Einmal Buddha und zurück
Die Erleuchtung geht manchmal seltsame Wege. Nie hätte sich Jimmy - ein einfacher Glasgower Handwerker - träumen lassen, dass er einmal den Buddhismus für sich entdecken würde. Aber so ist es. Er, der den derb-deftigen...
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Die Erleuchtung geht manchmal seltsame Wege. Nie hätte sich Jimmy - ein einfacher Glasgower Handwerker - träumen lassen, dass er einmal den Buddhismus für sich entdecken würde. Aber so ist es. Er, der den derb-deftigen Genüssen des Lebens nie abweisend gegenüberstand, bricht plötzlich mit alten Gewohnheiten, besucht mit Eifer das lokale buddhistische Zentrum und nimmt an Meditationen teil, immer auf der Suche nach einem bedeutungsvolleren Leben. Doch je erleuchteter er wird, desto fassungsloser reagiert seine Familie - bis sich schließlich die Ereignisse überstürzen, und buddhistische Gelassenheit für alle Beteiligten zum Gebot der Stunde wird . "Liest sich wie ein schottischer Roddy Doyle!"
Einmal Buddha und zurück von AnneDonovan
LESEPROBE
Mein Dad ist ein Spinner.Total panne. Für einen Lacher würde der wirklich alles tun; er ist schon miteiner Unterhose auf dem Kopf durch die Läden spaziert und hat der Alten vonnebenan erzählt, wir hätten im Lotto gewonnen und würden nach Barbadosabhauen; aber das war harmloses Zeug im Vergleich zu dem, was er jetzt gemachthat. Jetzt ist er Buddhist geworden.
Ma dachte zuerst, es wärwieder einer seiner Witze.
»Liz, ich geh mal eben fürein paar Stunden zum Buddhistischen Zentrum rüber. Werd nicht lang brauchen.«
»Aha. Gibt es da Freibier?«
»Nein, Spatz, ich mein esernst. Ich dachte bloß, ich geh mal hin und meditier ein bisschen, probier esmal aus, weißt du?«
Mammy drehte sich vomAbwasch um und schickte ihm einen dieser Blicke rüber, einen dieser»Was-hat-er-dennjetzt-schon-wieder-vor«-Blicke, wie ich sie schon MillionenMal gesehen hatte.
Jimmy, glaubst du, ich wärauf den Kopf gefallen? Du bist ein Heide. Zum letzten Mal hast du eine Kirchevon innen gesehen, als dein Vater gestorben ist. Und davor, bei Anne MariesErstkommunion, da musste ich dich hinschleifen. Und jetzt willst du mirerzählen, du gehst am Dienstagabend ins Buddhistische Zentrum, wo im HighlanderQuizabend ist? Zum Meditieren? Erzähl uns doch keinen Unsinn.«
Wenn meinem Dad was peinlichist, sieht er aus wie der Dünne in den Dick-und-Doof-Filmen, und er kratzt sich
mit der linken Hand am Ohr.In dem Augenblick dachte ich zum ersten Mal: Vielleicht sagt er ja dieWahrheit.
»Okay, ich weiß, es klingtkomisch, und wahrscheinlich hätte ich es dir schon früher erzählen sollen,aber ich geh da nicht zum ersten Mal hin. Kannst du dich an den Auftragerinnern, den wir da in der Stadt hatten, den Laden? Na ja, einmal hab ich mirmittags ein paar Brötchen gekauft, und da bin ich einem von diesen Buddhistenbegegnet. Wir sind ins Gespräch gekommen, und ich hin mitgegangen, uni mir dasZentrum anzugucken. Es hat geregnet, ich hatte nichts Besseres vor und ichdachte, es könnte ganz witzig werden, du weißt schon, Leute in seltsamenKlamotten und Singsang und so was.«
Ma stand am Spülbecken. Vonihren rosa Gummihandschuhen tropften die Seifenblasen.
»Und?«
»Und dann war es gar nichtso. Die waren total nett, total normal, haben mich auf einen Tee eingeladen,mir den Meditationsraum gezeigt und - herrje, es war die Atmosphäre, Spatz.Ich kann's nicht erklären, aber es war total ruhig da.«
So hatte ich meinen Dad nochnie erlebt. In seinen Augen war so ein verträumter Ausdruck. Ich wartete immernoch darauf, dass er endlich mit der Pointe rausrückte, aber er stand nur daund guckte aus dem Fenster.
»Jedenfalls, ich weiß, wieblöd es klingt, aber ich will es einfach mal ausprobieren. Die geben da solcheKurse, jeder kann hingehen, deswegen ...«
»Na gut, tu, was du nichtlassen kannst. Sieh bloß zu, dass sie dir keine Gehirnwäsche verpassen.«
Mein Dad drehte sich um undbemerkte mich, wie ich am Küchentisch saß und meine Hausaufgaben machte. Ichglaube, er hatte ganz vergessen, dass ich da war. Er zwinkerte mir zu.
»Wird schon nicht passieren,was, Kleines?« »Dazu müssten sie erst mal ein Gehirn finden.«
Dass Dad ein Buddhist war,schien anfangs kaum etwas auszumachen. Früher ging er dienstags in den Pub undjetzt zum Meditieren ins Buddhistische Zentrum. Na und? Er redete nie drüber,er war immer noch derselbe alte Dad, der zur Arbeit ging und wieder nach Hausekam. Im Schlafzimmer hängte er ein Bild von Buddha an den Kleiderschrank, undhin und wieder ging er hin und machte die Tür hinter sich zu, statt fernzusehen- zum Meditieren, wie er sagte. Ich dachte, irgendwann hätte er genug davon.Mein Dad hat sich nie für irgendein Hobby erwärmen können, und nur manchmalbeschloss er, ein, wie er es nannte, »klitzekleines Vorhaben« in Angriff zu nehmen.Einmal war es der Bau eines Gartenschuppens, und einmal wollte er eine alteAnrichte abbeizen, die wir von meiner Oma bekommen hatten. Und natürlich finger damit an, hatte dann keine Lust mehr und ließ es sein. Meine Ma macht dasganz verrückt.
Jimmy, ich kann das Werkzeugnicht länger im Flur rumliegen sehen. Wann bist du endlich fertig?«
»Nun mal sachte, Spatz, esgeht voran.«
»Was soll das heißen?«
»Das heißt, dass ich einekleine Pause mache. Ich muss neuen Lack kaufen, das andere Zeug hatte die falscheFarbe. Ich mach es morgen fertig. Kein Problem.«
Und zwei Wochen später lagdas Werkzeug immer noch im Flur rum. Da hat Ma eine Krise gekriegt und den ganzenKrempel weggeschmissen.
Ich dachte, mit demBuddhismus würde es genauso sein. Aber einige Wochen später ging er immer nochins Zentrum, und er hatte angefangen, zu Hause jeden Abend eine halbe Stunde zumeditieren.
© Luchterhand
Übersetzung: Eva Bonné
- Autor: Anne Donovan
- 2006, 350 Seiten, Maße: 11,8 x 18,6 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Aus d. Engl. v. Eva Bonne
- Übersetzer: Eva Bonné
- Verlag: Luchterhand Literaturverlag
- ISBN-10: 3630620884
- ISBN-13: 9783630620886
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