Exit
Wie Risikokapital die Regeln der Wirtschaft verändert
Kapitalismus der Aussteiger
Kapitalmärkte für Wachstumsunternehmen sind zusammengebrochen, Bilanzfälschungen ungeahnten Ausmaßes kommen ans Licht, Firmenpleiten häufen sich. Die Euphorie des Börsenbooms ist vollständig verflogen. Zurück bleibt der...
Kapitalmärkte für Wachstumsunternehmen sind zusammengebrochen, Bilanzfälschungen ungeahnten Ausmaßes kommen ans Licht, Firmenpleiten häufen sich. Die Euphorie des Börsenbooms ist vollständig verflogen. Zurück bleibt der...
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Produktinformationen zu „Exit “
Kapitalismus der Aussteiger
Kapitalmärkte für Wachstumsunternehmen sind zusammengebrochen, Bilanzfälschungen ungeahnten Ausmaßes kommen ans Licht, Firmenpleiten häufen sich. Die Euphorie des Börsenbooms ist vollständig verflogen. Zurück bleibt der Scherbenhaufen des Exit-Kapitalismus. Stefan Kühl bietet die erste umfassende Erklärung einer neuen Funktionsweise der Wirtschaft, die schrittweise seit dem Zweiten Weltkrieg entstanden ist. Zwar gehörte die Spekulation auf kurzfristige Gewinne schon immer zur kapitalistischen Wirtschaft, doch erst mit der Auflage von Risikokapitalfonds und der Gründung von Risikokapitalgesellschaften hat die Exit-Orientierung jene Dynamik entwickelt, die heute auf viele Bereiche der Wirtschaft abstrahlt. Im Exit-Kapitalismus planen Unternehmensgründer, Aktionäre und Risikokapitalgeber jede Investition unter dem Gesichtspunkt, wie sie profitabel wieder aussteigen können. Es geht also nicht vorrangig darum, durch dauerhaften Erfolg eine regelmäßige Dividende für den Kapitaleinsatz zu erwirtschaften, sondern kurzfristig hohe Börsennotierungen zu erreichen und den Unternehmensanteil mit hohem Profit zu verkaufen.
Der Autor zeigt, wie in Hype-Phasen erfolgreich am Kapitalmarkt agierende Unternehmen ihre hoch bewerteten Aktien als "Währung" nutzen, um Mitarbeiter, Dienstleistungen oder Unternehmen zu kaufen und rasch zu expandieren. Die Kehrseite: Beim Zusammenbruch von Kapitalmärkten verliert diese Währung radikal an Wert, und die kapitalmarktorientierte Strategie vieler Unternehmen geht nicht mehr auf.
Kapitalmärkte für Wachstumsunternehmen sind zusammengebrochen, Bilanzfälschungen ungeahnten Ausmaßes kommen ans Licht, Firmenpleiten häufen sich. Die Euphorie des Börsenbooms ist vollständig verflogen. Zurück bleibt der Scherbenhaufen des Exit-Kapitalismus. Stefan Kühl bietet die erste umfassende Erklärung einer neuen Funktionsweise der Wirtschaft, die schrittweise seit dem Zweiten Weltkrieg entstanden ist. Zwar gehörte die Spekulation auf kurzfristige Gewinne schon immer zur kapitalistischen Wirtschaft, doch erst mit der Auflage von Risikokapitalfonds und der Gründung von Risikokapitalgesellschaften hat die Exit-Orientierung jene Dynamik entwickelt, die heute auf viele Bereiche der Wirtschaft abstrahlt. Im Exit-Kapitalismus planen Unternehmensgründer, Aktionäre und Risikokapitalgeber jede Investition unter dem Gesichtspunkt, wie sie profitabel wieder aussteigen können. Es geht also nicht vorrangig darum, durch dauerhaften Erfolg eine regelmäßige Dividende für den Kapitaleinsatz zu erwirtschaften, sondern kurzfristig hohe Börsennotierungen zu erreichen und den Unternehmensanteil mit hohem Profit zu verkaufen.
