Die Wundertäter
Netzwerke der deutschen Wirtschaft 1942-1966
Von Speer bis Erhard - die Macher des Wirtschaftswunders
Während die meisten Deutschen nach 1945 damit beschäftigt waren, die Folgen des Krieges zu bewältigen, kümmerte sich eine kleine Gruppe von einflussreichen Männern um den...
Während die meisten Deutschen nach 1945 damit beschäftigt waren, die Folgen des Krieges zu bewältigen, kümmerte sich eine kleine Gruppe von einflussreichen Männern um den...
Leider schon ausverkauft
versandkostenfrei
Buch
9.95 €
- Lastschrift, Kreditkarte, Paypal, Rechnung
- Kostenlose Rücksendung
Produktdetails
Produktinformationen zu „Die Wundertäter “
Von Speer bis Erhard - die Macher des Wirtschaftswunders
Während die meisten Deutschen nach 1945 damit beschäftigt waren, die Folgen des Krieges zu bewältigen, kümmerte sich eine kleine Gruppe von einflussreichen Männern um den wirtschaftlichen Wiederaufbau - und um den Fortgang ihrer eigenen Karrieren. Die bekannte Journalistin Nina Grunenberg erzählt die Geschichte dieser "Wundertäter", ihren Aufstieg im Nationalsozialismus und ihre prägende Wirkung auf die Bundesrepublik.
"Arbeiten, anpacken, aufbauen" - dieses Wort Josef Neckermanns war die Parole jener Männer, die Westdeutschlands Wirtschaft auf den Trümmern des "Dritten Reichs" wieder aufrichteten. Nina Grunenberg hat erstmals ihre Geschichte aufgeschrieben. Die wirtschaftspolitischen Anfänge der Bundesrepublik erscheinen so in einem neuen Licht.
Die "Wundertäter" - das waren selbstbewusste, kantige Gestalten, von den Erfahrungen des Krieges geprägt, zum Erfolg entschlossen. Die Tatsache, dass sie allesamt "Männer mit Vergangenheit" waren, machte sie nach 1945 für den Wiederaufbau so wertvoll - und anfechtbar zugleich. Es war eben nicht das erste Mal, dass sie Karriere machten. Noch im Kaiserreich zur Welt gekommen hatten sie an der "Heimatfront" für Hitlers Endsieg gekämpft. Nun arbeiteten sie am Wirtschaftswunder. Die Zahl der wirklich Einflussreichen war immer klein. Man blieb unter sich und pflegte die altbewährten Beziehungen.
Von A wie Abs bis Z wie Zangen - das Lebenswerk der "Wundertäter" erfährt heute eine späte, unvermutete und unreflektierte Renaissance und wird von Politikern aller Couleur als vorbildlich gerühmt. Höchste Zeit also, sich der Hintergründe und tatsächlichen Gestalter des sogenannten Wirtschaftswunders zu erinnern, ohne die der wirtschaftliche Aufstieg nun einmal nicht zu haben war.
Die erste gut erzählte Geschichte des Wirtschaftswunders.
Während die meisten Deutschen nach 1945 damit beschäftigt waren, die Folgen des Krieges zu bewältigen, kümmerte sich eine kleine Gruppe von einflussreichen Männern um den wirtschaftlichen Wiederaufbau - und um den Fortgang ihrer eigenen Karrieren. Die bekannte Journalistin Nina Grunenberg erzählt die Geschichte dieser "Wundertäter", ihren Aufstieg im Nationalsozialismus und ihre prägende Wirkung auf die Bundesrepublik.
"Arbeiten, anpacken, aufbauen" - dieses Wort Josef Neckermanns war die Parole jener Männer, die Westdeutschlands Wirtschaft auf den Trümmern des "Dritten Reichs" wieder aufrichteten. Nina Grunenberg hat erstmals ihre Geschichte aufgeschrieben. Die wirtschaftspolitischen Anfänge der Bundesrepublik erscheinen so in einem neuen Licht.
Die "Wundertäter" - das waren selbstbewusste, kantige Gestalten, von den Erfahrungen des Krieges geprägt, zum Erfolg entschlossen. Die Tatsache, dass sie allesamt "Männer mit Vergangenheit" waren, machte sie nach 1945 für den Wiederaufbau so wertvoll - und anfechtbar zugleich. Es war eben nicht das erste Mal, dass sie Karriere machten. Noch im Kaiserreich zur Welt gekommen hatten sie an der "Heimatfront" für Hitlers Endsieg gekämpft. Nun arbeiteten sie am Wirtschaftswunder. Die Zahl der wirklich Einflussreichen war immer klein. Man blieb unter sich und pflegte die altbewährten Beziehungen.
Von A wie Abs bis Z wie Zangen - das Lebenswerk der "Wundertäter" erfährt heute eine späte, unvermutete und unreflektierte Renaissance und wird von Politikern aller Couleur als vorbildlich gerühmt. Höchste Zeit also, sich der Hintergründe und tatsächlichen Gestalter des sogenannten Wirtschaftswunders zu erinnern, ohne die der wirtschaftliche Aufstieg nun einmal nicht zu haben war.
Die erste gut erzählte Geschichte des Wirtschaftswunders.
Klappentext zu „Die Wundertäter “
Während die meisten Deutschen nach 1945 damit beschäftigt waren, die Folgen des Krieges zu bewältigen, kümmerte sich eine kleine Gruppe von einflussreichen Männern um den wirtschaftlichen Wiederaufbau und um den Fortgang ihrer eigenen Karrieren. Die bekannte Journalistin Nina Grunenberg erzählt die Geschichte dieser Wundertäter , ihren Aufstieg im Nationalsozialismus und ihre prägende Wirkung auf die Bundesrepublik. Arbeiten, anpacken, aufbauen dieses Wort Josef Neckermanns war die Parole jener Männer, die Westdeutschlands Wirtschaft auf den Trümmern des Dritten Reichs wieder aufrichteten. Nina Grunenberg hat erstmals ihre Geschichte aufgeschrieben. Die wirtschaftspolitischen Anfänge der Bundesrepublik erscheinen so in einem neuen Licht.Die Wundertäter das waren selbstbewusste, kantige Gestalten, von den Erfahrungen des Krieges geprägt, zum Erfolg entschlossen. Die Tatsache, dass sie allesamt Männer mit Vergangenheit waren, machte sie nach 1945 für den Wiederaufbau so wertvoll und anfechtbar zugleich. Es war eben nicht das erste Mal, dass sie Karriere machten. Noch im Kaiserreich zur Welt gekommen hatten sie an der Heimatfront für Hitlers Endsieg gekämpft. Nun arbeiteten sie am Wirtschaftswunder. Die Zahl der wirklich Einflussreichen war immer klein. Man blieb unter sich und pflegte die altbewährten Beziehungen.
