Erste Person

"Ich erwache mit dem Kopf nach unten, meine Füße hängen in den Sternen. Der Himmel ist ein weites Minenfeld, das sich flimmernd vor mir ausbreitet, ein Teppich, dessen kostbare Maschen bei jedem Schritt zu explodieren drohen. Währ ich so hänge und das gefährliche Schillern beobachte, beginnt mir das Blut in den Kopf zu steigen und zu brummen, als hielte es meine Ohren für Propellerturbinen, und ich merke, daß mein Kopf ein Gestirn ist wie jedes andere, zufrieden, um nicht zu sagen stolz, fremdes Licht zu reflektieren."
Freilich hält diese Zufriedenheit nicht eben lange an; in unbequemer Lage stellen sich Fragen bedränger: Was ist das Eigene? Das Fremde? Was trennt das Ich vom Du? Vom Rest der Welt? Bei genauerem Hinsehen schwindet jede beruhige Übersichtlichkeit, zumal diese unersättliche erste Person sich über ihre Sinnesorgane fortwähr kleine Happen der Außenwelt einverleibt und alsbald zu Denk- und Lebensmaterial weiterverarbeitet. Mit illusionslosem Ernst und spöttischer Lust ergr ündet Anne Weber die wundersame Wirkungsweise dieser inneren Recycling-Maschine. Reflexion, Fabel und Traum verbinden sich in ihrer Prosa mit phantastischer Leichtigkeit.