Friedrich
Ein deutscher König
Der preußische König Friedrich der Große zählt zu den herausragenden Herrschern der deutschen und europäischen Geschichte. Zu seinem 300. Geburtstag im Januar 2012 beleuchten ARD und ARTE in einem großen Dokudrama seine...
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Produktinformationen zu „Friedrich “
Der preußische König Friedrich der Große zählt zu den herausragenden Herrschern der deutschen und europäischen Geschichte. Zu seinem 300. Geburtstag im Januar 2012 beleuchten ARD und ARTE in einem großen Dokudrama seine widersprüchliche Persönlichkeit und seine historische Rolle. Johannes Unger, Verantwortlicher des TV-Projekts, wirft in seinem Buch Schlaglichter auf die Leistungen und Ruhmestaten, aber auch auf die Schattenseiten des großen Königs.
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Klappentext zu „Friedrich “
Der preußische König Friedrich der Große zählt zu den herausragenden Herrschern der deutschen und europäischen Geschichte. Zu seinem 300. Geburtstag im Januar 2012 beleuchten ARD und ARTE in einem großen Dokudrama seine widersprüchliche Persönlichkeit und seine historische Rolle. Johannes Unger, Verantwortlicher des TV-Projekts, wirft in seinem Buch Schlaglichter auf die Leistungen und Ruhmestaten, aber auch auf die Schattenseiten des großen Königs.Wer war Friedrich ? Hochbegabter Visionär oder gefürchteter Tyrann ? Schöngeistiger Philosoph oder kalt berechnender Feldherr ? Zweifellos war er ein König der Widersprüche, der mit der französischen Aufklärung sympathisierte, Preußen reformierte und zur Toleranz aufrief, aber auch Friedensverträge brach, verlustreiche Kriege führte und umfangreiche Gebiete annektierte. Johannes Unger holt ihn vom Sockel der Heroenverehrung herunter auf den Boden der historischen Tatsachen und lässt mit frischem, unbefangenem Blick sein turbulentes Leben Revue passieren.
Lese-Probe zu „Friedrich “
Friedrich - Ein deutscher König von Johannes UngerEinleitung: Ruhm, Risiko und die Kunst der Verstellung
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Kaum eine andere Herrscherfigur der deutschen Geschichte ist uns durch Anekdote, Überlieferung und Stilisierung bildlich so nahe gerückt wie Friedrich II. von Preußen: hoch zu Ross, mit Dreispitz und in Uniform, an der Spitze seiner Truppen, der Blick fest und entschlossen, nah beim Volk und doch irgendwie entrückt.
So hat ihn auch Franz Dudde dargestellt, ein Historienmaler aus dem 19. Jahrhundert, der wie die meisten seiner Künstlerkollegen den Preußenkönig nie gesehen hat und sich beim Abbilden vom Zeitgeist und von den Vorstellungen seiner Auftraggeber leiten ließ. Duddes »Friedrich der Große« schmückt das Cover dieses Buches. Das kleine Schlachtengemälde, das dazumontiert ist, stammt aus der gleichen Zeit und ist von Carl Roechling, einem weiteren Friedrich-Verehrer.
Diese heroisierenden Darstellungen des Preußenkönigs wecken Interesse und zugleich Widerspruch: Wer war Friedrich II. wirklich? Was wissen wir sicher über ihn? Welche Persönlichkeit kommt zum Vorschein, wenn man den Lack der Geschichte vorsichtig abträgt und sich von den Spiegelungen und Blendungen der Nachwelt nicht irritieren lässt? Warum hat dieser Herrscher mit seiner Politik und seinem Handeln so viel Bewunderung und zugleich so viel Ablehnung hervorgerufen?