Von Speer bis Erhard - die Macher des Wirtschaftswunders
Während die meisten Deutschen nach 1945 damit beschäftigt waren, die Folgen des Krieges zu bewältigen, kümmerte sich eine kleine Gruppe von einflussreichen Männern um den wirtschaftlichen Wiederaufbau - und um den Fortgang ihrer eigenen Karrieren. Die bekannte Journalistin Nina Grunenberg erzählt die Geschichte dieser 'Wundertäter', ihren Aufstieg im Nationalsozialismus und ihre prägende Wirkung auf die Bundesrepublik.
'Arbeiten, anpacken, aufbauen' - dieses Wort Josef Neckermanns war die Parole jener Männer, die Westdeutschlands Wirtschaft auf den Trümmern des 'Dritten Reichs' wieder aufrichteten. Nina Grunenberg hat erstmals ihre Geschichte aufgeschrieben. Die wirtschaftspolitischen Anfänge der Bundesrepublik erscheinen so in einem neuen Licht.
Die 'Wundertäter' - das waren selbstbewusste, kantige Gestalten, von den Erfahrungen des Krieges geprägt, zum Erfolg entschlossen. Die Tatsache, dass sie allesamt 'Männer mit Vergangenheit' waren, machte sie nach 1945 für den Wiederaufbau so wertvoll - und anfechtbar zugleich. Es war eben nicht das erste Mal, dass sie Karriere machten. Noch im Kaiserreich zur Welt gekommen hatten sie an der 'Heimatfront' für Hitlers Endsieg gekämpft. Nun arbeiteten sie am Wirtschaftswunder. Die Zahl der wirklich Einflussreichen war immer klein. Man blieb unter sich und pflegte die altbewährten Beziehungen.
Von A wie Abs bis Z wie Zangen - das Lebenswerk der 'Wundertäter' erfährt heute eine späte, unvermutete und unreflektierte Renaissance und wird von Politikern aller Couleur als vorbildlich gerühmt. Höchste Zeit also, sich der Hintergründe und tatsächlichen Gestalter des sogenannten Wirtschaftswunders zu erinnern, ohne die der wirtschaftliche Aufstieg nun einmal nicht zu haben war.
Die erste gut erzählte Geschichte des Wirtschaftswunders.
"Gründlich recherchiert, glänzend geschrieben, legt Nina Grunenberg eine Studie vor, die auch jeder Nichtökonom versteht, und sie schließt endlich eine letzte große Lücke, die trotz einer Flut zeitgeschichtlicher Untersuchungen bis heute bestand." - Züricher Tagesanzeiger
"Eine ehrliche und ungeschönte Biographie." - Der Tagesspiegel
"Flott und klar - kein Wunder, die 70jährige Journalistin gehört zu den profiliertesten Federn der Wochenzeitung 'Die Zeit'".Deutschlandradio Kultur
Während die meisten Deutschen nach 1945 damit beschäftigt waren, die Folgen des Krieges zu bewältigen, kümmerte sich eine kleine Gruppe von einflussreichen Männern um den wirtschaftlichen Wiederaufbau - und um den Fortgang ihrer eigenen Karrieren. Die bekannte Journalistin Nina Grunenberg erzählt die Geschichte dieser 'Wundertäter', ihren Aufstieg im Nationalsozialismus und ihre prägende Wirkung auf die Bundesrepublik.
'Arbeiten, anpacken, aufbauen' - dieses Wort Josef Neckermanns war die Parole jener Männer, die Westdeutschlands Wirtschaft auf den Trümmern des 'Dritten Reichs' wieder aufrichteten. Nina Grunenberg hat erstmals ihre Geschichte aufgeschrieben. Die wirtschaftspolitischen Anfänge der Bundesrepublik erscheinen so in einem neuen Licht.
Die 'Wundertäter' - das waren selbstbewusste, kantige Gestalten, von den Erfahrungen des Krieges geprägt, zum Erfolg entschlossen. Die Tatsache, dass sie allesamt 'Männer mit Vergangenheit' waren, machte sie nach 1945 für den Wiederaufbau so wertvoll - und anfechtbar zugleich. Es war eben nicht das erste Mal, dass sie Karriere machten. Noch im Kaiserreich zur Welt gekommen hatten sie an der 'Heimatfront' für Hitlers Endsieg gekämpft. Nun arbeiteten sie am Wirtschaftswunder. Die Zahl der wirklich Einflussreichen war immer klein. Man blieb unter sich und pflegte die altbewährten Beziehungen.
Von A wie Abs bis Z wie Zangen - das Lebenswerk der 'Wundertäter' erfährt heute eine späte, unvermutete und unreflektierte Renaissance und wird von Politikern aller Couleur als vorbildlich gerühmt. Höchste Zeit also, sich der Hintergründe und tatsächlichen Gestalter des sogenannten Wirtschaftswunders zu erinnern, ohne die der wirtschaftliche Aufstieg nun einmal nicht zu haben war.
Die erste gut erzählte Geschichte des Wirtschaftswunders.
