In Liebe und Tod / Eve Dallas Bd.23
Roman
Eve Dallas untersucht den brutalen Mord an einem Liebespaar, als sie von ihrer Freundin Mavis kontaktiert wird: Tandy Willowby, eine werdende Mutter aus Mavis' Geburtsvorbereitungskurs ist spurlos verschwunden! Tandy war erst kürzlich von London nach...
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Produktinformationen zu „In Liebe und Tod / Eve Dallas Bd.23 “
Eve Dallas untersucht den brutalen Mord an einem Liebespaar, als sie von ihrer Freundin Mavis kontaktiert wird: Tandy Willowby, eine werdende Mutter aus Mavis' Geburtsvorbereitungskurs ist spurlos verschwunden! Tandy war erst kürzlich von London nach New York übersiedelt. Ist sie entführt worden?
Klappentext zu „In Liebe und Tod / Eve Dallas Bd.23 “
J.D. Robb ist die Meisterin in Liebe und TodEve Dallas untersucht die brutale Ermordung eines jungen Liebespaares, als ihre Freundin Mavis sie um Hilfe bittet. Tandy Willowby, eine werdende Mutter aus Mavis' Geburtsvorbereitungskurs, ist spurlos verschwunden. Tandy war gerade von London in die USA ausgewandert und hat bislang nur wenige Freunde in New York. Ist sie womöglich entführt worden? Zu ihrem Schrecken findet Eve eine Verbindung zwischen beiden Fällen. Doch wird es ihr gelingen, den Mörder zu finden, bevor er erneut zuschlägt?
Lese-Probe zu „In Liebe und Tod / Eve Dallas Bd.23 “
In Liebe und Tod von J. D. Robb 1
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Die Anforderungen, die die Freundschaft an die Menschen stellte, waren manchmal mörderisch. Wenn man erst in dem verschlungenen Labyrinth gefangen war, konnte man jederzeit von einem Freund gebeten werden, ihm zuliebe ärgerliche, lästige oder sogar richtiggehend grauenhafte Taten zu begehen.
Für Eve Dallas war die allerschlimmste Forderung, die ein sogenannter Freund an sie stellen konnte, einen stun-denlangen Geburtsvorbereitungskurs halbwegs würdevoll zu überstehen.
Das Blut gefror in ihren Adern angesichts des Angriffes auf alle ihre Sinne, dem sie hilflos ausgeliefert war.
Sie war Polizistin, jagte seit elf Jahren Mörder, schützte und verteidigte die harten, gnadenlosen Straßen von New York. Es gab kaum etwas, was sie noch nicht gesehen, berührt, gerochen oder durchwatet hatte. Da die Menschen immer wieder neue, einfallsreiche, widerliche Möglichkeiten fanden, ihre Mitmenschen zu töten, wusste sie genau, was für unendlichen Qualen der menschliche Körper manchmal ausgeliefert war.
Doch selbst der blutigste, brutalste Mord erschien ihr völlig harmlos im Vergleich zu dem, was bei einer Geburt geschah.
Wie diese Frauen, deren Leiber von den Wesen, die in ihnen reiften, grässlich deformiert und aufgequollen waren, derart gutgelaunt und geradezu gelassen der Sache entgegenblicken konnten, die in absehbarer Zeit passieren würde, konnte sie beim besten Willen nicht verstehen.
Doch ihre älteste und beste Freundin Mavis Freestone, deren kleiner, elfengleicher Körper hinter ihrem dicken Bauch kaum noch zu sehen war, strahlte wie ein Honigkuchenpferd, als sie auf die Livebilder einer Geburt auf dem großen Bildschirm sah. Und sie war nicht die Einzige, die derart dümmlich grinste. Auch sämtliche anderen Frauen hatten diesen ehrfürchtig verzückten Blick.
Vielleicht schalteten während der Schwangerschaft ja bestimmte Teile des Gehirns ganz einfach ab.
Eve selbst fühlte sich nicht ganz wohl. Als sie einen Blick auf ihren Gatten warf, zeigte ihr der Ausdruck seines von Engeln geküssten Gesichts, dass es ihm nicht besser ging. Was eindeutig ein großes Plus der Ehe war. Sie konnte ihren Mann nicht nur in ihre ganz privaten Albträume mit einbeziehen, sondern ihn auch zwingen, dass er neben ihr auf dem verschlungenen Pfad der Freundschaft ging.
Eve ließ die Bilder auf dem Bildschirm vor ihrem Blick verschwimmen. Zehnmal lieber hätte sie sich irgend eine Aufnahme von einem Tatort angesehen - den Schauplatz eines Massenmords oder irgend ein verstümmeltes Geschöpf mit abgetrennten Gliedern - als die Genitalien einer Frau, die gerade in den Wehen lag und die darauf wartete, dass sich ein Kopf aus ihrem Körper schob. Roarke hatte Horrorfilme in seiner Sammlung, die nicht so schlimm waren wie das, was sie hier sah. Sie hörte, dass Mavis mit dem zukünftigen Vater Leonardo flüsterte, verdrängte aber auch das.
Wann, lieber Gott, wann ist es endlich vorbei?
In Ordnung, dachte sie in dem Bemühen, sich ein wenig abzulenken, das Geburtszentrum war wirklich beeindruckend. Es wirkte wie eine Kathedrale der Empfängnis, der Schwangerschaft und der Geburt. Mavis' Versuch, ihr jeden Raum im ganzen Haus zu zeigen, hatte sie mit dem Vorwand abgewehrt, sie hätte noch zu viel zu tun.