Der Autor zeigt, wie in Hype-Phasen erfolgreich am Kapitalmarkt agierende Unternehmen ihre hoch bewerteten Aktien als "Währung" nutzen, um Mitarbeiter, Dienstleistungen oder Unternehmen zu kaufen und rasch zu expandieren. Die Kehrseite: Beim Zusammenbruch von Kapitalmärkten verliert diese Währung radikal an Wert, und die kapitalmarktorientierte Strategie vieler Unternehmen geht nicht mehr auf.
Klappentext zu „Exit “
Kapitalismus der AussteigerKapitalmärkte für Wachstumsunternehmen sind zusammengebrochen, Bilanzfälschungen ungeahnten Ausmaßes kommen ans Licht, Firmenpleiten häufen sich. Die Euphorie des Börsenbooms ist vollständig verflogen. Zurück bleibt der Scherbenhaufen des Exit-Kapitalismus. Stefan Kühl bietet die erste umfassende Erklärung einer neuen Funktionsweise der Wirtschaft, die schrittweise seit dem Zweiten Weltkrieg entstanden ist. Zwar gehörte die Spekulation auf kurzfristige Gewinne schon immer zur kapitalistischen Wirtschaft, doch erst mit der Auflage von Risikokapitalfonds und der Gründung von Risikokapitalgesellschaften hat die Exit-Orientierung jene Dynamik entwickelt, die heute auf viele Bereiche der Wirtschaft abstrahlt. Im Exit-Kapitalismus planen Unternehmensgründer, Aktionäre und Risikokapitalgeber jede Investition unter dem Gesichtspunkt, wie sie profitabel wieder aussteigen können. Es geht also nicht vorrangig darum, durch dauerhaften Erfolg eine regelmäßige Dividende für den Kapitaleinsatz zu erwirtschaften, sondern kurzfristig hohe Börsennotierungen zu erreichen und den Unternehmensanteil mit hohem Profit zu verkaufen.
Der Autor zeigt, wie in Hype-Phasen erfolgreich am Kapitalmarkt agierende Unternehmen ihre hoch bewerteten Aktien als "Währung" nutzen, um Mitarbeiter, Dienstleistungen oder Unternehmen zu kaufen und rasch zu expandieren. Die Kehrseite: Beim Zusammenbruch von Kapitalmärkten verliert diese Währung radikal an Wert, und die kapitalmarktorientierte Strategie vieler Unternehmen geht nicht mehr auf.
Lese-Probe zu „Exit “
Die Konturen des Exit-Kapitalismus"Es gibt zwei Zeiten im menschlichen Leben,
in denen man nicht spekulieren sollte:
Wenn man es sich nicht leisten kann,
und wenn man es kann." Mark Twain
Die Euphorie des Börsenbooms ist restlos verflogen. Bei den Aufräumarbeiten macht sich Ernüchterung breit. Risikokapitalgeber hätten "offensichtlich sinnlose Unternehmenskonzepte" finanziert, beklagt Gordon Moore, langjähriger Vorstandschef des Chipherstellers Intel. Alles, was "ein bisschen wackelte", habe entweder Risikokapital bekommen oder sei gleich an die Börse gegangen, kritisiert Benjamin M. Rosen von der Risikokapitalgesellschaft Sevin Rosen Management. Mit Blick auf die Boomphase resümiert er: Genau genommen war es eine "schreckliche Zeit". Das Risikokapitalgeschäft habe sich mit der Vielzahl der Start-ups grundlegend gewandelt, stellt Don Valentine, einer der Grandseigneurs der US-amerikanischen Risikokapitalszene, fest. Früher hätten die Risikokapitalgeber zusammen ein oder zwei Unternehmen in einem Segment finanziert. Deren einzige Konkurrenz waren die größeren, etablierten Konzerne, die aufgrund ihrer Behäbigkeit eine Marktnische nicht sofort erkannten. In der Boomzeit
habe dagegen jeder Risikokapitalgeber allein ein oder zwei Investments in einem Nischenmarkt unterhalten. Diese Start-ups, so Valentine, machten sich nun gegenseitig so viel Konkurrenz, dass selbst die besten von ihnen Schwierigkeiten bekamen, Geld zu verdienen.
