Dresden, Dienstag, 13. Februar 1945
Ein Kriegsverbrechen oder ein ligitimes Ziel, um Nazi-Deutschland endgültig in die Knie zu zwingen? Fredrich Taylors neue recherchierte Geschichte vom Aufstieg und Untergang Dresdens unterzieht weit verbreitete Legenden und vorgefasste Meinungen einer kritischen und vorurteilsfreien Betrachtung.
Ein Buch des Gedenkens anlässlich des 60.Jahrestags.
Der Angriff britischer und amerikanischer Luftverbde auf Dresden am 13. Februar 1945 geht zu den Traumata der an Greln reichen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Das Bombeninferno von Dresden, dem etwa 35 000 Zivilisten zum Opfer fielen, ist - wie Guernica oder Coventry - zum Synonym geworden f den totalen Krieg, der Opfer unter der Zivilbevkerung nicht nur in Kauf nimmt, sondern strategisch einsetzt. Bis heute geht die Zerstung dieser Stadt zu den brisanten Themen im Verhtnis von Deutschen und Briten. In der Flut von - beiderseits emotional aufgeladenen - Verfentlichungen zur Frage von Schuld und Kriegsverbrechen kommt dem Buch von Frederick Taylor besondere Bedeutung zu. Erstmals werden von britischer Seite Zweifel und kritische Stimmen laut, wo lange Zeit Kriegshelden wie "Bomber" Harris geradezu glorifiziert wurden. Der Historiker stellt Dresden in den Rahmen europscher Kultur- und Kriegsgeschichte und legt dar, wie mit gezielten Vernichtungsattacken auf Stte wie Dresden moralische Grenzen der Kriegsfrung ausgelotet und erschritten wurden.
Erstmals beleuchtet Frederick Taylor aus britischer Sicht kritisch den Luftangriff auf Dresden kurz vor Kriegsende. Er analysiert die Strategie des gezielten Terrors gegen die Zivilbevkerung im Zusammenhang mit dem Kriegsverlauf, mit den Luftangriffen der Deutschen und mit der Aufweichung moralischer Grundsze.
Dresden, Dienstag, 13. Februar 1945 von Frederick Taylor
LESEPROBE
Vorwort zur deutschen Ausgabe
Rund 14 Stunden, von ungefähr zehnUhr abends am 13. Februar 1945
bis zwölf Uhr am nächsten Tag,dauerte die Serie verheerender Luftangriffe
der anglo-amerikanischenLuftstreitkräfte auf Dresden, die alte Hauptstadt
Sachsens. Sie entfachten einenapokalyptischen Flächenbrand, der
zu den schwersten kulturellen undmenschlichen Tragödien eines außergewöhnlich
bösartigen und destruktivenAbschnitts der Geschichte, des
20. Jahrhunderts, gehört. DieZerstörung fast des gesamten historischen
Zentrums der Stadt und einesGroßteils der Innenstadtbezirke weniger
als drei Monate vor Ende des ZweitenWeltkriegs ist bis heute Gegenstand
leidenschaftlicher Debatten unterHistorikern wie in der breiten Öffentlickeit.
Mein Buch über diese Katastrophe, DresdenTuesday 13 February 1945,
erschien in Großbritannien und denUSA 59 Jahre nach der Bombardierung
der Stadt. In Deutschland undeinigen anderen Ländern wird es am sechzigsten
Jahrestag oder um dieses Datum herumveröffentlicht. In der Zwischenzeit
ist das Buch in der britischen undamerikanischen Presse ausführlich
besprochen worden. Was die für ihreschrillen Töne bekannte
britische Boulevardpresse angeht, sohatten einige ihrer Besprechungen -
und speziell deren Überschriften -mit dem, was ich tatsächlich geschrieben
hatte, wenig oder nichts zu tun.Wenn überhaupt etwas zitiert wurde, dann
zumeist sehr selektiv, und daraus,dass ich den Angriff nicht als Kriegsverbrechen
brandmarkte, leitete man die Annahmeab, dass ich ihn nicht nur
für gerechtfertigt hielte, sondernauch für eine ausgezeichnete Idee. Dies galt
zu meiner Überraschung auch füreinige Besprechungen der englischsprachigen
Ausgabe in der deutschen Presse.Fachhistoriker und Publikationen,
die mit dem Forschungsstand in puncto Dresden während des Krieges und
auch dem Bombenkrieg insgesamtbesser vertraut sind, nahmen aber zumeist
eine ausgewogenereHaltung ein.
