Feuerkreuz/Das Double
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Die Welt
Feuerkreuz von Colin Forbes
LESEPROBE
Vorspiel
November.
Paula Grey rannte umihr Leben.
Unter einem stürmischen Himmel in Suffolk, England, rannte sie über die schwammige Marsch aufein dichtes Wäldchen aus Nadelbäumen zu. Durch das Heulen des vom Meer herwehenden Windes hindurch hörte sie wieder das Bellen der Hunde, die Rufe derMänner, die sie verfolgten.
Sie warf einen Blick über die Schulter. IhreFreundin Karin Rosewater war ein ganzes Stück hinterihr; sie hatte Schwierigkeiten mit dem trügerischen Gelände. Paula dachte kurzdaran, zurückzulaufen und sie zur Eile zu drängen, aber die Männer, die sieverfolgten, holten immer mehr auf.
»Zu den Bäumen, Karin«, rief sie.
Doch ihre Stimme wurde von dem zunehmenden Winddavongetragen. Sie rannte weiter, rannte, so schnell sie konnte, rang angsterfülltnach Luft. Dann befand sie sich im Schutz der dunklen Tannen. Mit Jeans undeinem Anorak bekleidet, rannte sie tiefer in das kleine Wäldchen hinein. DasBellen der wütenden Hunde war jetzt näher. Es gab kein Entkommen.
Aber sie mußteentkommen. In der Deckung des Wäldchens schaute sie an einer riesigen Tannehoch, die ihre Zweige ausstreckte wie Hände, die sie ergreifen wollten. IhreJeans steckten in Lederstiefeln mit Profilsohlen. Sie ergriff einen der unteren Aste, zog sich an dem massigen Stamm hoch, zwangsich zu schneller Bewegung. Ihre Stiefel waren naß,weil sie vor ein paar Minuten durch einen Bach gewatet war. Sie setzte ihrenAufstieg fort wie ein behender Affe und dankte Gott, daß sie in guter körperlicher Verfassung war.
Nahe dem Wipfel der Tanne, die die anderen Bäumeringsum überragte, ließ sie sich mit dem Rücken zum Stamm auf einem Ast niederund versuchte, wieder zu Atem zu kommen. Sie schaute hinunter und stellte fest,daß sie, von einer kleinen Lücke abgesehen, vorBlicken von unten gut verborgen war. Die Dämmerung brach herein, und sieschaute hinunter auf die Marsch, in die Richtung des Flusses Aide. Zu ihrem Entsetzen sah sie, daßKarin ins Offene lief und auf ein kleines Boot zustrebte, das in einem Bachlag, der in den Jachthafen mündete. Die Jäger waren ihr dicht auf den Fersen.Paula hörte unter sich ein Geräusch, warf einen Blick hinunter, erstarrte vorAngst.
Ein großer Schäferhund, von seinem Führer vonder Leine gelassen, beschnüffelte den Stamm der Tanne. Sie wartete darauf, daß er den Kopf hob, hinaufschaute zu ihrem Versteck. Zweider Verfolger tauchten auf. Hochgewachsene Männer, die Sturmhauben mitSehschlitzen trugen und Tarnanzüge, die in Militärstiefeln steckten. BeideMänner waren mit Gewehren bewaffnet.
Paula griff lautlos in ihre Umhängetasche undholte ihre 32er Browning Automatik heraus. Dann hörte sie, wie weitere Männerdurch das Unterholz kamen. Sie waren in der Überzahl. Der Schäferhund umkreisteden Baum. Er schien verwirrt zu sein. Paula erinnerte sich an den Bach, den siedurchquert hatte. Das Tier hatte ihre Spur verloren. Die beiden Jäger zogenweiter. Sie stieß einen Seufzer der Erleichterung aus.
Auf dem Ast sitzend, reckte sie sich hoch undschaute nach Aldeburgh hinüber, dieser merkwürdigenStadt an der See. Ihr Dächergewirr war in der Dunkelheit verschwunden. Sieerhaschte einen kurzen Blick auf einen Streifen Wasser mit weißen Schaumkronen;dann verschwand auch er in der mondlosen Dunkelheit.
Wo ist Karin? fragte sie sich.
Wie als Antwort auf ihre besorgte Frage hörtesie einen durchdringenden Schrei, der die Stille der Marsch zerriß.Er kam aus der Richtung des Bootes, auf das Karin zugeranntwar. Darm brach der Entsetzensschrei plötzlich ab. Die Stille danach warbeängstigend. Großer Gott! Hatten sie Karin eingeholt? Was hatten sie mit ihrgemacht?
Vor Kälte zitternd, knöpfte sie ihren Anorak biszum Hals zu; dann schaute sie auf das Leuchtzifferblatt ihrer Armbanduhr. Halbsechs. Ihre Erfahrung sagte ihr, daß sie warten mußte. Die Jäger wußten, daß sie zwei Frauen verfolgt hatten. Und sie hörte nach wievor, wenn auch in einiger Entfernung, das Bellen der Hunde.
