Die Zeitenläufer - Mit Volldampf ins Mittelalter
Geschichte hautnah erleben!
Die Zeitenläufer Henrik, Lenz, Fenne, Silvester und Cornelia greifen ein! Im geheimen Auftrag ihrer Lehrmeisterin reisen sie durch die Jahrhunderte und verändern den Lauf der Weltgeschichte.
Braunschweig um...
Die Zeitenläufer Henrik, Lenz, Fenne, Silvester und Cornelia greifen ein! Im geheimen Auftrag ihrer Lehrmeisterin reisen sie durch die Jahrhunderte und verändern den Lauf der Weltgeschichte.
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Produktinformationen zu „Die Zeitenläufer - Mit Volldampf ins Mittelalter “
Geschichte hautnah erleben!
Die Zeitenläufer Henrik, Lenz, Fenne, Silvester und Cornelia greifen ein! Im geheimen Auftrag ihrer Lehrmeisterin reisen sie durch die Jahrhunderte und verändern den Lauf der Weltgeschichte.
Braunschweig um 1180: Die Suche nach einem rätselhaften Buch führt die Zeitenspringer Henrik, Lenz und Fenne im mittelalterlichen Deutschland von Köln über Paderborn und Hildesheim nach Braunschweig. Doch je näher sie der Stadt kommen, umso schweigsamer werden die Menschen. Ungeheuerliches ist im Gange: Heinrich der Löwe scheint über unerschöpfliche Geldquellen zu verfügen und es heißt, er kaufe jede Waffe auf, die zu haben ist. Krieg liegt in der Luft! Henrik, Lenz und Fenne geraten mitten hinein in den Machtkampf zwischen Friedrich Barbarossa und seinem Vetter Heinrich dem Löwen - und in die Jagd auf das geheimnisvolle Buch, als sie versuchen, am Rad der Geschichte zu drehen.
Die Zeitenläufer Henrik, Lenz, Fenne, Silvester und Cornelia greifen ein! Im geheimen Auftrag ihrer Lehrmeisterin reisen sie durch die Jahrhunderte und verändern den Lauf der Weltgeschichte.
Braunschweig um 1180: Die Suche nach einem rätselhaften Buch führt die Zeitenspringer Henrik, Lenz und Fenne im mittelalterlichen Deutschland von Köln über Paderborn und Hildesheim nach Braunschweig. Doch je näher sie der Stadt kommen, umso schweigsamer werden die Menschen. Ungeheuerliches ist im Gange: Heinrich der Löwe scheint über unerschöpfliche Geldquellen zu verfügen und es heißt, er kaufe jede Waffe auf, die zu haben ist. Krieg liegt in der Luft! Henrik, Lenz und Fenne geraten mitten hinein in den Machtkampf zwischen Friedrich Barbarossa und seinem Vetter Heinrich dem Löwen - und in die Jagd auf das geheimnisvolle Buch, als sie versuchen, am Rad der Geschichte zu drehen.
Klappentext zu „Die Zeitenläufer - Mit Volldampf ins Mittelalter “
Geschichte hautnah erleben!Die Zeitenläufer Henrik, Lenz, Fenne, Silvester und Cornelia greifen ein! Im geheimen Auftrag ihrer Lehrmeisterin reisen sie durch die Jahrhunderte und verändern den Lauf der Weltgeschichte.
Braunschweig um 1180: Die Suche nach einem rätselhaften Buch führt die Zeitenspringer Henrik, Lenz und Fenne im mittelalterlichen Deutschland von Köln über Paderborn und Hildesheim nach Braunschweig. Doch je näher sie der Stadt kommen, umso schweigsamer werden die Menschen. Ungeheuerliches ist im Gange: Heinrich der Löwe scheint über unerschöpfliche Geldquellen zu verfügen und es heißt, er kaufe jede Waffe auf, die zu haben ist. Krieg liegt in der Luft! Henrik, Lenz und Fenne geraten mitten hinein in den Machtkampf zwischen Friedrich Barbarossa und seinem Vetter Heinrich dem Löwen und in die Jagd auf das geheimnisvolle Buch, als sie versuchen, am Rad der Geschichte zu drehen.