Manche der kritischerenKommentatoren waren unzweifelhaft beeinflusst
von Jörg Friedrichs brillantem undbewegendem, aber tendenziösem
Buch Der Brand. DieserÜberblick über die Auswirkungen der alliierten
Bombardements auf deutsche Städtesorgte Ende 2002 für beträchtliches
Aufsehen. Obwohl Friedrichs Buchsich nicht auf eigene Recherchen stützt
und eher ein leidenschaftlicher»Schadensbericht« (so ein amerikanischer
Kritiker) als eine objektivehistorische Darstellung ist, wurde mein Buch sogleich
als eine (ebenso parteiische, wieman stillschweigend unterstellte) »britische
« Antwort darauf eingestuft. DieseKritiker waren völlig auf dem Holzweg,
zumindest was den letzten Punktbetrifft. Ich hatte nämlich mit meinen
Recherchen schon zwei Jahre vor demErscheinen von Der Brand begonnen
und von dessen Inhalt bis zurVeröffentlichung keine Kenntnis. Die Schlussfolgerungen,
zu denen ich bis dahin gelangt war,und die Haltungen, die
ich zu allgemeinerenFragen entwickelt hatte, beruhten allein auf meinen
Recherchen und waren von den IdeenFriedrichs gänzlich unbeeinflusst.
Friedrichs ebenso reichhaltiges,aber vielleicht ausgewogeneres Werk Das
Gesetz des Krieges war mir durchaus bekannt, doch dieLektüre von Der
Brand beendete ich erst, als ich mit derNiederschrift meines eigenen Buches
fast fertig war. In Dresden,Dienstag 13. Februar 1945 finden sich daher nur
spärliche Hinweise auf das Werk.
Weit stärker wurde die Ausrichtungdieses Buches von der Lektüre der
Werke anderer deutscher Autorenbestimmt. Am wichtigsten war Götz Bergander,
dessen bemerkenswertes Buch Dresdenim Luftkrieg - Vorgeschichte,
Zerstörung, Folgen (Ersterscheinung1977, zweite, überarbeitete Auflage 1994)
die erste Darstellung des Schicksalsder Stadt war, die mit Recht Objektivität
für sich beanspruchen konnte. Wieich im Vorwort zur englischen Ausgabe
bemerkte, ist es ein Skandal, dasssein Werk noch immer nicht in meine Muttersprache
übersetzt ist, währendsensationslüsterne Darstellungen in der
englischsprachigen Welt weiteVerbreitung finden. Berganders persönliche
Schilderung der großen Luftangriffeauf seine Heimatstadt Dresden, die er
als achtzehnjähriger Schülerüberlebte, teils seinen Schriften entnommen
und teils den Interviews, die er demVerfasser freundlicherweise gewährte, ist
als ein wesentliches Element indieses Buch eingearbeitet worden. Aber auch
die Darstellung des Geschehensstützt sich, wie ich gern gestehe, auf Dresden
im Luftkrieg. Dies gilt ebenfalls für das Buch MarthaHeinrich Acht (betitelt
nach der Codebezeichnung für Dresdenim Netz der Planquadrate der
deutschen Luftverteidigung) von demin Görlitz geborenen langjährigen
Bewohner Dresdens, Matthias Neutzner, das gleichfalls persönliche Schilderungen
und Dokumente auf großartige Weisemit sorgfältiger Analyse verbindet.
Martha Heinrich Acht befasst sich absichtlich nicht mitdem alliierten
Bombardement und seinenschrecklichen unmittelbaren Folgen für die Menschen,
liefert aber eine gesellschaftlicheund wirtschaftliche Skizze der untergegangenen
Stadt und ihrer Bewohner und eineerschreckend gründliche
Beschreibung der Schäden. Herrn Neutzners unermüdliche Bemühungen,
zusammen mit Überlebenden undfreiwilligen Helfern in der Interessengemeinschaft
13. Februar 1945 e.V. die Ereignisse der »Bombennacht«aufzuzeichnen
und zu archivieren, sind ein bemerkenswertesBeispiel dafür, dass
das drängende Bedürfnis einerGemeinschaft, des Geschehenen zu gedenken,
nicht notwendigerweise durch dieverständlichen Tränen des Zorns und
der Trauer getrübt werden muss.Weitere Werke und Artikel werden im Text
meines Buches genannt, und ichbekunde meinen Dank für die neuen Erkenntnisse,
die ich ihnen entnommen habe.
Ich wollte, als ich mit diesem Buchbegann, mehr bieten als andere Werke
zum Thema: also nicht nur eineSchilderung der Bombardierung Dresdens,
sondern ein einigermaßendetailliertes Porträt der Stadt, die da zerstört wurde.