Die Folgen dieser "Überfinanzierung" wurden deutlich, als sich die Stimmung an den Börsen drehte, die Kurse nach unten schossen und die Unternehmen sich immer schwerer taten, frisches Geld für ihre Aktivitäten einzusammeln. Ein Unternehmen nach dem anderen verpasste sein Planziel. Top-Führungskräfte etablierter und profitabler Firmen, die während der Boomzeit in junge defizitäre Start-ups wechselten, konnten wenige Monate später nur noch den Konkurs ihrer Firma vermelden. Eine Industrie, so der Journalist John W. Wilson, die vor
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ein, zwei Jahren noch Unmengen "Geld verbrannt" hatte, kämpfte plötzlich mit Liquiditätsproblemen. Erregte Aktionäre begannen, die Unternehmen und die für den Börsengang verantwortlichen Banken in der Hoffnung zu verklagen, auf diesem Weg wenigstens einen Teil ihrer Verluste an der Börse wieder gutzumachen.
Die Risikokapitalgeber nutzten die Reste ihrer Fonds, um die vor sich hin vegetierenden Unternehmen in ihrem Portfolio vor dem Konkurs zu retten. Neue Unternehmen hatten kaum noch Aussicht auf Finanzierung. Wer dennoch die Gunst der Kapitalgeber erlangen wollte, musste nach Ansicht des Präsidenten der Beratungsfirma InfoCorp, Richard J. Matlack, schon einen "wirklich großartigen Deal" versprechen.
Die Rückblicke auf das berauschende Auf und das erschütternde Ab der Börse lassen sich endlos fortsetzen. Ein Aspekt aber ist wichtig: Die zitierten Kommentare stammen nicht aus der Zeit nach dem Internetboom Anfang des 21. Jahrhunderts, sondern aus der Mitte der achtziger Jahre. In der Risikokapitalszene setzte sich damals die Einschätzung durch, dass der PC-Boom am Anfang des Jahrzehnts zu einem unkontrollierten Hype geführt hatte.(r)Die Informationen stammen von Wilson 1985: 189ff. Das Zitat von Rosen ist aus Schilit 1991: 127." In diesem Zeitraum wurden mehrere hundert Personalcomputerfirmen von Risikokapitalgebern finanziert, von denen nur einige wenige überlebten. Allein in dem relativ kleinen Markt von Festplatten engagierten sich mehrere Dutzend risikokapitalfinanzierte Firmen. Im Softwaregeschäft zählten Branchenexperten vor dem Sinneswandel der Finanziers sogar über 3"000 Firmen.
Die Ähnlichkeit der Analysen damals und derer nach dem Ende des Internet-Hypes legen es nahe, dass es eine bemerkenswerte Regelmäßigkeit im Risikokapitalgeschäft gibt. Das Ziel dieses Buches ist es, jenseits der Aufgeregtheiten in Auf- und Abschwungphasen Gesetzmäßigkeiten dieses Segments herauszuarbeiten. Erst das Wissen um die Zyklenhaftigkeit erlaubt eine entscheidende Einsicht: Das Geschäft mit Risikokapital basiert auf "Kettenbrief-Mechanismen", wobei diejenigen risikokapitalfinanzierten Unternehmen samt ihrer Financiers das Rennen machen, die den entstehenden Höhenflug auf dem Kapitalmarkt optimal zu nutzen wissen.
Unter dem Begriff Exit-Kapitalismus wird in diesem Buch eine Funktionsweise der Wirtschaft dargestellt, die sich mit der schrittweisen Institutionalisierung des Risikokapitalgewerbes seit dem Zweiten Weltkrieg herausgebildet hat. Zwar gehörte die Spekulation auf kurzfristige Gewinne schon immer zur kapitalistischen Wirtschaft, aber erst mit der Auflage von Risikokapitalfonds, der Herausbildung von Risikokapitalgesellschaften und der Entstehung des Berufsbildes "Risikokapitalgeber" entwickelte sich eine Dynamik, die es erfordert, die Exit-Orientierung als ein wesentliches Element des Wirtschaftens zu betrachten.
