"Die Zwillingsfrau" und "Tauziehen der Liebe"
- Die Zwillingsfrau: Ann überredet ihre Zwillingsschwester Allison, für ein paar Tage in ihre Rolle zu schlüpfen. Doch dann verliebt sich Allison (alias Ann) in den falschen Mann. Und das Karussell der Liebe beginnt...
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Produktinformationen zu „"Die Zwillingsfrau" und "Tauziehen der Liebe" “
- Die Zwillingsfrau: Ann überredet ihre Zwillingsschwester Allison, für ein paar Tage in ihre Rolle zu schlüpfen. Doch dann verliebt sich Allison (alias Ann) in den falschen Mann. Und das Karussell der Liebe beginnt sich zu drehen.
- Tauziehen der Liebe
Dallas Morning News
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Die Zwillingsfrau von Sandra Brown1
»Bist du übergeschnappt?«
»Das ist eine tolle Idee!«
»Es ist eine schwachsinnige Idee. Das haben wir seit unserer Kindheit nicht mehr gemacht.«
»Und wir sind immer damit durchgekommen! «
Allison Leamon betrachtete erbost ihre Schwester. Vom Gesichtsausdruck abgesehen - Anns Miene war erwartungsvoll - hätte Allison in ihr Spiegelbild blicken können.
Arm saß im Schneidersitz mitten auf dem Bett ihrer Schwester. Allison wandte ihr den Rücken zu und begann, die Haarnadeln aus ihrem Knoten herauszunehmen. Dann schüttelte sie ihre kastanienbraune Mähne aus, die ihr in großen Wellen bis auf die Schultern fiel und dem Haar ihrer Schwester glich wie ein Ei dem anderen.
»Bette Davis hat mehrere Filme gemacht, in denen Zwillinge die Rollen tauschten. Und es kam immer etwas Schreckliches dabei heraus.«
»Kino und das wirkliche Leben sind zwei verschiedene Paar Schuhe!«
»Bildet die Kunst denn nicht das Leben nach?«
Arm seufzte verärgert. »Komm schon, Allison. Machst du's oder machst du's nicht?«
»Nein. Ich kann nicht glauben, dass du überhaupt ernsthaft vorhast, diese Operation machen zu lassen«, erwiderte sie und bürstete sich die Haare.
»Ich will nicht flachbrüstig durchs Leben gehen!«
»Wir sind nicht flachbrüstig«, hielt Allison ihr entgegen und betrachtete prüfend ihre Figur im Spiegel.
»Aber zu viel haben wir auch nicht gerade zu bieten.«
»Na und? Mit Riesentitten hast du in ein paar Jahren einen Hängebusen, und dann wirst du die Operation schwer bedauern!« Sie legte die Bürste beiseite und wandte sich ihrer Schwester zu. »Bitte, Annie, überleg es dir noch einmal - tu es nicht.«
Arm lachte.
»Du bist immer so verdammt
... mehr
vorsichtig und praktisch. Hast du denn nie einen frivolen Gedanken im Kopf? Sieh dich doch bloß an, jetzt, mit offenen Haaren - du siehst hinreißend aus! Gefällt dir das denn nicht?«
»Ich bin nicht hinreißend. Und ich lege darauf auch keinen wirklichen Wert, nein. Das Aussehen ist nicht wichtig. «
Arm legte eine Hand aufs Herz und wandte den Blick an die Decke.
»Ich weiß«, sagte sie theatralisch, »nur die inneren Werte eines Menschen zählen!«
»Du kannst dich über mich lustig machen, so lang du willst, aber genauso sehe ich es. Mir ist es nun einmal lieber, als intelligent zu gelten denn als umwerfend.«
Arm runzelte verärgert die Stirn. Ihre Schwester war wirklich ein hoffnungsloser Fall. Das Einzige, was für Allison zählte, war ihr Labor - ihr Elektronenmikroskop, ihr Bunsenbrenner und irgendwelche Organismen, die man in Petrischalen kultivieren konnte!
