Eine Zeit des Krieges, eine Zeit des Friedens
Erinnerungen und Gedanken
Wohin steuert Israel, fragt Shimon Peres am Beginn seines neuen Buches. Es ist politische Analyse und Autobiografie in einem. Denn diese Lebensgeschichte gehört unlösbar zu der seines Landes: von der Staatsgründung 1948 über die politische und...
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Produktinformationen zu „Eine Zeit des Krieges, eine Zeit des Friedens “
Wohin steuert Israel, fragt Shimon Peres am Beginn seines neuen Buches. Es ist politische Analyse und Autobiografie in einem. Denn diese Lebensgeschichte gehört unlösbar zu der seines Landes: von der Staatsgründung 1948 über die politische und wirtschaftliche Konsolidierung des Landes, die innenpolitischen Krisen und die Kriege bis hin zu den Friedensplänen.
Geboren 1923 in Polen, gelangte der junge Shimon ins damalige Palästina und wuchs in dem legendären Kinderheim Ben Shemen zwischen Tel Aviv und Jerusalem auf. Der politische Ziehsohn des Staatsgründers Ben Gurion wurde stellvertretender Verteidigungsminister Israels, handelte mit Franz Josef Strauß geheime Waffenkäufe aus und führte später die Arbeitspartei und die Sozialistische Internationale. Shimon Peres wurde Außenminister und Ministerpräsident seines Landes, ein geachteter Staatsmann, mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet, der viele Rückschläge erleben musste. Daran erinnert Peres in seinem Buch ebenso wie an die politischen Weggefährten Jizchak Rabin, Willy Brandt und François Mitterrand, an seine Verhandlungen mit Anwar el-Sadat und mit Jassir Arafat. Peres' Ziel blieb über Jahrzehnte das gleiche: einen dauerhaften Frieden zwischen Palästinensern und Israelis zu erreichen, zwischen der arabischen Welt und dem jüdischen Staat.
Geboren 1923 in Polen, gelangte der junge Shimon ins damalige Palästina und wuchs in dem legendären Kinderheim Ben Shemen zwischen Tel Aviv und Jerusalem auf. Der politische Ziehsohn des Staatsgründers Ben Gurion wurde stellvertretender Verteidigungsminister Israels, handelte mit Franz Josef Strauß geheime Waffenkäufe aus und führte später die Arbeitspartei und die Sozialistische Internationale. Shimon Peres wurde Außenminister und Ministerpräsident seines Landes, ein geachteter Staatsmann, mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet, der viele Rückschläge erleben musste. Daran erinnert Peres in seinem Buch ebenso wie an die politischen Weggefährten Jizchak Rabin, Willy Brandt und François Mitterrand, an seine Verhandlungen mit Anwar el-Sadat und mit Jassir Arafat. Peres' Ziel blieb über Jahrzehnte das gleiche: einen dauerhaften Frieden zwischen Palästinensern und Israelis zu erreichen, zwischen der arabischen Welt und dem jüdischen Staat.
Klappentext zu „Eine Zeit des Krieges, eine Zeit des Friedens “
Wohin steuert Israel, fragt Shimon Peres am Beginn seines neuen Buches. Es ist politische Analyse und Autobiografie in einem. Denn diese Lebensgeschichte gehört unlösbar zu der seines Landes: von der Staatsgründung 1948 über die politische und wirtschaftliche Konsolidierung des Landes, die innenpolitischen Krisen und die Kriege bis hin zu den Friedensplänen.Geboren 1923 in Polen, gelangte der junge Shimon ins damalige Palästina und wuchs in dem legendären Kinderheim Ben Shemen zwischen Tel Aviv und Jerusalem auf. Der politische Ziehsohn des Staatsgründers Ben Gurion wurde stellvertretender Verteidigungsminister Israels, handelte mit Franz Josef Strauß geheime Waffenkäufe aus und führte später die Arbeitspartei und die Sozialistische Internationale. Shimon Peres wurde Außenminister und Ministerpräsident seines Landes, ein geachteter Staatsmann, mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet, der viele Rückschläge erleben musste. Daran erinnert Peres in seinem Buch ebenso wie an die politischen Weggefährten Jizchak Rabin, Willy Brandt und François Mitterrand, an seine Verhandlungen mit Anwar el-Sadat und mit Jassir Arafat. Peres' Ziel blieb über Jahrzehnte das gleiche: einen dauerhaften Frieden zwischen Palästinensern und Israelis zu erreichen, zwischen der arabischen Welt und dem jüdischen Staat.
Lese-Probe zu „Eine Zeit des Krieges, eine Zeit des Friedens “
Wohin steuert Israel?Wohin steuert Israel? Wie lange werden wir noch auf Frieden warten? Wie lange müssen unsere Kinder noch kämpfen, unsere Söhne und Töchter noch sterben, muss Blut fließen, müssen unsere Mütter weinen? Ist der endlose Kampf mit den Palästinensern, unseren arabischen Nachbarn, schicksalhaft? Werden wir den Terrorismus, jene Plage der modernen Zeit, am Ende besiegen?
Mehr und mehr habe ich das Gefühl, dass jene Lebensweisheit, welche besagt, wir Juden seien ein schlafloses Volk, wirklich begründet ist. Die "Encyclopédie" von d'Alembert und Diderot beschreibt die Juden als das Volk, das die anderen immer am Einschlafen gehindert habe. Heute hat ein großer Teil Israels und der jüdischen Welt Schwierigkeiten, Schlaf zu finden.