An der Legende vom »Großen König« wurde schon zu seinen Lebzeiten gewoben, und Friedrich selbst hat durch politische Inszenierung und virtuose Selbstdarstellung ganz wesentlich dazu beigetragen. In seiner berühmten Schrift »Der Antimachiavell«, in der Friedrich, noch als Kronprinz, seine Vorstellungen von der idealen Fürstenherrschaft postuliert, findet sich ein Satz, der als eine Art Lebensentwurf gedeutet werden kann - und wohl auch sollte: »Da gibt's nun Zeitalter, die kommen der Ruhmbegier der Eroberernaturen zustatten. Jener verwegenen und unternehmenden Menschen, die geboren scheinen zu handeln und außerordentliche Umwälzungen in der Welt zu wirken. Revolutionen und Kriege sind ihnen Lebensluft.«
Friedrichs komplexe Persönlichkeit lässt sich vielleicht am besten mit drei Charaktermerkmalen umschreiben: dem Streben nach Anerkennung und Ruhm (Geltungsdrang?), Risikobereitschaft (Skrupellosigkeit?) und der Kunst der Verstellung.
Sein Wunsch, es dem strengen (Über-)Vater und aller Welt zu zeigen, war der Motor des ehrgeizigen Projektes Preußen, das Friedrich von Anfang an verfolgte. Als der junge König gleich nach seinem Regierungsantritt Schlesien überfällt, um sich unter den Mächten Europas Geltung zu verschaffen, ist er damit bereit, sein persönliches Schicksal und das seines Königreichs aufs Spiel zu setzen. Er will den Ruhm, koste es, was es wolle.
Seine Risikobereitschaft stellt Friedrich immer wieder unter Beweis - politisch, indem er Kriege anzettelt und halb Europa gegen sich aufbringt; diplomatisch, indem er je nach Interesse und Wetterlage Partner und Allianzen wechselt; militärisch, indem er riskante Kriegszüge und darin waghalsige Manöver ausführt, und ganz persönlich, indem er sich in zahlreichen Schlachten in Lebensgefahr begibt. Die vermutlich wahre Geschichte von der Schnupftabaksdose, die dem Heerführer im Kugelhagel einer Schlacht das Leben rettete, wurde zur Heldenlegende. Der »Große König« war vor allem eines - ein Hasardeur.
Friedrichs Fähigkeit, sich zu verstellen, durchzieht sein politisches und sein persönliches Handeln. Ob im Konflikt mit dem brutalen Vater, dem übermächtigen »Soldatenkönig«, ob nach dem gescheiterten Fluchtversuch mit seinem Freund Katte oder später in den diplomatischen Ränkespielen mit den europäischen Mächten - Friedrichs Absichten sind für seine Umwelt schwer berechenbar. Nicht nur dem französischen Gesandten Valory bleibt der Preußenkönig zeitlebens »ein Rätsel«. »Die Kunst, seine Gedanken zu verbergen, auch Verstellung genannt, ist für jeden Mann unerlässlich, der bedeutende Dinge vollbringen will!«, rechtfertigt Friedrich diesen Wesenszug. Später wird er sich verräterisch und selbstironisch zugleich mit einem »Dorfschauspieler« vergleichen, der durch die Welt zieht, um seine »blutigen Tragödien aufzuführen«.
Geltungsdrang, Risikobereitschaft und die Fähigkeit zur Verstellung - diese durchaus ambivalenten Eigenschaften paaren sich bei Friedrich mit hohem Intellekt, der Liebe zu Kunst, Literatur und Musik sowie mit einem überaus fortschrittlichen Verständnis von Herrschaft und Staat. Fortschrittlich deshalb, weil er sein Königtum nicht mehr auf die Gnade Gottes gründet, sondern seine Macht eher philosophisch legitimiert. Er glaubt nicht allein an die von Gott gegebene Herrscherrolle, vielmehr lässt er sich von der Überzeugung leiten, ein Fürst müsse seinen Herrschaftsanspruch durch vernünftiges, nützliches Handeln beglaubigen. Insofern ist Friedrich, der Philosoph auf dem Thron, der »Erfinder« des aufgeklärt absolutistischen Herrschertypus. Seine berühmten Äußerungen zur Religion - »Jeder muss nach seiner Fasson selig werden!« - und zur Herrschaft - »Ich bin der erste Diener meines Staates!« - belegen dies eindrucksvoll.
Und hier zeigt sich der andere Friedrich, der pflichtbewusste, treu sorgende Landesvater, der Kanäle und Manufakturen bauen und das Oderbruch trockenlegen lässt, der sich selbst um die Versorgung seiner Untertanen kümmert und seinen Bauern gute Ratschläge gibt, der Eingaben und Bittschriften persönlich beantwortet, seine Beamten antreibt und maßregelt. Das Volk hat diesen sich mühenden, fürsorglichen König als »Alten Fritz« im kollektiven Gedächtnis abgespeichert.