»Wirst du mir nun den Gefallen tun oder nicht?«
»Nein. Ich will damit nichts zu tun haben. Wieso kann Davis nicht von vornherein Bescheid wissen?«
»Weil ich ihn überraschen möchte!«
»Er mag dich so, wie du bist. Warum sonst würde er dich heiraten?«
»Kennst du einen Mann, dem es nicht gefällt, wenn seine Frau einen großen Busen hat?« Sie hatte die Frage kaum ausgesprochen, als sie ihre Worte bereits bereute. »Vergiss es. Ich ziehe die Frage zurück. Du kennst keine Männer.«
»Ich kenne sehr wohl ein paar Männer!«, widersprach Allison aufbrausend.
»Aber die sind alle kopflastig und komisch«, schoss Ann zurück.
»Sie sind Wissenschaftler.«
»Sag ich doch, kopflastig und komisch«, murrte Arm und zupfte an einem losen Faden von Allisons Bettdecke. Doch ihr Schmollen hielt nur ein paar Sekunden an, dann verlor sie die Geduld. »Ich will eine Brustvergrößerung. Für mein Selbstwertgefühl. Davis wird vor Freude im Quadrat hüpfen, wenn er das Ergebnis sieht. Ich bitte meine Zwillingsschwester, mir ein bisschen zu helfen, aber sie macht eine Staatsaffäre daraus.«
»Ich hoffe, das war nur als Witz gemeint«, bemerkte Allison trocken. Doch durch Anns bittenden Blick ließ sie sich etwas erweichen. »Du kannst ja wohl nicht im Ernst behaupten, dass ich dir lediglich >ein bisschen helfen< soll. Du verlangst von mir, deine Rolle zu spielen, während du wegen deiner Operation in der Klinik liegst.«
»Es sind doch bloß ein paar Tage. Nur, bis der Verband abgenommen wird!«
Allison bedeckte ihre Brüste, mit jeder Hand eine, und schauderte. Die ganze Vorstellung erschien ihr widerlich, aber es war schließlich Anns Sache. Sie wünschte nur, Arm hätte sie nicht mit eingeplant.
»Was ist mit deinem Job?«
»Ich nehme eine Woche Urlaub, da gibt es kein Problem. Du gehst ganz normal zur Arbeit. Du musst nur abends mit Davis zusammen sein.«
»Und was machst du, versteckst du dich im hinteren Schlafzimmer?«
»Ich bleibe in der Klinik. Das ist teuer, aber ich bin lieber dort als zu Hause.«
Allison stieß sich vom Toilettentisch ab und begann, im Zimmer auf und ab zu gehen. »Annie, das ist einfach verrückt. Du und Davis ... also, äh, erwartet er denn nicht gewisse, du weißt schon ... «
»Du meinst Schlafzimmerprivilegien?« Allison errötete. Arm lachte. »Das habe ich schon geregelt. Ich habe ihm gesagt, mein Frauenarzt hat mir eine andere Pille verschrieben, und deshalb sollen wir drei Wochen lang nicht miteinander schlafen, bis wir wissen, dass es wieder sicher ist.«
»Das ist absurd!«
»Das weißt du, weil du Biologin und Genetikerin bist, und ich weiß es, weil ich eine Frau bin, aber Davis weiß es nicht. Er hat sich furchtbar geärgert, aber er hat es geschluckt. Du brauchst also keine Angst zu haben, dass er dich ins Bett zerren wird. Und es sind ja letzten Endes nur drei oder vier Tage!«
Allison spielte nervös mit den Fingern. Ann konnte das einfach, sie hatte es schon immer verstanden, sie zu Dingen zu überreden, die dem vernünftigen Menschenverstand widerstrebten.