Ich bin besorgt um mein Land, um Israel und seine Zukunft, und in den Momenten der Angst sage ich mir, dass Israel nach fünfundfünfzigjähriger Existenz entgegen der Überzeugung vieler Menschen kein Land ist, dessen Zukunft absolut gesichert ist. Die Errichtung, die Wiedererrichtung eines jüdischen Staats ist noch immer nicht vollendet. Und der Messias bleibt noch immer aus. Er ist, wie mir ein Freund einmal sagte, der größte Diplomat, den die Juden jemals hatten. Aus dem einfachen Grund, weil man ihn noch immer erwartet.
In der orthodoxen Bedeutung des Wortes war ich nie religiös. Wenn ich allein bin, kann ich jedoch nicht umhin, ein Gebet zu murmeln: "Wenn Gott uns hört, so möge er Israel beschützen, so möge er dafür sorgen, dass der von unserem Volk so ersehnte Frieden endlich Wirklichkeit werde und der Tag kommen möge, an dem Israel die Uniform auszieht, um Zivil anzulegen." Weil man auf den Fernsehschirmen und in den Medien nur Soldaten in uns sieht, hat man uns schließlich als ein kriegerisches Volk angesehen. Nichts ist falscher. Wir haben uns die Uniform nicht ausgesucht. Wir haben uns den Krieg nicht ausgesucht. Uns dürstet nach Frieden. "Was ist der Unterschied zwischen Krieg und Frieden?", fragt ein
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griechischer Weiser. Seine Antwort passt leider genauestens auf unsere vom Hass so schwer geprüfte Region. "In Friedenszeiten sind es die Kinder, die ihre Väter zu Grabe tragen. In Kriegszeiten sind es die Väter, die ihre Kinder zu Grabe tragen."
Frieden, der einzige wahre Sieg
Die Zahal - von Zwa Hagana le-Israel, Armee zur Verteidigung Israels - ist eine Bürgerarmee. Unsere Armee ist stark. Und bis heute haben wir trotz bisweilen schwerer Herausforderungen keinen der Kriege, denen wir ausgesetzt waren, verloren. Aber Siege sind vergänglich. Der einzig wahre Sieg ist der Frieden. Vor allem der Frieden mit unseren unmittelbaren Nachbarn, den Palästinensern. Eine Übereinkunft erscheint mir nur dann denkbar, wenn man anerkennt, dass zahlreiche fundamentale Argumente beider Seiten grundsätzlich ihre Berechtigung haben. Da nicht jeder auf der ganzen Linie triumphieren kann, muss man auf einen Teil seiner Forderungen verzichten und einen Kompromiss akzeptieren. Ein Grundsatz muss unsere Suche nach Frieden leiten: Wir haben nicht das moralische Recht, ein anderes Volk zu beherrschen.
Wir, die wir uns alljährlich bei der Feier des Pessach-Festes daran erinnern, dass wir das Haus der Knechtschaft verlassen haben, um ein freies Volk zu sein, werden uns doch nicht korrumpieren, indem wir ein Haus der Herrschaft errichten! Bei den Verhandlungen, die man sicherlich wieder aufnehmen wird, denn sie sind notwendig, wird es nicht darum gehen, unaufhörlich zu feilschen. Wir werden uns als schöpferisch erweisen und gemeinsam Lösungen finden, bei denen wir die immer stärkere Bedeutung der Wissenschaft für die Zukunft des Menschen nicht vergessen dürfen. Denn jenseits aller Gegensätze und Konflikte ist deutlich zu sehen, dass die Gründe für Zwietracht nach und nach verschwinden und die Erde einer Art Vereinigung zustrebt. Das ist eine Lesart der Globalisierung. Wozu also dann immer noch und immer wieder Krieg?
Wenn im Jahre 1944 jemand gesagt hätte, in wenigen Jahren werde Europa sich völlig verändert haben und die Erbfeindschaft zwischen Frankreich und Deutschland werde verschwunden sein, hätte man ihm nicht geglaubt. Und doch ist es so gekommen. Bewegt und überzeugt haben die Abgeordneten beider Länder im Januar 2003 den vierzigsten Jahrestag der Besiegelung ihrer Aussöhnung durch den deutsch-französischen Vertrag gefeiert.
Als Alterspräsident der Knesset hatte ich kürzlich das ganz besondere Privileg, die Eröffnungsrede dieser ehrwürdigen Institution zu halten, die ihre Sitzungen in Jerusalem abhält, in jener Stadt, die für mich die Pupille des Auges des jüdischen Volkes und die ewige Hauptstadt des Staates Israel ist. Ich bin kein Novize mehr in der Politik, und doch war ich ergriffen, als ich aus Anlass dieser Eröffnungsrede vor die anderen Abgeordneten meines Landes trat. Wie ich ihnen erklärte, erwuchs dieses Gefühl aus der Tatsache, dass ich der Sohn eines Volkes mit einem außergewöhnlichen Schicksal bin, eines Volkes, das Zeuge und Handelnder einer Geschichte war, die sich aus schrecklichen Tiefen, aber auch unglaublichen Höhen zusammensetzt: vom Holocaust auf der einen Seite bis zur Erlösung auf der anderen, Erlösung im jüdischen Sinne des Wortes - Sammlung der exilierten Juden im Land ihrer Vorväter und im weiteren Sinn universeller Friede. Ein Schicksal, das in den Annalen der Menschheit nicht seinesgleichen findet.