»Friedrich - Ein deutscher König« - das ist der Titel dieser Biographie. Aber darf man den preußischen Monarchen so ohne Weiteres als »deutschen König« bezeichnen? Schließlich sah sich der vorwiegend französisch sprechende Herrscher zuerst als Brandenburger Fürst aus dem Hause Hohenzollern und vor allem als »Preuße«. Die Begriffe »deutsch« und »Deutschland« spielten in der Gedankenwelt Friedrichs und seiner Zeitgenossen noch keine beherrschende Rolle. Und dennoch erscheint das Attribut passend. Zum einen, weil Friedrich mit seiner riskanten Expansionspolitik und seinem aufgeklärt absolutistischen Herrschaftsverständnis den Grundstein legte für Preußens Großmachtstellung in Europa und damit für die Bildung des Deutschen Reiches unter Führung der Hohenzollern. Zum anderen, weil spätere Generationen ihre Haltung zur deutschen Nation im Guten wie im Schlechten immer wieder auf den Preußenherrscher projizierten.
Friedrich wurde verehrt und verteufelt, glorifiziert und verdammt, je nachdem welche Empfindungen und kollektiven Erfahrungen das Urteil des Betrachters leiteten. Dass man in Sachsen und Österreich, vor allem aber in Polen bis in die Gegenwart hinein seinem Wirken nur wenig Gutes abgewinnen konnte, ist vor diesem Hintergrund verständlich. Und welch grelle nationalistische Verfärbungen das Friedrich-Bild annehmen kann, haben die Nationalsozialisten mit ihrer ideologischen Vereinnahmung und Verherrlichung des Preußenkönigs gezeigt.
In jedem Fall war Friedrich II. eine Ausnahmeerscheinung der deutschen und europäischen Geschichte, ein Herrscher, der durch eigenen Willen einer ganzen Epoche seinen Stempel aufdrückte, und eine vielschichtige Persönlichkeit, die zu ergründen bis heute reizvoll ist. Dieses Buch versteht sich nicht als geschichtswissenschaftliche Abhandlung, welche die Figur des Preußenkönigs neu interpretieren oder noch unbekannte Details erhellen möchte. Geheimnisse über Friedrich gibt es denn wohl auch kaum noch zu lüften, Leben und Wirken sind über die Jahrhunderte breit erforscht - sieht man von der immer wieder heiß diskutierten und psychologisch sicher nicht ganz unwichtigen Frage nach Friedrichs sexueller Ausrichtung ab.
Dieses Buch trägt vielmehr zusammen, was wir gesichert über das Leben dieser prägenden Gestalt wissen, und ordnet die Figur in die damaligen Verhältnisse ein. Es wählt dabei die Form der historischen Reportage, um die Leser in das Verständnis der Zeit hineinzuholen. Kleine Exkurse, etwa über das Leben am Hofe oder das Militärwesen, skizzieren Umfeld und Umstände, in denen Friedrich agierte.
Treten wir nun also neugierig und gespannt an den Hof des Preußenkönigs. Als Anleitung mögen uns die Ratschläge dienen, die der Marquis d'Argens dem späteren Freund und Vorleser Friedrichs, Henri de Catt, gab, als dieser zum ersten Mal zu seinem Fürsten gerufen wurde: »Reden Sie wenig, seien Sie unserem Philosophen gegenüber bedächtig und gesetzt, aber ohne Zwang und Ziererei; lassen Sie sich möglichst wenig auf Späßchen ein; bekunden Sie nur geringes Verlangen nach Vertraulichkeiten, mit denen er sich Ihnen nähern könnte und, nach der Art und Weise, wie er von Ihnen zu mir gesprochen hat, auch nähern wird, und lassen Sie dieses geringe Verlangen besonders dann sich zeigen, wenn er Ihnen etwas über seine Familie sagen sollte; bemängeln Sie um Gottes willen weder seine Prosa noch seine Verse, bitten Sie um nichts, besonders nicht um Geld, und beachten Sie so wenig, wie die Höflichkeit es gestattet, alle diejenigen, die er für Narren, Schurken, Ränkeschmiede und Querköpfe hält.«
Kaum eine andere Herrscherfigur der deutschen Geschichte ist uns durch Anekdote, Überlieferung und Stilisierung bildlich so nahe gerückt wie Friedrich II. von Preußen: hoch zu Ross, mit Dreispitz und in Uniform, an der Spitze seiner Truppen, der Blick fest und entschlossen, nah beim Volk und doch irgendwie entrückt.
