Ein hoher Preis
CIA-Agent Teak soll dem somalischen Freiheitskämpfer Hatashil eine
geheime Sendung übermitteln. Doch unmittelbar vor der Übergabe wird
Hatashil durch einen
Bombenangriff getötet. Teak ermittelt und gerät ins Zentrum unglaublicher politischer Intrigen...
geheime Sendung übermitteln. Doch unmittelbar vor der Übergabe wird
Hatashil durch einen
Bombenangriff getötet. Teak ermittelt und gerät ins Zentrum unglaublicher politischer Intrigen...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Ein hoher Preis “
CIA-Agent Teak soll dem somalischen Freiheitskämpfer Hatashil eine
geheime Sendung übermitteln. Doch unmittelbar vor der Übergabe wird
Hatashil durch einen
Bombenangriff getötet. Teak ermittelt und gerät ins Zentrum unglaublicher politischer Intrigen...
geheime Sendung übermitteln. Doch unmittelbar vor der Übergabe wird
Hatashil durch einen
Bombenangriff getötet. Teak ermittelt und gerät ins Zentrum unglaublicher politischer Intrigen...
Klappentext zu „Ein hoher Preis “
Teak, ein Top-Agent der CIA, Harvard-Studium, Vorzeigeathlet, smart, intelligent, unabhängig, ist auf dem Weg zu einem kleinen somalischen Dorf. Er soll dem Freiheitskämpfer Hatashil eine geheime Sendung überbringen, doch Minuten nach der Übergabe gehen Bomben über dem Dorf nieder und verwüsten es. Teak überlebt. Aber als Meldungen laut werden, Hatashil selbst habe den Angriff unternommen, weiß er, dass er ins Zentrum gefährlicher Manipulationen geraten ist. Susan Lowell hat gerade den Pulitzerpreis bekommen. Für ein Buch über Hatashil, dessen Integrität die Harvardprofessorin preist. Doch mit den Meldungen über den Anschlag erscheint ihr Werk abrupt in neuem Licht. Sie muss herausfinden, was vorgefallen ist, genau wie Teak, der nicht mehr weiß, ob er den eigenen Leuten trauen kann.
Ein hoher Preis ist politischer Thriller und kompromisslose Innensicht einer Welt, in der die Einladung zu einem der exklusiven Studentenclubs alles bedeutet, in der Netzwerke geschaffen werden, diedie Zukunft des Landes bestimmen. Nick McDonell gelingt es, verdeckte Machtlinien sichtbar zu machen, und wird so einer immer komplexer werdenden Welt literarisch gerecht. So spannend wie politisch, so clever wie konsequent, Nick McDonell etabliert sich als feinnerviger Chronist amerikanischer Eliten und Zeitströmungen.
Teak, ein Top-Agent der CIA, Harvard-Studium, Vorzeigeathlet, smart, intelligent, unabhängig, ist auf dem Weg zu einem kleinen somalischen Dorf. Er soll dem Freiheitskämpfer Hatashil eine geheime Sendung überbringen, doch Minuten nach der Übergabe gehen Bomben über dem Dorf nieder und verwüsten es. Teak überlebt. Aber als Meldungen laut werden, Hatashil selbst habe den Angriff unternommen, weiß er, dass er ins Zentrum gefährlicher Manipulationen geraten ist.
Susan Lowell hat gerade den Pulitzerpreis bekommen. Für ein Buch über Hatashil, dessen Integrität die Harvardprofessorin preist. Doch mit den Meldungen über den Anschlag erscheint ihr Werk abrupt in neuem Licht. Sie muss herausfinden, was vorgefallen ist, genau wie Teak, der nicht mehr weiß, ob er den eigenen Leuten trauen kann.
Ein hoher Preis ist politischer Thriller und kompromisslose Innensicht einer Welt, in der die Einladung zu einem der exklusiven Studentenclubs alles bedeutet, in der Netzwerke geschaffen werden, die die Zukunft des Landes bestimmen. Nick McDonell gelingt es, verdeckte Machtlinien sichtbar zu machen, und wird so einer immer komplexer werdenden Welt literarisch gerecht. So spannend wie politisch, so clever wie konsequent, Nick McDonell etabliert sich als feinnerviger Chronist amerikanischer Eliten und Zeitströmungen.
Susan Lowell hat gerade den Pulitzerpreis bekommen. Für ein Buch über Hatashil, dessen Integrität die Harvardprofessorin preist. Doch mit den Meldungen über den Anschlag erscheint ihr Werk abrupt in neuem Licht. Sie muss herausfinden, was vorgefallen ist, genau wie Teak, der nicht mehr weiß, ob er den eigenen Leuten trauen kann.
Ein hoher Preis ist politischer Thriller und kompromisslose Innensicht einer Welt, in der die Einladung zu einem der exklusiven Studentenclubs alles bedeutet, in der Netzwerke geschaffen werden, die die Zukunft des Landes bestimmen. Nick McDonell gelingt es, verdeckte Machtlinien sichtbar zu machen, und wird so einer immer komplexer werdenden Welt literarisch gerecht. So spannend wie politisch, so clever wie konsequent, Nick McDonell etabliert sich als feinnerviger Chronist amerikanischer Eliten und Zeitströmungen.