Nicht nur in seinem auf die Zeit vordem 20. Jahrhundert zurückgehenden
Glanz als Residenzstadt wollte ichDresden zeigen, nicht nur das unschätzbare
kulturelle Kleinod, das als »Elbflorenz« berühmt wurde, sondern auch das pulsierende
Verwaltungs- und Industriezentrummit fast 750 000 Einwohnern,
zu dem die Stadt nach der EinigungDeutschlands wurde. Je weiter meine
Recherchen gediehen, desto mehr sahich mich in diesem Vorhaben bestärkt.
Bei dem Versuch, das Dresden derDreißiger- und Vierzigerjahre des vorigen
Jahrhunderts nachzuzeichnen (es gibtnoch immer keine Darstellung der
sächsischen Hauptstadt unter demNationalsozialismus in einem einzigen
Band), fand ich den durchgehendenFaden eines spezifisch sächsisch-deutschen
Humanismus, der mich inspirierte,und den durchgehenden Heimatstolz
der Bewohner, den ich bewundere,aber auch einen neu eingepflanzten
politischen Extremismus, dazukriegswichtige Industrien und Einrichtungen,
wie es sie gegen Ende des ZweitenWeltkriegs auch in anderen deutschen
Großstädten gab, wichtigeVerwaltungs- und Verkehrsanlagen, und mitten in
der Stadt Lager für Zwangsarbeiterund Dresdner Juden, die ihrer bürgerlichen
Rechte beraubt und ebenfalls zurArbeit gezwungen wurden, in vielen
Fällen bei der Herstellung vonmilitärischem Gerät für das Dritte Reich.
Dieses komplexere Bild Dresdens vorseiner Zerstörung trat bei mir an die
Stelle einer älteren, allgemeinanerkannten Version, jener von der »Stadt ohne
Industrie« oder der »offenen Stadt«.
Die Alliierten mochten also durchausgute Gründe haben, die Metropole,
wie sie 1945 beschaffen war, zubombardieren. Kurz, die Stadt konnte nach
den noch etwas vagen Bestimmungender Haager Konvention von 1907 als
ein legitimes Ziel betrachtetwerden. Das muss erwähnt werden. Es charakterisiert
die Stadt genauer, bietet einezusätzliche Information, die zu kennen
der Leser ein Recht hat, um darausseine eigenen Schlüsse zu ziehen. Das
heißt natürlich nicht zwangsläufig,dass die Anglo-Amerikaner berechtigt
waren, Dresden überhaupt zubombardieren oder es in der praktizierten
Weise zu tun. Die Alliierten (undspeziell die Briten) konzentrierten, worauf
einige Kritiker hingewiesen haben,ihre Bemühungen nämlich auf die Innenstadtbereiche,
während sie über den äußerenStadtteilen, wo die meisten
militärisch bedeutsamen Industriebetriebelagen, relativ wenige Bomben abwarfen.
Hätten sie wirklich nur dieIndustriegebiete treffen wollen, so hätten
sie nämlich genau ringförmig dieseäußeren Stadtteile angreifen müssen, so
als würden sie auf einen gefülltenGebäckkringel zielen und das Loch in der
Mitte - das in diesem Fall keinLoch, sondern das historische Zentrum Dresdens
war - unberührt lassen. Eine derartpräzise Operation wäre äußerst ungewöhnlich
gewesen und hätte angesichts der imZweiten Weltkrieg noch bestehenden
technischen Beschränkungen fürnächtliche Bombenangriffe
wahrscheinlich geringfügige Schädenbeim Feind und hohe Verluste unter
den angreifenden Maschinen mit sichgebracht. Weit einfacher war es, wie
die RAF Jahre zuvor beschlossenhatte, die zentralen Stadtbezirke als Zielgebiet
zu wählen und festgelegte Bereichemit einem Flächenbombardement
zu überziehen. Bei einerausgeklügelten Mischung aus Spreng- und Brandbomben
konnte man auf diese Weiseexponentielle Schäden verursachen, die
- wenn sie funktionierte - sogar diekritische Masse erreichen, welche einen
der berüchtigten »Feuerstürme«auszulösen vermochte, der eine ganze Stadt
und ihre Bewohner verschlingenkonnte. Diese Entscheidung, beim Angriff
auf deutsche Städte den Grundsatzdes Präzisionsbombardements praktisch
aufzugeben, die in der »Weisung fürdas Flächenbombardement« vom
Februar 1942 zum Ausdruck kam, war,wenn man so will, die Entscheidung
eines Kalkulators, bei dermoralische Ansprüche gegenüber Erwägungen der
Zweckmäßigkeit und derSelbsterhaltung zurücktraten. Großbritannien
hatte während des Zweiten Weltkriegsviele Anlässe, stolz zu sein. Diese Weisung,
mag sie militärisch auch von kühlerLogik sein, gehört nicht dazu. Sobald
es Massenvernichtungswaffen gibt,geht von ihnen, wie uns das 20. Jahr-
hundert gelehrt hat, eine für ihreBesitzer unwiderstehliche Versuchung aus,
insbesondere dann, wenn, wie es fürGroßbritannien zwischen 1939 und
1945 der Fall war, kaum andereMittel zur Verfügung stehen, »den Kampf ins
Lager des Feindes zu tragen«. Unddanach werden sie zur Gewohnheit, ja zur
Sucht. Dies gilt, wie ich zu meinemBedauern sagen muss, soweit es um das
Flächenbombardement geht, für dieangelsächsischen Mächte aus politischen
und wirtschaftlichen Gründen bis heute.
