Dummgeglotzt
Eine Reise in die Untiefen deutscher Fernsehkultur oder: Stoppt die Verflachung des Fernsehens!
- Ein kluger Appell zu verantwortungsvollem Fernsehkonsum
- Wie der Höllenritt in ein kollektives Nirwana gestoppt werden kann
Der Zorn eines alten...
- Ein kluger Appell zu verantwortungsvollem Fernsehkonsum
- Wie der Höllenritt in ein kollektives Nirwana gestoppt werden kann
Der Zorn eines alten...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Dummgeglotzt “
Eine Reise in die Untiefen deutscher Fernsehkultur oder: Stoppt die Verflachung des Fernsehens!
- Ein kluger Appell zu verantwortungsvollem Fernsehkonsum
- Wie der Höllenritt in ein kollektives Nirwana gestoppt werden kann
Der Zorn eines alten Mannes hat eine ungeahnte Debatte losgetreten: Marcel Reich-Ranicki weigerte sich effektvoll, den ihm angetragenen Ehrenpreis des »Deutschen Fernsehpreises« entgegen zu nehmen, und traf damit einen zentralen Nerv im Seelenhaushalt der Deutschen: Die Fernsehkultur auf dem Sturzflug in die unendlichen Niederungen der Unterhaltung.
Bissig-amüsant und spitzzüngig, aber ohne plumpe Polemik nähert sich der Kulturjournalist Alexander Kissler dem Stein des Anstoßes und hält dem Fernsehen des 21. Jahrhunderts den Spiegel vor. Seine Reise in die Untiefen deutscher Fernsehkultur macht uns schaudern und lachen zugleich. Der Autor ruft auf zum Nachdenken, ehe man einschaltet, zum Umschalten oder Ausschalten, bevor man abstumpft und schließlich vollends verblödet. Ohne Dünkel und Besserwissertum rät er zu verantwortungsvollem Fernsehkonsum statt gewohnheitsmäßigem, routiniertem Glotzen.
- Ein kluger Appell zu verantwortungsvollem Fernsehkonsum
- Wie der Höllenritt in ein kollektives Nirwana gestoppt werden kann
Der Zorn eines alten Mannes hat eine ungeahnte Debatte losgetreten: Marcel Reich-Ranicki weigerte sich effektvoll, den ihm angetragenen Ehrenpreis des »Deutschen Fernsehpreises« entgegen zu nehmen, und traf damit einen zentralen Nerv im Seelenhaushalt der Deutschen: Die Fernsehkultur auf dem Sturzflug in die unendlichen Niederungen der Unterhaltung.
Bissig-amüsant und spitzzüngig, aber ohne plumpe Polemik nähert sich der Kulturjournalist Alexander Kissler dem Stein des Anstoßes und hält dem Fernsehen des 21. Jahrhunderts den Spiegel vor. Seine Reise in die Untiefen deutscher Fernsehkultur macht uns schaudern und lachen zugleich. Der Autor ruft auf zum Nachdenken, ehe man einschaltet, zum Umschalten oder Ausschalten, bevor man abstumpft und schließlich vollends verblödet. Ohne Dünkel und Besserwissertum rät er zu verantwortungsvollem Fernsehkonsum statt gewohnheitsmäßigem, routiniertem Glotzen.
Klappentext zu „Dummgeglotzt “
Eine Reise in die Untiefen deutscher Fernsehkultur oder: Stoppt die Verflachung des Fernsehens!- Ein kluger Appell zu verantwortungsvollem Fernsehkonsum
- Wie der Höllenritt in ein kollektives Nirwana gestoppt werden kann
Der Zorn eines alten Mannes hat eine ungeahnte Debatte losgetreten: Marcel Reich-Ranicki weigerte sich effektvoll, den ihm angetragenen Ehrenpreis des "Deutschen Fernsehpreises" entgegen zu nehmen, und traf damit einen zentralen Nerv im Seelenhaushalt der Deutschen: Die Fernsehkultur auf dem Sturzflug in die unendlichen Niederungen der Unterhaltung.
Bissig-amüsant und spitzzüngig, aber ohne plumpe Polemik nähert sich der Kulturjournalist Alexander Kissler dem Stein des Anstoßes und hält dem Fernsehen des 21. Jahrhunderts den Spiegel vor. Seine Reise in die Untiefen deutscher Fernsehkultur macht uns schaudern und lachen zugleich. Der Autor ruft auf zum Nachdenken, ehe man einschaltet, zum Umschalten oder Ausschalten, bevor man abstumpft und schließlich vollends verblödet. Ohne Dünkel und Besserwissertum rät er zu verantwortungsvollem Fernsehkonsum statt gewohnheitsmäßigem, routiniertem Glotzen.
