, schlief Herbert Molin wahrscheinlichnoch. Zumindest lag er im Bett. Der Täter hatte ihn nackt an den Waldrandgeschleift. Aber Molins Pullover und seine Hose waren blutverschmiert im Sandam Fuß der Treppe gefunden worden. Die große Menge Tränengaspatronenhülsen wiesdarauf hin, daß der stechende Rauch das ganze Haus erfüllt haben mußte. Molinwar mit seiner Schrotflinte in der Hand auf den Hofplatz geflohen. Er hatteauch mehrere Schüsse abfeuern können, aber dann war er nicht weitergekommen.Das Gewehr hatte auf dem Boden gelegen. Giuseppe war klar, daß Herbert Molinpraktisch blind gewesen sein mußte, als er auf den Hofplatz hinausgelaufen war.Er hatte außerdem nur unter großen Schwierigkeiten atmen können.
Herbert Molin war aus seinem Haus gejagt worden und wehrlos gewesen, als derTäter ihn ins Freie torkeln sah.
Giuseppe ging vorsichtig zu dem Raum neben dem Wohnzimmer. Dort befand sich dasgrößte Rätsel. Ein Bett mit einer blutigen Puppe, so groß wie ein Mensch. Siehatten zunächst gedacht, daß es sich um eine Art sexueller Attrappe handelte,die Molin sich in seiner Einsamkeit angeschafft hatte, aber die Puppe besaßkeine Körperöffnungen. Die Bügel an den Füßen erklärten dann, daß es eineTanzpuppe war. Die wichtigste Frage, die sie zu beantworten hatten, war jedoch,warum sie blutverschmiert war. War Molin in das Zimmer geflüchtet, bevor dasTränengas es ihm unmöglich machte, im Haus zu bleiben? Aber warum war die Puppedann blutverschmiert? Giuseppe und die anderen Kriminalbeamten, die an denersten sechs Tagen den Tatort untersucht hatten, waren noch nicht zu einerplausiblen Erklärung gekommen. Giuseppe hoffte, sich an diesem Tag der Lösungder Frage zu nähern, warum die Puppe Blutspuren aufwies. Da war etwas mitdieser Puppe, was ihn mit Unruhe erfüllte. Sie verbarg etwas.
© DTV
Übersetzung: Wolfgang Butt
- Autor: Henning Mankell
- 2004, 505 Seiten, Maße: 13,5 x 21,8 cm, Gebunden, Deutsch
- Übersetzung: Butt, Wolfgang
- Verlag: Paul Zsolnay Verlag
- ISBN-10: 3552053085
- ISBN-13: 9783552053083
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