"Gründlich recherchiert, glänzend geschrieben, legt Nina Grunenberg eine Studie vor, die auch jeder Nichtökonom versteht, und sie schließt endlich eine letzte große Lücke, die trotz einer Flut zeitgeschichtlicher Untersuchungen bis heute bestand." - Züricher Tagesanzeiger
"Eine ehrliche und ungeschönte Biographie." - Der Tagesspiegel
"Flott und klar - kein Wunder, die 70jährige Journalistin gehört zu den profiliertesten Federn der Wochenzeitung 'Die Zeit'".Deutschlandradio Kultur
Lese-Probe zu „Die Wundertäter “
Wir Deutsche lieben Wunder. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel macht da keine Ausnahme. In ihrem erklärten Bestreben, Deutschland in puncto Wachstum, Beschäftigung und Wohlstand binnen zehn Jahren wieder unter die ersten Drei in Europa zu führen, beruft sie sich gern auf Ludwig Erhards "soziale Marktwirtschaft". Die Kernsätze Erhards, so versicherte sie am 25. Januar 2006 auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos, hätten für sie "nichts, aber auch gar nichts an Aktualität verloren". Angela Merkel verrät ihren Zuhörern auch den Grund dafür: "Daraus entstand das, was man in Deutschland das Wirtschaftswunder nennt." In ihrer ersten Regierungserklärung am 30. November 2005 hatte die Kanzlerin den Mitgliedern des Deutschen Bundestags eine rhetorische Frage gestellt: "Warum soll uns das, was uns früher und was uns zu Beginn dieser Bundesrepublik Deutschland, in den ersten Gründerjahren, gelungen ist, heute, in den - wie ich sage - zweiten Gründerjahren, nicht wieder gelingen?" Zweite Gründerjahre also, gar ein neues "Wirtschaftswunder"? Ludwig Erhard, der 1977 im Alter von achtzig Jahren starb, ist für die Westdeutschen noch dreißig Jahre nach seinem Tod das Symbol ihres fulminanten Wiederaufstiegs nach dem Zweiten Weltkrieg. Mit der unbekümmerten Inanspruchnahme seiner Person durch die gegenwärtige Regierung hätte er jedoch seine Schwierigkeiten gehabt. Allein das Wort "Wirtschaftswunder" bereitete ihm heftiges Unbehagen. Überhaupt war das Wirken übersinnlicher Mächte seine Sache nie, schon gar nicht in seiner unbestrittenen Domäne, der Wirtschaftswissenschaft. Er hielt sich an Tatsachen, Zahlen und Fakten."An Wunder aber vermag ich gerade im Bereich der Wirtschaft nicht zu glauben", hatte der nüchterne Ökonom am 21. Juni 1948 den hungernden Deutschen in einer Rundfunkansprache zugerufen. Danach kündigte er die sofortige Auflösung von bisher geltenden Preisbindungen an, um, wie er sagte, "dem Wettbewerb und der daraus resultierenden Preissenkung Raum zu
... mehr
geben".
Erhards Appell kam genau zum richtigen Zeitpunkt. Am Vortag hatten die Bewohner der drei Westzonen "richtiges" Geld erhalten. Erhard ging es vor allem darum, im deutschen Volk das Vertrauen in die neue Währung, die D-Mark, zu wecken und dem Geld wieder seine eigentliche Funktion zurückzugeben. Für jeden Deutschen in den drei Westzonen waren 60 Deutsche Mark "Kopfgeld" vorgesehen, von dem am 20. Juni 40 DM ausgegeben wurden. Die Betriebe erhielten Mittel, um Löhne und Gehälter auszuzahlen. Die meisten Verbindlichkeiten wurden im Verhältnis 100 : 10 umgestellt. Ein Witzbold bei "News Chronicle" registrierte, daß in "dieser Woche die stabilste Währung in Europa zerstört wurde": die Währung der Zigarette.
Als dann in der letzten Juniwoche 1948 der berühmte "Schaufenstereffekt" eintrat und sich die armseligen Läden plötzlich mit den erstaunlichsten, lange entbehrten Waren füllten, waren die Deutschen überwältigt. So ist es auch nicht verwunderlich, daß in diesen Tagen die ersten Zeitgenossen begannen, ein "Wunder" für diesen phänomenalen Wandel verantwortlich zu machen. Oder war es etwa kein Wunder, daß die D-Mark der "Lucky Strike" ihren Rang als Leitwährung ablief?
Selbst die unerschütterlichsten Optimisten konnten im Sommer des Jahres 1948 nicht vorhersehen, daß die skeptisch begrüßte Deutsche Mark binnen einem Jahrzehnt zur härtesten Währung in Europa aufsteigen sollte. Als es dann soweit war, sprach bereits die ganze Welt vom "deutschen Wirtschaftswunder". Es war die erste Vokabel, die nach "Achtung" und "Blitzkrieg" den Sprung in den Fremdwortschatz der benachbarten Völker schaffte.
Der rasante Aufstieg eines zerstörten, von Hitlers Diktatur ruinierten, von der Welt geächteten (und obendrein drastisch verkleinerten) Landes zur führenden Wirtschaftsmacht des Kontinents - wie war er anders zu erklären als durch ein Wunder? Der erste Politiker, der nach 1945 öffentlich über Irrationales spekulierte, war Heinrich Pünder, der dem Wirtschaftsverwaltungsrat der britisch-amerikanischen Bizone vorsaß: "Es ist fast wie ein Wunder", staunte er Ende August 1948 über den allgemeinen Aufwärtstrend.
Merkwürdig, daß die Deutschen der "Zusammenbruchsgesellschaft" anno 1945 von "Wundern" überhaupt noch etwas hören wollten. Eigentlich hätten sie davon ein für allemal kuriert sein müssen. Nur allzugern hatten sie sich im Inferno des Krieges am Mythos der "Wunderwaffen" aufgerichtet. Ihr baldiger Einsatz, von Propagandaminister Joseph Goebbels unermüdlich angekündigt, sollte den "Endsieg" bringen. Daß die "Wunderwaffen", wie fast alles in den zwölf Jahren der Nazidiktatur, nur fauler Zauber waren, begriff die Mehrheit der Zeitgenossen erst hinterher.
Mit "Wundern" scheint es in der deutschen Geschichte eine besondere Bewandtnis zu haben. Das "Mirakel des Hauses Brandenburg", der plötzliche Tod der Zarin Elisabeth Anfang Januar 1762, bewahrte Friedrich den Großen vor der Niederlage im Siebenjährigen Krieg und dem für diesen Fall geplanten Selbstmord. Ganz ähnlich hoffte auch der in seinem Bunker vor sich hin phantasierende Hitler bei der Nachricht vom Tode Roosevelts auf ein Mirakel in eigener Sache.
In der Serie der "braunen" Wunder stand an erster Stelle Albert Speers vermeintliches "Rüstungswunder", der explosionsartige Anstieg der Kriegsproduktion. "Wir müssen nur noch ein Jahr durchstehen", sagte er im Januar 1945, "dann haben wir den Krieg gewonnen." Noch in den Verhören durch die Amerikaner zeigte sich Speer von sich selbst beeindruckt, als er auf seine Erfolge verwies.
Aber auch ein "Wirtschaftswunder" hatte es bei den Nazis schon einmal gegeben. 1936 erschien im Amsterdamer Querido Verlag ein Buch des emigrierten Redakteurs des "Berliner Tageblatts" Hans Erich Priester. Es trug den Titel "Das deutsche Wirtschaftswunder". Der Autor beschrieb darin die Wirtschafts- und Finanzpolitik des "Dritten Reiches" und ihren offensichtlichen Erfolg: Die Arbeitslosen verschwanden von der Straße. Nur wenige sahen damals, daß die deutsche Wirtschaft ihren Aufschwung ganz wesentlich dem Aufschwung in den USA dankte.