In diesem Vorwort sei es mir abergestattet, meine persönlichen Ansichten
zum Ausdruck zu bringen und einbisschen zu fantasieren, wie ich es
mir sonst nicht erlaube. Ich stellemir vor, ich sei durch Zauberei in das Sitzungszimmer
versetzt, in dem PremierministerChurchill mit seinen Beratern
und Befehlshabern im Januar 1945über die Maßnahmen diskutierte, mit
denen man die russische Offensive ander Ostfront unterstützen könnte. Ich
stelle mir vor, ich hätte energischbegründet, dass Dresden zwar als Verkehrsknotenpunkt
und Verwaltungszentrum militärischbedeutsam sei, aber
dennoch etwas Wertvolleres bedeute,das für die Nachwelt erhalten werden
sollte. Und wenn es überhauptbombardiert werden müsse, dann nur mit
größter Präzision, um unnötigen Schadenzu vermeiden. Ob solche Argumente
die durch fünfeinhalb Kriegsjahreverhärteten Männer überzeugt hätten,
weiß ich nicht. Ich gestehe, dassich Zweifel daran habe. Dieser Gedanke
führt mich zurück zu der beschränkteren und in vieler Hinsicht frustrierenden
Rolle des Historikers, der sich dasWunschdenken versagen muss und
sich mit den Umständen und Gründendes wirklichen Geschehens auseinander
zu setzen hat. Das Grauen, dem wirauf solch magische Weise zu
entgehen wünschen, liegt inzwischenweit zurück, im Falle Dresdens fast ein
Menschenalter - und nichts, soglühend wir es uns auch erträumen mögen,
vermag daran etwas zu ändern.
Als ich den Plan fasste, ein neuesBuch über die Katastrophe von Dresden
zu schreiben, ein Buch, das einenobjektiven Überblick zu wahren sowie
neuere Forschungen und neue, seitder Wiedervereinigung Deutschlands zugängliche
Quellen zu berücksichtigen versucht,wiesen Kollegen mich warnend
darauf hin, dass es trotz allerguten Absichten ein gefährliches Unternehmen
sei, sich auf diese Debatteeinzulassen. Für viele Veteranen der Royal
Air Force und ihre Unterstützerunter den konservativ denkenden Briten war
das Eingeständnis, dass manches ander Bombardierung Deutschlands während
des Krieges nicht ganzgerechtfertigt war, unvorstellbar, und andererseits
galten Dresden und seine Bewohner inliberalen Kreisen Großbritanniens
und anderer Länder sowie bei vielenDeutschen als unschuldige Opfer
eines sinnlosen, ja sogar verbrecherischenGemetzels. Die öffentliche Meinung,
sagten diese Kollegen, seipolarisiert; es gebe keinen mittleren Standpunkt.
Doch da ich mich durch meinen Statusals Kind der Nachkriegszeit
(geboren im Dezember 1947) gesichertfühlte, Deutsch sprach, in den Siebzigerjahren
eine Zeit lang in Deutschland gelebthatte und große Zuneigung und
Achtung für das Land empfand, ließich mich in meinem Plan nicht beirren.
Das Ergebnis ist dieses Buch. DerLeser beziehungsweise die Leserin
dieser sorgfältigen und flüssigenÜbersetzung wird selbst entscheiden müssen,
ob meine guten Absichten sicherfüllt haben. Die Bombardierung
Dresdens war offensichtlich einschreckliches Ereignis - nur ein Narr oder
ein gefühlloser Mensch, der die aufden folgenden Seiten enthaltene Schilderung
des Feuersturms liest, könnte etwasanderes glauben. Ob sie auf
irgendeine Weise zu rechtfertigenwar, überlasse ich dem Urteil meiner Leserschaft.
