Die Spur des Blutes
Thriller. Deutsche Erstausgabe
Frank Corso, Journalist und Schriftsteller, soll in Pennsylvania über einen spektakulären Raub schreiben: Ein Mann hatte eine Bank betreten und verzweifelt Geld gefordert - er trug eine Bombe um den Hals und erhielt offenbar per Funk Anweisungen. Als ihn...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Die Spur des Blutes “
Frank Corso, Journalist und Schriftsteller, soll in Pennsylvania über einen spektakulären Raub schreiben: Ein Mann hatte eine Bank betreten und verzweifelt Geld gefordert - er trug eine Bombe um den Hals und erhielt offenbar per Funk Anweisungen. Als ihn die Polizei aufhielt, wurde die Bombe gezündet. Kaum hat Corso mit seinen Nachforschungen begonnen, gerät er auch schon in die Schusslinie - und er erfährt, dass es inzwischen zwei weitere Banküberfälle gab, den eine Geisel nicht überlebte. Und das ist erst der Anfang...
Achten Sie auf Ihren Adrenalinspiegel - dieser Thriller ist mörderisch!
Frank Corso, Journalist und Schriftsteller, soll in Pennsylvania über einen spektakulären Raub schreiben: Ein Mann hatte eine Bank betreten und verzweifelt Geld gefordert - er trug eine Bombe um den Hals und erhielt offenbar per Funk Anweisungen. Als ihn die Polizei aufhielt, wurde die Bombe gezündet. Kaum hat Corso mit seinen Nachforschungen begonnen, gerät er auch schon in die Schusslinie - und er erfährt, dass es inzwischen zwei weitere Banküberfälle gab, den eine Geisel nicht überlebte. Und das ist erst der Anfang ...
"Der Begriff 'Pageturner' könnte für diesen Roman erfunden worden sein!" New Books Magazine
"Dieser G. M. Ford hat einen Turbo-V12 unter der Haube. Der wird Sie in Windeseile von der ersten zur letzten Seite bringen, schneller als Sie je gelesen haben. Ein rasantes Hochgeschwindigkeitsabenteuer." Lee Child
"Ein Sommer ohne G. M. Fords Held Frank Corso ist einfach nicht vollkommen." The Washington Post
Frank Corso, Journalist und Schriftsteller, soll in Pennsylvania über einen spektakulären Raub schreiben: Ein Mann hatte eine Bank betreten und verzweifelt Geld gefordert - er trug eine Bombe um den Hals und erhielt offenbar per Funk Anweisungen. Als ihn die Polizei aufhielt, wurde die Bombe gezündet. Kaum hat Corso mit seinen Nachforschungen begonnen, gerät er auch schon in die Schusslinie - und er erfährt, dass es inzwischen zwei weitere Banküberfälle gab, den eine Geisel nicht überlebte. Und das ist erst der Anfang ...
"Der Begriff 'Pageturner' könnte für diesen Roman erfunden worden sein!" New Books Magazine
"Dieser G. M. Ford hat einen Turbo-V12 unter der Haube. Der wird Sie in Windeseile von der ersten zur letzten Seite bringen, schneller als Sie je gelesen haben. Ein rasantes Hochgeschwindigkeitsabenteuer." Lee Child
"Ein Sommer ohne G. M. Fords Held Frank Corso ist einfach nicht vollkommen." The Washington Post
Lese-Probe zu „Die Spur des Blutes “
Für Betty, weil du immer da bist.Sagt ihnen, dass ich etwas gesagt habe. Pancho Villas letzte Worte
"Der Kopf ist da drüben gelandet."
Corso drehte sich um und sah, wie der Mann mit dem Finger in der Luft einen Bogen beschrieb.
"Genau da, wo jetzt dieser rote Honda steht", fügte der Mann noch hinzu.
"Und wo hat Marino gesessen, als die Bombe explodiert ist?", erkundigte sich Corso.
Jetzt deutete der Mann auf den Bereich vor Corsos Stiefelspitzen. "Genau da. Sehen Sie? Da, wo der Bürgersteig geflickt worden ist."
"Ich sehe nichts."
"Sie müssen genau hinsehen", meinte der Mann. Er deutete auf eine Stelle. "Sehen Sie dieses kleine Rechteck da?"
Corso bückte sich. In der heraufziehenden Dunkelheit war die angeblich geflickte Stelle im Belag des Fußweges nicht zu erkennen, also ließ er sich auf ein Knie hinab und nahm die Hände zu Hilfe. Mit den Fingerspitzen konnte er den Umriss spüren. Folgte den Linien. Vielleicht gut einsfünfzig lang und einen Meter breit. Sehr sauber gemacht, als wären hier keine Straßenbauer, sondern Landschaftsgärtner am Werk gewesen.
"Hätte eigentlich gar nichts dran gemacht werden müssen", sagte der Mann. "Hatte nicht den geringsten Kratzer."
Corso hob den Blick. Der Mann war Mitte dreißig und hatte sich bereits einen kleinen Bierbauch zugelegt. Außerdem hätte er einen Besuch beim Friseur genau so dringend nötig gehabt wie sein Fischgrät-Sportsakko eine Reinigung. Abgesehen von seiner etwas problematischen Einstellung zu Fragen der Körperpflege schien Carl Letzo jedoch ein ganz netter Kerl zu sein und entsprach mehr oder weniger dem Bild, das Corso sich mittlerweile von Kleinstadt-Journalisten gemacht hatte. Was jedoch nicht in dieses Bild passte, war, dass er ihn am Flughafen abgeholt hatte. Zumal er niemandem etwas von seiner bevorstehenden Ankunft verraten hatte.
"Aber es war, als ob die Stelle Krebs gehabt hätte oder so was", sagte Carl. "Etwas, das herausgeschnitten werden musste, bevor es anfängt sich
... mehr
auszubreiten. Etwas, das ausgelöscht werden muss ... verstehen Sie? Damit der Organismus sein normales Leben weiterführen kann."