Auch die größten Wunder haben in der Regel natürliche Ursachen. Wunder gibt es nicht, bestätigen denn auch die Ökonomen und weisen mühelos nach, daß der Aufstieg Nachkriegsdeutschlands dem Zusammentreffen richtiger Entscheidungen, günstiger Umstände und glücklicher Fügungen zu verdanken sei.
Aber wer traf diese Entscheidungen? Wer sorgte für diese außergewöhnliche deutsche success story, die selbst kühlen Beobachtern im In- und Ausland fast einhellig wie ein "Wunder" vorkam? Bundeskanzler Konrad Adenauer und Wirtschaftsminister Ludwig Erhard stellten die entscheidenden Weichen und profitierten politisch vom ökonomischen Aufschwung. Aber am Schwungrad der deutschen Wirtschaft standen sie nicht. Die Bundesrepublik Deutschland glich, so formulierte einmal der bekannte Historiker Werner Abelshauser, "lange einer erfolgreichen Wirtschaft auf der Suche nach ihrem politischen Daseinszweck".
Die Wundertäter - wer waren sie? Wer kennt diejenigen, die in den Unternehmen Verantwortung trugen, Erhards marktwirtschaftliches Konzept umsetzten und die gigantische Industrieruine, die von Hitlers Vernichtungskrieg übriggeblieben war, zu neuem Leben erweckten? Wie dachten sie, wie tickten sie, was gab ihnen Zuversicht, trieb sie an? Gerade weil diese Fragen so naheliegen, ist es erstaunlich, daß sie bisher so gut wie gar nicht gestellt, geschweige denn in einem größeren Zusammenhang beantwortet wurden. "5000 Zeithistoriker in Deutschland - und keiner, der sie mal gefragt hätte, als sie noch lebten",6 empörte sich Joachim Fest mit Recht.
Nach wie vor tauchen die Namen der tatsächlichen Macher des "Wirtschaftswunders" in den voluminösen Geschichtswerken der Historikerzunft bestenfalls am Rande auf. Ihr Wirken wird stiefmütterlich behandelt. Offensichtlich nehmen sie auf der Prioritätenliste der westdeutschen Historiker keine vorderen Plätze ein, was bis in die späten 1960er Jahre hinein auch mit ihrer tiefen Verstrickung in den nationalsozialistischen Sumpf zu tun hatte. Der Blick über die imaginäre "Stunde Null" hinweg in die Abgründe der Vergangenheit wurde nach Möglichkeit vermieden, von den Historikern, aber vor allem von den Protagonisten selbst, die ihre Spuren in den Führungsetagen des "Dritten Reiches" mehr oder minder absichtsvoll verwischten.
Bis auf wenige Ausnahmen leben die Männer, die hinter dem "Wunder" standen, heute nicht mehr. Da ihre Generation zeitlebens großen Wert auf Verschwiegenheit und Diskretion legte, überrascht es nicht, daß sie in eigener Sache wenig Schriftliches hinterließen. "Nur nichts Geschriebenes", hieß es in ihren Kreisen, und wenn doch, dann "nichts Unterschriebenes". Was sie sich zu sagen hatten, erledigten sie unter vier Augen. Geordnete Nachlässe mit Gedanken und Erinnerungen, mit Zeugnissen über die privaten, gesellschaftlichen, gar politischen Motivationen ihres Handelns sind sehr selten. Dafür wimmelt es in den Archiven der Unternehmen von Jagdeinladungen und tiefempfundenen Dankschreiben für viele "schöne Hirschbrunfterlebnisse". In den Memoiren, die einige von ihnen schrieben oder schreiben ließen, fällt vor allem eines auf: Das Jahr 1945 spielte darin kaum eine Rolle. Darüber sprach man entweder nicht oder erst viel später, dann aber merkwürdig verquer. Bei einem Herrenabend zu Ehren von Hans-Günther Sohl würdigte der CDU-Politiker Kurt Birrenbach 1965 Sohls Einsatz während der Kriegsjahre und sagte dann: "Die Zeit von 1945 bis 1948 sollten wir aus bitterer Erinnerung außer acht lassen. Sie haben, lieber Herr Sohl, kein Ressentiment gehabt - la guerre c'est la guerre -, man muß in die Zukunft blicken, und dieses haben Sie getan." Sohl symbolisierte fünfundzwanzig Jahre Thyssen: Als er im Unternehmen anfing, war es Teil der Vereinigten Stahlwerke, 1945 bis 1953 bestand das Unternehmen aus seiner Person. 1953 wurde die August-Thyssen-Hütte (ATH) neugegründet. So wie der Name Sohl für Thyssen stand, so repräsentierten Hermann J. Abs die Deutsche Bank, Wilhelm Zangen Mannesmann oder Karl Winnacker die Hoechst AG.
Die Wirtschaftsführer, die Westdeutschland aus den Trümmern des Nationalsozialismus aufbauten, waren Männer, die es in sich hatten: farbige, knorrige Figuren, kein glattes Holz, jeder auf seine Weise unverwechselbar. Der Begriff "Manager" war ihnen fremd.
Über einen Kamm zu scheren sind sie nicht, was dem Versuch einer "Kollektivbiographie" - das Wort ist ein Widerspruch in sich - natürliche Grenzen zieht. Doch es gibt Gemeinsamkeiten. Die Wundertäter waren ausnahmslos im Deutschen Kaiserreich zur Welt gekommen, die meisten zwischen 1880 und 1910. Allesamt waren sie fest in der vermeintlichen Sekurität des wilhelminischen Deutschland verwurzelt. Danach allerdings wurde ihnen - mit dem Ersten Weltkrieg, Weimar, Hitler und dem Zweiten Weltkrieg - ein Pensum auferlegt wie keiner anderen Generation.
Mit der gedanklichen Verarbeitung des Geschehenen wären sie wohl selbst dann nur schwer hinterhergekommen, wenn sie nichts anderes zu tun gehabt hätten. Sie dachten meist patriarchalisch, ständestaatlich, antikommunistisch; politisch waren sie rechts bis rechts außen angesiedelt. Den Nationalsozialismus hatten die meisten von ihnen anfangs begrüßt. Autoritäre Herrschaftsstrukturen befürworteten sie nicht nur, weil sie hofften, damit wieder an Deutschlands ehemalige Größe anknüpfen zu können - sie versprachen sich davon vor allem gute Geschäfte. Nur die allerwenigsten, wie der Gründersohn Fritz Thyssen, der mit Hitler brach und 1939 emigrierte, fanden im Laufe der Jahre die Kraft, sich innerlich und äußerlich konsequent vom Nazi-Regime loszusagen.