"Eine neue Reihe, die auf originelle Weise eine Abenteuer- und zeitübergreifende Freundschaftsgeschichte mit Wissensvermittlung kombiniert." -- Bulletin Jugend & Literatur
"[E]in spannendes und witziges Zeitreiseabenteuer, in dem (...) Leser ab zehn Jahren in längst vergangene Geschehnisse eintauchen können." -- Fränkischer Tag
"[E]in spannendes und witziges Zeitreiseabenteuer, in dem (...) Leser ab zehn Jahren in längst vergangene Geschehnisse eintauchen können." -- Fränkischer Tag
Lese-Probe zu „Die Zeitenläufer - Mit Volldampf ins Mittelalter “
Die Zeitenläufer von Christian Tielmann1.. Kapitel
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Nicht schon wieder, dachte Lenz.
Es war jedes Mal dasselbe: Weil seine Eltern Schauspieler waren, mussten sie alle paar Jahre in eine neue Stadt ziehen. Lenz kam dann in eine neue Schule und bei der erstbesten Gelegenheit hatte er einen neuen Erzfeind. So war es in Weimar gewesen, in Kiel, in Freiburg und nun also auch hier in Köln.
Dabei hatte es viel besser begonnen als sonst: Die Jacobis hatten endlich mal genug Zeit gehabt, um in Ruhe umzuziehen. Sie konnten alles richtig gut verpacken und alle Kartons beschriften, sodass fast nichts kaputt- oder verlorengegangen war. (Als sie in Weimar angekommen waren, hatten sie sich neues Geschirr kaufen müssen, und in Freiburg hatten sie Wochen gebraucht, um ihre Sachen wiederzufinden, weil sie in der Eile des Umzugs alles in irgendwelche Kisten und Säcke gestopft hatten.) Zu seiner neuen Schule hatte Lenz es auch nicht weit. (In Kiel hatte er jeden Morgen eine Dreiviertelstunde in einem erbärmlich stinkenden Bus gesessen, um von dem dämlichen Dorf, in dem sie wohnten, zur Schule zu kommen). Aber das Beste an Köln war das Haus, das seine Eltern gemietet hatten. Es war nicht so eine verschimmelte Bruchbude wie in Freiburg. Es war auch nicht mit dem Schuhkarton, in dem sie in Weimar gewohnt hatten, zu vergleichen. Und mit dem langweiligen Siebzigerjahre-Reihenhaus neben dem Reiterhof in Mielkendorf bei Kiel hatte dieses neue Haus der Jacobis auch nichts gemeinsam. Das Haus, das Anna und Alexander Jacobi gemietet hatten, war alt. Es war sehr alt. Schmal und schief stand es in der Kettengasse, eingekeilt zwischen zwei Betonklötzen, ohne die es bestimmt längst umgefallen wäre. In den Betonklötzen waren eine Sprachschule und jede Menge Büros untergebracht, und die Leute, die durch die schmale Gasse, die irgendwo im Gewimmel zwischen Neumarkt und Rudolfplatz versteckt lag, hetzten, schienen von dem schmalen Haus keine Notiz zu nehmen. Das Erdgeschoss ließ nur Platz für die Tür und ein Fenster. Über dieser Etage erhob sich ein Obergeschoss, das aus schiefem Fachwerk zusammengezimmert war. Und schließlich wurde das Häuschen gekrönt von einem steilen Dach, aus dem ein kleines Dachfenster einen Blick auf die andere Straßenseite warf. Hinter dem Haus wucherte jede Menge wildes Gestrüpp im Garten, der an allen vier Seiten von hohen Mauern der Nachbargrundstücke umschlossen war.
Lenz hatte das Haus auf den ersten Blick geliebt. Und das Zimmer unter dem Dach, das hatte es ihm ganz besonders angetan. Erst wollten seine Eltern ihr Schlafzimmer hier oben einrichten, aber Lenz konnte sie überreden - dies sollte sein Reich werden. Eine Wendeltreppe führte hinauf. Es war zwar klein wie alle Zimmer im Haus, aber Lenz hatte seine eigene Etage für sich.
Alles in allem hatte es wirklich nach einem ganz wunderbaren Start für Lenz ausgesehen. Und nun das. Dieser Kerl. Ausgerechnet dieser Henrik, der größte Angeber und Strahlemann der Klasse, stand bei ihnen im Haus und grinste sein überhebliches, makelloses Sonnenschein-Grinsen. Ausgerechnet dieser Henrik Arnheim, mit dem Lenz schon am Morgen seines ersten Tages in der neuen Schule zusammengerasselt war, musste der Sohn des Vermieters sein!