Manchmal diente eine gut platzierte kleine Lüge dem Erhalt der Freundschaft und der geistigen Gesundheit, dachte sie.
Der Schulungsbereich genügte ihr vollkommen. Sie hatte eine Vorlesung sowie mehrere Demonstrationen, die sie noch jahrzehntelang in ihren Träumen verfolgen würden, aus gehalten und als Teil von Mavis' Coaching-Team bei einer simulierten Geburt mit dem Gebärdroiden und einem kreischenden Droidensäugling assistiert.
Und jetzt sah sie sich auch noch dieses grauenhafte Video an.
Denk nicht darüber nach, warnte sie sich eindringlich und wandte sich erneut dem Studium des Raumes zu.
Pastellfarbene Wände waren mit Aufnahmen von Babys oder schwangeren Frauen in verschiedenen Phasen der Glückseligkeit behängt. Sie waren ausnahmslos bildhübsch und wirkten vollkommen verzückt. Jede Menge frischer Blumen und prachtvoller grüner Pflanzen waren künstlerisch im Raum verteilt. Die drei flotten Trainerinnen hielten nicht nur Vorträge, demonstrierten irgend welche Techniken und beantworteten Fragen, sondern reichten auch noch pausenlos gesunde Erfrischungen herum. Es gab bequeme Stühle, die anscheinend extra zu dem Zweck entworfen worden waren, den Frauen zu ermöglichen, trotz der prallen Bäuche ohne Mühe aufzustehen.
Denn wenn schwangere Frauen nicht gerade aßen oder tranken, rannten sie aufs Klo.
Am Ende des Raums gab es eine Flügeltür und vorne links neben dem Wandbildschirm einen Notausgang. Am liebsten wäre Eve kopfüüber durch die Tür gestürzt, da das jedoch völlig ausgeschlossen war, versank sie in einer Art von Trance.
Sie war eine große, schlanke Frau mit kurz geschnittenem, braunem Haar. Ihr kantiges Gesicht war bleicher als gewöhn lich und die whiskeybraunen Augen sahen etwas glasig aus. Die Jacke, die sie über ihrem Schulterhalfter mit der Waffe trug, war aus dunkelgrünem Kaschmir, schließlich hatte Roarke sie irgendwann für sie gekauft.
Während sie noch davon träumte, endlich heimzufahren und einen ganzen Liter Wein zu trinken, weil sich dadurch die Erinnerung an die vergangenen drei Stunden eventuell ertränken ließ, packte Mavis ihre Hand.
»Da, Dallas! Das Baby kommt!«
»Huh? Was?« Sie riss entsetzt die Augen auf. »Was? Jetzt? Oh, Gott. Hör ja nicht auf zu atmen.«
»Nicht dieses Baby.« Kichernd rieb sich Mavis ihren kugelrunden Bauch. »Das Baby.«
Instinktiv sah Eve in die ihr gewiesene Richtung und starrte auf das zappelnde, mit irgendeiner Schmiere zugekleisterte Geschöpf, das laut brüllend zwischen den Beinen einer armen Frau in die Hände eines anderen Menschen glitt.
»Oh, Mann. Oh, Gott.« Da ihre Beine sie nicht länger trugen, nahm sie eilig wieder Platz, und auch wenn sie deshalb vielleicht wie eine Memme wirkte, packte sie Roarkes Hand.
Als er ihre Finger drückte, spürte sie, dass seine Hand genauso feucht wie ihre eigene war.
Die anderen klatschten in die Hände und brachen in laute Jubelrufe aus, als die Mutter dieses glibberige Wesen zwischen ihre prallen Brüste auf den wieder flachen Bauch gelegt bekam. »Bei allem, was mir heilig ist ...«, murmelte Eve. »Wir haben das Jahr 2060 und nicht 1760. Können sie nicht endlich ein anderes Verfahren dafür entwickeln?«
»Amen«, pflichtete Roarke ihr mit schwacher Stimme bei.
»Ist das nicht wunderbar? Das ist einfach fantastisch, einfach phänomenal.« In Mavis' augenblicklich saphirblau getönten Wimpern blitzten Tränen der Bewunderung. »Es ist ein kleiner Junge. Ah, guckt doch nur, wie süß er ist ...«
Eve hörte verschwommen, wie eine der Trainerinnen das Ende des abendlichen Unterrichts verkündete und die Teilnehmer dazu einlud, noch ein wenig zu bleiben, etwas zu essen oder zu trinken und sich vertrauensvoll an sie und ihre Kolleginnen zu wenden, falls es noch Fragen gab.
»Luft«, flüsterte Roarke ihr ins Ohr. »Ich brauche dringend frische Luft.«
»Das liegt an all den Schwangeren. Ich glaube, sie verbrauchen den gesamten Sauerstoff. Lass dir etwas einfallen und schaff uns hier raus. Ich kann nicht mehr nachdenken. Mein Hirn hat die Arbeit eingestellt.«
»Halt dich dicht an meiner Seite.« Er schob eine Hand unter einen ihrer Arme und zog sie von ihrem Stuhl.
