Frauenland
Roman. Ausgezeichnet mit Vlaamse Debuutprijs 2008, dem Preis für das beste flämische Debüt. Deutsche Erstausgabe
Frauenland« nennen die marokkanischen Männer den europäischen Westen, weil dort, wie sie meinen, die Frauen das Sagen haben. Trotzdem macht sich Younes dorthin auf: Er will den letzten der Liebesbriefe, die er seit fünf Jahren schreibt, seiner Angebeteten...
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Produktdetails
Produktinformationen zu „Frauenland “
Frauenland« nennen die marokkanischen Männer den europäischen Westen, weil dort, wie sie meinen, die Frauen das Sagen haben. Trotzdem macht sich Younes dorthin auf: Er will den letzten der Liebesbriefe, die er seit fünf Jahren schreibt, seiner Angebeteten persönlich überbringen. Doch Mariam, die schon lange in Belgien lebt, hat den Urlaubsflirt mit ihm längst vergessen. Dann sind da noch Faïza, die hoffnungslos in Younes verliebt ist, sein Freund Abdelkader und Mariams Bruder Marwan, jeder mit seinem eigenen Traum vom richtigen Leben. Younes' Reise bringt all diese jungen Glücksucher zusammen.
Klappentext zu „Frauenland “
Frauen in Europa leben anders als Frauen in Afrika aber ist es auch ein "besseres" Leben?"Frauenland" nennen die marokkanischen Männer den europäischen Westen, weil dort, wie sie meinen, die Frauen das Sagen haben. Trotzdem macht sich Younes dorthin auf: Er will den letzten der Liebesbriefe, die er seit fünf Jahren schreibt, seiner Angebeteten persönlich überbringen. Doch Mariam, die schon lange in Belgien lebt, hat den Urlaubsflirt mit ihm längst vergessen. Dann sind da noch Faïza, die hoffnungslos in Younes verliebt ist, sein Freund Abdelkader und Mariams Bruder Marwan, jeder mit seinem eigenen Traum vom richtigen Leben. Younes Reise bringt all diese jungen Glücksucher zusammen.
Ausgezeichnet mit dem "Vlaamse Debuutprijs", dem Preis für das beste flämische Debüt 2008.
Frauen in Europa leben anders als Frauen in Afrika - aber ist es auch ein "besseres" Leben?
"Frauenland" nennen die marokkanischen Männer den europäischen Westen, weil dort, wie sie meinen, die Frauen das Sagen haben. Trotzdem macht sich Younes dorthin auf: Er will den letzten der Liebesbriefe, die er seit fünf Jahren schreibt, seiner Angebeteten persönlich überbringen. Doch Mariam, die schon lange in Belgien lebt, hat den Urlaubsflirt mit ihm längst vergessen. Dann sind da noch Faïza, die hoffnungslos in Younes verliebt ist, sein Freund Abdelkader und Mariams Bruder Marwan, jeder mit seinem eigenen Traum vom richtigen Leben. Younes' Reise bringt all diese jungen Glücksucher zusammen.
Ausgezeichnet mit dem "Vlaamse Debuutprijs", dem Preis für das beste flämische Debüt 2008.
"Frauenland" nennen die marokkanischen Männer den europäischen Westen, weil dort, wie sie meinen, die Frauen das Sagen haben. Trotzdem macht sich Younes dorthin auf: Er will den letzten der Liebesbriefe, die er seit fünf Jahren schreibt, seiner Angebeteten persönlich überbringen. Doch Mariam, die schon lange in Belgien lebt, hat den Urlaubsflirt mit ihm längst vergessen. Dann sind da noch Faïza, die hoffnungslos in Younes verliebt ist, sein Freund Abdelkader und Mariams Bruder Marwan, jeder mit seinem eigenen Traum vom richtigen Leben. Younes' Reise bringt all diese jungen Glücksucher zusammen.
Ausgezeichnet mit dem "Vlaamse Debuutprijs", dem Preis für das beste flämische Debüt 2008.
Lese-Probe zu „Frauenland “
Meine liebe Schwester Mariam, wenn Du diesen Brief liest, bin ich meinem Ziel näher gekommen. Er ist der Beweis dafür, dass ich auf die wogende See gefahren bin, dass ich ihr trotzen und sie überqueren konnte, um Dir näher zu sein. Ich habe den Raum überbrückt, denn ich will bei Dir sein.Khalil Gibran hatte unrecht: Raum nützt der Liebe nicht.