Ihre Beine begannen zu schmerzen - die Reaktionauf die verzweifelte Flucht über die Marsch und auf die Anstrengung, reglos aufdem Ast zu sitzen. Der Wind peitschte die kleineren Aste,stachlige Zweige wischten über ihr Gesicht. Sie wartete bis halb sieben, bevorsie das Mobiltelefon aus der Tasche ihres Anoraks zog. Seit einerDreiviertelstunde hatte sie die Jäger nicht mehr gesehen oder gehört. IhreFinger waren klamm vor Kälte, als sie die Nummer des SIS Hauptquartiers am ParkCrescent wählte.
Robert Newman, weltweit bekannterAuslandskorrespondent, steuerte seinen Mercedes 280 E auf der A 1094 durch dieNacht und verlangsamte seine Fahrt auch nicht, als er durch die High Street vonAldeburgh fuhr, die einen gespenstisch verlassenenEindruck machte. Er war zufällig am Park Crescentgewesen, als Paulas Hilferuf kam.
Neben ihm saß Marler,schlank und klein, der beste Scharfschütze in ganz Westeuropa. Sein Armalite-Gewehr lag auf seinem Schoß. Im Fond saß HarryButler, ein Mann in den Dreißigern, ein glattrasierter,kräftig gebauter Mann, der nicht viel Worte machte, und neben ihm sein jüngererPartner Pete Nield, schlanker als er, immer elegantgekleidet und mit einem säuberlich gestutzten schwarzen Schnurrbart. In einem Schulterholster trug Newman, mittelgroß und Anfang Vierzig,den von ihm bevorzugten Smith & Wesson Special.Butler war mit einer 7.65 mm Walther bewaffnet; auch Nieldhatte eine Walther.
Von den Männern im Wagen war Newman der einzige,der kein regulärer Mitarbeiter des Geheimdienstes war. Aber er hatte alleSicherheitsüberprüfungen bestanden und schon mehrfach bei gefährlichenMissionen mitgeholfen. Außerdem mochte er Paula, die gleichfalls dem SISangehörte.
»Sie wecken ja die Toten auf«, sagte Marler mit seiner herablassenden Stimme.
»Um acht Uhr abends ist in diesem Nest nichtsmehr los«, konterte Newman.
»Sie scheinen Ihren Weg zu kennen«, bemerkte Marler.
»Ich kenne ihn. Ich war eine Weile zur Erholunghier. Bin die meiste Zeit spazierengegangen. Ich binsicher, daß ich uns direkt zu dem Wäldchen bringenkann, das Paula uns am Telefon beschrieben hat
»Wenn sie noch dort ist. Ein fürchterlicherAbend, der Wind heult in den höchsten Tönen. Ich möchte wissen, was dahintersteckt.«
»Das werden wir erfahren, wenn wir sie gefundenhaben«, sagte Newman ingrimmig und hoffte, daß Marler endlich den Mund hielte.
Newman fuhr mit aufgeblendeten Scheinwerfern. Inihrem Licht wirkte die High Street wie eine Filmkulisse von Läden und Häusern,alt und mit steilen Dächern. Eine unheimliche Atmosphäre.
»Verrücktes Nest«, bemerkte Marler.
»Eigenartig wäre das richtige Wort«, knurrteNewman. »Viel weiter können wir nicht fahren. Vom Stadtrand aus, der vor unsliegt, gehen wir zu Fuß ...
Dort, wo die Stadt aufhörte, wurde die Straßeganz plötzlich unbefahrbar. Im Licht der Scheinwerfer sahen sie einen breitenKiesweg. Als sie ausstiegen, hörten sie durch das Heulen des Windes hindurchdas Anbranden der Brecher an die unsichtbare Küste. Es war ein ungewöhnlichstürmischer Abend. Newman stellte fest, daß es achtUhr war. Als Paula anrief, war es ungefähr halb sieben gewesen.
»Wohin führt dieser Weg?«fragte Marler. »Und was ist das dort für ein Damm,auf dem Kräne stehen?«
»Eine Verstärkung der Deiche gegen die See. Wennsie durchbricht, überschwemmt sie die Marsch, die wir durchqueren müssen.« Er schaltete die Scheinwerfer aus, schloßden Wagen ab und blieb einen Moment stehen, bis sich seine Augen an dieDunkelheit gewöhnt hatten. »Der Weg führt zum Jachtclub von Slaughden.Das Dorf Slaughden ist vor etlichen Jahren ins Meergerutscht. Genau wie Dunwich, ein Stück weiter dieKüste hinauf. Ich kann das Tannenwäldchen sehen. Beten wir zu Gott, daß Paula noch dort ist. Und am Leben.«
Er führte sie von der Straße herunter auf dieMarsch. Die anderen drei Männer hielten automatisch Abstand voneinander, um einschwierigeres Ziel abzugeben. In ihrer kurzen Nachricht hatte Paula vor Männernmit Gewehren gewarnt. Mit Hilfe einer starken Taschenlampe suchte sich Newmanseinen Weg durch das sumpfige Gelände, trat von einem Grasbüschel auf dasnächste. Ein falscher Schritt, und er konnte im Schlamm versinken.