Mit meinen achtzig Jahren kann ich ohne Übertreibung sagen, dass ich zahlreiche Ereignisse erlebt habe, die unsere Welt geprägt haben. Ich habe gesehen, wie Weltreiche zusammenbrachen, Völker sich erhoben, Armeen Territorien besetzten und Flüchtlinge strömten. In all den Jahrzehnten habe ich gesehen, wie die Wolken des Krieges sich immer dichter zusammenballten, und bisweilen, wie sich inmitten starker Spannungen die Blüten des Friedens öffneten.
Trotz dieser Vergangenheit gerate ich immer noch in Entzücken über Dinge, die den jüngeren Generationen ganz natürlich und selbstverständlich erscheinen. Die Tatsache zum Beispiel, dass die Knesset gewählt wird und zusammentritt, die Tatsache, dass Israel seine Lungen mit demokratischer Luft füllen kann, war früher nicht selbstverständlich. In der Familie der Nationen ist dies für uns eine Quelle des Stolzes. Wie viele Demokratien gibt es heute in der Welt? Und im Nahen Osten? Die Demokratie ist ein sehr kostbares Gut, und gerade sie, die Entscheidung des Gesetzes und die Gleichberechtigung, sind die Grundlagen der Knesset. Ihre Aufgabe ist es, die Schwachen zu verteidigen, sie muss die Menschen zusammenbringen und die Armut als Feind unserer Gesellschaft begreifen. Die Knesset kann die Diskriminierung von Frauen hinsichtlich ihrer rechtlichen Stellung, ihrer Entlohnung und der ihnen aufgezwungenen Entscheidungen nicht hinnehmen. Sie muss es jedem ermöglichen, für seinen Unterhalt und den seiner Familie aufkommen zu können. Sie muss auf gedeihliche Beziehungen zwischen arabischen und jüdischen Bürgern achten. Kein israelischer Staatsbürger darf, nur weil er Araber ist, diskriminiert werden, sei das in Urteilen über ihn, sei es in rechtlicher Art.
Die Zeit der Entscheidungen
Ja, wohin steuert Israel? Die Aufregung, die die letzten Parlamentswahlen begleitet hat, hat sich wieder gelegt. Verbündet mit der extremen Rechten und der säkularen Schinui-Partei, ist der Likud an der Macht. Die Wähler haben es so gewollt. Jetzt ist es jedoch lebenswichtig, von Debatten zu Entscheidungen überzugehen. Der Aufstand der Palästinenser ist noch immer in vollem Gange und fordert weiter zahlreiche Opfer. Die israelischen Verteidigungskräfte leisten Beachtliches. Tag und Nacht sind sie mobilisiert und befinden sich im Alarmzustand. Wir müssen all jene, die im Lauf der verschiedenen Kriege, die wir führen mussten, gefallen sind, die trauernden Familien, die Versehrten und all jene, die vermisst gemeldet wurden, stets in der Erinnerung bewahren.
Hunderttausende unserer Landsleute sind zur Arbeitslosigkeit verurteilt. Unzählige andere leben an der Schwelle zur Armut und müssen sogar Volksküchen in Anspruch nehmen, um sich zu ernähren. In zahlreichen Bereichen unserer Gesellschaft ist Gewalt eingebrochen. Durch einen den Soziologen wohl bekannten Schneeballeffekt bewirkt ein Übel leider ein weiteres.
Ich glaube nicht, dass es sich dabei um ein göttliches Gesetz, eine Schicksalhaftigkeit handelt. Ich glaube, die Quelle dieser Übel ist der fehlende Frieden. Der Terrorismus untergräbt die Sicherheit, behindert Investitionen, die Entwicklung, den freien Verkehr und den Arbeitsmarkt, mit anderen Worten die gesamte Gesellschaft. Am Ende werden diejenigen, die sich mit dem Terror abfinden oder ihn unterstützen, ebenfalls dessen Opfer.
Natürlich müssen wir gegen den Terror kämpfen. Vor allem aber müssen wir die Situation überwinden, die ihn hervorgebracht hat. Dazu ist es unabdingbar, dass man sich um die Wurzeln des Terrorismus kümmert und nicht nur um seine furchtbaren Äußerungen.
Wir müssen die Hand ausstrecken und uns nicht allein auf die Stärke unserer Waffen verlassen. Wir müssen auf diejenigen palästinensischen Führer bauen, die ein Ende der Intifada fordern, und mit ihnen als den Vertretern der Palästinensischen Autonomiebehörde einen Dialog führen, um in die Zukunft zu schauen. Ohne auf unsere legitimen Forderungen zu verzichten, müssen wir ihnen Hoffnung machen und ihnen einen präzisen Ablauf und einen Zeitplan vorschlagen.