»Lenz, hol uns doch bitte mal was zu trinken rauf. Henrik hilft dir bestimmt beim Tragen, oder?« Lenz' Mutter lächelte den Strahlemann dabei so feenhaft an, dass er gar keine Chance hatte, etwas gegen ihren Vorschlag einzuwenden. Gegen das Lächeln seiner Mutter waren alle machtlos - Groß und Klein. Das wusste Lenz.
Herr Arnheim saß in einem der plüschigen Sessel im Erdgeschoss und erzählte Anna und Alexander Jacobi, wie er durch Glück und Zufall in den Besitz dieses Hauses gekommen war.
»Na, traust du dich nicht allein in den Keller, Segelohr?«, feixte Henrik, als sie die uralte Holztreppe hinunterstiegen. »Aber hab keine Angst, ich bin bei dir!«
Lenz hätte den Kerl würgen können! »Erstens habe ich keine Angst. Und zweitens heiße ich nicht ›Segelohr‹!«
Henrik grinste nur still vor sich hin.
Auch dafür hätte Lenz ihm am liebsten eine ordentliche Tracht Prügel verpasst. Der Kerl war einfach unerträglich! Ja, es war richtig: Lenz hatte abstehende Ohren. Kleine, abstehende Ohren. Na und? Es konnten ja nicht alle Leute aussehen wie Superman. Ging das nicht in die verschrumpelten Gehirne von diesen Typen rein? Es war immer dasselbe: In Kiel war es Kevin gewesen, in Freiburg Tom, in Weimar Rolf und Dominik und nun also in Köln dieser Henrik. Immer fing es mit den abstehenden Ohren an. Und immer endete es in einer Feindschaft, gegen die kein Kraut gewachsen war, bis die Jacobis schließlich ein neues Engagement an einem anderen Theater hatten und sie weiterzogen.
Lenz stieß die quietschende Holztür zum Vorratskeller auf.
»Es ist gut, dass du keine Angst hast«, sagte Henrik, ohne mit der Grinserei aufzuhören. »Denn in diesem Haus spukt's.«
Lenz lachte. »Klar doch, logisch! Wahrscheinlich ist es der Geist deiner toten Oma, der hier rumschwirrt.«
Henriks gute Laune war auf einen Schlag verschwunden. »Lass meine Oma aus dem Spiel!«
Jetzt war es Lenz, der grinste. Henrik hatte einen Fehler gemacht. Er hatte eine Schwäche zugegeben. Und wenn ein Erzfeind erst einmal eine Schwäche eingestanden hatte, dann ließ sich Lenz die Chance, den Spieß umzudrehen, nicht entgehen. »Ist dein geliebtes Omilein etwa kein Klappergespenst?«
Henrik bekam einen knallroten Kopf und rief: »Lass gefälligst meine Oma aus dem Spiel!«
Lenz pfiff durch die Zähne. »Oh lala, bist du der Kaiser von Köln, oder was? Du hast mir überhaupt nichts zu befehlen!«
»Das hier ist mein Haus!«, rief Henrik. »Und in meinem Haus wird gemacht, was ich sage!«
»Da lachen ja die Hühner!«, antwortete Lenz. »Das Haus gehört deinem Vater, der es vermutlich von deiner Geister-Oma geerbt hat! Und auch der hat uns nichts zu sagen, Mann! Wir sind doch nicht im Mittelalter!«
Das war zu viel für Henrik. Der kräftige Junge packte Lenz am Kragen und schubste ihn gegen die Wand links neben der Tür. Der wütende Strahlemann holte mit der geballten Faust zum Schlag aus. Aber Lenz schaffte es ausnahmsweise, sich schnell genug zu ducken. Henriks Faust sauste gegen die Wand. Er hatte einen solchen Schwung, dass der alte Lehm aufplatzte. Lenz wollte sich schon aus dem Keller retten, als Henriks entgeisterter Gesichtsausdruck ihn aufhielt.
Henrik hatte ein Loch in die Wand geschlagen. Und nun starrte er in dieses Loch. Auch Lenz sah in das Loch. Das war nicht nur ein Loch in der Wand. Es war eine Art Fach, das mit einer dünnen Lehmschicht verputzt gewesen war. Und in diesem Fach lag eine Schachtel!