Lese-Probe zu „Ein hoher Preis “
Ein hoher Preis von Nick McDonell Erster Teil Boston, Massachusetts, 200xIn der Herbstnacht sieht das große viktorianische Haus dunkel und kühl aus, es wirkt still. Professor Susan Lowell schließt auf und zieht die Haustür vorsichtig hinter sich zu. Als sie oben nach den Kindern sehen will, erblickt sie im Flur kurz ihr Spiegelbild und nickt sich in der Stille fast zu. Sie runzelt die Stirn. Nicht mal Mitternacht, doch alles schläft schon, Sohn, Tochter, sogar ihr Mann. Allmählich steigt Wut in ihr auf, doch sie lässt sie über sich hinwegspülen, bis sie abgeklungen ist.
Im Erdgeschoss nimmt sie die Fernbedienung und schaltet am Wandfernseher einen stumm gestellten Nachrichtensender ein. Sie hat das Haar gelöst, trägt aber noch immer Kostüm und Stöckelschuhe. Sie erkennt einige der Akteure, und als sie ihr eigenes Bild sieht, verzieht sich ihr breiter Mund zu einem Lächeln. Sie fragt sich, ob die Freude, die sie in diesem Augenblick empfindet, schöner ist als jede künftige Freude. Sie hat einen Pulitzerpreis gewonnen, und ihr Mann weiß es noch nicht.Eins nach dem anderen.
... mehr
Sie geht in die Küche, öffnet eine Flasche Rotwein und holt ein Glas aus dem Schrank. Ins Wohnzimmer zurückgekehrt, lässt sie sich auf das Stoffsofa sinken, sieht sich die stummen Nachrichten an, trinkt. Als die Flasche halb leer ist, geht sie nach oben, zieht sich aus und nimmt ihren Mann, noch bevor er richtig wach ist, in sich auf. Anschließend erzählt sie ihm von dem Preis, und sie unterhalten sich, aber nicht lange. Und dann, während ihre Hitze nachlässt und sie schließlich müde wird, kurz bevor sie der Schlaf übermannt, denkt sie plötzlich: Warum habe ich Angst? 1
Kenianisch-somalische Grenze, 200x
An jenem Morgen fuhr ein junger Amerikaner namens Michael Teak im Auftrag seines Staates, des zu diesem Zeitpunkt mächtigsten Landes der Welt, nordwärts durch das wellige Buschland. Ein Falke, der auf den weitgereisten Winden vom indischen Ozean nach Beute suchte, schwebte oben am Himmel, während Teaks Land Cruiser langsam über die abgelegene Piste holperte. Teak musste das Dorf nicht mehr in der weißen Nachmittagssonne erreichen. Abends war es kühler und hoffentlich ruhig.
Eigentlich war es ein einfacher Auftrag. Er sollte einem Rebellen namens Hatashil Geld und ein Handy überbringen und sich ein bisschen umsehen. Zu gut, um wahr zu sein war Teaks erster Gedanke gewesen, als er Hatashils Akte gelesen hatte. Hatashil war ein Freiheitskämpfer. Autodidakt, Waise, Krieger. Menschenfreund und Führer. Teak hatte gelernt, solchen Worten zu misstrauen, als würden zu rosige Hoffnungen nicht erfüllt, sondern letztlich immer enttäuscht. Tageslicht auf den Ziegeln der Kolonialbauten.
Doch Teak führte im Land schon seit anderthalb Jahren ein gutes Leben und glaubte, dass es nicht so sein musste. oder zumindest er nicht so sein musste. Er war sich nicht sicher. Das war sein Problem, und während er immer tiefer in die grünbraune Landschaft vordrang, fühlte er sich allmählich losgelöst von seiner Umgebung und schließlich dem Wagen und seiner Pistole entfremdet. ihm kam der Gedanke, dass er sich endlich auf der richtigen Mission befand, vielleicht aber der falsche Mann war. Er schrieb es seiner Nervosität zu und fuhr weiter, denn mit seinen fünfundzwanzig Jahren dachte er, so müsse sich ein Profi verhalten.
Auf dem Rücksitz standen fünf Koffer. Billiges Gepäck für mittellose Reisende, klobig und aus Plastik. Die Koffer waren Teaks zweite Tarnung. Er hielt an und glich seine Position auf seinem Handy mit den Koordinaten des Dorfes ab. Auf dem richtigen Weg zur richtigen Zeit.
Als er den Gang wieder einlegte, sah er, dass sich am Horizont etwas bewegte. Durch die Lücke zwischen ein paar Akazien erspähte er in der Ferne eine Staubwolke. Zum ersten Mal seit über hundertfünfzig Kilometern sah er Staub aufwirbeln, und er gab Gas. Er verlor die Staubwolke aus den Augen, entdeckte sie aber wieder, als sie sich über die Bäume erhob. Bestenfalls eine Safari von Wahnsinnigen, schlimmstenfalls – Teak rief sich kurz ins Gedächtnis, was einem seiner Vorgänger zugestoßen war: die Augen ausgehöhlt, der Unterleib mit rostigen Messern zerstückelt. An einen Baum gefesselt und dem Tod überlassen. Kein Grund, eine Kugel zu vergeuden.