»Mavis, Eve und ich würden dich und Leonardo gern zum Essen einladen. Ich bin sicher, dass wir etwas finden, was besser als das ist, was hier angeboten wird.«
Obwohl Eve die Anspannung in seiner Stimme hörte, ging sie sicher davon aus, dass jemand, der ihn nicht so gut kannte wie sie, nur den melodiösen, irischen Akzent vernahm.
Um sie herum plapperten unzählige Frauen durcheinander und strömten in Richtung des Buffets oder auf die Toiletten zu. Statt jedoch darüber nachzudenken, was die anderen sagten oder taten, konzentrierte Eve sich ganz auf Roarkes Gesicht.
Wenn dieser Anblick es nicht schaffte, sie von allem anderen abzulenken, gäbe es eindeutig keine Rettung mehr für sie.
Vielleicht war er ein wenig blass, doch durch seine weiße Haut wurde das wilde Blau von seinen Augen tatsächlich noch betont. Sein seidig weiches, rabenschwarzes Haar rahmte ein Gesicht, das dazu geschaffen war, den Herzschlag einer Frau zu beschleunigen. Und sein Mund ... Selbst in ihrem momentanen Zustand hätte sie sich allzu gern ein wenig vorgebeugt und ihn geküsst.
Auch sein großer, schlanker, muskulöser Körper, der in einem seiner teuren Maßanzüge steckte, sah aus wie die Erfüllung eines Traums.
Roarke war nicht nur einer der reichsten Männer des bekannten Universums, er sah auch danach aus.
Und in diesem Augenblick, da er sie aus diesem Albtraum führte, war er obendrein ihr größter Held.
Im Vorbeigehen riss sie ihren Mantel von dem Ständer an der Tür und sah ihn fragend an.
»Dürfen wir jetzt wirklich gehen?«
»Sie wollen noch eine Freundin fragen, ob sie uns begleiten will.« Er hielt noch immer ihre Hand und marschierte eilig auf den Ausgang zu. »Ich habe ihnen gesagt, dass wir schon mal den Wagen holen, damit sie nicht so weit laufen müssen.«
»Du bist einfach brillant. Du bist mein Ritter auf dem weißen Pferd. Falls ich mich je von diesem Trauma erhole, vögele ich dir dafür das Hirn heraus.«
»Ich hoffe, dass sich meine Hirnzellen weit genug regenerieren, dass das möglich ist. Mein Gott, Eve. Mein Gott.«
»Ich bin ganz deiner Meinung. Hast du gesehen, wie das Ding aus dieser armen Frau herausgeflutscht ist wie ein -«
»Nicht.« Er zog sie in den Fahrstuhl und drückte auf den Knopf für die Tiefgarage, wo sein Wagen stand. »Wenn du mich liebst, erinnerst du mich nicht daran.« Er lehnte sich rücklings gegen die Wand. »Ich habe Frauen immer respektiert. Du weißt, dass es so ist.«
Sie rieb sich die juckende Nase und stellte sarkastisch fest: »Auf alle Fälle hast du jede Menge Frauen flachgelegt«, fügte aber, als sie seinen Blick bemerkte, großmütig hinzu: »Aber ja, du respektierst sie auch.«
»Dieser Respekt hat inzwischen geradezu biblische Ausmaße angenommen. Wie machen sie das nur?«
»Das haben wir eben detailliert vorgeführt bekommen. Hast du Mavis gesehen?« Eve schüttelte den Kopf, als sie aus dem Fahrstuhl stieg. »Ihre Augen haben regelrecht geblitzt. Und das ganz sicher nicht aus Angst. Sie kann offensichtlich kaum erwarten, dass es endlich so weit ist.«
»Aber Leonardo sah ein bisschen grün um die Nase aus.«
»Tja, nun, er kann eben kein Blut sehen. Und in diesem Video gab es jede Menge Blut und anderes widerliches Zeug.«
»Hör auf. Ich will nichts mehr davon hören.«
Da das Wetter Ende Januar einfach scheußlich war, hatte er einen seiner Geländewagen ausgewählt, ein großes, schwarzes, protziges Teil. Als er die Türen entriegelte, lehnte sich Eve gegen den Wagen und sah ihn reglos an.
»Hör zu, Kumpel. Wir müssen diese Sache durchstehen, du und ich.«
»Obwohl ich das ganz bestimmt nicht will.
Eve fing an zu lachen. Sie wusste, dass er selbst dem Tod zuversichtlicher entgegensah. »Was wir da drin erlebt haben, war nur ein kleines Vorspiel. Wir werden im selben Zimmer sein wie sie, wenn sie das Ding aus sich herauspresst. Wir werden bei ihr sein, bis zehn zählen, ihr sagen, dass sie atmen oder sich vorstellen soll, sie wäre an irgendeinem wunderbaren Ort. Was auch immer.«
»Wir könnten die Stadt oder das Land oder vielleicht sogar den Planeten verlassen. Das wäre wahrscheinlich das Beste. Wir könnten uns auf einen anderen Planeten rufen lassen, um die Welt vor irgendeinem kriminellen Superhirn zu retten oder so.«
»Das wäre natürlich wunderbar. Aber du und ich, wir beide wissen, dass wir zur Stelle sein werden. Und das wahrscheinlich schon sehr bald, denn die Bombe in ihrem Inneren tickt bereits.«
Er stieß einen abgrundtiefen Seufzer aus, beugte sich über das Dach des Wagens und lehnte seinen Kopf an ihre Stirn. »Gott steh uns bei, Eve. Gott steh uns bei.«
»Falls Gott auch nur das geringste Mitleid mit uns hätte, würde er die Welt ohne den Mittelsmann oder die Mittelsfrau bevölkern. Los, gehen wir was trinken. Bestell am besten gleich eine ganze Flasche pro Person.«
Das Restaurant war lässig, ziemlich laut und genau das, was die Hebamme empfahl. Mavis nippte an einem exotischen Früchtepunsch, der beinahe so funkel te wie sie. Ihre vollen Silberlocken wiesen an den Spitzen genau dasselbe Blau wie ihre Wimpern auf, und das schrille Grün der Augen hatte sie wahrscheinlich passend zu dem Pulli ausgewählt, der wie ein leuchtend grüner Gummischlauch um ihren Bauch und ihre Brüste lag. Ihre saphirblaue Hose saß wie eine zweite Haut, und die vielen schnörkeligen Ringe, die an ihren Ohren hingen, sandten helle Funken aus, wenn sie ihren Kopf bewegte.