»Der Rollentausch war ein nettes Spiel mit unseren Eltern und sogar manchmal mit den Lehrern, aber ich habe einfach das Gefühl, dass diesmal etwas Schlimmes dabei herauskommen wird.«
»Du Schwarzseherin! Es wird gar nichts passieren.«
»Und ich soll solange in deine Wohnung ziehen?«
»Das wäre das Einfachste. Da würde Davis mich, besser gesagt dich, immer finden.«
Nicht ausgesprochen - wenngleich vorausgesetzt - wurde dabei, dass Allisons Abwesenheit von ihrer eigenen Wohnung unbemerkt bleiben würde. Sie hatte niemanden, der sie abends anrief.
»Ich müsste deine Klamotten tragen«, meinte sie wenig begeistert.
»Womit du dich im Vergleich zu deiner Garderobe erheblich verbessern wirst.« Arm betrachtete Allisons marineblauen Rock aus der Abteilung «Landmode« und die weiße Bluse mit unverhüllter Abneigung.
»Ich müsste meine Kontaktlinsen die ganze Zeit tragen. Davon bekomme ich Kopfschmerzen.«
»Lieber ein bisschen Kopfschmerzen als diese Brille, mit der du aussiehst wie eine Eule.«
»Und meine Haare ...«
»Hör schon auf! Offen sehen deine Haare umwerfend aus und ganz natürlich - viel besser als mit deinem altjüngferlichen Knoten!« Sie sprang vom Bett und baute sich, die Hände in die Hüften gestemmt, vor Allison auf. »Also, machst du's oder machst du's nicht? Bitte, Allison. Es ist mir so wichtig!«
Für Arm war immer alles wichtig. Krisen zog sie förmlich an. Und halbe Sachen mochte sie absolut nicht. Sie ließ sich voll auf jedes noch so fragwürdige Abenteuer ein, und meistens zog sie dabei ihre zurückhaltende Schwester mit hinein.
Allison betrachtete sich im Spiegel. Würde sie als Arm durchgehen? Arm, die nie einen Fremden traf, sondern immer gleich einen potentiellen Freund? Arm, die sich in jeder Situation zu Hause fühlte? Arm mit ihrer überschäumenden Persönlichkeit und mehr Charme im kleinen Finger, als sie im ganzen Leib hatte?
Ann stellte sich neben sie. Da Allison ihre Brille nicht trug und das Haar offen hatte, sahen sie völlig gleich aus.
Copyright der deutschen Ausgabe © 2006 by Verlagsgruppe Weltbild GmbH,
Steinerne Furt, 86167 Augsburg
Die Zwillingsfrau
Copyright der Originalausgabe © 1985 by Sandra Brown Übersetzung: Heinz Tophinke
Tauziehen der Liebe von Sandra Brown
1
Sie wirkten auf jeden Fall wie echte Banditen. Von den staubigen Rändern ihrer Cowboyhüte bis zu den klimpernden Sporen an den Stiefeln sahen sie für Miranda so wirklichsgetreu aus wie Butch Cassidy und Sundance Kid.
Um nicht in die auf den Schienen errichtete Barrikade hineinzukrachen, hatte die Lokomotive eine Dampfwolke ausgestoßen, und der Zug war mit einem gellenden Kreischen zum Stehen gekommen. Die Schauspieler - sie beherrschten ihre Rollen perfekt - brachen aus dem dichten Wald zu beiden Seiten der Bahnlinie hervor; die donnernden Hufe ihrer Pferde wühlten die Erde auf, und dann hielten sie neben dem Gleis. Während die folgsamen Tiere ganz still standen, bestiegen die maskierten »Räuber« mit gezogenen Pistolen den Zug.
»Ich glaube nicht, dass ich darüber etwas im Werbeprospekt gelesen habe«, bemerkte ein Passagier, eine Frau, leicht beunruhigt.