Drei Fahrzeuge. sie hielten an, reihten sich auf der Piste auf. Anderthalb Kilometer entfernt hielt auch Teak und betrachtete sie durch sein Fernglas. Ein weißer Kleinbus, wie er gewöhnlich für Safaris mit japanischen Touristen benutzt wurde, und zwei verrostete Pick-ups. Teak beobachtete, wie die Männer, die auf der Ladefläche saßen, heruntersprangen und ein Metallgatter vom Busdach zogen. Alle bewaffnet.
Shifta, dachte Teak nervös. im Amharischen bedeutete das Wort Räuber oder Aufständische. Eine ganze Geschichte in ein einziges Wort gegossen. Übeltäter. Er fuhr auf die Gruppe zu.
Die shifta – zweiundzwanzig Mann, wenn Teak richtig gezählt hatte – warteten auf ihn. sie waren jünger, als er gedacht hatte, und außerdem reich, wenn man den Bus und das Gatter bedachte, das sie auf der Piste errichtet hatten. Könnte eine besonders clevere Truppe sein, dachte Teak.
Zwei Männer standen direkt vor dem Gatter. Einer trug eine Tarnhose und ein T-shirt mit dem D. A.R. E.-Antidrogenlogo. Der andere trug Mesh Shorts und ein khakifarbenes Safarishirt. Beide hielten Kalaschnikows in den Händen. Der Mann in Shorts trug obendrein ein Schulterhalfter.
»Hallo«, sagte Teak, streckte den Kopf aus dem Fenster und fuhr langsamer. Am besten Englisch sprechen, linqua idiota.
»Checkpoint«, sagte der Mann in dem Antidrogenshirt.
Teak hielt an und kuppelte aus. Er musterte das Gelände neben der Piste. Er konnte um sie herumkurven, aber dann würden sie ihn bestimmt verfolgen, auf seine Reifen schießen, sie vermutlich nicht treffen, aber vielleicht seine Fensterscheiben zertrümmern. Vielleicht kam es sogar noch schlimmer. Besser mit ihnen reden. Ein Junge, der ein Hackmesser in der Hand hielt, saß mit übereinandergeschlagenen Beinen neben der Piste und starrte Teak an. Seltsam. Bei den shifta gab es eigentlich keine Kinder. Teak zwinkerte dem Jungen zu, doch der starrte bloß zurück.
»Checkpoint?«, fragte Teak in verblüfftem Kolonialton. »in wessen Auftrag?«
Die beiden Männer vor dem Gatter sahen sich an. Mesh Shorts zog theatralisch eine alte 38er aus dem Schulterhalfter. »im Auftrag von General Hatashil«, sagte er und klopfte mit seiner Pistole an die Heckklappe des Wagens. »Was ist da drin?«
»Scheiße«, sagte Teak mit gespieltem Widerwillen und stützte den Kopf in die Hände.
sie rissen die Türen auf, zerrten die Koffer nach draußen und schlitzten einen auf.
»Das Ding hat auch einen Reißverschluss«, sagte Teak.
Als sie sahen, dass der Koffer voll graugrünem Khat war, brach Jubel aus.
Teak schüttelte den Kopf.
»Hast du ein Problem?«, fragte der Schulterhalftertyp. »Nein«, erwiderte Teak plötzlich strahlend und streckte die Hand aus dem Fenster. »ich bin Teak.«
»Ich bin Commander Moalana«, sagte der Mann in den Mesh Shorts überrascht und gab Teak kurz die Hand. Teak lächelte ihn an, und Moalana strich sich übers Kinn. Er war geradezu ausgelassen und spielte vor seinen Männern mit Teak, äußerst dankbar, dass ihm dieser Mann mit seinen Koffern voll Drogen über den Weg gelaufen war.
Die Männer waren an jenem Morgen frustriert gewesen. Aber eigentlich sind sie ständig frustriert, dachte Moalana. Er könnte ihm auch den Wagen abnehmen, aber Befehl war Befehl. Beherrscht euch, hatte Hatashil sie ermahnt. Als sie den letzten Mann für einen Spion gehalten und umgebracht hatten, war Hatashil wütend gewesen. Wir fesseln unsere Verbündeten nicht an Bäume und überlassen sie dem Tod! Doch Hatashil hatte sich schnell wieder beruhigt und ihnen einen Vortrag gehalten. Missverständnisse kommen vor, hatte er abschließend gesagt, aber ihr müsst euch immer beherrschen. Angesichts eines so großen Fehlers war Moalana für sein Verständnis dankbar gewesen.
Moalana bot Teak eine Handvoll Khat an. Teak nahm es entgegen und begann zu kauen. Er mochte den bitteren Geschmack nicht, das Zeug schmeckte nach Kohl. »Kann ich einen behalten?«, fragte er.
»Einen Koffer«, sagte Moalana lachend vor seinen Männern, »wie willst du das anstellen?«
Bevor Teak antworten konnte, schnitt ihm Moalana das Wort ab. »Keinen einzigen«, sagte er, und seine Männer luden die Koffer in die Pick-ups. Teak sah, dass der Junge mit den übereinandergeschlagenen Beinen kein Interesse, mehr an dem Überfall zeigte, sondern mit seinem Messer etwas in den trockenen staub zeichnete. Als die übrigen shifta das Gatter wieder auf den Bus hievten und dort festbanden, rief ihn ein älterer Junge zu sich.
im Vorbeifahren winkte Moalana kurz aus dem Fenster seines pick-ups.