Die Liebe ihres Lebens saß direkt neben ihr. Leonardo war wie ein Mammutbaum gebaut, da er Modedesigner war, sahen er und Mavis kleidungstechnisch nie wie andere Menschen aus. Unerklärlicherweise wurden der kupferrote Ton von seiner Haut und seine massige Gestalt von dem goldenen Sweatshirt mit den komplizierten, bunten, geometrischen Figuren vorteilhaft betont.
Auch wenn es beinahe unmöglich war, sah die Freundin, die sie mitgenommen hatten, tatsächlich noch schwangerer als Mavis aus. Anders als die schrille Mavis aber wirkte die blonde, blauäugige Tandy Willowby mit dem weißen T-Shirt unter ihrem schlichten schwarzen Pullover mit V-Ausschnitt sehr dezent.
Während der Fahrt zum Restaurant hatte Mavis ihnen Tandy vorgestellt, erzählt, dass sie aus London stammte und erst seit Kurzem in den Staaten war.
»Ich bin so froh, dass wir dich noch gesehen haben«, sagte sie zu ihrer Freundin, während sie eine Schneise in den von Roarke bestellten Vorspeisenteller schlug, und fügte an Eve gewandt hinzu: »Sie war heute Abend nämlich nicht beim Kurs, sondern ist erst gegen Ende aufgetaucht, um der Hebamme die Gutscheine für den Weißen Storch zu bringen. Das ist diese phänomenale Boutique für Babysachen, in der Tandy arbeitet.«
»Ein wirklich toller Laden«, stimmte Tandy zu. »Ich bin aber nicht vorbeigekommen, damit ich noch durchgefüttert werde.« Sie sah Roarke mit einem scheuen Lächeln an. »Es ist furchtbar nett von Ihnen beiden, mich zum Essen einzuladen«, fügte sie an Eve gewandt hin zu.
»Mavis und Leonardo haben mir schon furchtbar viel von Ihnen erzählt. Sie sind sicher sehr aufgeregt.«
»Weshalb?«, fragte Eve verständnislos.
»Weil Sie zu Mavis' Coaching-Team gehören.«
»Oh. Oh, ja. Wir sind ...«
»... vollkommen sprachlos«, beendete Roarke den Satz. »Aus welcher Ecke von London kommen Sie?«
»Eigentlich komme ich aus Devon. Ich bin erst als Teenager mit meinem Vater nach London gezogen. Jetzt lebe ich in New York. Anscheinend halte ich es nirgends lange aus. Obwohl ich wahrscheinlich fürs Erste hier festsitze.« Sie strich verträumt mit einer Hand über ihren dicken Bauch. »Und Sie sind bei der Polizei. Das ist doch sicher toll. Mavis, ich kann mich nicht erinnern, dass du mir je erzählt hast, woher du Dallas kennst.«
»Sie hat mich mal verhaftet«, stieß Mavis zwischen zwei Bissen hervor.
»Das ist ja wohl ein Witz, oder?«
»Ich war mal Trickbetrügerin. Ich war wirklich gut.« »Nur eben nicht gut genug«, bemerkte Eve.
»Los, erzähl mir alles ganz genau. Aber vorher muss ich noch auf die Toilette. Schließlich ist mein letzter Besuch dort mindestens fünf Minuten her.«
»Warte, ich komme mit.« Auch Mavis hievte sich von ihrem Stuhl. »Du auch, Dallas?«
»Ich setze eine Runde aus.«
»Ich kann mich noch undeutlich daran erinnern, wie es ist, wenn einem nicht ständig etwas auf die Blase drückt.« Tandy sah die anderen lächelnd an und watschelte mit Mavis in Richtung des WCs davon.
»Dann habt ihr Tandy also bei dem Kurs kennengelernt«, wandte sich Eve an Leonardo.
»Bei der Einführungsveranstaltung«, bestätigte er ihr. »Tandy hat eine Woche vor Mavis Termin. Es ist wirklich nett von euch, dass ihr sie auch eingeladen habt. Sie steht nämlich ganz alleine da.«
»Was ist mit dem Vater?« Roarke sah Leonardo fragend an, doch der zuckte mit den Schultern und schüttelte den Kopf.