Corso erhob sich. Er klopfte sich die Hände ab und blickte sich um. Das gewisse Etwas dieser weit abgelegenen Orte am Rand der Zivilisation. Ein Gefühl der Farblosigkeit ... ein Gefühl der Leere ... als lauerte gleich hinter dem Horizont etwas Gewaltiges und Undurchdringliches. Er hatte es schon oft empfunden, dieses Gefühl der Vergänglichkeit. Als wäre der Ort eher eine Art Demarkationslinie als eine Heimat ... eher ein Wachposten als eine Stätte der Entspannung ... als wäre denen, die zurückgeblieben waren, nichts weiter geblieben, als die vorüberziehende Parade zu betrachten.
"Also, Carl", fing Corso an. "Ich weiß es wirklich zu schätzen, dass Sie mich hierhergebracht und mir dadurch einen Haufen Zeit gespart haben, aber, ähm ... nur aus Interesse: Wie haben Sie eigentlich erfahren, dass ich auf dem Weg in Ihr hübsches Städtchen hier war?"
"Von Dorry."
"Wer ist Dorry?"
"Ihre Pressesprecherin."
"Aaahhhh." Corso stieß den Atem aus. Plötzlich ergab das alles einen Sinn. Nach dem Erscheinen seines letzten Buches hatte er den Verlag gewechselt. Hatte sich mehr Geld in die Taschen gestopft, als er sich jemals hätte träumen lassen, und dann gemacht, dass er weg kam, als wäre der Teufel hinter ihm her. Niemals wäre er auf die Idee gekommen, dass sie ihm eine Pressesprecherin verpassen würden. Er nahm sich vor, seinen neuen Lektor anzurufen... Greg, oder? ... ja, genau ... heute Abend ... zu Hause.
"Also ... Sie waren dabei, als es passiert ist?"
Carl deutete auf die Filiale der Bank of Commerce, auf deren Parkplatz sie gerade standen. "Da hinten, an der Ecke des Gebäudes. Näher haben sie mich nicht rangelassen."
Das einstöckige, rechteckige Bankgebäude war beinahe so schmucklos wie der Straßenbelag. Dieser Mangel an Extravaganz schien nachdrücklich darauf hinweisen zu wollen, dass die Leute hier das Geld ihrer Kunden nicht verplemperten - genauso wenig wie ihr eigenes.
Von den umstehenden Bäumen waren lediglich die schwarzen Stämme im gefrorenen Gras sowie knorrig-arthritische Überreste der Zweige geblieben, die über ihren Köpfen in der frühabendlichen Brise zitterten.
Im Westen wurde der bleigraue Himmel von hinten angestrahlt, als ob irgendwo in den höheren Lagen des Himmels ein lange verdunkeltes Fenster geöffnet worden wäre, das den Sinnen kundtat ... noch vor dem ersten Salzlufthauch ... noch vor der ersten Fischerhütte ... kundtat, dass die terra firma in Kürze enden würde und nun - ob es einem gefiel oder nicht - Plan B in Kraft zu treten hatte.
Corso blickte auf seine Armbanduhr. Zehn nach vier, und das spätherbstliche Sonnenlicht senkte sich bereits zur Nachtruhe in den See. Draußen auf der Straße erwachten die Straßenlaternen über dem dahinkriechenden Verkehr flackernd zum Leben. Es war kalt genug für Schnee. So kalt, dass die Leute am liebsten lange in ihren Häusern blieben. Selbstmordwetter.
In Carls Rücken schlitterte ein dunkelgrüner Honda Acura über den Parkplatz. Die Spikereifen klapperten wie Kastagnetten auf dem nackten Asphalt. Einige wenige schmutzige Schneeflecken hatten sich ins Unterholz verkrochen.
"Eigentlich hatte ich mit sehr viel mehr Schnee gerechnet."
Carl nickte. "Normalerweise schon. Bis vor ein paar Wochen haben die Zäune noch bis zur Hälfte im Schnee gesteckt. Dann hatten wir eine Wärmeperiode. Eine ganze Woche lang hat es wie aus Kübeln geschüttet. Der Regen hat alles weggeschmolzen."
"Wie war das Wetter denn letztes Jahr?"
Carl Letzo dachte nach. "Ungefähr so wie jetzt. Bloß noch Schnee auf dem Boden. In der Nacht davor hatte es fünfzehn Zentimeter geschneit." Er blickte sich um, ließ vor seinem geistigen Auge alles noch einmal lebendig werden. "Also eigentlich alles ziemlich normal. Die Leute hier lassen sich von einem bisschen Schnee nicht weiter aus dem Konzept bringen."
Corso deutete auf die Hintertür der Bank. "Er kommt also mit dem Geld zu dieser Tür da raus."
Letzo nickte. "Das Geld ist in einer weißen Plastiktasche", sagte er. "Er kommt aber nicht weit. Nach ein paar Schritten schnappen ihn die Bullen."
"Hat er versucht zu flüchten?"
Letzo schüttelte den Kopf. "Ich bin erst kurz danach dazugekommen, aber ich glaube nicht. Ich habe bisher kein Wort darüber gehört, dass er Widerstand geleistet hätte."
"Und was dann?"
"Soviel ich gehört habe, hat er losgejammert, dass er gleich in die Luft fliegt, wenn er die Anweisungen auf seinem Zettel nicht befolgt. Die Bullen hatten Angst in seiner Nähe, also haben sie ihn auf den Parkplatz gesetzt und auf die Sprengstoffspezialisten gewartet."
"Und?"
"Dann bin ich angekommen." Er deutete auf den Asphalt. "Er hat hier auf dem Boden gesessen ... im Schneidersitz." "Und was hat er gemacht?"
"Geweint. Um Hilfe gefleht." "Und dann?"