Henrik holte sie heraus. Die Schachtel war nicht größer als ein dickes Buch. Lenz sah Henrik an. Der Angeber öffnete den Deckel der Schachtel. Das Scharnier quietschte und der Staub rieselte vom Deckel auf den Kellerboden.
Lenz' Herz begann plötzlich heftig zu klopfen. Diese Schatulle war alt, das sah er auf den ersten Blick. Die war nicht nur so alt wie die Geister-Oma von Henrik. Diese Schatulle war viel älter. So viel Dreck und Staub setzt man nicht in zwei Jahren oder Jahrzehnten an. Das Holz war fast verrottet. Die Schachtel erinnerte Lenz an die mittelalterlichen Kistchen und Schatullen, die er im Augustiner-Museum in Freiburg mit seiner Grundschullehrerin bewundern musste.
»Was ist das?«, fragte Lenz.
»Keine Ahnung«, antwortete Henrik. Er hob eine Art Haken aus der Schatulle.
Henrik drehte das Ding hin und her.
»Sieht aus wie ein Dosenöffner aus der Steinzeit«, sagte Lenz.
Henrik reichte ihm diesen »Dosenöffner«. Das Ding war aus einem einzigen Stück Marmor geschlagen. Es hatte einen Griff, der wie für die Hände von Henrik und Lenz geschaffen schien. Am oberen Ende lief dieser Griff in einen Haken aus. Der Haken war kurz und spitz gebogen, wie eine zu groß geratene Häkelnadel.
»Hier ist ein Zettel.« Henrik hob ein Blatt aus der Schatulle. »Es ist ein Brief.«
Dann sagte Henrik gar nichts mehr. Und auch Lenz verschlug es die Sprache. Denn das, was sie da lasen, war ganz und gar unglaublich.
© 2007 cbj, München
Nicht schon wieder, dachte Lenz.
Es war jedes Mal dasselbe: Weil seine Eltern Schauspieler waren, mussten sie alle paar Jahre in eine neue Stadt ziehen. Lenz kam dann in eine neue Schule und bei der erstbesten Gelegenheit hatte er einen neuen Erzfeind. So war es in Weimar gewesen, in Kiel, in Freiburg und nun also auch hier in Köln.
Dabei hatte es viel besser begonnen als sonst: Die Jacobis hatten endlich mal genug Zeit gehabt, um in Ruhe umzuziehen. Sie konnten alles richtig gut verpacken und alle Kartons beschriften, sodass fast nichts kaputt- oder verlorengegangen war. (Als sie in Weimar angekommen waren, hatten sie sich neues Geschirr kaufen müssen, und in Freiburg hatten sie Wochen gebraucht, um ihre Sachen wiederzufinden, weil sie in der Eile des Umzugs alles in irgendwelche Kisten und Säcke gestopft hatten.) Zu seiner neuen Schule hatte Lenz es auch nicht weit. (In Kiel hatte er jeden Morgen eine Dreiviertelstunde in einem erbärmlich stinkenden Bus gesessen, um von dem dämlichen Dorf, in dem sie wohnten, zur Schule zu kommen). Aber das Beste an Köln war das Haus, das seine Eltern gemietet hatten. Es war nicht so eine verschimmelte Bruchbude wie in Freiburg. Es war auch nicht mit dem Schuhkarton, in dem sie in Weimar gewohnt hatten, zu vergleichen. Und mit dem langweiligen Siebzigerjahre-Reihenhaus neben dem Reiterhof in Mielkendorf bei Kiel hatte dieses neue Haus der Jacobis auch nichts gemeinsam. Das Haus, das Anna und Alexander Jacobi gemietet hatten, war alt. Es war sehr alt. Schmal und schief stand es in der Kettengasse, eingekeilt zwischen zwei Betonklötzen, ohne die es bestimmt längst umgefallen wäre. In den Betonklötzen waren eine Sprachschule und jede Menge Büros untergebracht, und die Leute, die durch die schmale Gasse, die irgendwo im Gewimmel zwischen Neumarkt und Rudolfplatz versteckt lag, hetzten, schienen von dem schmalen Haus keine Notiz zu nehmen. Das Erdgeschoss ließ nur Platz für die Tür und ein Fenster. Über dieser Etage erhob sich ein Obergeschoss, das aus schiefem Fachwerk zusammengezimmert war. Und schließlich wurde das Häuschen gekrönt von einem steilen Dach, aus dem ein kleines Dachfenster einen Blick auf die andere Straßenseite warf. Hinter dem Haus wucherte jede Menge wildes Gestrüpp im Garten, der an allen vier Seiten von hohen Mauern der Nachbargrundstücke umschlossen war.