Das Unglück der Palästinenser
Die Anführer der verschiedenen, auch untereinander rivalisierenden Gruppen von Palästinensern wiederum müssen begreifen, dass die Hoffnung auf einen Palästinenserstaat sich nicht konkretisieren wird, solange sich Terrororganisationen nicht der Autonomiebehörde unterordnen. Sie müssen auch begreifen, dass sie eine auf die Bekämpfung des Terrors eingeschworene Welt nicht dazu bringen werden, sie anzuerkennen. Der Terrorismus schadet nicht allein Israel. Er schadet auch den Palästinensern. Eines muss ganz klar sein: Wir haben nicht das geringste Verlangen, ein anderes Volk zu beherrschen. Wir bedauern das Unglück der Palästinenser und den Schmerz, der ihnen zugefügt wird. Wir stehen ihrer Verzweiflung nicht unbeteiligt gegenüber, denn wir sind ein Volk, das weiß, was Leiden bedeutet. Aber ihr Leiden erwächst auch aus der Situation des Terrors, in der wir leben, wie aus den sich verschlechternden Beziehungen. Die Treffen zwischen Mitgliedern unserer Regierung und Vertretern der palästinensischen Behörden werden nur dann zu Ergebnissen führen, wenn man von Reden zu Taten übergeht. Auf palästinensischer Seite durch Maßnahmen gegen den Terrorismus, auf unserer durch Gesten in Richtung eines dauerhaften Abkommens. Auch Worte müssen in die Praxis umgesetzt werden. Von den Palästinensern muss man eine Regierung erwarten, die den Frieden will, und von den Israelis einen Prozess, der in diese Richtung geht.
Die Tatsache, dass die Intifada von Ende 1987 und der neuerliche Aufstand seit September 2000 kaum ein weiterführendes Ziel erreichten und dass sich eine breite, weltweite Koalition gegen den Terrorismus stellt, sollte die Palästinenser zu einer neuen Ära aufbrechen lassen, um eine moderne Wirtschaft zu verwirklichen, die es uns ermöglicht, politisch getrennt zu sein, während wir auf wirtschaftlicher Ebene zusammenarbeiten.
Erinnern wir uns. Das vor kurzem zu Ende gegangene zwanzigste Jahrhundert hat eine Revolution und zwei Weltkriege erlebt. Die Juden haben während der kommunistischen Revolution einen hohen Preis bezahlt - und einen schrecklichen Preis, als Nationalsozialismus und Faschismus an die Macht gekommen sind. Diese drei ideologischen Imperien, denen man noch den japanischen Militarismus hinzufügen kann, sind versunken und haben Tod und Verwüstung hinterlassen. Diese und andere Imperien haben versucht, dem Zionismus ein Ende zu bereiten. Sie hatten entsetzliche Folgen für unser Volk. Aber wir haben überlebt. Statt zusammenzubrechen hat der Zionismus zur Gründung des Staates Israel geführt. Aus dem Holocaust ist ein Staat erstanden und hat auf seine Weise eine Fackel entzündet.
Ein blinder Fanatismus
Auch am Beginn des einundzwanzigsten Jahrhunderts konnte man erleben, wie ein Weltkrieg entsteht, diesmal jedoch ein Krieg, der sich von den zuvor geführten unterscheidet: ein von Terrororganisationen ausgelöster Krieg und nicht ein Konflikt zwischen Staaten. Der Terrorismus stellt eine Gefahr für die ganze Welt dar. Er hat seine Waffen gegen die Errungenschaften der modernen Zeit gerichtet. Er ist eine Organisation ohne Form oder Gesicht. Er hat keine Flagge, stellt keine uniformierte Armee auf und erkennt keinerlei menschliches Prinzip oder moralische Grenzen an. Seine Botschaft richtet sich nicht an die Welt, sondern ausschließlich an Fanatiker. Und selbst für diese ist es eine Verurteilung zum Tode. Wir erleben nicht mehr einen Krieg zwischen Nationen, sondern einen Krieg der Nationen gegen regelrechte Gangs. Der Terrorismus ist beseelt von obskurer Ideologie und blindem Fanatismus und wird nicht überleben. Wir erleben einen Krieg zwischen der modernen Welt und einer Welt, die den Fortschritt als Übel ansieht, einer Welt, in der die Vorstellung, in eine neue Ära der Wissenschaft und der Technik einzutreten, nur Hass verursacht.
Der Krieg wird nicht enden, solange der Terror nicht aufgehört hat. Und wir werden ihn nicht beenden, solange man in manchen Ländern dieser Geißel gegenüber weiterhin Toleranz und Verständnis bekundet. Eine Situation, in der Flugreisen zu einem gefährlichen Experiment werden, ein Wolkenkratzer eine Zielscheibe und ein Straßenspaziergang eine Provokation darstellen, kann die moderne Welt nicht hinnehmen. In diesem Krieg sind wir als Juden und als israelischer Staat Ziele. Aber ich bin sicher, dass die Gerechtigkeit den Sieg davontragen wird. Die Vergangenheit hat keine Zukunft. Es gibt keine Zukunft für den Tod. Die Amerikaner haben sich heute an die Spitze dieses bedeutenden Kampfes gegen den Terrorismus gestellt.