So hat ihn auch Franz Dudde dargestellt, ein Historienmaler aus dem 19. Jahrhundert, der wie die meisten seiner Künstlerkollegen den Preußenkönig nie gesehen hat und sich beim Abbilden vom Zeitgeist und von den Vorstellungen seiner Auftraggeber leiten ließ. Duddes »Friedrich der Große« schmückt das Cover dieses Buches. Das kleine Schlachtengemälde, das dazumontiert ist, stammt aus der gleichen Zeit und ist von Carl Roechling, einem weiteren Friedrich-Verehrer.
Diese heroisierenden Darstellungen des Preußenkönigs wecken Interesse und zugleich Widerspruch: Wer war Friedrich II. wirklich? Was wissen wir sicher über ihn? Welche Persönlichkeit kommt zum Vorschein, wenn man den Lack der Geschichte vorsichtig abträgt und sich von den Spiegelungen und Blendungen der Nachwelt nicht irritieren lässt? Warum hat dieser Herrscher mit seiner Politik und seinem Handeln so viel Bewunderung und zugleich so viel Ablehnung hervorgerufen?
An der Legende vom »Großen König« wurde schon zu seinen Lebzeiten gewoben, und Friedrich selbst hat durch politische Inszenierung und virtuose Selbstdarstellung ganz wesentlich dazu beigetragen. In seiner berühmten Schrift »Der Antimachiavell«, in der Friedrich, noch als Kronprinz, seine Vorstellungen von der idealen Fürstenherrschaft postuliert, findet sich ein Satz, der als eine Art Lebensentwurf gedeutet werden kann - und wohl auch sollte: »Da gibt's nun Zeitalter, die kommen der Ruhmbegier der Eroberernaturen zustatten. Jener verwegenen und unternehmenden Menschen, die geboren scheinen zu handeln und außerordentliche Umwälzungen in der Welt zu wirken. Revolutionen und Kriege sind ihnen Lebensluft.«
Friedrichs komplexe Persönlichkeit lässt sich vielleicht am besten mit drei Charaktermerkmalen umschreiben: dem Streben nach Anerkennung und Ruhm (Geltungsdrang?), Risikobereitschaft (Skrupellosigkeit?) und der Kunst der Verstellung.
Sein Wunsch, es dem strengen (Über-)Vater und aller Welt zu zeigen, war der Motor des ehrgeizigen Projektes Preußen, das Friedrich von Anfang an verfolgte. Als der junge König gleich nach seinem Regierungsantritt Schlesien überfällt, um sich unter den Mächten Europas Geltung zu verschaffen, ist er damit bereit, sein persönliches Schicksal und das seines Königreichs aufs Spiel zu setzen. Er will den Ruhm, koste es, was es wolle.
Seine Risikobereitschaft stellt Friedrich immer wieder unter Beweis - politisch, indem er Kriege anzettelt und halb Europa gegen sich aufbringt; diplomatisch, indem er je nach Interesse und Wetterlage Partner und Allianzen wechselt; militärisch, indem er riskante Kriegszüge und darin waghalsige Manöver ausführt, und ganz persönlich, indem er sich in zahlreichen Schlachten in Lebensgefahr begibt. Die vermutlich wahre Geschichte von der Schnupftabaksdose, die dem Heerführer im Kugelhagel einer Schlacht das Leben rettete, wurde zur Heldenlegende. Der »Große König« war vor allem eines - ein Hasardeur.
