Draußen ist die Sonne

Wie ist es möglich, das Leben auszuhalten trotz Vergänglichkeit - diese beunruhigende Frage begegnet uns in den Gedichten Swen Friedels oft, ungewöhnlich für das Erstlingswerk eines jungen Dichters. Er gibt darauf aber keine lebenspraktisch verwertbaren Antworten, schenkt nichts als den Trost der Poesie: auszuhalten in der Anschauung, den Blick nicht abzuwenden, sondern stillzuhalten vor den Dingen - und sie in Worte bannen. So stemmen sich diese Gedichte immer wieder gegen das Verfließen der Zeit. Das Porträtgedicht gehört zu den bevorzugten Sujets des Autors. Auffällig oft ziehen rätselhafte oder zurückgezogen lebende Zeitgenossen seinen anteilnehmenden Blick an. Auch finden sich Stillleben und Introspektiven in diesen ausgesuchten Texten, und immer wieder Ansichten von Swen Friedels Heimatstadt Leipzig, die man mit diesem Buch in der Hand neu entdecken kann. Die Sprache dieser Gedichte ist unverstellt klar, auf geräuschlose Art kunstvoll. Der Autor scheut nicht die Emphase, wenn sein Gegenstand sie fordert, und meidet absichtsvoll die Berührung mit den gängigen Montagetechniken deutscher Gegenwartslyrik. Stattdessen fühlt er sich von anglo-amerikanischen Dichtern wie Robert Lowell und Philip Larkin angeregt. Swen Friedels eigensinnig ernsthafte Gedichte sind eine Entdeckung.