Teak spuckte das Khat aus und beobachtete, wie sie auf der Piste verschwanden. Das ganze Aufeinandertreffen hatte gerade mal fünf Minuten gedauert. Die Khatkoffer hatten ihren Zweck erfüllt. Er brauchte sich immer noch nicht zu beeilen.
Einige Kilometer und Stunden später, irgendwo abseits der Piste, ging das Buschland in eine felsige Ebene über, doch zuvor kam ein segensreicher Fluss. Am Ufer eine schiefe Dattelpalme, ein Dutzend Hütten, Ziegen und ein paar Kinder, die wie kleine Schutzengel aussahen. Teak gefiel dieser Anblick. Er parkte hundert Meter vom Dorf entfernt, um das eingepferchte Vieh nicht aufzuschrecken. Ein paar verlotterte Ziegen meckerten den Land Cruiser an.
Teak zog einen Schlüssel aus der Tasche, schloss das Handschuhfach auf und holte einen versiegelten FedEx-Umschlag heraus. Er stieg aus dem Wagen, streckte die Beine aus und dachte über die Temperatur nach, während er die zerknitterte Jacke seines Khakianzugs überstreifte. Er trug überall dasselbe, doch jetzt war es kühler. Nicht dass ihn die Hitze störte. Seine blasse Haut war ständig verbrannt, aber das machte ihm nichts aus. Die Erfahrungen mit dem Winter in New England hatten ihm genügt. Er tastete nach der SIG P220 im Hosenbund, klemmte sich den FedEx-Umschlag unter den Arm und ging den Kindern entgegen, die sich ihm durch das trocken knisternde, verbrannte
Gras näherten. Dahinter an den Hütten lehnende Mütter mit wissender, verächtlicher Miene.
Dann strich ihm das neugierigste Kind schon um die Knie und blickte zu ihm auf. Teak begrüßte den Jungen im Dialekt dieser Gegend, doch der Kleine war noch zu jung, um das seltsam zu finden.
»ich weiß ein Rätsel!«, rief Teak und grinste mit so strahlend weißen Zähnen, wie sie die Kinder noch nie bei einem Erwachsenen gesehen hatten.
»Was für eins denn?«, fragte der Junge.
»Mein Haus hat keine Türen«, sagte Teak. Bei diesem einfachen, bekannten Rätsel ging es um ein Ei, doch der Kleine war vielleicht noch zu jung, um es zu kennen. Er lief tatsächlich zurück, um sich mit seinen Spielkameraden zu beraten.
Als Teak das Dorf betrat, starrten ihn alle an. Zwei Jugendliche schwenkten uralte Enfield-Gewehre. Einer von ihnen fragte auf Englisch, was er wolle.
»ich will mit Hatashil sprechen«, sagte Teak gutgelaunt und verblüffte sie mit ihrer eigenen Sprache.
Die Jungen sahen sich an und taten so, als würden sie überlegen. Dann forderten sie Teak mit geschwellter Brust auf, ihnen zu folgen. sie gingen zum Fluss hinunter. Unter der Dattelpalme saßen drei Männer auf einem dicken, zerschlissenen Teppich und tranken aus kleinen schalen gegorene Kamelmilch. Zwei in Tarnkleidung und einer, den Teak sofort für Hatashil hielt, in weißer Dschellaba. Als Teak näher kam, erhoben sie sich. Hatashil, der Kleinste von den dreien, war beleibt, ja geradezu fett. Teak fiel auf, dass er auch eine etwas hellere Haut und schärfere Gesichtszüge hatte. Er hielt einen Spazierstock in der Hand, der von einem Schädel gekrönt war, doch Teak wusste nicht, was für ein Schädel es war. Hatashil musterte Teak mit schweren, tiefliegenden Augen und schickte seine Gefährten weg, die mit den beiden Jungen den Fluss entlanggingen. Als sie außer Hörweite waren, deutete Hatashil einladend auf den Teppich.
Nach der Begrüßung setzten sie sich. Teak pries die Englischkenntnisse der beiden Jungen.
»Wenn meine bloß so gut wären«, erwiderte Hatashil, »aber vielen Dank. Das sind gute Jungen. im Lager gibt es noch bessere.«
Eine lächelnde grashüpferschlanke Frau brachte ein Tablett mit Datteln, Ziegenkäse und zwei Dosen Fanta. Dosen statt Flaschen, dachte Teak, das ist neu. Die Frau verbeugte sich und stellte das Tablett zwischen Teak und Hatashil auf den Teppich. Hatashil lächelte sie an, und sie schien zu erröten.
Aus Höflichkeit aß Teak ein stück Käse. Danach rührte keiner von beiden mehr etwas an. Hatashil erzählte ihm, wie viele Männer, Waffen, Pferde und Fahrzeuge er in einem nahe gelegenen Lager hatte. Er deutete über den Fluss hinweg, wo sein eigener Pick-up stand. Es war ein Toyota, auf dessen Pritsche ein 12,7-mm-Maschinengewehr montiert war.
Teak schlitzte den FedEx-Umschlag mit einem Klappmesser auf und reichte ihn Hatashil. Der warf einen Blick hinein und sah zu seiner Genugtuung ein Bündel amerikanische Dollar.
»Fünfundzwanzigtausend«, sagte Teak. Dann zog er ein schwarzes Handy aus der Tasche, das er ihm ebenfalls übergab.