Letzos Augen verengten sich. "Kawumm. Die Bombe ist explodiert. Hat ihn in Stücke gerissen und über den ganzen Platz verteilt."
"Wo waren die Sprengstoffspezialisten, als das passiert ist?"
Er versuchte seine Stimme unter Kontrolle zu behalten, schaffte es aber nicht. "Unterwegs."
"Wie groß war die Verspätung?"
"An die zehn Minuten", erwiderte Letzo ohne zu zögern.
Corso musterte ihn gründlich. "Gehe ich Recht in der Annahme, dass diese Verspätung hier im Ort eine kontroverse Debatte ausgelöst hat?"
"Es gab jede Menge Schuldzuweisungen."
"Wie lange hat es denn gedauert, bis das Entschärfungskommando da war, vom Zeitpunkt des Anrufs gerechnet?"
"Kommt drauf an, wen Sie fragen."
"Wieso denn das?"
"Weil es widersprüchliche Aussagen darüber gibt, wann genau der Notruf eingegangen ist."
Corso wartete ab, ob er noch etwas hinzufügte. Das tat er auch. "Die Leute aus der Bank sagen, es hätte zwanzig Minuten oder so gedauert. Das Entschärfungskommando sagt, der Notruf sei später eingegangen. Sie behaupten, sie hätten nur exakt neun Minuten gebraucht."
"Das ist aber ein ziemlich großer Unterschied."
"Ein Stein des Anstoßes wie aus dem Lehrbuch."
"Und niemand hat das weiter verfolgt?"
"Was denn?"
"Diesen Unterschied. Soweit ich weiß, ist das doch genau das, was die Medien machen. Stecken ihre versammelten Spürnasen in die dunklen Winkel und Spalten irgendwelcher Unstimmigkeiten. Deuten mit dem Finger auf Ungereimtheiten. Machen Schuldzuweisungen."
Letzo meinte achselzuckend: "Viele hier in der Stadt sind immer noch sehr aufgewühlt." "Und?"
Corso sah, wie die Wangen des Mannes sich rot färbten. "Ich schätze, man könnte sagen, dass der ganze Ort die Reihen um diesen Vorfall dicht geschlossen hat."
Corso starrte ihn ungläubig an. "Soll das heißen, sie erzählen alle das Gleiche oder sagen überhaupt nichts?"
Carl Letzo wirkte peinlich berührt. "In der Regel beides", witzelte er.
"Hört sich ganz so an, als würde sich da irgendwo eine investigative Reportage verbergen." "Wäre meine letzte", sagte Letzo. "Tatsächlich?"
Als sein Gesprächspartner erneut mit den Schultern zuckte, ahnte Corso, dass ihm diese Geste zur Gewohnheit geworden sein musste - eine Möglichkeit, den Stachel seiner journalistischen Wirkungslosigkeit besser zu ertragen, ein trauriges Arrangement mit seinen persönlichen und beruflichen Grenzen. "Und Sie hoffen, dass ich so lange hier herumwühle, bis irgendetwas zum Vorschein kommt." Corso stieß ein bellendes, trockenes Lachen aus.
"Das habe ich nicht gesagt", erwiderte der Jüngere.
"Nun ja, ich sage Ihnen das nur ungern, Carl, aber diese Reise war gar nicht meine Idee. Mein neuer Verleger findet diese ganze Geschichte mit der Bombe um den Hals irgendwie spannend. Er hat darauf bestanden, dass ich hierherfliege und ein bisschen herumschnüffle. Normalerweise suche ich mir den Stoff für meine Bücher ja selber, aber..." Jetzt machte Corso einen peinlich berührten Eindruck... "der Typ hat mir gerade so viel Geld in die Tasche gestopft, dass ich mir ein eigenes Flugzeug leisten könnte, also... was soll ich machen? Ablehnen?" Corso wartete nicht auf eine Antwort. "Sie können mir glauben, Carl, ich halte gar nichts davon, wenn man mich auf eine Geschichte hetzt, die jemand anderes ausgegraben hat, und deshalb werde ich Folgendes tun: Den morgigen Tag verbringe ich mit der Besichtigung der örtlichen Sehenswürdigkeiten, und dann, übermorgen in aller Frühe, nehme ich das erste Flugzeug und verschwinde wieder von hier. Kein Aufstand, kein Aufruhr, kein Garnichts. Ich sage einfach, dass da nicht genügend Stoff für ein Buch drinsteckt, und lebe mein Leben weiter."
Letzo zog die Hand aus seiner warmen Jackentasche und fuhr sich damit über sein fleischiges Gesicht. "Sie müssen verstehen", setzte er an. "Diese Stadt hier... wir haben es mit knapper Not geschafft. Sind haarscharf am Schicksal der vielen anderen ehemaligen Industriestandorte hier im Nordosten vorbeigeschrammt. Wir konnten uns gerade eben so über Wasser halten. Die Leute hier sind stolz darauf. Sie wollen im Augenblick wirklich nichts Negatives hören."
Corso ließ ein abfälliges Schnauben hören. "Genau das ist doch die Aufgabe einer Zeitung, Carl. Den Leuten die Dinge zu sagen, die sie nicht hören wollen."
Corso sah zu, wie Carl Letzos Miene sich von Missmut in Resignation und dann wieder in Missmut verwandelte. Dann hörte er das Klicken von Spikereifen auf Asphalt und drehte den Kopf.
Ein braun-weißer Streifenwagen schob sich auf den Parkplatz, kam nach links auf sie zugerollt und hielt direkt hinter Corso an. Die tiefstehende Sonne und die getönten Scheiben erschwerten die Sicht ins Innere des Wagens.
