Ein einziger Blick
Psychologische Spannung und dramatische GefühleWährend eines Spaziergangs am Strand verschwindet die sechsjährige Emma spurlos. Nur einen einzigen Augenblick lang hat Abby nicht auf sie geachtet - nun ist ihr Traum von einem glücklichen Leben mit Emma und...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Ein einziger Blick “
Psychologische Spannung und dramatische GefühleWährend eines Spaziergangs am Strand verschwindet die sechsjährige Emma spurlos. Nur einen einzigen Augenblick lang hat Abby nicht auf sie geachtet - nun ist ihr Traum von einem glücklichen Leben mit Emma und deren Vater Jake zerstört. Wochenlang wird das Mädchen gesucht, dann nimmt die Polizei das Schlimmste an. Nur Abby glaubt unerschütterlich daran, dass Emma noch lebt. Dank dieser Hoffnung überwindet sie das drückende Gefühl der Schuld und die lähmende Angst des Verlusts. Sie macht sich auf die Suche, und allmählich kommt die Wahrheit über Emmas Verschwinden ans Licht.
Lese-Probe zu „Ein einziger Blick “
Hier ist die Wahrheit, das ist, was ich weiß: Wir liefen Hand in Hand am Ocean Beach entlang. Es war ein kühler Sommermorgen, Juli in San Francisco. Der Nebel lag weiß und dicht über dem Sand und dem Meer - ein alles umhüllender Schleier, so undurchdringlich, dass ich nur ein paar Schritte weit sehen konnte.Emma suchte nach Sanddollars, diesen stachellosen Seeigeln, die wie im Sand verstreute Blumen aussehen. Manchmal werden sie zu Dutzenden angespült, unversehrt und blendend weiß, doch an jenem Tag war der Strand übersät von Bruchstücken. Emma war enttäuscht. Sie ist ein Kind, das alles am liebsten im Zustand der Vollkommenheit hat: Sanddollars müssen unbeschädigt sein, Schulbücher nagelneu, das Haar ihres Vaters ordentlich oberhalb des Kragens geschnitten.
Ich dachte gerade an das Haar ihres Vaters, an die weiche dunkle Kante, wo es auf seinen Hals trifft, als Emma an meiner Hand zerrte. "Jetzt komm schon", sagte sie.
"Wozu die Eile?"
"Sonst spülen die Wellen sie weg."
Trotz unseres bisherigen Pechs war Emma davon überzeugt, dass auf dem Strandstück weiter vorn ein riesiger Schatz perfekter Sanddollars auf uns wartete.
"Sollen wir nicht lieber zu Louis's Diner gehen?", schlug ich vor. "Ich hab Hunger." "Ich nicht."
Sie versuchte, mir ihre Finger zu entwinden und sich von mir loszumachen. Ich dachte oft, ohne es je laut auszusprechen, dass ihr Vater sie verwöhnte. Wobei ich das gut verstehen konnte: Sie war ein Kind ohne Mutter, und er wollte das ausgleichen.
"Lass mich los", sagte sie und drehte ihre Hand mit erstaunlicher Kraft in meiner herum.
Ich beugte mich zu ihr herunter und sah ihr ins Gesicht. Die grünen Augen erwiderten meinen Blick mit Entschlossenheit. Ich war die Erwachsene von uns beiden, das war mir bewusst. Ich war größer, stärker, klüger. Doch ebenso gut wusste ich, dass ich in Bezug auf Willenskraft gegen Emma keine Chance hatte. "Bleibst du in meiner Nähe?"
"Ja." Sie lächelte, wusste, dass sie gewonnen hatte.
"Such mir einen hübschen
... mehr
Sanddollar."
"Ich finde den allergrößten für dich." Sie breitete die Arme weit aus.
Dann hüpfte sie voraus, dieses kleine, sechsjährige Mysterium, dieses hinreißende weibliche Ebenbild ihres Vaters. Sie summte ein Lied, das erst vor wenigen Minuten im Radio gelaufen war. Bei ihrem Anblick verspürte ich einen Stich der Freude und der Furcht. In drei Monaten würde ich ihren Vater heiraten. Noch hatten wir ihr nicht erklärt, dass ich dann für immer bei ihnen leben würde. Dass ich ihr Frühstück machen, sie zur Schule bringen und ihre Ballettvorführungen besuchen würde, wie ihre Mutter es früher getan hatte. Nein, wie ihre Mutter es hätte tun sollen.
"Du tust Emma gut", sagte Jake immer. "Du wirst eine viel bessere Mutter sein, als meine Exfrau es je war."