»Werde ich mit ihnen sprechen?«, fragte Hatashil.
»Nein, mit meinem Kollegen.«
»Es ist wirklich schade, Vereinbarungen mit offenbar guten Leuten zu treffen und sie danach nie wiederzusehen«, sagte Hatashil, ließ das Handy aufgleiten und schaltete es ein.Tuut.
Hoch oben, in irgendeiner der nachmittäglichen Wolkenformationen, wurde ein Alarm ausgelöst, und ein Pilot stellte seinen Kurs neu ein.
Als Teak zu seinem Land Cruiser zurückging, hörte er das träge Brummen der Antonow. Es hätte ihm eigentlich schon eher auffallen müssen, doch er hatte nichts mitbekommen. Ein Versorgungsflugzeug. Aber plötzlich wurde er nach vorn geschleudert und stürzte aufs Gesicht. Benommen rollte er sich herum, und eine Hitzewelle blies über ihn hinweg. Die Dattelpalme war in zwei Teile gespalten. Der Holzpferch war verschwunden, zurückgeblieben war nichts als ein Krater. Die Luft war von Staub erfüllt. Auf dem Bauch liegend sah Teak, wie Hatashils Pick-up davonraste. Er rappelte sich auf und rannte zum Land Cruiser, wo er den Verbandskasten unter dem Rücksitz hervorzog. Teak handelte, wie er es in seiner Ausbildung gelernt hatte. Den Toten schenkte er keine Beachtung, während er ins Dorf zurücklief; er suchte nach Überlebenden. Die Brände beschworen in der Abenddämmerung die Hitze der Mittagssonne herauf.
Er hörte das Dröhnen von Humvees, die aus östlicher Richtung kamen, und sah, wie eine Gruppe von Paramilitärs auf die Überreste des Dorfes zusteuerte. Einer der Enfield-Jungen lief den Humvees entgegen, doch er wurde niedergeschossen. Der andere war in die entgegengesetzte Richtung geflüchtet, und einer der Humvees verfolgte ihn.
Teak verschwand in einer der verkohlten Hütten. Die Frau, die ihm Käse und Fanta gebracht hatte, lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden. Eine Blutspur zog sich von der Tür zu der schmalen Pritsche, zu der sich die Frau geschleppt hatte. Neben ihr saß ein junges Mädchen und rieb sich die Ohren, um wieder hören zu können. Teak kniete sich neben die beiden. Als er die Frau auf den Rücken drehte, sah er an der glänzenden, an ihrem Hals klaffenden Wunde, dass für sie jede Hilfe zu spät kam.
Er streckte gerade die Hand nach dem Mädchen aus, als er vor seinen Füßen einen Becher erblickte, wie er ihn vor vier Jahren beim Collegeabschluss in seinem Alumnipäckchen bekommen hatte. Der Becher war dunkelrot, das Wappen von Harvard prangte darauf und, in weißen Buchstaben, das Wort Veritas.
© Berlin Verlag
Übersetzung:»Thomas Gunkel«
Kenianisch-somalische Grenze, 200x
An jenem Morgen fuhr ein junger Amerikaner namens Michael Teak im Auftrag seines Staates, des zu diesem Zeitpunkt mächtigsten Landes der Welt, nordwärts durch das wellige Buschland. Ein Falke, der auf den weitgereisten Winden vom indischen Ozean nach Beute suchte, schwebte oben am Himmel, während Teaks Land Cruiser langsam über die abgelegene Piste holperte. Teak musste das Dorf nicht mehr in der weißen Nachmittagssonne erreichen. Abends war es kühler und hoffentlich ruhig.
Eigentlich war es ein einfacher Auftrag. Er sollte einem Rebellen namens Hatashil Geld und ein Handy überbringen und sich ein bisschen umsehen. Zu gut, um wahr zu sein war Teaks erster Gedanke gewesen, als er Hatashils Akte gelesen hatte. Hatashil war ein Freiheitskämpfer. Autodidakt, Waise, Krieger. Menschenfreund und Führer. Teak hatte gelernt, solchen Worten zu misstrauen, als würden zu rosige Hoffnungen nicht erfüllt, sondern letztlich immer enttäuscht. Tageslicht auf den Ziegeln der Kolonialbauten.
Doch Teak führte im Land schon seit anderthalb Jahren ein gutes Leben und glaubte, dass es nicht so sein musste. oder zumindest er nicht so sein musste. Er war sich nicht sicher. Das war sein Problem, und während er immer tiefer in die grünbraune Landschaft vordrang, fühlte er sich allmählich losgelöst von seiner Umgebung und schließlich dem Wagen und seiner Pistole entfremdet. ihm kam der Gedanke, dass er sich endlich auf der richtigen Mission befand, vielleicht aber der falsche Mann war. Er schrieb es seiner Nervosität zu und fuhr weiter, denn mit seinen fünfundzwanzig Jahren dachte er, so müsse sich ein Profi verhalten.
Auf dem Rücksitz standen fünf Koffer. Billiges Gepäck für mittellose Reisende, klobig und aus Plastik. Die Koffer waren Teaks zweite Tarnung. Er hielt an und glich seine Position auf seinem Handy mit den Koordinaten des Dorfes ab. Auf dem richtigen Weg zur richtigen Zeit.
