Fleur
1851: Die junge Londonerin Fleur Hamilton reist gegen den Willen ihrer Eltern nach St. Petersburg. Dort trifft sie den Grafen Sergej Kirow wieder, dessen geheimnisvoller Charme sie schon in England bezaubert hat. Als der Krimkrieg ausbricht, gerät Fleur...
1851: Die junge Londonerin Fleur Hamilton reist gegen den Willen ihrer Eltern nach St. Petersburg. Dort trifft sie den Grafen Sergej Kirow wieder, dessen geheimnisvoller Charme sie schon in England bezaubert hat. Als der Krimkrieg ausbricht, gerät Fleur zwischen alle Fronten. Sie rettet viele Menschenleben - doch wohin gehört ihr eigenes Herz?
Eine russische Liebe - Fleur von Cynthia Harrod-Eagles
LESEPROBE
Obwohl sie invielen - vielleicht den meisten - Punkten geteilter Meinung waren, ging Fleurund ihrer Tante Venus nichts über ein hitziges Streitgespräch, das den Intellektschulte. Es war eine seit vielen Jahren praktizierte Übung, denn Venus hattegroßen Einfluß auf Fleurs Erziehung gehabt.
Fleurs Mutter wardie jüngste von drei Schwestern gewesen. Ihr Vater war der im Exil lebende Grafde Vries, der 1793 zusammen mit seiner Frau aus dem revolutionsgebeuteltenFrankreich geflohen war. Dabei hatten sie nichts retten können als die Kleider,die sie auf dem Leib trugen, und einige wertvolle Juwelen, die sie in zweigroßen Taschen hinauszuschaffen vermochten.
Die Gräfin war zudiesem Zeitpunkt hochschwanger, und Venus, die einen Dünkel ganz eigener Arthatte, empfand großen Stolz darüber, tatsächlich noch in Frankreich empfangenworden zu sein, was sie französischer machte als ihre Geschwister. AndereKinder folgten, doch da kein männlicher Nachfolger überlebte, blieben nurVenus, die 1801 geborene Aricie und die 1806 geborene Phèdre übrig.
Da Venus derLiebling ihres Vaters war, hatte er viel Zeitauf ihre Erziehung verwandt, bisschließlich die Ereignisse in Frankreich ihn derart schwermütig machten, daß ersich mehr und mehr in sich zurückzog. Er lehrte Venus das Denken und brachteihr viele Themen nahe, die in jenen Tagen den Männern vorbehalten waren, aberseiner Zuwendung fehlte die Zärtlichkeit. Seine Bibliothek war, da ihm jeglicheFröhlichkeit abging, kein Ort für Gelächter oder Spiele. So wuchs Venus zueinem ernsten kleinen Mädchen heran, und es zeigte sich, daß die zunehmendeVerbitterung und Selbstbeobachtung des Vaters auf sie abgefärbt hatten. Schonfrüh ließ sie einen Anflug von Härte und intellektueller Arroganz erkennen.
Aricie und Phèdre,gänzlich von der Mutter aufgezogen, hatten sich inzwischen zu hübschenDummköpfchen entwikkelt, wie die Gesellschaft es von ihnen erwartete. Nach undnach waren alle drei vorteilhafte Ehen eingegangen. Venus heiratete SirFrederick Hoare, einen Bankiersohn; Aricie - die ihren Namen schon lange zuvorin das englische Ercy geändert hatte - ehelichte Lord Markby; und Phèdre wurdedie Frau von Sir Ranulph Hamilton, der über ein beträchtliches Vermögenverfügte und bereits damals dabei war, sich als Botaniker einen Namen zumachen.
Trotz derschwierigen Zeiten machten die Ehegatten der drei de-Vries-Töchter ihren Weg.Sir Frederick, den die Bank des Vaters allein nicht auslastete, ging insParlament, überlebte die Reformen von 1832 und freundete sich mit demunpopulären Edwin Chadwick an. Schließlich engagierte er sich im öffentlichenGesundheitswesen und kümmerte sich um staatliche Bauvorhaben.
Auch Lord Markbyvermochte sich gut über Wasser zu halten, wenn sich in seinem Fall auch nichtdurchdringender Verstand, sondern gerade dessen Mangel als Stärke erwies. Da erbekanntermaßen noch nie mit jemandem aneinandergeraten war und noch nie einenselbständigen Gedanken von sich gegeben hatte, war er der Höfling parexcellence, der mit der jungen Königin bestens zurechtkam. Als Ercy gar nochzur Hofdame der Königin erhoben wurde, war der Krone ihrer beider Dankbarkeitund Bewunderung auf immer gewiß.
Sir Ranulph, derganz in seinen botanischen Interessen aufging, entwickelte sich zu einembekannten Orchideenexperten, veröffentlichte etliche Bücher und Monographienund wurde in Cambridge und Edinburgh ausgezeichnet. Die Horticultural Society ernannte ihn zu ihremMitglied. Im Royal Garden von Kew fungierte er als Sonderberater, und 1840wurde er Vorsitzender des Botanischen Komitees der Royal Society, deren VorsitzPrinz Albert fünf Jahre später übernahm.
Die Ehen derälteren Schwestern blieben kinderlos, aber Phèdre schenkte Sir Ranulph - trotzseiner langen Expeditionen im Ausland - einen Sohn und eine Tochter: Fleur kam1826 und Richard 1832 zur Welt. Zwei Jahre darauf, nach langem Siechtum, starbPhèdre.
Es war keine allzuglückliche Ehe gewesen, wenngleich das keinem der beiden Hauptakteure so rechtbewußt war. Ranulph galt allgemein als netter, gemütlicher Mann. Er heiratetePhèdre, weil sie ein hübsches Mädchen im passenden Alter und aus guter Familiewar. Er sah zu, daß sie sich in seinem Haus einlebte, gab ihr eine großzügige Apanageund verschwendete fortan keinen Gedanken mehr an sie. Viel mehr interessierteihn seine Karriere. Dafür verbrachte er geraume Zeit außer Haus, doch selbstwenn er sich einmal daheim aufhielt, schloß er sich für gewöhnlich in seinemStudierzimmer oder in seinen Gewächshäusern ein. So merkte er gar nicht, nochhätte es ihn bekümmert, daß sich seine Frau einsam fühlte und langweilte.Phèdre, eine schwache, nervöse Frau, war zu dumm, um zu begreifen, wo dieProbleme lagen, und dagegen anzugehen. Sie begann sich Krankheiten einzubilden,um ihre innere Leere auszufüllen. Fleur wurde während einer der längerenAbwesenheiten des Vaters geboren, ein Umstand, der Phèdre gegen sie einnahm.Sie hatte eine schwere Niederkunft und fühlte sich allein gelassen und schlechtbehandelt. (...)
© Droemer KnaurVerlag
Übersetzung: Heidi Lichtblau undJohannes Schwab
- Autor: CYNTHIA HARROLD-EAGLES
- 2005, 622 Seiten, Maße: 11,5 x 18 cm, Kartoniert (TB), Deutsch
- Verlag: DROEMER KNAUR
- ISBN-10: 342662950X
- ISBN-13: 9783426629505
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