Und ich dachte dann jedes Mal, woher willst du das wissen? Was macht dich da so sicher? Ich blickte Emma mit ihrem gelben Eimerchen, ihren blauen Stoffschuhen, ihrem im Wind wippenden schwarzen Pferdeschwanz hinterher, als sie von mirwegrannte, und ich fragte mich: Wie soll ich das machen? Wie kann ich diesem Mädchen eine Mutter werden?
Ich hielt mir die Holga vors Auge. Als der Auslöser klickte - einmal, ganz leise, fast wie ein Spielzeug -, war mir bewusst, dass Emma auf dem 6 x 6 Schwarz-Weiß-Foto nur schemenhaft zu erkennen sein würde. Sie bewegte sich zu schnell, und das Licht reichte nicht aus. Ich drehte den Transporthebel, knipste, zog wieder auf. Als ich ein letztes Mal auf den Auslöser drückte, war Emma schon beinahe aus meinem Sichtfeld verschwunden.
Hier also ist der Fehler, der Augenblick meines schlimmsten Versagens. Wenn es im Leben eines jeden Menschen eine Entscheidung gibt, die er um alles in der Welt rückgängig machen möchte, dann ist dies meine: Mein Blick blieb an einer Silhouette im Sand hängen. Zuerst sah es aus wie ein weggeworfenes Kleidungsstück - ein Kinderpulli vielleicht - oder wie eine winzige Decke. Instinktiv hob
"Ich finde den allergrößten für dich." Sie breitete die Arme weit aus.
Dann hüpfte sie voraus, dieses kleine, sechsjährige Mysterium, dieses hinreißende weibliche Ebenbild ihres Vaters. Sie summte ein Lied, das erst vor wenigen Minuten im Radio gelaufen war. Bei ihrem Anblick verspürte ich einen Stich der Freude und der Furcht. In drei Monaten würde ich ihren Vater heiraten. Noch hatten wir ihr nicht erklärt, dass ich dann für immer bei ihnen leben würde. Dass ich ihr Frühstück machen, sie zur Schule bringen und ihre Ballettvorführungen besuchen würde, wie ihre Mutter es früher getan hatte. Nein, wie ihre Mutter es hätte tun sollen.
"Du tust Emma gut", sagte Jake immer. "Du wirst eine viel bessere Mutter sein, als meine Exfrau es je war."
Und ich dachte dann jedes Mal, woher willst du das wissen? Was macht dich da so sicher? Ich blickte Emma mit ihrem gelben Eimerchen, ihren blauen Stoffschuhen, ihrem im Wind wippenden schwarzen Pferdeschwanz hinterher, als sie von mirwegrannte, und ich fragte mich: Wie soll ich das machen? Wie kann ich diesem Mädchen eine Mutter werden?
Ich hielt mir die Holga vors Auge. Als der Auslöser klickte - einmal, ganz leise, fast wie ein Spielzeug -, war mir bewusst, dass Emma auf dem 6 x 6 Schwarz-Weiß-Foto nur schemenhaft zu erkennen sein würde. Sie bewegte sich zu schnell, und das Licht reichte nicht aus. Ich drehte den Transporthebel, knipste, zog wieder auf. Als ich ein letztes Mal auf den Auslöser drückte, war Emma schon beinahe aus meinem Sichtfeld verschwunden.
Hier also ist der Fehler, der Augenblick meines schlimmsten Versagens. Wenn es im Leben eines jeden Menschen eine Entscheidung gibt, die er um alles in der Welt rückgängig machen möchte, dann ist dies meine: Mein Blick blieb an einer Silhouette im Sand hängen. Zuerst sah es aus wie ein weggeworfenes Kleidungsstück - ein Kinderpulli vielleicht - oder wie eine winzige Decke. Instinktiv hob
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Autoren-Porträt von Michelle Richmond
Michelle Richmond unterrichtet Creative Writing und ist Herausgeberin der Literaturzeitschrift Fiction Attic. Sie schrieb mehrere erfolgreiche Romane, darunter den New-York-Times-Bestseller Ein einziger Blick, für den sie mehrfach ausgezeichnet wurde und der auch in Deutschland auf der Bestsellerliste stand. Michelle Richmond lebt mit ihrer Familie in San Francisco.
Bibliographische Angaben
- Autor: Michelle Richmond
- 2008, 512 Seiten, Maße: 12 x 18,7 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Aus d. Amerikan. v. Astrid Finke
- Übersetzer: Astrid Finke
- Verlag: Diana
- ISBN-10: 3453352491
- ISBN-13: 9783453352490
Rezension zu „Ein einziger Blick “
"Michelle Richmonds "Ein einziger Blick" ist psychologisch raffinierte Hochspannung."
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