Als er den Gang wieder einlegte, sah er, dass sich am Horizont etwas bewegte. Durch die Lücke zwischen ein paar Akazien erspähte er in der Ferne eine Staubwolke. Zum ersten Mal seit über hundertfünfzig Kilometern sah er Staub aufwirbeln, und er gab Gas. Er verlor die Staubwolke aus den Augen, entdeckte sie aber wieder, als sie sich über die Bäume erhob. Bestenfalls eine Safari von Wahnsinnigen, schlimmstenfalls – Teak rief sich kurz ins Gedächtnis, was einem seiner Vorgänger zugestoßen war: die Augen ausgehöhlt, der Unterleib mit rostigen Messern zerstückelt. An einen Baum gefesselt und dem Tod überlassen. Kein Grund, eine Kugel zu vergeuden.
Drei Fahrzeuge. sie hielten an, reihten sich auf der Piste auf. Anderthalb Kilometer entfernt hielt auch Teak und betrachtete sie durch sein Fernglas. Ein weißer Kleinbus, wie er gewöhnlich für Safaris mit japanischen Touristen benutzt wurde, und zwei verrostete Pick-ups. Teak beobachtete, wie die Männer, die auf der Ladefläche saßen, heruntersprangen und ein Metallgatter vom Busdach zogen. Alle bewaffnet.
Shifta, dachte Teak nervös. im Amharischen bedeutete das Wort Räuber oder Aufständische. Eine ganze Geschichte in ein einziges Wort gegossen. Übeltäter. Er fuhr auf die Gruppe zu.
Die shifta – zweiundzwanzig Mann, wenn Teak richtig gezählt hatte – warteten auf ihn. sie waren jünger, als er gedacht hatte, und außerdem reich, wenn man den Bus und das Gatter bedachte, das sie auf der Piste errichtet hatten. Könnte eine besonders clevere Truppe sein, dachte Teak.
Zwei Männer standen direkt vor dem Gatter. Einer trug eine Tarnhose und ein T-shirt mit dem D. A.R. E.-Antidrogenlogo. Der andere trug Mesh Shorts und ein khakifarbenes Safarishirt. Beide hielten Kalaschnikows in den Händen. Der Mann in Shorts trug obendrein ein Schulterhalfter.
»Hallo«, sagte Teak, streckte den Kopf aus dem Fenster und fuhr langsamer. Am besten Englisch sprechen, linqua idiota.
»Checkpoint«, sagte der Mann in dem Antidrogenshirt.
Teak hielt an und kuppelte aus. Er musterte das Gelände neben der Piste. Er konnte um sie herumkurven, aber dann würden sie ihn bestimmt verfolgen, auf seine Reifen schießen, sie vermutlich nicht treffen, aber vielleicht seine Fensterscheiben zertrümmern. Vielleicht kam es sogar noch schlimmer. Besser mit ihnen reden. Ein Junge, der ein Hackmesser in der Hand hielt, saß mit übereinandergeschlagenen Beinen neben der Piste und starrte Teak an. Seltsam. Bei den shifta gab es eigentlich keine Kinder. Teak zwinkerte dem Jungen zu, doch der starrte bloß zurück.
»Checkpoint?«, fragte Teak in verblüfftem Kolonialton. »in wessen Auftrag?«
Die beiden Männer vor dem Gatter sahen sich an. Mesh Shorts zog theatralisch eine alte 38er aus dem Schulterhalfter. »im Auftrag von General Hatashil«, sagte er und klopfte mit seiner Pistole an die Heckklappe des Wagens. »Was ist da drin?«
»Scheiße«, sagte Teak mit gespieltem Widerwillen und stützte den Kopf in die Hände.
sie rissen die Türen auf, zerrten die Koffer nach draußen und schlitzten einen auf.
»Das Ding hat auch einen Reißverschluss«, sagte Teak.
Als sie sahen, dass der Koffer voll graugrünem Khat war, brach Jubel aus.
Teak schüttelte den Kopf.
»Hast du ein Problem?«, fragte der Schulterhalftertyp. »Nein«, erwiderte Teak plötzlich strahlend und streckte die Hand aus dem Fenster. »ich bin Teak.«
»Ich bin Commander Moalana«, sagte der Mann in den Mesh Shorts überrascht und gab Teak kurz die Hand. Teak lächelte ihn an, und Moalana strich sich übers Kinn. Er war geradezu ausgelassen und spielte vor seinen Männern mit Teak, äußerst dankbar, dass ihm dieser Mann mit seinen Koffern voll Drogen über den Weg gelaufen war.
Die Männer waren an jenem Morgen frustriert gewesen. Aber eigentlich sind sie ständig frustriert, dachte Moalana. Er könnte ihm auch den Wagen abnehmen, aber Befehl war Befehl. Beherrscht euch, hatte Hatashil sie ermahnt. Als sie den letzten Mann für einen Spion gehalten und umgebracht hatten, war Hatashil wütend gewesen. Wir fesseln unsere Verbündeten nicht an Bäume und überlassen sie dem Tod! Doch Hatashil hatte sich schnell wieder beruhigt und ihnen einen Vortrag gehalten. Missverständnisse kommen vor, hatte er abschließend gesagt, aber ihr müsst euch immer beherrschen. Angesichts eines so großen Fehlers war Moalana für sein Verständnis dankbar gewesen.