Von Exit-Kapitalismus kann deswegen gesprochen werden, weil es dem Gründer eines Wachstumsunternehmens, seinem Risikokapitalgeber oder dem Kleinaktionär an einer Börse für Wachstumsunternehmen nicht vorrangig um eine regelmäßige Dividende für seinen Kapitaleinsatz geht. Deren Hauptziel ist es, ihren Unternehmensanteil mit einem hohen Exit-Profit zu verkaufen. Es zählt die Logik von Risikokapitalinvestoren, die an der Differenz zwischen Einkaufs- und Verkaufspreis von Unternehmensanteilen verdienen, nicht die eines auf lange Frist angelegten Engagements. Das Interesse konzentriert sich mithin auf ein Produkt hinter den eigentlichen Produkten, bietet ein Unternehmen doch immer auch sich selbst in Form von Aktien an.
Ob das Softwarepaket, das aufwändig entwickelte Medikament zur Potenzsteigerung oder die Auslieferung von Paketen in der New Yorker Innenstadt verkauft werden oder Teile des Unternehmens, hat zwar kurzfristig den gleichen Effekt: Beides bringt Geld in die Kasse. Die Verkaufsstrategien unterliegen aber ganz unterschiedlichen Gesetzmäßigkeiten. Um die Konturen des Exit-Kapitalismus klar zu ziehen, werden die auf den Kapitalmarkt ausgerichteten Gesetzmäßigkeiten herausgearbeitet und Zusammenhänge zwischen Kapital- und Produktmarktorientierung verdeutlicht.
Exit-Kapitalismus beschreibt nicht nur das Geschäft von Unternehmensgründern, Risikokapitalgesellschaften und Anlegern an Börsen für Wachstumsunternehmen. Gezeigt wird zudem, wie die Risikokapitallogik breite Teile der Wirtschaft erfassen kann. Risikokapitalfinanzierte Unternehmen erscheinen in Hype-Phasen in allen Bereichen als Vorbilder, angefangen bei der strategischen Ausrichtung über die Innovationsfähigkeit bis hin zu Managementtechniken. Der Aufstieg und Fall von Großkonzernen, die mit risikokapitalfinanzierten Unternehmen konkurrieren, resultieren nicht selten aus der Übernahme der Kapitalmarktorientierung ihrer risikokapitalfinanzierten Wettbewerber.
In diesem Buch, das sowohl auf Interviews mit Risikokapitalgebern, Unternehmern, Managern und Mitarbeitern risikokapitalfinanzierter Firmen als auch auf Literaturrecherchen beruht, werden die Thesen zum Exit-Kapitalismus bewusst zugespitzt. Zentrales Anliegen ist dabei, mit der Exit-Orientierung von Risikokapitalgebern, der Diffusion dieser Logik auf Unternehmer, Manager und Mitarbeiter, der Kapitalmarktorientierung risikokapitalfinanzierter Unternehmen und ihrer vermeintlichen Vorbildhaftigkeit, den kreativen Buchführungspraxen sowie dem Scheitern und Überleben der Start-ups neue Entwicklungslinien in der Wirtschaft zu beschreiben, die sich seit dem Zweiten Weltkrieg herausgebildet haben.
Mancher Leser mag bei der Lektüre im Detail fehlende Differenzierungen ausfindig machen. So könnten gewiss verschiedene Typen von Risikokapitalgebern noch genauer unterschieden oder die am Aufbau eines nachhaltigen Unternehmens interessierten Gründer deutlicher von an einem schnellen Exit orientierten Gründern abgegrenzt werden. Das Buch bemüht sich aber bewusst nicht um weitere Differenzierungen. Vielmehr konzentriert es sich darauf, mithilfe von Zuspitzungen einen ungewohnten Blickwinkel auf den Einfluss des Kapitalmarkts auf die Wirtschaft im Allgemeinen und die Strukturen von kapitalmarktorientierten Unternehmen im Besonderen zu etablieren. Zu diesem Zweck wird die sowohl in Auf- als auch in Abschwungphasen eher kurzatmige Debatte über Risikokapital jenseits der fast religiösen Verklärung der "Risikokapitalkultur" einerseits und der "Nieten-in-Nadelstreifen"- und "Börsenschwindel"-Verdammung andererseits neu fokussiert.
