Ein Freund namens Henry
Die ungewöhnliche Freundschaft zwischen meinem autistischem Sohn und seinem Hund
Als Jamie und Nuala Gardner einen Welpen für ihren Sohn Dale suchten, waren sie alles andere als eine normale Familie. Dale litt unter Autismus. Schon die kleinste Abweichung von der täglichen Routine konnte rasende Wutanfälle auslösen, die ihn tief...
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Produktinformationen zu „Ein Freund namens Henry “
Klappentext zu „Ein Freund namens Henry “
Als Jamie und Nuala Gardner einen Welpen für ihren Sohn Dale suchten, waren sie alles andere als eine normale Familie. Dale litt unter Autismus. Schon die kleinste Abweichung von der täglichen Routine konnte rasende Wutanfälle auslösen, die ihn tief erschöpften und seine Eltern verzweifeln ließen. Schlüsselwörter wie "okay" oder "stolz" lösten Zornattacken aus, deren Dauer und Schwere unkalkulierbar waren. Schulen und Behörden stempelten Dale als untherapierbar ab. Doch seine Eltern kämpften! Um Zugang zu seiner Welt, um ein normales Leben für ihren Sohn, um Schule, Ausbildung und Zukunft. In den ersten Lebensjahren feierten sie jeden noch so kleinen Fortschritt, jedes einzelne Wort, jedes aufblitzende Anzeichen des Verstehens als Meilenstein - und scheiterten immer wieder an der Macht der Erkrankung. Der Durchbruch geschah erst mit Henry, einem kleinen Golden-Retriever-Welpen. Doch wie kann ein Hund einem Autisten helfen? Offen und ehrlich, auch den eigenen Grenzen gegenüber, erzählt die Mutter, Nuala Gardner, die berührende Geschichte dieser besonderen Freundschaft.
Lese-Probe zu „Ein Freund namens Henry “
Ein Freund namens Henry von Nuala Gardner LESEPROBE 1 Die WorteAls mir die Hebamme mein Erstgeborenes in die Arme legte, weinte ich vor Glück. Da war mein winziger, 2672Gramm schwerer kleiner Junge.Innerhalb von gerade einmal zwei Jahren hatte ich mich aus einer gescheiterten Beziehung gelöst, den Mann meiner Träume kennengelernt und war Mutter geworden.»Besser kann es gar nicht mehr werden«, dachte ich, wischte mir die Tränen ab und betrachtete meinen neugeborenen Sohn.Aber als ich seinen kleinen Kopf sah, spürte ich nur noch grauenhafte Angst.Ich war Hebamme am St. Luke’s Maternity Hospital gewesen und hatte in meiner Zeit dort nur ein einziges Mal ein Baby gesehen, das wegen eines deformierten Kopfes in die Neonatologie gebracht wurde. Ich erinnerte mich plötzlich genau, wie schockiert ich damals beim Anblick des kleinen Babys gewesen war und was meine Kollegen gesagt hatten: »Es ist ein Wunder, wenn das Baby unbeschadet durchkommt.« Zwar weiß ich nicht, was aus diesem Baby geworden ist, aber ich wusste genau, dass das Köpfchen meines Babys so furchtbar deformiert war, wie ich es nie zuvor gesehen hatte.