Hinterher hakten sie die zwölf Hitlerjahre ungerührt als "accident de parcours" ab und machten weiter, sobald ihre "Entnazifizierung" abgeschlossen war und die Alliierten grünes Licht gaben. Ihr geistiger Bezugspunkt war und blieb die Vorkriegszeit.
Was die deutsche Wirtschaft produziert hatte, war Weltstandard gewesen. Zumindest ihr Können und ihre Erfahrung konnte ihnen niemand absprechen, auch die Sieger nicht, die im Gegenteil schon bald auf sie angewiesen waren. Das war Balsam für ihr lädiertes Selbstbewußtsein. Daß sie keineswegs aus dem Nichts kamen, sondern durch die Bank Männer mit Vergangenheit waren, machte sie erfolgreich, unentbehrlich - und anfechtbar zugleich. Es war eben nicht das erste Mal, daß sie Deutschland einen Aufschwung bescherten, und auch nicht das erste Mal, daß sie Karriere machten. Wie im Fall des 1901 geborenen Bankiers Hermann Josef Abs, den der "Spiegel" 1958 als "Erzengel des bundesrepublikanischen Großkapitals" porträtierte, lag oft nicht einmal ein Bruch, allenfalls eine kurze Pause, zwischen der Karriere vor und der nach 1945. Deutlich länger und unbequemer gestaltete sich die Unterbrechung nur für Alfred Krupp von Bohlen und Halbach, Jahrgang 1907, in Nürnberg zu 12 Jahren Gefängnis verurteilt, und für Friedrich Flick, Jahrgang 1883, der in Nürnberg zu sieben Jahren verurteilt wurde. Während der Krupp-Erbe, 1951 vorzeitig entlassen, als müder Mann zurückkehrte, reichten die Kräfte des berüchtigten Konzernschmieds Flick, der schon von Hitlers Krieg ordentlich profitiert hatte, aus, um danach noch einmal zum reichsten Mann des Landes aufzusteigen.
Daß mit einer politisch so diskreditierten Mannschaft in völlig verfahrener Lage eine florierende Wirtschaft und ein prosperierender Staat aufgebaut werden konnte, mit einem Staatsvolk, das die ihm von den westlichen Siegern eingeräumte Chance zur Demokratisierung dankbar nutzte: Das darf man als eigentliches Wunder betrachten.
Aber es war wie ein Fluch. Wohin auch immer die Wundertäter der frühen Jahre kamen, welche Geschäfte sie abschlossen, welche Gewinne sie einfuhren, nach der Vertragsunterzeichnung, "bei der dritten Flasche Champagner", so Eberhard von Brauchitsch, "konnte auch schon einmal die Frage auftauchen: 'Was haben Sie eigentlich im Krieg gemacht?' Diese Frage war Teil des Schicksals meiner Generation."
Die "Langen Fünfziger", die sich im Kalender der Historikerzunft vom Ende der vierziger bis in die Mitte der sechziger Jahre hineinziehen - sie sind heute wieder populär. Aufwendige Titelgeschichten und Fernsehdokumentationen erzählen uns "Wie wir wurden, was wir sind". Vergangen und vergessen die Zeit, als den Deutschen ihr erstes Nachkriegsjahrzehnt noch peinlich war, ihnen als Inbegriff kleinbürgerlicher Enge und miefigen Spießertums vorkam. Hans Magnus Enzensberger machte aus seiner Verachtung keinen Hehl: "Was habe ich hier zu suchen, in dieser Schlachtschüssel, diesem Schlaraffenland, wo es aufwärts geht, aber nicht vorwärts" (Landessprache, 1960).
Heute werden diese Fünfziger als gute alte Zeit verklärt. Wer wollte nicht, daß es mit Deutschland wieder aufwärts geht? Es muß ja nicht gleich wieder ein Schlaraffenland sein. Viele wären schon mit einem sicheren Arbeitsplatz zufrieden. Die Massenarbeitslosigkeit, das Grundübel der gegenwärtigen Gesellschaft, hat sich allen vollmundigen Versprechungen des letzten sozialdemokratischen Bundeskanzlers und seiner amtierenden christdemokratischen Nachfolgerin zum Trotz festgefressen. Eine Wende zum Besseren scheint nicht in Sicht. Die Vollbeschäftigung der Adenauer-Ära - muß sie den um ihren Lebensunterhalt bangenden Deutschen nicht als ferne Glücksverheißung erscheinen?
Die Wundertäter von damals - sie spielen bei all der Nostalgie kaum eine Rolle. Dabei war es hauptsächlich ihrer Energie zu verdanken, daß gut sechzig Millionen Westdeutsche zwanzig Jahre nach dem Krieg nicht nur wohlhabend, sondern vor der Weltöffentlichkeit in einem Maße rehabilitiert waren, wie es 1945 niemand mehr für möglich gehalten hätte.
Über die Aufbaujahre der deutschen Wirtschaft kann man nicht reden, ohne an die Persönlichkeiten zu erinnern, die das Wirtschaftswunder verkörperten. Der Kreis der wirklich Einflußreichen war klein. Er umfaßte je nach Definition ein Dutzend, allenfalls zwanzig Akteure. Im Jahre 1962, als die Wundertäter im Zenit ihrer zweiten Karriere standen und das abermalige "deutsche Wirtschaftswunder" schon wieder zu Ende ging, bilanzierte Ralf Dahrendorf, damals noch Soziologieprofessor in Tübingen: "Die unbekannteste Führungsgruppe der deutschen Gesellschaft der Bundesrepublik ist die, die ihr zugleich mindestens äußerlich das Gepräge gibt: die wirtschaftliche Oberschicht, die als Schöpfer und Nutznießer des Wirtschaftswunders die neue Gesellschaft vor allem kennzeichnet."
Die Wirtschafts- und Finanzgewaltigen der bundesdeutschen Gründerzeit, von A wie Abs bis Z wie Zangen, sind inzwischen fast alle verstorben und vergessen, und das, obwohl sie ein staunenswertes Stück Zeitgeschichte mitschrieben und sich darauf viel zugute hielten. Wer kann heute noch etwas mit Namen wie Heinrich Kost, Carl Wurster, Ulrich Haberland, Heinrich Nordhoff oder Willy H. Schlieker anfangen?Daß das Lebenswerk dieser Wundertäter gerade eine späte, unvermutete und unreflektierte Renaissance erlebt und von Politikern aller Couleur in seltener Einhelligkeit, wenn auch höchst verschwommen, gepriesen wird, ist nur ein Grund mehr, sich der historischen Gestalten zu erinnern, ohne die der Wiederaufbau und das "Wirtschaftswunder" nun einmal nicht zu haben waren - im guten wie im schlechten. Ein Rezept für die Lösung der heutigen Krise ist daraus nicht abzulesen. Eines jedoch darf man aus dieser Geschichte lernen: Auch Wunder müssen gemacht werden.