Die Vereinigten Staaten haben Europa geholfen, die Kriege zu gewinnen, die es führen musste. Sie haben dazu beigetragen, den europäischen Kontinent wiederaufzubauen. Und zwar ohne den Versuch, sich Territorien oder Ressourcen zu sichern oder im Namen des Sieges Vorzugsrechte zu fordern. Jetzt, da Amerika angegriffen wird, hat Europa meiner Ansicht nach die Pflicht, sich ihm gegenüber ebenso zu verhalten und sich an seine Seite zu stellen. Nicht um sich einer moralischen Pflicht oder einer historischen Schuld zu entledigen. Sondern um zu verhindern, dass der Terrorismus, der bereits vor seinen Türen steht, stärker wird. Als Europa beschlossen hat, Milosevic loszuwerden, hat es sich nicht an die UNO gewandt, um die Vereinigten Staaten um eine Beteiligung am Kosovo-Angriff zu bitten. War der jugoslawische Diktator, der über keine nicht-konventionellen Waffen verfügte, gefährlicher als der irakische Diktator mit seinem Arsenal? Bin Laden hat den "Kreuzfahrern" den Krieg erklärt. Bekanntlich zählten diese weder Juden noch Amerikaner in ihren Reihen. Aber in Bin Ladens Augen ist jeder, der kein ihm ähnliches terroristisches Verhalten zeigt, ein "Kreuzfahrer".
Israel seinerseits ist nicht nur mit einer schwierigen Phase seiner Geschichte konfrontiert. Das Land steht einer Herausforderung gegenüber: Es muss die Gegenwart mit der erforderlichen Sorge und die Zukunft mit einem Blick für Perspektiven betrachten.
Die aufgeklärte Welt der Generation vor uns hat sich nach und nach der Tyranneien und Tyrannen entledigt. Und wir werden uns der Morde und der Mörder zu entledigen wissen. Die Welt und vor allem der Nahe Osten werden erleichtert aufatmen, wenn die Terroristen sich nicht mehr in allen Ecken und Winkeln verbergen und keine Bomben mehr explodieren. Dann werden wir in einem Nahen Osten leben, in dem es vor langer, langer Zeit Propheten gab und in dem es dann Gelehrte geben wird.
Im Gegensatz zu einer von vielen geteilten Meinung wird der Sieg über den Terror nicht mit der Niederlage der arabischen oder muslimischen Welt einhergehen. Der Sieg über den Terrorismus wird nur zum Verschwinden eines absolut blinden religiösen Fanatismus führen. Für die künftigen Generationen wird dieser Sieg die Aufforderung sein, ihn durch etwas anderes zu ersetzen. Übrigens ist das die Meinung des jordanischen Außenministers Marwan Muasher, der den gegen Saddam Hussein geführten Krieg als ein "Sprungbrett für die junge Generation zum Erlangen der Macht" bezeichnete. "Diese Generation entspricht dem einundzwanzigsten Jahrhundert." In demselben Geist haben hundertvierzig saudische Führer öffentlich gefordert, Saudi-Arabien solle sich die Prinzipien "freier Wahlen, der gerechten Verteilung der Vermögen, der Abschaffung der Korruption und der Gleichberechtigung der Frauen" zu Eigen machen.
Wenn der Albtraum des Terrorismus eines Tages endgültig beendet sein wird, werden wir Israelis zu einer aufgeklärten Lebensform zurückkehren können, welche dem jüdischen Volk stets eigen war: eine Lebensform, die die Werte der Moral und der Kultur verwirklicht.
Frieden, der einzige wahre Sieg
Die Zahal - von Zwa Hagana le-Israel, Armee zur Verteidigung Israels - ist eine Bürgerarmee. Unsere Armee ist stark. Und bis heute haben wir trotz bisweilen schwerer Herausforderungen keinen der Kriege, denen wir ausgesetzt waren, verloren. Aber Siege sind vergänglich. Der einzig wahre Sieg ist der Frieden. Vor allem der Frieden mit unseren unmittelbaren Nachbarn, den Palästinensern. Eine Übereinkunft erscheint mir nur dann denkbar, wenn man anerkennt, dass zahlreiche fundamentale Argumente beider Seiten grundsätzlich ihre Berechtigung haben. Da nicht jeder auf der ganzen Linie triumphieren kann, muss man auf einen Teil seiner Forderungen verzichten und einen Kompromiss akzeptieren. Ein Grundsatz muss unsere Suche nach Frieden leiten: Wir haben nicht das moralische Recht, ein anderes Volk zu beherrschen.
Wir, die wir uns alljährlich bei der Feier des Pessach-Festes daran erinnern, dass wir das Haus der Knechtschaft verlassen haben, um ein freies Volk zu sein, werden uns doch nicht korrumpieren, indem wir ein Haus der Herrschaft errichten! Bei den Verhandlungen, die man sicherlich wieder aufnehmen wird, denn sie sind notwendig, wird es nicht darum gehen, unaufhörlich zu feilschen. Wir werden uns als schöpferisch erweisen und gemeinsam Lösungen finden, bei denen wir die immer stärkere Bedeutung der Wissenschaft für die Zukunft des Menschen nicht vergessen dürfen. Denn jenseits aller Gegensätze und Konflikte ist deutlich zu sehen, dass die Gründe für Zwietracht nach und nach verschwinden und die Erde einer Art Vereinigung zustrebt. Das ist eine Lesart der Globalisierung. Wozu also dann immer noch und immer wieder Krieg?
Wenn im Jahre 1944 jemand gesagt hätte, in wenigen Jahren werde Europa sich völlig verändert haben und die Erbfeindschaft zwischen Frankreich und Deutschland werde verschwunden sein, hätte man ihm nicht geglaubt. Und doch ist es so gekommen. Bewegt und überzeugt haben die Abgeordneten beider Länder im Januar 2003 den vierzigsten Jahrestag der Besiegelung ihrer Aussöhnung durch den deutsch-französischen Vertrag gefeiert.
