Ein bisschen schwanger

Kristina Dunker, 1973 in Dortmund geboren, studierte Kunstgeschichte und Archäologie in Bochum und Pisa und arbeitete als freie Journalistin. Im Alter von 17 Jahren veröffentlichte sie ihr erstes Buch. Seither hat Kristina Dunker zahlreiche Kinder- und Jugendromane verfasst und erhielt für ihre Arbeit mehrfach Preise und Stipendien, darunter den Nachwuchsliteraturpreis der Stadt Voerde. Sie lebt als freie Autorin in Castrop-Rauxel und bietet regelmäßig Lesungen, Werkstattgespräche und Schreibworkshops für Jugendliche an.

Als Klassenlektüre ist dieser Titel sicher schwierig, aber nichts desto weniger wichtig. Viele Jugendliche sind unaufgeklärt und völlig hilflos, wenn das Thema Schwangerschaft konkret wird. Die Geschichte der fünfzehnjährigen Linda wird wie eine Rückblende erzählt. Für Patrick, ihren Freund, ist die Beziehung zu Linda Lebensinhalt, ja fast wie eine Besessenheit. Das Gefühl, dass Patricks Liebe krankhaft sein könnte, beschleicht Linda sehr bald, und auch ihre eigenen Empfindungen kann sie nicht einordnen. Sie schwankt zwischen Sichgeschmeicheltfühlen und Angst. Aber es gelingt Patrick immer wieder, Linda in seinen Bann zu ziehen, obwohl sie spürt, dass sie diese Beziehung absolut einengt, sie von ihren Freundinnen entfernt und sie sich selbst dabei immer mehr verliert. Als sie es endlich schafft, sich endgültig von ihm zu trennen, wird der Verdacht zur Gewissheit: Sie ist schwanger. Die Entscheidung, ob sie das Baby behalten oder abtreiben lassen soll, führt in dieser Situation zu einer extremen Zerrissenheit der Gefühlswelt mit allen entsprechenden Konflikten. Sowohl die Tatsache, mitten im Schulleben zu stehen und das Leben als Jugendliche genießen zu wollen, als auch ihre Zukunftspläne mit Studium lassen es Linda unmöglich erscheinen, sich für ihr Kind entscheiden zu können. Die Eltern und auch eine ältere Freundin, die allein stehend ein Kind erzieht, stehen der 15jährigen mit gut gemeinten Ratschlägen bei. Aber Linda muss diese Entscheidung ganz alleine treffen. Dieser Schluss legt möglicherweise nahe, dass dann ja auch die Lektüre des Buches überflüssig ist, aber tatsächlich wird durch die Intensität der Auseinandersetzung mit sich und ihrer Lebenskonzeption Linda zur Identifikationsfigur für junge Frauen. Und auch junge Männer sollten wissen, was es für ein Mädchen bedeuten kann, wenn sie sich auf