»Sie spricht nicht gern darüber. Hat uns nur erzählt, dass er kein Interesse an dem Baby hat. Wenn das der Fall ist, hat er weder sie noch das Kind verdient.« Leonardos für gewöhnlich weiche Miene wurde hart. »Mavis und ich möchten ihr helfen, so weit uns das möglich ist.«
Übersetzung: Uta Hege
© 2009 für die deutsche Ausgabe by blanvalet Verlag, in der Verlagsgruppe Random House, München
Die Anforderungen, die die Freundschaft an die Menschen stellte, waren manchmal mörderisch. Wenn man erst in dem verschlungenen Labyrinth gefangen war, konnte man jederzeit von einem Freund gebeten werden, ihm zuliebe ärgerliche, lästige oder sogar richtiggehend grauenhafte Taten zu begehen.
Für Eve Dallas war die allerschlimmste Forderung, die ein sogenannter Freund an sie stellen konnte, einen stun-denlangen Geburtsvorbereitungskurs halbwegs würdevoll zu überstehen.
Das Blut gefror in ihren Adern angesichts des Angriffes auf alle ihre Sinne, dem sie hilflos ausgeliefert war.
Sie war Polizistin, jagte seit elf Jahren Mörder, schützte und verteidigte die harten, gnadenlosen Straßen von New York. Es gab kaum etwas, was sie noch nicht gesehen, berührt, gerochen oder durchwatet hatte. Da die Menschen immer wieder neue, einfallsreiche, widerliche Möglichkeiten fanden, ihre Mitmenschen zu töten, wusste sie genau, was für unendlichen Qualen der menschliche Körper manchmal ausgeliefert war.
Doch selbst der blutigste, brutalste Mord erschien ihr völlig harmlos im Vergleich zu dem, was bei einer Geburt geschah.
Wie diese Frauen, deren Leiber von den Wesen, die in ihnen reiften, grässlich deformiert und aufgequollen waren, derart gutgelaunt und geradezu gelassen der Sache entgegenblicken konnten, die in absehbarer Zeit passieren würde, konnte sie beim besten Willen nicht verstehen.
Doch ihre älteste und beste Freundin Mavis Freestone, deren kleiner, elfengleicher Körper hinter ihrem dicken Bauch kaum noch zu sehen war, strahlte wie ein Honigkuchenpferd, als sie auf die Livebilder einer Geburt auf dem großen Bildschirm sah. Und sie war nicht die Einzige, die derart dümmlich grinste. Auch sämtliche anderen Frauen hatten diesen ehrfürchtig verzückten Blick.
Vielleicht schalteten während der Schwangerschaft ja bestimmte Teile des Gehirns ganz einfach ab.
Eve selbst fühlte sich nicht ganz wohl. Als sie einen Blick auf ihren Gatten warf, zeigte ihr der Ausdruck seines von Engeln geküssten Gesichts, dass es ihm nicht besser ging. Was eindeutig ein großes Plus der Ehe war. Sie konnte ihren Mann nicht nur in ihre ganz privaten Albträume mit einbeziehen, sondern ihn auch zwingen, dass er neben ihr auf dem verschlungenen Pfad der Freundschaft ging.
Eve ließ die Bilder auf dem Bildschirm vor ihrem Blick verschwimmen. Zehnmal lieber hätte sie sich irgend eine Aufnahme von einem Tatort angesehen - den Schauplatz eines Massenmords oder irgend ein verstümmeltes Geschöpf mit abgetrennten Gliedern - als die Genitalien einer Frau, die gerade in den Wehen lag und die darauf wartete, dass sich ein Kopf aus ihrem Körper schob. Roarke hatte Horrorfilme in seiner Sammlung, die nicht so schlimm waren wie das, was sie hier sah. Sie hörte, dass Mavis mit dem zukünftigen Vater Leonardo flüsterte, verdrängte aber auch das.
Wann, lieber Gott, wann ist es endlich vorbei?
In Ordnung, dachte sie in dem Bemühen, sich ein wenig abzulenken, das Geburtszentrum war wirklich beeindruckend. Es wirkte wie eine Kathedrale der Empfängnis, der Schwangerschaft und der Geburt. Mavis' Versuch, ihr jeden Raum im ganzen Haus zu zeigen, hatte sie mit dem Vorwand abgewehrt, sie hätte noch zu viel zu tun.
Manchmal diente eine gut platzierte kleine Lüge dem Erhalt der Freundschaft und der geistigen Gesundheit, dachte sie.
Der Schulungsbereich genügte ihr vollkommen. Sie hatte eine Vorlesung sowie mehrere Demonstrationen, die sie noch jahrzehntelang in ihren Träumen verfolgen würden, aus gehalten und als Teil von Mavis' Coaching-Team bei einer simulierten Geburt mit dem Gebärdroiden und einem kreischenden Droidensäugling assistiert.
Und jetzt sah sie sich auch noch dieses grauenhafte Video an.
Denk nicht darüber nach, warnte sie sich eindringlich und wandte sich erneut dem Studium des Raumes zu.
Pastellfarbene Wände waren mit Aufnahmen von Babys oder schwangeren Frauen in verschiedenen Phasen der Glückseligkeit behängt. Sie waren ausnahmslos bildhübsch und wirkten vollkommen verzückt. Jede Menge frischer Blumen und prachtvoller grüner Pflanzen waren künstlerisch im Raum verteilt. Die drei flotten Trainerinnen hielten nicht nur Vorträge, demonstrierten irgend welche Techniken und beantworteten Fragen, sondern reichten auch noch pausenlos gesunde Erfrischungen herum. Es gab bequeme Stühle, die anscheinend extra zu dem Zweck entworfen worden waren, den Frauen zu ermöglichen, trotz der prallen Bäuche ohne Mühe aufzustehen.