Erhards Appell kam genau zum richtigen Zeitpunkt. Am Vortag hatten die Bewohner der drei Westzonen "richtiges" Geld erhalten. Erhard ging es vor allem darum, im deutschen Volk das Vertrauen in die neue Währung, die D-Mark, zu wecken und dem Geld wieder seine eigentliche Funktion zurückzugeben. Für jeden Deutschen in den drei Westzonen waren 60 Deutsche Mark "Kopfgeld" vorgesehen, von dem am 20. Juni 40 DM ausgegeben wurden. Die Betriebe erhielten Mittel, um Löhne und Gehälter auszuzahlen. Die meisten Verbindlichkeiten wurden im Verhältnis 100 : 10 umgestellt. Ein Witzbold bei "News Chronicle" registrierte, daß in "dieser Woche die stabilste Währung in Europa zerstört wurde": die Währung der Zigarette.
Als dann in der letzten Juniwoche 1948 der berühmte "Schaufenstereffekt" eintrat und sich die armseligen Läden plötzlich mit den erstaunlichsten, lange entbehrten Waren füllten, waren die Deutschen überwältigt. So ist es auch nicht verwunderlich, daß in diesen Tagen die ersten Zeitgenossen begannen, ein "Wunder" für diesen phänomenalen Wandel verantwortlich zu machen. Oder war es etwa kein Wunder, daß die D-Mark der "Lucky Strike" ihren Rang als Leitwährung ablief?
Selbst die unerschütterlichsten Optimisten konnten im Sommer des Jahres 1948 nicht vorhersehen, daß die skeptisch begrüßte Deutsche Mark binnen einem Jahrzehnt zur härtesten Währung in Europa aufsteigen sollte. Als es dann soweit war, sprach bereits die ganze Welt vom "deutschen Wirtschaftswunder". Es war die erste Vokabel, die nach "Achtung" und "Blitzkrieg" den Sprung in den Fremdwortschatz der benachbarten Völker schaffte.
Der rasante Aufstieg eines zerstörten, von Hitlers Diktatur ruinierten, von der Welt geächteten (und obendrein drastisch verkleinerten) Landes zur führenden Wirtschaftsmacht des Kontinents - wie war er anders zu erklären als durch ein Wunder? Der erste Politiker, der nach 1945 öffentlich über Irrationales spekulierte, war Heinrich Pünder, der dem Wirtschaftsverwaltungsrat der britisch-amerikanischen Bizone vorsaß: "Es ist fast wie ein Wunder", staunte er Ende August 1948 über den allgemeinen Aufwärtstrend.
Merkwürdig, daß die Deutschen der "Zusammenbruchsgesellschaft" anno 1945 von "Wundern" überhaupt noch etwas hören wollten. Eigentlich hätten sie davon ein für allemal kuriert sein müssen. Nur allzugern hatten sie sich im Inferno des Krieges am Mythos der "Wunderwaffen" aufgerichtet. Ihr baldiger Einsatz, von Propagandaminister Joseph Goebbels unermüdlich angekündigt, sollte den "Endsieg" bringen. Daß die "Wunderwaffen", wie fast alles in den zwölf Jahren der Nazidiktatur, nur fauler Zauber waren, begriff die Mehrheit der Zeitgenossen erst hinterher.
Mit "Wundern" scheint es in der deutschen Geschichte eine besondere Bewandtnis zu haben. Das "Mirakel des Hauses Brandenburg", der plötzliche Tod der Zarin Elisabeth Anfang Januar 1762, bewahrte Friedrich den Großen vor der Niederlage im Siebenjährigen Krieg und dem für diesen Fall geplanten Selbstmord. Ganz ähnlich hoffte auch der in seinem Bunker vor sich hin phantasierende Hitler bei der Nachricht vom Tode Roosevelts auf ein Mirakel in eigener Sache.
In der Serie der "braunen" Wunder stand an erster Stelle Albert Speers vermeintliches "Rüstungswunder", der explosionsartige Anstieg der Kriegsproduktion. "Wir müssen nur noch ein Jahr durchstehen", sagte er im Januar 1945, "dann haben wir den Krieg gewonnen." Noch in den Verhören durch die Amerikaner zeigte sich Speer von sich selbst beeindruckt, als er auf seine Erfolge verwies.
Aber auch ein "Wirtschaftswunder" hatte es bei den Nazis schon einmal gegeben. 1936 erschien im Amsterdamer Querido Verlag ein Buch des emigrierten Redakteurs des "Berliner Tageblatts" Hans Erich Priester. Es trug den Titel "Das deutsche Wirtschaftswunder". Der Autor beschrieb darin die Wirtschafts- und Finanzpolitik des "Dritten Reiches" und ihren offensichtlichen Erfolg: Die Arbeitslosen verschwanden von der Straße. Nur wenige sahen damals, daß die deutsche Wirtschaft ihren Aufschwung ganz wesentlich dem Aufschwung in den USA dankte.
Auch die größten Wunder haben in der Regel natürliche Ursachen. Wunder gibt es nicht, bestätigen denn auch die Ökonomen und weisen mühelos nach, daß der Aufstieg Nachkriegsdeutschlands dem Zusammentreffen richtiger Entscheidungen, günstiger Umstände und glücklicher Fügungen zu verdanken sei.
Aber wer traf diese Entscheidungen? Wer sorgte für diese außergewöhnliche deutsche success story, die selbst kühlen Beobachtern im In- und Ausland fast einhellig wie ein "Wunder" vorkam? Bundeskanzler Konrad Adenauer und Wirtschaftsminister Ludwig Erhard stellten die entscheidenden Weichen und profitierten politisch vom ökonomischen Aufschwung. Aber am Schwungrad der deutschen Wirtschaft standen sie nicht. Die Bundesrepublik Deutschland glich, so formulierte einmal der bekannte Historiker Werner Abelshauser, "lange einer erfolgreichen Wirtschaft auf der Suche nach ihrem politischen Daseinszweck".
Die Wundertäter - wer waren sie? Wer kennt diejenigen, die in den Unternehmen Verantwortung trugen, Erhards marktwirtschaftliches Konzept umsetzten und die gigantische Industrieruine, die von Hitlers Vernichtungskrieg übriggeblieben war, zu neuem Leben erweckten? Wie dachten sie, wie tickten sie, was gab ihnen Zuversicht, trieb sie an? Gerade weil diese Fragen so naheliegen, ist es erstaunlich, daß sie bisher so gut wie gar nicht gestellt, geschweige denn in einem größeren Zusammenhang beantwortet wurden. "5000 Zeithistoriker in Deutschland - und keiner, der sie mal gefragt hätte, als sie noch lebten",6 empörte sich Joachim Fest mit Recht.