Die Risikokapitalgeber nutzten die Reste ihrer Fonds, um die vor sich hin vegetierenden Unternehmen in ihrem Portfolio vor dem Konkurs zu retten. Neue Unternehmen hatten kaum noch Aussicht auf Finanzierung. Wer dennoch die Gunst der Kapitalgeber erlangen wollte, musste nach Ansicht des Präsidenten der Beratungsfirma InfoCorp, Richard J. Matlack, schon einen "wirklich großartigen Deal" versprechen.
Die Rückblicke auf das berauschende Auf und das erschütternde Ab der Börse lassen sich endlos fortsetzen. Ein Aspekt aber ist wichtig: Die zitierten Kommentare stammen nicht aus der Zeit nach dem Internetboom Anfang des 21. Jahrhunderts, sondern aus der Mitte der achtziger Jahre. In der Risikokapitalszene setzte sich damals die Einschätzung durch, dass der PC-Boom am Anfang des Jahrzehnts zu einem unkontrollierten Hype geführt hatte.(r)Die Informationen stammen von Wilson 1985: 189ff. Das Zitat von Rosen ist aus Schilit 1991: 127." In diesem Zeitraum wurden mehrere hundert Personalcomputerfirmen von Risikokapitalgebern finanziert, von denen nur einige wenige überlebten. Allein in dem relativ kleinen Markt von Festplatten engagierten sich mehrere Dutzend risikokapitalfinanzierte Firmen. Im Softwaregeschäft zählten Branchenexperten vor dem Sinneswandel der Finanziers sogar über 3"000 Firmen.
Die Ähnlichkeit der Analysen damals und derer nach dem Ende des Internet-Hypes legen es nahe, dass es eine bemerkenswerte Regelmäßigkeit im Risikokapitalgeschäft gibt. Das Ziel dieses Buches ist es, jenseits der Aufgeregtheiten in Auf- und Abschwungphasen Gesetzmäßigkeiten dieses Segments herauszuarbeiten. Erst das Wissen um die Zyklenhaftigkeit erlaubt eine entscheidende Einsicht: Das Geschäft mit Risikokapital basiert auf "Kettenbrief-Mechanismen", wobei diejenigen risikokapitalfinanzierten Unternehmen samt ihrer Financiers das Rennen machen, die den entstehenden Höhenflug auf dem Kapitalmarkt optimal zu nutzen wissen.
Unter dem Begriff Exit-Kapitalismus wird in diesem Buch eine Funktionsweise der Wirtschaft dargestellt, die sich mit der schrittweisen Institutionalisierung des Risikokapitalgewerbes seit dem Zweiten Weltkrieg herausgebildet hat. Zwar gehörte die Spekulation auf kurzfristige Gewinne schon immer zur kapitalistischen Wirtschaft, aber erst mit der Auflage von Risikokapitalfonds, der Herausbildung von Risikokapitalgesellschaften und der Entstehung des Berufsbildes "Risikokapitalgeber" entwickelte sich eine Dynamik, die es erfordert, die Exit-Orientierung als ein wesentliches Element des Wirtschaftens zu betrachten.
Von Exit-Kapitalismus kann deswegen gesprochen werden, weil es dem Gründer eines Wachstumsunternehmens, seinem Risikokapitalgeber oder dem Kleinaktionär an einer Börse für Wachstumsunternehmen nicht vorrangig um eine regelmäßige Dividende für seinen Kapitaleinsatz geht. Deren Hauptziel ist es, ihren Unternehmensanteil mit einem hohen Exit-Profit zu verkaufen. Es zählt die Logik von Risikokapitalinvestoren, die an der Differenz zwischen Einkaufs- und Verkaufspreis von Unternehmensanteilen verdienen, nicht die eines auf lange Frist angelegten Engagements. Das Interesse konzentriert sich mithin auf ein Produkt hinter den eigentlichen Produkten, bietet ein Unternehmen doch immer auch sich selbst in Form von Aktien an.
Ob das Softwarepaket, das aufwändig entwickelte Medikament zur Potenzsteigerung oder die Auslieferung von Paketen in der New Yorker Innenstadt verkauft werden oder Teile des Unternehmens, hat zwar kurzfristig den gleichen Effekt: Beides bringt Geld in die Kasse. Die Verkaufsstrategien unterliegen aber ganz unterschiedlichen Gesetzmäßigkeiten. Um die Konturen des Exit-Kapitalismus klar zu ziehen, werden die auf den Kapitalmarkt ausgerichteten Gesetzmäßigkeiten herausgearbeitet und Zusammenhänge zwischen Kapital- und Produktmarktorientierung verdeutlicht.