Als Alterspräsident der Knesset hatte ich kürzlich das ganz besondere Privileg, die Eröffnungsrede dieser ehrwürdigen Institution zu halten, die ihre Sitzungen in Jerusalem abhält, in jener Stadt, die für mich die Pupille des Auges des jüdischen Volkes und die ewige Hauptstadt des Staates Israel ist. Ich bin kein Novize mehr in der Politik, und doch war ich ergriffen, als ich aus Anlass dieser Eröffnungsrede vor die anderen Abgeordneten meines Landes trat. Wie ich ihnen erklärte, erwuchs dieses Gefühl aus der Tatsache, dass ich der Sohn eines Volkes mit einem außergewöhnlichen Schicksal bin, eines Volkes, das Zeuge und Handelnder einer Geschichte war, die sich aus schrecklichen Tiefen, aber auch unglaublichen Höhen zusammensetzt: vom Holocaust auf der einen Seite bis zur Erlösung auf der anderen, Erlösung im jüdischen Sinne des Wortes - Sammlung der exilierten Juden im Land ihrer Vorväter und im weiteren Sinn universeller Friede. Ein Schicksal, das in den Annalen der Menschheit nicht seinesgleichen findet.
Mit meinen achtzig Jahren kann ich ohne Übertreibung sagen, dass ich zahlreiche Ereignisse erlebt habe, die unsere Welt geprägt haben. Ich habe gesehen, wie Weltreiche zusammenbrachen, Völker sich erhoben, Armeen Territorien besetzten und Flüchtlinge strömten. In all den Jahrzehnten habe ich gesehen, wie die Wolken des Krieges sich immer dichter zusammenballten, und bisweilen, wie sich inmitten starker Spannungen die Blüten des Friedens öffneten.
Trotz dieser Vergangenheit gerate ich immer noch in Entzücken über Dinge, die den jüngeren Generationen ganz natürlich und selbstverständlich erscheinen. Die Tatsache zum Beispiel, dass die Knesset gewählt wird und zusammentritt, die Tatsache, dass Israel seine Lungen mit demokratischer Luft füllen kann, war früher nicht selbstverständlich. In der Familie der Nationen ist dies für uns eine Quelle des Stolzes. Wie viele Demokratien gibt es heute in der Welt? Und im Nahen Osten? Die Demokratie ist ein sehr kostbares Gut, und gerade sie, die Entscheidung des Gesetzes und die Gleichberechtigung, sind die Grundlagen der Knesset. Ihre Aufgabe ist es, die Schwachen zu verteidigen, sie muss die Menschen zusammenbringen und die Armut als Feind unserer Gesellschaft begreifen. Die Knesset kann die Diskriminierung von Frauen hinsichtlich ihrer rechtlichen Stellung, ihrer Entlohnung und der ihnen aufgezwungenen Entscheidungen nicht hinnehmen. Sie muss es jedem ermöglichen, für seinen Unterhalt und den seiner Familie aufkommen zu können. Sie muss auf gedeihliche Beziehungen zwischen arabischen und jüdischen Bürgern achten. Kein israelischer Staatsbürger darf, nur weil er Araber ist, diskriminiert werden, sei das in Urteilen über ihn, sei es in rechtlicher Art.
Die Zeit der Entscheidungen
Ja, wohin steuert Israel? Die Aufregung, die die letzten Parlamentswahlen begleitet hat, hat sich wieder gelegt. Verbündet mit der extremen Rechten und der säkularen Schinui-Partei, ist der Likud an der Macht. Die Wähler haben es so gewollt. Jetzt ist es jedoch lebenswichtig, von Debatten zu Entscheidungen überzugehen. Der Aufstand der Palästinenser ist noch immer in vollem Gange und fordert weiter zahlreiche Opfer. Die israelischen Verteidigungskräfte leisten Beachtliches. Tag und Nacht sind sie mobilisiert und befinden sich im Alarmzustand. Wir müssen all jene, die im Lauf der verschiedenen Kriege, die wir führen mussten, gefallen sind, die trauernden Familien, die Versehrten und all jene, die vermisst gemeldet wurden, stets in der Erinnerung bewahren.
Hunderttausende unserer Landsleute sind zur Arbeitslosigkeit verurteilt. Unzählige andere leben an der Schwelle zur Armut und müssen sogar Volksküchen in Anspruch nehmen, um sich zu ernähren. In zahlreichen Bereichen unserer Gesellschaft ist Gewalt eingebrochen. Durch einen den Soziologen wohl bekannten Schneeballeffekt bewirkt ein Übel leider ein weiteres.
Ich glaube nicht, dass es sich dabei um ein göttliches Gesetz, eine Schicksalhaftigkeit handelt. Ich glaube, die Quelle dieser Übel ist der fehlende Frieden. Der Terrorismus untergräbt die Sicherheit, behindert Investitionen, die Entwicklung, den freien Verkehr und den Arbeitsmarkt, mit anderen Worten die gesamte Gesellschaft. Am Ende werden diejenigen, die sich mit dem Terror abfinden oder ihn unterstützen, ebenfalls dessen Opfer.
Natürlich müssen wir gegen den Terror kämpfen. Vor allem aber müssen wir die Situation überwinden, die ihn hervorgebracht hat. Dazu ist es unabdingbar, dass man sich um die Wurzeln des Terrorismus kümmert und nicht nur um seine furchtbaren Äußerungen.
