Die Weisheit der Wüstenmönche
Als Mängel-Exemplar
nur
Die Weisheit der Wüstenmönche von Michael Cornelius
LESEPROBE
DEN MÖNCH IN SICH ENTDECKEN
VON ABT ODILO LECHNER
Immer rascher verändert sich unserWissen.
Wir wollen und müssen auf demneuesten Stand
wissenschaftlicher Erkenntnis undtechnischer
Kenntnisse sein. Und jeweils dasNeueste
soll uns in den Medien vermitteltwerden. Umso
erstaunlicher ist es, wenn zweiJournalisten
wie Michael Cornelius und Juergen Schlagenhof
sich Sprüche der Wüstenväter, bis zusiebzehn
Jahrhunderte alt, als Lektüre wählenund
in diesem Buch anderen als Lektürevorlegen.
Was waren das für Menschen, die vom3. bis 5. Jahrhundert
aus ihren Städten und Dörfern in dieWüste
von Ägypten, Palästina, Syrien oderMesopotamien
zogen? Anachoreten hießen sie,Flüchtlinge aus
dem Land des Gewohnten, man nanntesie Eremiten,
Menschen der Einöde und Einsamkeit.Sie waren
Mönche, solche die allein, ohneFamilie leben und
die nur auf eines ausgerichtet sind.
So vielfältig ihre Motive waren,auszuziehen aus der
betriebsamen Welt, eines suchten sievor allem:
Gott in sich zu entdecken, dasEvangelium
Christi radikal zu leben, ohneKompromisse und
Abschweifungen. Wie Antonius, um 251in
Mittelägypten geboren, traf sie einWort Jesu ins Herz
wie das: »Wenn du vollkommen seinwillst, geh,
verkauf deinen Besitz ... folge mirnach.« (Mat, 19,21).
So lebten sie in Höhlen, Hütten oderZelten.
Meist hatten sie ihre Zellen (Kellien) in Rufweite
voneinander, um sich inBedrängnissen der
Seele und des Leibes beizustehen.Aus solchem
Beistand erwuchsen auch die Sprüche,kurze
Geschichten von wegweisenden Wortenoder
Zeichen, die erfahrene, reifgewordene Mönche
anderen mitteilten. Jüngere,Suchende, Bedrängte
kamen und pflegten zu bitten: Sagmir ein Wort,
wie ich gerettet werde, wie ich heilwerden kann.
Sag mir ein Wort - ein Wort, an dasich mich halten
kann, das meinem Leben eineRichtung, einen Sinn
gibt, das mich der Verlorenheitentreißt. Solch ein
Wort möchten auch heute viele hören.An gelehrten
Erörterungen oder klugen Anweisungenfehlt es
ihnen nicht. In den Vätersprüchenbegegnen sie einer
anderen Weisheit. Die kommt ausgroßer Stille,
aus lebenslanger Erfahrung, aus derEinfachheit eines
verborgenen Lebens. Sie gibt nichtglatte, sofort
begreifbare und umsetzbare Rezepte.Sie gibt nicht
wohlschmeckende Desserts. Sie gibteher ein
Stück hartes Brot, an dem man langekauen muss,
aber das Nahrung schenkt für denganzen Weg.
So, denke ich, kann man immer wiederan einem
dieser Sprüche kauen: Sie lassenspüren, da ist etwas,
was mich angeht, woran auch meineSeele leidet,
wonach auch meine Seele sich sehnt.Und dieses
Wort hilft mir, unnütze Sorgenbeiseite zu lassen,
in mir weiterzufragen, in mir zuentdecken, was für
mich wichtig ist.
Ich bin dankbar, dass diese Worteaus der Wüste
weitergegeben und wohl zu Ende des5. Jahrhunderts
in den griechischen Apophthegmata und in einer
lateinischen Zusammenstellunggesammelt wurden.
Ich bin dankbar, dass sie durch dieJahrhunderte
hindurch in Mönchsregeln undgeistlichen Weisungen
weitergewirkt haben.
Regeln wie die des Pachomius ( 346), des Basilius
( 379) oder des Benedikt ( 547)suchen die Weisheit
der Alten zusammenzufassen in eineOrdnung der
gemeinsamen Suche nach Gott. Auchfür Benedikt
steht am Anfang seines Weges dieEinsamkeit in der
Höhle von Subiaco.Aber dann, als sich Schüler
um ihn sammeln, erkennt er: DieSuche nach dem
Unendlichen beginnt mit der rechtenOrdnung
der kleinen endlichen Dinge, desSchlafens und
Aufstehens, des Essens und Trinkens,des Arbeitens
und des Betens. Die Suche nach Gottbeginnt
mit der Suche nach dem rechten Maßin unserem
irdischen Dasein.
© Verlagsgruppe Random House
- Autor: Michael Cornelius
- 2005, 175 Seiten, Maße: 12,5 x 18,5 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: Heyne
- ISBN-10: 3453120280
- ISBN-13: 9783453120280
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
---|
Schreiben Sie einen Kommentar zu "Die Weisheit der Wüstenmönche".
Kommentar verfassen