Einen Augenblick später klappte ächzend die Fahrertür auf. Und noch während die Tür in den Angeln leicht hin und her schwang, stieg sie aus. Sie war Anfang vierzig, untersetzt, aber nicht dick. Eine Frau wie ein Bierfass. Vielleicht einssiebenundsiebzig groß und etwa halb so breit. Bei geeignetem Licht, in geeigneter Stimmung hätte eine geeignete Person sie vielleicht sogar für hübsch halten können. Aber heute nicht.
Heute war sie durch und durch dienstlich unterwegs - harter Polizistenblick und harte Polizistenschale.
"Verscherbelst du deine Zeitung jetzt hier unten, Carl?", sagte sie.
Irgendetwas an ihrem Tonfall ließ Corso die Zähne zusammenbeißen.
"Carl verteidigt das Recht der Öffentlichkeit auf freie Information", sagte er.
Sie würdigte Corso keines Blickes und starrte Carl Letzo weiterhin ungerührt an.
"Ist das dein Anwalt, Carl?"
Carl wies mit einer Hand auf Corso. "Um ehrlich zu sein, Chief Cummings, dieser Herr ist Schriftsteller. Er heißt Frank Corso. Er schreibt ."
"Ich weiß, was er schreibt", unterbrach sie ihn. Wie eine Rauchfahne hingen ihre Worte in der Luft. Carl verschränkte die Arme vor der Brust.
"Ein bisschen komme ich mir vor wie in diesem alten Film mit Rod Steiger", sagte Corso. "Wissen Sie noch? Wo Sidney Poitier in die Stadt kommt und von dem Südstaaten-Sheriff gewarnt wird ... dieses übliche >Tja, mein Freund, jetzt steckst du aber bis zum Hals in Schwierigkeiten^"
Sie reagierte mit einem schmalen, falschen Lächeln. "Nur, falls Sie es noch nicht mitbekommen haben sollten, Mr. Corso: Weiter nördlich als bei uns hier oben geht es kaum."
"So erklärt sich wohl auch das Wetter", erwiderte Corso und stand ihr in puncto Lächeln in nichts nach.
Nach einem unbehaglichen Augenblick ließ sie die Schultern sinken, entspannte ihre Gesichtszüge und verlieh ihrer Stimme einen beinahe freundlichen Klang. "Na, kommen Sie schon, Mr. Corso. Steigen Sie ein. Ich bringe Sie zu Ihrem Hotel."
Corso schüttelte den Kopf, noch bevor sie den Satz zu Ende gebracht hatte. "Nein, danke", kam es aus seinem Mund.
"Wenn es irgendwie geht, dann vermeide ich es, in einem Polizeiwagen zu sitzen."
"Inoffiziell, selbstverständlich", fügte sie mit freundlichem Lächeln noch hinzu.
"Ganz besonders vermeide ich es, inoffiziell in einem Polizeiwagen zu sitzen."
"Warum können wir nicht...", setzte sie an.
"Stehe ich unter Arrest?", konterte Corso.
"Würden Sie das gerne?"
"Nicht, wenn es sich vermeiden lässt."
"Wir beide haben das Eine oder Andere miteinander zu besprechen."
"Zum Beispiel?"
"Wie zum Beispiel die Möglichkeit, dass Sie sich unter Umständen strafbar machen, indem Sie Informationen zurückhalten, die für eine Morduntersuchung von entscheidender Bedeutung sind. Wie zum Beispiel Ihre ausdrücklich formulierte Absicht, Ihre Nase in die laufenden Ermittlungen eines Kapitalverbrechens zu stecken, was ich - das ist der Sinn und Zweck meines Besuchs hier - verhindern werde."
"Ausdrücklich formuliert? Wo soll ich denn so etwas behauptet haben?"
Sie schaute ihn an, als würde er sich einen Scherz mit ihr erlauben, tauchte mit dem Oberkörper in ihren Streifenwagen und holte eine Zeitschrift hervor, die sie Corso zuwarf. Sie landete aufgeklappt auf halber Strecke zwischen ihr und Corso auf dem Boden. Er musste einen Schritt darauf zugehen und sich bücken, um sie aufzuheben.
Sobald er sie in die Hand genommen und das Titelblatt gesehen hatte, hielt er den Atem an und zuckte zusammen. Die neueste Ausgabe der People. Mit ihm auf dem Cover. Auf der Saltheart stehend, mit bloßem Oberkörper. Eine wohlwollende Bildbearbeitung am Computer hatte ihm zu einem muskulösen Ihr-könnt-mich-mal-Ausdruck verholfen. Die Schlagzeile lautete: Die kalte Spur. Die fettgedruckten, weißen Buchstaben suggerierten, dass der Bestseller-Autor einem Rätsel auf der Spur war, das selbst das FBI vor unlösbare Probleme gestellt hatte. Neuer Bestseller in Arbeit. Siehe Seite neun.
Er rollte die Zeitschrift fest zusammen, trat auf die Polizeichefin zu und reichte sie ihr. Ihre schmalen, grauen Augen verlangten eine Erklärung.
Corso zuckte mit den Schultern. "Sehe ich zum ersten Mal", sagte er.
"Wie ist das möglich?"
"Ich habe einen neuen Verleger. Anscheinend geht er das Ganze ein bisschen temperamentvoller an, als ich es gewöhnt bin."
"Dann haben Sie also gar nichts damit zu tun? Sie sind nur zufälligerweise gerade in der Stadt? Ausgerechnet in der Woche, in der Sie zufälligerweise auf dem Titelblatt der Zeitschrift People auftauchen?"