Moalana bot Teak eine Handvoll Khat an. Teak nahm es entgegen und begann zu kauen. Er mochte den bitteren Geschmack nicht, das Zeug schmeckte nach Kohl. »Kann ich einen behalten?«, fragte er.
»Einen Koffer«, sagte Moalana lachend vor seinen Männern, »wie willst du das anstellen?«
Bevor Teak antworten konnte, schnitt ihm Moalana das Wort ab. »Keinen einzigen«, sagte er, und seine Männer luden die Koffer in die Pick-ups. Teak sah, dass der Junge mit den übereinandergeschlagenen Beinen kein Interesse, mehr an dem Überfall zeigte, sondern mit seinem Messer etwas in den trockenen staub zeichnete. Als die übrigen shifta das Gatter wieder auf den Bus hievten und dort festbanden, rief ihn ein älterer Junge zu sich.
im Vorbeifahren winkte Moalana kurz aus dem Fenster seines pick-ups.
Teak spuckte das Khat aus und beobachtete, wie sie auf der Piste verschwanden. Das ganze Aufeinandertreffen hatte gerade mal fünf Minuten gedauert. Die Khatkoffer hatten ihren Zweck erfüllt. Er brauchte sich immer noch nicht zu beeilen.
Einige Kilometer und Stunden später, irgendwo abseits der Piste, ging das Buschland in eine felsige Ebene über, doch zuvor kam ein segensreicher Fluss. Am Ufer eine schiefe Dattelpalme, ein Dutzend Hütten, Ziegen und ein paar Kinder, die wie kleine Schutzengel aussahen. Teak gefiel dieser Anblick. Er parkte hundert Meter vom Dorf entfernt, um das eingepferchte Vieh nicht aufzuschrecken. Ein paar verlotterte Ziegen meckerten den Land Cruiser an.
Teak zog einen Schlüssel aus der Tasche, schloss das Handschuhfach auf und holte einen versiegelten FedEx-Umschlag heraus. Er stieg aus dem Wagen, streckte die Beine aus und dachte über die Temperatur nach, während er die zerknitterte Jacke seines Khakianzugs überstreifte. Er trug überall dasselbe, doch jetzt war es kühler. Nicht dass ihn die Hitze störte. Seine blasse Haut war ständig verbrannt, aber das machte ihm nichts aus. Die Erfahrungen mit dem Winter in New England hatten ihm genügt. Er tastete nach der SIG P220 im Hosenbund, klemmte sich den FedEx-Umschlag unter den Arm und ging den Kindern entgegen, die sich ihm durch das trocken knisternde, verbrannte
Gras näherten. Dahinter an den Hütten lehnende Mütter mit wissender, verächtlicher Miene.
Dann strich ihm das neugierigste Kind schon um die Knie und blickte zu ihm auf. Teak begrüßte den Jungen im Dialekt dieser Gegend, doch der Kleine war noch zu jung, um das seltsam zu finden.
»ich weiß ein Rätsel!«, rief Teak und grinste mit so strahlend weißen Zähnen, wie sie die Kinder noch nie bei einem Erwachsenen gesehen hatten.
»Was für eins denn?«, fragte der Junge.
»Mein Haus hat keine Türen«, sagte Teak. Bei diesem einfachen, bekannten Rätsel ging es um ein Ei, doch der Kleine war vielleicht noch zu jung, um es zu kennen. Er lief tatsächlich zurück, um sich mit seinen Spielkameraden zu beraten.
Als Teak das Dorf betrat, starrten ihn alle an. Zwei Jugendliche schwenkten uralte Enfield-Gewehre. Einer von ihnen fragte auf Englisch, was er wolle.
»ich will mit Hatashil sprechen«, sagte Teak gutgelaunt und verblüffte sie mit ihrer eigenen Sprache.
Die Jungen sahen sich an und taten so, als würden sie überlegen. Dann forderten sie Teak mit geschwellter Brust auf, ihnen zu folgen. sie gingen zum Fluss hinunter. Unter der Dattelpalme saßen drei Männer auf einem dicken, zerschlissenen Teppich und tranken aus kleinen schalen gegorene Kamelmilch. Zwei in Tarnkleidung und einer, den Teak sofort für Hatashil hielt, in weißer Dschellaba. Als Teak näher kam, erhoben sie sich. Hatashil, der Kleinste von den dreien, war beleibt, ja geradezu fett. Teak fiel auf, dass er auch eine etwas hellere Haut und schärfere Gesichtszüge hatte. Er hielt einen Spazierstock in der Hand, der von einem Schädel gekrönt war, doch Teak wusste nicht, was für ein Schädel es war. Hatashil musterte Teak mit schweren, tiefliegenden Augen und schickte seine Gefährten weg, die mit den beiden Jungen den Fluss entlanggingen. Als sie außer Hörweite waren, deutete Hatashil einladend auf den Teppich.
Nach der Begrüßung setzten sie sich. Teak pries die Englischkenntnisse der beiden Jungen.
»Wenn meine bloß so gut wären«, erwiderte Hatashil, »aber vielen Dank. Das sind gute Jungen. im Lager gibt es noch bessere.«
Eine lächelnde grashüpferschlanke Frau brachte ein Tablett mit Datteln, Ziegenkäse und zwei Dosen Fanta. Dosen statt Flaschen, dachte Teak, das ist neu. Die Frau verbeugte sich und stellte das Tablett zwischen Teak und Hatashil auf den Teppich. Hatashil lächelte sie an, und sie schien zu erröten.