Denn wenn schwangere Frauen nicht gerade aßen oder tranken, rannten sie aufs Klo.
Am Ende des Raums gab es eine Flügeltür und vorne links neben dem Wandbildschirm einen Notausgang. Am liebsten wäre Eve kopfüüber durch die Tür gestürzt, da das jedoch völlig ausgeschlossen war, versank sie in einer Art von Trance.
Sie war eine große, schlanke Frau mit kurz geschnittenem, braunem Haar. Ihr kantiges Gesicht war bleicher als gewöhn lich und die whiskeybraunen Augen sahen etwas glasig aus. Die Jacke, die sie über ihrem Schulterhalfter mit der Waffe trug, war aus dunkelgrünem Kaschmir, schließlich hatte Roarke sie irgendwann für sie gekauft.
Während sie noch davon träumte, endlich heimzufahren und einen ganzen Liter Wein zu trinken, weil sich dadurch die Erinnerung an die vergangenen drei Stunden eventuell ertränken ließ, packte Mavis ihre Hand.
»Da, Dallas! Das Baby kommt!«
»Huh? Was?« Sie riss entsetzt die Augen auf. »Was? Jetzt? Oh, Gott. Hör ja nicht auf zu atmen.«
»Nicht dieses Baby.« Kichernd rieb sich Mavis ihren kugelrunden Bauch. »Das Baby.«
Instinktiv sah Eve in die ihr gewiesene Richtung und starrte auf das zappelnde, mit irgendeiner Schmiere zugekleisterte Geschöpf, das laut brüllend zwischen den Beinen einer armen Frau in die Hände eines anderen Menschen glitt.
»Oh, Mann. Oh, Gott.« Da ihre Beine sie nicht länger trugen, nahm sie eilig wieder Platz, und auch wenn sie deshalb vielleicht wie eine Memme wirkte, packte sie Roarkes Hand.
Als er ihre Finger drückte, spürte sie, dass seine Hand genauso feucht wie ihre eigene war.
Die anderen klatschten in die Hände und brachen in laute Jubelrufe aus, als die Mutter dieses glibberige Wesen zwischen ihre prallen Brüste auf den wieder flachen Bauch gelegt bekam. »Bei allem, was mir heilig ist ...«, murmelte Eve. »Wir haben das Jahr 2060 und nicht 1760. Können sie nicht endlich ein anderes Verfahren dafür entwickeln?«
»Amen«, pflichtete Roarke ihr mit schwacher Stimme bei.
»Ist das nicht wunderbar? Das ist einfach fantastisch, einfach phänomenal.« In Mavis' augenblicklich saphirblau getönten Wimpern blitzten Tränen der Bewunderung. »Es ist ein kleiner Junge. Ah, guckt doch nur, wie süß er ist ...«
Eve hörte verschwommen, wie eine der Trainerinnen das Ende des abendlichen Unterrichts verkündete und die Teilnehmer dazu einlud, noch ein wenig zu bleiben, etwas zu essen oder zu trinken und sich vertrauensvoll an sie und ihre Kolleginnen zu wenden, falls es noch Fragen gab.
»Luft«, flüsterte Roarke ihr ins Ohr. »Ich brauche dringend frische Luft.«
»Das liegt an all den Schwangeren. Ich glaube, sie verbrauchen den gesamten Sauerstoff. Lass dir etwas einfallen und schaff uns hier raus. Ich kann nicht mehr nachdenken. Mein Hirn hat die Arbeit eingestellt.«
»Halt dich dicht an meiner Seite.« Er schob eine Hand unter einen ihrer Arme und zog sie von ihrem Stuhl.
»Mavis, Eve und ich würden dich und Leonardo gern zum Essen einladen. Ich bin sicher, dass wir etwas finden, was besser als das ist, was hier angeboten wird.«
Obwohl Eve die Anspannung in seiner Stimme hörte, ging sie sicher davon aus, dass jemand, der ihn nicht so gut kannte wie sie, nur den melodiösen, irischen Akzent vernahm.
Um sie herum plapperten unzählige Frauen durcheinander und strömten in Richtung des Buffets oder auf die Toiletten zu. Statt jedoch darüber nachzudenken, was die anderen sagten oder taten, konzentrierte Eve sich ganz auf Roarkes Gesicht.
Wenn dieser Anblick es nicht schaffte, sie von allem anderen abzulenken, gäbe es eindeutig keine Rettung mehr für sie.
Vielleicht war er ein wenig blass, doch durch seine weiße Haut wurde das wilde Blau von seinen Augen tatsächlich noch betont. Sein seidig weiches, rabenschwarzes Haar rahmte ein Gesicht, das dazu geschaffen war, den Herzschlag einer Frau zu beschleunigen. Und sein Mund ... Selbst in ihrem momentanen Zustand hätte sie sich allzu gern ein wenig vorgebeugt und ihn geküsst.
Auch sein großer, schlanker, muskulöser Körper, der in einem seiner teuren Maßanzüge steckte, sah aus wie die Erfüllung eines Traums.
Roarke war nicht nur einer der reichsten Männer des bekannten Universums, er sah auch danach aus.