Corso seufzte. "Das, was ich Ihnen jetzt sage, habe ich auch schon Carl gesagt. Ich bin hier, weil mein Verleger mich hergeschickt hat." Er deutete auf die Zeitschrift. "Offensichtlich hat er schon eine ganze Weile an dieser Idee gearbeitet. Und genauso offensichtlich werde ich wohl ein paar Worte zum Thema Informationsaustausch mit ihm wechseln müssen." Sie wollte etwas sagen, aber Corso wurde einfach lauter und sprach weiter. "Also, nur damit wir uns richtig verstehen. Hören Sie mir zu?" Sie antwortete nicht. "Ich habe nicht die Absicht, über diesen Ort hier etwas zu schreiben. Nicht heute. Und nicht in Zukunft. Diese Geschichte ist nicht mein Fall. Ich hab's gerne einfach, und wenn das hier einfach wäre, dann wäre schon längst jemand dahintergekommen. Ich habe mich schon mal an der Lösung des großen Mysteriums versucht und am Ende wie ein Idiot dagestanden."
"Wenn man sich Ihre Geschichte betrachtet, Mr. Corso, dann weiß man gar nicht so genau, auf welchen Vorfall Sie angespielt haben. Meinen Sie vielleicht Ihre Entlassung bei der New York Times, als Sie eine Geschichte erfunden haben und die Zeitung anschließend zu 20 Millionen Dollar Schadenersatz verurteilt worden ist?" Sie wartete die Antwort gar nicht erst ab. "Oder den Fall, wo Sie die texanischen Behörden glauben gemacht haben, Sie wüssten, wo sich eine ermordete Frau befindet? Oder gar diesen Vorfall in Minnesota, als..."
"Suchen Sie sich's aus", schnitt Corso ihr das Wort ab. Mit einem knappen Nicken drehte er sich um und stakste mit großen Schritten auf den hinteren Teil des Parkplatzes zu, wo Carls Honda stand. Ein Dutzend Schritte lang drang nur das Geräusch seiner Stiefelsohlen auf dem Asphalt und das spröde Rascheln des Windes in den kahlen Bäumen an sein Ohr. Dann hörte er das Klatschen von Schuhsohlen und das Schnaufen und Prusten, als Carl sich im Laufschritt und dichte Atemwolken ausstoßend neben ihn schob. "Sie können ja prima mit Menschen umgehen", keuchte Carl.
"Eine besondere Gabe", erwiderte Corso.
"Ich kann es Ihnen nur noch einmal sagen: So läuft das nicht", krächzte Corso ins Telefon. "Ich kann nicht vernünftig arbeiten, wenn mir jemand über die Schulter schaut."
"Wir verstehen uns eigentlich als Team."Es war, als würde man gegen eine Wand reden. Egal, wie oft er dem Kerl klarmachte, dass er keine Hilfe nötig hatte, er bekam jedes Mal wieder eine Plattitüde aus dem Grundwortschatz der Firmenweisheiten zu hören.
Corso erhob sich. Er klopfte sich die Hände ab und blickte sich um. Das gewisse Etwas dieser weit abgelegenen Orte am Rand der Zivilisation. Ein Gefühl der Farblosigkeit ... ein Gefühl der Leere ... als lauerte gleich hinter dem Horizont etwas Gewaltiges und Undurchdringliches. Er hatte es schon oft empfunden, dieses Gefühl der Vergänglichkeit. Als wäre der Ort eher eine Art Demarkationslinie als eine Heimat ... eher ein Wachposten als eine Stätte der Entspannung ... als wäre denen, die zurückgeblieben waren, nichts weiter geblieben, als die vorüberziehende Parade zu betrachten.
"Also, Carl", fing Corso an. "Ich weiß es wirklich zu schätzen, dass Sie mich hierhergebracht und mir dadurch einen Haufen Zeit gespart haben, aber, ähm ... nur aus Interesse: Wie haben Sie eigentlich erfahren, dass ich auf dem Weg in Ihr hübsches Städtchen hier war?"
"Von Dorry."
"Wer ist Dorry?"
"Ihre Pressesprecherin."
"Aaahhhh." Corso stieß den Atem aus. Plötzlich ergab das alles einen Sinn. Nach dem Erscheinen seines letzten Buches hatte er den Verlag gewechselt. Hatte sich mehr Geld in die Taschen gestopft, als er sich jemals hätte träumen lassen, und dann gemacht, dass er weg kam, als wäre der Teufel hinter ihm her. Niemals wäre er auf die Idee gekommen, dass sie ihm eine Pressesprecherin verpassen würden. Er nahm sich vor, seinen neuen Lektor anzurufen... Greg, oder? ... ja, genau ... heute Abend ... zu Hause.
"Also ... Sie waren dabei, als es passiert ist?"
Carl deutete auf die Filiale der Bank of Commerce, auf deren Parkplatz sie gerade standen. "Da hinten, an der Ecke des Gebäudes. Näher haben sie mich nicht rangelassen."
Das einstöckige, rechteckige Bankgebäude war beinahe so schmucklos wie der Straßenbelag. Dieser Mangel an Extravaganz schien nachdrücklich darauf hinweisen zu wollen, dass die Leute hier das Geld ihrer Kunden nicht verplemperten - genauso wenig wie ihr eigenes.
Von den umstehenden Bäumen waren lediglich die schwarzen Stämme im gefrorenen Gras sowie knorrig-arthritische Überreste der Zweige geblieben, die über ihren Köpfen in der frühabendlichen Brise zitterten.
Im Westen wurde der bleigraue Himmel von hinten angestrahlt, als ob irgendwo in den höheren Lagen des Himmels ein lange verdunkeltes Fenster geöffnet worden wäre, das den Sinnen kundtat ... noch vor dem ersten Salzlufthauch ... noch vor der ersten Fischerhütte ... kundtat, dass die terra firma in Kürze enden würde und nun - ob es einem gefiel oder nicht - Plan B in Kraft zu treten hatte.
Corso blickte auf seine Armbanduhr. Zehn nach vier, und das spätherbstliche Sonnenlicht senkte sich bereits zur Nachtruhe in den See. Draußen auf der Straße erwachten die Straßenlaternen über dem dahinkriechenden Verkehr flackernd zum Leben. Es war kalt genug für Schnee. So kalt, dass die Leute am liebsten lange in ihren Häusern blieben. Selbstmordwetter.