Meine unbeantworteten Briefe und alles, was ich von den Leuten höre, die Dich öfter sehen, sagen mir, dass Du in Deinem Leben keinen Platz für mich bewahrt hast.
Doch ich will es aus Deinem Munde hören. Ich kann nicht glauben, dass unsere gemeinsame Zeit nur eine Laune war, eine Lappalie.
Wir haben einander ewige Liebe geschworen, erinnerst Du Dich?
Und seit unserem Abschied vor fünf Jahren lebe ich für dieses Versprechen.
Ich werde nicht bei Dir bleiben, wenn Du mich nicht willst, doch ich brauche die Gewissheit, dass Du wirklich nicht mit mir weitermachen willst. Noch ein letztes Mal muss ich Dein Gesicht sehen und den Klang Deiner Stimme hören, auch wenn mich Deine Abweisung verletzen wird.
Ich muss das tun, meine liebe Mariam, damit ich meinen eigenen Weg finde.
Schau, ich habe die See überquert, allein. Aus eigener Kraft. Für Dich, für meinen Traum. Ich bin einen Schritt weiter. Das Warten hat mich verrückt gemacht. Mir schien es, als würde mein Leben an mir vorüberziehen. Ich musste etwas tun. Sehnsüchtig hielt ich Ausschau nach der Zukunft, doch ich war in einem Jetzt gefangen, das beschlossen hatte, niemals zu enden, nie Vergangenheit zu werden. Wie ein stinkender Tümpel mit stehendem Gewässer. Es hat mich einiges an Mut gekostet, und ich habe große Opfer auf mich genommen, doch endlich ist es mir gelungen, aus diesem trügerischen Halbschlaf zu erwachen, in dem sich weder die Wirklichkeit noch der Traum in ihrem wahren Gewand zeigten.
Jetzt nehme ich mein Leben selbst in die Hand, und ich werde Dir beweisen, dass meine Liebe für uns beide echt ist. Erinnerst Du Dich, Mariam, das Geschenk,
... mehr
das Du mir gabst?
"Wenn dich die Liebe ruft, so folge ihr, auch wenn ihre Wege schwer und steil sind. Und wenn ihre Flügel dich umfassen, gib ihr nach, auch wenn das Schwert in ihrem Gefieder versteckt dich verwunden kann. Und wenn sie zu dir spricht, glaube ihr."
Ich trage es auf dieser Reise mit mir, als Dein Gebet für mich.
Bis bald, meine liebe Mariam, Younes Nourdin hing schon die ganze Zeit über der Reling. Er kotzte wie ein Reiher und jammerte, dass er nicht hätte weggehen sollen. Als der Küstensaum hinter ihnen verschwand und das Wasser immer dunkler und ungestümer wurde, hatte er sich zu Younes gebeugt und mit schwacher Stimme geschworen, dass er die dreifache Summe drauflegen würde, wenn er nur umkehren könnte. Er schwor bei seiner Mutter. Younes sagte nichts. Er spürte den Stein in seinem Magen, während Nourdin sich erneut vorbeugte und Galle spuckte.
Nourdin wäre besser nicht mitgekommen, dachte Younes schuldbewusst.
Er hatte Nourdin überredet, mit ihm auf die andere Seite zu reisen. Younes würde ihn am liebsten festhalten, ihn an sich drücken, ihn auf den Kopf küssen und ihn fragen, ob er ihm vergeben konnte.
Für seine Unbesonnenheit.
Für seinen idiotischen und egoistischen Plan.
Für seine Freundschaft, die bisweilen nicht viel mehr war als ein hochmütiges Erdulden von Nourdins Anwesenheit.
Manchmal überging er ihn tagelang, weil ihm Nourdins Gesicht und sein ewiger Optimismus unerträglich waren.
Ihn um Vergebung bitten, weil er ihn oft lieber aus der Ferne als aus der Nähe sah. Es hatte ihn damals unendliche Mühe gekostet, seine Enttäuschung zu verbergen, als Nourdin ihm hocherfreut mitteilte, dass er sich auch an der Universität in Oujda eingeschrieben hatte.
Als einziger Trost blieb ihm, dass Nourdin sich zum Glück nicht an derselben Fakultät immatrikuliert hatte. Literatur war Nourdins Sache nicht.