Friedrichs Fähigkeit, sich zu verstellen, durchzieht sein politisches und sein persönliches Handeln. Ob im Konflikt mit dem brutalen Vater, dem übermächtigen »Soldatenkönig«, ob nach dem gescheiterten Fluchtversuch mit seinem Freund Katte oder später in den diplomatischen Ränkespielen mit den europäischen Mächten - Friedrichs Absichten sind für seine Umwelt schwer berechenbar. Nicht nur dem französischen Gesandten Valory bleibt der Preußenkönig zeitlebens »ein Rätsel«. »Die Kunst, seine Gedanken zu verbergen, auch Verstellung genannt, ist für jeden Mann unerlässlich, der bedeutende Dinge vollbringen will!«, rechtfertigt Friedrich diesen Wesenszug. Später wird er sich verräterisch und selbstironisch zugleich mit einem »Dorfschauspieler« vergleichen, der durch die Welt zieht, um seine »blutigen Tragödien aufzuführen«.
Geltungsdrang, Risikobereitschaft und die Fähigkeit zur Verstellung - diese durchaus ambivalenten Eigenschaften paaren sich bei Friedrich mit hohem Intellekt, der Liebe zu Kunst, Literatur und Musik sowie mit einem überaus fortschrittlichen Verständnis von Herrschaft und Staat. Fortschrittlich deshalb, weil er sein Königtum nicht mehr auf die Gnade Gottes gründet, sondern seine Macht eher philosophisch legitimiert. Er glaubt nicht allein an die von Gott gegebene Herrscherrolle, vielmehr lässt er sich von der Überzeugung leiten, ein Fürst müsse seinen Herrschaftsanspruch durch vernünftiges, nützliches Handeln beglaubigen. Insofern ist Friedrich, der Philosoph auf dem Thron, der »Erfinder« des aufgeklärt absolutistischen Herrschertypus. Seine berühmten Äußerungen zur Religion - »Jeder muss nach seiner Fasson selig werden!« - und zur Herrschaft - »Ich bin der erste Diener meines Staates!« - belegen dies eindrucksvoll.
Und hier zeigt sich der andere Friedrich, der pflichtbewusste, treu sorgende Landesvater, der Kanäle und Manufakturen bauen und das Oderbruch trockenlegen lässt, der sich selbst um die Versorgung seiner Untertanen kümmert und seinen Bauern gute Ratschläge gibt, der Eingaben und Bittschriften persönlich beantwortet, seine Beamten antreibt und maßregelt. Das Volk hat diesen sich mühenden, fürsorglichen König als »Alten Fritz« im kollektiven Gedächtnis abgespeichert.
»Friedrich - Ein deutscher König« - das ist der Titel dieser Biographie. Aber darf man den preußischen Monarchen so ohne Weiteres als »deutschen König« bezeichnen? Schließlich sah sich der vorwiegend französisch sprechende Herrscher zuerst als Brandenburger Fürst aus dem Hause Hohenzollern und vor allem als »Preuße«. Die Begriffe »deutsch« und »Deutschland« spielten in der Gedankenwelt Friedrichs und seiner Zeitgenossen noch keine beherrschende Rolle. Und dennoch erscheint das Attribut passend. Zum einen, weil Friedrich mit seiner riskanten Expansionspolitik und seinem aufgeklärt absolutistischen Herrschaftsverständnis den Grundstein legte für Preußens Großmachtstellung in Europa und damit für die Bildung des Deutschen Reiches unter Führung der Hohenzollern. Zum anderen, weil spätere Generationen ihre Haltung zur deutschen Nation im Guten wie im Schlechten immer wieder auf den Preußenherrscher projizierten.
Friedrich wurde verehrt und verteufelt, glorifiziert und verdammt, je nachdem welche Empfindungen und kollektiven Erfahrungen das Urteil des Betrachters leiteten. Dass man in Sachsen und Österreich, vor allem aber in Polen bis in die Gegenwart hinein seinem Wirken nur wenig Gutes abgewinnen konnte, ist vor diesem Hintergrund verständlich. Und welch grelle nationalistische Verfärbungen das Friedrich-Bild annehmen kann, haben die Nationalsozialisten mit ihrer ideologischen Vereinnahmung und Verherrlichung des Preußenkönigs gezeigt.
