Die Schlingen des Bösen
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DieSchlingen des Bösen von Kate Charles
LESEPROBE
IhrTore, hebt euch nach oben,
hebteuch, ihr uralten Pforten,
dennes kommt der König der Herrlichkeit.
Psalm24.7
Aneinem kalten Februarmorgen, knapp drei Monate, bevor
ersterben sollte, packte Reverend Robert Dexter seinen
Kofferfür einen Wochenendtrip. »Elayne!«, rief er.
»Wosind meine sauberen Hemden?«
Erbekam keine Antwort. »Elayne!«, wiederholte er, wobei
sichseine Stimme vor Zorn hob.
Kurzdarauf öffnete ein junges Mädchen die Schlafzimmertür.
»Ichglaube, sie ist nicht da, Daddy.«
DextersGesichtsausdruck wurde milder, aber der gereizte
Untertonin seiner Stimme blieb. »Wo steckt sie denn
bloß,um Himmels willen? Ist deiner Mutter nicht klar,
dasswir in ein paar Minuten losfahren? Und sie hatte mir
versprochen,meine Hemden zu bügeln «
RebeccaDexter lächelte ihren Vater an. »Ich habe sie für
dichgebügelt, Daddy. Soll ich sie raufbringen?«
Dexterschluckte einen letzten Rest Ärger hinunter und
erwiderteihr Lächeln. »Danke, Prinzessin. Hast du schon
gepackt?«
»Ja,ich bin fertig. Und ich habe deine Morgenpost
durchgesehen- es ist nichts dabei, das nicht bis Montag
wartenkönnte.«
DieHaustür wurde leise geschlossen, aber Bob Dexter
hörtedas Schnappen des Riegels und folgte seiner Tochter
zumTreppenabsatz. »Elayne, bist du das?«, wollte er wissen.
SeineMiene hatte sich wieder verfinstert.
ElayneDexter hob den Kopf und starrte ihn erschrocken
an.»Oh, Bob!«
»Wowarst du?«, donnerte er erzürnt. »Weißt du nicht,
dasswir losfahren müssen? Der Verkehr in London «
»Estut mir Leid, Bob.« Ihre Stimme klang beschwichtigend,
abersie wich seinem Blick aus.
»Wowarst du?«, wiederholte Dexter.
»Ich « Elayne zögerte eine Sekunde und fuhr dann
fort:»Ich war auf einen Sprung im Zeitungsladen. Um die
Zeitungenfür das Wochenende abzubestellen.« Sie hielt
denAtem an. Würde er ihr glauben?
SeinInteresse war bereits erloschen, und er wandte sich
ab.»Ach so, na gut. Aber das hättest du lieber gestern erledigen
sollen.Wir haben heute wirklich keine Zeit zu verlieren.
«Er blieb in der Schlafzimmertür stehen, um betont
hinzuzufügen:»Zum Glück hat Becca meine Hemden für
michgebügelt.«
Elayneerrötete. »Ja.«
»Los,komm schon. Ich hoffe, deine Sachen sind gepackt.
WennBob Dexter sagt, dass er um drei Uhr kommt «
»Ja,Bob.« Und Elayne eilte die Treppe hinauf, um ihre
Schuhezu wechseln. Es könnte Ärger geben, falls Bob ihre
nassenFüße auffielen; der Bürgersteig zwischen dem Pfarrhaus
unddem Zeitungsladen war völlig trocken.
EtlicheStunden später, nachdem Reverend Robert Dexter
Frauund Tochter im Hotel untergebracht hatte, fuhr er auf
den Parkplatz der Gates of Heaven Printing Company. Er
warfeinen Blick auf die Uhr am Armaturenbrett und nickte
zufrieden:drei Uhr. Gerade noch rechtzeitig. Er ließ
seinenMantel trotz der Kälte im Wagen, da es vom Parkplatz
biszum Eingang der Druckerei nur ein paar Schritte
waren.Das Gebäude war vor relativ kurzer Zeit und im
funktionalenStil erbaut; die gläsernen Schiebetüren, deren
GravurenNachbildungen der Himmelspforten darstellten,
glittenlautlos auseinander, als er näher kam.
