Die Tätowierung / Kriminalinspektorin Irene Huss Bd.3
Fest steht nur eins: Er scheint Irene wie ein Schatten zu folgen.
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Fest steht nur eins: Er scheint Irene wie ein Schatten zu folgen.
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"Ein würdiges weibliches Gegenstück zu den Kurt-Wallander-Romanen von Henning Mankell." -- Lexikon der Kriminalliteratur
DieTätowierung von Helene Tursten
LESEPROBE
Einzig Kommissar Sven Andersson, Inspektorin Irene Hussund ihr Kollege Jonny Blom hatten sich an diesem Abend im Zimmer des Kommissarsim Polizeipräsidium versammelt. Es war schon fast halb acht. Der Kommissar hieltes für unnötig, sämtliche Inspektoren des Dezernats für Gewaltverbrechen zusammenzutrommeln.Die zwei, die am Tatort gewesen waren, mussten genügen. Die Übrigen würden amnächsten Tag bei der Morgenbesprechung alles erfahren.
Mit ihren dampfenden Kaffeebechern machten sie es sich um denSchreibtisch herum bequem. Ohne weitere Vorrede begann - Sven Andersson:
»Was habt ihr rausgekriegt?«
»Die Meldung kam mittags herein. Eine Dame mittleren Alterswar am Strand mit ihrem Hund spazieren gegangen...« Fast schroff unterbrach derKommissar Jonny: »Wo am Strand?«
»Bei der Insel Stora Amundön. Eher etwas unterhalb, fast vorder Insel Grundsö. Dort gibt es einen schönen kleinen Sandstrand, der Killevikheißt. Besonders auffallend sind ein paar Felsen, die ein Dreieck bilden. Indiesem Dreieck hat der Hund der älteren Dame einen schwarzen Plastiksackgefunden und...«
»Entschuldige, dass ich dich unterbreche, aber die ältere Dameist auch nur zwei Jahre älter als ich und drei Jahre jünger als du. Außerdemheißt sie Eva Melander. Sie wohnt in Skintebo am Klyfteråsvägen. Nicht weitvon Killevik«, sagte Irene Huss.
»Hat sie keinen Job? Ich meine, weil sie mitten in der Wochefreihat?«, wollte Andersson wissen.
»Sie ist Kinderkrankenschwester und hatte am Wochenende Dienst.Deswegen hatte sie zwei Tage frei. Gestern blies der Wind zu stark. Da war siemit dem Hund nicht amStrand,aber heute war ja auf einmal Superwetter. So schönes Wetter hatten wir seitOstern nicht mehr. Seither hat es doch nur noch gestürmt und geregnet.Wirklich ein fürchterlicher Frühling.«
»Könnten wir aufhören, übers Wetter zu reden, und uns aufdas Wesentliche konzentrieren?«, sagte Jonny Blom scharf.
Ehe die beiden anderen noch etwas darauf erwidern konnten, fuhrer fort, wo er unterbrochen worden war:
»Im Sack war ein großes Loch, für das wahrscheinlich die Vögelverantwortlich sind. Offenbar hat der Hund seine Schnauze in dieses Lochgesteckt und die Leiche mit den Zähnen gepackt. Am Ende vom Armstumpf kann mandeutlich den Abdruck seiner Zähne erkennen, und das Gewebe ist zerfetzt. DieArme sind etwa zehn Zentimeter unterhalb der Achseln abgetrennt worden. Aufder rechten Achsel befand sich eine große mehrfarbige Tätowierung. Das istalles, was wir bislang wissen. Die Pathologie wird uns wahrscheinlich bald mehrüber das Leichenteil sagen können.«
»Was heißt Leichenteil? Es gibt also weder Kopf noch Unterleib?«
»Nein. Der Größe nach zu urteilen scheint der Körper in der Mittegeteilt worden zu sein.«
»Ihr wisst nicht, ob es sich um einen Mann oder um eine Frauhandelt?«
Irene und Jonny sahen sich an, ehe Jonny etwas zögernd meinte:
»Nein. Das wissen wir nicht, aber wir haben darüber nachgedacht.Irene und ich haben gesehen, dass dort, wo die Brust hätte sein sollen, nureine einzige große Wunde ist... Natürlich könnten auch Vögel dort herumgehackthaben, und die Leiche war stark verwest.«
»Verstümmelte Brust. Ein Sexualmord. Das ist wirklich mit dasSchlimmste. Und dann müssen wir auch noch nach dem Rest von der Leiche suchen«,meinte der Kommissar düster.