Lese-Probe zu „Dummgeglotzt “
Ich mag das Fernsehen. Ich mag es, nach Hause zu kommen, den Mantel abzulegen, die Schuhe auszuziehen und zu wissen: Was auch immer du gerade erlebt haben magst, welche Überraschung der Tag gebracht haben mag, nun wartet auf dich das Erwartbare. Es wird dich ablenken von dir selbst. Ich kann mir sicher sein, wenige Meter von mir entfernt, dort, auf der Mattscheibe, wird auch heute wieder ein Haus renoviert, ein Schnitzel gebraten, eine Brust vergrößert. Wieder werden sich Menschen die Meinung sagen, direkt und leidenschaftlich, wieder wird irgendwo die Welt unterzugehen drohen und es doch nicht tun, weil zur selben Zeit ein schmucker Arzt die Berge besteigt und den Tod besiegt. Und junge Mädchen werden Bikinis vorführen und weinen, junge Männer werden Lieder singen und weinen, junge Mütter werden ihre Babies zeigen und weinen.Wenig sonst ist im Leben gewiss. Ob wir morgen unsere Arbeit, unsere Liebe, unser Leben noch haben? Niemand kann es wissen. Das Fernsehen aber ist die pure Zuverlässigkeit, ein Reich, in dem es keine Zufälle gibt. Jedes Format beginnt in der vorgeschriebenen, in der vorher aufgeschriebenen Weise. Selbst die Überraschungsmomente sind einem Skript entsprungen. Jede Sendung ist ein Hinabtauchen an genau berechneten Stellen in einen nur scheinbar unauslotbaren Teich. Der Bilderteich ist groß und weit, er frischt sich auf mit jedem Klick auf die Fernbedienungstastatur. Wie soll ich das Fernsehen nicht mögen? Es liefert immer exakt, was es verspricht, und fast immer zu der Zeit, für die es versprochen wurde. Mal sind es schlicht "Maybrit Illner" oder "Anne Will", mal sind es "Deutschlands Kids kurz vor dem Koma", die in unsere Stuben lugen. Auch die "Topmodels" und die "Superstars" kommen wie bestellt. Mag die Welt wanken, im Fernsehen regieren die Ordnung und die Übersichtlichkeit und die Zufallslosigkeit.
Irgendetwas gefällt mir nicht an meinem Einverstandensein. Bejahen nämlich kann ich das Fernsehen nur, wenn ich es nicht ernst nehme und
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ihm so seinen Daseinszweck entreiße. Ich kann mit den zeternden, stöckelnden, kochenden Menschen nur dann einverstanden sein, wenn ich sie im "Als ob"-Modus betrachte. Wenn ich sie wahrnehme als Schauspiel, künstlich in jeder Beziehung. Das Fernsehen aber unternimmt alles, um ernst genommen zu werden. Es beharrt wütend darauf, hier gehe es grundsätzlich ehrlich zu. Hier würden echte Probleme von echten Menschen verhandelt. Und dieser Anspruch wird von sehr vielen Betrachtern geglaubt; man glaubt, was das Fernsehen als normal vorführt, sei normal, was es im Gespräch oder im Filmchen als Problem ausgibt, sei tatsächlich ein Problem und zwar aus den im Gespräch oder im Filmchen genannten Gründen.
Als ich begriff, dass ich durch meine Freude am "Als ob" des Fernsehens gegen dessen Grundbedingung verstoße, wurde meine Freude schal. Ich hatte den Fundamentalsatz des Fernsehens missachtet, der da lautet: Schau und glaube! Noch in seinen selbstbezüglichsten Augenblicken - wenn Moderatoren Moderatoren befragen oder Fernsehjournalisten Fernsehjournalisten beim Filmen filmen - will das Fernsehen ernst genommen werden. Nimmt man es aber ernst, dann ist es fast niemals amüsant und fast immer schrecklich.
Wir müssen dann nämlich für bare Münze nehmen, dass eine Mandy ihr Leben zwischen Handygeklingel und Zigarettenzügen verdämmert, dass ein minderjähriger Denis gerne eine Frau wäre und es nicht sein darf, dass für Heerscharen von Knaben und Mädchen die Hölle nahe rückt, weil sie bei diesem oder jenem Fernsehcasting ausgeschieden sind, dass des Menschen größte Sorge von Kindesbeinen an sein unperfekter Körper und das ganze Leben ein sozialdarwinistischer Großversuch ist, in dem man hart sein muss, Gas geben muss, austeilen muss, bis die Gegner am Boden liegen.