Schon oft hatte sich Younes gefragt, wann und wieso sie sich angefreundet hatten. Ihre Freundschaft schien mittlerweile so selbstverständlich zu sein. Sie waren als Kinder Nachbarn gewesen, hatten dieselbe Grundschule und später dasselbe Gymnasium besucht.
Ihre Freundschaft war schon immer da gewesen, sie hatten sich beide nicht darum bemühen müssen. Aus einer Reihe unbedeutender Zufälle wuchs eine lebenslange Verbindung heran, die nicht in Frage gestellt wurde.
"Und das willst du wirklich tun?", hatte Nourdin ihn damals entsetzt gefragt.
Younes hatte genickt.
Welchen Sinn hatte es, allein aufzubrechen oder allein zurückzubleiben? Von dem Moment an, als Younes ihn in seine Pläne eingeweiht hatte, wurde Nourdin zu seinem Komplizen. Aus seinem Plan wurde der Plan von Younes und Nourdin.
Schon lange hatten die beiden nicht mehr gemeinsam einen derart spektakulären Plan geschmiedet.
Ihr letztes großes Unterfangen war während ihrer Unizeit in Oujda gewesen. Zu zweit waren sie gen Süden gezogen, in die Westsahara. Als Ehrenbezeugung für Omar, einen Kommilitonen von ihnen, einen Sahraoui.
Er war bei einem Autounfall ums Leben gekommen.
Omar stand morgens immer als Erster auf. Mit einer ausholenden Bewegung schob er dann die Vorhänge vor dem Fenster zur Seite, damit zum großen Ärger von Nourdin und Younes das Sonnenlicht ungehindert mit einem Schwall ins Zimmer flutete.
Nourdin und Yourdes machten sich dann ganz klein in ihren Betten, zogen sich die Decke über den Kopf, klemmten sich einen Zipfel zwischen die Beine und hielten den Saum der Decke mit den Händen möglichst gut fest, gewappnet für das, was nun folgte.
Omar schlich sich an sie heran und zog ihnen blitzschnell mit einem kräftigen Ruck die Decke weg. Die Jungen wussten nie, bei wem er anfangen würde, doch keinem von beiden gelang es jemals, die Decke festzuhalten. Younes gab nie auf, oft hing er schon halb aus dem Bett und unternahm trotzdem noch den hoffnungslosen Versuch, sich den letzten Bettzipfel zwischen die Füße zu klemmen oder mit der Faust zu umklammern, um sich so die Decke wieder zurückzuerobern.
"Aufstehen, ihr Schlafmützen! Die Sahraoui stehen am Stadtwall!"
"Zisch ab", murrte Younes und tastete nach seiner Decke, die auf dem Boden lag. Nourdin unternahm nicht einmal mehr den Versuch. Er drehte sich um und schlief ohne Decke weiter.
"Wenn dich die Liebe ruft, so folge ihr, auch wenn ihre Wege schwer und steil sind. Und wenn ihre Flügel dich umfassen, gib ihr nach, auch wenn das Schwert in ihrem Gefieder versteckt dich verwunden kann. Und wenn sie zu dir spricht, glaube ihr."
Ich trage es auf dieser Reise mit mir, als Dein Gebet für mich.
Bis bald, meine liebe Mariam, Younes Nourdin hing schon die ganze Zeit über der Reling. Er kotzte wie ein Reiher und jammerte, dass er nicht hätte weggehen sollen. Als der Küstensaum hinter ihnen verschwand und das Wasser immer dunkler und ungestümer wurde, hatte er sich zu Younes gebeugt und mit schwacher Stimme geschworen, dass er die dreifache Summe drauflegen würde, wenn er nur umkehren könnte. Er schwor bei seiner Mutter. Younes sagte nichts. Er spürte den Stein in seinem Magen, während Nourdin sich erneut vorbeugte und Galle spuckte.
Nourdin wäre besser nicht mitgekommen, dachte Younes schuldbewusst.
Er hatte Nourdin überredet, mit ihm auf die andere Seite zu reisen. Younes würde ihn am liebsten festhalten, ihn an sich drücken, ihn auf den Kopf küssen und ihn fragen, ob er ihm vergeben konnte.
Für seine Unbesonnenheit.
Für seinen idiotischen und egoistischen Plan.
Für seine Freundschaft, die bisweilen nicht viel mehr war als ein hochmütiges Erdulden von Nourdins Anwesenheit.
Manchmal überging er ihn tagelang, weil ihm Nourdins Gesicht und sein ewiger Optimismus unerträglich waren.