Exit-Kapitalismus beschreibt nicht nur das Geschäft von Unternehmensgründern, Risikokapitalgesellschaften und Anlegern an Börsen für Wachstumsunternehmen. Gezeigt wird zudem, wie die Risikokapitallogik breite Teile der Wirtschaft erfassen kann. Risikokapitalfinanzierte Unternehmen erscheinen in Hype-Phasen in allen Bereichen als Vorbilder, angefangen bei der strategischen Ausrichtung über die Innovationsfähigkeit bis hin zu Managementtechniken. Der Aufstieg und Fall von Großkonzernen, die mit risikokapitalfinanzierten Unternehmen konkurrieren, resultieren nicht selten aus der Übernahme der Kapitalmarktorientierung ihrer risikokapitalfinanzierten Wettbewerber.
In diesem Buch, das sowohl auf Interviews mit Risikokapitalgebern, Unternehmern, Managern und Mitarbeitern risikokapitalfinanzierter Firmen als auch auf Literaturrecherchen beruht, werden die Thesen zum Exit-Kapitalismus bewusst zugespitzt. Zentrales Anliegen ist dabei, mit der Exit-Orientierung von Risikokapitalgebern, der Diffusion dieser Logik auf Unternehmer, Manager und Mitarbeiter, der Kapitalmarktorientierung risikokapitalfinanzierter Unternehmen und ihrer vermeintlichen Vorbildhaftigkeit, den kreativen Buchführungspraxen sowie dem Scheitern und Überleben der Start-ups neue Entwicklungslinien in der Wirtschaft zu beschreiben, die sich seit dem Zweiten Weltkrieg herausgebildet haben.
Mancher Leser mag bei der Lektüre im Detail fehlende Differenzierungen ausfindig machen. So könnten gewiss verschiedene Typen von Risikokapitalgebern noch genauer unterschieden oder die am Aufbau eines nachhaltigen Unternehmens interessierten Gründer deutlicher von an einem schnellen Exit orientierten Gründern abgegrenzt werden. Das Buch bemüht sich aber bewusst nicht um weitere Differenzierungen. Vielmehr konzentriert es sich darauf, mithilfe von Zuspitzungen einen ungewohnten Blickwinkel auf den Einfluss des Kapitalmarkts auf die Wirtschaft im Allgemeinen und die Strukturen von kapitalmarktorientierten Unternehmen im Besonderen zu etablieren. Zu diesem Zweck wird die sowohl in Auf- als auch in Abschwungphasen eher kurzatmige Debatte über Risikokapital jenseits der fast religiösen Verklärung der "Risikokapitalkultur" einerseits und der "Nieten-in-Nadelstreifen"- und "Börsenschwindel"-Verdammung andererseits neu fokussiert.
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Inhaltsverzeichnis zu „Exit “
Die Konturen des Exit-Kapitalismus III. Der Exit-Gedanke: Die Logik der Risikokapitalfinanzierung
1. Das Denken einer Investition "vom Ende her"
2. Vom Risiko- zum Exit-Kapitalismus
3. "Demokratisierung" der Risikokapitalfinanzierung
III. Gründer, Manager und Mitarbeiter als Risikokapitalgeber
1. Die Verbreitung der Exit-Logik
2. Arbeitskraftkapitalisten: Jenseits von Dividende, Profit und Lohn
3. Die Zyklen des Ein- und Ausstiegs
III. Die Ausrichtung am Kapitalmarkt
1. Die Risikokapitalspirale
2. Signalpolitik: Von Businessplänen, Börsengeschichten und Unternehmerhelden
3. Die Dominanz der Kapitalmarktorientierung IV. Die doppelte Wirklichkeit in kapitalmarktorientierten Unternehmen
1. Die Businessplanwirtschaft
2. Die Produktion der "guten Zahlen"
3. Management by Potemkin V. Wachstumsschmerzen: Organisationsprobleme risikokapitalfinanzierter Unternehmen
1. Das Organisationsversprechen
2. Die Wohngemeinschaft als Organisationsprinzip
3. Die problematische Strukturbildung V
I. Profit als Mythos: Die Bedrohung einbrechender Kapitalmärkte
1. Der Verfall der wichtigsten Unternehmenswährung -- der eigenen
2. Überlebensstrategie: Profitabilität und Rentabilität als Signal
VII. Von den Stärken und Schwächen kapitalmarktorientierter Unternehmen
1. Zahlungsfähigkeit, nicht Gewinn
2. Der Druck auf die Dinosaurier
3. Die Frage des Timings
VIII. Die "größte Geldverbrennung der Geschichte" oder: Die Normalität des Exit-Kapitalismus
1. Von Betrügern, Abzockern und Koksern: Die zu kurz gedachten Erklärungen für das Scheitern von Wachstumsunternehmen
2. Die Rationalität der Lemminge oder: Die Wellenförmigkeit des Exit-Kapitalismus
3. Die Zyklen im Exit-Kapitalismus
Anhang
Methodisches Vorgehen
Zur Entstehung des Buches
Anmerkungen
Literatur
Autoren-Porträt von Stefan Kühl
Dr. Stefan Kühl ist Professor für Soziologie an der Fakultät für Soziologie der Universität Bielefeld.