In Carls Rücken schlitterte ein dunkelgrüner Honda Acura über den Parkplatz. Die Spikereifen klapperten wie Kastagnetten auf dem nackten Asphalt. Einige wenige schmutzige Schneeflecken hatten sich ins Unterholz verkrochen.
"Eigentlich hatte ich mit sehr viel mehr Schnee gerechnet."
Carl nickte. "Normalerweise schon. Bis vor ein paar Wochen haben die Zäune noch bis zur Hälfte im Schnee gesteckt. Dann hatten wir eine Wärmeperiode. Eine ganze Woche lang hat es wie aus Kübeln geschüttet. Der Regen hat alles weggeschmolzen."
"Wie war das Wetter denn letztes Jahr?"
Carl Letzo dachte nach. "Ungefähr so wie jetzt. Bloß noch Schnee auf dem Boden. In der Nacht davor hatte es fünfzehn Zentimeter geschneit." Er blickte sich um, ließ vor seinem geistigen Auge alles noch einmal lebendig werden. "Also eigentlich alles ziemlich normal. Die Leute hier lassen sich von einem bisschen Schnee nicht weiter aus dem Konzept bringen."
Corso deutete auf die Hintertür der Bank. "Er kommt also mit dem Geld zu dieser Tür da raus."
Letzo nickte. "Das Geld ist in einer weißen Plastiktasche", sagte er. "Er kommt aber nicht weit. Nach ein paar Schritten schnappen ihn die Bullen."
"Hat er versucht zu flüchten?"
Letzo schüttelte den Kopf. "Ich bin erst kurz danach dazugekommen, aber ich glaube nicht. Ich habe bisher kein Wort darüber gehört, dass er Widerstand geleistet hätte."
"Und was dann?"
"Soviel ich gehört habe, hat er losgejammert, dass er gleich in die Luft fliegt, wenn er die Anweisungen auf seinem Zettel nicht befolgt. Die Bullen hatten Angst in seiner Nähe, also haben sie ihn auf den Parkplatz gesetzt und auf die Sprengstoffspezialisten gewartet."
"Und?"
"Dann bin ich angekommen." Er deutete auf den Asphalt. "Er hat hier auf dem Boden gesessen ... im Schneidersitz." "Und was hat er gemacht?"
"Geweint. Um Hilfe gefleht." "Und dann?"
Letzos Augen verengten sich. "Kawumm. Die Bombe ist explodiert. Hat ihn in Stücke gerissen und über den ganzen Platz verteilt."
"Wo waren die Sprengstoffspezialisten, als das passiert ist?"
Er versuchte seine Stimme unter Kontrolle zu behalten, schaffte es aber nicht. "Unterwegs."
"Wie groß war die Verspätung?"
"An die zehn Minuten", erwiderte Letzo ohne zu zögern.
Corso musterte ihn gründlich. "Gehe ich Recht in der Annahme, dass diese Verspätung hier im Ort eine kontroverse Debatte ausgelöst hat?"
"Es gab jede Menge Schuldzuweisungen."
"Wie lange hat es denn gedauert, bis das Entschärfungskommando da war, vom Zeitpunkt des Anrufs gerechnet?"
"Kommt drauf an, wen Sie fragen."
"Wieso denn das?"
"Weil es widersprüchliche Aussagen darüber gibt, wann genau der Notruf eingegangen ist."
Corso wartete ab, ob er noch etwas hinzufügte. Das tat er auch. "Die Leute aus der Bank sagen, es hätte zwanzig Minuten oder so gedauert. Das Entschärfungskommando sagt, der Notruf sei später eingegangen. Sie behaupten, sie hätten nur exakt neun Minuten gebraucht."
"Das ist aber ein ziemlich großer Unterschied."
"Ein Stein des Anstoßes wie aus dem Lehrbuch."
"Und niemand hat das weiter verfolgt?"
"Was denn?"
"Diesen Unterschied. Soweit ich weiß, ist das doch genau das, was die Medien machen. Stecken ihre versammelten Spürnasen in die dunklen Winkel und Spalten irgendwelcher Unstimmigkeiten. Deuten mit dem Finger auf Ungereimtheiten. Machen Schuldzuweisungen."
Letzo meinte achselzuckend: "Viele hier in der Stadt sind immer noch sehr aufgewühlt." "Und?"
Corso sah, wie die Wangen des Mannes sich rot färbten. "Ich schätze, man könnte sagen, dass der ganze Ort die Reihen um diesen Vorfall dicht geschlossen hat."
Corso starrte ihn ungläubig an. "Soll das heißen, sie erzählen alle das Gleiche oder sagen überhaupt nichts?"
Carl Letzo wirkte peinlich berührt. "In der Regel beides", witzelte er.
"Hört sich ganz so an, als würde sich da irgendwo eine investigative Reportage verbergen." "Wäre meine letzte", sagte Letzo. "Tatsächlich?"
Als sein Gesprächspartner erneut mit den Schultern zuckte, ahnte Corso, dass ihm diese Geste zur Gewohnheit geworden sein musste - eine Möglichkeit, den Stachel seiner journalistischen Wirkungslosigkeit besser zu ertragen, ein trauriges Arrangement mit seinen persönlichen und beruflichen Grenzen. "Und Sie hoffen, dass ich so lange hier herumwühle, bis irgendetwas zum Vorschein kommt." Corso stieß ein bellendes, trockenes Lachen aus.
"Das habe ich nicht gesagt", erwiderte der Jüngere.