Und in diesem Augenblick, da er sie aus diesem Albtraum führte, war er obendrein ihr größter Held.
Im Vorbeigehen riss sie ihren Mantel von dem Ständer an der Tür und sah ihn fragend an.
»Dürfen wir jetzt wirklich gehen?«
»Sie wollen noch eine Freundin fragen, ob sie uns begleiten will.« Er hielt noch immer ihre Hand und marschierte eilig auf den Ausgang zu. »Ich habe ihnen gesagt, dass wir schon mal den Wagen holen, damit sie nicht so weit laufen müssen.«
»Du bist einfach brillant. Du bist mein Ritter auf dem weißen Pferd. Falls ich mich je von diesem Trauma erhole, vögele ich dir dafür das Hirn heraus.«
»Ich hoffe, dass sich meine Hirnzellen weit genug regenerieren, dass das möglich ist. Mein Gott, Eve. Mein Gott.«
»Ich bin ganz deiner Meinung. Hast du gesehen, wie das Ding aus dieser armen Frau herausgeflutscht ist wie ein -«
»Nicht.« Er zog sie in den Fahrstuhl und drückte auf den Knopf für die Tiefgarage, wo sein Wagen stand. »Wenn du mich liebst, erinnerst du mich nicht daran.« Er lehnte sich rücklings gegen die Wand. »Ich habe Frauen immer respektiert. Du weißt, dass es so ist.«
Sie rieb sich die juckende Nase und stellte sarkastisch fest: »Auf alle Fälle hast du jede Menge Frauen flachgelegt«, fügte aber, als sie seinen Blick bemerkte, großmütig hinzu: »Aber ja, du respektierst sie auch.«
»Dieser Respekt hat inzwischen geradezu biblische Ausmaße angenommen. Wie machen sie das nur?«
»Das haben wir eben detailliert vorgeführt bekommen. Hast du Mavis gesehen?« Eve schüttelte den Kopf, als sie aus dem Fahrstuhl stieg. »Ihre Augen haben regelrecht geblitzt. Und das ganz sicher nicht aus Angst. Sie kann offensichtlich kaum erwarten, dass es endlich so weit ist.«
»Aber Leonardo sah ein bisschen grün um die Nase aus.«
»Tja, nun, er kann eben kein Blut sehen. Und in diesem Video gab es jede Menge Blut und anderes widerliches Zeug.«
»Hör auf. Ich will nichts mehr davon hören.«
Da das Wetter Ende Januar einfach scheußlich war, hatte er einen seiner Geländewagen ausgewählt, ein großes, schwarzes, protziges Teil. Als er die Türen entriegelte, lehnte sich Eve gegen den Wagen und sah ihn reglos an.
»Hör zu, Kumpel. Wir müssen diese Sache durchstehen, du und ich.«
»Obwohl ich das ganz bestimmt nicht will.
Eve fing an zu lachen. Sie wusste, dass er selbst dem Tod zuversichtlicher entgegensah. »Was wir da drin erlebt haben, war nur ein kleines Vorspiel. Wir werden im selben Zimmer sein wie sie, wenn sie das Ding aus sich herauspresst. Wir werden bei ihr sein, bis zehn zählen, ihr sagen, dass sie atmen oder sich vorstellen soll, sie wäre an irgendeinem wunderbaren Ort. Was auch immer.«
»Wir könnten die Stadt oder das Land oder vielleicht sogar den Planeten verlassen. Das wäre wahrscheinlich das Beste. Wir könnten uns auf einen anderen Planeten rufen lassen, um die Welt vor irgendeinem kriminellen Superhirn zu retten oder so.«
»Das wäre natürlich wunderbar. Aber du und ich, wir beide wissen, dass wir zur Stelle sein werden. Und das wahrscheinlich schon sehr bald, denn die Bombe in ihrem Inneren tickt bereits.«
Er stieß einen abgrundtiefen Seufzer aus, beugte sich über das Dach des Wagens und lehnte seinen Kopf an ihre Stirn. »Gott steh uns bei, Eve. Gott steh uns bei.«
»Falls Gott auch nur das geringste Mitleid mit uns hätte, würde er die Welt ohne den Mittelsmann oder die Mittelsfrau bevölkern. Los, gehen wir was trinken. Bestell am besten gleich eine ganze Flasche pro Person.«
Das Restaurant war lässig, ziemlich laut und genau das, was die Hebamme empfahl. Mavis nippte an einem exotischen Früchtepunsch, der beinahe so funkel te wie sie. Ihre vollen Silberlocken wiesen an den Spitzen genau dasselbe Blau wie ihre Wimpern auf, und das schrille Grün der Augen hatte sie wahrscheinlich passend zu dem Pulli ausgewählt, der wie ein leuchtend grüner Gummischlauch um ihren Bauch und ihre Brüste lag. Ihre saphirblaue Hose saß wie eine zweite Haut, und die vielen schnörkeligen Ringe, die an ihren Ohren hingen, sandten helle Funken aus, wenn sie ihren Kopf bewegte.
Die Liebe ihres Lebens saß direkt neben ihr. Leonardo war wie ein Mammutbaum gebaut, da er Modedesigner war, sahen er und Mavis kleidungstechnisch nie wie andere Menschen aus. Unerklärlicherweise wurden der kupferrote Ton von seiner Haut und seine massige Gestalt von dem goldenen Sweatshirt mit den komplizierten, bunten, geometrischen Figuren vorteilhaft betont.