Wir müssen die Hand ausstrecken und uns nicht allein auf die Stärke unserer Waffen verlassen. Wir müssen auf diejenigen palästinensischen Führer bauen, die ein Ende der Intifada fordern, und mit ihnen als den Vertretern der Palästinensischen Autonomiebehörde einen Dialog führen, um in die Zukunft zu schauen. Ohne auf unsere legitimen Forderungen zu verzichten, müssen wir ihnen Hoffnung machen und ihnen einen präzisen Ablauf und einen Zeitplan vorschlagen.
Das Unglück der Palästinenser
Die Anführer der verschiedenen, auch untereinander rivalisierenden Gruppen von Palästinensern wiederum müssen begreifen, dass die Hoffnung auf einen Palästinenserstaat sich nicht konkretisieren wird, solange sich Terrororganisationen nicht der Autonomiebehörde unterordnen. Sie müssen auch begreifen, dass sie eine auf die Bekämpfung des Terrors eingeschworene Welt nicht dazu bringen werden, sie anzuerkennen. Der Terrorismus schadet nicht allein Israel. Er schadet auch den Palästinensern. Eines muss ganz klar sein: Wir haben nicht das geringste Verlangen, ein anderes Volk zu beherrschen. Wir bedauern das Unglück der Palästinenser und den Schmerz, der ihnen zugefügt wird. Wir stehen ihrer Verzweiflung nicht unbeteiligt gegenüber, denn wir sind ein Volk, das weiß, was Leiden bedeutet. Aber ihr Leiden erwächst auch aus der Situation des Terrors, in der wir leben, wie aus den sich verschlechternden Beziehungen. Die Treffen zwischen Mitgliedern unserer Regierung und Vertretern der palästinensischen Behörden werden nur dann zu Ergebnissen führen, wenn man von Reden zu Taten übergeht. Auf palästinensischer Seite durch Maßnahmen gegen den Terrorismus, auf unserer durch Gesten in Richtung eines dauerhaften Abkommens. Auch Worte müssen in die Praxis umgesetzt werden. Von den Palästinensern muss man eine Regierung erwarten, die den Frieden will, und von den Israelis einen Prozess, der in diese Richtung geht.
Die Tatsache, dass die Intifada von Ende 1987 und der neuerliche Aufstand seit September 2000 kaum ein weiterführendes Ziel erreichten und dass sich eine breite, weltweite Koalition gegen den Terrorismus stellt, sollte die Palästinenser zu einer neuen Ära aufbrechen lassen, um eine moderne Wirtschaft zu verwirklichen, die es uns ermöglicht, politisch getrennt zu sein, während wir auf wirtschaftlicher Ebene zusammenarbeiten.
Erinnern wir uns. Das vor kurzem zu Ende gegangene zwanzigste Jahrhundert hat eine Revolution und zwei Weltkriege erlebt. Die Juden haben während der kommunistischen Revolution einen hohen Preis bezahlt - und einen schrecklichen Preis, als Nationalsozialismus und Faschismus an die Macht gekommen sind. Diese drei ideologischen Imperien, denen man noch den japanischen Militarismus hinzufügen kann, sind versunken und haben Tod und Verwüstung hinterlassen. Diese und andere Imperien haben versucht, dem Zionismus ein Ende zu bereiten. Sie hatten entsetzliche Folgen für unser Volk. Aber wir haben überlebt. Statt zusammenzubrechen hat der Zionismus zur Gründung des Staates Israel geführt. Aus dem Holocaust ist ein Staat erstanden und hat auf seine Weise eine Fackel entzündet.
Ein blinder Fanatismus
Auch am Beginn des einundzwanzigsten Jahrhunderts konnte man erleben, wie ein Weltkrieg entsteht, diesmal jedoch ein Krieg, der sich von den zuvor geführten unterscheidet: ein von Terrororganisationen ausgelöster Krieg und nicht ein Konflikt zwischen Staaten. Der Terrorismus stellt eine Gefahr für die ganze Welt dar. Er hat seine Waffen gegen die Errungenschaften der modernen Zeit gerichtet. Er ist eine Organisation ohne Form oder Gesicht. Er hat keine Flagge, stellt keine uniformierte Armee auf und erkennt keinerlei menschliches Prinzip oder moralische Grenzen an. Seine Botschaft richtet sich nicht an die Welt, sondern ausschließlich an Fanatiker. Und selbst für diese ist es eine Verurteilung zum Tode. Wir erleben nicht mehr einen Krieg zwischen Nationen, sondern einen Krieg der Nationen gegen regelrechte Gangs. Der Terrorismus ist beseelt von obskurer Ideologie und blindem Fanatismus und wird nicht überleben. Wir erleben einen Krieg zwischen der modernen Welt und einer Welt, die den Fortschritt als Übel ansieht, einer Welt, in der die Vorstellung, in eine neue Ära der Wissenschaft und der Technik einzutreten, nur Hass verursacht.