Aus Höflichkeit aß Teak ein stück Käse. Danach rührte keiner von beiden mehr etwas an. Hatashil erzählte ihm, wie viele Männer, Waffen, Pferde und Fahrzeuge er in einem nahe gelegenen Lager hatte. Er deutete über den Fluss hinweg, wo sein eigener Pick-up stand. Es war ein Toyota, auf dessen Pritsche ein 12,7-mm-Maschinengewehr montiert war.
Teak schlitzte den FedEx-Umschlag mit einem Klappmesser auf und reichte ihn Hatashil. Der warf einen Blick hinein und sah zu seiner Genugtuung ein Bündel amerikanische Dollar.
»Fünfundzwanzigtausend«, sagte Teak. Dann zog er ein schwarzes Handy aus der Tasche, das er ihm ebenfalls übergab.
»Werde ich mit ihnen sprechen?«, fragte Hatashil.
»Nein, mit meinem Kollegen.«
»Es ist wirklich schade, Vereinbarungen mit offenbar guten Leuten zu treffen und sie danach nie wiederzusehen«, sagte Hatashil, ließ das Handy aufgleiten und schaltete es ein.Tuut.
Hoch oben, in irgendeiner der nachmittäglichen Wolkenformationen, wurde ein Alarm ausgelöst, und ein Pilot stellte seinen Kurs neu ein.
Als Teak zu seinem Land Cruiser zurückging, hörte er das träge Brummen der Antonow. Es hätte ihm eigentlich schon eher auffallen müssen, doch er hatte nichts mitbekommen. Ein Versorgungsflugzeug. Aber plötzlich wurde er nach vorn geschleudert und stürzte aufs Gesicht. Benommen rollte er sich herum, und eine Hitzewelle blies über ihn hinweg. Die Dattelpalme war in zwei Teile gespalten. Der Holzpferch war verschwunden, zurückgeblieben war nichts als ein Krater. Die Luft war von Staub erfüllt. Auf dem Bauch liegend sah Teak, wie Hatashils Pick-up davonraste. Er rappelte sich auf und rannte zum Land Cruiser, wo er den Verbandskasten unter dem Rücksitz hervorzog. Teak handelte, wie er es in seiner Ausbildung gelernt hatte. Den Toten schenkte er keine Beachtung, während er ins Dorf zurücklief; er suchte nach Überlebenden. Die Brände beschworen in der Abenddämmerung die Hitze der Mittagssonne herauf.
Er hörte das Dröhnen von Humvees, die aus östlicher Richtung kamen, und sah, wie eine Gruppe von Paramilitärs auf die Überreste des Dorfes zusteuerte. Einer der Enfield-Jungen lief den Humvees entgegen, doch er wurde niedergeschossen. Der andere war in die entgegengesetzte Richtung geflüchtet, und einer der Humvees verfolgte ihn.
Teak verschwand in einer der verkohlten Hütten. Die Frau, die ihm Käse und Fanta gebracht hatte, lag mit dem Gesicht nach unten auf dem Boden. Eine Blutspur zog sich von der Tür zu der schmalen Pritsche, zu der sich die Frau geschleppt hatte. Neben ihr saß ein junges Mädchen und rieb sich die Ohren, um wieder hören zu können. Teak kniete sich neben die beiden. Als er die Frau auf den Rücken drehte, sah er an der glänzenden, an ihrem Hals klaffenden Wunde, dass für sie jede Hilfe zu spät kam.
Er streckte gerade die Hand nach dem Mädchen aus, als er vor seinen Füßen einen Becher erblickte, wie er ihn vor vier Jahren beim Collegeabschluss in seinem Alumnipäckchen bekommen hatte. Der Becher war dunkelrot, das Wappen von Harvard prangte darauf und, in weißen Buchstaben, das Wort Veritas.
© Berlin Verlag
Übersetzung:»Thomas Gunkel«
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Autoren-Porträt von Nick Mcdonell
Nick McDonell, 1984 geboren, wuchs in New York auf und studierte Literatur an der Harvard University. Sein erster Roman erschien, als Nick McDonell gerade siebzehn Jahre alt war. Von der Kritik gefeiert, wurde er ein internationaler Bestseller und ist inzwischen von Joel Schumacher verfilmt worden. Heute arbeitet Nick McDonell als Journalist und berichtet aus dem Sudan und Irak.Thomas Gunkel, geb 1956 in Treysa, Erzieher, studierte Germanistik und Geographie und ist als Übersetzer tätig.
Bibliographische Angaben
- Autor: Nick Mcdonell
- 2010, Maße: 14,3 x 22 cm, Gebunden, Deutsch
- Aus d. Engl. v. Gunkel, Thomas
- Übersetzer: Thomas Gunkel
- Verlag: BERLIN VERLAG
- ISBN-10: 3827009448
- ISBN-13: 9783827009449
Rezension zu „Ein hoher Preis “
"McDonell bedient sich meisterhaft der Gesetze des Polit-Thrillers, ohne seineliterarische Hipness einzubüßen."WASHINGTON POST
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