"Nun ja, ich sage Ihnen das nur ungern, Carl, aber diese Reise war gar nicht meine Idee. Mein neuer Verleger findet diese ganze Geschichte mit der Bombe um den Hals irgendwie spannend. Er hat darauf bestanden, dass ich hierherfliege und ein bisschen herumschnüffle. Normalerweise suche ich mir den Stoff für meine Bücher ja selber, aber..." Jetzt machte Corso einen peinlich berührten Eindruck... "der Typ hat mir gerade so viel Geld in die Tasche gestopft, dass ich mir ein eigenes Flugzeug leisten könnte, also... was soll ich machen? Ablehnen?" Corso wartete nicht auf eine Antwort. "Sie können mir glauben, Carl, ich halte gar nichts davon, wenn man mich auf eine Geschichte hetzt, die jemand anderes ausgegraben hat, und deshalb werde ich Folgendes tun: Den morgigen Tag verbringe ich mit der Besichtigung der örtlichen Sehenswürdigkeiten, und dann, übermorgen in aller Frühe, nehme ich das erste Flugzeug und verschwinde wieder von hier. Kein Aufstand, kein Aufruhr, kein Garnichts. Ich sage einfach, dass da nicht genügend Stoff für ein Buch drinsteckt, und lebe mein Leben weiter."
Letzo zog die Hand aus seiner warmen Jackentasche und fuhr sich damit über sein fleischiges Gesicht. "Sie müssen verstehen", setzte er an. "Diese Stadt hier... wir haben es mit knapper Not geschafft. Sind haarscharf am Schicksal der vielen anderen ehemaligen Industriestandorte hier im Nordosten vorbeigeschrammt. Wir konnten uns gerade eben so über Wasser halten. Die Leute hier sind stolz darauf. Sie wollen im Augenblick wirklich nichts Negatives hören."
Corso ließ ein abfälliges Schnauben hören. "Genau das ist doch die Aufgabe einer Zeitung, Carl. Den Leuten die Dinge zu sagen, die sie nicht hören wollen."
Corso sah zu, wie Carl Letzos Miene sich von Missmut in Resignation und dann wieder in Missmut verwandelte. Dann hörte er das Klicken von Spikereifen auf Asphalt und drehte den Kopf.
Ein braun-weißer Streifenwagen schob sich auf den Parkplatz, kam nach links auf sie zugerollt und hielt direkt hinter Corso an. Die tiefstehende Sonne und die getönten Scheiben erschwerten die Sicht ins Innere des Wagens.
Einen Augenblick später klappte ächzend die Fahrertür auf. Und noch während die Tür in den Angeln leicht hin und her schwang, stieg sie aus. Sie war Anfang vierzig, untersetzt, aber nicht dick. Eine Frau wie ein Bierfass. Vielleicht einssiebenundsiebzig groß und etwa halb so breit. Bei geeignetem Licht, in geeigneter Stimmung hätte eine geeignete Person sie vielleicht sogar für hübsch halten können. Aber heute nicht.
Heute war sie durch und durch dienstlich unterwegs - harter Polizistenblick und harte Polizistenschale.
"Verscherbelst du deine Zeitung jetzt hier unten, Carl?", sagte sie.
Irgendetwas an ihrem Tonfall ließ Corso die Zähne zusammenbeißen.
"Carl verteidigt das Recht der Öffentlichkeit auf freie Information", sagte er.
Sie würdigte Corso keines Blickes und starrte Carl Letzo weiterhin ungerührt an.
"Ist das dein Anwalt, Carl?"
Carl wies mit einer Hand auf Corso. "Um ehrlich zu sein, Chief Cummings, dieser Herr ist Schriftsteller. Er heißt Frank Corso. Er schreibt ."
"Ich weiß, was er schreibt", unterbrach sie ihn. Wie eine Rauchfahne hingen ihre Worte in der Luft. Carl verschränkte die Arme vor der Brust.
"Ein bisschen komme ich mir vor wie in diesem alten Film mit Rod Steiger", sagte Corso. "Wissen Sie noch? Wo Sidney Poitier in die Stadt kommt und von dem Südstaaten-Sheriff gewarnt wird ... dieses übliche >Tja, mein Freund, jetzt steckst du aber bis zum Hals in Schwierigkeiten^"
Sie reagierte mit einem schmalen, falschen Lächeln. "Nur, falls Sie es noch nicht mitbekommen haben sollten, Mr. Corso: Weiter nördlich als bei uns hier oben geht es kaum."
"So erklärt sich wohl auch das Wetter", erwiderte Corso und stand ihr in puncto Lächeln in nichts nach.
Nach einem unbehaglichen Augenblick ließ sie die Schultern sinken, entspannte ihre Gesichtszüge und verlieh ihrer Stimme einen beinahe freundlichen Klang. "Na, kommen Sie schon, Mr. Corso. Steigen Sie ein. Ich bringe Sie zu Ihrem Hotel."
Corso schüttelte den Kopf, noch bevor sie den Satz zu Ende gebracht hatte. "Nein, danke", kam es aus seinem Mund.
"Wenn es irgendwie geht, dann vermeide ich es, in einem Polizeiwagen zu sitzen."
"Inoffiziell, selbstverständlich", fügte sie mit freundlichem Lächeln noch hinzu.
"Ganz besonders vermeide ich es, inoffiziell in einem Polizeiwagen zu sitzen."
"Warum können wir nicht...", setzte sie an.
"Stehe ich unter Arrest?", konterte Corso.
"Würden Sie das gerne?"
"Nicht, wenn es sich vermeiden lässt."
"Wir beide haben das Eine oder Andere miteinander zu besprechen."
"Zum Beispiel?"
"Wie zum Beispiel die Möglichkeit, dass Sie sich unter Umständen strafbar machen, indem Sie Informationen zurückhalten, die für eine Morduntersuchung von entscheidender Bedeutung sind. Wie zum Beispiel Ihre ausdrücklich formulierte Absicht, Ihre Nase in die laufenden Ermittlungen eines Kapitalverbrechens zu stecken, was ich - das ist der Sinn und Zweck meines Besuchs hier - verhindern werde."
"Ausdrücklich formuliert? Wo soll ich denn so etwas behauptet haben?"