Ihn um Vergebung bitten, weil er ihn oft lieber aus der Ferne als aus der Nähe sah. Es hatte ihn damals unendliche Mühe gekostet, seine Enttäuschung zu verbergen, als Nourdin ihm hocherfreut mitteilte, dass er sich auch an der Universität in Oujda eingeschrieben hatte.
Als einziger Trost blieb ihm, dass Nourdin sich zum Glück nicht an derselben Fakultät immatrikuliert hatte. Literatur war Nourdins Sache nicht.
Schon oft hatte sich Younes gefragt, wann und wieso sie sich angefreundet hatten. Ihre Freundschaft schien mittlerweile so selbstverständlich zu sein. Sie waren als Kinder Nachbarn gewesen, hatten dieselbe Grundschule und später dasselbe Gymnasium besucht.
Ihre Freundschaft war schon immer da gewesen, sie hatten sich beide nicht darum bemühen müssen. Aus einer Reihe unbedeutender Zufälle wuchs eine lebenslange Verbindung heran, die nicht in Frage gestellt wurde.
"Und das willst du wirklich tun?", hatte Nourdin ihn damals entsetzt gefragt.
Younes hatte genickt.
Welchen Sinn hatte es, allein aufzubrechen oder allein zurückzubleiben? Von dem Moment an, als Younes ihn in seine Pläne eingeweiht hatte, wurde Nourdin zu seinem Komplizen. Aus seinem Plan wurde der Plan von Younes und Nourdin.
Schon lange hatten die beiden nicht mehr gemeinsam einen derart spektakulären Plan geschmiedet.
Ihr letztes großes Unterfangen war während ihrer Unizeit in Oujda gewesen. Zu zweit waren sie gen Süden gezogen, in die Westsahara. Als Ehrenbezeugung für Omar, einen Kommilitonen von ihnen, einen Sahraoui.
Er war bei einem Autounfall ums Leben gekommen.
Omar stand morgens immer als Erster auf. Mit einer ausholenden Bewegung schob er dann die Vorhänge vor dem Fenster zur Seite, damit zum großen Ärger von Nourdin und Younes das Sonnenlicht ungehindert mit einem Schwall ins Zimmer flutete.
Nourdin und Yourdes machten sich dann ganz klein in ihren Betten, zogen sich die Decke über den Kopf, klemmten sich einen Zipfel zwischen die Beine und hielten den Saum der Decke mit den Händen möglichst gut fest, gewappnet für das, was nun folgte.
Omar schlich sich an sie heran und zog ihnen blitzschnell mit einem kräftigen Ruck die Decke weg. Die Jungen wussten nie, bei wem er anfangen würde, doch keinem von beiden gelang es jemals, die Decke festzuhalten. Younes gab nie auf, oft hing er schon halb aus dem Bett und unternahm trotzdem noch den hoffnungslosen Versuch, sich den letzten Bettzipfel zwischen die Füße zu klemmen oder mit der Faust zu umklammern, um sich so die Decke wieder zurückzuerobern.
"Aufstehen, ihr Schlafmützen! Die Sahraoui stehen am Stadtwall!"
"Zisch ab", murrte Younes und tastete nach seiner Decke, die auf dem Boden lag. Nourdin unternahm nicht einmal mehr den Versuch. Er drehte sich um und schlief ohne Decke weiter.
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Autoren-Porträt von Rachida Lamrabet
Rachida Lamrabet wurde 1970 in Marokko geboren und lebt in Belgien. Sie arbeitet als Juristin im Zentrum für Chancengleichheit und Bekämpfung von Rassismus in Antwerpen.Heike Baryga, geboren 1966, übersetzt aus dem Niederländischen, u. a. Magriet de Moor, Hella Haase und Jessica Durlacher. Ihre Übersetzung von Annelies Verbekes Roman "Schlaf" wurde für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert.
Bibliographische Angaben
- Autor: Rachida Lamrabet
- 2010, 254 Seiten, Maße: 12 x 18,6 cm, Taschenbuch, Deutsch
- Übersetzung: Baryga, Heike
- Übersetzer: Heike Baryga
- Verlag: Luchterhand Literaturverlag
- ISBN-10: 3630621759
- ISBN-13: 9783630621753
Rezension zu „Frauenland “
"Spannend, temporeich und mit großem Scharfblick geschrieben, dabei höchst lesbar."
Kommentar zu "Frauenland"
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