»Aber natürlich nicht, Schatz. Das hätte doch den ganzen Überraschungseffekt kaputtgemacht!«, meinte ihr Mann kichernd. »Eine tolle Show, findest du nicht?«
Das dachte Miranda Price auch. Eine tolle Show, sie war jeden Cent wert, den dieser Ausflug gekostet hatte. Der inszenierte Überfall schlug sämtliche Passagiere in seinen Bann, und vor allem Scott, ihren sechsjährigen Sohn. Fasziniert saß er neben ihr, vollkommen von der realistischen Darbietung gefesselt. Seine hellen Augen waren auf den Anführer der Banditen fixiert, der langsam den schmalen Gang des Waggons entlangging, während seine Komplizen vorne und hinten Wache standen.
»Bleibt alle schön ruhig sitzen, dann wird niemandem etwas passieren.«
Wahrscheinlich ein vorübergehend arbeitsloser Hollywood-Schauspieler oder vielleicht ein Stuntman, der für den Sommer diesen Job angenommen hatte, um sein unregelmäßiges Einkommen aufzubessern. Was immer sie ihm dafür bezahlten, es war zu wenig, dachte Miranda. Der Mann spielte seine Rolle einfach perfekt.
Ein Halstuch bedeckte den unteren Teil seines Gesichts; es dämpfte seine Stimme, aber sie war dennoch für jeden der Reisenden in dem historischen Zugabteil klar hörbar. Auch seine Kostümierung wirkte überzeugend - ein schwarzer Hut, tief in die Stirn gezogen, ein langer, weißer Staubmantel, um die Hüften ein fein gearbeiteter Pistolengürtel, dessen Halfter mit einem Lederriemen am Oberschenkel festgebunden war. In seiner lederbehandschuhten Rechten hielt er einen Colt und schritt bedächtig, jedes Gesicht genau musternd, die Sitzreihen ab. Seine Sporen klapperten rhythmisch bei jedem Schritt.
»Raubt er uns wirklich aus, Mami?«, flüsterte Scott.
Miranda schüttelte den Kopf, ohne den Blick von dem Zugräuber zu wenden. »Er tut nur so. Du brauchst keine Angst zu haben.«
Aber sie fühlte sich nicht hundertprozentig sicher. In diesem Moment fiel der Blick des Schauspielers auf sie. Miranda atmete heftig ein. Seine Augen, stechend blau und laserscharf, durchbohrten sie geradezu. Doch dieses intensive Blau allein war es nicht, was ihr den Atem raubte. Wenn man die intensive Feindseligkeit in seinem Blick auf sein schauspielerisches Können zurückführen konnte, dann war das Talent des Mannes in diesem Touristenzug eindeutig vergeudet.
Der flammende Blick blieb auf Miranda gerichtet, bis der Mann auf dem Sitz vor ihr plötzlich fragte: »Na, sollen wir unsere Taschen ausleeren, Revolverheld?« Es war derselbe Mensch, der zuvor seine Frau beruhigt hatte.
Der Bewaffnete blickte auf den Passagier hinab und zuckte lakonisch mit den Schultern.
»Klar doch.«
Lachend stand der Tourist auf, grub in den Taschen seiner Bermuda-Shorts und zog eine Kreditkarte heraus. Er schwenkte sie vor dem maskierten Gesicht des Banditen hin und her. »Die soll man wirklich nie zu Hause lassen!«, röhrte er.
Die anderen Touristen im Abteil amüsierten sich mit ihm. Miranda allerdings nicht. Sie beobachtete den Räuber. In seinem Blick lag kein Humor.
»Setzen Sie sich bitte wieder hin«, sagte er halblaut.
»Na, nun werde doch nicht gleich sauer. Ich habe ja noch eine Tasche!« Der Tourist holte eine Hand voll Münzen hervor und warf sie dem Räuber zu. Ohne den Revolver wegzudrehen, fing der das Geld mit der linken Hand auf.
»Na also!«
Mit einem breiten Grinsen blickte der Mann in die Runde und bekam den erwarteten Beifall von den Mitreisenden; einige johlten und pfiffen.
Der Bandit steckte das Geld in die Tasche seines Mantels.
»Danke.«
Der Mann setzte sich wieder neben seine Frau, die einen beunruhigten und peinlich berührten Eindruck machte. Er tätschelte ihre Hand.