Lenz hatte das Haus auf den ersten Blick geliebt. Und das Zimmer unter dem Dach, das hatte es ihm ganz besonders angetan. Erst wollten seine Eltern ihr Schlafzimmer hier oben einrichten, aber Lenz konnte sie überreden - dies sollte sein Reich werden. Eine Wendeltreppe führte hinauf. Es war zwar klein wie alle Zimmer im Haus, aber Lenz hatte seine eigene Etage für sich.
Alles in allem hatte es wirklich nach einem ganz wunderbaren Start für Lenz ausgesehen. Und nun das. Dieser Kerl. Ausgerechnet dieser Henrik, der größte Angeber und Strahlemann der Klasse, stand bei ihnen im Haus und grinste sein überhebliches, makelloses Sonnenschein-Grinsen. Ausgerechnet dieser Henrik Arnheim, mit dem Lenz schon am Morgen seines ersten Tages in der neuen Schule zusammengerasselt war, musste der Sohn des Vermieters sein!
»Lenz, hol uns doch bitte mal was zu trinken rauf. Henrik hilft dir bestimmt beim Tragen, oder?« Lenz' Mutter lächelte den Strahlemann dabei so feenhaft an, dass er gar keine Chance hatte, etwas gegen ihren Vorschlag einzuwenden. Gegen das Lächeln seiner Mutter waren alle machtlos - Groß und Klein. Das wusste Lenz.
Herr Arnheim saß in einem der plüschigen Sessel im Erdgeschoss und erzählte Anna und Alexander Jacobi, wie er durch Glück und Zufall in den Besitz dieses Hauses gekommen war.
»Na, traust du dich nicht allein in den Keller, Segelohr?«, feixte Henrik, als sie die uralte Holztreppe hinunterstiegen. »Aber hab keine Angst, ich bin bei dir!«
Lenz hätte den Kerl würgen können! »Erstens habe ich keine Angst. Und zweitens heiße ich nicht ›Segelohr‹!«
Henrik grinste nur still vor sich hin.
Auch dafür hätte Lenz ihm am liebsten eine ordentliche Tracht Prügel verpasst. Der Kerl war einfach unerträglich! Ja, es war richtig: Lenz hatte abstehende Ohren. Kleine, abstehende Ohren. Na und? Es konnten ja nicht alle Leute aussehen wie Superman. Ging das nicht in die verschrumpelten Gehirne von diesen Typen rein? Es war immer dasselbe: In Kiel war es Kevin gewesen, in Freiburg Tom, in Weimar Rolf und Dominik und nun also in Köln dieser Henrik. Immer fing es mit den abstehenden Ohren an. Und immer endete es in einer Feindschaft, gegen die kein Kraut gewachsen war, bis die Jacobis schließlich ein neues Engagement an einem anderen Theater hatten und sie weiterzogen.
Lenz stieß die quietschende Holztür zum Vorratskeller auf.