Der Krieg wird nicht enden, solange der Terror nicht aufgehört hat. Und wir werden ihn nicht beenden, solange man in manchen Ländern dieser Geißel gegenüber weiterhin Toleranz und Verständnis bekundet. Eine Situation, in der Flugreisen zu einem gefährlichen Experiment werden, ein Wolkenkratzer eine Zielscheibe und ein Straßenspaziergang eine Provokation darstellen, kann die moderne Welt nicht hinnehmen. In diesem Krieg sind wir als Juden und als israelischer Staat Ziele. Aber ich bin sicher, dass die Gerechtigkeit den Sieg davontragen wird. Die Vergangenheit hat keine Zukunft. Es gibt keine Zukunft für den Tod. Die Amerikaner haben sich heute an die Spitze dieses bedeutenden Kampfes gegen den Terrorismus gestellt.
Die Vereinigten Staaten haben Europa geholfen, die Kriege zu gewinnen, die es führen musste. Sie haben dazu beigetragen, den europäischen Kontinent wiederaufzubauen. Und zwar ohne den Versuch, sich Territorien oder Ressourcen zu sichern oder im Namen des Sieges Vorzugsrechte zu fordern. Jetzt, da Amerika angegriffen wird, hat Europa meiner Ansicht nach die Pflicht, sich ihm gegenüber ebenso zu verhalten und sich an seine Seite zu stellen. Nicht um sich einer moralischen Pflicht oder einer historischen Schuld zu entledigen. Sondern um zu verhindern, dass der Terrorismus, der bereits vor seinen Türen steht, stärker wird. Als Europa beschlossen hat, Milosevic loszuwerden, hat es sich nicht an die UNO gewandt, um die Vereinigten Staaten um eine Beteiligung am Kosovo-Angriff zu bitten. War der jugoslawische Diktator, der über keine nicht-konventionellen Waffen verfügte, gefährlicher als der irakische Diktator mit seinem Arsenal? Bin Laden hat den "Kreuzfahrern" den Krieg erklärt. Bekanntlich zählten diese weder Juden noch Amerikaner in ihren Reihen. Aber in Bin Ladens Augen ist jeder, der kein ihm ähnliches terroristisches Verhalten zeigt, ein "Kreuzfahrer".
Israel seinerseits ist nicht nur mit einer schwierigen Phase seiner Geschichte konfrontiert. Das Land steht einer Herausforderung gegenüber: Es muss die Gegenwart mit der erforderlichen Sorge und die Zukunft mit einem Blick für Perspektiven betrachten.
Die aufgeklärte Welt der Generation vor uns hat sich nach und nach der Tyranneien und Tyrannen entledigt. Und wir werden uns der Morde und der Mörder zu entledigen wissen. Die Welt und vor allem der Nahe Osten werden erleichtert aufatmen, wenn die Terroristen sich nicht mehr in allen Ecken und Winkeln verbergen und keine Bomben mehr explodieren. Dann werden wir in einem Nahen Osten leben, in dem es vor langer, langer Zeit Propheten gab und in dem es dann Gelehrte geben wird.
Im Gegensatz zu einer von vielen geteilten Meinung wird der Sieg über den Terror nicht mit der Niederlage der arabischen oder muslimischen Welt einhergehen. Der Sieg über den Terrorismus wird nur zum Verschwinden eines absolut blinden religiösen Fanatismus führen. Für die künftigen Generationen wird dieser Sieg die Aufforderung sein, ihn durch etwas anderes zu ersetzen. Übrigens ist das die Meinung des jordanischen Außenministers Marwan Muasher, der den gegen Saddam Hussein geführten Krieg als ein "Sprungbrett für die junge Generation zum Erlangen der Macht" bezeichnete. "Diese Generation entspricht dem einundzwanzigsten Jahrhundert." In demselben Geist haben hundertvierzig saudische Führer öffentlich gefordert, Saudi-Arabien solle sich die Prinzipien "freier Wahlen, der gerechten Verteilung der Vermögen, der Abschaffung der Korruption und der Gleichberechtigung der Frauen" zu Eigen machen.
Wenn der Albtraum des Terrorismus eines Tages endgültig beendet sein wird, werden wir Israelis zu einer aufgeklärten Lebensform zurückkehren können, welche dem jüdischen Volk stets eigen war: eine Lebensform, die die Werte der Moral und der Kultur verwirklicht.
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Autoren-Porträt von Shimon Peres
Shimon Peres, geboren 1922 in Polen, lebt seit 1934 in Israel, damals noch Palästina. Er war von 1964 bis 1968 Generalstabschef der israelischen Armee und hatte später zahlreiche hohe Ämter in der israelischen Regierung inne, zuletzt von 1995 bis 1996 nach der Ermordung Rabins als Ministerpräsident. 1994 erhielt er zusammen mit Yassir Arafat und Itzhak Rabin den Friedensnobelpreis. Er ist stellvertretender Vorsitzender der Israelischen Arbeitspartei und Gründer und Galionsfigur der International Peace Organisation.
Bibliographische Angaben
- Autor: Shimon Peres
- 2004, Überarb. Ausg., 205 Seiten, Maße: 14 x 22 cm, Leinen, Deutsch
- Mitarbeit: Allali, Jean-Pierre
- Verlag: Siedler
- ISBN-10: 3886808092
- ISBN-13: 9783886808090
Rezension zu „Eine Zeit des Krieges, eine Zeit des Friedens “
"Mit dem Alter gewinnt Shimon Peres zunehmend die Autorität eines alttestamentarischen Propheten - und dessen Aura." (Rafael Seligman)"Hier öffnet einer der bedeutendsten Politiker des modernen Israels ein Füllhorn von Erinnerungen, Visionen und Einsichten." (Ralf Hanselle, Das Parlament)
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