Er stand auf und ging zur Landkarte, die an der Wand hing. Göteborgmit Umgebung, von Kungälv im Norden bis Kungsbacka im Süden, großer Maßstab.Mit dem Zeigefinger folgte er der Küstenlinie von der Hafeneinfahrt Göteborgsbis runter nach Killevik. Dann markierte er den Fundplatz des Sacks mit einerkurzen roten Stecknadel.
Er trat einen Schritt zurück und betrachtete eine Weile nachdenklichdie Karte. Schließlich wandte er sich an seine beiden Ermittler und sagte:
»Wir müssen in Erfahrung bringen, wo die Strömungen verlaufenund wie stark sie sind. Vielleicht wäre es auch sinnvoll, herauszufinden, wiedas Wetter in letzter Zeit gewesen ist. Wann Sturm war beispielsweise.«
»Stürme? Warum reden wir jetzt schon wieder vom Wetter?«,jammerte Jonny.
»Weil sich eine Leiche, in dem Zustand, wie du sie beschreibst,nicht selbst im seichten Wasser zwischen Steinblöcken zur Ruhe begibt.«
Andersson warf Jonny Blom einen Blick zu, der ebenso schneidendwar wie sein Tonfall, und fuhr dann fort:
»Das Leichenteil könnte also auf unterschiedliche Art und Weisedort hingeraten sein. Jemand kann es einfach dort abgelegt haben. Dann stelltsich allerdings die Frage, warum nicht sämtliche Leichenteile an ein undderselben Stelle liegen. Wenn man davon ausgeht, dass sie an unterschiedlichenOrten an der Küste deponiert wurden, müssten andererseits inzwischen noch weitereaufgetaucht sein.«
»Westlich und südwestlich von Killevik liegen eine Reihe unbewohnterInselchen«, warf Irene ein.
»Genau. Da werden wir morgen alles absuchen lassen. Auch dieStrände südlich und nördlich des Fundplatzes. Es könnte natürlich auch sein,dass der Sack recht weit geschwommen ist, da sich bei der Verwesung Gasebilden...«
Der Kommissar unterbrach sich, und Irene bemerkte deutlich,dass ihn eine Woge des Unwohlseins erfasste. Er schluckte, bevor er fortfuhr:
»Der Sack kann, wie gesagt, geschwommen und bei einem Sturmüber den Felsblock gespült worden sein. Vielleicht hat der Sack auch ein Lochbekommen, als er gegen die Klippen geschlagen wurde, und ist deswegen nichtwieder aufs offene Meer gespült worden. Deswegen stellt sich auch die Frage, wannes in letzter Zeit richtig gestürmt hat. Das könnte uns einen Anhaltspunktgeben, wie lange der Sack dort gelegen hat.«
Er verstummte und ging die Sache im Geiste noch einmaldurch. Die Frage war natürlich, wo die anderen Leichenteile waren.
Und wer das Opfer war.
»Wenn ich heute Abend mit den Journalisten rede, gedenke ichihnen nur zu sagen, dass wir den Oberkörper eines toten Menschen gefundenhaben. Keine weiteren Auskünfte, bis das Ergebnis der Obduktion vorliegt.«
Irene und Jonny nickten. In dieser einleitenden Phase der Ermittlungenhatten sie wirklich nicht viel, womit sie arbeiten konnten. Nicht einmal dasGeschlecht des Opfers kannten sie. Es hatte keinen Kopf, keinen Unterleib,keine Arme und keine Beine. Und die Todesursache kannten sie auch nicht.
© der deutschsprachigen Ausgabe 2002 by Verlagsgruppe RandomHouse GmbH, München
Übersetzung: Holger Wolandt
- Autor: Helene Tursten
- 2004, 446 Seiten, Maße: 11,8 x 18,6 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Wolandt, Holger
- Übersetzer: Holger Wolandt
- Verlag: BTB
- ISBN-10: 344273147X
- ISBN-13: 9783442731473
- Erscheinungsdatum: 01.03.2004
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