»Es ist gut, dass du keine Angst hast«, sagte Henrik, ohne mit der Grinserei aufzuhören. »Denn in diesem Haus spukt's.«
Lenz lachte. »Klar doch, logisch! Wahrscheinlich ist es der Geist deiner toten Oma, der hier rumschwirrt.«
Henriks gute Laune war auf einen Schlag verschwunden. »Lass meine Oma aus dem Spiel!«
Jetzt war es Lenz, der grinste. Henrik hatte einen Fehler gemacht. Er hatte eine Schwäche zugegeben. Und wenn ein Erzfeind erst einmal eine Schwäche eingestanden hatte, dann ließ sich Lenz die Chance, den Spieß umzudrehen, nicht entgehen. »Ist dein geliebtes Omilein etwa kein Klappergespenst?«
Henrik bekam einen knallroten Kopf und rief: »Lass gefälligst meine Oma aus dem Spiel!«
Lenz pfiff durch die Zähne. »Oh lala, bist du der Kaiser von Köln, oder was? Du hast mir überhaupt nichts zu befehlen!«
»Das hier ist mein Haus!«, rief Henrik. »Und in meinem Haus wird gemacht, was ich sage!«
»Da lachen ja die Hühner!«, antwortete Lenz. »Das Haus gehört deinem Vater, der es vermutlich von deiner Geister-Oma geerbt hat! Und auch der hat uns nichts zu sagen, Mann! Wir sind doch nicht im Mittelalter!«
Das war zu viel für Henrik. Der kräftige Junge packte Lenz am Kragen und schubste ihn gegen die Wand links neben der Tür. Der wütende Strahlemann holte mit der geballten Faust zum Schlag aus. Aber Lenz schaffte es ausnahmsweise, sich schnell genug zu ducken. Henriks Faust sauste gegen die Wand. Er hatte einen solchen Schwung, dass der alte Lehm aufplatzte. Lenz wollte sich schon aus dem Keller retten, als Henriks entgeisterter Gesichtsausdruck ihn aufhielt.
Henrik hatte ein Loch in die Wand geschlagen. Und nun starrte er in dieses Loch. Auch Lenz sah in das Loch. Das war nicht nur ein Loch in der Wand. Es war eine Art Fach, das mit einer dünnen Lehmschicht verputzt gewesen war. Und in diesem Fach lag eine Schachtel!
Henrik holte sie heraus. Die Schachtel war nicht größer als ein dickes Buch. Lenz sah Henrik an. Der Angeber öffnete den Deckel der Schachtel. Das Scharnier quietschte und der Staub rieselte vom Deckel auf den Kellerboden.
Lenz' Herz begann plötzlich heftig zu klopfen. Diese Schatulle war alt, das sah er auf den ersten Blick. Die war nicht nur so alt wie die Geister-Oma von Henrik. Diese Schatulle war viel älter. So viel Dreck und Staub setzt man nicht in zwei Jahren oder Jahrzehnten an. Das Holz war fast verrottet. Die Schachtel erinnerte Lenz an die mittelalterlichen Kistchen und Schatullen, die er im Augustiner-Museum in Freiburg mit seiner Grundschullehrerin bewundern musste.
»Was ist das?«, fragte Lenz.
»Keine Ahnung«, antwortete Henrik. Er hob eine Art Haken aus der Schatulle.
Henrik drehte das Ding hin und her.
»Sieht aus wie ein Dosenöffner aus der Steinzeit«, sagte Lenz.
Henrik reichte ihm diesen »Dosenöffner«. Das Ding war aus einem einzigen Stück Marmor geschlagen. Es hatte einen Griff, der wie für die Hände von Henrik und Lenz geschaffen schien. Am oberen Ende lief dieser Griff in einen Haken aus. Der Haken war kurz und spitz gebogen, wie eine zu groß geratene Häkelnadel.
»Hier ist ein Zettel.« Henrik hob ein Blatt aus der Schatulle. »Es ist ein Brief.«
Dann sagte Henrik gar nichts mehr. Und auch Lenz verschlug es die Sprache. Denn das, was sie da lasen, war ganz und gar unglaublich.
© 2007 cbj, München
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Autoren-Porträt von Christian Tielmann
Christian Tielmann, geboren 1971 in Wuppertal, hat (beruflich) noch nie etwas anderes gemacht als zu lesen und zu schreiben: Er studierte Deutsch und Philosophie in Freiburg und Hamburg und hat schon während des Studiums seine ersten Kinder- und Jugendbücher veröffentlicht. Inzwischen hat er für verschiedene Verlage um die 40 Bilderbücher, Kinderbücher (sowohl Erzählungen als auch Sachbücher) und Jugendbücher geschrieben. Seine Werke wurden mehrfach ausgezeichnet und bislang in 12 Sprachen übersetzt. Christian Tielmann lebt in Köln.<br />
Bibliographische Angaben
- Autor: Christian Tielmann
- Altersempfehlung: 10 - 12 Jahre
- 2011, 144 Seiten, mit Schwarz-Weiß-Abbildungen, mit Abbildungen, Maße: 12,6 x 18,5 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Verlag: cbj
- ISBN-10: 3570222209
- ISBN-13: 9783570222201
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