Die Welt ist ein Fahrrad

Thomas Fuchs, geb. 1964, studierte Geschichte und Politik und lebt und arbeitet heute in Berlin. Da es so viele Dinge auf der Welt gibt, die ihm Spaß machen, sieht er gar nicht ein, warum er sich auf eine Arbeit beschränken soll. Er schreibt Bücher und Hörspiele auch gemeinsam mit Kindern. Er moderiert Kindersendungen und arbeitet als Radiojournalist. Bis 1999 war er Kinderfunkredakteur beim DeutschlandRadio Berlin.

Die Doping-Skandale spielen kaum eine Rolle, wenn es um die Begeisterung von Jugendlichen geht, den Radsport für sich als Lebensinhalt zu begreifen. Nur wenige von ihnen haben allerdings auch die Begabung, über den Hobbystatus hinauszukommen. Für Robert ist das anders. Er ist schon Junior-Europameister im Bahnfahren. Und das ist natürlich ein Riesenerfolg, der gepflegt und kultiviert werden will. Dafür besucht er ein Radsportgymnasium, das schon viele Profis hervorgebracht hat. Genau deshalb ist es aber auch nicht wirklich etwas Besonderes, dass Robert unmittelbar nach dem Sieg ein Star ist - denn Sieger ist man nur, solange man auch Sieger bleibt. Das erfordert aber nicht nur ständiges Hochleistungstraining, sondern auch eine Lebenseinstellung, die ausschließlich den Erfolg in den Mittelpunkt der eigenen Existenz stellt. Ausgerechnet der "Frischling" Torsten, der Robert unendlich bewundert, stellt diese Einstellung in Frage. Robert kann den Kleinen, der gerade mal 11 Jahre alt ist, zunächst nicht ernst nehmen. Aber Torsten ist ein wirklich bemerkenswertes Kind, und er schafft es, Robert den Spiegel seines Tuns vorzuhalten. Letztlich geht es um Drogen, um Leben und Tod und die Erkenntnis, dass nur Gemeinschaft und Teamgeist eine sinnvolle Lebensgestaltung ermöglichen. Torsten zwingt sein Idol, dies zu begreifen und so ein viel größeres Glück zu empfinden. Jungs lesen dieses Buch mit besonderem Interesse. Sie nehmen die Moral der Geschichte dankbar an, jedenfalls diejenigen unter ihnen, die schon wissen, dass nur einer der Erste sein kann, und das auch nur für kurze Zeit. Wer nicht der Erste ist und dennoch das Leben genießen will, muss, wie Robert, noch einen anderen Lebensinhalt finden. (Rezension von Gabriele Hoffmann aus dem Libri-Fachkatalog Harry & Pooh 2008/2009)