»Das ist doch alles nur ein Gag. Mach einfach mit, Schatz!«
Der Räuber wandte sich von ihnen ab und blickte nun auf Scott, der zwischen Miranda und dem Fenster saß und fast ehrfurchtsvoll zu dem Maskierten aufschaute. »Hallo.«
»Hallo«, erwiderte der junge.
»Möchtest du mir helfen zu entkommen?«
Scotts unschuldige Augen wurden noch größer.
Dann grinste er den Räuber erwartungsvoll an. »Na klar!«
»Liebling«, schaltete sich Miranda vorsichtig ein. »Ich ...«
»Es wird ihm nichts passieren.«
Doch der harte Blick über dem Halstuch konnte Mirandas Befürchtung nicht beschwichtigen, er verstärkte ihre Bedenken eher noch. Die eisige Miene des Mannes strafte seine beruhigenden Worte Lügen.
Er streckte eine Hand nach Scott aus, die der Junge sofort begeistert und voller Vertrauen ergriff. Dann kletterte er über die Beine seiner Mutter auf den Gang und ging an der Hand des Banditen in den vorderen Teil des Waggons. Die anderen Jungen im Zug blickten Scott neidvoll nach, die Erwachsenen feuerten ihn mit Rufen an.
Tauziehen der Liebe
Copyright der Originalausgabe © 1988 by Sandra Brown Übersetzung: Heinz Tophinke
»Ich bin nicht hinreißend. Und ich lege darauf auch keinen wirklichen Wert, nein. Das Aussehen ist nicht wichtig. «
Arm legte eine Hand aufs Herz und wandte den Blick an die Decke.
»Ich weiß«, sagte sie theatralisch, »nur die inneren Werte eines Menschen zählen!«
»Du kannst dich über mich lustig machen, so lang du willst, aber genauso sehe ich es. Mir ist es nun einmal lieber, als intelligent zu gelten denn als umwerfend.«
Arm runzelte verärgert die Stirn. Ihre Schwester war wirklich ein hoffnungsloser Fall. Das Einzige, was für Allison zählte, war ihr Labor - ihr Elektronenmikroskop, ihr Bunsenbrenner und irgendwelche Organismen, die man in Petrischalen kultivieren konnte!
»Wirst du mir nun den Gefallen tun oder nicht?«
»Nein. Ich will damit nichts zu tun haben. Wieso kann Davis nicht von vornherein Bescheid wissen?«
»Weil ich ihn überraschen möchte!«
»Er mag dich so, wie du bist. Warum sonst würde er dich heiraten?«
»Kennst du einen Mann, dem es nicht gefällt, wenn seine Frau einen großen Busen hat?« Sie hatte die Frage kaum ausgesprochen, als sie ihre Worte bereits bereute. »Vergiss es. Ich ziehe die Frage zurück. Du kennst keine Männer.«
»Ich kenne sehr wohl ein paar Männer!«, widersprach Allison aufbrausend.
»Aber die sind alle kopflastig und komisch«, schoss Ann zurück.
»Sie sind Wissenschaftler.«
»Sag ich doch, kopflastig und komisch«, murrte Arm und zupfte an einem losen Faden von Allisons Bettdecke. Doch ihr Schmollen hielt nur ein paar Sekunden an, dann verlor sie die Geduld. »Ich will eine Brustvergrößerung. Für mein Selbstwertgefühl. Davis wird vor Freude im Quadrat hüpfen, wenn er das Ergebnis sieht. Ich bitte meine Zwillingsschwester, mir ein bisschen zu helfen, aber sie macht eine Staatsaffäre daraus.«
»Ich hoffe, das war nur als Witz gemeint«, bemerkte Allison trocken. Doch durch Anns bittenden Blick ließ sie sich etwas erweichen. »Du kannst ja wohl nicht im Ernst behaupten, dass ich dir lediglich >ein bisschen helfen< soll. Du verlangst von mir, deine Rolle zu spielen, während du wegen deiner Operation in der Klinik liegst.«
»Es sind doch bloß ein paar Tage. Nur, bis der Verband abgenommen wird!«
Allison bedeckte ihre Brüste, mit jeder Hand eine, und schauderte. Die ganze Vorstellung erschien ihr widerlich, aber es war schließlich Anns Sache. Sie wünschte nur, Arm hätte sie nicht mit eingeplant.