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Der kleine Hinterkopf war ganz flach und so lang gezogen, dass man nicht erkennen konnte, wo der Hals begann. Außer dem hatte mein Sohn überall Blutergüsse, sogar im Gesicht. Ich wusste sofort, dass er auf die Intensivstation verlegt werden musste, wo man ihn verschiedenen Tests unterziehen würde. Trotzdem beruhigte ich Jamie, meinen neuen Lebensgefährten. »Es kommt daher, dass er zu früh geboren ist«, versicherte ich ihm.Schon Monate zuvor, als wir dem großen Ereignis entgegenfieberten, hatten wir Namen für unser Baby ausgewählt: Dale für einen Jungen, Amy für ein Mädchen. Der schlichte Name wurde allerdings kaum den dramatischen Umständen gerecht, unter denen Dale zur Welt kam. Es begann da mit, dass ich am Samstag, dem 11.Juni 1988, in der 35. Schwangerschaftswoche Krämpfe bekam. Ich war gerade in unserem frisch renovierten Badezimmer, wo ich noch die letzten Kleinigkeiten erledigte. Es war noch viel zu früh für richtige Wehen, also tippte ich eher auf eine Blasenentzündung. Ich hatte schließlich eine medizinische Ausbildung und machte mir also keine großen Gedanken. Aber Jamie bestand darauf, mich vorsichtshalber in die Klinik zu fahren. Ich wurde aufgenommen und war sehr besorgt, als mir klar wurde, dass ich tatsächlich Wehen hatte und keine Blasenkrämpfe. Die Wehen kamen in regelmäßigen Abständen und wurden beständig heftiger. Doch bis fünf Uhr am nächsten Morgen tat sich nichts. Dann platzte die Fruchtblase, und ich wusste, dass ich nun innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden mein Baby zur Welt bringen musste, denn nach einem Blasensprung ist das Risiko einer Infektion größer als das einer Frühgeburt. Also stellte ich mich darauf ein, fünf Wochen früher als geplant in den Kreißsaal zu kommen.Dort hatte ich ununterbrochen Wehen, ohne dass irgendetwas geschah. Gegen sieben Uhr untersuchte mich dann die Nachtschwester und bestätigte, was ich bereits vermutet hatte: Das Baby lag falsch herum. Es musste sich kurz zuvor gedreht haben, denn bei den vorangegangenen Untersuchungen war das Köpfchen immer unten gewesen. Inzwischen war ich seit sechsunddreißig Stunden im Krankenhaus, vollkommen er schöpft und hatte entsetzliche Schmerzen. Ich wurde geröntgt, und auf dem Bild war deutlich zu erkennen, dass es sich um eine Beckenendlage handelte. Man rief Jamie im Büro an, der sein halb gegessenes Schinkenbrötchen beiseite warf und sofort zu mir eilte. Dann bereiteten sie mich für den Kaiserschnitt vor. Am 12.Juni um 11.04 Uhr kam Dale lauthals schreiend zur Welt.Das verbeulte Köpfchen war eine Folge der zu spät erkannten Beckenendlage. Durch die Lage war es während der Press wehen gegen meine Rippen gedrückt worden und hatte sich dort buchstäblich verkantet. Deshalb war auch alles Pressen erfolglos geblieben. Uns blieb nichts, als abzuwarten, ob das Trauma, das mein Baby erlitten hatte, folgenlos bleiben würde oder nicht.Trotz all meiner Angst versuchte ich, in die Zukunft zu blicken. Immerhin war Mutter zu werden einwunderbarer Höhe punkt in Jamies und meinem Leben.Zwei Jahre zuvor hatte ich mich von meinem damaligen Freund getrennt und war mit nur einem Koffer und jeder Menge schmerzlicher Erinnerungen ins St.Luke’s-Schwesternheim gezogen. Obwohl es nur vierzig Meilen in meine Heimatstadt Greenock waren, vermisste ich meine Freunde und meine Familie schrecklich. Glücklicherweise bestand meine Freundin Lorraine darauf, dass ich hin und wieder nach Greenock kam und mit ihr um die Häuser zog. Wie gut war es, dass sie nie lockerließ, wenn ich sagte, dass ich von meinen anstrengenden Arbeitstagen viel zu erschöpft sei, um etwas zu unternehmen. Ich kannte Lorraine seit dem Sommer 1978. Damals waren wir beide noch in der Ausbildung und arbeite ten in der Psychiatrischen Klinik Ravenscraig in Greenock, wo wir praktische Erfahrungen sammeln