Nach wie vor tauchen die Namen der tatsächlichen Macher des "Wirtschaftswunders" in den voluminösen Geschichtswerken der Historikerzunft bestenfalls am Rande auf. Ihr Wirken wird stiefmütterlich behandelt. Offensichtlich nehmen sie auf der Prioritätenliste der westdeutschen Historiker keine vorderen Plätze ein, was bis in die späten 1960er Jahre hinein auch mit ihrer tiefen Verstrickung in den nationalsozialistischen Sumpf zu tun hatte. Der Blick über die imaginäre "Stunde Null" hinweg in die Abgründe der Vergangenheit wurde nach Möglichkeit vermieden, von den Historikern, aber vor allem von den Protagonisten selbst, die ihre Spuren in den Führungsetagen des "Dritten Reiches" mehr oder minder absichtsvoll verwischten.
Bis auf wenige Ausnahmen leben die Männer, die hinter dem "Wunder" standen, heute nicht mehr. Da ihre Generation zeitlebens großen Wert auf Verschwiegenheit und Diskretion legte, überrascht es nicht, daß sie in eigener Sache wenig Schriftliches hinterließen. "Nur nichts Geschriebenes", hieß es in ihren Kreisen, und wenn doch, dann "nichts Unterschriebenes". Was sie sich zu sagen hatten, erledigten sie unter vier Augen. Geordnete Nachlässe mit Gedanken und Erinnerungen, mit Zeugnissen über die privaten, gesellschaftlichen, gar politischen Motivationen ihres Handelns sind sehr selten. Dafür wimmelt es in den Archiven der Unternehmen von Jagdeinladungen und tiefempfundenen Dankschreiben für viele "schöne Hirschbrunfterlebnisse". In den Memoiren, die einige von ihnen schrieben oder schreiben ließen, fällt vor allem eines auf: Das Jahr 1945 spielte darin kaum eine Rolle. Darüber sprach man entweder nicht oder erst viel später, dann aber merkwürdig verquer. Bei einem Herrenabend zu Ehren von Hans-Günther Sohl würdigte der CDU-Politiker Kurt Birrenbach 1965 Sohls Einsatz während der Kriegsjahre und sagte dann: "Die Zeit von 1945 bis 1948 sollten wir aus bitterer Erinnerung außer acht lassen. Sie haben, lieber Herr Sohl, kein Ressentiment gehabt - la guerre c'est la guerre -, man muß in die Zukunft blicken, und dieses haben Sie getan." Sohl symbolisierte fünfundzwanzig Jahre Thyssen: Als er im Unternehmen anfing, war es Teil der Vereinigten Stahlwerke, 1945 bis 1953 bestand das Unternehmen aus seiner Person. 1953 wurde die August-Thyssen-Hütte (ATH) neugegründet. So wie der Name Sohl für Thyssen stand, so repräsentierten Hermann J. Abs die Deutsche Bank, Wilhelm Zangen Mannesmann oder Karl Winnacker die Hoechst AG.
Die Wirtschaftsführer, die Westdeutschland aus den Trümmern des Nationalsozialismus aufbauten, waren Männer, die es in sich hatten: farbige, knorrige Figuren, kein glattes Holz, jeder auf seine Weise unverwechselbar. Der Begriff "Manager" war ihnen fremd.
Über einen Kamm zu scheren sind sie nicht, was dem Versuch einer "Kollektivbiographie" - das Wort ist ein Widerspruch in sich - natürliche Grenzen zieht. Doch es gibt Gemeinsamkeiten. Die Wundertäter waren ausnahmslos im Deutschen Kaiserreich zur Welt gekommen, die meisten zwischen 1880 und 1910. Allesamt waren sie fest in der vermeintlichen Sekurität des wilhelminischen Deutschland verwurzelt. Danach allerdings wurde ihnen - mit dem Ersten Weltkrieg, Weimar, Hitler und dem Zweiten Weltkrieg - ein Pensum auferlegt wie keiner anderen Generation.
Mit der gedanklichen Verarbeitung des Geschehenen wären sie wohl selbst dann nur schwer hinterhergekommen, wenn sie nichts anderes zu tun gehabt hätten. Sie dachten meist patriarchalisch, ständestaatlich, antikommunistisch; politisch waren sie rechts bis rechts außen angesiedelt. Den Nationalsozialismus hatten die meisten von ihnen anfangs begrüßt. Autoritäre Herrschaftsstrukturen befürworteten sie nicht nur, weil sie hofften, damit wieder an Deutschlands ehemalige Größe anknüpfen zu können - sie versprachen sich davon vor allem gute Geschäfte. Nur die allerwenigsten, wie der Gründersohn Fritz Thyssen, der mit Hitler brach und 1939 emigrierte, fanden im Laufe der Jahre die Kraft, sich innerlich und äußerlich konsequent vom Nazi-Regime loszusagen.
Hinterher hakten sie die zwölf Hitlerjahre ungerührt als "accident de parcours" ab und machten weiter, sobald ihre "Entnazifizierung" abgeschlossen war und die Alliierten grünes Licht gaben. Ihr geistiger Bezugspunkt war und blieb die Vorkriegszeit.
Was die deutsche Wirtschaft produziert hatte, war Weltstandard gewesen. Zumindest ihr Können und ihre Erfahrung konnte ihnen niemand absprechen, auch die Sieger nicht, die im Gegenteil schon bald auf sie angewiesen waren. Das war Balsam für ihr lädiertes Selbstbewußtsein. Daß sie keineswegs aus dem Nichts kamen, sondern durch die Bank Männer mit Vergangenheit waren, machte sie erfolgreich, unentbehrlich - und anfechtbar zugleich. Es war eben nicht das erste Mal, daß sie Deutschland einen Aufschwung bescherten, und auch nicht das erste Mal, daß sie Karriere machten. Wie im Fall des 1901 geborenen Bankiers Hermann Josef Abs, den der "Spiegel" 1958 als "Erzengel des bundesrepublikanischen Großkapitals" porträtierte, lag oft nicht einmal ein Bruch, allenfalls eine kurze Pause, zwischen der Karriere vor und der nach 1945. Deutlich länger und unbequemer gestaltete sich die Unterbrechung nur für Alfred Krupp von Bohlen und Halbach, Jahrgang 1907, in Nürnberg zu 12 Jahren Gefängnis verurteilt, und für Friedrich Flick, Jahrgang 1883, der in Nürnberg zu sieben Jahren verurteilt wurde. Während der Krupp-Erbe, 1951 vorzeitig entlassen, als müder Mann zurückkehrte, reichten die Kräfte des berüchtigten Konzernschmieds Flick, der schon von Hitlers Krieg ordentlich profitiert hatte, aus, um danach noch einmal zum reichsten Mann des Landes aufzusteigen.