»Was ist mit deinem Job?«
»Ich nehme eine Woche Urlaub, da gibt es kein Problem. Du gehst ganz normal zur Arbeit. Du musst nur abends mit Davis zusammen sein.«
»Und was machst du, versteckst du dich im hinteren Schlafzimmer?«
»Ich bleibe in der Klinik. Das ist teuer, aber ich bin lieber dort als zu Hause.«
Allison stieß sich vom Toilettentisch ab und begann, im Zimmer auf und ab zu gehen. »Annie, das ist einfach verrückt. Du und Davis ... also, äh, erwartet er denn nicht gewisse, du weißt schon ... «
»Du meinst Schlafzimmerprivilegien?« Allison errötete. Arm lachte. »Das habe ich schon geregelt. Ich habe ihm gesagt, mein Frauenarzt hat mir eine andere Pille verschrieben, und deshalb sollen wir drei Wochen lang nicht miteinander schlafen, bis wir wissen, dass es wieder sicher ist.«
»Das ist absurd!«
»Das weißt du, weil du Biologin und Genetikerin bist, und ich weiß es, weil ich eine Frau bin, aber Davis weiß es nicht. Er hat sich furchtbar geärgert, aber er hat es geschluckt. Du brauchst also keine Angst zu haben, dass er dich ins Bett zerren wird. Und es sind ja letzten Endes nur drei oder vier Tage!«
Allison spielte nervös mit den Fingern. Ann konnte das einfach, sie hatte es schon immer verstanden, sie zu Dingen zu überreden, die dem vernünftigen Menschenverstand widerstrebten.
»Der Rollentausch war ein nettes Spiel mit unseren Eltern und sogar manchmal mit den Lehrern, aber ich habe einfach das Gefühl, dass diesmal etwas Schlimmes dabei herauskommen wird.«
»Du Schwarzseherin! Es wird gar nichts passieren.«
»Und ich soll solange in deine Wohnung ziehen?«
»Das wäre das Einfachste. Da würde Davis mich, besser gesagt dich, immer finden.«
Nicht ausgesprochen - wenngleich vorausgesetzt - wurde dabei, dass Allisons Abwesenheit von ihrer eigenen Wohnung unbemerkt bleiben würde. Sie hatte niemanden, der sie abends anrief.
»Ich müsste deine Klamotten tragen«, meinte sie wenig begeistert.
»Womit du dich im Vergleich zu deiner Garderobe erheblich verbessern wirst.« Arm betrachtete Allisons marineblauen Rock aus der Abteilung «Landmode« und die weiße Bluse mit unverhüllter Abneigung.
»Ich müsste meine Kontaktlinsen die ganze Zeit tragen. Davon bekomme ich Kopfschmerzen.«
»Lieber ein bisschen Kopfschmerzen als diese Brille, mit der du aussiehst wie eine Eule.«
»Und meine Haare ...«
»Hör schon auf! Offen sehen deine Haare umwerfend aus und ganz natürlich - viel besser als mit deinem altjüngferlichen Knoten!« Sie sprang vom Bett und baute sich, die Hände in die Hüften gestemmt, vor Allison auf. »Also, machst du's oder machst du's nicht? Bitte, Allison. Es ist mir so wichtig!«
Für Arm war immer alles wichtig. Krisen zog sie förmlich an. Und halbe Sachen mochte sie absolut nicht. Sie ließ sich voll auf jedes noch so fragwürdige Abenteuer ein, und meistens zog sie dabei ihre zurückhaltende Schwester mit hinein.