sollten. Allerdings machten wir diese eher im dortigen Nachtleben und wurden darüber sehr gute Freundinnen.An einem Freitagabend im Jahr 1986 schleppte Lorraine mich in eine beliebte Bar in Greenock, das Tokyo Joe’s. Es war schon ziemlich spät, als mir ein großer Dunkelhaariger auffiel, der am Tresen hockte und mich beobachtete. Er war allein, aber das schien ihm nichts auszumachen. Als er seinen Mund öffnete, um ein »Hallo« zu murmeln, stieg mir eine Wodkafahne in die Nase.»Du siehst gut aus«, lallte er höflich. Ich antwortete irgendetwas wie, er wäre auch ganz nett anzusehen. Dann entstand eine Pause, während der er wohl überlegte, ob er nicht doch zu betrunken für eine Unterhaltung sei. Schließlich schüttelte er bedauernd den Kopf und erklärte: »Ich mach mich auf den Heimweg, solange ich noch gehen kann.« Selbst stark alkoholisiert gab er sich freundlich, und ich fand ihn witzig. Zum Abschied sagte er, er würde mich gern wiedersehen, wenn er wieder seinen »klaren Kopf« aufhätte.Ich bin nicht sicher, ob er mich unwiderstehlich fand oder einfach nicht mehr wusste, dass er sich bereits verabschiedet hatte, jedenfalls kam er noch einmal zu mir und lud mich für den nächsten Abend auf die Party eines Freundes ein. Und ich war so fasziniert von ihm, dass ich ihn näher kennenlernen wollte.Also ging ich zu der Party und traf ihn dort sichtlich verkatert wieder. Ich beschloss, es vorsichtig anzugehen.»Weißt du noch, wer ich bin?«, begrüßte ich ihn. »Übrigens, dein klarer Kopf steht dir.« Da ich davon ausging, dass sein Gedächtnis direkt nach dem Verlassen der Bar ausgesetzt hatte, hielt ich das für ausreichend, um ihn an unsere Begegnung zu erinnern. Für einen Moment blickte er mich reichlich verwirrt an, dann ging ihm ein Licht auf. Ich bin sicher, dass mir meine Erleichterung deutlich anzusehen war.Jamie und ich verstanden uns auf Anhieb. Wir redeten und lachten den ganzen Abend miteinander, und dann fiel der Entschluss, die Party frühzeitig zu verlassen und noch zu ihm zu gehen. Er wohnte gleich um die Ecke, im obersten Stock werk eines alten roten Sandsteinbaus in der Roxburgh Street. Es war seine erste Junggesellenbude, er war erst kurz zuvor eingezogen und entsprechend chaotisch sah es dort aus.Zwar waren wir beide schon Ende zwanzig, aber wir benahmen uns wie Teenager. Die ganze Nacht hörten wir Musik und unterhielten uns, bis wir schließlich in den frühen Morgen stunden Arm in Arm auf dem Sofa einschliefen. Am nächsten Tag tauschten wir unsere Telefonnummern aus, und nach einem Abschiedskuss kehrte ich ins Schwesternheim von St. Luke’s zurück und Jamie zu National Semiconductor, wo er als Physical Design Engineer Mikrochips entwarf.Schon nach wenigen Monaten fühlte ich mich sicher und glücklich mit Jamie. Wir waren unzertrennlich und verbrachten fast jede freie Minute zusammen. Deshalb kam es nicht ganz unerwartet, als er während einer unserer Samstagabend Parties nach dem Pub »die Worte« sagte. Wir waren noch voll kommen durchnässt von dem Regenguss, der uns auf dem Weg vom Pub zu ihm nach Hause erwischt hatte, angenehm angeheitert und völlig aufeinander fixiert. Es gab nur ihn und mich. Als ich mich gerade ausschüttete vor Lachen über einen von Jamies trockenen Witzen, nahm er mich plötzlich in die Arme und sagte »die Worte«. Ihm, dem überzeugten Jung gesellen, kamen sie gewiss nicht leicht über die Lippen, also nutzte ich die Gunst der Stunde und erwiderte, ich würde ihn auch lieben. © Verlagsgruppe Lübbe Übersetzung: Sabine Stitz-Schilasky
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Bibliographische Angaben
- Autor: Nuala Gardner
- 2008, 316 Seiten, Maße: 14,6 x 21 cm, Gebunden, Deutsch
- Übertr. aus d. Engl. v. Sabine Stitz-Schilasky
- Übersetzer: Sabine Stitz-Schilasky
- Verlag: Bastei Lübbe
- ISBN-10: 3785723334
- ISBN-13: 9783785723333
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