Auch wenn es beinahe unmöglich war, sah die Freundin, die sie mitgenommen hatten, tatsächlich noch schwangerer als Mavis aus. Anders als die schrille Mavis aber wirkte die blonde, blauäugige Tandy Willowby mit dem weißen T-Shirt unter ihrem schlichten schwarzen Pullover mit V-Ausschnitt sehr dezent.
Während der Fahrt zum Restaurant hatte Mavis ihnen Tandy vorgestellt, erzählt, dass sie aus London stammte und erst seit Kurzem in den Staaten war.
»Ich bin so froh, dass wir dich noch gesehen haben«, sagte sie zu ihrer Freundin, während sie eine Schneise in den von Roarke bestellten Vorspeisenteller schlug, und fügte an Eve gewandt hinzu: »Sie war heute Abend nämlich nicht beim Kurs, sondern ist erst gegen Ende aufgetaucht, um der Hebamme die Gutscheine für den Weißen Storch zu bringen. Das ist diese phänomenale Boutique für Babysachen, in der Tandy arbeitet.«
»Ein wirklich toller Laden«, stimmte Tandy zu. »Ich bin aber nicht vorbeigekommen, damit ich noch durchgefüttert werde.« Sie sah Roarke mit einem scheuen Lächeln an. »Es ist furchtbar nett von Ihnen beiden, mich zum Essen einzuladen«, fügte sie an Eve gewandt hin zu.
»Mavis und Leonardo haben mir schon furchtbar viel von Ihnen erzählt. Sie sind sicher sehr aufgeregt.«
»Weshalb?«, fragte Eve verständnislos.
»Weil Sie zu Mavis' Coaching-Team gehören.«
»Oh. Oh, ja. Wir sind ...«
»... vollkommen sprachlos«, beendete Roarke den Satz. »Aus welcher Ecke von London kommen Sie?«
»Eigentlich komme ich aus Devon. Ich bin erst als Teenager mit meinem Vater nach London gezogen. Jetzt lebe ich in New York. Anscheinend halte ich es nirgends lange aus. Obwohl ich wahrscheinlich fürs Erste hier festsitze.« Sie strich verträumt mit einer Hand über ihren dicken Bauch. »Und Sie sind bei der Polizei. Das ist doch sicher toll. Mavis, ich kann mich nicht erinnern, dass du mir je erzählt hast, woher du Dallas kennst.«
»Sie hat mich mal verhaftet«, stieß Mavis zwischen zwei Bissen hervor.
»Das ist ja wohl ein Witz, oder?«
»Ich war mal Trickbetrügerin. Ich war wirklich gut.« »Nur eben nicht gut genug«, bemerkte Eve.
»Los, erzähl mir alles ganz genau. Aber vorher muss ich noch auf die Toilette. Schließlich ist mein letzter Besuch dort mindestens fünf Minuten her.«
»Warte, ich komme mit.« Auch Mavis hievte sich von ihrem Stuhl. »Du auch, Dallas?«
»Ich setze eine Runde aus.«
»Ich kann mich noch undeutlich daran erinnern, wie es ist, wenn einem nicht ständig etwas auf die Blase drückt.« Tandy sah die anderen lächelnd an und watschelte mit Mavis in Richtung des WCs davon.
»Dann habt ihr Tandy also bei dem Kurs kennengelernt«, wandte sich Eve an Leonardo.
»Bei der Einführungsveranstaltung«, bestätigte er ihr. »Tandy hat eine Woche vor Mavis Termin. Es ist wirklich nett von euch, dass ihr sie auch eingeladen habt. Sie steht nämlich ganz alleine da.«
»Was ist mit dem Vater?« Roarke sah Leonardo fragend an, doch der zuckte mit den Schultern und schüttelte den Kopf.
»Sie spricht nicht gern darüber. Hat uns nur erzählt, dass er kein Interesse an dem Baby hat. Wenn das der Fall ist, hat er weder sie noch das Kind verdient.« Leonardos für gewöhnlich weiche Miene wurde hart. »Mavis und ich möchten ihr helfen, so weit uns das möglich ist.«
Übersetzung: Uta Hege
© 2009 für die deutsche Ausgabe by blanvalet Verlag, in der Verlagsgruppe Random House, München
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Autoren-Porträt von J. D. Robb
Robb, J.D.J. D. Robb ist das Pseudonym der international höchst erfolgreichen Autorin Nora Roberts. Nora Roberts wurde 1950 in Maryland geboren und veröffentlichte 1981 ihren ersten Roman. Inzwischen zählt sie zu den meistgelesenen Autorinnen der Welt: Ihre Bücher haben eine weltweite Gesamtauflage von 500 Millionen Exemplaren überschritten. Auch in Deutschland erobern ihre Bücher und Hörbücher regelmäßig die Bestsellerlisten. Nora Roberts hat zwei erwachsene Söhne und lebt mit ihrem Ehemann in Maryland.
Bibliographische Angaben
- Autor: J. D. Robb
- 2012, Erstmals im TB, 496 Seiten, Maße: 11,8 x 18,7 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzer: Uta Hege
- Verlag: Blanvalet
- ISBN-10: 3442370477
- ISBN-13: 9783442370474
- Erscheinungsdatum: 14.11.2012
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