Allison betrachtete sich im Spiegel. Würde sie als Arm durchgehen? Arm, die nie einen Fremden traf, sondern immer gleich einen potentiellen Freund? Arm, die sich in jeder Situation zu Hause fühlte? Arm mit ihrer überschäumenden Persönlichkeit und mehr Charme im kleinen Finger, als sie im ganzen Leib hatte?
Ann stellte sich neben sie. Da Allison ihre Brille nicht trug und das Haar offen hatte, sahen sie völlig gleich aus.
Copyright der deutschen Ausgabe © 2006 by Verlagsgruppe Weltbild GmbH,
Steinerne Furt, 86167 Augsburg
Die Zwillingsfrau
Copyright der Originalausgabe © 1985 by Sandra Brown Übersetzung: Heinz Tophinke
Tauziehen der Liebe von Sandra Brown
1
Sie wirkten auf jeden Fall wie echte Banditen. Von den staubigen Rändern ihrer Cowboyhüte bis zu den klimpernden Sporen an den Stiefeln sahen sie für Miranda so wirklichsgetreu aus wie Butch Cassidy und Sundance Kid.
Um nicht in die auf den Schienen errichtete Barrikade hineinzukrachen, hatte die Lokomotive eine Dampfwolke ausgestoßen, und der Zug war mit einem gellenden Kreischen zum Stehen gekommen. Die Schauspieler - sie beherrschten ihre Rollen perfekt - brachen aus dem dichten Wald zu beiden Seiten der Bahnlinie hervor; die donnernden Hufe ihrer Pferde wühlten die Erde auf, und dann hielten sie neben dem Gleis. Während die folgsamen Tiere ganz still standen, bestiegen die maskierten »Räuber« mit gezogenen Pistolen den Zug.
»Ich glaube nicht, dass ich darüber etwas im Werbeprospekt gelesen habe«, bemerkte ein Passagier, eine Frau, leicht beunruhigt.
»Aber natürlich nicht, Schatz. Das hätte doch den ganzen Überraschungseffekt kaputtgemacht!«, meinte ihr Mann kichernd. »Eine tolle Show, findest du nicht?«
Das dachte Miranda Price auch. Eine tolle Show, sie war jeden Cent wert, den dieser Ausflug gekostet hatte. Der inszenierte Überfall schlug sämtliche Passagiere in seinen Bann, und vor allem Scott, ihren sechsjährigen Sohn. Fasziniert saß er neben ihr, vollkommen von der realistischen Darbietung gefesselt. Seine hellen Augen waren auf den Anführer der Banditen fixiert, der langsam den schmalen Gang des Waggons entlangging, während seine Komplizen vorne und hinten Wache standen.
»Bleibt alle schön ruhig sitzen, dann wird niemandem etwas passieren.«
Wahrscheinlich ein vorübergehend arbeitsloser Hollywood-Schauspieler oder vielleicht ein Stuntman, der für den Sommer diesen Job angenommen hatte, um sein unregelmäßiges Einkommen aufzubessern. Was immer sie ihm dafür bezahlten, es war zu wenig, dachte Miranda. Der Mann spielte seine Rolle einfach perfekt.
Ein Halstuch bedeckte den unteren Teil seines Gesichts; es dämpfte seine Stimme, aber sie war dennoch für jeden der Reisenden in dem historischen Zugabteil klar hörbar. Auch seine Kostümierung wirkte überzeugend - ein schwarzer Hut, tief in die Stirn gezogen, ein langer, weißer Staubmantel, um die Hüften ein fein gearbeiteter Pistolengürtel, dessen Halfter mit einem Lederriemen am Oberschenkel festgebunden war. In seiner lederbehandschuhten Rechten hielt er einen Colt und schritt bedächtig, jedes Gesicht genau musternd, die Sitzreihen ab. Seine Sporen klapperten rhythmisch bei jedem Schritt.
»Raubt er uns wirklich aus, Mami?«, flüsterte Scott.
