Die versunkene Stadt

Vor langen, langen Jahren war da eine prächtige Stadt. Golden blitzten die Turmspitzen. Weiß leuchteten ihre marmornen Mauern. Die Giebeldächer waren rot, die Tore blau, und die Stadtmauern leuchteten in einem satten Grün. In dieser herrlichen Stadt wohnten herrliche Menschen. Fleißig arbeiteten sie vom Morgen bis zum Abend, webten Stoffe, hämmerten Schwerter, schmiedeten Gold und wurden immer reicher mit ihrem Handel. Aber sie hatten nie genug. Je mehr Geld sie verdienten, desto mehr wollten sie haben.
Bis eines Tages ein Morgen aufging so wie am heutigen Tag. Alles sollte anders kommen an diesem Tag. Aber was kommt? Wer kommt?
Ein kleiner Knabe kommt. Er ist allein, und er ist arm. Das kann man an seinem Gewand sehen. Mit bloßen Füßen geht er die Straße entlang. Der Knabe ist von weit her gekommen. Wer weiß, woher? Nur der Knabe selbst weiß es, wir wissen es nicht. Die Wege dieses einen Knaben in unserer Geschichte sind immer von einem großen Geheimnis umgeben. Der Knabe hat Hunger. Aber als er die prächtige Stadt vor sich sieht, ist er ganz froh. Sicher wird ihm jemand etwas zu essen geben.
"Ich will in die Stadt hineingehen und die Menschen um etwas zu essen bitten."

Sefcik-Arnreiter, Elisabeth
1922 in Strengberg (NÖ) geboren. Aufgewachsen in Oberösterreich. Lehrerin an unterschiedlichen Schulen in Oberösterreich und Wien. Studium am "Laban Art of Movement Studio", Manchester (Bewegungspädagogik). Studium an der Universität Bern (Tiefenpsychologie). Lehraufträge an verschiedenen Pädagogischen Instituten. Arbeit an Bildungshäusern in Österreich, Südtirol und Deutschland. Choreografin von Tanz-Dramen. Lebt seit 1989 ausschließlich in Wien. Die innere Freude, die sie erfüllt und ausstrahlt, nährt sich von einem tiefen Wissen um die Geborgenheit in der Hand Gottes. Ihr Leben ist geprägt von dem Wunsch, den Menschen Liebe und Frieden weiterzugeben.

Schwab, Christine
1939 in Greifendorf in Nordmähren geboren Lebt und arbeitet als Künstlerin in Tillysburg, St. Florian Als begeisterte Erzieherin durfte ich Kinder und Jugendliche in verschiedenen Internaten begleiten. Für die Pflege meiner Mutter beendete ich diesen Beruf frühzeitig. Am Sterbebett wünschte sie mir "schöne Farben". Nach ihrem Heimgang machte ich die Kunstausbildung bei Prof. Sargant in Bregenz.