Die Abendluft war bitterkalt, aber Newman warkurz in seiner Wohnung gewesen, um knöchelhoheStiefel anzuziehen. Wie die anderen trug auch er einen wattierten Anorak. Mitder Taschenlampe in der einen und dem Revolver in der anderen Hand war er dererste, der das Wäldchen erreichte und hineinging. Er begann, leise zu rufen.
»Paula? Ich bin es, Bob. - Paula?«
Seine Stiefel drückten das halbverrottete, toteFarnkraut zusammen. Am Stamm der hohen Tanne richtete er seine Taschenlampeaufwärts. Ihr Licht fiel auf sein Gesicht. Er versteifte sich, als ein Zweig zuBoden fiel.
»Bob! Ich bin hier oben! Ich komme herunter.Gott, ist das kalt ... «
Er hatte einen Mantel bei sich, den er beiseinem kurzen Besuch in seiner Wohnung in South Kensington mitgenommen hatte.Sie sprang auf den Boden, und er legte den Mantel um sie. Sie schlang die Armeum ihn, und er drückte sie fest an sich.
»Jetzt ist alles wieder gut, Paula.«
»Da waren Männer mit Gewehren.«
»Und wir sind Männer mit Pistolen. Marler, Butler, Nield und ich.«
»Wir müssen sofort nach Karin sehen.«
»Es ist dunkel. Stockfinster ... «
»Wir müssen nach ihr sehen«, beharrte sie,machte sich von seiner Umarmung frei. »Ich habe gesehen, in welche Richtung sielief. Ich kenne diese Gegend. Geben Sie mir die Taschenlampe. Bitte, Bob.«
Sie kamen aus dem Wäldchen heraus, wo Newmansdrei Begleiter auf ihn warteten. Paula richtete die Taschenlampe auf den Bodenund bewegte sich steif, aber dennoch erstaunlich schnell über die Marsch aufden Jachthafen zu, in dem zahlreiche Boote an Bojen verankert und für denWinter mit Planen abgedeckt waren.
Paula taten alle Glieder weh, aber dieVerspannung lockerte sich allmählich, als sie über die Grasbüschel rannte undden öligen Wasserlachen auswich. Fünf Minuten später waren sie den Deichhinaufgeklettert, der den Ankerplatz umgab. Sie schaltete die Taschenlampe ausund blieb auf dem schmalen, auf der Deichkrone entlangführendenFußweg stehen. Ihre Augen gewöhnten sich schnell an die Dunkelheit, und ihrOrientierungssinn war gut gewesen. Sie befand sich ganz in der Nähe des Bootes,auf das Karin zugerannt war, bevor sie diesenentsetzlichen Schrei ausgestoßen hatte.
Sie schaltete die Taschenlampe wieder an undeilte den Fußweg entlang. Jeder Schritt war eine Anstrengung nach dem langenHocken auf der Tanne, aber ihre Entschlossenheit trug sie voran, und Newmanfolgte ihr. Der Fußweg auf der Deichkrone war dem von der See her wehenden Windvoll ausgesetzt. Draußen im Hafen schwankten die Masten der vor Anker liegendenBoote. Sie blieb stehen und richtete den Lichtstrahl auf das kleine Boot, dasin einiger Entfernung vom Fluß in einem Bach lag.
»Was ist das?« fragteNewman. Er mußte nahezu schreien, um sichverständlich zu machen.
»Sehen Sie das Boot dort? Es ist leer. Das wares, auf das sie zugerannt ist.«
»Sie haben einen Schrei gehört«, erinnerte ersie ruhig. »Ich möchte nicht das Schlimmste annehmen, aber es wird einfachersein, wenn wir die Gegend bei Tage absuchen.«
»Ich gehe hinunter«, erklärte sie halsstarrig.
Bevorer ihren Arm ergreifen konnte, war sie die feuchte, grasbewachseneBöschung bis zum Ufer des Baches hinuntergeklettert. Er schaute schnell zurück.
© Verlagsgruppe Weltbild
Aus dem Englischen von Christel Wiemken
- Autor: Colin Forbes
- 2005, 1, 1086 Seiten, Maße: 12,5 x 18,8 cm, Kartoniert (TB)
- Verlag: Weltbild
- ISBN-10: 3828978819
- ISBN-13: 9783828978812
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