Daß mit einer politisch so diskreditierten Mannschaft in völlig verfahrener Lage eine florierende Wirtschaft und ein prosperierender Staat aufgebaut werden konnte, mit einem Staatsvolk, das die ihm von den westlichen Siegern eingeräumte Chance zur Demokratisierung dankbar nutzte: Das darf man als eigentliches Wunder betrachten.
Aber es war wie ein Fluch. Wohin auch immer die Wundertäter der frühen Jahre kamen, welche Geschäfte sie abschlossen, welche Gewinne sie einfuhren, nach der Vertragsunterzeichnung, "bei der dritten Flasche Champagner", so Eberhard von Brauchitsch, "konnte auch schon einmal die Frage auftauchen: 'Was haben Sie eigentlich im Krieg gemacht?' Diese Frage war Teil des Schicksals meiner Generation."
Die "Langen Fünfziger", die sich im Kalender der Historikerzunft vom Ende der vierziger bis in die Mitte der sechziger Jahre hineinziehen - sie sind heute wieder populär. Aufwendige Titelgeschichten und Fernsehdokumentationen erzählen uns "Wie wir wurden, was wir sind". Vergangen und vergessen die Zeit, als den Deutschen ihr erstes Nachkriegsjahrzehnt noch peinlich war, ihnen als Inbegriff kleinbürgerlicher Enge und miefigen Spießertums vorkam. Hans Magnus Enzensberger machte aus seiner Verachtung keinen Hehl: "Was habe ich hier zu suchen, in dieser Schlachtschüssel, diesem Schlaraffenland, wo es aufwärts geht, aber nicht vorwärts" (Landessprache, 1960).
Heute werden diese Fünfziger als gute alte Zeit verklärt. Wer wollte nicht, daß es mit Deutschland wieder aufwärts geht? Es muß ja nicht gleich wieder ein Schlaraffenland sein. Viele wären schon mit einem sicheren Arbeitsplatz zufrieden. Die Massenarbeitslosigkeit, das Grundübel der gegenwärtigen Gesellschaft, hat sich allen vollmundigen Versprechungen des letzten sozialdemokratischen Bundeskanzlers und seiner amtierenden christdemokratischen Nachfolgerin zum Trotz festgefressen. Eine Wende zum Besseren scheint nicht in Sicht. Die Vollbeschäftigung der Adenauer-Ära - muß sie den um ihren Lebensunterhalt bangenden Deutschen nicht als ferne Glücksverheißung erscheinen?
Die Wundertäter von damals - sie spielen bei all der Nostalgie kaum eine Rolle. Dabei war es hauptsächlich ihrer Energie zu verdanken, daß gut sechzig Millionen Westdeutsche zwanzig Jahre nach dem Krieg nicht nur wohlhabend, sondern vor der Weltöffentlichkeit in einem Maße rehabilitiert waren, wie es 1945 niemand mehr für möglich gehalten hätte.
Über die Aufbaujahre der deutschen Wirtschaft kann man nicht reden, ohne an die Persönlichkeiten zu erinnern, die das Wirtschaftswunder verkörperten. Der Kreis der wirklich Einflußreichen war klein. Er umfaßte je nach Definition ein Dutzend, allenfalls zwanzig Akteure. Im Jahre 1962, als die Wundertäter im Zenit ihrer zweiten Karriere standen und das abermalige "deutsche Wirtschaftswunder" schon wieder zu Ende ging, bilanzierte Ralf Dahrendorf, damals noch Soziologieprofessor in Tübingen: "Die unbekannteste Führungsgruppe der deutschen Gesellschaft der Bundesrepublik ist die, die ihr zugleich mindestens äußerlich das Gepräge gibt: die wirtschaftliche Oberschicht, die als Schöpfer und Nutznießer des Wirtschaftswunders die neue Gesellschaft vor allem kennzeichnet."
Die Wirtschafts- und Finanzgewaltigen der bundesdeutschen Gründerzeit, von A wie Abs bis Z wie Zangen, sind inzwischen fast alle verstorben und vergessen, und das, obwohl sie ein staunenswertes Stück Zeitgeschichte mitschrieben und sich darauf viel zugute hielten. Wer kann heute noch etwas mit Namen wie Heinrich Kost, Carl Wurster, Ulrich Haberland, Heinrich Nordhoff oder Willy H. Schlieker anfangen?Daß das Lebenswerk dieser Wundertäter gerade eine späte, unvermutete und unreflektierte Renaissance erlebt und von Politikern aller Couleur in seltener Einhelligkeit, wenn auch höchst verschwommen, gepriesen wird, ist nur ein Grund mehr, sich der historischen Gestalten zu erinnern, ohne die der Wiederaufbau und das "Wirtschaftswunder" nun einmal nicht zu haben waren - im guten wie im schlechten. Ein Rezept für die Lösung der heutigen Krise ist daraus nicht abzulesen. Eines jedoch darf man aus dieser Geschichte lernen: Auch Wunder müssen gemacht werden.
... weniger
Autoren-Porträt von Nina Grunenberg
Nina Grunenberg, geboren 1936 in Dresden, zählt seit Jahrzehnten zu den bekanntesten und renommiertesten deutschen Journalisten. Seit 1961 gehört sie der Redaktion der "Zeit" an.
Bibliographische Angaben
- Autor: Nina Grunenberg
- 2010, 2. Aufl., 316 Seiten, mit Schwarz-Weiß-Abbildungen, mit Abbildungen, Maße: 14 x 22 cm, Leinen, Deutsch
- Verlag: Siedler
- ISBN-10: 3886807657
- ISBN-13: 9783886807659
Rezension zu „Die Wundertäter “
"Flott und klar - kein Wunder, die 70jährige Journalistin gehört zu den profiliertesten Federn der Wochenzeitung ,Die Zeit'."
Kommentar zu "Die Wundertäter"
0 Gebrauchte Artikel zu „Die Wundertäter“
Zustand | Preis | Porto | Zahlung | Verkäufer | Rating |
---|
Schreiben Sie einen Kommentar zu "Die Wundertäter".
Kommentar verfassen