Dschinnland / Die Sturmkönige Bd.1

„Die Sturmkönige – Dschinnland“ erinnert an die Geschichten aus 1001 Nacht, doch dieses Mal ist die Welt deutlich gefährlicher. Mörderische Dschinne und andere, nicht minder gefährliche magische Wesen bevölkern die Wüste zwischen Samarkand und Bagdad. Nur die mutigsten Teppichreiter wagen sich auf diese Strecke. Einst war Tarik al-Jamal einer von ihnen, doch seit er seine große Liebe Maryam verloren hat, verbringt er seine Tage in Samarkand zwischen billigem Wein, Freudenhäusern und illegalen Teppichrennen. Als sein jüngerer Bruder Junis sich entscheidet, die undurchsichtige Sabatea nach Bagdad zu fliegen, folgt er ihnen: Aus Angst, noch einen lieben Menschen zu verlieren, und Juni‘s Widerwillen zum Trotz.

Binnen weniger Seiten entwickelt Kai Meyer eine Atmosphäre, die mich in ihren Bann ziehen konnte. Sein lockerer Stil machte es mir einfach, mir die verwinkelten Straßen Samarkands, den Wüstensand und den Wind, der einen auf einem fliegenden Teppich umweht, vorzustellen.
Mit Leichtigkeit verknüpft Meyer orientalische Mythen und neue Ideen zu einem tollen Setting, das immer wieder Überraschungen bereithält und mich schon nach wenigen Seiten begeisterte. Es ist schlichtweg nicht das typische Fantasy-Setting mit Vampir, Hexe und Co, von denen man schon x Mal gelesen hat, sondern eine wunderbar erfrischende Abwechslung.

Das tolle Setting konnte mich auch darüber hinwegtrösten, dass die Handlung nicht perfekt ist. Sie ist nett zu lesen, aber war mir zu oft vorhersehbar, um wirklich spannend zu sein. Einzig der Twist am Ende konnte mich wirklich schocken. Hier hätte ich gern mehr gelesen, aber dazu brauche ich jetzt erst einmal Band 2…

Bei den Charakteren war ich anfangs skeptisch, weil ich keinen von ihnen sonderlich sympathisch fand. Tarik ist selbstgerecht und verbittert, Junis ein unvorsichtiger Hitzkopf und Sabatea eine seltsame Mischung aus freizügiger Haremsdame und kühler Taktikerin. Noch dazu gibt es auf den ersten Seiten eine Szene zwischen Tarik und Sabatea, die zwar keine Zweifel daran lässt, dass es sich hierbei um Erwachsenenfantasy handelt, aber bei der ich mich mehr als einmal gefragt habe, ob es diese Szene wirklich brauchte. (Ich glaube nicht.)
Erst nach einigen Kapiteln wurde ich warm mit den dreien. Im Verlauf der Geschichte machen sie dann jeder für sich eine sehr interessante Entwicklung durch, die super zu dem passt, was sie erleben, und sich absolut glaubhaft auf ihre Beziehungen untereinander auswirkt. Ich bin sehr gespannt, wohin diese Entwicklung noch führt und was aus den dreien im nächsten Band wird.

FAZIT: Solide mit Luft nach oben.
„Die Sturmkönige – Dschinnland“ ist ein origineller Fantasy-Auftakt mit tollem Worldbuilding und einer tollen Atmosphäre. Die Geschichte ist bislang eher solide und nett für zwischendurch, aber nichts Besonderes. Auch die Charaktere scheinen noch Zeit zu brauchen, um zu wachsen – das legt zumindest die wirklich gute und interessante Entwicklung der drei Hauptfiguren nahe. Nichtsdestotrotz ist dieser Band ein solider Auftakt, der Lust auf mehr macht.