DieEmpfangsdame erkannte ihn sofort. »Guten Tag,
ReverendDexter«, sagte sie mit einem schmelzenden Lächeln.
IhreBewunderung entging ihm nicht, und er war
froh,seinen Mantel im Wagen gelassen zu haben. Er wusste,
dasser ohne ihn in seinem anthrazitfarbenen Anzug
unddem blassblauen Hemd mit hohem Stehkragen eine
sehreindrucksvolle Figur abgab. »Sie werden im Sitzungssaal
erwartet- ich glaube, Sie kennen den Weg.«
BobDexter erwiderte ihr Lächeln mit einem zustimmenden
Nickenund drückte auf den Fahrstuhlknopf. Der
Sitzungssaallag im obersten Stock, ein rundum verglaster,
quadratischerRaum, der eine herrliche Aussicht auf
Fakenhamund die umliegende Landschaft Norfolks bot.
AlsBob Dexter den Saal betrat, spürte er die angespannte
Stimmung;es war, als hätte man nur auf ihn gewartet,
unddass es so war, empfand er als durchaus richtig.
NoahGates nahm den Vorsitz an dem ovalen Tisch ein.
Erstand nicht auf, sondern deutete auf den freien Platz
zuseiner Linken. »Hallo, Bob. Ich glaube, Sie kennen alle
Anwesenden.«Bob Dexter ließ seinen Blick über die Gesichter
rundum den Tisch wandern und nickte. »Und
meinSohn Toby - Sie erinnern sich vielleicht.«
»Ja,sicher. Wie geht s, Toby?« Über den Tisch schüttelte
erdie Hand des jungen Mannes, der ihm gegenübersaß,
rechtsvon seinem Vater. Ein bisschen schlapp, der Händedruck,
fandDexter, aber soweit er wusste, war an dem
jungenMann nichts auszusetzen.
»Sehrgut, danke, Reverend Dexter. Und Ihnen?«
»Ausgezeichnet.Ganz ausgezeichnet.« Er wandte seine
Aufmerksamkeitden anderen am Tisch zu und erwiderte
dieBegrüßungen der Männer, die sich dort versammelt
hatten- in etwa ein Dutzend -, mit einem Nicken. Sie sahen
alleziemlich gleich aus, sauber und gepflegt und gesund,
undsie schienen alle in Harpic gebadet zu haben.
Esfiel ihm schwer, sich an jeden Namen im Einzelnen zu
erinnern.
Nachdemsomit die Formalitäten beendet waren, nahm
BobDexter Platz und sah zu dem Mann am Kopfende des
Tischs.Gates fixierte die Männer mit seinem starren Blick,
einennach dem anderen. Seine Augen wirkten in dem
ausdruckslosenGesicht wie glimmende schwarze Steine.
Gates Erscheinung war ebenso kompromisslos wie sein
Auftreten;er war untersetzt und stämmig, und sein dunkles
Haar,das noch keine Spur von Grau aufwies, wirkte
nochdunkler durch das Haaröl, mit dem es glatt und gerade
ausder Stirn gestrichen war. Die rötliche Gesichtsfarbe
verrietden Choleriker, und der schmale, verkniffene
Mundsaß über einem aggressiven Kinn. Noah Gates war
eindeutigein Mann, der keinen Spaß verstand, in keiner
Beziehungund zu keiner Zeit.
Nochvor einigen Jahren war Herbert N. Gates einfach
einerfolgreicher Geschäftsmann aus Norfolk gewesen,
Gründerder Gates Printing Company in Fakenham. Aber
anlässlichseiner plötzlichen und leidenschaftlichen Bekehrung
zumChristentum waren er und sein Unternehmen
umgetauftworden: Sich selbst nannte er Noah Gates,
seineDruckerei Gates of Heaven. Auch der inhaltliche
Schwerpunktder Druckerei hatte sich verlagert. Ein Großteil
seinesGeldes war mit dem Druck schlüpfriger Magazine
gemachtworden - nicht direkt Pornografie, wie er
stetshastig versicherte, obwohl dieser feine Unterschied
nichtimmer auf den ersten Blick zu erkennen war, schon
garnicht für diejenigen, die in dieser Hinsicht keine einschlägigen
Erfahrungenhatten. Jetzt jedoch hatte sich
Gatesof Heaven der Verbreitung von Gottes Wort verschrieben,
undwenn die Profite auch nicht mehr so groß
wiefrüher waren, betrachtete sich Gates als glücklicher
Mann- und gesegnet dazu.