Sie schaute ihn an, als würde er sich einen Scherz mit ihr erlauben, tauchte mit dem Oberkörper in ihren Streifenwagen und holte eine Zeitschrift hervor, die sie Corso zuwarf. Sie landete aufgeklappt auf halber Strecke zwischen ihr und Corso auf dem Boden. Er musste einen Schritt darauf zugehen und sich bücken, um sie aufzuheben.
Sobald er sie in die Hand genommen und das Titelblatt gesehen hatte, hielt er den Atem an und zuckte zusammen. Die neueste Ausgabe der People. Mit ihm auf dem Cover. Auf der Saltheart stehend, mit bloßem Oberkörper. Eine wohlwollende Bildbearbeitung am Computer hatte ihm zu einem muskulösen Ihr-könnt-mich-mal-Ausdruck verholfen. Die Schlagzeile lautete: Die kalte Spur. Die fettgedruckten, weißen Buchstaben suggerierten, dass der Bestseller-Autor einem Rätsel auf der Spur war, das selbst das FBI vor unlösbare Probleme gestellt hatte. Neuer Bestseller in Arbeit. Siehe Seite neun.
Er rollte die Zeitschrift fest zusammen, trat auf die Polizeichefin zu und reichte sie ihr. Ihre schmalen, grauen Augen verlangten eine Erklärung.
Corso zuckte mit den Schultern. "Sehe ich zum ersten Mal", sagte er.
"Wie ist das möglich?"
"Ich habe einen neuen Verleger. Anscheinend geht er das Ganze ein bisschen temperamentvoller an, als ich es gewöhnt bin."
"Dann haben Sie also gar nichts damit zu tun? Sie sind nur zufälligerweise gerade in der Stadt? Ausgerechnet in der Woche, in der Sie zufälligerweise auf dem Titelblatt der Zeitschrift People auftauchen?"
Corso seufzte. "Das, was ich Ihnen jetzt sage, habe ich auch schon Carl gesagt. Ich bin hier, weil mein Verleger mich hergeschickt hat." Er deutete auf die Zeitschrift. "Offensichtlich hat er schon eine ganze Weile an dieser Idee gearbeitet. Und genauso offensichtlich werde ich wohl ein paar Worte zum Thema Informationsaustausch mit ihm wechseln müssen." Sie wollte etwas sagen, aber Corso wurde einfach lauter und sprach weiter. "Also, nur damit wir uns richtig verstehen. Hören Sie mir zu?" Sie antwortete nicht. "Ich habe nicht die Absicht, über diesen Ort hier etwas zu schreiben. Nicht heute. Und nicht in Zukunft. Diese Geschichte ist nicht mein Fall. Ich hab's gerne einfach, und wenn das hier einfach wäre, dann wäre schon längst jemand dahintergekommen. Ich habe mich schon mal an der Lösung des großen Mysteriums versucht und am Ende wie ein Idiot dagestanden."
"Wenn man sich Ihre Geschichte betrachtet, Mr. Corso, dann weiß man gar nicht so genau, auf welchen Vorfall Sie angespielt haben. Meinen Sie vielleicht Ihre Entlassung bei der New York Times, als Sie eine Geschichte erfunden haben und die Zeitung anschließend zu 20 Millionen Dollar Schadenersatz verurteilt worden ist?" Sie wartete die Antwort gar nicht erst ab. "Oder den Fall, wo Sie die texanischen Behörden glauben gemacht haben, Sie wüssten, wo sich eine ermordete Frau befindet? Oder gar diesen Vorfall in Minnesota, als..."
"Suchen Sie sich's aus", schnitt Corso ihr das Wort ab. Mit einem knappen Nicken drehte er sich um und stakste mit großen Schritten auf den hinteren Teil des Parkplatzes zu, wo Carls Honda stand. Ein Dutzend Schritte lang drang nur das Geräusch seiner Stiefelsohlen auf dem Asphalt und das spröde Rascheln des Windes in den kahlen Bäumen an sein Ohr. Dann hörte er das Klatschen von Schuhsohlen und das Schnaufen und Prusten, als Carl sich im Laufschritt und dichte Atemwolken ausstoßend neben ihn schob. "Sie können ja prima mit Menschen umgehen", keuchte Carl.
"Eine besondere Gabe", erwiderte Corso.
"Ich kann es Ihnen nur noch einmal sagen: So läuft das nicht", krächzte Corso ins Telefon. "Ich kann nicht vernünftig arbeiten, wenn mir jemand über die Schulter schaut."
"Wir verstehen uns eigentlich als Team."Es war, als würde man gegen eine Wand reden. Egal, wie oft er dem Kerl klarmachte, dass er keine Hilfe nötig hatte, er bekam jedes Mal wieder eine Plattitüde aus dem Grundwortschatz der Firmenweisheiten zu hören.
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Autoren-Porträt von G. M. Ford
G.M. Ford hat bereits sechs Romane mit der Figur des Privatdetektivs Leo Waterman veröffentlicht, bevor er mit »Erbarmungslos« den ersten Roman einer neuen Thrillerserie vorlegte, in deren Mittelpunkt der Journalist und Einzelgänger Frank Corso steht. G.M. Ford unterrichtete einige Zeit Creative Writing in Washington; heute lebt er als freier Schriftsteller in Seattle, wo er bereits an seinem nächsten Fall für Frank Corso arbeitet. Weitere Romane sind bei Goldmann in Vorbereitung.
Bibliographische Angaben
- Autor: G. M. Ford
- 2008, 318 Seiten, Maße: 12 x 18,8 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Strohm, Leo
- Übersetzer: Leo Strohm
- Verlag: Goldmann
- ISBN-10: 3442466881
- ISBN-13: 9783442466887
Rezension zu „Die Spur des Blutes “
"Ein Sommer ohne G. M. Fords Held Frank Corso ist einfach nicht vollkommen."
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