Wer das Fernsehen also wahrnimmt, wie es wahrgenommen werden will, der kriecht ihm auf den Leim; der lässt es zu, dass das Fernsehen den Rahmen setzt für das, was normal oder real sein soll; der gibt, weil die Freude am Schauen zum Glauben an das Geschaute führt, sein Recht auf Selbstbestimmung schleichend aus der Hand. Wer den vom Fernsehen rund um die Uhr hinaus posaunten Katalog der Werte und der Haltungen akzeptiert, der lässt sich verblöden. Er tritt die Gabe der Unterscheidung ab an das Fernsehen. Dort soll entschieden, dort soll gestritten und geschlichtet werden, nach Fernsehmanier statt mit persönlicher Note. Schließlich verwandelt der Fernsehkonsument sich selbst in eine der zahlreichen Oberflächen, aus denen das Fernsehen besteht.
Die alten Messer der Kritik sind stumpf geworden. Vom "Verblendungszusammenhang" spricht niemand mehr. Das Fernsehen gilt als Tagesbegleitmedium. Der Begriff bedeutet laut der Kritikerin Barbara Sichtermann, "dass alle nur noch hin und wieder, dann aber genau hingucken." Die "unverbindliche Tagesbegleitung" dominiere seit 1984, seit der Einführung des Privatfernsehens. Konkret hätten die aus Finanzierungsgründen notwendigen "mehrminütigen Spot-Blöcke" für den Wandel der Wahrnehmung gesorgt. Die Werbeblöcke, so Sichtermann, "weichen die Konzentration auf und banalisieren das Medium unweigerlich, sie geben dem Gesamtprogramm eines Senders den beiläufigen und zufälligen Charakter".
Insofern lässt sich nicht genau bestimmen, auf welche Weise anno 2008 in Deutschland jeder Bürger seine durchschnittlich 208 Minuten am Tag vor dem Fernseher verbrachte. Ohne Folgen aber können die täglich drei Stunden und 28 Minuten gemeinsam mit Anne oder Maybrit oder Mandy verlebte Zeit nicht bleiben - zumal ein Durchschnitt auch jene berücksichtigt, die das Fernsehgerät sehr selten einschalten oder keines haben. Ergo liegt der Schnitt in der Gruppe der Fernsehkonsumenten deutlich höher. In den vergangenen Jahren blieben hierbei die Zahlen stabil. Das Internet wird zusätzlich genutzt. Es hat das Fernsehen nicht verdrängt.
Ebenfalls 1984 fand eine weitere Zäsur statt. Mit den privaten Sendern eroberten neue Formate den damals noch recht klobigen Schirm. "Gameshows, Soap Operas und Sexfilme werden erst im Fernsehen gezeigt, seit es auf die Quote und die nach ihr sich berechnenden Werbeeinnahmen ankommt; das heißt, seit es auch im Fernsehbereich auf Profitmaximierung ankommt." (Stefan Münker) Falsch ist zwar der Eindruck, in den Jahren davor sei Quotendruck unbekannt gewesen. In den siebziger Jahren etwa gab es einen polemisch geführten "Quotenkrieg" zwischen ARD und ZDF, der sich an der wachsenden Popularität der "heute"-Nachrichten und der schwindenden Relevanz der "Tagesschau" entzündete.
Als ich begriff, dass ich durch meine Freude am "Als ob" des Fernsehens gegen dessen Grundbedingung verstoße, wurde meine Freude schal. Ich hatte den Fundamentalsatz des Fernsehens missachtet, der da lautet: Schau und glaube! Noch in seinen selbstbezüglichsten Augenblicken - wenn Moderatoren Moderatoren befragen oder Fernsehjournalisten Fernsehjournalisten beim Filmen filmen - will das Fernsehen ernst genommen werden. Nimmt man es aber ernst, dann ist es fast niemals amüsant und fast immer schrecklich.