In jedem Fall war Friedrich II. eine Ausnahmeerscheinung der deutschen und europäischen Geschichte, ein Herrscher, der durch eigenen Willen einer ganzen Epoche seinen Stempel aufdrückte, und eine vielschichtige Persönlichkeit, die zu ergründen bis heute reizvoll ist. Dieses Buch versteht sich nicht als geschichtswissenschaftliche Abhandlung, welche die Figur des Preußenkönigs neu interpretieren oder noch unbekannte Details erhellen möchte. Geheimnisse über Friedrich gibt es denn wohl auch kaum noch zu lüften, Leben und Wirken sind über die Jahrhunderte breit erforscht - sieht man von der immer wieder heiß diskutierten und psychologisch sicher nicht ganz unwichtigen Frage nach Friedrichs sexueller Ausrichtung ab.
Dieses Buch trägt vielmehr zusammen, was wir gesichert über das Leben dieser prägenden Gestalt wissen, und ordnet die Figur in die damaligen Verhältnisse ein. Es wählt dabei die Form der historischen Reportage, um die Leser in das Verständnis der Zeit hineinzuholen. Kleine Exkurse, etwa über das Leben am Hofe oder das Militärwesen, skizzieren Umfeld und Umstände, in denen Friedrich agierte.
Treten wir nun also neugierig und gespannt an den Hof des Preußenkönigs. Als Anleitung mögen uns die Ratschläge dienen, die der Marquis d'Argens dem späteren Freund und Vorleser Friedrichs, Henri de Catt, gab, als dieser zum ersten Mal zu seinem Fürsten gerufen wurde: »Reden Sie wenig, seien Sie unserem Philosophen gegenüber bedächtig und gesetzt, aber ohne Zwang und Ziererei; lassen Sie sich möglichst wenig auf Späßchen ein; bekunden Sie nur geringes Verlangen nach Vertraulichkeiten, mit denen er sich Ihnen nähern könnte und, nach der Art und Weise, wie er von Ihnen zu mir gesprochen hat, auch nähern wird, und lassen Sie dieses geringe Verlangen besonders dann sich zeigen, wenn er Ihnen etwas über seine Familie sagen sollte; bemängeln Sie um Gottes willen weder seine Prosa noch seine Verse, bitten Sie um nichts, besonders nicht um Geld, und beachten Sie so wenig, wie die Höflichkeit es gestattet, alle diejenigen, die er für Narren, Schurken, Ränkeschmiede und Querköpfe hält.«
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Autoren-Porträt von Johannes Unger
Unger, JohannesJohannes Unger, geboren 1964 in Braunschweig. Nach Stationen beim NDR und WDR seit 1993 beim rbb (zuvor ORB). Dort leitet er die Abteilung Dokumentation und Zeitgeschehen. In seiner Verantwortung entstanden zahlreiche preisgekrönte Produktionen, darunter »Chronik der Wende«, »Preußen - Chronik eines deutschen Staates«, »24h Berlin« und "60 x Deutschland«. Für das Projekt »20 x Brandenburg« wurde er 2011 mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet.
Bibliographische Angaben
- Autor: Johannes Unger
- 2011, 315 Seiten, 29 farbige Abbildungen, mit Schwarz-Weiß-Abbildungen, Maße: 13,6 x 20,5 cm, Gebunden, Deutsch
- Mitarbeit: Ogiermann, Jan M.
- Verlag: Propyläen
- ISBN-10: 3549074131
- ISBN-13: 9783549074138
- Erscheinungsdatum: 10.10.2011
Rezension zu „Friedrich “
»Einfach und informativ« SÜDDEUTSCHE ZEITUNG, Gustav Seibt, 18.11.11 »Johannes Unger holt ihn vom Sockel der Heroenverehrung herunter auf den Boden der historischen Tatsachen und lässt mit frischem, unbefangenem Blick sein turbulentes Leben Revue passieren.« DER NEUE TAG, 13.10.11 »Klar und stringent erzählt« NORDSEE-ZEITUNG, 24.12.11 »Unger verfolgt in dieser historischen Reportage kenntnisreich und mit erhellenden Exkursen etwa zur Wirtschaftspolitik, Kriegstechnik oder zur Position der Mitakteure Österreich, Großbritannien und Russland auf dem europäischen Kriegsschauplatz das Lebens des Ausnahme-Herrschers Friedrich.« NEUE OSNABRÜCKER ZEITUNG, 04.01.2012 »Kennisreich« OSNABRÜCKER ZEITUNG, 04.01.2012
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