Seit das Buch in Britannien undAmerika erschienen ist, habe ich
zahlreiche Briefe erhalten. VieleSchreiberinnen und Schreiber haben sich
zu seinem Inhalt positiv geäußertund dann hinzugefügt, sie seien dennoch
überzeugt, dass das, was in derNacht vom 13. auf den 14. Februar geschah,
eine Schande, ja sogar einVerbrechen war. Andere sahen sich dagegen in
ihrer Ansicht bestätigt, dass derAngriff seine völlige Berechtigung hatte.
Ein einziger RAF-Veteran, der injener Nacht selbst eine Lancaster gegen
Dresden geflogen hatte, sagte, meinBuch habe seine Auffassung geändert.
Er hatte den Angriff bisher fürgerechtfertigt gehalten, aber nach der Lektüre
dessen, was ich geschrieben hatte,war er nun überzeugt, dass er ungerechtfertigt
war. Leserinnen und Leser haben indiesem Werk also Nahrung
für unterschiedliche Meinungen gefunden.
Der eigentliche Zweck dieses Buchesist die Beschreibung eines Ereignisses,
an dem mit erscheckenderKlarheit deutlich wird, was zivilisierte
Europäer (und Amerikaner) bis zumJahr 1945 einander anzutun fähig geworden
waren. Für mich steht außer Zweifel,dass Hitlers Angriffskrieg ein
verbrecherisches Unternehmen war, indas er das deutsche Volk mit einer
ungeheuren Mischung aus Verführungund brutalem Zwang hineinzog. Ich
bin ehrlich gesagt dankbar dafür,dass meine Generation eine Welt vorfand,
in welcher der Nationalsozialismusbesiegt war, auch wenn der Kampf auf
beiden Seiten unvorstellbare Kostenverursachte. Doch während ich diesem
Dank Ausdruck verleihe, bin ich mirzugleich einer Wahrheit über den Krieg
im Allgemeinen und den ZweitenWeltkrieg im Besonderen bewusst, die, so
hoffe ich, sich sämtlichenLeserinnen und Lesern dieses Buches über Dresden
erschließen möge:
Nicht alle, die in einenverbrecherischen Krieg hineingeraten, sind
zwangsläufig Kriegsverbrecher.Andererseits sind nicht alle, die einen tugendhaften
Krieg führen, ihrerseits tugendhafteMenschen.
Das ist natürlich keine einfacheWahrheit, aber gibt es denn überhaupt
lohnende Wahrheiten, die einfachwären?
FREDERICK TAYLOR, Cornwall
6. August 2004
© Verlagsgruppe Random House
Übersetzung:Friedrich Griese
Teil I:"Elbflorenz"
1 Die viel geliebte Stadt
2 Das zweifache Königreich
3 Elbflorenz
4 Der letzte König von Sachsen
5 Der sächsische Mussolini
6 Eine Perle mit einer neuen Fassung
7 Zuerst brennt die Synagoge ...
8 Gesetze der Luft
9 "Ich will Meier heißen ..."
10 Die "Luftschlacht um England"
11 Feuer und Schwert
12 Der "Reichsluftschutzkeller"
13 Eine Stadt ohne militärische oder industrielle Bedeutung?
Teil II:Der totale Krieg
14 Die Ardennenschlacht und die Folgen
15 "Donnerschlag" und Jalta
16 Andeutungen der Sterblichkeit
17 Zeit und Zufall
18 Faschingsdienstag
19 "Tally-ho!"
20 "Der Luftschutzkeller ist der beste Schutz"
21 Der perfekte Feuersturm
22 Die Katastrophe
23 Aschermittwoch
24 Nachwirkungen
Teil III:Nach dem Fall
25 Stadt der Toten
26 Propaganda
27 Finale furioso
28 Der Krieg ist aus - lang lebe der Krieg!
29 Die sozialistische Stadt
30 Der Schlaf der Vernunft
Nachwort: Gedenken
Anhang A: Das "Massaker auf den Elbwiesen"
Anhang B: Zählung der Toten
Anhang C: Legenden über den Untergang
- Autor: Frederick Taylor
- 2004, 1, 538 Seiten, mit zahlreichen Abbildungen, Maße: 16 x 23,2 cm, Leinen, Deutsch
- Verlag: C. Bertelsmann
- ISBN-10: 3570006255
- ISBN-13: 9783570006252
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