Wir müssen dann nämlich für bare Münze nehmen, dass eine Mandy ihr Leben zwischen Handygeklingel und Zigarettenzügen verdämmert, dass ein minderjähriger Denis gerne eine Frau wäre und es nicht sein darf, dass für Heerscharen von Knaben und Mädchen die Hölle nahe rückt, weil sie bei diesem oder jenem Fernsehcasting ausgeschieden sind, dass des Menschen größte Sorge von Kindesbeinen an sein unperfekter Körper und das ganze Leben ein sozialdarwinistischer Großversuch ist, in dem man hart sein muss, Gas geben muss, austeilen muss, bis die Gegner am Boden liegen.
Wer das Fernsehen also wahrnimmt, wie es wahrgenommen werden will, der kriecht ihm auf den Leim; der lässt es zu, dass das Fernsehen den Rahmen setzt für das, was normal oder real sein soll; der gibt, weil die Freude am Schauen zum Glauben an das Geschaute führt, sein Recht auf Selbstbestimmung schleichend aus der Hand. Wer den vom Fernsehen rund um die Uhr hinaus posaunten Katalog der Werte und der Haltungen akzeptiert, der lässt sich verblöden. Er tritt die Gabe der Unterscheidung ab an das Fernsehen. Dort soll entschieden, dort soll gestritten und geschlichtet werden, nach Fernsehmanier statt mit persönlicher Note. Schließlich verwandelt der Fernsehkonsument sich selbst in eine der zahlreichen Oberflächen, aus denen das Fernsehen besteht.
Die alten Messer der Kritik sind stumpf geworden. Vom "Verblendungszusammenhang" spricht niemand mehr. Das Fernsehen gilt als Tagesbegleitmedium. Der Begriff bedeutet laut der Kritikerin Barbara Sichtermann, "dass alle nur noch hin und wieder, dann aber genau hingucken." Die "unverbindliche Tagesbegleitung" dominiere seit 1984, seit der Einführung des Privatfernsehens. Konkret hätten die aus Finanzierungsgründen notwendigen "mehrminütigen Spot-Blöcke" für den Wandel der Wahrnehmung gesorgt. Die Werbeblöcke, so Sichtermann, "weichen die Konzentration auf und banalisieren das Medium unweigerlich, sie geben dem Gesamtprogramm eines Senders den beiläufigen und zufälligen Charakter".
Insofern lässt sich nicht genau bestimmen, auf welche Weise anno 2008 in Deutschland jeder Bürger seine durchschnittlich 208 Minuten am Tag vor dem Fernseher verbrachte. Ohne Folgen aber können die täglich drei Stunden und 28 Minuten gemeinsam mit Anne oder Maybrit oder Mandy verlebte Zeit nicht bleiben - zumal ein Durchschnitt auch jene berücksichtigt, die das Fernsehgerät sehr selten einschalten oder keines haben. Ergo liegt der Schnitt in der Gruppe der Fernsehkonsumenten deutlich höher. In den vergangenen Jahren blieben hierbei die Zahlen stabil. Das Internet wird zusätzlich genutzt. Es hat das Fernsehen nicht verdrängt.
Ebenfalls 1984 fand eine weitere Zäsur statt. Mit den privaten Sendern eroberten neue Formate den damals noch recht klobigen Schirm. "Gameshows, Soap Operas und Sexfilme werden erst im Fernsehen gezeigt, seit es auf die Quote und die nach ihr sich berechnenden Werbeeinnahmen ankommt; das heißt, seit es auch im Fernsehbereich auf Profitmaximierung ankommt." (Stefan Münker) Falsch ist zwar der Eindruck, in den Jahren davor sei Quotendruck unbekannt gewesen. In den siebziger Jahren etwa gab es einen polemisch geführten "Quotenkrieg" zwischen ARD und ZDF, der sich an der wachsenden Popularität der "heute"-Nachrichten und der schwindenden Relevanz der "Tagesschau" entzündete.
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Autoren-Porträt von Alexander Kissler
Alexander Kissler, geboren 1969, leitet seit Januar 2013 das Kulturressort des Monatsmagazins "Cicero". Nach dem Studium der Geschichte, Germanistik und Medienwissenschaften in Marburg schrieb er von 1999 bis 2001 für das Feuilleton der FAZ. Von 2002 bis 2010 war er Kultur- und Medienjournalist bei der "Süddeutschen Zeitung", bevor er 2010 als Redakteur zum Magazin "Focus" wechselte. Einer seiner Schwerpunkte sind religiöse Themen.
Bibliographische Angaben
- Autor: Alexander Kissler
- 2009, 192 Seiten, Maße: 15 x 21,9 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: Gütersloher Verlagshaus
- ISBN-10: 3579068865
- ISBN-13: 9783579068862
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