Miranda schüttelte den Kopf, ohne den Blick von dem Zugräuber zu wenden. »Er tut nur so. Du brauchst keine Angst zu haben.«
Aber sie fühlte sich nicht hundertprozentig sicher. In diesem Moment fiel der Blick des Schauspielers auf sie. Miranda atmete heftig ein. Seine Augen, stechend blau und laserscharf, durchbohrten sie geradezu. Doch dieses intensive Blau allein war es nicht, was ihr den Atem raubte. Wenn man die intensive Feindseligkeit in seinem Blick auf sein schauspielerisches Können zurückführen konnte, dann war das Talent des Mannes in diesem Touristenzug eindeutig vergeudet.
Der flammende Blick blieb auf Miranda gerichtet, bis der Mann auf dem Sitz vor ihr plötzlich fragte: »Na, sollen wir unsere Taschen ausleeren, Revolverheld?« Es war derselbe Mensch, der zuvor seine Frau beruhigt hatte.
Der Bewaffnete blickte auf den Passagier hinab und zuckte lakonisch mit den Schultern.
»Klar doch.«
Lachend stand der Tourist auf, grub in den Taschen seiner Bermuda-Shorts und zog eine Kreditkarte heraus. Er schwenkte sie vor dem maskierten Gesicht des Banditen hin und her. »Die soll man wirklich nie zu Hause lassen!«, röhrte er.
Die anderen Touristen im Abteil amüsierten sich mit ihm. Miranda allerdings nicht. Sie beobachtete den Räuber. In seinem Blick lag kein Humor.
»Setzen Sie sich bitte wieder hin«, sagte er halblaut.
»Na, nun werde doch nicht gleich sauer. Ich habe ja noch eine Tasche!« Der Tourist holte eine Hand voll Münzen hervor und warf sie dem Räuber zu. Ohne den Revolver wegzudrehen, fing der das Geld mit der linken Hand auf.
»Na also!«
Mit einem breiten Grinsen blickte der Mann in die Runde und bekam den erwarteten Beifall von den Mitreisenden; einige johlten und pfiffen.
Der Bandit steckte das Geld in die Tasche seines Mantels.
»Danke.«
Der Mann setzte sich wieder neben seine Frau, die einen beunruhigten und peinlich berührten Eindruck machte. Er tätschelte ihre Hand.
»Das ist doch alles nur ein Gag. Mach einfach mit, Schatz!«
Der Räuber wandte sich von ihnen ab und blickte nun auf Scott, der zwischen Miranda und dem Fenster saß und fast ehrfurchtsvoll zu dem Maskierten aufschaute. »Hallo.«
»Hallo«, erwiderte der junge.
»Möchtest du mir helfen zu entkommen?«
Scotts unschuldige Augen wurden noch größer.
Dann grinste er den Räuber erwartungsvoll an. »Na klar!«
»Liebling«, schaltete sich Miranda vorsichtig ein. »Ich ...«
»Es wird ihm nichts passieren.«
Doch der harte Blick über dem Halstuch konnte Mirandas Befürchtung nicht beschwichtigen, er verstärkte ihre Bedenken eher noch. Die eisige Miene des Mannes strafte seine beruhigenden Worte Lügen.
Er streckte eine Hand nach Scott aus, die der Junge sofort begeistert und voller Vertrauen ergriff. Dann kletterte er über die Beine seiner Mutter auf den Gang und ging an der Hand des Banditen in den vorderen Teil des Waggons. Die anderen Jungen im Zug blickten Scott neidvoll nach, die Erwachsenen feuerten ihn mit Rufen an.
Tauziehen der Liebe
Copyright der Originalausgabe © 1988 by Sandra Brown Übersetzung: Heinz Tophinke
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Bibliographische Angaben
- Autor: Sandra Brown
- 2009, 1, 432 Seiten, Maße: 12,5 x 18,7 cm, Taschenbuch
- Verlag: Weltbild
- ISBN-10: 3868002669
- ISBN-13: 9783868002669
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