Bibliographische Angaben
- Autor: Stefan Kühl
- 2003, 246 Seiten, Maße: 14,7 x 22 cm, Gebunden, Deutsch
- Verlag: CAMPUS VERLAG
- ISBN-10: 3593372266
- ISBN-13: 9783593372266
Rezension zu „Exit “
Kapitalismus der AussteigerKapitalmärkte für Wachstumsunternehmen sind zusammengebrochen, Bilanzfälschungen ungeahnten Ausmaßes kommen ans Licht, Firmenpleiten häufen sich. Die Euphorie des Börsenbooms ist vollständig verflogen. Zurück bleibt der Scherbenhaufen des Exit-Kapitalismus.
Stefan Kühl bietet die erste umfassende Erklärung einer neuen Funktionsweise der Wirtschaft, die schrittweise seit dem Zweiten Weltkrieg entstanden ist. Zwar gehörte die Spekulation auf kurzfristige Gewinne schon immer zur kapitalistischen Wirtschaft, doch erst mit der Auflage von Risikokapitalfonds und der Gründung von Risikokapitalgesellschaften hat die Exit-Orientierung jene Dynamik entwickelt, die heute auf viele Bereiche der Wirtschaft abstrahlt.
Im Exit-Kapitalismus planen Unternehmensgründer, Aktionäre und Risikokapitalgeber jede Investition unter dem Gesichtspunkt, wie sie profitabel wieder aussteigen können. Es geht also nicht vorrangig darum, durch dauerhaften Erfolg eine regelmäßige Dividende für den Kapitaleinsatz zu erwirtschaften, sondern kurzfristig hohe Börsennotierungen zu erreichen und den Unternehmensanteil mit hohem Profit zu verkaufen.
Stefan Kühl zeigt, wie in Hype-Phasen erfolgreich am Kapitalmarkt agierende Unternehmen ihre hoch bewerteten Aktien als "Währung" nutzen, um Mitarbeiter, Dienstleistungen oder Unternehmen zu kaufen und rasch zu expandieren. Die Kehrseite: Beim Zusammenbruch von Kapitalmärkten verliert diese Währung radikal an Wert, und die kapitalmarktorientierte Strategie vieler Unternehmen geht nicht mehr auf.
Ziel des Buches ist es, jenseits der Aufgeregtheiten in Auf- und Abschwungphasen die Gesetzmäßigkeiten des Exit-Kapitalismus herauszuarbeiten. Das Wissen um die Bedingungen und den Verlauf seiner Zyklen erlaubt die entscheidende Einsicht: Das Geschäft mit dem Risikokapital basiert auf "Kettenbrief-Mechanismen". Es machen diejenigen das Rennen, die den durch ihr eigenes Handeln erzeugten Höhenflug auf dem Kapitalmarkt durch
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rechtzeitigen Ausstieg optimal für sich nutzen
(Rezension im Auftrag des Campus-Verlages)
(Rezension im Auftrag des Campus-Verlages)
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