Gatesräusperte sich. »Zum Plaudern bleibt später beim
KaffeeZeit genug«, begann er. »Aber da nun alle da sind,
solltenwir anfangen.« Er hob einen Bleistift auf, brandneu
undpräzise gespitzt, und malte einen Kreis auf das Blatt
Papier,das vor ihm lag. »Ein Krebsgeschwür«, verkündete
er.»Und es befindet sich hier, direkt vor unserer Haustür.
Ichbrauche keinem der Anwesenden zu erklären, worum
essich bei diesem Krebsgeschwür handelt oder wo die Ursache
zusuchen ist.« Er sah in die Runde, dann wieder auf
dasPapier, und mit einer abrupten Bewegung stieß er die
Bleistiftspitzemitten in den Kreis. »WALSINGHAM!«, donnerte
er.»Die Hure Babylon!«
TobyGates zuckte leicht zusammen; Bob Dexter warf
ihmüber den Tisch einen fast mitleidigen Blick zu.
»MeineHerren, wir sind uns alle einig, dass diesem
KrebsEinhalt geboten werden muss. Daran haben wir alle
schongearbeitet in den letzten Jahren, anlässlich der Nationalen
Wallfahrt.«Seine Stimme klang nun ruhiger.
»Aberjetzt ist der Zeitpunkt für eine konzertierte Aktion
gekommen.Wir müssen unsere Energien mobilisieren.
DiesesJahr müssen wir uns darauf konzentrieren, diesen
Schandfleckein für alle Mal auszulöschen!«
Erstarrte sie herausfordernd an, aber niemand sagte etwas.
»Siewerden sich fragen, wie das zu bewerkstelligen
ist.Die Aufgabe mag schwierig erscheinen, vielleicht sogar
unmöglich.Die Götzenverehrung hat an diesem verabscheuungswürdigen
OrtJahrhunderte lang überlebt, mehr
noch,sie hat zugenommen. Aber ich glaube«, er machte
eineKunstpause, »ich glaube, dass wir in dieser Sache
Instrumentedes Willens Gottes sind, und ich habe Ihn gebeten,
unsden Weg zu weisen.« Wieder machte er eine
Pause.»Gott hat zu mir gesprochen. Durch den Heiligen
Geistund durch sein Heiliges Wort. Er hat gesprochen.«
NoahGates schloss die Augen und sprach, erst leise, dann
mitanschwellender Stimme und schließlich in einem Wispern
endend:»Die Götzen der Heiden sind nur Silber und
Gold,ein Machwerk von Menschenhand.
Siehaben einen Mund und reden nicht, Augen und
sehennicht.
Siehaben Ohren und hören nicht; auch ist kein Hauch
inihrem Mund.
Diesie gemacht haben, sollen ihrem Machwerk gleichen,
alle,die den Götzen vertrauen.
HausIsrael, preise den Herrn!
HausAaron, preise den Herrn!
HausLevi, preise den Herrn!
Alle,die ihr den Herrn fürchtet, preiset den Herrn!
Gepriesensei der Herr auf Zion! Er, der thront in Jerusalem.
Halleluja!
Gottist mit uns«, schloss er. »Wir können nicht scheitern.«
(...)
© Diana Verlag
Übersetzung: Britta Evert
- Autor: Kate Charles
- 2006, 2. Aufl., 445 Seiten, Maße: 19 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Aus d. Engl. v. Britta Evert
- Verlag: Diana
- ISBN-10: 3453351460
- ISBN-13: 9783453351462
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